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antonT Erklärbär
Beiträge: 3
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02.07.2013 22:23 Kriminalroman mit zeitgeschichtlichem Hintergrund von antonT
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Bin ein älteres Kaliber und habe vor Jahren einen Krimi geschrieben. Ich hab ihn aus der Schublade geholt und bin dabei ihn zu überarbeiten. Bitte sagt mir etwas zu der nachstehenden Leseprobe:
a) zum Inhalt
b) zur Schreibweise
c) taugt der Stoff für einen Film?
d) taugt der Stoff für ein Buch?
e) taugt der Stoff überhaupt noch?
Rückblicke von E. R. Jahrzehnte später im mondänen Schießstand seiner Villa:
...... E. R. ließ den Film seiner Erinnerungen weiter ablaufen: Dieser Vater, also sein leiblicher, nicht jener A.... R...., dessen Familiennamen er jetzt trug. Er war Oberleutnant und hoch dekoriert. Schwer verwundet ist er schon Ende 1917 aus dem Krieg heimgekehrt und schwängerte eine der ihn pflegenden Krankenschwestern. Im Frühjahr 1919 gebar sie ihm den Sohn Franz. Er heiratete sie. Das war die Ehrenpflicht eines deutschen Offiziers. Das er selbst noch Pflege benötigte, sah er nicht ein. Kaum genesen war er zu Hause ein seltener Gast. Die liebevolle Aufmerksamkeit der Mutter vermochte kaum die dauernde Abwesenheit des Vaters ersetzen. Der ehemalige Kriegsheld konnte und wollte sich den Gegebenheiten der Nachkriegszeit nicht beugen. Er konnte die „Schmach von Versailles" nicht überwinden. Er empfand jede ihm angebotene Stelle in Anwaltsbüros oder in der Wirtschaft als unter seiner Würde. Er schloss sich zunächst der Organisation „Stahlhelm" an und später der aus der SA hervorgegangenen Schutz-Staffel (SS). Die Entfremdung von Frau und Kind war damit vorprogrammiert. Er verließ die kleine Familie 1926, um sich ganz der Parteiarbeit, dem Kampf gegen die „Roten, Juden und Kriegsgewinner“ zu widmen. Ganz nebenbei gab er sich wechselnden Liebesabenteuern hin. Die vaterländischen Pflichten des Dr. H. Stielhammer, der seine ganze Zeit, Kraft und Intelligenz seiner Karriere in der NSDAP widmete, ließen ihn manchmal auch die Zahlung des Pflegegeldes vergessen. Das führte zu einer ärmlichen Lebensführung der beiden Verlassenen und überschattete Franz's Kindheit. Das Idealbild des Vaters, der mit seiner schwarzen Uniform und dem markantem Auftreten dem Kleinen ebenso imponierte wie auch Angst machte, konnte das nicht trüben - er bewunderte, liebte und fürchtete ihn. Die Gespräche bei solchen Kurzbesuchen waren einseitig, meist nur Parolen wie: „Die Demokratie funktioniert nicht," „die Roten müssen vernichtet werden," „die Juden sind an allem schuld," „Hitler führt uns zum Sieg" etc. Die Mutter schwieg, Franz lauschte gebannt den Tiraden.
Die Scheidung erfolgte noch im gleichen Jahr. Ein Jahr später heiratete Franz's Mutter den Postbeamten A.... R...... Einen unzeitgemäß stillen Mann, der sich jeglichen Äußerungen über Politik enthielt. Er war in allem das genaue Gegenteil von Franz's Vater. Er war häuslich, liebevoll und von zurückhaltendem Wesen. Trotz großer Bemühungen gelang es ihm nicht, Franz's Anerkennung zu gewinnen. Im Herbst 1927 bekam die neue Familie Nachwuchs, einen Jungen, der auf den Namen Edmund getauft wurde. Aus unerfindlichen Gründen hasste Franz diesen Halbbruder vom ersten Moment an.
