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Die Flucht - Tagebuchauszug aus Hybris


 
 
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neicul3
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Alter: 39
Beiträge: 6
Wohnort: Schweiz


Beitrag01.11.2013 19:10
Die Flucht - Tagebuchauszug aus Hybris
von neicul3
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

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Hallo zusammen,

Ich wage es jetzt mal, einen Text von mir zu zeigen. Ich habe bewusst einen eher kürzeren Text gewählt. Er stammt aus einem Computerspiel, das ich vor zwei Jahren veröffentlichte. Ich habe dort die Hintergrundgeschichten von Nebenfiguren als Seiten von Tagebüchern versteckt. Der Text versucht sich kurz zu halten und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, da die Figuren in Kürze wesentliche Ereignisse aus ihrem Leben erzählen.
Ich glaube, dass man beim ausgewählten Text die Welt nicht kennen muss, um der Handlung zu folgen.
Sollte sich jemand für das Spiel und die Handlung interessieren, so findet derjenige alles auf der zugehörigen Webseite:
http://hybris.rpg-studio.de/index.html

Gerne würde einmal hören, wie der Schreibstil ankommt und woran ich arbeiten muss.


Die Flucht

Niemals werde ich jene Nacht vergessen. Niemals.
Wir wussten nicht, wohin man uns bringen würde. Völlig verängstigt sassen wir als hilflose Kinder da. Als der Lärm der Maschinen endlich aufhörte in unseren Ohren zu dröhnen, erhoben sich die schwarz gekleideten Männer neben uns und langsam öffnete sich die Tür des Frachtraums. Ich erinnere mich noch gut an das Rauschen, das aus der Dunkelheit zu hören war. Einer der Männer packte meinen Arm und zerrte mich grob nach draussen in diese bedrohliche Dunkelheit.
Kaum aus der Tür getreten, prasselte eiskaltes Wasser auf meinen Körper. Erschrocken blickte ich nach oben. Ich konnte nur Schwärze erkennen, so dunkel war es. Damals begriff ich nicht, dass ich gerade zum ersten Mal in meinem Leben in den Himmel blickte. Auch wusste ich nicht, dass das Wasser Regen war.
Ich wusste gar nichts. Auch nicht, was nun mit uns geschehen würde. Mir war kalt und ich hatte Angst. Kiro ging es wohl gleich wie mir. Auch ihn zerrten sie heraus.
Zitternd und bald völlig durchnässt standen wir verloren da.
Die beiden Männer, die uns herausgezerrt hatten, blickten auf uns herab. Ich konnte hinter den roten Visieren, die sie unter den Kapuzen trugen, keine Augen erkennen, dennoch spürte ich das Verachten in ihrem Blick. Welche Angst ich damals von ihnen hatte! Damals, als ich noch wehrlos war.

Ich packte Kiro an der Hand und wir rannten einfach los, hinein in die Dunkelheit. Einfach nur weg von diesen Männern! Ich wollte mir nicht ausmalen, was sie uns antun würden.
Wir sahen die Bäume und hofften, sie würden uns Zuflucht schenken. So drangen wir immer tiefer in den Wald vor. Kiro stolperte über eine Wurzel und fiel zu Boden. Als ich mich umdrehte, um ihm zu helfen sah ich die grellen Lichter. Sie verfolgten uns!
„Da vorne!“, rief einer von ihnen und ein greller Lichtstrahl fiel in unsere Richtung. Schnell rannten wir weiter, immer weiter, bis sich ein tiefer Abhang vor uns auftat. Die Beine hielten inne, doch mein Herz raste weiter.
Ich hörte, wie die Männer hinter uns ihre Gewehre entsicherten. Als ich mich zu Kiro umdrehte, sah ich, wie sich zwei rote Punkte auf seiner Brust bewegten. Ich wollte zu meiner eigenen Brust herabschauen, doch schon hallte ein lauter Knall durch mein Trommelfell und ich spürte drei kalte Stiche in meiner Brust. Noch während ich zu Boden fiel, sah ich im Augenwinkel Kiro in die Tiefe stürzen.

Der kalte Regen peitschte meinen Körper. Der stechende Schmerz wurde schlimmer. Mein Körper wollte mir nicht mehr gehorchen und lag fast regungslos da. Nur die Tränen flossen unaufhörlich weiter und tränkten den Boden gemeinsam mit dem Regenwasser. Wieso mussten sie uns das antun? Was hatten wir getan, um dieses Schicksal zu verdienen?

