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Ein gefährliches Einhorn


 
 
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Miss Havisham
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M


Beiträge: 102



M
Beitrag26.06.2011 14:58
Ein gefährliches Einhorn
von Miss Havisham
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Neue Version »

Das ist ein Auszug aus meinem ersten Roman...ein Auszug der mir von vorn bis hinten nicht so recht gefallen mag, ohne, dass ich so recht wüsste, woran das liegt.
Vielleicht kann hier ja jemand eine Diagnose erstellen.  Wink

Da es sich um den Anfang des ersten Kapitels handelt, sollten eigentlich keine Verständnisprobleme auftreten. Wenn doch, hab ich was falsch gemacht.
_____________________________________________________


Das Feuer war beinahe heruntergebrannt, doch in der Ecke, in der Gwenda saß, war es noch angenehm warm.
Längst hatte sie aufgehört ihre Spindel zu drehen, lauschte nur noch dem Märchen das ihre älteste Schwester gerade erzählte. Bald würde es Zeit sein, heimzugehen, und eine weitere Woche voller langweiliger Arbeiten stand bevor.
„Kommt schnell!“ die Tür war aufgeflogen, der Luftzug wehte Regen in die Spinnstube. „Keran, er…“ das Mädchen konnte nicht weiter sprechen, doch Gwenda hatte den Namen verstanden.
Was war mit ihrem Bruder?
Sie hastete hinaus. Die Luft roch nach Regen, und mitten auf dem schlammigen Weg stand taumelnd ein dunkler Schemen, dessen Umrisse ihr vertraut waren.
„Keran!“
 Er kämpfte mit einer Art Hirsch, der sich in sein Bein verbissen hatte…nein – da steckte ein Horn in Kerans Bein!
Sie musste etwas unternehmen. Schnell. Aber was? Wie sollte sie sich so schnell etwas ausdenken? Wenn sie das Wesen angriff, würde es sie töten.
Es sei denn…der alte Apfelbaum…ja!
Der Ast war nicht allzu hoch, aber wenn sie hochsprang, nach ihm griff und sich an ihm hochzog, wäre sie in Sicherheit.
Sie griff einen morschen Ast und schleuderte ihn nach dem Wesen. Daneben. Ein Stein – Treffer!
„Komm doch her wenn du dich traust!“ rief Gwenda und lief zum Apfelbaum.
Das Wesen blieb bei ihrem Bruder. Gwenda wühlte in ihrer Schürzentasche. Die Murmel…da!
Auch diesmal traf sie.
„Gwen, lass das!“ rief Keran, aber es war zu spät – das Wesen zog sein Horn mühelos aus seinem Bein und drehte sich um.
Dann ging alles ziemlich schnell. Das Wesen kam näher, Gwenda sprang, und griff in leere Luft.
„Gwen!“
Sie warf sich zur Seite, und lag eine ganze Weile im Matsch des erst kürzlich getauten Bodens, bevor sie es wagte, den Kopf zu heben.
Neben ihr stand das hirschähnliche Wesen und schnüffelte an ihr. Gwenda blinzelte.
Es war ein Einhorn, wie in den Geschichten. Ohne jeden Zweifel. Der Körper war geformt wie der einer Hirschkuh, etwas zierlicher nur, und auf dem Kopf prangte ein einziges Horn, in sich selbst gedreht und glitzernd wie Eis.
Gwenda berührte den schlanken Hals. Er fühlte sich an wie ein frisch geformter Schneeball, glatt und kalt.
Nur die Augen des Tieres schienen nicht aus Schnee oder Eis zu sein, in ihnen leuchtete ein seltsames, grünes Licht.
„Gwenda!“ rief jemand. „Geh von dem Ding weg!“
Kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse. Gwenda rollte sich weg, ein Knirschen ertönte, das Einhorn  bäumte sich auf   und dann war der Spuk vorbei. Ein Haufen Schnee lag dort, wo das Einhorn gewesen war.
Hinter ihm stand Gwendas älteste Schwester Lanea, ein großes Küchenmesser in der Hand. An seiner Spitze hing ein großer, dunkler Klumpen.
Endlich konnte Gwenda sich aufrappeln, klopfte notdürftig den Dreck von ihrem Kleid und lief zu den anderen.
„Wo ist Keran?“
Ihre Schwester wies auf die Eingangstür der Spinnstube „Ilfhild kümmert sich um ihn.“
Sie ließ das Messer fallen und schloss Gwenda in die Arme. „Du verrücktes Huhn, du hättest sterben können!“
„Bin ich aber nicht“ Gwenda vergrub ihr Gesicht im Haar ihrer Schwester. „Hast du das Ding getötet?“
„Glaub schon“ meinte Lanea. „Hab einfach reingestochen, hoffentlich das Herz erwischt.“ Sie hob das Messer auf und hielt es in das Licht, das aus der geöffneten Tür sickerte.
Stirnrunzelnd besah sie sich, was darauf aufgespießt war:  Ein Eichhörnchen.
„Ein Herz sieht anders aus.“
Nach und nach kamen die anderen Mädchen und Burschen näher. Gemurmel wurde laut. Und Gwenda war plötzlich wahnsinnig müde.
„Wir sollten wohl heimgehen…“ sie gähnte. „Was ist mit Keran? Kann er…“
„Ich bleib noch bei ihm, geh du mit Sanda nach Hause.“
Sie gingen nicht, sie rannten. Wer wusste schon, ob das Einhorn allein gewesen war?
Der Weg zum Hof am Rande des Waldes erschien Gwenda diesmal länger denn je, und sowohl sie als auch ihre jüngere Schwester atmeten erleichtert auf, als die Haustür hinter ihnen zufiel.
„Sollen wir Mutter wecken?“ fragte Sanda unsicher.
„Besser nicht“ Gwenda ging in die Hocke und begann ihre Schuhe auszuziehen. „Du weißt, wie schlecht sie in letzter Zeit schläft – sie erfährt das mit Keran noch früh genug“
Lieber nicht dran denken. Die alte Ilfhild würde es schon richten. Ganz sicher.

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Micki
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Beiträge: 2241
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Beitrag27.06.2011 09:59

von Micki
Antworten mit Zitat

Hallo Miss Havisham,

ich denke du musst deine Protagonisten auch ein weníg vorstellen.
Sonst weiß ich ja gar nicht um wen es hier geht.
Du kennst die Personen ja, von denen du schreibst, aber ich als Leser werde hier mitten in die Geschichte geworfen, und kenne keinen von ihnen.
Ich kenne Gwen nicht, oder ihren Bruder und ich weiß nicht wo sie sich gerade befinden und warum sie nicht zuhause sind, oder wo es ist,
Verstehst du?

Ich brauche also einen Leitfaden an dem ich mich orientieren kann und du musst ihn mir geben.  smile

Kleiner Tip: Nimm dir dein Lieblingsbuch und sieh dir den ersten Satz mal an. Das ist der wichtigste Satz, der muss neugierig machen und danach brauchen wir ein paar Erklärungen um wen es sich hier wirklich handelt.
Erst dann kannst du die geheimnissvolle Begegbnung mit dem Einhorn eisetzen. Die hat mir schon richtig gut gefallen!!!

Obwohl du vielleicht noch erwähnen solltest, das Gwenda nicht auf den Baum klettert, sondern nur einen Ast abbricht um ihn zu werfen.
Ich dachte fälschlicherweise sie sei draufgeklettert und wunderte mich dann wie sie auf dem Baum an einen Stein drankommt. Laughing

Wenn du Fragen hast, gerne auch per PN.  wink

Lieben Gruß
Micki


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Nicki
Geschlecht:weiblichBücherwurm

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Beiträge: 3611
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Ei 10


Beitrag27.06.2011 10:29

von Nicki
Antworten mit Zitat

Hallo Miss Havisham
mir sind einige Ungereimtheiten aufgefallen, die das Verständnis und den Lesefluss behindern.


Zitat:
„Kommt schnell!“ die Tür war aufgeflogen, der Luftzug wehte Regen in die Spinnstube. „Keran, er…“ das Mädchen konnte nicht weiter sprechen, doch Gwenda hatte den Namen verstanden.
Was war mit ihrem Bruder?
Sie hastete hinaus. Die Luft roch nach Regen,

Du benutzt zweimal Regen hintereinander, könnte man ein anderes Wort finden. Aber davon abgesehen, erst wehte der Regen durch die Tür, dann roch es nach Regen. Das passt nicht, entweder es regnet oder es riecht danach.

Zitat:
Er kämpfte mit einer Art Hirsch, der sich in sein Bein verbissen hatte…nein – da steckte ein Horn in Kerans Bein!

Wenn sie ihren Bruder nur als Schemen erkennt, wie sollte sie dann erkennen, dass ein Horn im Bein steckt?

Zitat:
Sie griff einen morschen Ast und schleuderte ihn nach dem Wesen. Daneben. Ein Stein – Treffer!

Aus den einzelnen Worten würde ich etwas mehr machen, sie passen nicht zum vorherigen Satz. Man stolpert im Leserhythmus

Zitat:
das Wesen zog sein Horn mühelos aus seinem Bein und drehte sich um.

Auch das lässt sich im Dunkeln wahrscheinlich nicht so genau erkennen.

 
Zitat:
Gwenda sprang, und griff in leere Luft.

Luft ist immer leer.

Zitat:
„Gwenda!“ rief jemand. „Geh von dem Ding weg!“

Zitat:
Hast du das Ding getötet?“


Hier würde ich eher von einem Wesen sprechen, das Wort Ding ist zum Charakter des übrigen Textes zu sachlich.

