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Unter der Oberfläche


 
 
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sweetsmellofsunshine
Geschlecht:männlichErklärbär

Alter: 39
Beiträge: 3



Beitrag14.02.2010 02:37
Unter der Oberfläche
von sweetsmellofsunshine
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

ich spiele schon eine Weile mit dem Gedanken, mir von Euch Anregungen zum Schreiben geben zu lassen und habe mich daher entschlossen, den Beginn einer noch zu schreibenden Geschichte hier zu posten.

Ich würde mich sehr über Eure Kritik freuen. Ich sollte noch erwähnen, dass der unten stehende Text der Beginn eines Krimis oder Thrillers werden könnte. Er ist aber eher als Schreibversuch gedacht, da er überhaupt der erste Text ist, den ich je geschrieben habe.

Umso gespannter bin ich auf Eure Meinung Wink.

Danke, sweetsmellofsunshine
(ich weiß, die Kommasetzung ist ausbaufähig Wink)
----------------------------------------------------------------------

Angst.
Panik.

Sie fühlte sie langsam in sich aufsteigen und wusste, dass sie bald überhand nehmen würden. Anny kannte Momente wie diesen; Momente in den Sie drohte, die Kontrolle über sich zu verlieren. Als Kind hatte sie immer gehofft, dass es irgendwann vorbei ginge, dass sie es irgendwann beherrschen würde, dieses beklemmende Gefühl der Ohnmacht, das wie eine Welle über sie kam und sie in die Tiefe zu ziehen drohte, in die Abgründe ihrer grundlegendsten Instinkte, ihrer bloßen Existenz, in denen klares Denken unmöglich war.
Aber es war immer noch da, auch jetzt wieder, in diesem Moment.
Angst. Ein Gefühl, so mächtig, dass sie sich ihm nicht widersetzen konnte. Seit ihrer Kindheit mied sie Situationen wie diese. Nachts. Allein. Sie hatte den ganzen Abend in der Ecke gesessen und an ihrer Whisky-Cola genippt, in der Hoffnung, dass sie jemand ansprechen würde. So wie jeden Abend. Nur dass sie dieses Mal aus irgendeinem Grund die Zeit vergessen hatte. Normalerweise verließ sie den Pub zu einer Zeit, zu der in der U-Bahn noch reger Betrieb herrschte und sie sich unter Menschen sicher fühlen konnte. Nicht so in dieser Nacht. London schien ihr wie ausgestorben und das kam in dieser Stadt weiß Gott selten vor. Während der letzten zehn Minuten ihrer Fahrt war niemand dem Wagen zugestiegen und nachdem ein etwa 7o Jahre alter, gebrechlich wirkender Mann, den sie eine Weile, um sich abzulenken, dabei beobachtet hatte, wie er die U-Bahn nach leeren Flaschen absuchte, die er in einem schäbigen Jutebeutel verstaute, das Abteil verlassen hatte, war sie nun ganz allein.
Nur noch eine Station, dachte sie, dann würde sie endlich die beklemmende Enge des  U-Bahnabteils verlassen können. Das Schlimmste stand ihr jedoch noch bevor. Sie hasste den alten Aldgate-U-Bahnhof, der mit seinen schwach beleuchteten Ecken und Gängen und den seit Jahrzehnten geschlossenen Geschäften selbst am Tage  unheimlich wirkte. Seitdem man das Gebäude mehr oder weniger dem Verfall preisgab, hatte sich dieser Eindruck zusehends verstärkt.
Mit unsicheren Schritten verließ Anny den Wagen, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatte. Wie sie erwartet hatte, war die Station menschenleer. Ekel kam in ihr auf, denn sie konnte sich, wie so oft, wenn sie den Bahnhof durchquerte, des Eindrucks nicht erwehren, dass er seit seiner Erbauung in den 30er Jahren wohl nicht mehr gesäubert worden war. Die ehemals blau gefliesten Wände wirkten derart verdreckt, als hätte sich der Schmutz von Generationen in deren Oberfläche eingearbeitet.
Unwillkürlich beschleunigte Anny ihre Schritte, vorbei an einem alten Zeitungskiosk, an dessen geschlossener Tür ein kaum noch lesbares Schild verkündete, dass das Geschäft mit dem Beginn des neuen Jahres geschlossen bliebe. Jedes Mal im Vorübergehen fragte sie sich, wie lange das gemeinte Jahr wohl bereits zurück läge.
Schon in der U-Bahn hatte Anny damit begonnen, sich immer häufiger gehetzt umzuschauen. Jetzt wurde das Gefühl verfolgt zu werden übermächtig. Trotzdem ihre Schritte die Einzigen waren, die durch die zugigen Gänge des Gebäudes hallten, wuchs mit jedem weiteren die Gewissheit in ihr, jemanden hinter sich zu spüren. Nur noch wenige Meter, dachte sie. Sie würde die Treppe hinaufgehen, dass Gebäude verlassen und in ihr Appartement eilen, dass auf der dem U-Bahnhof gegenüberliegenden Seite der Pines Road lag.

