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Übung- [Der erste Satz] - Als ich das Haus verließ...

 
 
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beepfish
Erklärbär


Beiträge: 4
Wohnort: Deutschland


Beitrag20.03.2014 17:10
Übung- [Der erste Satz] - Als ich das Haus verließ...
von beepfish
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Habe mich auch einmal daran versucht:)
Hat auf jeden Fall sehr Spaß gemacht... Freue mich über jegliche Kritik!


Als ich das Haus verließ, ahnte ich noch nicht, welchen schrecklichen Fehler ich begangen hatte.
So unverzeihlich mein Verhalten auch war, möchte ich dennoch deutlich betonen, dass ich, wäre es damals nach mir gegangen, gut und gerne einige weitere einsame Tage in meinen eigenen, abgeschirmten vier Wänden hätte verbringen können. Es schien mir jedoch so, als ob man mir dies, ohne ernste Folgen, nicht gönnen wollte.
So ergab es sich, dass ich genau heute vor einem Jahr dennoch in einen meiner Anzüge schlüpfte, mir meine scharlachrote Krawatte umband, meine aktuelle Lektüre „Mikrobiologie: Virologie und Infektiologie“ für die Bahnfahrt zur Arbeit einpackte und, der eiskalten Winterlandschaft trotzend, das Haus verließ.
Es sollte das erste mal seit über zwei Wochen sein, dass mich meine Kollegen der Forschungs- und Experimenationsabteilung des Instituts für Virologie an der Universität in Berlin zu Gesicht bekommen würden. Die vorherige Wochen plagte mich eine, so dachte ich damals, scheußliche Grippe, begleitet von starken Glieder- und Muskelschmerzen, die ich mir wohl beim Rückflug meines einwöchigen Urlaubs im angenehm warmen Panaji an der indischen Küste eingefangen hatte. Sie war definitiv noch nicht ganz verheilt. Dennoch musste ich meiner Arbeit als Virologe an jenem Montagmorgen wieder aufnehmen, da mein Beitrag für die nächsten Schritte des Experiments an dem unser Institut damals arbeitete, so sagte man mir, unverzichtbar sei und ich mich gefälligst aufgrund einer harmlosen Erkältung nicht so anstellen solle. Man wolle nicht noch mehr in Verzug geraten, hieß es, und ich solle meinen faulen Hintern gefälligst ins Institut schaffen. Die meisten meiner Kollegen waren alte, erfahrene Mediziner und Forscher. Und ich war mir sicher, dass diese ohne mit der Wimper zu zucken, einen gerade sein Studium abgeschlossenen, unerfahrenen Virologen, der gleich nach wenigen Monaten für drei Wochen in einer wichtigen Phase eines Experiments fehlte, entlassen würden. Was ich natürlich verhindern zu versuchte, denn so anspruchsvoll die Arbeit auch war, so war es doch genau das was ich immer tun wollte. Also gab ich nach einigen strengen Anrufen meines Chefs klein bei, erzählte, der eingeschüchterte Dummkopf der ich war, niemandem etwas von meiner immer noch leicht zu hohen Temperatur und den Gliederschmerzen, und begab mich zum Institut.
Bitte glauben Sie mir, es vergeht kein Tag, an dem ich diese Entscheidung nicht bereue und verfluche. Es tut mir bis heute jeden Tag Leid, dass ich nicht zuhause geblieben bin. Ich hätte es nicht tun müssen. Ich hätte es nicht tun dürfen. Doch meine Angst vor den Konsequenzen, dass das Experiment aufgrund meines Fehlens sich verzögern würde, war zu groß. Ich weiß, dass ist keine Entschuldigung für das, was geschehen ist.
Im Institut standen wir mittlerweile kurz vor einem Durchbruch, es war uns ermöglicht Feldmäuse mit der Parkinson-Krankheit zu infizieren und anschließend, durch eine von uns kreierte Injektion, die daraus entstehenden Symptome vorerst komplett zu unterdrücken und die Mäuse durch eine weitere Injektion anschließend vollständig zu heilen. Meine Aufgabe an jenem verhängnisvollen Montag war es, die Inhalte der ersten Injektion zu kontrollieren und gegebenenfalls so zu modifizieren, dass wir sie erstmals an einem von der Parkinson-Krankheit betroffenen Menschen testen konnten. Wie Sie vielleicht schon erahnen, war dieser Mensch, welcher bereits am darauffolgenden Freitag die von mir angefertigte Injektion gespritzt bekam, Hermann S.
Richtig. Der Hermann S, von welchem später in sämtlichen Nachrichten immer als der erste, von einem unbekannten, sich irrsinnig schnell verbreitenden, immer tödlich endenden Virus betroffene Mensch, gesprochen wurde.

