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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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27.02.2013 09:12 Zeitendschungel von Nicki
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Ich schreibe meinen Roman im Praeteritum. Jetzt haben meine beiden Protas eine Aussprache und sie erzählen sich Dinge, die sich in der Vergangenheit zugetragen haben. Ich poste hier mal einen reduzierten Auszug aus dem Gespräch, ich habe das "Gefühl", meine Zeiten nach "Gefühl" eingesetzt zu haben.
Frage:
Wann benutzt man welche Zeit? Gesprochen hört sich das alles ganz locker an, aber bei zweiten Hinschauen bekam ich Magengrummeln.
„Irgendwann, als ich noch dachte, sie könnte mehr sein als eine flüchtige Affaire, habe ich ihr von Joereen erzählt. Meist hat sie mir nie zugehört, wenn ich mit ihr geredet habe. Aber in dem Fall scheint sie aufgepasst zu haben.“
„Aber warum geht sie mit der Story an die Öffentlichkeit? Sie weiß doch sicher, wie schmerzhaft diese Erinnerungen für dich sind.“
„Genau deshalb. Um sich dafür zu rächen, dass ich mit ihr Schluss gemacht habe. Das war lange vor unserem Hollandurlaub gewesen. Sie hat es einfach nicht wahrhaben wollen, dass ich nichts mehr für sie empfinde. Oder sie wollte mir eins auswischen, weil ich ihren übersteigerten Drang nach Publicity nicht länger mitgemacht habe.“
„Aber wenn du schon vor dem Urlaub nicht mehr mit ihr zusammen warst, wie konnte sie dann schwanger werden? Und was hat sie am Montag, bevor wir gefahren sind, im Yachthafen gemacht?“
„Das weißt du?“
„Ich habe sie im Waschraum getroffen, wusste aber damals noch nicht, wer sie war.“
„Sie wollte mich überraschen, mit mir segeln gehen und einen Neuanfang versuchen. Als sie jedoch erfahren hat, dass ich mit einer anderen Frau zusammen bin, hat sie das Schiff wutentbrannt verlassen und mir sogar noch gedroht. Ich habe dir nichts davon erzählt, weil ich nicht wusste, wie du darauf reagieren würdest. Eigentlich feige, ich weiß.“
Jan hatte während des Gesprächs ihren Zopf zwischen den Fingern hin und her gedreht und einzelne Strähnen herausgezogen. „Und sie hat ihre Drohungen sogar wahr gemacht.“
Mona lehnte sich an seine Schulter und schloss die Augen. Sehen konnte sie in dem dämmerigen Licht ohnehin nicht viel. „Was ist passiert?“, fragte sie.
„Sie hat die ganze Geschichte mit Schwangerschaft und Fehlgeburt nur erfunden. Nicht nur, um mich zu treffen, sondern in erster Linie, um ihre sinkende Popularität etwas anzukurbeln.“
„Sie war gar nicht schwanger?“
„Nein, nie gewesen. Erst behauptet sie in der Öffentlichkeit, dass ich Vater werde, dann schickt sie Sabrina die Geschichte von Joereen und dann inszeniert sie eine Fehlgeburt. Und als wäre das noch nicht genug, täuscht sie Selbstmordabsichten vor, dass ich Blödmann darauf hereinfalle und mitten in der Nacht zu ihr fahre. Von Brüssel!“
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein
*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress |
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Saschmi Gänsefüßchen
S
Beiträge: 42
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S 27.02.2013 10:24
von Saschmi
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Das hat jetzt nichts mit deiner Frage zu tun, aber:"... Meist hat sie mir nie zugehört...", das geht nicht. Nur als kleine Anmerkung.
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Schreibmaschine Klammeraffe
Beiträge: 529
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27.02.2013 10:37
von Schreibmaschine
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Ich muss gestehen, es jetzt nur überflogen zu haben.
Ehrlich gesagt bin ich ratlos, wo das Problem liegt. Also bezogen auf deine Frage. In Dialogen ist so einiges erlaubt. Übrigens auch Grammatikfehler, wenn es denn zum Sprechenden passt.
Ich sehe hier ein ganz anderes Problem: Wer spricht?
Darüber hinaus finde ich den gesamten Dialog zu "gepresst". Beschreib zwischendurch, was die Personen tun. Das Umfeld, wenn es denn wichtig ist. Ausschließlich auf Dialog zu setzen, halte ich für verkehrt.
