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Übung: Charakterbeschreibung

 
 
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag24.02.2009 19:30
Übung: Charakterbeschreibung
von Enfant Terrible
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Als wir zur Lehrerbegrüßung aufgestanden waren, richtete Hans-Peter seine graugrünen Augen prüfend auf mich. „Was ist denn schon wieder?“
„Sollte was sein?“, nuschelte ich in Richtung seines Ellenbogens. Die Energie, die ich benötigen würde, um den Kopf in seine Richtung zu heben, würde ich während der  bevorstehenden Ausfrage noch brauchen.
„Du hast die Arme vor der Brust verschränkt. Das ist eine Abwehrhaltung – ach, vergiss es“, winkte er kichernd und mit einem Kopfschütteln ab. Seine Haare flogen, den Duft von Blumenshampoo verbreitend, und kamen als gerstengoldener Helm auf dem verblüffend runden Schädel zum Liegen. Wenn es – neben der Größe – etwas gab, worum ich Hans-Peter aufrichtig beneidete, dann war es die Qualität seiner Haare.
„Ich analysiere wieder mal, weißt du.“
Genau. Obwohl Hans-Peter nicht auf allen Gebieten der hellste war, besaß er – seiner Blickhöhe entsprechend – ein regelrechtes Adlerauge. Er registrierte an Menschen Details, die für mich so schwer erkennbar waren wie die Muster auf den schwierigeren 3D-Karten beim Augenarzt.
Bestimmt wäre Hans-Peter ein guter Seelenklempner, wenn seine Beobachtungsgabe die Patienten nicht misstrauisch stimmte. Manchmal brachte mich sein ständiges Analysieren zur Weißglut, weil er sich nicht immer mit Beobachten zufrieden gab: Seine merkwürdigen Kommentare gaben mir das Gefühl, Präparat unter einem Mikroskop zu sein. Doch noch mehr irritierten die Male, wenn er nichts sagte.
So enttäuschend es war, dies über meinen besten Freund festzustellen: Ich wurde nicht schlau aus ihm. Die Zeit, als ich ihn für „einfach gestrickt“ hielt, schien so fern wie die sechste Klasse. Wie Shreks Zwiebeln hatte Hans-Peter Schichten, die in ihrem Aufbau einfach zu komplex waren. Und Menschen, die ich nicht verstand, weckten in mir seit jeher ein fast schmerzhaftes Interesse.   
Einmal mehr lag er mit seiner Beobachtung richtig: Vor einer Minute hatte ich beschlossen, einen Schmollstreik einzulegen. Den Grund dafür hatte ich im Moment seiner Frage schon wieder vergessen – Kleinigkeiten zu behalten war schließlich sein Metier. Deshalb erledigte Hans-Peter auch sämtlichen Bürokratenkram, den der Absentenheftdienst mit sich brachte.
Herr A sollte sich freuen, dass ich Hans-Peter für dieses zweifelhafte Amt an Bord geholt hatte, nachdem mir der Lehrer am Anfang des Schuljahrs diesen Dienst aufgebrummt hatte. Auf mein entrüstetes „Warum gerade ich?“ hatte Herr A. erwidert: „Weiß nicht … du wirkst so aufgeweckt.“
So aufgeweckt war Hans-Peter zwar nicht – Ausnahmen vornehmlich dann, wenn der Schulwochentunnel mit dem Lichtpunkt des Wochenendes lockte. Da bekam Hans-Peter seine hyperaktiven Phasen, in denen er unter blödem Lachen mir mein wochenlanges Knuffen und Pieksen und Zwicken (ich konnte einfach nicht die Hände von ihm lassen) auf einen Schlag heimzuzahlen suchte.
In besonders öden Schulstunden hakte er sich bei mir ein und wollte mit mir Bierschaukeln spielen – natürlich im Sitzen. Denn wenn wir beide aufrecht standen, konnte er sich höchstens mit meinem schwebenden Astralkörper oder dem überragenden Ego einkaen, während der Rest von mir sich mit seinem Ellenbogen unterhielt.


