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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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08.08.2008 14:43
von Brynhilda
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pna hat Folgendes geschrieben: | Und Moral ist für alle Menschen, jedes Kunstwerk ist durchdrungen von Moral, auch wenn dies nicht plakativ gezeigt wird. |
Ich glaube, da würde sich Oscar Wilde im Grabe umdrehen, wenn er davon wüßte.
Ich zitiere ihn einmal:
Bücher sind weder moralisch noch unmoralisch. Ein Buch ist gut geschrieben oder nicht. Und das ist alles.
(So nachzulesen in der Vorrede zu "The Picture of Dorian Gray".)
Moral ist keine Kategorie der Kunst. Gott sei Dank!
Es ist unmoralisch, Menschen zu betrügen, zu belügen, zu morgen, zu quälen, zu vergewaltigen.
Aber ein Buch zu veröffentlichen, kann nicht unmoralisch sein, es sei denn, es ist ein Buch, das zu unmoralischem Tun aufruft.
Das Schöne in der Kunst ist, wenn es wirklich als Schönes gelten soll, ohne allen Zweck.
Kunst an sich ist ohne allen Zweck.
Moral aber ist der Zweck an sich.
Kunst und Moral sind also, im Sinne Adornos, dialektische Begriffe. Sie gehen nicht zusammen, sie gehen nur gegen einander.
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stormcloud Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 631 Wohnort: In der Smalltalk-Abteilung
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08.08.2008 14:52
von stormcloud
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Lieber Merlinor,
wen betrügt denn jener Autor, der seine Werke per DkZV verlegt?
Eigentlich nur sich selbst, oder?
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich und wer es für sein Ego braucht, der nutzt halt diesen Weg.
Für mich persönlich käme das überhaupt nicht in Frage, doch die Branche boomt und offenbar besteht hier ein großer Markt.
Das müssen wir nicht gut finden und vielleicht trifft es uns auch etwas an der eigenen "Autoren-Ehre", wenn wir mit schlechten DkZV-Produkten in einem Topf landen.
Letztendlich entscheidet der Leser, ob ihm das Buch gefällt oder nicht
Da stellt sich nicht die Frage, ob ein Zuschuss erfolgte oder nicht, denn es ist gemeinhin nur wenig bekannt, wie das so läuft mit den Verlagen.
Und mir ist noch kein Roman begegnet, der völlig ohne Fehler war - trotz "ordentlichem" Verlag mit Lektorat.
...Ich bin fest davon überzeugt: Wem es wichtiger ist, veröffentlicht zu werden, als eine gute Geschichte zu schreiben, der hat zumindest keinerlei moralisches Recht, veröffentlicht zu werden...
Dieses Zitat von pna finde ich auch sehr fragwürdig im gesamten Kontext und die angeführte "Moral" ist dabei ein unpassender Begriff.
Viele Grüße von Josef
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8667 Wohnort: Bayern
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08.08.2008 15:01
von Merlinor
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Hallo
@Brünhilda: Wenn Du Dich auf von mir geschriebe Zeilen beziehst, dann wäre es sehr angenehm, wenn Du lesen würdest, was ich geschrieben habe und darauf antworten, nicht auf irgend etwas das dort nicht geschrieben steht.
Ich finde kein Wort darüber in meinen Zeilen, dass selbstverlegte Bücher an sich ein Übel wären.
Auch habe ich in vorhergehenden Beiträgen deutlich zu verstehen gegeben, dass es durchaus gute Gründe für einen Selbstverlag geben mag.
Und nicht irgendwelches Zeug von „Todsünden“ und so weiter, verbunden mit einem Deiner üblichen Todschlagargumente.
Ein polemischer Tonfall, wie Du ihn ständig bemühst, hilft einer sachlichen Diskussion nicht weiter.
Auch finde ich es nicht sehr angemessen, dass Du Andersdenkende beständig in eine Reihe mit „Befürwortern von Quantanamo Bay“ oder Geizhälsen, Gewalttätern und Mördern stellst.
Fällt Dir eigentlich auf, dass wieder einmal Du es bist, die den Tonfall verschärft und den Diskusionspartner mit unredlichen Mitteln zum Schweigen zu bringen versuchst?