Zitat:
Kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse.

Das merkt man auch so, diese Erklärung ist überflüssig.

Zitat:
Sollen wir Mutter wecken?“ fragte Sanda unsicher.
„Besser nicht“ Gwenda ging in die Hocke und begann ihre Schuhe auszuziehen. „Du weißt, wie schlecht sie in letzter Zeit schläft

Sie kommen gerade erst nach Hause. Woher wissen sie, dass die Mutter schläft? Den Gedankenstrich würde ich ersetzten, evtl. mit  ...
Trotzdem eine schöne, ausbaufähige Idee für eine Geschichte.
MfG
Nicki
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Micki
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Beitrag27.06.2011 10:55

von Micki
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Hm, im Nachhinein betrachtet finde ich es schon unlogisch das die beiden Schwestern nach Hause laufen ohne sich noch einmal nach Keran zu erkundigen. Findest du nicht?

Da könntest du nochmal etwas ausführlicher werden.


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Miss Havisham
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M
Beitrag27.06.2011 12:31

von Miss Havisham
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Danke euch allen für die Vorschläge.

@Micki:

Ich tu mir immer schwer, am Anfang so viel zu erklären. Das wird so schnell langweilig. Das Buch an dem ich gerade lese, und das auch zu meinen Lieblingsbüchern gehört, fängt so an: "Der gefährlich hohe Dummheits-Überschuss war an diesem Morgen wieder einmal Gegenstand des Leitartikels der Owl. Der Grund für die Krise war klar: Premierminister Redmond van de Poste und seine Commonsense-Partei hatten ihre Pflichten mit rücksichtslosem Scharfsinn erfüllt."

Der Autor schafft es, seine herrlich verrückte Fantasywelt vorzustellen ohne einen einzigen Satz a la "Thursday lebte mit ihrem Mann und zwei Kindern in Swindon..." zu schreiben.
Aber okay, Jasper Fforde ist auch veröffentlicht und ich nicht. Das hat Gründe.

Ich raffel mal auf, was aus dem Text hervorgeht:

- Gwenda lebt in einer Welt in der noch von Hand gesponnen wird, und es kein elektrisches Licht gibt. Ich dachte, daraus ginge hervor, dass das ganze Dorf zusammensitzt um an den Beleuchtungskosten zu sparen. Aber stimmt, das kann ich bei Kindern und Jugendlichen nicht als Wissen voraussetzen.  

- sie ist Arbeit gewohnt, lebt aber noch bei ihren Eltern, was ihr Alter so zwischen 6 und 20 Jahren ansiedelt. Sie ist 16 - muss ich das noch irgendwie zeigen?
- die Arbeit langweilt sie, sie hört lieber Geschichten
- sie hat mehrere Geschwister
- Einhörner sind in ihrer Welt keine alltägliche Erscheinung.

Was möchtest du noch über sie wissen? Was ist DER Fakt, den du wissen musst, damit dich ihr Schicksal interessiert?
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Miss Havisham
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Beitrag27.06.2011 13:31

von Miss Havisham
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So...hab noch ein paar Sachen geändert:

Das Feuer war beinahe heruntergebrannt, doch in der Ecke, in der Gwenda saß, war es noch angenehm warm.
Längst hatte sie aufgehört ihre Spindel zu drehen, lauschte nur noch dem Märchen das ihre älteste Schwester gerade erzählte. Bald würde es Zeit sein, heimzugehen, und eine weitere Woche voller langweiliger Arbeiten im Haus und auf dem Feld stand bevor.
Aber dann…am nächsten Spinnabend würden sie wohl mit dem störrischen Flachs fertig sein und endlich wieder Wolle spinnen können…und es war vorher Markttag, da schnappte immer jemand eine neue Geschichte auf. Vielleicht erzählte wieder jemand von dem Ritter, der…
„Kommt schnell!“ die Tür war aufgeflogen, der Luftzug wehte Regen in die Spinnstube. „Keran, er…“ das Mädchen konnte nicht weiter sprechen, doch Gwenda hatte den Namen verstanden.
Was war mit ihrem Bruder?
Sie hastete hinaus. Die Luft roch feucht, und mitten auf dem schlammigen Weg stand taumelnd ein  Schemen, dessen Umrisse ihr vertraut waren.
„Keran!“
Verzweifelt blinzelte sie, um ihre Augen schneller an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Ihr Bruder kämpfte mit einer Art Hirsch, der sich in sein Bein verbissen hatte…nein – da steckte ein Horn in Kerans Bein! Es schimmerte im Mondlicht, weiß wie Schnee.
Sie musste etwas tun. Schnell. Aber was? Wie sollte sie sich so schnell etwas ausdenken? Wenn sie das Wesen angriff, würde es sie töten.
Es sei denn…der alte Apfelbaum…ja!
Der Ast war nicht allzu hoch, aber wenn sie hochsprang, nach ihm griff und sich an ihm hochzog, wäre sie in Sicherheit.
Sie hob ein morsches Aststück vom Boden auf und schleuderte es nach dem Wesen. Daneben. Was lag noch herum? Ein Stein – Treffer!
„Komm doch her wenn du dich traust!“ rief Gwenda und lief zum Apfelbaum.
Das Wesen blieb bei ihrem Bruder. Gwenda wühlte in ihrer Schürzentasche. Die Murmel…da!
Auch diesmal traf sie.
„Gwen, lass das!“ rief Keran, aber es war zu spät – das Wesen zog sein Horn mühelos aus seinem Bein und drehte sich um.
.Es kam schnell näher, Gwenda sprang, und griff in leere Luft.
„Gwen!“
Sie warf sich zur Seite, und lag eine ganze Weile im Matsch des erst kürzlich getauten Bodens, bevor sie es wagte, den Kopf zu heben.
Neben ihr stand das hirschähnliche Wesen und schnüffelte an ihr. Gwenda blinzelte.
Es war ein Einhorn, wie in den Geschichten. Ohne jeden Zweifel. Der Körper war geformt wie der einer Hirschkuh, etwas zierlicher nur, und auf dem Kopf prangte ein einziges Horn, in sich selbst gedreht und glitzernd wie Eis.
Gwenda berührte den schlanken Hals. Er fühlte sich an wie ein frisch geformter Schneeball, glatt und kalt.
Nur die Augen des Tieres schienen nicht aus Schnee oder Eis zu sein, in ihnen leuchtete ein seltsames, grünes Licht.
„Gwenda!“ rief jemand. „Geh da weg!“
Sie rollte sich zur Seite, ein Knirschen ertönte, das Einhorn  bäumte sich auf   und dann war der Spuk vorbei. Ein Haufen Schnee lag dort, wo das Einhorn gewesen war.
Hinter ihm stand Gwendas älteste Schwester Lanea, ein großes Küchenmesser in der Hand. An seiner Spitze hing ein großer, dunkler Klumpen.
Endlich konnte Gwenda sich aufrappeln, klopfte notdürftig den Dreck von ihrem Kleid und lief zu den anderen.
„Wo ist Keran?“
Ihre Schwester wies auf die Eingangstür der Spinnstube „Ilfhild kümmert sich um ihn.“
Sie ließ das Messer fallen und schloss Gwenda in die Arme. „Du verrücktes Huhn, du hättest sterben können!“
„Bin ich aber nicht“ Gwenda vergrub ihr Gesicht im Haar ihrer Schwester. „Hast du es getötet?“
„Glaub schon“ meinte Lanea. „Hab einfach reingestochen, hoffentlich das Herz erwischt.“ Sie hob das Messer auf und hielt es in das Licht, das aus der geöffneten Tür sickerte.
Stirnrunzelnd besah sie sich, was darauf aufgespießt war:  Ein Eichhörnchen.
„Ein Herz sieht anders aus.“
Nach und nach kamen die anderen Mädchen und Burschen näher. Gemurmel wurde laut. Und Gwenda war plötzlich wahnsinnig müde.
„Wir sollten wohl heimgehen…“ sie gähnte. „Was ist mit Keran? Kann er…“
„Mitkommen? Nein.“ Laneas Miene verhieß nichts Gutes. „Ich bleib noch bei ihm, geh du mit Sanda nach Hause.“
„Was ist mit ihm? Ist es sehr schlimm? Wird er…?“ Sie hatte Angst vor der Antwort.
Lanea seufzte. „Geh rein und sieh es dir selber an. Nein, du nicht, Sanda.“

Die alte Ilfhild war gerade dabei, Kerans Bein zu richten, und Gwenda wandte schnell den Blick ab davon. Blut konnte sie sehen, aber diese klaffende Wunde war zu viel.
„Es ist nicht so schlimm wie es aussieht“, versuchte Keran sie aufzuheitern. „Dank dir werd’ ich’s überleben.“
Er sprach leiser als sonst, und sein blasses Gesicht half auch nicht gerade, Gwenda zu beruhigen. „Du gehst jetzt besser, Ilfhild will weitermachen.“
Man hatte ihn in aller Eile auf  eine Decke auf dem Boden der Spinnstube gebettet, und hinter ihm standen zwei kräftige Burschen bereit – um ihn festzuhalten, damit er sich nicht bewegte wenn es anfing, richtig wehzutun.

„Vertrau mir Mädchen, das wird schon wieder“, meinte die Alte freundlich. „Geh nach Hause.“

Früher war es ihr immer vernünftig erschienen, dass Ilfhild keine Verwandten in der Nähe haben wollte wenn sie jemandem wehtun musste, aber jetzt gefiel es Gwenda überhaupt nicht mehr.

