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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Selbsthilfe -> Plot, Handlung und Spannungsaufbau
Das Eigenleben der Geschichte

 
 
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wallenstein
Eselsohr
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Alter: 61
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Beitrag06.06.2009 10:01

von wallenstein
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Hallo Zitkalasa,

es geht mir nicht um das Improvisieren al la: "oh, ich hab nichts zu Essen im Haus, ich muss jetzt schnell was improvisieren", es geht um Fertigkeiten, die mir so sehr in Fleisch und Blut übergegangen sind, dass ich nicht länger bewusst bin, eine Technik anzuwenden.

Man kann auch sagen, schreibe jeden Tag fünf Seiten und dein Schreibstil verbessert sich über die Jahre. Man kann sagen, plotte jede Woche eine Geschichte und dein Empfinden für Dramaturgie wird wachsen.
 
Es ist ein Unterschied, ob ein Laie improvisiert, da klingt es immer zurechtgeschustert, nach Stehgreifmusik. Wenn ein Virtuose improvisiert, hat er Raum auf der Basis bereits vorhandener Technik, vielleicht auch, Neues zu komponieren. Ja, vielleicht sollte man Improvisieren besser Komponieren nennen. Du hast selbst den Gitarristen "Hendrix" aufgeführt, es lassen sich aber auch in der Literatur einige Schriftsteller finden, die im Leben nie geplottet haben und trotzdem grandios schreiben. Man soll nicht vergessen, dass die Schreiblernliteratur hierzulande gerade eben zehn Jahre oder weniger auf dem Buckel hat  und nicht alle Schriftsteller waren US-Importe, aber das ist wieder ein anderes Thema.

Wenn ich noch einmal mein Saxophon auspacken darf: Um ordentlich Improvisieren zu können (was ich einmal die Hohe Schule des Saxophonspielens nenne), muss ich ein paar Jahre Tonleiterstudien und -übungen auf mich nehmen. Die Harmonien kommen nicht von allein zum Klingen. Gerne sitzen die guten Musiker am Ende nicht nur an ihrem Instrument, sondern Arrangieren und Komponieren auch auf dem Blatt und das ist doch ... hm, das, was wir auch machen?

LG, wallenstein
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Gast







Beitrag06.06.2009 10:14

von Gast
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Zitat:
Du hast selbst den Gitarristen "Hendrix" aufgeführt, es lassen sich aber auch in der Literatur einige Schriftsteller finden, die im Leben nie geplottet haben und trotzdem grandios schreiben.


Ein Profi, der sich an die Tastatur setzt, ohne eine Idee, ohne zu wissen was er schreiben möchte? Welcher sollte das sein?


Zitat:
Wenn ich noch einmal mein Saxophon auspacken darf: Um ordentlich Improvisieren zu können (was ich einmal die Hohe Schule des Saxophonspielens nenne), muss ich ein paar Jahre Tonleiterstudien und -übungen auf mich nehmen. Die Harmonien kommen nicht von allein zum Klingen. Gerne sitzen die guten Musiker am Ende nicht nur an ihrem Instrument, sondern Arrangieren und Komponieren auch auf dem Blatt und das ist doch ... hm, das, was wir auch machen?


Um das Saxophon spielen zu können, wirst du er zuerst erlernen müssen. Zu Improvisieren setzt voraus es auch richtig zu können. Umfassende Kenntnisse zum Gerät und zur Musik sind unabdingbar. Ohne sie wäre es basteln. Musik ist nicht zufällig ein Studienfach, dessen Zugangsvoraussetzung das sichere Beherrschen eines Instrumentes und gute Kenntnisse zu einem zweiten Instrument erfordert. Im Übrigen ist Musik kein guter Vergleich zur Schriftstellerei.


Grüße

Bobbi
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wallenstein
Eselsohr
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Beitrag06.06.2009 11:52

von wallenstein
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Hallo Bobbi,

ich lese schon, du bist der Techniker vor dem Herrn! Wink

Unsere Denkweisen unterscheiden sich, du betreibst Schreiben als Handwerk, ich sehe doch eher den künstlerischen Aspekt. Infolgedessen reden wir aneinander vorbei, denn die Technik ist mir durchaus präsent, aber sie ist in meinen Augen nicht mehr als ein Vehikel.