„Dieser hier lebt noch!“
Die Schatten der Männer fielen über mich. Mir fehlte die Kraft, den Kopf zu drehen und zu ihnen hochzuschauen. Aber der Boden, der jetzt noch dunkler war als zuvor, verriet ihre Anwesenheit.
„Wie lange wird er wohl durchhalten?“
Mit seinem Stiefel drückt einer von ihnen meinen Kopf noch mehr in den Schlamm. Könnte ich mich nur wehren!
„Ein paar Stunden vielleicht. Überlassen wir ihn doch den Wölfen.“
 Ich war ihrem verächtlichen Lachen ausgeliefert und die Wut, die sich in mir staute, wurde bald zu Verzweiflung.

Ich erinnere mich nicht mehr daran, wie lange ich noch so da lag. Der Regen hatte irgendwann aufgehört. Die schwarzen Männer waren weg. Ich hatte irgendwie überlebt.
Ich blickte zum Abhang. Ich wollte wissen, ob Kiro diesen Alptraum auch überstanden hatte.
So versuchte ich mich aufzurichten, aber mein Körper war viel zu schwach und ich konnte die Schmerzen kaum ertragen. Kriechend schleppte ich mich bis zum Rand und streckte meinen Hals, um in die Tiefe zu blicken. Es war nichts zu erkennen, niemanden zu sehen. Meine leeren Augen blickten wohl noch Stunden in den Abgrund.
Als ich gänzlich im Begriff war, in meiner Verzweiflung zu versinken, berührte mich ein warmes Licht. Hinter dem Horizont stieg die Sonne empor und verzehrte langsam den Nachthimmel. Ich badete im roten Licht, das ich für das Blut der sterbenden Nacht hielt. Ich spürte, wie auch die Kälte vor den warmen Sonnenstrahlen flüchtete.
Es war der erste Sonnenaufgang, den ich je erlebt hatte. Die Welt um mich wurde heller und wärmer.
Ich war so überwältigt, dass ich selbst die Schmerzen für einen kurzen Augenblick vergass, und eine angenehme Wärme spürte. Es war ein Gefühl der Ruhe, welches aber zu bald durch lautes Gebrüll wieder zur altbekannten Angst wurde.
Drei Wolfsbestien hatten mein Blut gewittert und standen zähnefletschend vor mir. Ich verfluchte mein Schicksal! Sollte all der Schmerz, den ich schon ertragen musste, umsonst gewesen sein?
Als eine dieser Bestien auf mich losstürmte, vergass ich plötzlich alle Angst. Ich dachte nur an all das, was ich bisher durchmachen musste. All das Leid bestimmt hatte ich bestimmt nicht ertragen, um jetzt von dieser Bestie niedergerissen zu werden! In mir staute sich die Wut, und mein Körper wurde nur noch von meinem Überlebensinstinkt gesteuert. Ich schrie und schmetterte die anstürmende Bestie zu Boden.
In meiner rechten Hand hielt ich ein glühendes, pulsierendes Licht, das wie eine Klinge geformt war. Ich spürte sofort, dass dies meine eigene Kraft war. Es war die Kraft, die ich zum Überleben brauchte.
Als das dickflüssige Blut der Bestie über den Nassen Boden hinwegfloss und an meinen nackten Füssen kleben blieb, wanderte mein Blick hungrig zu den übrig gebliebenen Bestien.
Meine Kleider, mein Gesicht, alles war von Blut befleckt, nachdem ich auch sie niedergestreckt hatte. Ich atmete schwer, starrte mit einem Hauch von Genugtuung auf die erlegten Bestien.
Wären es doch nur die schwarzen Männer gewesen!

Meine Schmerzen waren verschwunden.  Erstaunlich schnell hatte ich mich an die neuen Gegebenheiten angepasst. Es brachte nichts, mein grausames Schicksal länger zu leugnen. Der Ort, an dem ich mich jetzt befand, war die Aussenwelt.
Immer predigte man uns, es sei unmöglich hier draussen zu überleben. Doch ich konnte es. Ohne lange zu zögern, stillte ich meinen Hunger am Fleisch der Bestien. Meinen Durst löschte ich, indem ich das Wasser aus den dreckigen Pfützen schlürfte.

Stunden hatte ich damit verbracht, nach Kiro zu suchen. Aber es war vergebens. Ich konnte ihn nirgendwo finden. Noch lange redete ich mir ein, er würde noch leben und wäre wohlauf. Aber das war nur eine Wunschvorstellung. Viel eher hatten andere dieser Bestien seinen toten Körper gefunden und sich an ihm gelabt. Ich musste mich bei übergeben, als dieser Gedanke im Begriff war, die Hoffnung völlig zu verdrängen. Ich wollte diesen unerträglichen Gedanken mit allem anderen aus mir rauswürgen, doch es funktionierte nicht.
So sehr es auch schmerzte, ich musste die Suche nach meinem Freund aufgeben.
Es musste wahr sein, dachte ich, dass diese trostlose Welt jenseits des Paradieses doch von nichts anderem als Leid heimgesucht würde.