„Die Betäubung wirkt schon“, meinte Keran mit aufgesetzter Fröhlichkeit. Seine Stimme zitterte. „Bring Sanda nach Hause, ja?“

Betäubung, von wegen!
Ein paar schmerzlindernde Kräuter und viel Wein, das war alles was Ilfhild benutzte. Die Schlafschwämme, die in der Stadt verkauft wurden, waren ihr für alles was sie tat zu gefährlich. „Das nimmt man wenn man jemandem den Schädel aufschneidet“, pflegte sie zu sagen. „Da weiß man eh nicht ob er wieder aufwacht.“

Sanda sah gar nicht ein, warum sie Keran nicht sehen durfte. Das erste Stück weg musste Gwenda sie an der Hand hinter sich herzerren.

„Nun lauf schon, wenn  da noch so ein Biest rumläuft…“ Gwenda ließ es kalt den Rücken hinunter als sie daran dachte.
Und Sanda hörte auf zu nörgeln. Als sei das nächste Einhorn ihnen schon auf den Fersen rannten sie über die schlammigen Wege nach Hause.

Gwenda schob von innen den Riegel vor, noch bevor sie die Schuhe auszog. „Sei leise“,
ermahnte sie ihre kleine Schwester. „Mama schläft vielleicht schon.“
In letzter Zeit konnte ihre Mutter ohnehin schlecht schlafen, und von Kerans Verletzung würde sie am Morgen noch früh genug erfahren.
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Aliah
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Alter: 29
Beiträge: 60
Wohnort: Kaff der Welt


Beitrag27.06.2011 21:09

von Aliah
Antworten mit Zitat

Liebe Miss Havisham,

Bitte nehm meine Kritik als eine ganz normale auf und lege meine Wörter nicht auf die Goldwage. Es sind Vorschläge und Meinungen meinerseits. Was du davon übernehmen möchtest überlasse ich dir, es soll nur eine Anregung und Hilfe sein.

Ich habe mir deinen Text vorgenommen, kopiert und farblich reingeschrieben. Ich habe auch die lästigen „war“ und „hatte“ und „würden“- Verben markiert, damit du siehst, wie oft du sie verwendet hast. Ich werde dir unter dem ganzen Text noch ein paar Sätze von denen rausgreifen und Beispiele geben, wie du diese blöden toten Verben ausradieren könntest. Am Ende werde ich noch eine Allgemeine Meinung formulieren, die den ganzen Text und deinen Stil etc. betreffen.

Voilà:

Zitat:
Das Feuer war beinahe heruntergebrannt, doch in der Ecke, in der Gwenda saß, war es noch angenehm warm.
Längst hatte sie aufgehört ihre Spindel zu drehen, lauschte nur noch dem Märchen das ihre älteste Schwester gerade erzählte. Bald würde es Zeit sein, heimzugehen, und eine weitere Woche voller langweiliger Arbeiten im Haus und auf dem Feld stand bevor.
Aber dann…am nächsten Spinnabend würden sie wohl mit dem störrischen Flachs fertig sein und endlich wieder Wolle spinnen können…und es war vorher Markttag, da schnappte immer jemand eine neue Geschichte auf. Vielleicht erzählte wieder jemand von dem Ritter, der…
„Kommt schnell!“ die Tür war aufgeflogen, der Luftzug wehte Regen in die Spinnstube. „Keran, er…“ das Mädchen konnte nicht weiter sprechen, doch Gwenda hatte den Namen verstanden.
Was war mit ihrem Bruder?
Sie hastete hinaus. Die Luft roch feucht, und mitten auf dem schlammigen Weg stand taumelnd ein Schemen, dessen Umrisse ihr vertraut waren.
„Keran!“
Verzweifelt blinzelte sie, um ihre Augen schneller an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Ihr Bruder kämpfte mit einer Art Hirsch, der sich in sein Bein verbissen hatte…nein – da steckte ein Horn in Kerans Bein! Es schimmerte im Mondlicht, weiß wie Schnee.
Sie musste etwas tun. Schnell. Aber was? Wie sollte sie sich so schnell etwas ausdenken? Wenn sie das Wesen angriff, würde es sie töten.
Es sei denn…der alte Apfelbaum…ja!
Der Ast war nicht allzu hoch, aber wenn sie hochsprang, nach ihm griff und sich an ihm hochzog, wäre sie in Sicherheit.
Sie hob ein morsches Aststück vom Boden auf und schleuderte es nach dem Wesen. Daneben. Was lag noch herum? Ein Stein – Treffer!
„Komm doch her wenn du dich traust!“ rief Gwenda und lief zum Apfelbaum.
Das Wesen blieb bei ihrem Bruder. Gwenda wühlte in ihrer Schürzentasche. Die Murmel…da!
Auch diesmal traf sie.
„Gwen, lass das!“ rief brüllte Keran, aber es war zu spät – das Wesen zog sein Horn mühelos aus seinem Bein und drehte sich um. Wenn du sagst „brüllen“ käme es deutlicher rüber, das Keran sich Sorgen macht oder so ähnlich. Einfach die Verzweiflung käme besser zur Geltung.
Es kam schnell näher. Gwenda sprang - und griff in leere Luft. Ins Leere. Hatte schon jemand vor mir angedeutet, nochmals Wiederholt:
Zitat:
Zitat:
Gwenda sprang, und griff in leere Luft.

Luft ist immer leer.


„Gwen!“
Sie warf sich zur Seite und lag eine ganze Weile im Matsch des erst kürzlich frisch getauten Bodens, bevor sie es wagte, den Kopf zu heben.
Neben ihr stand das hirschähnliche Wesen und schnüffelte an ihr. Gwenda blinzelte.
Es war ein Einhorn, wie in den Geschichten. Ohne jeden Zweifel. Der Körper war geformt wie der einer Hirschkuh, nur etwas zierlicher nur und auf dem Kopf prangte ein einziges Horn, in sich selbst gedreht und glitzernd wie Eis. Hier könntest du vielleicht ein paar Gedanken, die Gwenda durch den Kopf schießen anbringen. Was denkt sie? Was fühlt sie? Was würdest du denken? Wie würdest du dich fühlen? Ich würde meinen Augen nicht trauen, sie evtl. reiben und dann mich versichern, dass ich mir nicht den Kopf angeschlagen habe oder ähnliches. Da könntest du das vllt ausarbeiten.
Gwenda berührte den schlanken Hals. Er fühlte sich an wie ein frisch geformter Schneeball, glatt und kalt. Ein Einhorn hat doch fell oder? Schreib das doch. Ist es vllt doch weich? Oder besteht das Einhorn aus Eis? Hm.. ok, der folgende Satz erklärt es auch lol2 Sorry ^^
Nur die Augen des Tieres schienen nicht aus Schnee oder Eis zu sein, in ihnen leuchtete ein seltsames, grünes Licht.
„Gwenda!“ rief jemand. „Geh da weg!“ Dieser „jemand“ ist doch eindeutig ihr Bruder oder? Das muss sie doch erkennen. Ein völlig Fremder würde ja ihren Namen nicht kennen, also Tippe ich auf Bruder.
Sie rollte sich zur Seite, ein Knirschen ertönte, das Einhorn bäumte sich auf - und dann war der Spuk vorbei. Ein Haufen Schnee lag dort, wo das Einhorn gewesen war.
Hinter ihm stand Gwendas älteste Schwester Lanea, ein großes Küchenmesser in der Hand. An seiner Spitze hing ein großer, dunkler Klumpen.
Endlich konnte Gwenda sich aufrappeln, klopfte notdürftig den Dreck von ihrem Kleid und lief zu den anderen. Einfach so steht sie auf? Irgendwie wäre ich in der Situation noch deutlich unter Schock oder hätte zumindest jede Menge Adrenalin im Blut! Ist sie so unberührt und gefühlskalt?
„Wo ist Keran?“
Ihre Schwester wies auf die Eingangstür der Spinnstube „Ilfhild kümmert sich um ihn.“
Sie ließ das Messer fallen und schloss Gwenda in die Arme. „Du verrücktes Huhn, du hättest sterben können!“
„Bin ich aber nicht“ Gwenda vergrub ihr Gesicht im Haar ihrer Schwester. „Hast du es getötet?“
„Glaub schon“ meinte Lanea. „Hab einfach reingestochen, hoffentlich das Herz erwischt.“ Sie hob das Messer auf und hielt es in das Licht, das aus der geöffneten Tür sickerte.
Stirnrunzelnd besah sie sich, was darauf aufgespießt war: Ein Eichhörnchen. Da könntest du es vllt ein wenig umschreiben. Du könntest z.B. es so formulieren: Sie hob das Messer auf und drehte sich von Gwenda weg um den großen Klumpen im Licht der geöffneten Tür besser betrachten zu können. Wortlos und mit gerunzelter Stirn zeigte sie Gwenda ihren Fund. Dem Mädchen klappte der Mund auf. Ein Eichhörnchen hing aufgespießt auf der Spitze, der buschelige Schwanz reichte beinahe bis zu Laneas Hand am Griff.
„Ein Herz sieht anders aus.“
Nach und nach kamen die anderen Mädchen und Burschen näher. Gemurmel wurde laut. Und Gwenda war plötzlich wahnsinnig müde. Mehr nicht? Also ein bisschen mehr Emotionen bitte..
„Wir sollten wohl heimgehen…“ sie gähnte. „Was ist mit Keran? Kann er…“
„Mitkommen? Nein.“ Laneas Miene verhieß nichts Gutes. „Ich bleib noch bei ihm, geh du mit Sanda nach Hause.“ Wieso verhieß sie nichts Gutes? Woran sah Gwenda das? Verfinsterte es sich? Rutschte ihr das Gesicht ab? Verzog es sich zu einer Grimasse? Sprach Trauer/Angst/Verzweiflung/whatever daraus? Mehr darauf eingehen. Du hast da kaum Leben in deiner Geschichte sad
„Was ist mit ihm? Ist es sehr schlimm? Wird er…?“ Sie hatte Angst vor der Antwort.
Lanea seufzte. „Geh rein und sieh es dir selber an. Nein, du nicht, Sanda.“ Wer ist Sanda jetzt schon wieder???? Oo. Du könntest es noch verdeutlichen in dem du sagen würdest, dass Laneas Schultern nach unten hingen oder allg. ihre Körperhaltung dieses seufzen betont.
Die alte Ilfhild war gerade dabei, Kerans Bein zu richten, und Gwenda wandte schnell den Blick ab davon. Blut konnte sie sehen, aber diese klaffende Wunde war zu viel.
„Es ist nicht so schlimm wie es aussieht“, versuchte Keran sie aufzuheitern. „Dank dir werd’ ich’s überleben.“
Er sprach leiser als sonst, und sein blasses Gesicht half auch nicht gerade, Gwenda zu beruhigen. „Du gehst jetzt besser. Ilfhild will weitermachen.“
Man hatte ihn in aller Eile auf eine Decke auf dem Boden der Spinnstube gebettet, und hinter ihm standen zwei kräftige Burschen bereit, um ihn festzuhalten, damit er sich nicht bewegte wenn es anfing, richtig wehzutun – nur zur Vorsorge. Vllt möchte sich Gwenda einreden, dass es schon nicht so schlimm für ihn wird. Wäre eine Möglichkeit noch zu sagen: Aber diese Vorsorge wird nicht nötig sein. Oder halt Ähnliches.