Na egal: Ich erwarte in einem Schriftsteller-Forum, dass der Qualität des Schreibens das Wort geredet wird, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Diese Haltung vertrete ich.
Und zwar für jeden Text, ob nicht verlegt, selbst verlegt, oder vom Verleger verlegt ...
Sonst können wir hier nämlich wegen Sinnlosigkeit zusperren ...
Gruß
Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8667 Wohnort: Bayern
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08.08.2008 15:03
von Merlinor
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@stormcloud:
Womit ich hoffentlich auch Deine Frage beantwortet habe.
Herzlich
Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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yt Klammeraffe
Alter: 49 Beiträge: 703 Wohnort: Sittensen
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08.08.2008 15:06
von yt
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PNAs Zitat mal Haarscharf betrachtet:
Die Veroeffentlichung nur um der Veroeffentlichung willen, scheint auch mir in der Tat Selbstbetrug als auch Betrug an jenen die etwas erwarten, das erzaehlt seien soll.
Wenn ich keine Botschaft uebermittle kann es noch immer Unterhaltung sein. Wenn ich nicht einmal Unterhaltung uebermittle, so waere es Beispielsweise ein Telefonbuch, also reine zweckgebundene Information. Ist auch das nicht mehr vorhanden, muss es sich wohl um eine Kunst handeln, soetwas veroeffentlicht zu bekommen.
Mit humoristischem Gruss,
yt
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pna Grauzonenjunkie
Alter: 59 Beiträge: 1603 Wohnort: Wien, Ottakring
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08.08.2008 15:08
von pna
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Also sind Hingabe, Fleiß, Integrität und Wahrhaftigkeit keine moralischen Begriffe?
Wenn ich schreibe, dass jedes Werk von Moral durchdrungen ist, dann meine ich damit die moralischen Haltung des Künstlers seinem Werk gegenüber. Muss man denn wirklich alles bis in die kleinste Arschritze hinein erklären, damit es nicht absichtlich mißverstanden werden kann? Hier gibt´s ja wirklich einige, die eine Königsdisziplin draus machen.
Der Autor, Bildhauer, Komponist, Maler hat seinem Werk gegenüber eine Verantwortung. Und dieser Verantwortung nachzukommen sehe ich aber ganz eindeutig als moralische Aufgabe.
lg/Peter
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Mensch sein heißt, an dem Ort zu stehen, wo ein neugieriger Affe einem stürzenden Engel begegnet.
(Terry Pratchett) |
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5104 Wohnort: Schlüchtern
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08.08.2008 16:11
von Harald
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Hallo Peter,
die Crux ist, daß alle die, die nicht mit Geld um sich werfen können und sich teilweise verschulden, um ihr Buch herauszubringen, mit Sicherheit überzeugt sind, etwas großartiges, bisher noch nie dagewesenes geschrieben zu haben.
Du hast geschrieben:
Also sind Hingabe, Fleiß, Integrität und Wahrhaftigkeit keine moralischen Begriffe?
Doch, ja, die überwiegende Nutzer der DKZVs gehen mit Hingabe und Fleiß an ihre Werke heran und gerade weil sie so hohe moralische Werte haben lassen sie sich schlussendlich unter Druck setzen und begeben sich in die Abhängigkeit dieser - teilweise - "Abzockverlage ".
Und daß man sich hier bildlich die Köppe einhaut über gegenseitige Moralvorstellungen und nicht geschlossen Front macht gegen die unmoralischen Abzocker, das stimmt schon fast traurig!
Harald
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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08.08.2008 16:41
von Brynhilda
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pna hat Folgendes geschrieben: | Also sind Hingabe, Fleiß, Integrität und Wahrhaftigkeit keine moralischen Begriffe? |
Ja, das sind sie.
Genau wie Aktzeptanz, Freiheit und Nächstenliebe.
Wer aber wollte das sich das Recht zuschreiben, diese Begriffe anderen Menschen zu- oder anzusprechen.
Dieses Recht kann nur ein göttliches, aber kein menschliches sein.
Deshalb ist das eine Ebene, die nicht zu dieser Diskussion paßt.
Auch das ist Moral: "Jeder Mensch soll nach seiner eigenen Facon selig werden."