Ich würde gerne wissen, was auf deinem Papier steht, wenn du auf Plot Points, den Konflikt und die Klimax verzichten und aus einer banalen Alltagsszene gut lesbare Prosa schreiben müsstest. Da sind wir dann bei der Kunst!

Zitat:
Es gibt genug Autorinnen mit begnadet gut strukturierter Arbeitsweise. Diese ist m.E. ein unerlässlicher Teil des „Erfolgs“ in dem Sinne, ein Stück auch lesenswert zu beenden.


Hier geht es dir um das Beenden, hm? Ich denke, es gibt ebenfalls Autorinnen mit weniger strukturierter Arbeitsweise, die ein Stück noch lesenswert machen und natürlich beenden. Warum? Der strukturierte Mensch wird seine Mitmenschen kaum verblüffen können. Wenn ich mir vorstelle, du planst Prosa wie ein Sachbuch, dann weiß ich, dass dieses Struktur durchschaubar ist. Du hast dein Handlungsschema, "arbeitest" es ab, denn es ist dein Job, damit verdienst du den Mohn auf deinen Brötchen. Aber was ist daran besonders?

Das entspricht dem Musiker, der unten im Orchestergraben musiziert und fein vom Notenblatt abspielt, am Ende des Monats sein Geld nach Hause nimmt. Er darf sich Musiker nennen. Aber ist er Künstler?

Du sagst:
Zitat:

Der Plot sieht nur Dinge vor, die der Autor geplant hat. Und er sollte sich dabei was gedacht haben. Es bleibt nicht aus, dass spontane Ideen eingebaut werden. Aber sie sind nicht selten der Grund dafür, dass eine Geschichte kein Ende findet, oder zusammen fällt wie ein schlaffer Ballon. Zudem führen sie zum Ausbrennen des Autors. Wird eine Geschichte nicht in angemessener Zeit beendet, wird sie es nie.


Das sind deine Sorgen! Ich sehe im nicht-linearen Schreiben mehr Potential, der Plot ist für mich kein Buch mit Sieben Siegeln, keine Heilige Schrift, von der nicht abgeweicht werden darf. Wen du einmal siehst, wie die Dramaturgen in den Hollywood-Filmbüros Stücke in ihre Einzelteile zerlegen, "mal eben" das zentrale Thema auf ein anderes "umlegen" oder einfach eine wichtige Protagonistin ganz streichen, dann weißt du, dass eine Geschichte egal welcher Länge immer auch offen für Veränderung ist. In diesem Zusammenhang empfehle ich dieses: "My Movie Business: Mein Leben, meine Romane, meine Filme. Über die Verfilmung meines Romans 'Gottes Werk und Teufels Beitrag'" von John Irving.

Natürlich muss die Sache auch einmal abgeschlossen sein, da gebe ich dir recht, immerhin legt jede offenen Baustelle die Kreativität für neue Geschichten brach, das soll man klar so sehen. Aber ob es der Prosa gut tut, wenn man sie plant wie ein Sachbuch, hm, ich halte das für unspannend.

Soweit mein wieder einmal unorganisiertes Antwort-Posting. Ja, beim Schreiben des ersten Satzes weiß ich nicht, wohin der zweite mich bringt. Auch beim Schreiben muss ich bis etwa 40 Seiten nicht plotten, meine Erotikgeschichte, zum Beispiel, wurde auch nicht geplottet. Ich habe die Struktur aber fest im Gefühl (und fühle, dass der Thrilleranteil um ca. 15 Zeilen zu lang ist). Durch die viele Arbeit mit den Schülern habe ich recht viele Geschichten dramaturgisch auf dem Prüfstand gehabt, das geht irgendwann in Fleisch und Blut über und so soll es wohl auch sein. Nichts ist schlimmer, als wenn die Plot-Struktur durch den Text schimmert, wie gesagt, bei Echenbachs "Jesus-Video" hatte ich Probleme zu lesen (man liest und denkt: aha, gleich ist Kapitel drei zuende, jetzt kommt der Cliffhanger -- und er kommt). Fürchterlich!