„Vertrau mir Mädchen, das wird schon wieder“, meinte die Alte freundlich. „Geh nach Hause.“

Früher war es ihr immer vernünftig erschienen, dass Ilfhild keine Verwandten in der Nähe haben wollte wenn sie jemandem wehtun musste, aber jetzt gefiel es Gwenda überhaupt nicht mehr.

„Die Betäubung wirkt schon“, meinte Keran mit aufgesetzter Fröhlichkeit. Seine Stimme zitterte. „Bring Sanda nach Hause, ja?“

Betäubung, von wegen!
Ein paar schmerzlindernde Kräuter und viel Wein, das war alles was Ilfhild benutzte. Die Schlafschwämme, die in der Stadt verkauft wurden, waren ihr für alles was sie tat zu gefährlich. „Das nimmt man wenn man jemandem den Schädel aufschneidet“, pflegte sie zu sagen. „Da weiß man eh nicht ob er wieder aufwacht.“

Sanda sah gar nicht ein, warum sie Keran nicht sehen durfte. Das erste Stück Weg musste Gwenda sie an der Hand hinter sich her zerren.

„Nun lauf schon, wenn da noch so ein Biest rumläuft…“ Gwenda ließ es kalt den Rücken hinunter als sie daran dachte.
Und Schließlich hörte Sanda hörte auf zu nörgeln. Als sei das nächste Einhorn ihnen schon auf den Fersen KOMMA rannten sie über die schlammigen Wege nach Hause.

Gwenda schob von innen den Riegel vor, noch bevor sie die Schuhe auszog. „Sei leise“,
ermahnte sie ihre kleine Schwester. „Mama schläft vielleicht schon.“
In letzter Zeit konnte ihre Mutter ohnehin schlecht schlafen, und von Kerans Verletzung würde sie am Morgen noch früh genug erfahren.



So, das waren grob die Sachen, die mir beim ersten Durchlesen aufgefallen sind. Ich habe einige Satzzeichenänderungen durchgenommen und auch Rechtschreibfehler. Meistens habe ich sie markiert, wenn nicht *Hände entwaffnend hochnehm* bitte nicht erschießen!( Bei den Satzzeichen wars jetzt leider so, dass ich das bei Word geändert hatte und auch farblich, aber meinste ich würde die jetzt wiederfinden? Grml.. schade, dass man das nicht einfach rüberkopieren kann. Ich hoffe, du findest sie trotzdem und entschuldige sad )
Kommen wir zu den „War“s undso …
Wie du bestimmt gesehen hast, verwendest du sie sehr, sehr oft. Vor allem in den ersten Abschnitten.
Zitat:
„Das Feuer war beinahe heruntergebrannt, doch in der Ecke, in der Gwenda saß, war es noch angenehm warm.“

Dies ist dein erster Satz. Der aller Anfang. Nun.. gleich zwei „war“ und auch nicht so bildlich. Wenn man es ein bisschen mehr beschreibt und auch somit noch die „war“s rausbekommt, ist es doch eigentlich nur zum Vorteil. Ich versuche mich jetzt, aber ich sage nicht, dass es dann perfekt ist:
Das glühende Holz versuchte es noch mit ein paar zarten Flammen, doch ein richtiges Feuer konnte nicht mehr entstehen. Auf dem Stuhl in einer dunkleren Ecke, in der Gwenda saß, befand sich jedoch noch eine angenehme Wärme, die ihre Laune oben hielt.
Es ist ein Versuch, ein Vorschlag. Du hast ein paar mehr Bilder in deinen Sätzen und auch keinen so langen Satz. Dazu kommt, dass dort eine Beschreibung drin ist. „…die ihre Laune oben hielt.“ – Gwenda war nicht totunglücklich. Was ich damit andeuten möchte ist, dass ich keine Gefühle bei dir gesehen habe, aber darauf werde ich noch später genauer eingehen.
Zitat:
Blut konnte sie sehen, aber diese klaffende Wunde war zu viel.

..., aber diese klaffende Wunde lies Übelkeit und Sorge in ihr Aufsteigen.
Somit hast du auch gleich gesagt, warum es zu viel für sie war.

Du hast ziemlich viele solche lästigen hilfsverben da drin. Ich selber habe diese Ferien die Schreibwerkstatt von Ralphie durchgearbeitet und war wirklich erstaunt und habe mich über diese Hilfe gefreut. Sie ist mega hilfreich und sehr verständlich. Sobald ich sie durchgelesen hatte, schwirrten mir 1000 Sätze in meinem Kopf wenn ich nur einen Star (vogel) sah, der an mir vorbeistolzierte, als wäre er der König und dabei aussah als hätte er Rückenprobleme. Das Thema Verben ist auch mit von der Partie. Schau einfach mal rein. http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=2067

Nun allgemein zu deiner Geschichte.
Du hast eine interessante Idee, doch fehlt es dir an Bildern und Leben. Du musst mehr Gefühle einhauchen, mehr beschreibungen zeigen (nicht sagen, zeigen! "Show, don't tell!") und deine Charakter den Lesern vorstellen.. ok das ist kein guter Begriff. Man könnte eher sagen: Du musst den Lesern deine Charaktere näher bringen, sodass sie mit ihnen fühlen können, ein Kopfkino abspielen können. Verstehst du was ich meine? Bei dir sind ein paar schöne Sätze dabei, aber es ist nicht bildlich genug. Bring mehr emotionen rein. Such gute Verben, die kraftvoll sind. Dabei kann ich dir auch http://synonyme.woxikon.de/ empfehlen. Einfach das Ursprungsverb oder auch Substantiv eingeben und du hast eine grandiose Auswahl. Die Sätze kannst du ausschmücken! Oder hast du eine begränzte Zeichenvogabe? Lass alle Eindrücke die dein Prota hat auch deine Leser haben! Dazu auch wieder nur: Schreibwerkstatt lol2 Hat mir einfach mega geholfen (Danke Ralphie!).

So, ich mach hier dann mal langsam Schluss. Ich hoffe du hast verstanden was ich meine und ich konnte dir helfen. Wenn du noch Fragen zu meiner Kritik hast, einfach stellen.

LG
Aliah


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seitenlinie
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Pokapro 2015


Beitrag28.06.2011 00:00

von seitenlinie
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Hallo Miss Havisham,

Du hast sicher viele Bilder im Kopf, doch Du setzt sie nicht optimal um. Warum lässt Du Dir nicht mehr Zeit,
bevor Du eine neue Version einstellst? Das lässt vermuten, dass Du Deinen eigenen Text nicht gründlich genug unter
die Lupe nimmst.

Zitat:
Das Feuer war beinahe heruntergebrannt, doch in der Ecke, in der Gwenda saß, war es noch angenehm warm.

Saß Gwenda im Ofen oder war gar die Hütte abgebrannt?

 Rolling Eyes

Als Leser kann ich mir etwas zusammenreimen. Aber das ist nicht das, was ich von einem Autor erwarte.
Nur stimmige Bilder lassen den Leser in Deine Fantasiewelt eintauchen.

Sie wird vermutlich an einem Back- oder Kachelofen sitzen, der Wärme speichert. Oder?

Zitat:
Längst hatte sie aufgehört ihre Spindel zu drehen, lauschte nur noch dem Märchen das ihre älteste Schwester gerade erzählte.
Bald würde es Zeit sein, heimzugehen, und eine weitere Woche voller langweiliger Arbeiten stand bevor.

Wir wissen noch nicht, wo sie sich befinden.

Zitat:
„Kommt schnell!“ die Tür war aufgeflogen, der Luftzug wehte Regen in die Spinnstube. „Keran, er…“ das Mädchen
konnte nicht weiter sprechen, doch Gwenda hatte den Namen verstanden.