Friedrich II. der Große.
Eine Moral, die über diesen Begriffen steht.
Jeder selbst sehe, wie Goethe, "wo er bleibe", "wie er's treibe", und keiner hat ein Recht, anderen da rein zu reden.
Die einzige Grenze der persönlichen Freiheit ist die persönliche Freiheit der anderen. Das ist meine Einstellung.
Also: Wer sein Buch, seine Gedichte, seine Biographie oder was auch immer via BoD oder wie auch immer unters Volk bringen möchte, der hat, solange er niemanden beleidigt, diskriminiert oder diffamiert, das absolute Recht, dies zu tun. Und keiner hat das Recht, ihn deswegen zu verurteilen.
Immerhin leben wir ja in einer Gesellschaft mündiger Bürger. Und ich halte die Bürger, trotz aller gegensätzlichen Symptome, immer noch für mündig genug, selbst darüber entscheiden zu können, was sie lesen wollen und was nicht.
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xNickx Wortedrechsler
X
Beiträge: 79
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X 08.08.2008 16:57
von xNickx
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An der Diskussion über Moral und Kunst werde ich mich aufgrund von Abgehobenheit und Aussichtslosigkeit nicht beteiligen.
Aber ein paar Anmerkungen zu BoD.
Meiner Meinung nach gibt es nur ganz wenige Hauptprobleme:
Wie finde ich in der unüberschaubaren Fülle Bücher die mich interessieren?
Die Flut von Talentbefreiten Autoren, welche BoD als Möglichkeit/Alternative für Reichtum und Anerkennung Fehleinschätzen.
Das fehlende Lektorat. (Aber Lektorat nicht im Sinne einer Prüfung der Vermarktbarkeit, sondern um Logikfehler, stilistische Mängel, Rechtschreibfehler, etc. zu beheben.)
Tja, das war’s auch schon. Das Cover ist kein Problem, denn wenn ich mir einen BoD-Titel kaufe, dann sollte mir eigentlich bewusst sein, dass kein professioneller Grafiker am Werk war.
Leseproben und Bestellung sind im Zeitalter des Internets kein Thema mehr.
Angenommen, ich möchte einen Roman über einen einzigen Tag im Leben eines mongolischen Hirtenjungen schreiben. Ohne Mord, Gewalt, Intrigen, Verfolgungsjagden, sonderbaren sexuellen Praktiken an Mensch oder Tier, Explosionen, Inzest, Neid, Schändung, Hass, Vergewaltigung, ...
Nur ein kleines, leises Buch ohne „narrativem Haken“ und „Cliffhanger“ und sonstige angebliche Unabdingbarkeiten.
Ich würde ganz bestimmt keinen normalen Verlag von der „Vermarktbarkeit dieses Werkes“ (denn nur darum geht es) überzeugen können, selbst wenn es in Grass’scher Sprachgewalt geschrieben wäre.
Desgleichen, wenn gegen Political Corretness verstoßen wird. NIEMALS würde ein Roman veröffentlicht, der einen netten Deutschen und einen skrupellosen Juden im Deutschland der 1930er Jahre als Hauptpersonen hätte. (ich bitte, mir aufgrund des Beispiels nichts unterstellen zu wollen)
Um diese wirtschaftlich handelnden Verlage bräuchte ich mich also gar nicht weiter kümmern. Die „Belohnung“ durch eine derartige Veröffentlichung fiele schon mal flach.
Aber ich würde den Hirtenjungen-Roman trotzdem schreiben, weil ich schreiben will und genau DAS schreiben will.
Also:
Warum sollte ich den Roman nicht schreiben?
Und warum sollte er nicht veröffentlicht (realistischerweise nur bei BoD) werden?
WER sollte/könnte/dürfte es mir WARUM verbieten?
Weil es nicht den Massengeschmack trifft und deshalb von normalen Verlagen (selbstverständlich) abgelehnt wurde?
Ist das Buch automatisch schlecht, nur weil es zwangsläufig bei BoD erscheinen MUSSTE?
Vielleicht gibt es ja Leser, die GENAU nach so einem Buch gesucht haben.