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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27.02.2013 10:53
von Nicki
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Schreibmaschine hat Folgendes geschrieben: | Ich muss gestehen, es jetzt nur überflogen zu haben.
Ehrlich gesagt bin ich ratlos, wo das Problem liegt. Also bezogen auf deine Frage. In Dialogen ist so einiges erlaubt. Übrigens auch Grammatikfehler, wenn es denn zum Sprechenden passt.
Ich sehe hier ein ganz anderes Problem: Wer spricht?
Darüber hinaus finde ich den gesamten Dialog zu "gepresst". Beschreib zwischendurch, was die Personen tun. Das Umfeld, wenn es denn wichtig ist. Ausschließlich auf Dialog zu setzen, halte ich für verkehrt. |
Dss Problem, das ich habe, ist folgendes. Ich vergleiche hier mal zwei Sätze:
„Irgendwann, als ich noch dachte/ gedachte habe, gedacht hatte, sie könnte mehr sein als eine flüchtige Affaire, habe/ hatte ich ihr von Joereen erzählt. Meist hat/ hatte sie mir nie zugehört, wenn ich mit ihr geredet habe/hatte. Aber in dem Fall scheint/schien sie aufgepasst zu haben.“
oder
„Aber warum geht/ist sie gegangen sie mit der Story an die Öffentlichkeit? Sie weiß/wusste doch sicher, wie schmerzhaft diese Erinnerungen für dich waren/sind.“
Ich habe für diesen Post den Dialog gestrafft, einige Handlungen entfernt, weil sie für das aktuelle Problem nicht relevant sind.
Wenn du schreibts, dass ich Dialogen so einiges erlaubt ist, bauch ich mir doch eigentlich keine Gedanken zu machen, oder?
Saschmi@
Zitat: | Das hat jetzt nichts mit deiner Frage zu tun, aber:"... Meist hat sie mir nie zugehört...", das geht nicht. Nur als kleine Anmerkung. |
Versteh ich jetzt nicht. Falsche Zeit, oder was?
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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27.02.2013 11:19
von Jenni
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„Irgendwann, als ich noch dachte, sie könnte mehr sein als eine flüchtige Affaire, habe ich ihr von Joereen erzählt. Meist hat sie mir nicht zugehört (oder: sie hat mir selten zugehört), wenn ich mit ihr geredet habe. Aber in dem Fall scheint sie aufgepasst zu haben.“
„Aber warum ist sie mit der Story an die Öffentlichkeit gegangen? Sie weiß/wusste doch sicher, wie schmerzhaft diese Erinnerungen für dich sind.“
Ich würde mal sagen, in dem Fall ist der Moment des Dialogs sozusagen Präsens und was zuvor passiert ist Vergangenheit. Und da kannst du Präteritum oder Perfekt nehmen, das würde ich tatsächlich etwas nach Gefühl machen im Dialog. (Mein Gefühl: s.o. Korrekt wäre wohl Perfekt für abgeschlossene Ereignisse, Präteritum für andauernde - oder trennt man das im Deutschen gar nicht so explizit? Im Dialog hört sich aber Präteritum oft sehr gestelzt an.) Plusquamperfekt ist in deinen Beispielen hier falsch angewendet. Du kannst es trotzdem verwenden, je nachdem wie du charakterisieren willst. Falsche Verwendung des Plusquamperfekts wirkt halt ziemlich ... bildungsfern.
LG Jenni
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5339 Wohnort: NRW
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27.02.2013 11:29
von Bananenfischin
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Hallo Nicki,
die Kombination "meist ... nie" haut nicht hin, das ist es.
Was die Zeiten angeht, so hast du sie, finde ich, intuitiv meist gut gewählt, was hier heißt: Es geht in der wörtlichen Rede weniger um grammatikalische Korrektheit, sondern darum, dass sie sich natürlich anhört. Ein Überwiegen des Perfekts ist da auf jeden Fall schon einmal typisch.
Hier finde ich Präteritum gut:
Zitat: | Das war lange vor unserem Hollandurlaub gewesen. |
Zitat: | Jan hatte während des Gesprächs ihren Zopf zwischen den Fingern hin und her gedreht und einzelne Strähnen herausgezogen. |
Hier würde ich ebenfalls kein Plusquamperfekt benutzen, sondern seine Rede eher vorher unterbrechen und dann schreiben "Er drehte ihren Zopf ..." oder so ähnlich.