Die Tür deutet auf eine Behausung hin und dann kommt endlich die Spinnstube. Allerdings in einem Moment, in dem
unsere Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes gerichtet wird.
Und wer spricht? Ihre Schwester sitzt neben ihr und kann nicht mehr wissen als sie selbst. Wer ist das „Mädchen“,
das Du uns nicht vorstellst?
Zu viele Fragen stellen sich beim Lesen. Schon deshalb ist es kein Genuss.

Gruß,
Carsten
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Hoody
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Beitrag28.06.2011 00:05

von Hoody
Antworten mit Zitat

Hallo =)

Lege meine Wörter nicht auf eine Goldwaage. Es ist nur meine Meinung und vieles wird Geschmackssache sein.

Zitat:
Das Feuer war beinahe heruntergebrannt, doch in der Ecke, in der Gwenda saß, war es noch angenehm warm.

Zwei Hilfsverben. Auch noch am Anfang. Liest sich nicht schön. Am Anfang würde ich dir Show empfehlen, mehr Lebendigkeit und auf Hilfsverben verzichten. Die Einschübe lesen sich auch nicht sooo schön. Könnte man kürzen. Beinahe heruntergebrannt gefällt mir ebenfalls nicht. Alles sehr erzählend und leblos. Klar, der Anfang sollte etwas ruhiger gestalten sein, also in deiner Geschichte - ist deine Motivation. Aber nur weil du lange Sätze benutzt, viele Informationen reinpackst, erzeugen diese noch lange keine wohlig warme Atmosphäre. Da würde ich auf die Sinne zurückgreifen. Beschreibe in drei-vier Sätze den Raum. Wie riecht es da? Wärmt das Feuer? Stichwort: Sinneseindrücke und Gefühlslage des Charakters. Du schreibst sehr distanziert.

Zitat:
Längst hatte sie aufgehört ihre Spindel zu drehen, lauschte nur noch dem Märchen das ihre älteste Schwester gerade erzählte

Dass hatte könnte man sicherlich durch Umschreibungen vermeiden, aber stört mich jetzt nicht so sehr.

Zitat:
Bald würde es Zeit sein, heimzugehen, und eine weitere Woche voller langweiliger Arbeiten im Haus und auf dem Feld stand bevor.

Wer übermittelt die Information? Näher an den Charakter ran. Besonders am Anfang ist die "Verbindung" zum Charakter wichtig. Dieser erzählende Stil geht über den ganzen Text. Lies sich manchmal wie ein Märchen. Nur ohne Farbe, Pepp, Lebendigkeit, Kopfkino, Dynamik. Mir fehlt da wirklich viel. Du schreibst einen Fantasyroman für Jugendliche.
Sind Informationen. Trocken. Flach. Gut. Man könne sie entweder nachher einbauen oder stehen lassen. Wenn du sie stehen lässt, dann könnte der Prota es denken? Dann vielleicht ein Mimikspiel, verbunden mit der Märchenerzählerei der Schwester. So kriegst du die Information unterhaltsam reingepackt. Vielleicht auch ein Dialog? Keine Informationsblöcke. Informationen kannst du auf verschiedene Weise reinbauen.
Wichtig ist es, nicht alle Informationen auf einmal zu geben, sondern nur die, die der Leser braucht un die der Leser sich nicht denken kann. Streue deine Informationen über den Text. Baue sie in Dialogen ein, durch Handlungen, Mimik, Gestik, Monolog, Beschreibungen.

Zitat:
Aber dann…am nächsten Spinnabend würden sie wohl mit dem störrischen Flachs fertig sein und endlich wieder Wolle spinnen können…und es war vorher Markttag, da schnappte immer jemand eine neue Geschichte auf. Vielleicht erzählte wieder jemand von dem Ritter, der…

Du versuchst gegen Ende bisschen Spannung aufzubauen. Funktioniert nicht. Hätte ich das Buch im Buchladen aufgeschlagen, dann wäre das Leseerlebnis nach diesem Satz beendet.
Mich stören die vielen Informationen und auch, dass deine Sätze nicht ineinander greifen. Sie stehen zwar dort, aber irgendwie sind sie keine Einheit, sondern alles "Einzelkämpfer."

So liest es sich bei dir:
Er sah auf die Straße. Der Himmel war blau. Ob morgen ein besserer Tag ist? Er kochte sich Spaghetti.
Ohne Zusammenhang. Versuch ein Bild zu zeichnen bzw., den Ort bildhaft zu beschreiben, nebenbei die Informationen reinpacken. Wie packt man Informationen in die Geschichte? So etwas kann durch Dialoge/Monologe geschehen. Du zeigst uns die Informationen oder schreibst sie auf, aber dann nicht so "sachlich", denn so liest es sich bei dir, sondern spannend, unterhaltsam. Aber vermeide Informationsblöcke. Verstehst du was ich meine? Die ersten drei Sätze stehen so lieblos in der Geschichte. Lesen sich gleich. Füge noch drei Sätze als jeweilige "Miniüberleitung" ein und es lies sich bisschen lebendiger. Auch fand ich diese ... Punkte eher störend. War auch kein schöner Abschnitt. Spannung kann man nur aufbauen, wenn der Leser sich für die Geschichte interessiert. Is hier nicht der Fall. Ich kenne den Charakter nicht, kann mir nicht einmal ein kleines Bild machen. Es muss nicht einmal viel sein. Aber nach dem ersen Satz noch eine kleine Beschreibung. Würde mir schon besser gefallen. Beende nicht denn Sinn nach jedem Satz. Lass den Leser kleine Verschnaufspausen.

Zitat:
„Kommt schnell!“ die Tür war aufgeflogen, der Luftzug wehte Regen in die Spinnstube.

Wieder ein Hilfsverb. Würde hier ein und oder so etwas einsetzen. Also die Sätze verbinden. Oder in zwei aufteilen. Dann wäre das Tempo schneller. Aber so liest es sich nicht schön.
Zitat:

doch Gwenda hatte den Namen verstanden.
Was war mit ihrem Bruder?

Könnte man verbinden.
Doch Gewnda hatten den Namen ihres Bruders verstanden. (Was war mit ihm?)

Zitat:
Sie hastete hinaus.

Mehr Gefühle. Ein ganz großer Kritikpunkt. Mir fehlen die Gefühle deiner Figur. Schon am Anfang war sie blass. Show dont tell.
Angst schnürte ihr...........
Schon eine bessere Gefühlslage.
Statt:
Tobias hatte vor dem Monster Angst.
Schreibst du:
Gänsehaut jagte über seinen Rücken, als er das Monster  sah.
Geht besser. Aber merkst du es? Du bist näher am Charakter dran, es liest sich dynamischer und lebendiger. Es ist bisschen mehr Arbeit und manchmal muss man da wirklich nachdenken, wie man etwas schreibt. Aber es lohnt sich.


Zitat:
Die Luft roch nach Regen, und mitten auf dem schlammigen Weg stand taumelnd ein dunkler Schemen, dessen Umrisse ihr vertraut waren.

Schlammigen - taumelnd - dunkler - vertraut. Speck muss weg lol2
Die Luft roch nach Regen. Mitten auf dem schlammigen Weg stand ein taumelnder Schemen, dessen Umrisse ihr vertraut waren.
Aber liest sich immer noch nicht schön. War durch Umschreibung eliminieren.
Die Umrisse des taumelnden Schemens kamen ihr vertraut vor.
Immer noch zu langweilig. Aber schon einmal ein Anfang. Jetzt überlegt man weiter. Wenn du Sätze mit Hilfsverben findest, dann überlege dir, wie du die Hilfsverben durch umschreiben oder ersetzen eliminieren kannst. Aber wichtig hierbei: Bevor der Satz sich zu verzerrt liest, solltest du das Hilfsverb drinnen lassen.
Die Luft nach Regen wurde schon vorher angemerkt. Mitten - ist das wichtig? Auf dem Schlamm.... könnte auch schon reichen.
Dunkel - Schemen, ist nicht nötig.

Zitat:
„Keran!“

Mir fehlt der Bezug zum Charakter. Wer hat des nun geschrieen? Ich bin nicht im Kopf des Protas drinnen.
Zitat:

Er kämpfte mit einer Art Hirsch, der sich in sein Bein verbissen hatte…nein – da steckte ein Horn in Kerans Bein!

Welche Perspektive benutzt du? Ist für mich kein Gedanke des Protas. Hier sticht mir zu sehr der Erzähler raus.
Er kämpfte mit einer Art Hirsch, <--- Art Hirsch, okay, kann man durchgehen lassen.
der sich in sein Bein verbissen hatte <-- durch umstellen könnte das hatte weg. Aber stört jetzt nicht soo.
hatte... nein - weg. weg. Liest sich nicht schön.
Lieber hier eine Gefühlregung und dann kannst du dieses Nein schreiben, dann wird auch klar, wer das nein denn nun denkt. Aber so ist es der Autor. Der Protagonist erzählt uns nicht die Geschichte, sondern "zeigt" sie uns. Wir erleben sie aus ihrer Sicht, aus ihrer Gefühlswelt mit. Aber der Protagonist erzählt nie eine Geschichte nach. Gibt natürlich Ausnahmen, je nach Handlung, aber hier ist es nicht der Fall.
Zitat:

Sie musste etwas unternehmen. Schnell. Aber was? Wie sollte sie sich so schnell etwas ausdenken? Wenn sie das Wesen angriff, würde es sie töten.

Wirkt aufgesetzt. Zu viel des Guten. So liest sich kein Gedanke. Habe da bisschen was gestrichten. Panik erzeugt man nicht, in dem man immer die gleichen Satzinhalte schreibt.

Zitat:
Es sei denn…der alte Apfelbaum…ja!