So, nun will ich dich mit meinem Geschreibsel nicht länger aufhalten Wink

Kreative Grüße,
von wallenstein
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SIH
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Beitrag07.06.2009 12:53

von SIH
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Ich denke immer noch, dass man am Anfang künstlerisch sein darf. Aber ab der ersten Überarbeitung muss man zeigen, dass man die Technik beherrscht.
Stephen King denkt sich häufig eine Ausgangssituation und schreibt dann darauf los, ohne zu wissen, wo es hingeht. Sobald die Geschichte aber erzählt ist, fängt er an, das Geschriebene in die richtige Form zu pressen. Natürlich kann man es machen wie Hohlbein. Man schreibt einfach, schickt das Manuskript ein und schreibt das Nächste. Das macht weniger Arbeit und man kann mehr Geschichten schreiben.  Das Ergebnis jedoch bietet mehr Angriffsfläche für Kritik^^
Ich bin der Meinung, dass eine sorgfältige Überarbeitung in jedem Fall vonnöten ist. Und eine Geschichte kann IMMER gekürzt werden, auch wenn sich die Charaktere (oder der Autor) noch so sträuben. Die künstlerische Phase braucht man, um zu erkennen, WORÜBER man schreibt. Die Überarbeitungsphase ist dafür da, um DAS herauszuarbeiten.
So mache ich es jedenfalls.

Beste Grüße,
Sven

P.S. Oh, und der »Eschenbach« schreibt sich »Eschbach«. Er mag es gar nicht, wenn man ihn anders nennt Wink
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wallenstein
Eselsohr
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Beitrag07.06.2009 13:07

von wallenstein
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Hallo Sven,

Eschebach oder Eschenbach -- Hauptsache, wir wissen, wer gemeint ist Wink

Stephen King und auch John Irving verzeiht man wohl jede fehlende Dramaturgie, weil man als Leser dermaßen am Erzähltropf hängt, dass es eigentlich egal ist, worüber sie berichten.

Das nenne ich Kunst Smile

LG, wallenstein
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Murmel
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Beitrag07.06.2009 13:57

von Murmel
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Kunst kommt von Können. Erst wenn du etwas kannst, kannst du Kunst daraus machen.

Nur was die Technik des Plottens angeht, gibt es verschiedene Techniken, abhängig von der Persönlichkeitsstruktur des Schriftstellers. Kein Schuh passt da dem anderen.

Der Plotmechaniker arbeitet seine sorgfältig geplante Geschichte ab und läuft in Gefahr, zu mechanisch zu werden.

Der Plotluftikus flattert durch seine Geschichte und läuft in Gefahr, sich zu verzetteln.

Dazwischen gibts die Plotdynamiker, die eine Idee haben, diese als Kurzoutline zu Papier bringen oder mittels einer anderen Methode fixieren, und diese Outline beim Schreiben gegebenenfalls anpassen.

Der Editieraufwand ist beim Luftikus sicher am grössten, um daraus ein verkaufbares MS zu machen.

Ich bin ein Plotdynamiker. Ich plotte und lasse mich von den Charakteren inspirieren. Das Ergebnis ist ein Iterationsprozess. Wo ich hin will, mit meiner Geschichte, weiss ich aber immer vorher.

Das Thema ist in jedem Projektmanagement bekannt. Die Arbeit, die vorher hineingesteckt wird, zahlt sich in einer kürzeren Laufzeit des Projektes aus.


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Gast







Beitrag08.06.2009 12:05

von Gast
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Hallo Wallenstein,

Zitat:
ich lese schon, du bist der Techniker vor dem Herrn!  


Huch? Wirklich?! Glaube ich nicht. Ich würde es Realist nennen. Außer meiner unbändigen Lust ans Schreiben, kann ich mich an keine Gabe erinnern, die mich besonders qualifiziert hätte. Es sei denn, der unbändige Wille über Jahre zu lernen, gilt als solche.  Embarassed

Zitat:
Unsere Denkweisen unterscheiden sich, du betreibst Schreiben als Handwerk, ich sehe doch eher den künstlerischen Aspekt. Infolgedessen reden wir aneinander vorbei, denn die Technik ist mir durchaus präsent, aber sie ist in meinen Augen nicht mehr als ein Vehikel.