Leser, die bei Thalia von „Die ......in“ Romanen erschlagen werden und regelmäßig mit Brechreiz flüchten.
Klar, Millionen Leser suchen dieses Buch nicht und würden es nie im Leben lesen.
Aber wenn nur ein Dutzend Leute Spaß an der Lektüre hätte, so wäre die Existenz von BoD schon gerechtfertigt!
Dass der Autor damit nicht reich wird, sollte eigentlich auch klar sein.
Auch ist BoD keine Möglichkeit um berühmt zu werden.
Aber darum geht es nicht.
Es geht darum, dass Bücher für die es „keinen Markt“ gibt, auch eine Chance haben sollten.
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pna Grauzonenjunkie
Alter: 59 Beiträge: 1603 Wohnort: Wien, Ottakring
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08.08.2008 18:00
von pna
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Brynhilda hat Folgendes geschrieben: | pna hat Folgendes geschrieben: | Also sind Hingabe, Fleiß, Integrität und Wahrhaftigkeit keine moralischen Begriffe? |
Ja, das sind sie.
Genau wie Aktzeptanz, Freiheit und Nächstenliebe.
Wer aber wollte das sich das Recht zuschreiben, diese Begriffe anderen Menschen zu- oder anzusprechen.
Dieses Recht kann nur ein göttliches, aber kein menschliches sein.
Deshalb ist das eine Ebene, die nicht zu dieser Diskussion paßt.
Auch das ist Moral: "Jeder Mensch soll nach seiner eigenen Facon selig werden."
Friedrich II. der Große.
Eine Moral, die über diesen Begriffen steht.
Jeder selbst sehe, wie Goethe, "wo er bleibe", "wie er's treibe", und keiner hat ein Recht, anderen da rein zu reden.
Die einzige Grenze der persönlichen Freiheit ist die persönliche Freiheit der anderen. Das ist meine Einstellung.
Also: Wer sein Buch, seine Gedichte, seine Biographie oder was auch immer via BoD oder wie auch immer unters Volk bringen möchte, der hat, solange er niemanden beleidigt, diskriminiert oder diffamiert, das absolute Recht, dies zu tun. Und keiner hat das Recht, ihn deswegen zu verurteilen.
Immerhin leben wir ja in einer Gesellschaft mündiger Bürger. Und ich halte die Bürger, trotz aller gegensätzlichen Symptome, immer noch für mündig genug, selbst darüber entscheiden zu können, was sie lesen wollen und was nicht. |
Meinst Du nicht, man kann am Endergebnis, nämlich dem publizierten Buch genau abschätzen, was dem Autor wichtig war, und mit welcher moralischen Gesinnung er zu Werke ging?
Ich spreche niemand Moral ab, auch nicht das Recht auf eine eigene Definition davon. Aber ich nehme mir eindeutig das recht heraus, ein Buch als schlecht zu empfinden, wenn ich beim Lesen eines Buches herauslese, dass sich der Autor selbst mehr liebt als die Geschichte, die er erzählt.
Und eben jene stümperhafte Selbstverliebtheit tritt im DKZV in ungewöhnlicher Dichte auf.
Meinetwegen sollen die Leute sich die Butter vom Brot absparen, um im DKZ zu publizieren. Aber sie sollen nicht erwarten, von mir als Schriftsteller anerkannt zu werden. Oder überhaupt wahrgenommen.
Das mag für einige pure Arroganz sein. Soll mir Recht sein. Meine Ziele sind definiert, und da hat das Niveau von DKZV und BOD keinen Platz.
lg/Peter
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Mensch sein heißt, an dem Ort zu stehen, wo ein neugieriger Affe einem stürzenden Engel begegnet.
(Terry Pratchett) |
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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08.08.2008 18:11
von Brynhilda
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Sicher ist es so, daß jeder mit anderen Intentionen und Ansprüchen an ein literarisches Werk heran geht.
Aber das ist Privatsache. Das ist einzig und allein die Angelegenheit der verschiedenen Schriftsteller oder Autoren oder Dichter oder was auch immer.
Keiner kann für andere darüber entscheiden. Das ist mein Punkt.
Jeder soll das tun, was er für richtig hält, und daraus keinen Zwang für die anderen machen. Das nennt man, wenn mich recht erinnere,Dogmatismus.
