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CAT Gänsefüßchen
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Beiträge: 32
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C 24.05.2007 12:10 [KGe] Abendspaziergang von CAT
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Hallo!
Meine erste Geschichte werf ich euch mal zum Fraß vor. Ich fürchte die Perspektive ist ein wenig ungewoht und der Text eher lang, aber recht viel Kürzeres hab ich nicht...
Viel Spaß beim Lesen!
Du bewunderst ein zartes Spinnennetz, es dämmert und ein leiser Wind haucht den Bäumen Leben ein. Deine Schritte führen dich immer tiefer in das Herz des Waldes.
Du kennst keine Furcht und du bist Unbesiegbar.
Noch.
Die Dunkelheit legt sich wie ein sanftes Tuch über den Wald. Du hörst deine Schritte und du denkst nicht daran umzukehren. Längst hast du alle Wege hinter dir gelassen. Es riecht nach Pech, nach Wald und nach etwas anderem, etwas dass du nicht kennst. Du bleibst stehen, aber es nützt nichts, du erinnerst dich an den Geruch nicht, obwohl er dir so unheimlich vertraut ist.
Sicheren Schrittes gehst du schließlich weiter. Ringsum neigen sich die Bäume, wie dunkle Schatten dir entgegen. Plötzlich wird es kälter, du reibst die Hände aneinander und beschleunigst deine Schritte.
Dieser unbekannte Geruch nimmt immer mehr zu, bald schon überdeckt er den frischen Geschmack des Waldes, es ist ein seltsamer Geruch, schwer und zugleich süß. Etwas streift deine Schulter, du drehst dich um und lächelst, es ist nur ein Ast im Wind.
Dann glaubst du Schritte zu hören, ein Stück hinter dir. Du schimpfst dich einen Narren und gehst schneller. Längst hast du vergessen wo du bist und wo du hin willst. Ein Baum gleicht den Anderen und dazwischen liegen nur düstere Schatten.
Ein Ast knackt, als hätte ihn jemand zerbrochen, diesmal bildest du dir nichts ein. Du lässt deinen Blick kreisen, aber es gibt nichts, das deine Aufmerksamkeit erweckt. Eine Gänsehaut zieht sich über deinen Rücken und deine nackten Arme.
Der Wind in den Bäumen säuselt ein Lied, fast glaubst du die fremdartige Melodie zu erkennen, aber du irrst dich. Dein Verstand spielt dir einen bösen Streich nach dem anderen, du schüttelst deinen Kopf und blinzelst mit den Augen. Als du sie wieder öffnest, hörst du jemanden deinen Namen rufen, wie aus weiter Ferne. Du fröstelst und ziehst die Jacke enger um dich, dann ziehst du die Nase hoch, als könntest du damit diesen fremden Geruch vertreiben.
Wie aus dem Nichts wächst da eine Wurzel aus dem Boden. Du stolperst, aber es gelingt dir im letzten Moment, dich an einem Baum aufzufangen. Deine Hände liegen auf der rissigen Rinde. Etwas Feuchtes benetzt deine Handfläche und die Arme. Die Rinde fühlt sich warm an und seltsam - lebendig. Du wischt dir die Hände an deiner Hose sauber. Da ist dir, als würde sich ein zweites Paar Hände über die deinen legen. Du reißt die Arme an die Brust und fährst herum. Hinter dir, neben dir, nur Bäume, unschuldige Bäume. Du fluchst leise und schiebst die Hände in die Jackentaschen.
Jetzt beginnst du zu laufen, du nimmst keine Rücksicht mehr, brichst durch Büsche und kümmerst dich nicht um tief hängende Äste. Zweige krallen sich wie kalte, tote Finger an dir fest. Du reißt dich los, eine furchtbare Angst hat von dir Besitz ergriffen und in der Ferne hörst du jemanden hämisch lachen. Der Wind treibt dich wie ein Vieh vor sich her.
Plötzlich trifft eine Faust deine Schulter und wirft dich zu nieder. Du landest mit dem Gesicht auf dem weichen Waldboden. Es ist nur ein kurzer Augenblick bis du dich wieder aufraffst, aber er genügt, um das Pochen eines Herzens zu hören, tief im Inneren der Erde.
Ein ersticktes Wimmern entflieht deiner Kehle. Auf einmal ist dein Mund so trocken wie Pergament. Deine Zunge liegt wie ein runzeliger, haariger Finger in deinem Rachen und es bereitet dir Mühe sie überhaupt zu bewegen.
Du ignorierst den Schmerz in deiner Schulter und hastest weiter, nur fort hier. Während du läufst, beginnst du ein altes Tischgebet aus deiner Kindheit zu flüstern. Deine Stimme ist heißer und deine Lippen platzen, aber du merkst es nicht einmal.
In der Ferne erkennst du plötzlich ein blasses Schimmern. Ein Licht, plötzlich schöpfst du wieder Mut, das Amen krächzt du zwischen zwei hastigen Atemzügen. Deine Füße verheddern sich in einem Dornengebüsch, mit zusammengebissenen Zähnen befreist du dich und läufst weiter. Du wagst es nicht, den Lichtschimmer aus den Augen zu lassen, zu groß ist die Angst, er könnte verschwinden und dich wieder alleine lassen.
Aber bist du denn alleine?
Eine grausige Kralle fährt über deine Wange und du spürst ein dünnes Blutrinnsal über dein Gesicht laufen. Du hältst schützend die Hände vor dich und doch trifft dich der nächste Schlag mit unheimlicher Präzision. Diesmal in den Magen, du krümmst dich und gehst in die Knie. Du wirfst einen Blick zurück und auch diesmal siehst du nur Bäume, einer der unteren Äste ist abgebrochen und ragt tot und düster in deine Richtung. Du musst dagegen gelaufen sein, redest du dir ein, es ist nichts, wovor man sich fürchten muss. Noch immer kämpfst du gegen die Furcht, die dich zu übermannen droht. Zitternd richtest du dich auf. Du weißt, dass du nicht aufgeben darfst.