„Was für ein Wunder, wenn ich mich selbst nicht leiden kann" - murmelte E. R. wieder leise vor sich hin - „wer bin ich nun wirklich?" So unberechtigt erschien ihm diese Frage, die Vera ihm gestellt hatte, plötzlich nicht. Er hatte sich in eine schmerzlich-nostalgische Stimmung hineinversetzt und begann wieder einmal, sich selbst zu bedauern. Um sein „zweites Ich" von seinem „ersten Ich" auseinander zu halten, versuchte er das Erste konsequent mit „ Franz" oder „St....." zu betiteln und diesen als eine andere Person zu empfinden. Er löschte das Deckenlicht und etwas später auch die Stehlampe. Das Licht störte ihn. Jetzt brannten nur noch die drei kleinen Spots, die die Zielscheiben beleuchteten. Was hatte ihn eigentlich bewegt in seinen beiden Leben, in dem als Franz Steinhammer und in seinem jetzigen als Ewald R.... - oder besser als E. R.? Idealismus? Vaterlandsliebe? Gerechtigkeit? All dies, das musste er sich eingestehen, war es nicht. Also immer nur Opportunismus? Streben nach Macht und Reichtum - also „Tanz um das Goldene Kalb?" Er verdrängte wie schon oft eine Antwort auf diese Frage, weil er ahnte, dass diese negativ ausfallen würde. „Zäh wie Leder, hart wie Krupp-Stahl und..." von flink konnte ja keine Rede mehr sein. Waren das seine Lebensmaximen? Sie waren es nur dort gewesen, wo es zu nichts Gutem, manchmal auch zu Schrecklichem führte. Gewissensbisse? Unsinn! Am liebsten hätte er mit einem „Scheiß drauf!" diesen ganzen Gedankenlauf unterbrochen. Aber wie unter Zwang setzte er ihn fort.
Liebe? Was war das ? Hatte er seine Mutter geliebt? Irgendwie schon, aber sie war die einzige Frau, für die er so etwas wie Liebe empfinden konnte. Und Männern gegenüber durfte ein solches Gefühl doch nicht entstehen. Oder doch? Damals, als er noch Franz war, jedenfalls nicht.
E.R. versuchte diese schmerzliche Erinnerung an seine erste Liebe zu verdrängen, die ein so böses Ende genommen hatte. Zeitweise war ihm - nein, Franz – sogar so etwas wie Liebe gelungen. Das damals so brennende und beglückende Gefühl passte gar nicht in das ihm aufgezwungene Weltbild. Er glaubte heute noch die harte Hand des geliebten Vaters zu spüren. Dieser hätte ihn damals wegen dieser „Obszönität" und „Rassenschande" am liebsten erschlagen. E. R. fühlte eine Welle des Hasses in sich aufsteigen, ein Gefühl, das er brauchte, um damit alles andere zu überdecken. Liebe? Sein Leben wäre wohl glücklicher gewesen, wenn er sie hätte empfinden können. Das konnte er aber nie - außer eben der zu Leo, damals, als er zwölf war. Die Erinnerung daran, die er verdrängt hatte, die ihn immer wieder einholte und derer er sich jahrzehntelang geschämt hatte. Das Wissen um seine ihm aufgezwungene Moral und seine verachtenswerte Neigung waren die Gründe seiner inneren Zerrissenheit. Warum nur hatte er diese nicht mit seinem ersten Ich, mit Franz, abstreifen können?
Franz war damals dreizehn Jahre alt und in der dritten Klasse des Gymnasiums. Der Einfluss des Vaters, der mit seiner Arbeit für die zur Machtergreifung drängende NSDAP beschäftigt war, war nicht groß. Er kümmerte sich nur wenig um seinen Sohn. In dem in die Pubertät gelangenden Knaben hatte sich eine Verliebtheit zu seinem Klassenkameraden Leo Goldberg entwickelt. Dass dieser Jude war, tat diesem Anfall jugendlicher Sexualität keinen Abbruch. E. R. hatte sich später diese starke Zuneigung damit zu erklären versucht, dass Leo zart wirkte und ein sehr schöner Junge war, fast wie ein Mädchen. Franz's Neigung war somit irgendwie verständlich. Homosexuell? Nein, das war Franz sicher nicht. E. R. mochte sich diese „Perversion," wie er die Empfindung nannte, die er ein Leben lang verleugnet und unterdrückt hatte, auch heute nicht eingestehen.
Franz und Leo schlossen Freundschaft, spielten Schach, machten Wanderungen und verfassten, sich gegenseitig anfeuernd, erste, noch sehr unbeholfene Gedichte. Es kam zu keinerlei sexuellen Handlungen oder andeutenden Berührungen. Aber schon die Nähe des Freundes, die er in den Pausen oder beim Turnen suchte, beglückte Franz. Da Leo sich keinerlei ähnliche Empfindungen anmerken ließ, hielt Franz seine weitergehenden Sehnsüchte zurück, um den Freund nicht zu verlieren.