No go. Wir sind im Kopf des Charakters. Wir erfahren ihren Plan nicht. Sondern nur Apfelbaum. Hast du so etwas schon einmal im Buch gelesen? Solche Sätze/Ideen bringen nur Nebenfiguren bzw., Figuren, in denen der Autor nicht "reinschaut". Niemals einen Gedanken des Protas verschweigen. Der Leser fühlt sich betrogen. So etwas baut keine Spannung auf.

Zitat:
Der Ast war nicht allzu hoch, aber wenn sie hochsprang, nach ihm griff und sich an ihm hochzog, wäre sie in Sicherheit.

Wieso Sicherheit? Wollte sie nicht Keram oder wie der Typ hieß helfen? Vielleicht  verstehe ich da was falsch oder du hast die Szene im Kopf, aber schaffst es nicht, sie auch aufs Papier zu bringen, so, wie du es dir vorstellst. Was übrigens öfter bei dir der Fall ist. Du wirst sicherlich ein tolles Bild vor deinen Augen haben. Gewitterwolken hängen in der Luft. Ein Hirschmonster greift den Typen an. Action. Spannung. Aber hier leider nicht vorhanden.
Erst wenn man weiter liest, kapiert man diesen Satz. Ich fühle mich jetzt leicht verärgert. So etwas darf dir bei einem richtigen Leser nicht passieren. Er kommt nicht mehr hinterher. Was hat der Prota vor? Wieso will sie auf dem Apfelbaum? Was für ein Plan? I st mir zu hoch, ich lese ein anderes Buch.

Zitat:
Daneben. Ein Stein – Treffer!

Hatten wir auch schon. Durch kurze Sätze bringen wir Tempo rein. Aber so etwas ... da fehlt halt was. Ein Stein - Treffer!
Sie hob einen Stein auf. Das Wesen brüllte. Keran schrie. Regen peitschte ihr ins Gesicht. Sie zielte. Schloss die Augen. Schnappte nach Luft. Warf den Stein und ein ohrenbetäubender Ruf ....
Geht um einiges schöner. Die Satzanfänge sind ja mal sowas von mies Sich kaputt lachen Aber siehst du was da für ein Tempo reinkommt? Was da für eine Spannung aufkommt? Geht natürlich um einiges besser. Aber es liest sich schöner als Ein Stein - Treffer.

Zitat:
„Komm doch her wenn du dich traust!“ rief Gwenda und lief zum Apfelbaum.

Wollte ich schon vorher anmerken. Sorry. Also, mir fehlt das Kopfkino. Ich kann mir gar nichts  vorstellen. Einigermaßen die Charaktere, aber da sehe ich auch nur eine Frau, einen Mann, einen Hirsch. Fertig. Aber der Ort, das Setting, fehlt total. Wo steht der Apfelbaum? Ist es ein Dorf? Wo sind die anderen Menschen? Natürlich passt eine Beschreibung in so einer Actionszene nicht. Aber da muss man geschickt die Beschreibungen (Informationen zum Ort) in die Sätze einbauen. So, dass der Leser sie aufnimmt, aber sie i Moment, der  sehr actionlastig ist, nicht als störend empfindet.



Zitat:
Die Murmel - da!

Wieder so etwas.
Ast, Stein, Murmel. Was kommt noch?

Zitat:
Auch diesmal traf sie.

Streichen.

Die Murmel. Auch diesmal traf sie.
Streichen. Streichen. Streichen. Du schreibst das so lieblos hin. Außerdem was bringt es dir? Es baut keine Spannung auf. Die Spannung ist sowieso kaum vorhanden. Erst versucht sie es mit einem Ast, dann mit einem Stein. Der Stein trifft. Aber das Wesen lässt sich nicht ablenken. Jetzt Murmeln. Ist mir einfach zu viel des Guten. Man kann einen spannenden Moment auch tot schreiben. Für mich ist das hier der Fall. Weil nichts neues passiert und es sich total lieblos und überhaupt nicht lebendig liest. So macht es keinen Spaß.

Zitat:
„Gwen, lass das!“ rief Keran, aber es war zu spät – das Wesen zog sein Horn mühelos aus seinem Bein und drehte sich um.

Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob Keran keine Schmerzen spürt. So ein Horn ... Tut ziemlich ... weh. Du könntest seine Schmerzensrufe reinbauen. Bringt Abwechslung und steigert die Spannung.

Zitat:
Dann ging alles ziemlich schnell. Das Wesen kam näher, Gwenda sprang, und griff in leere Luft

Dann ging alles ziemlich schnell. Ich hätte schon den Harry Potter Lektor umbringen können.
Dann geschahen mehrere Dinge auf einmal.
Solche Sätze. Ne, die haben mir schon damals nicht gefallen, als ich überhaupt keinen Peil vom Schreiben hatte. Du zeigst es uns doch, dass jetzt alles ziemlich schnell geht. Hat es doch nicht nötig. Als Spannungschuber ist es auch nicht gerade die feine Variante, in anderer Form und anders platziert bzw., in einer anderen Situation, dann könnte es passen. Aber du baust hier so viel Spannung auf, ne du versuchst es, aber irgendwann ist auch gut. Weniger ist öfter mehr.
Leere Luft - hatten wir schon. Auch fehlt mir hier wieder ein Bild. Sie sprang, wahrscheinlich wollte sie den Ast greifen, aber ich kanns mir nicht vorstellen. Besonders, weil du vorher den Ast als morsch beschrieben hast. Würdest du dich an morsche Äste klammern?

Zitat:
„Gwen!“
Ruft wahrscheinlich Keram. Naja... Könnte raus.

Zitat:
Sie warf sich zur Seite, und lag eine ganze Weile im Matsch des erst kürzlich getauten Bodens, bevor sie es wagte, den Kopf zu heben.

kürzlich getauten Bodens - die Information ist nicht wichtig. Kannst du von mir aus nachher in einen ruhigeren Moment erwähnen, aber jetzt ist es erst einmal unwichtig.

Zitat:
Es war ein Einhorn, wie in den Geschichten. Ohne jeden Zweifel.

Ohne jeden Zweifel. Gefällt mir nicht. Klingt wie ein Kind.

Zitat:
Der Körper war geformt wie der einer Hirschkuh, etwas zierlicher nur, und auf dem Kopf prangte ein einziges Horn, in sich selbst gedreht und glitzernd wie Eis.

war - könnte man verhindern, ist aber nicht nötig. Statt etwas zierlicher nur - nur etwas zierlicher.
Ansonsten. Ich mag solche Beschreibungen nicht, aber mittlerweile akzeptiere ich sie. Es muss nicht immer dynamisch sein. Auch wenn ich finde, dass sie sich nich schön lesen. Einziges könnte raus und in sich selbst gedreht und glitzernd wie Eis stolpert bisschen. Aber ansonsten passts.

Zitat:
Er fühlte sich an wie ein frisch geformter Schneeball, glatt und kalt.

Pass auf deine Vergleiche auf. Zu viele auf einmal können schnell eine andere Wirkung haben.

Zitat:
Nur die Augen des Tieres schienen nicht aus Schnee oder Eis zu sein, in ihnen leuchtete ein seltsames, grünes Licht.

Achte auf deine Inhalts- und Wortwiederholungen

Zitat:
Kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse.

Hatten wir schon. Streichen.

Zitat:
Gwenda rollte sich weg, ein Knirschen ertönte, das Einhorn bäumte sich auf - und dann war der Spuk vorbei. Ein Haufen Schnee lag dort, wo das Einhorn gewesen war.

Eindrucksvoller schreiben. Hier kommt jetzt wieder deine Erzählerstimme zum Einsatz. Wirkt sehr einschläfernd und plätschert einfach so vor sich hin.

Zitat:
Hinter ihm stand Gwendas älteste Schwester Lanea, ein großes Küchenmesser in der Hand. An seiner Spitze hing ein großer, dunkler Klumpen.

Hinter wem? Höö? Habe ich nicht ganz verstanden. Schneehaufen? Verstehe ich aber dann von der Logik nicht ganz.
Küchenmesser sind meistens groß. Ist außerdem auch nicht wichtig.
Stärkeres Adjektiv suchen.


Unterbreche mal die genauere Kritik. Werde langsam müde.
- Bild vom Ort fehlt (Kopfkino)
- Beschreibungen lieblos hingeklascht
- Gefühlslage kaum vorhanden
- Actionszene zu sehr ausgedehnt
- Logikfehler bzw., so verhalten sich keine Menschen
- Und, und , und.

Empfehle dir die Schreibwerkstatt und das Dsfopedia.
Du solltest erst einmal üben, wie man einen Ort beschreibt. Ganz ohne Prota. Dann übst du, wie an einen Ort mit dem Protagonisten und seiner Gefühlslage beschreibst. Vergiss dabei die Lebendigkeit nicht – show dont tell! Handlung mit Aktionen verbinden, auch Beschreibungen.  Dann versuchst du eine kleine Handlung reinzubringen. Steiger dich langsam.


lg Hubi


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Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

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Henry de Montherlant

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Micki
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Beitrag28.06.2011 10:58

von Micki
Antworten mit Zitat

@Hubi!

Ich möchte dir an dieser Stelle noch einmal sagen wie toll ich deine Rezesionen finde!
Das du dein Wissen in so umfangreicher, ausfürhlicher und freundlicher Form mit anderen Usern teilst, kostet dich sicher viel Zeit und ist einfach klasse! Daumen hoch

Du gibst so viele wertvolle Hinweise und Links. Toll, wirklich ganz toll!!! smile extra
Dasselbe gilt für deine liebe Freundin, Aliah.
Ihr macht das super! smile extra


@Mrs Havy, lies dir genau durch was Hubi, also der Jarda geschrieben hat, denn da steckt verdammt viel Nützliches drin, das du dir einfach merken und beachten solltest.