Wie Sie wissen, wusste damals niemand, wo dieser Virus herkam, wie er entstanden ist und vor allem, wie man ihn aufhalten kann. Dies liegt vermutlich daran, dass sich der Zustand von Hermann S., in Hinblick auf sein Parkinson, vorerst sehr verbesserte. Erst als etwa zehn Tage nach der Injektion die ersten grippeähnlichen Symptome Hermann S dazu veranlassten uns aufzusuchen, bemerkten wir, dass er einen Virus in sich trug, den wir nicht kannten. Niemand kannte ihn. Drei Tage später war Hermann S tot. Er hatte somit dreizehn Tage Zeit, den Virus unbemerkt in seinem Umfeld zu verbreiten. Rasch steckten sich immer mehr Menschen an, rasch folgten immer mehr Todesfälle. Es dauerte nur vier Monate, und jeder Mensch den ich kannte war tot. Meine Familie, meine Freunde, meine Kollegen. Die Radiosender und Fernsehstationen verstummten. Es gab keine Lebenszeichen mehr, von niemandem. Nur ich war übrig. Allein. Ängstlich. Mich fragend, warum ich verschont blieb.
Da ich mich zu dieser Zeit noch nicht mit der traurigen Realität, die draußen in der Welt auf mich wartete abfinden wollte, verbrachte ich die meiste Zeit bei mir Zuhause, in meiner Nachbarschaft, Supermärkte plündernd und mich gerade so am Leben erhaltend. Es überraschte mich selber, dass ich nach zwei Monaten voller Angst und Einsamkeit, den Entschluss fasste mich wieder zum Institut zu begeben, um zumindest zu versuchen herauszufinden, was es war, dass über die Menschheit hergefallen war. So spritze ich einige der Reste der ersten Injektion, die wir damals nach Verwendung sicher verstauten um ihre Wirkung zu erhalten, erneut einigen Kanalratten die ich in der Nachbarschaft des Instituts fing. Die folgenden sechs Monate versuchte ich zu enträtseln, was Hermann S und all die anderen tötete.
Heute weiß ich es.
Es war meine Unvorsichtigkeit. Meine Dummheit. Meine Ängstlichkeit.
Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich mich zum damaligen Zeitpunkt geirrt hatte. Es handelte sich nicht, wie ich vermutete um eine gewöhnliche Grippe, auch nicht, wie meine Kollegen vermuteten, um eine harmlose, wenn auch hartnäckige Erkältung, wie sie nun einmal nach einem langen Flug auftreten kann. Wie ich mittlerweile weiß, hatte ich mich damals mit dem Sindbis-Fieber, einer durch Stechmücken verbreiteten Infektion, die vor allem in Afrika, der skandinavischen Halbinsel und, Sie ahnen es, Indien auftritt, infiziert. Ich weiß nicht wie, doch durch irgendeine Unvorsichtigkeit, wahrscheinlich hervorgerufen durch meine, aufgrund der Infektion unkonzentrierte Arbeitsweise, gelang der Virus in unsere erste Injektion und schuf somit ein Monster, dass seit wir es Hermann S verabreichten, nicht mehr aufzuhalten war.
Somit wurde mir auch klar, weshalb ich mit dieser Immunität gegenüber des Virus gesegnet, oder besser gesagt, verflucht bin. Da mein Körper es bereits einmal selbstständig schaffte, sich vom  Sindbis-Fieber zu heilen, welches ein entscheidener Teil des heutigen Virus ist, so wirkte dies damals als eine Art Impfung. Ich habe diesen Virus in die Welt gesetzt und kann ihn selbst nicht bekommen.
Das Sindbis-Fieber ist, vor allen hier, eine seltene Krankheit. Dennoch gibt es immer wieder Urlauber, wie auch ich einer war, die sich während einer Reise mit ihr anstecken. Es könnte also sein, dass ich doch nicht alleine bin.
Am morgigen Tage, werde ich erneut mein Haus verlassen und meine Reise beginnen. Mein Ziel ist es, mich nach anderen Überlebenden, in anderen Städten umzusehen. Ich werde mich von hier aus, über Dänemark, nach Schweden begeben, wo das Sindbis-Fieber früher häufiger auftrat, und ich, so hoffe ich, auf einige Überlebende stoßen werde.
Auf meinem Weg, werde ich überall wo ich halt mache diese Nachricht hinterlassen, da ich möchte, dass Sie wissen, was in dieser Welt geschehen ist, wo es angefangen hat und wo es noch Hoffnung gibt.
Ich möchte, dass sie wissen, dass die Person, die an all dem Schuld ist, noch lebt. Die Person, die sich nicht getraut hat, einige weitere tage Zuhause zu bleiben und seine Erkrankung auszukurieren.
Sie sollen wissen, dass diese Person Ihnen die Chance geben möchte, sich an ihr zu rächen. Für die vielen geliebten Menschen die aus Ihrem Leben gerissen wurden.
Diese Schuld überfällt mich jeden Tag. Jeden Tag überlege ich dann, meinem Leben ein Ende zu setzen.
Doch auch davor habe ich zu viel Angst.
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Mephisto
Geschlecht:männlichErklärbär
M


Beiträge: 4



M
Beitrag26.03.2014 22:19

von Mephisto
Antworten mit Zitat

Mal sehen, wo fange ich an...
Gute Wortwahl, vielversprechender Inhalt.

Interessant, ist außerdem, dass Thema, des Postapokalyptischen, dass du ausgewählt hast, und da du den psychischen Aspekt mitunter schon angesprochen hast, denke ich, das es, wenn man noch etwas weiter dran arbeitet, zu einen tollen Psychothriller werden könnte.

Allerdings scheint dein Schreibstil noch nicht ganz passig zu sein. Im Prinzip schon auf der richtigen Spur, aber noch aubaufähig.

Dass wäre das erste, was mir dazu einfiel.

Ich hoffe ich konnte helfen


_________________
Lache! Denn Weinen... ist so furchtbar traurig...
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