Weinend wanderte ich ziellos durch das Dickicht. Und irgendwann wurde die Umgebung immer etwas karger. Bald erstreckte sich eine endlose, leere Ebene vor mir. Kein Gras, nichts als Gestein. Ich beobachtete, wie die Sonne den Horizont berührt und langsam dahinter versank. Der blaue Himmel färbte sich wieder rot. Jetzt war es die Nacht, die den Tag verzehrte. Ich trauerte um ihn, wie ich um Kiro trauerte. Würde die Sonne jemals wieder aufgehen? Oder hatte sie mich für immer verlassen, so wie mein bester Freund? Ich wischte mir Tränen und Blut aus dem Gesicht und begann meine Reise in die steinerne Leere.

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Jack Burns
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Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag01.11.2013 23:31

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo und Willkommen, Neicul3

Also bei deinem Text geht es ja ganz schön ab! Laughing
Wenn man jetzt mit dem Protagonisten los ziehen würde, um die Außenwelt zu erkunden und dabei Waffen und Essen sammeln könnte, wäre dieser Text als Einstimmung hervorragend gelungen - im Computerspiel.
Aber wenn danach ein ganzer Roman folgt, dann würde ich bald aussteigen.
Die Pathetik erschlägt mich - da kommt eine blumige Phrase nach der anderen, es gibt keinen Moment der Besinnung, und mein Interesse für den Protagonisten wird in Kitsch ertränkt.
Ich hoffe, meine Kritik hilft Dir weiter.


Niemals werde ich jene Nacht vergessen. Niemals.
Wir wussten nicht, wohin man uns bringen würde. Völlig verängstigt sassen wir als hilflose Kinder da. Als der Lärm der Maschinen endlich aufhörte in unseren Ohren zu dröhnen, erhoben sich die schwarz gekleideten Männer neben uns und langsam öffnete sich die Tür des Frachtraums. Ich erinnere mich noch gut an das Rauschen, das aus der Dunkelheitzu hören war.  Also: Innen schwarze Männer und draußen Dunkelheit - das klingt ja schon sehr bedrohlichEiner der Männer packte meinen Arm und zerrte mich grob nach draussen in diese bedrohliche Dunkelheit. ah, dunkel...ich weiß
Kaum aus der Tür getreten, prasselte eiskaltes Wasser auf meinen Körper. Erschrocken blickte ich nach oben. Ich konnte nur Schwärze äh, ja ...erkennen, so dunkel war es. Jetzt mach doch endlich mal einer das Licht an!Damals begriff ich nicht, dass ich gerade zum ersten Mal in meinem Leben in den Himmel blickte. Auch wusste ich nicht, dass das Wasser Regen war.
Ich wusste gar nichts. Auch nicht, was nun mit uns geschehen würde. Er wusstet also gar nichts und zusätzlich noch etwas nicht. Mir war kalt und ich hatte Angst. Kiro ging es wohl gleich wie mir. Aua! Auch ihn zerrten sie heraus.
Zitternd und bald völlig durchnässt standen wir verloren da.
Die beiden Männer, die uns herausgezerrt hatten, blickten auf uns herab. Ich konnte hinter den roten Visieren, die sie unter den Kapuzen trugen, keine Augen erkennen, dennoch spürte ich das Verachten in ihrem Blick. ?wie das? Ich nehme Dir ab, dass Du Verachtung spürtest ( durch Gestik oder Haltung) aber "in Ihrem Blick"? Welche Angst ich damals von ihnen hatte! Damals, als ich noch wehrlos war.

Ich packte Kiro an der Hand und wir rannten einfach los, hinein in die Dunkelheit. Einfach nur weg von diesen Männern! Ich wollte mir nicht ausmalen, was sie uns antun würden. Tu es oder lass es, aber plapper nicht
Wir sahen die Bäume und hofften, sie würden uns Zuflucht schenken. So drangen wir immer tiefer in den Wald vor. Kiro stolperte über eine Wurzel und fiel zu Boden. Als ich mich umdrehte, um ihm zu helfen sah ich die grellen Lichter. Sie verfolgten uns!
„Da vorne!“, rief einer von ihnen und ein greller einmal zu oft. Und grell beschreibt die Wirkung wenn man direkt hineinsiehtLichtstrahl fiel in unsere Richtung. Schnell rannten wir weiter, immer weiter, bis sich ein tiefer Abhang vor uns auftat. Nur ein Beispiel für oft verwendete Plattitüden Die Beine hielten inne, doch mein Herz raste weiter.
Ich hörte, wie die Männer hinter uns ihre Gewehre entsicherten. Als ich mich zu Kiro umdrehte, sah ich, wie sich zwei rote Punkte auf seiner Brust bewegten. Ich wollte zu meiner eigenen Brust herabschauen, doch schon hallte ein lauter Knall durch mein Trommelfell und ich spürte drei kalte Stiche in meiner Brust. Noch während ich zu Boden fiel, sah ich im Augenwinkel Kiro in die Tiefe stürzen.