Ich verstehe das Schreiben in der Tat als Handwerk, das JEDER erlernen kann, der über genug Ausdauer, Disziplin und Neugierde verfügt um über die Ratgeber-Bücher hinaus in die Materie zu tauchen. Dazu gehören meinen Erfahrungen nach UNBEDINGT auch strukturiertes Denken und Arbeiten. Die Planung steht übrigens noch vor der Recherche! Wie kann ich wissen was es zu recherchieren gilt, wenn ich mich an die Maschine setzte, ohne einen Schimmer was und worüber ich schreiben werde? Da schreibt man ein paar Seiten und stellt fest; man hat keinen Schimmer vom Thema X und stöbert ein bisschen im Internet, um ein wenig Halbwissen einzufädeln? Gründliche Recherche ist ein unbedingtes MUSS. Verwendet wird jedoch nur so viel wie notwendig ist, um der Geschichte folgen zu können.

Das ist mein Ansatz und nicht das durchplanen bis zum abwinken. Wenn ich an die Maschine gehe, möchte ich nicht unterbrechen müssen, weil meine Vorarbeit mangelhaft war. Das kann für mein Dafürhalten nicht gut gehen. Der Hinweis „wohl recherchiert“ zeichnet nicht nur die Geschichte, sondern auch den Autor aus.

Zitat:
Ich würde gerne wissen, was auf deinem Papier steht, wenn du auf Plot Points, den Konflikt und die Klimax verzichten und aus einer banalen Alltagsszene gut lesbare Prosa schreiben müsstest.


Wie ist „banal“ zu deuten? Wer Realgeschichten schreibt -, also nicht Fantasie – schreibt doch über nichts anderes als banale Alltagssituationen. Mal beruflich, mal privat. die Spannung findet sich doch in den Erwartungen, die wir beim Leser wecken, bzw. im Ungewissen. Wenn ein Kommissar frühstückt ist das nicht automatisch spannender wie das Frühstück einer Sekretärin. Dazu braucht es nicht mal einen spannenden Charakter. Unter Umständen reicht die Frage, ob sie das Frühstück überleben wird, sobald im Raum steht, dass eine Zutat vergiftet sein könnte. Was sollte mich also davon abhalten dieser Szene einen Konflikt hinzuzufügen?

 
Zitat:
Da sind wir dann bei der Kunst!


Verstehe ich nicht. Was genau ist daran Kunst? Das Platzieren eines Konfliktes? Demnach wäre ja das bloße Nachdenken schon Kunst! Klar gibt es Berührungspunkte zur Kunst. Aber die halte ich für gering. Wäre es nicht schon Kunst ein Auto zu bauen, wenn man nichts dergleichen gelernt hat? Sobald du es gelernt hast, ist es m.E. vorbei mit der Kunst. In der Schriftstellerei könnte es allerdings zur Marketing-Frage werden. Also ist es nicht möglich die Verbindung vollständig in Frage zu stellen. Dennoch ist mir kein Literat bekannt, der einen klassischen Kunstpreis verliehen bekommen hätte.

Zitat:
Hier geht es dir um das Beenden, hm? Ich denke, es gibt ebenfalls Autorinnen mit weniger strukturierter Arbeitsweise, die ein Stück noch lesenswert machen und natürlich beenden. Warum? Der strukturierte Mensch wird seine Mitmenschen kaum verblüffen können. Wenn ich mir vorstelle, du planst Prosa wie ein Sachbuch, dann weiß ich, dass dieses Struktur durchschaubar ist. Du hast dein Handlungsschema, "arbeitest" es ab, denn es ist dein Job, damit verdienst du den Mohn auf deinen Brötchen. Aber was ist daran besonders?
Das entspricht dem Musiker, der unten im Orchestergraben musiziert und fein vom Notenblatt abspielt, am Ende des Monats sein Geld nach Hause nimmt. Er darf sich Musiker nennen. Aber ist er Künstler?