Keiner hat das Recht, einem anderen seine Meinung aufzuzwingen oder aufzunötigen.
Auf diesen Punkt kann man sich doch einigen.
Es gibt auch diverse Einstellungen, die ich für falsch halte. Aber diese Einstellungen mache ich mir einfach nicht zu eigen. So einfach ist das.
Leben und leben lassen, und zwar jeden nach seiner Facon, solange er die Freiheit der anderen respektiert.
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pna Grauzonenjunkie
Alter: 59 Beiträge: 1603 Wohnort: Wien, Ottakring
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08.08.2008 18:35
von pna
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Deswegen schreib ich ja auch dauernd klar und deutlich, dass es sich dabei um meine persönliche Meinung handelt und keinesfalls um eine allgemeingültige große Wahrheit.
Ich habe schon geschrieben, dass ich ein großer Freund der Underground Literatur bin, ein Fan von Leuten wie jenem jungen Punker, der Wind und Wetter trotzte, um seine Bücher und die seiner Freunde am Naschmark zu verhökern. Das hat Klasse.
Ich glaube, ich mag es einfach, wenn ich einer Geschichte anmerke, dass der Autor den steinigen Weg genommen hat. Ich lese so etwas zumeist heraus. Ich mag es, die menschlichen Narben zwischen den Zeilen zu erkennen und wie zum Beispiel bei Cormac McCarthy herauszulesen, dass er weiß, wovon er schreibt, weil er selbst so lebt.
Robert Frost: ich nahm den wenig begangenen Weg, und das machte den Unterschied ...
So, Bogen zum Papierfresserchen Verlag. So wie ich das verstanden habe, bietet sich der Verlag für Schulprojekte und Kinderbücher an. Also was weiß ich: Wenn eine Schulklasse gemeinsam einen Kurzgeschichtenband erarbeitet und dann in Druck geben will, um jeden teilhabenden Schüler, und alle Eltern mit einem Band zu belohnen. Ich mag diese Idee. So lange man dabei nicht den begeisterten Kids und der engagierten Lehrerin das Weiße aus den Augen nimmt.
Also ich mische mich nicht mehr in die Selbstbezahlpläne anderer Autoren ein. Dazu ist mir die Lust gründlich vergällt worden.
Wer zahlen will soll zahlen und die Früchte ernten, die er sät. Wenn´s glücklich macht ... Ich halte es für fake, aber bitte.
Ich werde mich in Zukunft hier mehr der Textarbeit widmen. Bei diesen Grundsatzdiskussionen wird mir immer ganz schwindlig.
lg/Peter
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Mensch sein heißt, an dem Ort zu stehen, wo ein neugieriger Affe einem stürzenden Engel begegnet.
(Terry Pratchett) |
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xNickx Wortedrechsler
X
Beiträge: 79
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X 08.08.2008 18:36
von xNickx
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Ich würde DKZV und BoD nicht in denselben Topf werden.
Wer bei DKZV "veröffentlicht", weiß einfach nicht was er tut. So einfach ist das.
@pna:
Gerade du plädierst doch auf "das Geschichtenerzählen über den Veröffenlichungswunsch stellen."
Manche/viele Geschichten sind eben bei einem normalen Verlag nicht veröffentlichbar, da wirst du mir doch zustimmen, oder?
Du meinst also, dass diese Geschichten allesamt wertlos und der Leser Zeit nicht würdig sind?
Bei vielen wird es so sein, keine Frage. Aber wer legt den Standard fest?
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pna Grauzonenjunkie
Alter: 59 Beiträge: 1603 Wohnort: Wien, Ottakring
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08.08.2008 18:48
von pna
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xNickx hat Folgendes geschrieben: | Ich würde DKZV und BoD nicht in denselben Topf werden.
Wer bei DKZV "veröffentlicht", weiß einfach nicht was er tut. So einfach ist das.
@pna:
Gerade du plädierst doch auf "das Geschichtenerzählen über den Veröffenlichungswunsch stellen."
Manche/viele Geschichten sind eben bei einem normalen Verlag nicht veröffentlichbar, da wirst du mir doch zustimmen, oder?