Der kalte Regen peitschte meinen Körper. Nein! bitte nicht peitschen!Der stechende Schmerz wurde schlimmer. schlimmer geht's immer Mein Körper wollte mir nicht mehr gehorchen und lag fast regungslos da. Nur die Tränen flossen unaufhörlich weiter und tränkten den Boden gemeinsam mit dem Regenwasser. Sag ich doch: schlimmerWieso mussten sie uns das antun? Was hatten wir getan, um dieses Schicksal zu verdienen?
Er reckte seine blutüberströmten Hände gegen den (dunklen) Himmel: "WARUM!!!" Smile


Ich denke, dass genügt erst mal.
Es ist ja nicht verkehrt, ein bisschen Farbe in die Story zu bringen. Aber das ist zu viel. Und ich denke das ist das Problem mit dem Text: Da schreibt jemand der es besser könnte, aber der zu viel will.
So, wie ein Film von Roland Emmerich - überproduziert und die Geschichte erdrückend.. Und ich glaube, dass die Geschichte Potential hat. Es ist nicht notwendig, sie mit billigen Effekten aufzupeppen.
Bei (guter) Literatur besteht die Kunst im Weglassen. Phrasen erleichtern zwar das Schreiben aber sie vergraulen den Leser.

Viel Grüße
Martin


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neicul3
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Beitrag02.11.2013 19:34

von neicul3
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Hallo Martin,

Danke für dein Feedback. Es ist das erste, das ich hier erhalte und es erscheint mir gerade sehr wertvoll!
Das Wort "kitschig" ist bereits einmal bei einem anderen meiner Texte in meinem Bekanntenkreis gefallen, da konnte ich aber nichts damit anfangen (der Kritiker konnte mir nicht genau erläutern, wie er es meinte).
Jetzt kann ich mir was drunter vorstellen und werde mich als Übung nochmals hinter den Text setzen.
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Jack Burns
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Beiträge: 1443



Beitrag02.11.2013 23:26

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo

Es freut mich, dass Dir meine Kritik weiter hilft.
Ich rate Dir auf jeden Fall noch zu warten, bevor Du irgendetwas überarbeitest. Zum Einen könnten noch unterschiedliche Ansichten gepostet werden und dann muss ich darauf hinweisen, dass meine Beurteilung rein intuitiv erfolgt. Ich bin nur ein Leser.

Kitsch ist ja ein BÖSES Wort. Ich hätte besser gesagt: "überdramatisch" - falls dieses Wort existiert. Smile


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neicul3
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Beitrag04.11.2013 18:42

von neicul3
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe mir jetzt doch schon Zeit genommen, zumindest den Anfang zu überarbeiten. Für weiteres Feedback wäre ich sehr dankbar.


Die Flucht

Niemals werde ich jene Nacht vergessen. Niemals.
Wir wussten nicht, wohin man uns bringen würde. Völlig verängstigt sassen wir als hilflose Kinder da. Als der Lärm der Maschinen endlich aufhörte in unseren Ohren zu dröhnen, erhoben sich die schwarz gekleideten Männer neben uns und langsam öffnete sich die eiserne Tür des Frachtraums. Ich erinnere mich noch gut an das Rauschen, das aus der Dunkelheit zu hören war. Einer der Männer packte meinen Arm und zerrte mich grob nach draussen.
Eiskaltes Wasser prasselte auf meinen Körper. Erschrocken blickte ich nach oben. Ich konnte nur Schwärze erkennen. Damals begriff ich nicht, dass ich gerade zum ersten Mal in meinem Leben in den Himmel blickte. Ich kannte bis dahin weder Tag noch Nacht, weder die Kälte noch den Regen.