Aber ja. Selbstverständlich gibt es Autoren beiderlei Geschlechts, die z.B. ohne Handlungsrahmen arbeiten. Aber sie denken hochdiszipliniert und haben diese Techniken bereits ins Denken übernommen. Diese Technik ist nicht ganz so einfach, wenn es um Geschichten geht, die eine hohe Logik und wasserdichte Schlüssigkeit verlangen. Beispiel Krimi. Da muss jedes Indiz sitzen, zur rechten Zeit kommen und sich am Ende lückenlos ins Gesamtbild einfügen. Solche Vorarbeit mit der Planung eines Sachbuchs zu vergleichen halte ich für einen Exzess. Meine Geschichten leben ebenso von der Eigendynamik, wie die jedes anderen Autors. Nur gilt es auch hier den Exzess zu vermeiden. Der Autor sollte m.E.  schon wissen wo sein Ankerplatz ist. Das fett hervor gehobene in deinem Zitat gibt das Leben des Schriftstellers treffend wieder. Er lernt das "Wie" ´liefert Schreibarbeiten und bekommt seinen Lohn. Ist er deshalb Künstler? Meine Antwort: Nur wenn es um Marketing-Fragen geht. Ansonnsten ist er Handwerker.

Zitat:
Das sind deine Sorgen! Ich sehe im nicht-linearen Schreiben mehr Potential, der Plot ist für mich kein Buch mit Sieben Siegeln, keine Heilige Schrift, von der nicht abgeweicht werden darf. Wen du einmal siehst, wie die Dramaturgen in den Hollywood-Filmbüros Stücke in ihre Einzelteile zerlegen, "mal eben" das zentrale Thema auf ein anderes "umlegen" oder einfach eine wichtige Protagonistin ganz streichen, dann weißt du, dass eine Geschichte egal welcher Länge immer auch offen für Veränderung ist. In diesem Zusammenhang empfehle ich dieses: "My Movie Business: Mein Leben, meine Romane, meine Filme. Über die Verfilmung meines Romans 'Gottes Werk und Teufels Beitrag'" von John Irving.


Aber ich habe keine Sorgen. Das ist lediglich mein Bild von der Schriftstellerei. Potential wofür? Was bitte ist denn „lineares Schreiben“? Ich spinne meine Plots durch wie jeder andere auch. Die Planung platziert lediglich die Höhepunkte. Den Rest regelt die Eigendynamik. Wer ohne Ideen an die Maschine geht, schreibt hier Beiträge wie: „Was tut ihr gegen Schreibhemmungen / Blockaden?“. Gute Vorbereitung kennt keine Blockaden.

Zitat:
Soweit mein wieder einmal unorganisiertes Antwort-Posting. Ja, beim Schreiben des ersten Satzes weiß ich nicht, wohin der zweite mich bringt. Auch beim Schreiben muss ich bis etwa 40 Seiten nicht plotten, meine Erotikgeschichte, zum Beispiel, wurde auch nicht geplottet. Ich habe die Struktur aber fest im Gefühl (und fühle, dass der Thrilleranteil um ca. 15 Zeilen zu lang ist). Durch die viele Arbeit mit den Schülern habe ich recht viele Geschichten dramaturgisch auf dem Prüfstand gehabt, das geht irgendwann in Fleisch und Blut über und so soll es wohl auch sein. Nichts ist schlimmer, als wenn die Plot-Struktur durch den Text schimmert, wie gesagt, bei Echenbachs "Jesus-Video" hatte ich Probleme zu lesen (man liest und denkt: aha, gleich ist Kapitel drei zuende, jetzt kommt der Cliffhanger -- und er kommt). Fürchterlich!


