Wir begegnen einer Schreibblockade

[Trollbär]

Wir begegnen einer Schreibblockade !!!

Stellt Euch mal vor Ihr begegnet ganz plötzlich und unerwartet einer Schreibblockade. Na, was dann? Sie ist auf einmal da, steht mitten im Raum und hat sich nicht mal angemeldet. Gerade noch habt Ihr Euch eine schöne Tasse Kaffe oder Tee gemacht, den PC angeschmissen und wolltet Euch ganz gemütlich Euren neuen Werken widmen. Schließlich habt Ihr jetzt mal etwas Zeit. Es ist Ruhe im Haus, die Familie kommt erst in ein paar Stunden heim und auch sonst sieht alles nach einem wunderbar harmonisch-kreativen Nachmittag aus. Endlich Zeit und Ruhe, bis auf eine ganz minimale Kleinigkeit. So denkt Ihr. Doch es soll noch ganz anders kommen. Zunächst einmal setzt Ihr Euch an Euren Schreibtisch,  öffnet eine neue, eine leere Seite und ...ja, ach waren da nicht noch unbeantwortete Emails im Postfach? Zum Glück ja, denn die sollten erst einmal beantwortet werden, denn so was ist schließlich wichtig. Danach kann man ja immer noch mit dem Schreiben anfangen. Mit der Zeit ist Euer Kaffee kalt geworden. Schnell mal einen frischen geholt und dann aber ran ans Werk. Oder sollte man erstmal seine Ordner sortieren? Klar, Ihr ordnet sie nach dem Alphabet, nicht wie vorher nach dem Datum. Oder sollte man doch alles ganz anders machen? Ah, sieh an eine neue Email. Mal sehen, wer geschrieben hat. Ach nur Spam. Also gleich ab in den Müll damit.
In der Zwischenzeit wartet die leere Seite vom Anfang, -wir erinnern uns-, darauf endlich beschrieben zu werden. Aber leider hatte man ja erstmal so viel anderen Kram zu erledigen, dass man nicht dazu gekommen ist, etwas Neues zu schreiben. Leider, oder zum Glück?  Man ist ja doch Künstler und es ist ein Leichtes, mal so eben ein Gedicht zu schreiben, das dann auch noch gut gelingt. Oder steht uns da vielleicht etwas im Wege?  Richtig!!!
Da war doch noch was. Etwas das wir gar nicht bemerkt haben. Oder wollten wir es gar nicht bemerken? Unsere Schreibblockade! Hallo?!
Kann uns doch nicht passieren und wenn, dann geben wir es nicht so einfach zu, oder? Aber wir können uns drehen und wenden wie wir wollen. Überall grinst sie uns an. Mittlerweile ist nicht nur der letzte Kaffee kalt, nein auch der Nachmittag neigt sich dem Ende und das Blatt ist nach wie vor leer. Andere Aufgaben warten auf uns. Zum Glück, denn so brauchen wir unserem Feind nicht in die Augen sehen. Kunstvoll verdrängen wir unser Vorhaben und schieben es auf den nächsten Tag. Unser Einfallsreichtum kennt keine Grenzen. Unsere schlechte Laune auch. Und überall lauert unser Feind.
Wohin wir auch sehen, hinter jeder Tür, in jedem Schrank und in jeder Ecke lauert sie uns auf, unsere Schreibblockade. An Flucht ist nicht zu denken.
Sie verfolgt uns auf Schritt und Tritt. Also beschäftigen wir uns mit anderen Dingen. Ja wir steigern uns regelrecht  in Sachen rein, die uns vorher vielleicht eher gestört haben. Wir kümmern uns um Dinge, für die wir ja sonst keine Zeit gehabt hätten, weil wir doch mit dem Schreiben beschäftigt waren.
Schluss! Es muss Schluss sein!
Wir sagen dem Feind den Kampf an. Wir bieten ihm die Stirn. Wäre doch gelacht, wenn wir es nicht schaffen sollten, unseren Geist wieder zu aktivieren. Unsere Blockade aber grinst und sagt: "Mach doch. Bin gespannt, was Du drauf hast." Und schon verlässt uns wieder der Mut? Nein, wir sind kampfbereit. Jetzt sind Ideen gefragt.
Fangen wir doch einfach mal damit an, womit wir die meisten Probleme haben.
Was stört uns und wie ist unsere Gefühlslage? Sind wir frustriert, weil nichts klappen will, so sollten wir genau das zunächst mal aufschreiben.
In welcher Lage befinden wir uns? Der Kopf ist umgeben von Nebeln, welche undurchdringbar  erscheinen. Also, warum nicht  so:
"Der Geist,
umgeben von Nebeln in der Dunkelheit."
Dann hat man schon mal einen Anfang. Okay, jetzt ist man frustriert, denn wie soll es weitergehen? Warum nicht diesen Gedanken sofort festhalten?
"Die Wege,
verbergen ihre Ziele durch Unendlichkeit"
Jetzt muss man sich überlegen, wohin das Ganze gehen soll. Weil aber immer noch unsere liebe Blockade hinter uns steht, muss man versuchen sie auszutricksen. Wir wissen nun nicht, wohin.  Also schreiben wir es einfach so auf.
"Die Richtung,
verschleiert durch Vielfalt ihre Wirklichkeit."
Sollten wir jetzt immer noch nicht wieder in der Spur sein, bleiben wir bei unserem Verfahren.
"Die Gedanken,
verharren ungläubig in der Verborgenheit"