Das Licht ist noch da, aber es kommt und kommt nicht näher. Du rennst, stolperst und humpelst darauf zu, während unsichtbare Krallen dir die Kleider zerreißen und das Gesicht zerkratzen.
Endlich scheint es näher zu kommen, ein Schrei durchzieht die Nacht und lässt dich ängstlich zusammenzucken. Du spürst, dass jemand hinter dir ist und du raffst all deine Kräfte zusammen und rennst so schnell du kannst, auf den Lichtschimmer zu.
Plötzlich greifen deine Finger in ein unsichtbares Netz, das dir den Weg versperrt. Etwas Unbekanntes, Kaltes zerrt an deinem Fuß, will dich zurückholen. Du hast den Waldrand fast erreicht, zwischen zwei Sträuchern erkennst du die erste Wiese und dahinter ein Bauernhaus, dessen Fenster hell erleuchtet sind.
Deine Finger tasten suchend über das Netz, das dir den Weg versperrt, gleichzeitig versuchst du vergebens deinen Fuß aus der eisigen Umklammerung zu lösen. Es dauert eine Weile bis du erkennst, dass dir ein mannshoher Drahtzaun den Weg versperrt. Oben, gegen den düsteren Himmel hin, schließt er mit zwei Reihen rostigem Stacheldraht ab. Wieder wimmerst du verzweifelt, du kannst nicht vorbei, du bist zu schwach…
so schwach.
Ein Windhauch streichelt dein Gesicht, flüstert dir höhnisch fremde Worte ins Ohr. Du willst schreien, aber aus deinem Mund kommt kein Ton. Ein haariger Finger fährt langsam über deinen Nacken, du glaubst, heißen Atem im Rücken zu spüren. Aber du wagst es nicht, dich umzudrehen, zu groß ist die Angst.
Immer mehr reißt du an dem Drahtzaun vor dir, Panik hat dich ergriffen, du spürst kaum, wie du dir die Finger aufreißt. Dann endlich fährt ein Ruck durch deinen Körper, diesmal gelingt es dir zu schreien, aber dein Ruf bleibt ungehört und erstickt in einem trockenen Husten. Du ringst um Luft, dein Herz hämmert, deine Finger lösen sich, einer nach dem anderen von Zaun. Wie eine ungeliebte Puppe sinkst du zusammen und krümmst dich am Boden. Deine Hände umfassen deine Kehle, aber die Luft will nicht mehr in deine Lungen zurückkehren.
Mit unheimlicher Sicherheit begreifst du plötzlich, dass dich der Wald nicht gehen lassen wird, dass du für immer hier gefangen bist.
Deine Hände fühlen die warme Erde, sie schmiegt sich an dich wie ein lebendes Wesen, du willst die Hände zurückziehen, kannst dich aber plötzlich nicht mehr rühren.
Du zitterst, die Welt verschwimmt und dann wird alles schwarz und tiefste Nacht umfängt dich. Aus weiter ferne dringen Stimmen an dein Ohr, aber sie sind nicht von dieser Welt.
Und plötzlich ist es vorbei, du spürst nichts mehr, du fühlst nichts mehr. In dir ist eine Besitz ergreifende Leere. Dann verlischt dein Gedächtnis und mit ihm erlischst du…
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Harpy Leseratte
H
Beiträge: 165 Wohnort: Meiningen
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H 25.05.2007 08:47
von Harpy
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Hallo CAT!
Ich beuge mich nur ungern der Aufforderung "Fraß" anzunehmen, doch da ich dir gute Absicht unterstelle, werde ich über meinen Schatten springen. ^^
Zitat: | Es riecht nach Pech, nach Wald und nach etwas anderem, etwas dass du nicht kennst. Du bleibst stehen, aber es nützt nichts, du erinnerst dich an den Geruch nicht, obwohl er dir so unheimlich vertraut ist. |
Ich würde den Geruch in einen Vergleich mit einer ähnlichkeit setzen oder es ganz weg lassen, da es gerade aus der Ich-Perspektive sinnlos ist, Dinge zu beschreiben, von denen man sowieso keine klaren Informationen bekommt.
Zitat: | Du fröstelst und ziehst die Jacke enger um dich, dann ziehst du die Nase hoch, als könntest du damit diesen fremden Geruch vertreiben. |
Erst ist er vertraut und dann fremd... *kopfschüttel*. Das solltest du besser überarbeiten.
Zitat: | Du stolperst, aber es gelingt dir im letzten Moment, dich an einem Baum aufzufangen. |
Du meinst sicher... Ast? Oder Baumstamm?
Nun, die Geschichte gefällt mir sehr gut, besonders das "unsichtbare", welches du beschreibst und die Stelle mit dem Zaun haben mich positiv überrascht. Außer zwei kleinen Schreib/Tippfehlern konnte ich nichts weiter finden.
Aber mit dem Ende kann ich noch nicht so viel anfangen. Es fehlt ein klein bisschen die Erklärung. Oder steht der Wald stellvertretend für die Natur, die den Mensch unsichtbar und gnadenlos zerstören wird?
Ich weiß nicht genau, aber ein bisschen unplausibel sind da einige Dinge noch. Ansonsten, super!
LG, Harpy
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CAT Gänsefüßchen
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Beiträge: 32
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CAT Gänsefüßchen
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Beiträge: 32
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