Der Anfangssatz den du mir rausgesucht hast ist spitze!
Richtig gut gemacht und er klärt den Leser sofort auf, auch ohne langweilige Erklärungen. So kommt das gut beim Leser an. Zieht ihn sofort in die Geschichte rein und macht neugierig. Man will weiterlesen.

Die Infos die du mir zu deiner Geschichte gegeben hast, müssen, meiner Meinung nach in deinem Text stehen. Kurz knapp und informativ.
Wenn du deinen Roman fertig hast, kannst du ja auch nicht vorab deinen Lesern sagen was wir für die Geschichte wissen müssen.
Es muss rein, unbedingt.
Wie gesagt, du kennst deine Leute. Kennst den Ort an dem die Geschichte spielt und das dort nicht selbstverständlich Einhörner rumlaufen.
Du musst uns all das was dir wichtig erscheint zeigen.
Und umso mehr ich z.B. von Gwenda weiß, umso interessanter wird sie für mich.
Klar können zu viele Erklärungen langweilig werden, aber das ist die Kunst. Es so zu verpacken das ich weiterlesen möchte, ohne das ich mich langweile.


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Miss Havisham
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M
Beitrag28.06.2011 22:54

von Miss Havisham
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Micki hat Folgendes geschrieben:

Die Infos die du mir zu deiner Geschichte gegeben hast, müssen, meiner Meinung nach in deinem Text stehen. Kurz knapp und informativ.


Das ist dann aber doch wieder "Tell" und nicht "show", wenn ich das einfach knapp an den Anfang klatsche. Und da meiste was ich erwähnt habe, steht doch im Text, bzw kann aus diesem erschlossen werden...

Vielleicht setz ich da einfach zuviel Eigenleistung des Lesers voraus. Ich schreibe eben nach meinem eigenen Geschmack, und der will kein ewig langes Gelaber bevor endlich mal was passiert...und wenn da was von Feuer steht und keiner schreit, dann nehm ich an, dass es sich in einem Kamin befindet.   Rolling Eyes
Werde ich wohl ändern müssen, ich will das ja irgendwann an einen Verlag bringen und nicht bloß zum eigenen Vergnügen lesen.

@Aliah: Weia, das ist ja schockierend, wie viele überflüssige Wörter ich da drin hab.  Shocked
Dass mir das nicht aufgefallen ist...danke für den Hinweis!

@Jarda: Hmja, ich fand auch schon, dass da irgendwie zu wenig Gefühle drin sind. Aber wenn ich jetzt lang und breit beschreibe wie ihr die Angst die Kehle zuschnürt oder wasweißich, dann wirkt es so, als ob sie nicht sofort handelt. Sie soll aber sofort handeln, nicht noch rumstehen und ausgiebig Angst haben.
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Hoody
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Beitrag29.06.2011 12:04

von Hoody
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Huhu Miss Havisham.
Muss ja kein ewig langer Satz sein. Du musst so etwas auch nicht nach jedem zweiten Satz bringen. Aber da, wo es passt, könntest du es benutzen. Mir fehlt ein Bild vom Ort und es ist sehr distanziert geschrieben. Ich kann um deinen Prota nicht Angst haben, wenn er mich nicht interessiert und seine Gefühlswelt nicht kenne. Es ist alles irgendwie neblig. Der Ort, die Figuren. Blass. Leblos. Die Actionszene ist meiner Meinung nach zu lang bzw., umständlich.
Du kannst in deiner Einleitung schon bisschen Spannung aufbauen. Aber bei dir wirkt alles so "hingeklascht".  Es fehlt einfach ein Bild im Kopf und der Prota könnte eine Puppe sein. Die restlichen "Fehler" sind erstmal egal. Aber ein Bild solltes du im Kopf des Leser entstehen lassen. Du brauchst dafür auch nicht zehn Sätze. Einer reicht vollkommen und wenn e sein muss, können es auch ruhig mal drei oder vier sein.  Statt hinzuschreiben: Sie hatte Angst: Angst schnürte ihr die Kehle zu: Ist viel näher dran. reicht schon.
Feuer. Märchenerzählerei. Irgendein Gedanke. Aber was mache ich mir die Arbeit. Ich saß drei Stunden für die Kritik dran.
Lese dir Seitenliniens Kritik durch. Da steht alles drinnen.  Habe nur alles auseinandergenommen, weil es mir Spaß macht, ich einen besseren Blick für meine eigenen Texte bekomme und es den Autoren auch vielleicht interessieren könnte. Was er davon annimmt, muss natürlich er entscheiden. Hätte mir schon gewünscht, dass du auf paar Punkte eingehst. Aber so bringt es nichts. Besonders wenn du nur wieder einen Kritikpunkt übernimmst. War ja schon vorher so.


Cucu


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Beitrag01.07.2011 09:29

von Micki
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Hubi spricht mir aus der Seele, Mrs!

Du hast um unsere Meinungen gebeten und es ist eben nicht alles gut, nur weil es dir vielleicht Spaß gemacht hat beim schreiben.
Hier geht es eben zum größten Teil um das "Handwerk" des Schreibens und da gibt es nun mal Regeln, die man tunlichst beachten sollte, wenn man sich verbessern oder jemals veröffentlichen möchte.

Wir alle haben nur versucht dir diese Regeln, oder nennen wir es meinetwegen Leitfäden, zu vermitteln und du machst mir den Eindruck das du das meiste gar nicht hören möchtest.

Wenn du dich und deine Schreibe wirklich verbessern möchtest, solltest du lernen diese Kritiken anzunehmen, zumindest zum größten Teil, und sie auch in die Tat umzusetzen.

Hier sagte mal jemand sehr bewandertes: Schriftstellerrei besteht zu 40% aus Talent und der Rest ist Denkarbeit, sprich Handwerk.
Geh in Ralphies Schreibschule, die findest du ganz links in der Spalte.
Das ist mein Tip an dich!

Und nimm Rat an, sonst wird das wohl nix, auch wenn deine Ideen noch so toll sind.
Niemand kommt hierher, der nicht studiert hat oder ähnliches, und kann auf Anhieb schreiben. So viel Talent gibt es nicht!

Schönen Tag noch
Micki


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Hardy-Kern
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Beitrag02.07.2011 13:37

von Hardy-Kern
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Hallo Miss.

Ich las deine Geschichte und stellte fest, dass die Idee an sich gut ist, aber die Umsetzung einiges besser gestaltet werden könnte. Es natürlich schwer, wenn der erste Text gleich "atemberaubend" korrigiert wird, dass einem die Augen tränen. Aber da musst du durch, kannst ja schreiben.

Du solltest stolz darauf sein, dass sich soviele Leute an einer wirklich guten Rezension beteiligen. Das passiert nicht immer und jedem.
Man kommt leicht in Versuchung, wenn man im Präteritum schreibt, mit "verbrannten Verben", - wie mir Gaukler kürzlich schrieb- zu arbeiten.(wurdest ja auch darauf hingewiesen: Hatte, hat, war, u.a.)

Das ist schwer und man muss sehr aufpassen sich nicht zu verzetteln.
Darum gilt auch, sich Zeit lassen, wie schon angesprochen. Gerade auf dieser Strecke liegt die Möglichkeit an seinem Stil zu arbeiten. Ich rate dir: Sieh dich im Forum um, betrachte mal Geschichten, vergleiche mit deiner und versuche ehrlich festzustellen, was man besser machen könnte. Gucke ab, hier darfst du.

Wirst merken, mit der Zeit wird deine Schreibe besser- zweifele ich nicht daran- falls du das auch möchtest.
Wenn die Zähne und die Feder gemeinsam knirschen kommst du in die Gänge.  Smile

Hardy
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Beitrag03.07.2011 16:40

von Miss Havisham
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Jarda hat Folgendes geschrieben:
Lese dir Seitenliniens Kritik durch. Da steht alles drinnen.  Habe nur alles auseinandergenommen, weil es mir Spaß macht, ich einen besseren Blick für meine eigenen Texte bekomme und es den Autoren auch vielleicht interessieren könnte. Was er davon annimmt, muss natürlich er entscheiden. Hätte mir schon gewünscht, dass du auf paar Punkte eingehst. Aber so bringt es nichts. Besonders wenn du nur wieder einen Kritikpunkt übernimmst. War ja schon vorher so.


Cucu


Seitenlinies Kritik bringt mich leider kaum weiter. Dass ich sparsam schreibe, dass man sich ein paar Sachen selber denken muss, das ist Teil meines Stils. Das will ich nicht völlig verwerfen.

Wenn man mir glaubhaft versichern kann, dass sich das eben nicht aus dem Kontext ergibt, okay. Aber prinzipiell will ich den Leserinnen nicht alles vorkauen. Auch in einem Jugendbuch nicht. Ich selbst fand sowas nämlich immer ganz grauslich.

Über das Stadium in dem ich jede Kritik angenommen habe, bin ich inzwischen hinaus.
Ich hab jetzt mal aus Jux alle "hatte" und "war" aus dem Text eliminiert auf die ich irgendwie verzichten konnte. Aber de facto stören mich die nicht. Auch nicht in dem was andere schreiben.

Ich zitiere mal einen Abschnitt aus dem Buch, von dem ich den Anfangssatz gepostet habe: "Ich setzte mich und schlug das Buch auf, das ich in meiner Tasche hatte. Es war ein Geschenk von Mrs. Nakijima. Sie hatte es mir vor vielen Jahren geschenkt. Es war mein Reisepass..."