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Tello
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
T

Alter: 27
Beiträge: 47
Wohnort: Oldenburg


T
Beitrag14.02.2010 03:32

von Tello
Antworten mit Zitat

Hallo,

klingt ja schonmal ziemlich cool... Aber der Anfang, als du beschreibst, wie sie sich fühlt ist meiner Meinung nach an der falschen Stelle, da ich mir erstmal ein Bild im Kopf machen muss. Also vielleicht erstmal schreiben, wo sie sich gerade genau befindet (d.h. Umgebung beschreiben) und dann erst zu den Gefühlen übergehen. Und immer daran denken, gleich am Anfang möglichst viele Fragen in den Raum zu werfen, um zum Weiterlesen zu animieren.
Da du "Anregungen" suchst, habe ich noch eine persönliche Idee. Ich weiß ja nicht, wie die Geschichte weitergehen soll, aber ich schätze mal, ihre Angstzustände ect. werden sich verschlimmern und wohl am Ende der Geschichte den Grund offenbaren. Aber wie wäre es, schon am Anfang, etwas über das Ende zu schreiben (natürlich so, dass das wirkliche Ende noch offen bleibt) und dann zu zeigen, wo alles seinen Anfang hatte ect... ?

LG

D. Tello

P.S. Geh doch mal zu "Mein erstes Mal", da habe ich eine alte Geschichte von mir gepostet... Wäre nett, Deine Meinung darüber zu hören... Wink
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Angst
Geschlecht:männlichScheinheiliger
A

Alter: 34
Beiträge: 1571



A
Beitrag14.02.2010 13:09

von Angst
Antworten mit Zitat

Huhu,

sweetsmellofsunshine hat Folgendes geschrieben:
Während der letzten zehn Minuten ihrer Fahrt war niemand dem Wagen zugestiegen und nachdem ein etwa 7o (70) Jahre alter, gebrechlich wirkender Mann, den sie eine Weile, um sich abzulenken, dabei beobachtet hatte, wie er die U-Bahn nach leeren Flaschen absuchte, die er in einem schäbigen Jutebeutel verstaute, das Abteil verlassen hatte, war sie nun ganz allein.

Dieser Satz ist definitiv zu lang. Ich würde mir überlegen, hier einige Punkte einzustreuen.

sweetsmellofsunshine hat Folgendes geschrieben:
Mit unsicheren Schritten verließ Anny den Wagen, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatte.

Unlogisches Satzreihenfolge: Erst erreicht sie ihr Ziel, dann verlässt sie den Wagen.

sweetsmellofsunshine hat Folgendes geschrieben:
Ekel kam in ihr auf, denn sie konnte sich, wie so oft, wenn sie den Bahnhof durchquerte, des Eindrucks nicht erwehren, dass er seit seiner Erbauung in den 30er Jahren wohl nicht mehr gesäubert worden war. Die ehemals blau gefliesten Wände wirkten derart verdreckt, als hätte sich der Schmutz von Generationen in deren Oberfläche eingearbeitet.