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Xumandar
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Beitrag28.02.2009 19:14

von Xumandar
Antworten mit Zitat

Zitat:
während der bevorstehenden Ausfrage noch brauchen.


Ausfrage? Sollte das nicht Befragung heissen?
Zitat:

Seine Haare flogen, den Duft von Blumenshampoo verbreitend, und kamen als gerstengoldener Helm auf dem verblüffend runden Schädel zum Liegen.


Also das liest sich als würden seine Haare sich wirklich vom Kopf abtrennen und rumfliegen bevor sie wieder landen.

Zitat:
neben der Größe


ich würde neben seiner Größe schreiben.

Zitat:
die Qualität seiner Haare.


Qualität seiner Haare? Also Schönheit oder sowas würde hier besser passen. Schließlich kommt es mir eher vor als wäre Qualität eher etwas das Hans Peter sagen würde.

Zitat:
Manchmal brachte mich sein ständiges Analysieren zur Weißglut, weil er sich nicht immer mit Beobachten zufrieden gab: Seine merkwürdigen Kommentare gaben mir das Gefühl, Präparat unter einem Mikroskop zu sein.


Also dieser Satz ist in seiner Länge ja fast grausam. Bitte in zwei aufteilen.

Zitat:
Absentenheftdienst


Was ist den das?

Zitat:
Herr A


Herr A? War da jemand etwa zu faul sich einen Familie Namen auszudenken? Wink
Zitat:

Bierschaukeln


Da kann ich mir auch nichts drunter vorstellen.

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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag01.03.2009 11:58

von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Xum, vielen Dank für deinen Kommentar!

Xumandar hat Folgendes geschrieben:
Ausfrage? Sollte das nicht Befragung heissen?

Nein. Die Szene spielt ja in der Schule, und der geläufige Begriff dafür, dass jemand an die Tafel geholt und über den Stoff der letzten Stunde ausgequetscht wird, ist meines Wissens eben die Ausfrage. Zumindest sagt man das in Bayern so  Embarassed

Xumandar hat Folgendes geschrieben:
Also das liest sich als würden seine Haare sich wirklich vom Kopf abtrennen und rumfliegen bevor sie wieder landen.

Hm, könnte stimmen. Wie würdest du es denn umschreiben, damit es eindeutiger wird?

Xumandar hat Folgendes geschrieben:
Qualität seiner Haare? Also Schönheit oder sowas würde hier besser passen. Schließlich kommt es mir eher vor als wäre Qualität eher etwas das Hans Peter sagen würde.

Naja, es gibt den Begriff "Haarqualität" ja, und "Schönheit" erschien mir ein bisschen zu verliebt-kitschig ... da muss ich noch nachdenken.

Xumandar hat Folgendes geschrieben:
Was ist den das?

Auch eine schulische Erfindung. Am Anfang jedes Jahres wird ein Zweierteam bestimmt, um jeden Tag die fehlenden Schüler ins sog. Absentenheft einzutragen, Entschuldigungen einzusammeln etc. Bürokratenkram, nicht sehr populär.


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Beitrag01.03.2009 19:25

von Xumandar
Antworten mit Zitat

Terrorkrümel hat Folgendes geschrieben:

Xumandar hat Folgendes geschrieben:
Also das liest sich als würden seine Haare sich wirklich vom Kopf abtrennen und rumfliegen bevor sie wieder landen.

Hm, könnte stimmen. Wie würdest du es denn umschreiben, damit es eindeutiger wird?


Also alleine fliegen durch wehen zu ersetzen würde schon helfen. Aber es gibt keinen Wind im Klassenzimmer, oder aber du machst einfach ein Fenster auf. Das Landen wurde ich auch ersetzen. Vielleicht durch legten.

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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag01.03.2009 20:54

von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Gute Vorschläge. Nur: Es ging ja nicht um den Wind. H-P hat seine Haare ja selbst zurechtgeschüttelt. Oder geht das nicht aus dem Text hervor? mist.

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Beitrag01.03.2009 21:16

von Xumandar
Antworten mit Zitat

Wenn ich ehrlich bin nicht so ganz.

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Beitrag02.03.2009 17:17

von Enfant Terrible
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