Das nur mal als Beispiel dafür, warum ich nicht jede Kritik annehme. "Hatte" und "war" sind legitime Bestandteile der deutschen Sprache, wie oft man sie verwendet ist imho Geschmackssache. (In englischen Texten ist es üblich "said" immer zu verwenden wenn jemand etwas sagt. Stört da niemanden...während man im Deutschunterricht beigebracht kriegt, das bloß nicht zu oft zu wiederholen.)

Also: Bitte nicht beleidigt sein, wenn ich nicht alles gleich umsetze. Besonders die angesprochene "Leblosigkeit" meines Texts ist und bleibt mir ein Rätsel. Für mich ist da nichts leblos. Sinneseindrücke...schön und gut, aber zu sagen, dass Feuer warm ist, erscheint mir dann doch leicht überflüssig, tut mir Leid.



Trotzdem mal eine weitere Version. Nach der geb ichs dann endgültig auf.  Wink

Gwenda kuschelte sich gemütlich in die Ecke am Kamin, neben dem beinahe heruntergebrannten Feuer, und warf einen schuldbewussten Blick auf ihre Spindel. Viel hatte sie nicht geschafft…aber Flachs spann sich eben auch so schrecklich schwer! Ihre Finger waren schon ganz schwielig davon.
Den anderen schien das nicht so viel auszumachen. Die ganze Dorfjugend, die in der sechs mal sechs Schritt messenden Stube des Skand-Hofes beisammen saß, arbeitete fleißig.
Abgesehen natürlich von einigen Paaren, die draußen spazieren gingen. Gwenda befeuchtete ihre Finger mit der Zunge und machte noch einen Versuch, den Flachs in Fadenform zu bringen. Keran hätte wirklich länger bleiben können. Er traf sich doch sowieso jeden Abend mit seinem Liebchen, da wäre doch nicht zu viel erwartet, dass er heute mal bei seinen Schwestern blieb, und noch ein Märchen erzählte. Dazu hatte man doch einen großen Bruder, oder? Aber nein, er musste mal wieder…
Die Tür flog auf, kalte Nachtluft wehte in die Spinnstube. „Keran! Er…er…jemand muss…“  Das Mädchen brachte kein Wort mehr heraus, und gestikulierte nur aufgeregt.
Gwenda sprang auf und ließ die Spindel fallen. „Was ist denn? Was ist mit Keran?“
Sie fühlte sich, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggerissen. Ein großer, starker Bursche wie Keran konnte doch nicht…
Das Mädchen fuchtelte nur zitternd mit den Händen, brachte kein Wort mehr heraus.  
Gwenda hastete zur Tür, stieß einige andere beiseite ohne es recht zu bemerken.
„Keran!“
Sie blinzelte. Da, der Schemen – war das Keran? Und das Weiße daneben?

„Lauf!“, keuchte er. „La…“ Er schrie auf, und jetzt konnte Gwenda erkennen, was geschah. Das Tier – ein Hirsch? – hatte sein Geweih in Kerans Bein gerammt. Oder ein Horn? Was konnte das für ein Untier sein?

Doch das zählte jetzt nicht. Sie musste etwas tun. Schnell…aber wenn Keran nicht damit fertig wurde, wer konnte dann…sie musste es austricksen. Es von ihm ablenken und wegrennen. Aber sicher konnte es schnell laufen…der alte Apfelbaum!  Der eine Ast hing etwas tiefer…Wenn sie hochsprang und danach griff…ja, genau. Und mit der Murmel in ihrer Schürzentasche…

 „Komm her, wenn du dich traust!“
Die Murmel verfehlte ihr Ziel, aber das Wesen ging trotzdem auf Gwenda los. Sie rannte. Noch drei Schritte, noch zwei…war es noch hinter ihr?
In dem Moment in dem sie sich umdrehte, verfing sich ihr Fuß in etwas, sie fiel – und so sehr sie auch dran zerrte, ihr Fuß wollte sich nicht befreien lassen. Angst schnürte ihr die Kehle zu. „Hilf mir doch jemand! Ihr könnt doch nicht alle…“
Es kam immer näher. Gwenda hörte nur noch ihren Herzschlag, und, wie von weit weg, Stimmengewirr. Sie konnte den Blick nicht von dem Wesen abwenden.
Es sah aus wie eine Hirschkuh, aber ganz weiß, und auf seinem Kopf…
  „Ein Einhorn!“, flüsterte Gwenda ungläubig und vergaß für einen Moment die Gefahr. „Ein echtes Einhorn!“
Sie kannte „Einhörner“, Pferde, denen man ein Horn an die Stirn geklebt hatte. Oder sogar gebunden. Aber das hier…das Horn war in sich gedreht, glitzerte wie Eis – und an der Spitze glänzte frisches Blut. Kerans Blut.
Kein Jahrmarktsspaß.

Der Körper des Wesens sah auch seltsam aus. Schneeweiß. Haarlos?
Gwenda streckte eine zitternde Hand aus, berührte den Kopf des Tieres. Seine Haut fühlte sich so glatt an wie ein Schneeball, ein Schneeball jedoch, dem die Kälte fehlte.
 „Gwenda!“ rief jemand. „Geh da weg!“
Sie rollte sich zur Seite, ein Knirschen ertönte, und als sie wieder aufblickte, sah sie nur einen Haufen Schnee anstelle des Einhorns.
Dahinter stand Gwendas älteste Schwester Lanea, ein großes Küchenmesser in der Hand, an dessen Spitze ein großer, dunkler Klumpen hing.
„Wo ist Keran?“ Mit wackelnden Beinen richtete Gwenda  sich auf. Es standen einige Burschen herum, aber Keran sah sie nicht.  
Ihre Schwester wies auf die Eingangstür der Spinnstube „Ilfhild kümmert sich um ihn.“
Sie ließ das Messer fallen und schloss Gwenda in die Arme. „Du verrücktes Huhn, du hättest sterben können!“
„Bin ich aber nicht“ Gwenda vergrub ihr Gesicht im Haar ihrer Schwester. „Es ist tot, ja? Wirklich tot?“
„Das will ich hoffen“, meinte Lanea. „Hab einfach drauf eingestochen, wie’s aussieht hab ich das Herz erwischt.“
Jetzt kamen auch die anderen näher, fast alle schienen hinausgerannt zu sein. Jemand hob das Messer auf und hielt es in den Lichtschein der Tür. „Das ist doch…ein Eichhörnchen!“ Ein Stimmengewirr erhob sich. Und Gwenda fühlte sich plötzlich wahnsinnig müde.
„Wir sollten wohl heimgehen…“ sie gähnte. „Was ist mit Keran? Kann er…“
„Mitkommen? Nein.“ Laneas Miene verdüsterte sich. „Ich bleib noch bei ihm, geh du mit Sanda nach Hause.“
„Was ist mit ihm? Ist es sehr schlimm? Wird er…?“ Wollte sie die Antwort wirklich hören?
Lanea seufzte. „Geh rein und sieh es dir selber an. Nein, du nicht, Sanda.“  Sie hielt ihre jüngste Schwester an der Hand fest. „Du kannst ihn morgen sehen.“


Die alte Ilfhild richtete gerade Kerans Bein, und Gwenda wandte schnell den Blick davon ab. Blut konnte sie sehen, aber diese klaffende Wunde, das gelbliche Fleisch… „Es ist nicht so schlimm wie es aussieht“, versuchte Keran sie aufzuheitern. „Dank dir werd’ ich’s überleben.“
Er sprach leiser als sonst, und sein blasses Gesicht half auch nicht gerade, Gwenda zu beruhigen. „Du gehst jetzt besser, Ilfhild will weitermachen.“
Man hatte ihn in aller Eile auf eine Decke auf dem Boden der Spinnstube gebettet, und hinter ihm standen zwei kräftige Burschen bereit. Übelkeit stieg in Gwenda auf.
Wenn Ilfhild nach ein paar kräftigen Kerlen schickte, dann rechnete sie mit Schmerzen; Schmerzen, die es unmöglich machten, stillzuhalten.

„Vertrau mir Mädchen, das wird schon wieder“, meinte die Alte freundlich. „Geh nach Hause.“

Eigentlich fand sie es ja vernünftig, dass Ilfhild keine Verwandten in der Nähe haben wollte wenn sie jemandem wehtun musste, aber jetzt gefiel Gwenda diese Regel überhaupt nicht mehr. Wie sollte Keran das denn ganz alleine durchstehen?

„Die Betäubung wirkt schon“, meinte er mit aufgesetzter Fröhlichkeit. Seine Stimme zitterte. „Bring Sanda nach Hause, ja?“

Betäubung, von wegen!
Ein paar schmerzlindernde Kräuter und viel Wein, das war alles was Ilfhild benutzte. Die Schlafschwämme, die man in der Stadt kaufen konnte, fand sie für alles was sie tat zu gefährlich. „Das nimmt man wenn man jemandem den Schädel aufschneidet“, pflegte sie zu sagen. „Da weiß man eh nicht ob er wieder aufwacht.“

Sanda sah gar nicht ein, warum sie Keran nicht sehen durfte. Das erste Stück Weg musste Gwenda sie an der Hand hinter sich herzerren.

„Nun lauf schon, wenn da noch so ein Biest rumläuft…“ Gwenda ließ es kalt den Rücken hinunter als sie daran dachte.
Und Sanda hörte auf zu nörgeln. Als sei das nächste Einhorn ihnen schon auf den Fersen rannten sie über die schlammigen Wege nach Hause.
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