So kommt man Stück für Stück seinem Ziel näher. Also Plan eins unserer Verteidigung ist die Selbsteinschätzung. Unsere Schreibblockade ist nun schon geschwächt.

Plan zwei: Denken wir doch einfach mal an etwas, das uns gefällt. Das kann ein Gegenstand sein, ein fernes Land, eine Urlaubserinnerung oder ein Mensch, den wir sehr mögen. Danach suchen wir uns die Eigenschaften heraus, die uns dazu einfallen.
"Deine Augen sprechen Liebe
dein blondes Haar, es fliegt im Wind.
wie schön, wenn es für immer bliebe,
solang wir noch zusammen sind"

Das funktioniert in der Regel immer. Etwas Ruhe, ein paar Gedanken sammeln und schon macht sich unsere Blockade aus dem Staub. Sicher, sie ist heimtückisch und lauert immer irgendwo, aber wir sollten schlauer sein und sie mit unserem Können besiegen.

Plan drei: Kannst Du sie nicht besiegen, dann verwirre sie. Hört sich komisch an? Ist es auch. Wie kann man so einen Feind verwirren? Na mit dem, was nicht greifbar ist. Etwas was nicht erklärbar ist. Unsere Kunst. Kunst ist so vielfältig. In der Kunst findet sich immer eine gewisser Sinn. Man muss ihn nur interpretieren können und das auf die Weise, die demjenigen gefällt, dem sie gefallen soll. Dann hat man sein Ziel erreicht und dann ist nicht nur des Dichters Feind besiegt sondern auch der schärfste Kritiker.

Und jetzt bleibt unser Blatt nicht mehr leer, oder?



Detlev Zesny, im Dezember 2007

[TiWi]

[quote="Trollbär"]
Und jetzt bleibt unser Blatt nicht mehr leer, oder?

Na ja, bis du dich an einen Roman stürzt, dessen 400 leere Seiten beschrieben werden wollen.

Gruß
TiWi

[Enfant Terrible]

In Biographisches&Sonstiges posten. Sofort! Warum? Because I say.

[Rennschnitzel]

Because I say so.
Das klingt bedeutend besser.
Im übrigen muss ich Krümel zustimmen. Das ist eher eine (wenngleich gute) Geschichte, ein Entertainer, als ein Blockadenüberwindungstip.

[Ralphie]

Eine Schreibblockade ist eine Form der Hypochondrie, der man am allerbesten begegnet , indem man sie nicht aufkommen lässt.

[Mori]

[Gast]

Da gibt es ein ganzes Buch dazu. "Writing down the Bones" von Natalie Goldberg. Gibt es mittlerweile auch auf deutsch beim Autorenhaus-Verlag. Die machen momentan auch ein Schreibprojekt "Ein Roman in einem Jahr" (jede Woche wird ein neues Kapitel online gestellt, 52 Wochen lang), darin wird das auch erwähnt und noch einige weitere Vermeidungsstrategien, Hecke schneiden, Küche aufräumen – und was es so alles schönes gibt – dazu.

Mein Kollege Andreas Eschbach sagt dazu: "Schreibblockaden gibt es nicht. Oder haben Sie auch eine Sex-Blockade? Oder haben Müllmänner eine "Mülleimerausleerblockade"?

Entweder man will etwas tun oder man will es nicht tun. Klar gibt es Tage, an denen man nicht schreiben kann, und dann helfen Natalie Goldbergs Tricks weiter. Sie sagt, man soll dann einfach Mist schreiben. Zum Beispiel eine Übung machen, für die man sich einen Wecker auf 10 Minuten stellt. In diesen 10 Minuten muß man einfach schreiben, egal was. Also schreibt man: "Ich will das nicht schreiben, ich weiß gar nicht, was ich hier mache, was soll der ganze Blödsinn, ich sitze hier einfach nur rum und tippe sinnlose Buchstaben, ich will das nicht machen, wie lange noch, ach, sieben Minuten, das ist lang ..." Wenn die zehn Minuten rum sind, hat man seine Schreibblockade überwunden.