Ansonsten gibt es ein paar Stellen, an denen sich die Rede nicht wirklich natürlich anhört, z.B. durch Wörter wie "jedoch", die ich vermeiden würde, wenn es für die Figur nicht charakteristisch ist, sich in jeder Situation gewählt auszudrücken.
Liebe Grüße
Bananenfischin
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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27.02.2013 12:31
von seitenlinie
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„Irgendwann, als ich noch dachte, sie könnte mehr sein als eine flüchtige Affaire, habe ich ihr von Joereen erzählt.
Meist hat sie mir nie zugehört, wenn ich mit ihr geredet habe. Aber in dem Fall scheint sie aufgepasst zu haben.“
Tatsächlich Joereen, oder Joreen ?
Besser so und ohne die sperrige Begründung:
„Irgendwann, als ich noch dachte, sie könnte mehr sein als eine flüchtige Affaire, hatte ich ihr von Joereen erzählt.
Meistens hörte sie mir nicht zu, wenn ich mit ihr redete. Aber in dem Fall schien sie aufgepasst zu haben.“
Oder so:
"Anfangs dachte ich, Susanne wäre mehr als eine flüchtige Affaire und erzählte ihr von Joreen. Meistens ... "
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Eimerian Leseratte
E Alter: 38 Beiträge: 193
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E 27.02.2013 13:21 Re: Zeitendschungel von Eimerian
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Nicki hat Folgendes geschrieben: | Frage:
Wann benutzt man welche Zeit? Gesprochen hört sich das alles ganz locker an, aber bei zweiten Hinschauen bekam ich Magengrummeln. |
Wann man in der gesprochenen Sprache welche Zeit verwendet ist regional unterschiedlich. Man verwendet meistens eine Mischung aus Präteritum und Perfekt, was man in Romanen ja eignetlich vermeiden will.
Zum Beispiel wird hier im Raum Wien jedes Verb außer ein paar Ausnahmen wie sein und wollen im Perfekt verwendet, diese Ausnahmen im Präteritum und Plusquamperfekt nie. "Ich war im Kino und habe einen Film gesehen." Und das scheint auch für einen Großteil Deutschlands zu gelten.
Für dich aus Nordrhein-Westfalen kann die Sache anders aussehen, da ist es gut, dass du auf dein Bauchgefühl hörst.
So, wenn ich da mal mein Bauchgefühl drüber lasse:
Zitat: | „Irgendwann, als ich noch geglaubt habedachte, sie könnte dass sie mehr sein als eine flüchtige Affäre ist, habe ich ihr von Joereen erzählt. Meist hat sie hat mir sonst nie zugehört, wenn ich mit ihr geredet habe. Aber in dem Fall scheint sie aufgepasst zu haben.“
...
„Genau deshalb. Um sich dafür zu rächen, dass ich mit ihr Schluss gemacht habe. Das war lange vor unserem Hollandurlaub gewesen. Sie hat es einfach nicht wahrhaben wollen, dass ich nichts mehr für sie empfinde. Oder sie hat wollte mir eins auswischen wollen, weil ich ihren übersteigerten Drang nach Publicity nicht länger mitgemacht habe.“
„Aber wenn du schon vor dem Urlaub nicht mehr mit ihr zusammen warst, wie konnte ist sie dann schwanger gewordenwerden? Und was hat sie am Montag, bevor wir gefahren sind, im Yachthafen gemacht?“
„Das weißt du?“
„Ich habe sie im Waschraum getroffen, habe wusste aber damals noch nicht gewusst, wer sie war ist.“ |
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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27.02.2013 20:35
von Nicki
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Hallo Antworter, ein bisschen klarer sehe ich jetzt schon.
Danke euch.
Das hier habe ich nicht gesehen, war wohl zu offensichtlich
Zitat: | die Kombination "meist ... nie" haut nicht hin, das ist es. |
Zitat: | Tatsächlich Joereen, oder Joreen ? | Es gibt beides in Holland
Zitat: | Es geht in der wörtlichen Rede weniger um grammatikalische Korrektheit, sondern darum, dass sie sich natürlich anhört. Ein Überwiegen des Perfekts ist da auf jeden Fall schon einmal typisch. |
Das ist die Antwort, die mich natürlich am meisten befriedigt. Bis auf das Plusquamperfekt, das werde ich weitestgehend versuchen auszurotten. Perfekt klingt gesprochen am besten.
Danke euch auch noch mal für die Korrektur meiner stilistischen Entgleisungen; der Text ist noch nicht überarbeitet.
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein
*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
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