Zur Bestürzung der Mutter und des Stiefvaters erschien eines Tages unerwartet der fast schon vergessene Vater in schwarzer Uniform, um sich über die richtige Erziehung seines Sohnes ein Bild zu machen. In Franz brach die schon fast vergessene Bewunderung für seinen Vater spontan wieder auf. Mit bewundernden Blicken hing er an dessen imponierender und martialischer Gestalt. Der aber war mit dem Erfahrenen gar nicht zufrieden. Er wollte schon mit einem: „Das wird anders - Heil Hitler!" die Wohnung verlassen, als es läutete und Leo in der Türe erschien. Als Dr. St..... den verblüfften Jungen sah, der am liebsten weggelaufen wäre, kam es zur Katastrophe. Er fuhr ihn mit der Frage an: „Was willst du hier und wie heißt du?" Franz spürte augenblicklich die Brisanz der Situation und trotz einem Würgen im Hals antwortete er für den Freund: „Das ist mein Schulfreund Leo." Der Vater schien etwas zu ahnen und er ragte mit einer Schärfe, die nichts Gutes ahnen ließ: „Leo - und wie noch?" Als der völlig verängstigte Leo ein kaum hörbares „Goldberg" hervorbrachte, war es mit der Beherrschung St....... vorbei. Franz, vor Schreck wie gelähmt, fürchtete, dass sein Vater zuschlagen würde, was dieser nicht tat, aber zornentbrannt ausrief: „Verschwinde, du Judenbengel, sonst schlag ich dich tot - lass dich nie wieder hier blicken!" Der arme Leo lief völlig verstört davon.
Dr. St......, wandte sich jetzt wutentbrannt Franz zu. Er musste sich sehr im Zaume halten, um nicht zuzuschlagen und sich zur Ruhe zwingen, als er mit Eiseskälte in der Stimme sagte: „Schämst du dich nicht, mit diesem Saukerl zu verkehren? Du weißt doch, dass er Jude ist. Das wird sich jetzt ändern, darauf kannst du dich verlassen." Den R..... gewandt, die der ganzen Szene entsetzt und schweigend beigewohnt hatten, brüllte er: „Wie könnt ihr so etwas dulden? Ich werde dafür sorgen, dass euch das Sorgerecht für meinen Sohn entzogen wird." Dann verließ der Wütende die Wohnung, nicht ohne beim Verlassen noch ein „Heil Hitler" gebrüllt zu haben.
Franz war völlig aufgelöst und weinte. Die Mutter versuchte vergeblich ihn zu trösten. Er hatte das Gefühl, allein gelassen zu sein und alle Welt hassen zu müssen. Seinen Vater, weil der ihm den Freund genommen hatte, seine Mutter und den Stiefvater, weil sie ihn nicht schützen konnten und Leo, weil er jemand war, den man nicht lieben durfte. Mit diesem Geschehnis zerbrach in Franz etwas Unwiederbringliches: Die Fähigkeit zu lieben.
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Rote Wölfin Leseratte
Alter: 64 Beiträge: 195
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05.07.2013 12:37
von Rote Wölfin
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Ähm ... ja Hallo Anton sei willkommen in unserer Runde.
Als älteres Kaliber tust du aber ganz schön schnell schießen
Ich fürchte der Rote Teppich ist nicht der richtige Platz für deine Story - dafür gibts gemütlichere Eckchen hier im Forum, wo man sich in Ruhe darüber unterhalten kann.
Der Admin wird dich sicher dort hin "verschieben" und dort wirst du mit deinem Krimi genau richtig sein.
Also hier an dieser Stelle sei willkommen und fühl dich wohl
LG die Wölfin
_________________ Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. (Albert Einstein)
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Nora_Sa Beistrichknarzer
Beiträge: 208 Wohnort: Linz
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05.07.2013 12:42
von Nora_Sa
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Hi Wölfin,
hier steht sein Text schon drin
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=42673
und hier ist seine aktuelle Vorstellung:
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?p=750515&highlight=#750515
Ich glaube dieses Posting darf man vernachlässigen.
Gruß:
Nora
_________________ Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, sorge dafür, dass es noch nicht das Ende ist. |
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