[Ralphie]

Schreibblockaden kenne ich auch nicht. Es gibt immer was zu tun, sei es, dass man am bestehenden Text herumbastelt oder schon mal für das nächste Projekt recherchiert.

[Gast]

Ich habe auch das Gefühl, daß "Schreibblockaden" in erster Linie aus mangelnder Vorbereitung resultieren. Sei es, daß das Handwerk fehlt, sei es, daß man seine Figuren nicht kennt, sei es, daß man einfach nicht genug recherchiert hat und gar nicht weiß, wo und wann man sich befindet. Wenn ich meine Figuren kenne, weiß ich auch, was sie als nächstes tun und sagen werden, genauso wie ich es bei mir selbst weiß.

Schreibblockaden sind irgendwie ein Mythos, der sehr gern gepflegt wird. Man kommt sich so toll künstlerisch dabei vor. Da sieht man doch richtig, wie der Dichter seine lange, gelockten Haare mit einer entsagungsvollen Geste nach hinten wirft, das Kinn in die Luft gereckt und ausruft: "Schreibblockade! Ich bin ein Schriftsteller!"

[Maria]

gib mir ein anderes Wort für "Schreibblockade" und ich nehm das...

mangelnde Vorbereitung schließe ich aus, ich bin mittendrin. Fehlendes Talent  würde mich noch hysterischer machen, das schließe ich also - mich selbst und mein Umfeld schützend - aus...

Nennen wir es also:
Zwangshandlungen, wie Putzen, Nägelfeilen und Renovieren, die aufgrund einer noch nicht näher definierten mentalen Unwucht, kombiniert mit fehlender Konzentrationsfähigkeit, alleine durch Ansehen des Laptops ausgelöst werden und sich auch durch lautes Schreien und nackt um Bäume tanzen nicht nicht in den Griff kriegen lassen.

...oder wir nehmen Hemmung.

[Probber]

[Mori]

[Mana]

Ich glaube einer Schreibblockade sollte man net soviel beachtung schenken, des wäre zu viel Zeitverschwendung. Kunst kann ich net erzwingen. Aber man sollte trotzdem in Form bleiben, des heißt ein paar Schreibübungen oder soetwas machen, oder einfach was andere Schreiben. Ich finde wenn man gut schreiben will, brauch man auch die Lust dazu. Zur not lenkt man sich erst einmal ab und tut etwas des einem auch spaß macht. Ich habe mit Blockaden schon eine menge Erfahrung. Konnte mal fast ein Jahr net Zeichnen, einfach nur weil ich mich selbst blockiert hab. Es kam erst wieder als ich aufgehört habe es erzwingen zu wollen und einfach nur zum Stift gegriffen habe weil ich darrauf Lust hatte.

[MosesBob]

Gestern habe ich im Vorwort von Stephen Kings "The Stand" (erweiterte Fassung) folgendes gelesen, und ich denke, dass das hier ganz gut hinpasst:


"Wenn ich gefragt werde: »Wie schreiben Sie?«, dann antworte ich darauf regelmäßig: »Ein Wort nach dem anderen«, und diese Antwort stößt ebenso regelmäßig auf Unglauben. Aber es ist so. Es hört sich zu einfach an, um wahr zu sein, aber denken Sie an die Chinesische Mauer, wenn Sie wollen: ein Stein nach dem anderen, Mann. Mehr nicht. Ein Stein nach dem anderen. Aber ich habe gelesen, dass man das Scheißding ohne Teleskop aus dem All sehen kann."

[Mana]

Wie wahr. Kenn des aus dem Bemalen von Miniaturen, am Anfang denkt man nur "mein Gott des ist soviel, ich hab kein bock" aber dann kneift man die Pobacken zusammen und legt einfach los. Ich hab mir angewöhnt mir bestimmte Zeiten auszusuchen in denen ich es durchziehe, selbst wenn da nur scheiße rauskommt. Hauptsache man beschäftigt sich damit und bekommt routine. Beim schreiben is es auch so

[Jenny]