Eindruck, wirken und hätte. Das sind mir zu viele Wörter, die auf einen subjektiven Standpunkt hinweisen. Wenn du Atmosphäre erzeugen willst, dann verzichte lieber auf diese Einschränkungen. Lass die Wände wirklich dreckig sein, den Schauplatz wirklich eklig! Überhaupt ist mir die Beschreibung des Bahnhofs etwas zu vage, um bei mir Ekel zu erzeugen. Du schreibst lediglich, dass er schon lange nicht mehr gesäubert worden ist. Nur: Wie genau äussert sich das? Platt gedrückte Kaugummis am Boden, Kotze an der Ecke, herumflatternde Chipstüten, Schimmel, … Das wäre die Gelegenheit, Details einzubringen.

Stilistisch find ich‘s okay; nicht herausragend, aber okay. Den Wunsch nach Details habe ich bereits geäussert. Dieser Wunsch lässt sich auch auf die Protagonistin Anny anwenden. Zwar ist angenehm, dass du ihr Aussehen nicht gleich ausführlich besprichst. Aber einige winzige Andeutungen auf ihr Äusseres oder ihr Verhalten würden der Identifikation sicher nicht schaden. Wie reagiert sie körperlich auf ihren Angstzustand? Auch würde ich aufpassen, den Einstieg nicht zu kryptisch zu machen. Denn bisher liest sich dein Anfang etwas beliebig: Eine paranoide junge Frau rennt weg und das Publikum hat keine Ahnung, wieso. Geheimniskrämerei ist kein Patentrezept für Spannung. Deshalb würde ich mich davor hüten, deinen Lesern zu viele Fragen auf einmal aufzuhalsen. Das aber nur als präventiver Tipp :)

Liebe Grüsse,
Scheinheilige


_________________
»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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Ruthi
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 36
Beiträge: 218



Beitrag14.02.2010 13:42

von Ruthi
Antworten mit Zitat

Hola!
Ich finde, das ist schon ein spannender Einsteig für eine Geschichte. Der subjektive Standpunkt würde mich nicht stören, wenn er nachvollziehbar wäre. An einem Punkt ist das leider nicht der Fall:
Zitat:
So wie jeden Abend. Nur dass sie dieses Mal aus irgendeinem Grund die Zeit vergessen hatte. Normalerweise verließ sie den Pub zu einer Zeit, zu der in der U-Bahn noch reger Betrieb herrschte und sie sich unter Menschen sicher fühlen konnte. Nicht so in dieser Nacht.


An solchen Stellen sieht man immer den Autor des Textes vor Augen, der seine Figur handeln lässt und keinen guten Grund dafür findet. Die Erklärung à la "Sie wusste selbst nicht warum" macht es nicht besser, man kann sich in die Figur nicht hineinversetzen. Es reicht ja schon ein kleines Ereignis. Jemand hat ihr ein Getränk über geschüttet und sie musste sich in der Toilette trocknen, sie hat ihren Zettel für die Garderobe verloren (ja ich bin gedanklich noch auf der Arbeit smile und muss bis zum Schluss warten, bis ihre Jacke hängen bleibt (es kann ja schneien, dann braucht sie die Jacke unbedingt) oder etwas in der Art.
Sonst findet man nur schlecht Zugang zur Geschichte.

Nochmal zusammengefasst: Das Wichtigste ist, dass der Leser sich mit der Figur identifizieren kann, das sie starke Motvie hat. Ein überängstlicher Protagonist, der aus unerfindlichen Gründen riskiert alleine nachts Ubahn zu fahren, ermöglicht kaum Identifikation.

Aber insgesamt fand ichs spannend zu lesen!
Auf die anderen Ungereimtheiten hat Scheinheilige schon hingewiesen smile
LG Ruthi


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sweetsmellofsunshine
Geschlecht:männlichErklärbär

Alter: 39
Beiträge: 3



Beitrag14.02.2010 15:53

von sweetsmellofsunshine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo!

Danke für Eure Antworten.

Es ist echt gut, wenn Außenstehende die eigenen Texte lesen, da ihr auf Punkte hingewiesen habt, die mir einfach nicht aufgefallen wären.

Ich werd mir die Zeit nehmen, die erwähnten Passagen nochmal überarbeiten und sie dann hier posten.

Vielen Dank!
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