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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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06.02.2012 00:36 Sich für einen Stil "entscheiden" von Mr. Curiosity
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Tach zusammen,
mich beschäftigt schon seit einigen Monaten die Frage, wie ich mich auf einen Stil festlegen kann. Das mag jetzt dllettantisch klingen, denn immerhin entwickelt sich so ein Stil von selbst und man sucht ihn sich nicht aus. Bei mir stellt es sich aber irgendwie anders dar. Tatsächlich habe ich lyrisch zwei recht verschiedene Stile entwickelt. Einen kann man als hermetisch bezeichnen, den anderen als alltagsnah und offen. Ich beobachte auch auf diese beiden Arten, bzw. finde an dem einen Tag mal so, an dem anderen mal so meine Inspirationen. Ich bin da gewissermaßen schizophren geworden. Einerseits will ich nicht eine Richtung zu Gunsten der anderen fallen lassen, andererseits sehe ich die Notwendigkeit, mich für einen Stil entscheiden zu müssen, um mich innerhalb von jenem weiterentwickeln zu können und bestenfalls irgendwann unverwechselbar zu klingen. Solange ich in diesem Zwischending hänge, bleibt ein gutes Gedicht irgendwie Zufall und es kommt sonst nichts richtig Gescheites zustande
Kennt jemand diese Entscheidungssituation und weiß, wie man damit umgehen kann?
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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Roydarren73 Leseratte
Beiträge: 113
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06.02.2012 00:59
von Roydarren73
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Da kann nur ein Münzwurf helfen. Kopf oder Zahl.
_________________ "Der Anfang von allem, also der Urknall, fand wohl in völliger Dunkelheit statt, da Licht ja noch nicht existierte."
- Stephen Hawking - |
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Fjodor Reißwolf
Beiträge: 1485
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06.02.2012 11:09
von Fjodor
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Hallo,
dieses Problem der Orientierungslosigkeit ist mir in Erinnerung; ich habe daraus zunächst mal für zwei Jahrzehnte die Konsequenz gezogen, nichts Schöngeistiges zu schreiben, weil ich gemerkt hab, dass ich in allen Fällen nur das nachgeahmt habe, was mich gerade an Lektüre beeindruckt hatte.
Schreib in dem Stil, in dem Du Dich wohlfühlst, der Dir am natürlichsten erscheint ... und wenns zwei Möglichkeiten gibt, fahre eben eine Weile zweigleisig. Irgendwann wirst du merken, dass die für dich wichtigeren Sachen, die relevanteren Texte, die Sachen, die Du auch nach Jahren noch anschauen kannst, ohne innerlich zu erröten, vielleicht die eine, vielleicht die andere Handschrift haben. Vielleicht erkennst du im Nachhinein das eine als "eigene" Handschrift, das andere eher als ein Nacheifern oder ein Experimentieren.
LG, F.
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8672 Wohnort: Bayern
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06.02.2012 16:07
von Merlinor
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Hallo Mr. Curiosity
Ich würde mir darüber keine Gedanken machen.
Schreibe so, wie Du es für den jeweiligen Text als angemessen empfindest. Du bist ein überlegter Mensch und sorgfältiger Schreiber. Also wirst Du auch zu brauchbaren Ergebnissen kommen.
Wenn Du dabei mehrere unterschiedliche Herangehensweisen hast, dann ist das eben so und ganz sicher kein Schade.
Dein persönlicher "Stil" wird sich eines Tages von ganz alleine entwickeln und möglicherweise wirst du selbst das gar nicht bemerken, sondern eher Deine Leser ... weil eben nicht "Stil" Dein Thema ist, sondern einfach gute Texte zu verfassen
Ich kenne dieses Streben nach dem eigenen "Stil" auch aus der Malerei: Grundsätzlich ist ja auch gar nichts dagegen einzuwenden, dass ein Maler, Musiker oder Schriftsteller unverwechselbar sein möchte.
Aber wie vielen jungen Malern habe ich dabei zugeschaut, wie sie krampfhaft ihren "eigenen Stil" entwickeln wollten und darüber das Malen vergaßen.
Die meisten haben dadurch lediglich versäumt, das Handwerk an sich zu erlernen.
Ihre Bilder blieben deshalb belanglos, strotzten vor handwerklichen Fehlern, Attitüden und stilistischen Wiederholungen - einfacher Manierismus der übelsten Sorte, gepaart mit technischem Unvermögen ...