Es ist schrecklich...
Immer wieder kamen die Einfälle und ich rang mit mir, sie zu Papier zu bringen...
Dann entschied ich es zu tun und jetzt? Nix!Gar nix! Es kommen einfach keine Einfälle mehr...nichts hilft...keine Musik, kein Sport rein gar nichts.
Ich weiss einfach nicht mehr, ob es richtig ist zu schreiben...oder überhaupt dran zu bleiben, wenn mir eh nichts mehr einfällt.
An einer dee habe ich begonnen zu schriebe, aber während des Schreibens kam mir das Ganze so lächerlich und kindisch vor und dann fiel mir nichts mehr ein und ich habe es gelassen.
Und seitdem wieder: Nichts...keine Ideen.
Ich habe auch keine Ahnung wie ich meinen eigenen Weg finde aus dieser Blockade heraus zu kommen.
Genügt ein Spaziergang oder braucht es vielleicht einen Ausflug in die Vergangenheit?
Mir kommt es einfach vor, als sei diese Blockade von ewiger Dauer =(
Ihr solltet dazu wissen, dass ich noch nie eine Geschichte beendet habe...als Teenie (also als ca. 15-Jährige), habe ich nämlich schoneinmal geschrieben, aber da ging es mir ähnlich...meine Ideen kamen mir, sobald ich sie neiderschrieb immer so albern und kindisch vor(was sie mit 15 bestimmt auch waren ). Aber mittlerweile bin ich gereift und mache mir über viele D inge viele Gedanken und, wie man mir sagt auch sehr vernünftige und erwachsene Gedanken...und trotzdem...

Ich wäre wirklich für jedenj Rat und jede Hilfe dankbar.

Und Entschuldigung wegen des langen Textes

LG Jenny

[Aníro]

hi Jenny,

ich hab im Moment auch ne totalblockade. Ich hb mir iden aufgeschrieben, aber ich weiß nicht, wie ich sie umsetzten soll. Vielleicht lässt du den text mal ein paar Tage, Wochen, Monate liegen und schaust ihn dir dann noch mal an?
Oder wie ich es mache: ich schreibe mir fragen auf zu dingen, die mir noch nicht klar sind, und komme so auf antworten und ab und zu auch mal auf neue Ideen.

[Münsch]

Hi Jenny.

Die Blockade kommt m.M.n.  direkt aus deiner Angst, "lächerlich" und "kindisch" zu sein.
Schämst du dich vor dir selbst, wenn du deine geschriebenen Texte liest oder schämst du dich vor einem imaginären Publikum?
Vielleicht stellst du auch zu hohe Erwartungen an dich und dein momentanes Können, die du noch gar nicht erfüllen kannst.

Ich kenne dieses Gefühl, etwas zu schreiben und man denkt: "Interessiert doch eh keine Sau!"  Mittlerweile antworte ich mir in solchen Situationen: "Na und - aber mich interessierts!"

Hast du schon mal Außenstehenden etwas von dir zu lesen gegeben?  Ich denke, eher nicht.
Dieses Forum hier ist ein guter Platz, um sich zu üben und die  Reaktion anderer auf das Geschriebene kennenzulernen.

Falls du das (noch) nicht willst, kannst du mir gerne per PN etwas von dir schicken - nur so zum testen. Dies ist nur ein Vorschlag - wenn du ihn nicht annehmen willst, ist das ok.

Viele Grüße, Münsch

[MosesBob]

Hallo Jenny!

Das Thema existiert bereits: *klick*

Und da wir nicht für jede Schreibblockade einen neuen Thread eröffnen können, füge ich die Themen später zusammen.

Frohes Diskutieren weiterhin!

Viele Grüße,

Martin

[Merlinor]

Ich denke da ähnlich wie Münsch: Vermutlich setzt Du Dich selbst zu stark unter Druck und denkst zu viel an die Reaktionen eventueller Leser.
Angst ist allerdings nie ein guter Ratgeber. Vertraue einfach etwas mehr Deinen Geschichten und Einfällen.
Wenn Du eine Geschichte hast, die Du selbst magst, ist eigentlich schon alles gewonnen.
Dann geht es nur noch darum, diese Geschichte handwerklich sauber und sorgfältig niederzuschreiben.

Herzlich      

Merlinor

[Groschi]

Merlinor und Mpnsch haben recht. Ist eine psychologische Sache. Angst, Verunsicherung, das Gerfühl, unter Druck zu stehen (den man sich generell selbst macht).
Jenny, tu Dir was Gutes, höre gute Musik, lese Bücher zu Themen, die zu Deiner Geschichte passen, mache Urlaub an Orten, die zu deiner Geschichte passen - mir hilft das jedenfalls.
Manchmal ist es nur stimmige Musik, die eine Verbindung zum Thema/Land herstellt, über das man schreiben will.

[Aníro]

Wenn ich urlaub an Orten machen würde, die zu meiner Geschichte passen, würde ich jetzt in Neuseeland oder Schottland wohnen^^

ne, aber ich mache heute folgendes: ich kaufe mir einen kleinen Notizblock und schreibe da ale Fragen und unklarheiten rein.
Mir hat hier mal wer den Tipp gegeben, eine MindMap zu erstellen, vielleicht hilft dir das ja?