Du meinst also, dass diese Geschichten allesamt wertlos und der Leser Zeit nicht würdig sind?
Bei vielen wird es so sein, keine Frage. Aber wer legt den Standard fest? |
Im Idealfall der selbstkritische Autor selbst.
lg/Peter
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Mensch sein heißt, an dem Ort zu stehen, wo ein neugieriger Affe einem stürzenden Engel begegnet.
(Terry Pratchett) |
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xNickx Wortedrechsler
X
Beiträge: 79
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X 08.08.2008 19:31
von xNickx
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Grundsätzlich teile ich deine Ansicht ja.
Wenn jemand einen Historischen Roman mit allen klassischen Ingredienzien schreibt, dh: eine als Mann verkleidete Frau stolpert durchs Mittelalter und wird dabei mehrfach vergewaltigt, etc, blabla, usw. gähn.
und auch nach der zwanzigsten Absage keinen Verlag findet, dann bitte das Manuskript unbedingt VERBRENNEN und keinesfalls bei BoD veröffentlichen!
Die bei BoD zweifelsfrei vorhandenen Perlen werden schon duch soviel Müll verdeckt, dass es nahezu unmöglich ist diese zu finden.
Mein Wunsch wäre es ja, BoD würde zu einem Platz für absolute Nischen-Literatur.
Dh: Bücher die zwar gut geschrieben sind, aber aufgrund der Thematik kaum Leser finden und somit für normale Verlage unwirtschaftlich wären.
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Maya.J Gänsefüßchen
Alter: 56 Beiträge: 20
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09.08.2008 14:05
von Maya.J
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Mein Wunsch wäre, dass BoD ein akzeptierter Verlag für Nischenprodukte würde. Auch oder besonders hier im Forum.
Ein zweiter Wunsch wäre, ein übersichtlicher Markt an guten Lektoren. Denn BoD muss nicht bedeutet, dass das Buch keinen Lektor gesehen hat und auch nicht, dass es Fehler enthält.
Meine Hoffnung ist, dass sich DKZ Verlage, wie der Papierfresserchen Verlag, mit guten Lektoren zusammentun und dem Autor helfen aus seinem mit Schweiß und Blut geschriebenen Werk das Beste herausholen. Niemand hat das Recht einer Schulklasse ihr Jahrbuch zu verbieten.
Es ist nicht verwerflich sein Buch dort zu veröffentlichen, nur sollte man es, wie Merlin sagte mit der Gewissheit tun, dass es Geld kostet. Mehr nicht aber auch nicht weniger.
Einige leben hier wirklich in einer anderen Welt. Einer schönen Welt, wo das Gute triumphiert.
Ich denke jedoch, dass der Buchmarkt von der eingesetzten Werbung abhängig ist und Werbung kostet Geld. Also kann man auch übertrieben sagen, derjenige der das meiste investiert hat den Bestseller.
Ich hoffe, dass es nicht ganz so krass ist, aber weit weg sind wir von diesem Zustand nicht. Deshalb sind unabhängige kleine Verlage mit und ohne DKZ wichtig.
LG Maya
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chriffie Leseratte
C
Beiträge: 163 Wohnort: Nordschwaben
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King Bronkowitz Leseratte
Alter: 50 Beiträge: 116 Wohnort: Karlsruhe
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28.08.2008 01:30
von King Bronkowitz
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Ich habe auf BoD veröffentlicht, bei mir ist alles so gut gelaufen, daß ich zumindest meine Unkosten wieder drin und meine selbstgesteckten Ziele erreicht habe.
Solange niemand mit vorgehaltener Waffe gezwungen wird, BoD- Bücher zu kaufen und zu lesen, verstehe ich nicht, warum sich manche deswegen dermaßen ins Hemd machen.
Wenn jemand meint, er sei es seinem Stolz schuldig, sein fertiges Werk in der Schublade verrotten zu lassen und sich 173 Absagen von Verlagen zu holen, bis endlich der Taubendreck- Verlag in Oberschlettenbach zum 68. Geburtstag des Autors dessen Debüt veröffentlicht, soll er doch. Das soll zukünftig nicht mein Problem sein, ich bin einfach die ganzen Diskussionen und Sticheleien von manchen Leuten leid.