Aber ihre Erzeuger präsentierten sich stolz wie die Zaunkönige vor diesen Ergebnissen ihres unverwechselbaren "Stils".
Stimmt: Ihre Werke waren unverwechselbar ... schlecht ...
LG Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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06.02.2012 16:21
von Nicki
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Vielleicht kann man es mit der Entwicklung der Handschrift, inbesondere der Unterschrift vergleichen. Was habe ich als Teenager meine Unterschrift geübt. Unverwechselbar sollte sie sein und interessant. Im Laufe der Jahre hat sie sich ganz allein in eine bestimmte Richtung entwickelt. Und veränderte sich im Laufe der Jahre sogar noch weiter.
So wird das mit dem Schreibstil sein. Selbst Goethe hat im Alter anders geschrieben als in seinen ersten Jahren. So wie du dich entwickelst, wird sich auch dein Stil entwickeln.
Und wenn man einmal locker und heiter, ein anderes Mal eher nachdenklich oder depressiv schreibt, ist das eben stimmungsabhängig, da sind Maler, Musiker und Schriftsteller mit Sicherheit gleich.
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein
*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress |
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Mogmeier Grobspalter
Moderator Alter: 50 Beiträge: 2677 Wohnort: Reutlingen
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14.04.2012 06:39
von Mogmeier
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Sich für einen Stil zu entscheiden, das hat irgendwie etwas von ›Geh aufs Ganze!‹ „Wählen Sie Tor 1, Tor 2 oder Tor 3.“ – Sicher ist, dass sich irgendwo dahinter der Zonk befindet.
Ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich meinen Schreibstil innerhalb einer Geschichte automatisch ändere. Immer dann, wenn ich gezielt auf das Erleben und die Welt eines Protas eingehe. Schreibe ich über einen widerspenstigen Charakter, wird auch der Text sehr schroff und kantig; schreibe ich über einen Narzissten, dann bekommt der Text ein sehr blaublütiges Aroma.
Extrem fiel mir das auf, als ich über ein kleines Mädchen schrieb. Plötzlich wurde auch meine ganze Schreibe enorm kindlich. Ich nutzte auf einmal unnötig viele Füllwörter, die zumal auch noch nichtssagend umherrotierten. In einer Situation, die man als Erwachsener hätte treffender beschreiben können, wählte ich einfach nur das Wort komisch (als Umschreibung im Wortschatz eines Kinder sehr beliebt) und auch noch andere Beweisführungen einer Fünfjährigen. – Es passte alles wunderbar! Ich komme damit klar, und hoffentlich auch meine zukünftige Leserschaft. Und wenn nicht, dann habe ich halt Pech gehabt, schlechten Tag erwischt.
Also wenn man sich schon entscheiden muss, dann aber wenigstens aus dem Bauch heraus. (Zu viele Überlegungen machen die Arbeit zunichte.)
kupo
_________________ »Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.«
Laotse |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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14.04.2012 12:56
von Mr. Curiosity
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Inzwischen ist das eigentlich kein Thema mehr für mich. Ich schreibe einfach so, wie ich fühle, dass es richtig ist. Und wenn dabei ganz unterschiedliche Gedichte/Geschichten rauskommen, dann ist es eben so. Das ist ja auch eigentlich nichts Negatives.
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"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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Schreibmaschine Klammeraffe
Beiträge: 529
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14.04.2012 13:02
von Schreibmaschine
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Ich bin nicht der Ansicht, dass es notwendig ist, sich für einen Stil zu entscheiden.
Erstens entsteht eine gewisse "Handschrift" mit der Zeit von allein und zweitens ist es doch die thematische, aber ebenso stilistische Vielfalt, die einen Autor auszeichnet.
Gut, ich schreibe keine Lyric, aber Schreibstile sind dennoch ein übertragbares Thema, finde ich.
Wenn jemand etwas von mir liest und später dann etwas anderes, möchte ich nicht, dass es nach wenigen Sätzen unverkennbar als meinen Stil erkannt wird. Vielmehr möchte ich, dass der Leser/ die Leserin in die Handlung gezogen wird und weiterlesen möchte.
Am Ende geht es doch darum, was man sagen möchte, und ob man dafür die richtigen Worte wählt. Sich auf die Kontinuität des eigenen Stils zu konzentrieren, stört doch da nur. So sehe ich das.
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