Jetzt zerrten die Männer auch Kiro heraus. Er musste sich wohl ähnlich fühlen wie ich, denn er weinte. Die Ungewissheit, was nun mit uns geschehen würde, versetzte uns in Angst. Zitternd und bald völlig durchnässt standen wir nebeneinander da.
Ich stellte mir die Verachtung in ihren Blicken vor, als die Männer durch ihre roten Visiere auf mich herabschauten. Mit ihren schwarzen Mänteln, Kapuzen und verborgenen Augen wirkten sie wie gesichtslose Gestalten, die sich nicht voneinander unterscheiden liessen. Das machte sie unheimlich.
Sie sprachen nie ein Wort zu uns, zerrten nur grob an unseren Armen, wenn wir uns bewegen sollten. Welche Angst ich vor ihnen hatte! Damals, als ich noch wehrlos war.

Ich griff Kiros Hand und rannte mit ihm los, hinein in die Dunkelheit. Einfach nur fort von diesen Männern! Ich wollte mir nicht ausmalen, was sie uns antun würden.
Als wir ganz in der Nähe ein Labyrinth aus hölzernen Säulen erblickten, erhofften wir uns dort vor den Männern verstecken zu können. Wir betraten zum ersten Mal einen Wald und drangen immer tiefer hinein. Kiro stolperte in seiner Hast über eine Wurzel und fiel zu Boden. Sofort drehte ich mich um, um ihn hochzuziehen, da blendete mich das Licht von Scheinwerfern. Sie verfolgten uns!
„Da vorne!“, rief einer von ihnen und der Lichtstrahl fiel in unsere Richtung.
Schnell rannten wir weiter. Die Füsse, welche den unebenen Boden nicht gewohnt waren, schmerzten und die Luft der Aussenwelt erschwerte der Lunge das Atmen. Aber die Männer durften uns auf keinen Fall einholen, wir mussten durchhalten. Rastlos liefen wir weiter, bis sich vor uns ein tiefer Abhang auftat und uns zum Anhalten zwang.  
Ich hörte, wie die Männer hinter uns ihre Gewehre entsicherten. Als ich mich zu Kiro umdrehte, sah ich, wie sich zwei rote Punkte auf seiner Brust bewegten. Ich wollte zu meiner eigenen Brust herabschauen, doch schon hallte ein lauter Knall durch mein Trommelfell und ich spürte drei kalte Stiche in meiner Brust. Noch während ich zu Boden fiel, sah ich im Augenwinkel Kiro in die Tiefe stürzen.
Regungslos lag ich auf dem kalten Boden. Blut und Tränen vermischten sich mit dem Regenwasser, das unaufhörlich vom Himmel herabfiel.
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Beitrag04.11.2013 23:08

von Jack Burns
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Hallo again !

Du hast den Text jetzt gründlich "entkitscht". Da ist auf jeden Fall ein großer Fortschritt zu erkennen.

Jetzt fängt aber erst die richtige Arbeit an Shocked
Unter der sachlicheren Sprache, leidet dummerweise die Dramatik.
Diese müsste man jetzt mit  Formulierungen verstärken, ohne kitschig zu werden. Und da stoße ich an die Grenzen, mit denen ich selbst noch kämpfe.
Eine Sache kann ich schon mal anbringen. Es gibt sehr viele Sätze in der Form:
 Ich machte dies ... dann sah ich das ... und ich wusste ...

Ich würde versuchen, das zu ändern. Zum Beispiel mehrere Sätze elegant verbinden und dabei das "ich" eliminieren.
Ein gutes Mittel ist es auch, Adjektive zu umschreiben.
statt "das machte sie unheimlich" = Dadurch erschienen sie mir wie Geister (nicht sehr gut, aber es geht ja ums Prinzip)

Die Schwierigkeit besteht darin, Dramatik zu erzeugen, ohne ins Lächerliche zu rutschen. Ich habe, zum Beispiel, gestern 1 Stunde an drei Sätzen gearbeitet. Zuletzt musste ich einen langen Absatz neu schreiben.

Ich denke, es werden sich noch besser geschulte Autoren melden und praktische Tipps geben.

Frohes Schaffen
Martin


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Beitrag05.11.2013 00:05

von Jack Burns
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Ich hatte noch etwas vergessen.

Falls Du die Seite noch nicht kennst:

http://www.belleslettres.eu/

hilfreich um stilistische und grammatikalische Fehler zu vermeiden.

Grüße
Martin


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Beitrag06.11.2013 17:42

von neicul3
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Danke, werde das bei der nächsten Überarbeitung berücksichtigen smile
Und der Link sieht doch sehr interessant aus.

Nichtsdestotrotz hoffe ich doch noch auf die eine oder andere weitere Rückmeldung vor der nächsten Überarbeitung. Es würde mich interessieren, wie der Text bzw die Texte auf andere wirken.

LG
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