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Toeff und die schweren Städte


 
 
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FeinerSchreiber
Geschlecht:männlichSchneckenpost
F

Alter: 69
Beiträge: 12



F
Beitrag02.01.2009 17:15
Toeff und die schweren Städte
von FeinerSchreiber
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Monsieur Toeff Toeff wusste nicht, dass er die Stadt, auf die der Zug los raste, vernichten würde.
Es war gerade Anfang Januar und er saß im Intercity nach Düsseldorf .
Die roten Sitze rochen nach frischem Leder.
„Kaffee, Saft oder Tee?“ Der südländische Kellner der mobilen Bar schaute ihn fragend an.
 „Ein Wasser bitte.“ Toeff schaute tief in diese braunen Augen.
Der Kellner goss das Wasser ein und reichte es ihm herüber. Dabei konnte Toeff die nach Rosenöl duftenden Brusthaare des Mannes sehen, die sich aus dem Hemd rollten. Er atmete tief ein, um den männlichen Geruch einzusaugen.
Dann zahlte er und schaute aus dem Fenster.
Schnell vorbeitreibende Schneeflocken. Einige von ihnen landeten auf der Fensterscheibe und vergingen.
Das langsame Vorangleiten des Zuges hatte etwas Beruhigendes. Das gleichmäßige Rattern der Räder auf den Schienen war wie ein Mantra, das den Geist auf eine andere Ebene hebt.
Auf Toeff's Schoß lag ein in Leder gebundenes kleines Buch, in das er mit einem Füller hineinschrieb:
„ Diese mir unbekannte Stadt ruft mit großem Verlangen nach mir.“
Vor einigen Monaten hatte der telepathische Kontakt der Stadt mit ihm begonnen. Sie hatte ihre Fühler ausgestreckt und sich in seine Träume gedrängt.
„Wir brauchen dich!“ hatte die Stadt gerufen.
„Komm bitte zu uns !“
„Die Stadt ist der Traum der Menschen, die in ihr leben.“ hatte Toeff an Pipo geschrieben.
„Düsseldorf ist ein feinstofflicher Organismus, in dem alle Wesen miteinander verbunden sind,“
,hatte er hinzugefügt, „denn das Unterbewusstsein der Einwohner erschafft die Form der Stadt, ihre Glücksfälle, ihre Katastrophen.“
„Keine Ahnung, wie sie mich gefunden hat.“ schrieb er nun in sein Buch.
 „Aber so ist es immer gewesen. Hannover hat mich auch so gefunden und davor Stuttgart und München.“
„Im Gewebe des Geistes, in dem alles mit allem zusammenhängt, gibt es keine Begrenzungen und nichts ist unmöglich.“
„Die Stadt träumt mich, wie ich schwere Steine ablege und Plätze verschiebe. Kirchen ändern ihren Standort und der Rhein wird über seine Ufer treten.“
„Er ist  vor einigen Wochen hierher gekommen und hat sich eine Dachgeschosswohnung in Derendorf gemietet, nachdem die Stadt immer wieder in seinen Träumen erschien war.“  hatte Frau Nikolao ihrer Freundin erzählt.
„Seine Möbel sind schon hier und er müsste gerade jetzt in Düsseldorf ankommen!“
Toeff durchsuchte die Geschäfte im Bahnhof, um Lebensmittel und Zeitungen zu kaufen.
„Haben Sie frische Bananen ?“  
Danach erkundete er die Umgebung des Bahnhofs.
„Nicht so wuchtig und schön wie Hannover.“ schrieb Toeff in sein Buch.
„Diese  Stadt ist zu wenig geerdet. Sie hat keinen Halt“ Hatte er später zu Pipo gesagt.
Dann stieg er in die Straßenbahn und ließ sich von der Linie 707 durch die Stadt ziehen wie ein Kind auf einem Schlitten.
Der dicke, lange Schlitten zog die Immermannstrasse entlang, bog am Franziskanerkloster um die Ecke und glitt an der Marienkirche vorbei. Am herrlichen Hofgarten , in dem Heinrich Heine Napoleon zugejubelt hatte, sah Toeff die schweren Meninas, die ihn auf eine wichtige Idee brachten. Die Bahn fuhr weiter hinein in das Herz von Derendorf .
Als er am Dreieck ausstieg, war es gerade 18 Uhr, Zeit für die „Heiliger-Stern-Meditation“.
Er hielt einen Moment inne ,visualisierte einen weißen Stern über seinem Kopf und einen weißen Stern in seinem Herzen.“ Ich halte die Menschheit mit ins Licht, und helfe, sie zu heilen!“ dachte er.
Dann machte er sich auf den Weg in seine Wohnung.

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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag02.01.2009 17:33

von Nina
Antworten mit Zitat

Lieber FeinerSchreiber,

ich hatte im Elfchen-Thread geschrieben - dass ich gern wieder etwas von Dir lesen würde. Und jetzt lese ich diese wunderbare Geschichte.
Jetzt aber noch schnell alles Gute für 2009 gewünscht, bevor ich mich zu Deinem Text äußere.

Deine Geschichte gefällt mir sehr. Es gab ein paar Schlüsselsätze, die meine Hand genommen und mich durch die Geschichte gezogen haben, so wie es der Hauptfigur Toeff erging, als er durch die Stadt fuhr.
Ich vermute, dass es sich hier um einen Auszug aus einem Roman handelt?

Etwas möchte ich jedoch anmerken. Es gibt einen ganzen Block, an dem sich die wörtliche Rede aneinander reiht. Die hat mich deshalb irritiert, weil ich nicht wußte, wer nun schreibt / spricht und ob es sich um einen Briefwechsel mit P. handelt oder ob Herr Toeff sich Notizen in seinem Lederbüchlein macht. Sollten es allesamt Notizen aus seinem Büchlein sein, so genügt es, zu Beginn ein Anführungszeichen zu setzen und dann eines, welches das Ende der Aufzeichnungen bestimmt / benennt.

Insgesamt: schön geschriebene Geschichte, die mich neugierig gemacht hat.

LG
Nina


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