Wenn eine Band über ein eigenes Label eine Platte veröffentlicht, ist sie ganz toll Indie und beugt sich nicht gängigen Marktmechanismen.
Wenn ein Autor dasselbe macht, weil er zumindest einem gewissen Leserkreis sein Werk in einer vernünftigen Form zugänglich machen will (und diesen Leserkreis habe ich durchaus, woraus dann wieder Angebote für Lesungen resultieren, und damit bin ich gerade sehr zufrieden... darf ich das?), ist das natürlich zutiefst verwerflich.
Charlotte Roche ist bestimmt auch nur bei einem großen Verlag gelandet, weil "Feuchtgebiete" ein literarischer Meilenstein ist. hmm
_________________ I was born in this town
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BlackRider Richter und Henker
B Alter: 49 Beiträge: 1474 Wohnort: ZRH
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King Bronkowitz Leseratte
Alter: 50 Beiträge: 116 Wohnort: Karlsruhe
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28.08.2008 10:07
von King Bronkowitz
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Die beste Qualitätskontrolle ist immer noch das Feedback der Leser. Ich habe jetzt meine Erstauflage an Autorenexemplaren (100 Stück) selbst verkauft und in der Zeit zwei Lesungen gemacht, und hätte das der Großteil der Leute scheiße gefunden, hätte ich mir mit Sicherheit Gedanken darüber gemacht, woran es denn hängt.
Hier trennt sich auf gewisse Weise ebenso die Spreu vom Weizen, und ohne persönliches Engagement und Ideen kommt man auch mit einem BoD nicht vom Fleck, auch wenn es nur ein Ringen um Etappensiege ist. Aber ich halte mir meine Ziele überschaubar, daß ich nicht reich und berühmt damit werde, ist mir auch klar. Bisher ist es dennoch so gelaufen, wie ich mir das erhofft habe, und wenn ich über das Buch kleine Läden in ganz Deutschland finde, in denen ich lesen kann und dann gleich was dabeihabe, das ich auch verkaufen kann, ist mir das recht.
Bei meiner letzten Lesung in einem kleinen Café waren gerade mal 20 Leute da, und ich habe trotzdem 13 Bücher verkauft (und 4 Leute hatten es bereits vorher).
Daß auch eine Menge Scheiße veröffentlicht wird, ist ebenfalls klar, aber nochmal: es MUSS niemand lesen, und wenn jemand seine Fähigkeiten überschätzt und Kohle dabei verliert, ist es ebenso nur sein Problem.
Also: wtf?
Bei manchen Stänkerern hat man das Gefühl, es ginge ihnen um irgendwelche Pfründe, die sie irgendwann mal haben könnten und um die sie im Vorfeld schon bangen. "Huch, wenn jetzt jeder veröffentlicht, bin ich ja gar nichts Besonderes mehr, wenn ich dann einen Verlag finde."
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BlackRider Richter und Henker
B Alter: 49 Beiträge: 1474 Wohnort: ZRH
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King Bronkowitz Leseratte
Alter: 50 Beiträge: 116 Wohnort: Karlsruhe
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30.08.2008 10:23
von King Bronkowitz
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Ich habe dich nicht persönlich gemeint, das war eher allgemein gehalten.
Zumal ich meine Gründe für ein BoD- Release in meinem Thread erschöpfend dargelegt habe und immer noch Leute meinen, sie müßten mir mit abgefrühstückten Spitzfindigkeiten kommen.
Außerdem: der Verlag, bei dem ich veröffentliche, beschäftigt Lektoren. Dummerweise war ich unter Zeitdruck und habe deren Dienste nicht in Anspruch genommen, auch ein Fehler, aus dem ich gelernt habe... mußte nun eine zeit- und nervenaufreibende Neukorrektur durchführen, weil ich bei der Lektüre doch einige Holprigkeiten entdeckt hatte, die auch meine "eigenen" Lektoren (ein befreundetes Journalistenpaar) übersehen hatten.
Das mit den Buchhandlungen kann ich durchaus nachvollziehen, aber es steht ein "wenn" in diesem Satz... was es mir einfach macht, zu schreiben: es ist aber nicht so. Punkt.
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