Ich weiß sehr genau wohin mich meine Sätze bringen, nur nicht auf welchem Weg! Mag ja sein, dass du all das nicht benötigst, um spannende Geschichten zu kreieren. Wer sollte dir das absprechen? Ich aber habe etwa zwei bis drei anderthalb zeilige Seiten tabellarischer Zusammenfassung für rund 400 Seiten parat, wenn es ans Werk geht. Schreibblockaden sind mir fremd. Dein Vorteil liegt m.E. in der Lehrtätigkeit. Sie zwingt dich dazu Techniken täglich neu auf die Fertigkeiten der Schüler zu adaptieren. Ich habe hier im Forum, auch durch User, denen ich noch keine bemerkenswerten Kenntnisse bescheinigen würde, stark profiziert, weil sie mich animierten bekannte Themen aufs Minimum runter zu brechen und neu zu beleuchten. Bis auf ca. 30 Seiten Beziehungsklamotte hat mir „Das Jesusvideo“ gut gefallen. Das lag vor allem daran, weil ich wissen wollte, wie er das schwierige Thema logisch und schlüssig abhandelt. Und das ist Eschbach für mein Verständnis meisterhaft gelungen. Die Verfilmung ging gänzlich in die Hose. Es war nicht gelungen die mystische Aura der Geschichte einzufangen. Viel zu unruhig und viel zu laut. Zwanghafte Action, die besser in die Billigserie „Cobra“ gepasst hätte, vermasselten weite Strecken. „Cliff-Hanger“ gehört übrigens in diese Genre. In der Belletristik nennt man das Spannungsbögen.

Du vernachlässigst in deiner Bewertung, dass du mit den Augen einer kundigen Autorin liest. Das tun die meisten Leser nicht. Zumindest nicht in vergleichbarer Tiefe. Wie soll man ein MS ohne diese Zutaten an den Mann bringen? 300 Seiten Beziehungskiste ohne Spannungsbögen, ohne schlüssige Handlung, ohne wahrnehmbare Entwicklung? Ein Krimi ohne logische Kette, frei von nachvollziehbarer Klärung? Ein solches Skript wäre von vorn herein für die Schublade geschrieben. Entweder habe ich nicht die rechten Worte gefunden, um dir meine Vorstellungen von Arbeitstechnik näher zu bringen, oder du schätzt mich halt falsch ein.

Zum „Autorwerden“ reicht es sich vor die Maschine zu setzten und Worte zu tippen. Der Weg zum Schriftsteller stellt m.E. ganz andere Anforderungen und der Erfolg ist selbst echten Könnern nicht garantiert. Du hast absolut Recht, wenn du schreibst, es gibt kein Gesetzbuch, nach dem alles laufen muss. Trotzdem ist der Rechtsanwalt, meinem Verständnis nach, am ehesten mit dem Schriftsteller vergleichbar. Beide sollten sich mit den zahlreichen Gesetzmäßigkeiten vertraut machen, um sie für sich auslegen zu können.

Grüße
Bobbi
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Murmel
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Beitrag08.06.2009 13:44

von Murmel
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Bobbi hat Folgendes geschrieben:
Aber ja. Selbstverständlich gibt es Autoren beiderlei Geschlechts, die z.B. ohne Handlungsrahmen arbeiten. Aber sie denken hochdiszipliniert und haben diese Techniken bereits ins Denken übernommen.


Das ist der springende Punkt. Stephen King braucht keine Schneeflockenmethode aufschreiben, da er diese Prozesse verinnerlicht hat.

Ein Beweis mehr, dass Schreiben sehr wohl in erster Linie Handwerk ist. Handlungsprozesse werden erlernt, wiederholt, verfeinert und verinnerlicht.

Jeder Musiker muss sein Instrument erlernen. Erst wenn er spielen kann, kann Kunst entstehen.

Was heisst das in Wirklichkeit? Es bedeutet, dass die mechanischen Prozesse des Fingerbewegens so im Gehirn manifestiert werden, dass man nicht mehr denken muss, um die mechanischen Bewegungsabläufe zu steuern. Damit hat man das Gehirn frei, um sich mit Kreativität zu beschäftigen.

Was ist Kreativität? Das Erschaffenen von Eigenem, nie da gewesenen.

In diesem Jahr in American Idol (heisst hier wohl "ich suche den Superstar") so gut nachzuvollziehen: der Sänger, der es gelernt hat wunderbar zu singen, und der Sänger, der nun mit dem, was er gelernt hat, den Liedern seinen eigenen, unverkennbaren Stempel aufdrückt.

Der Meister Handwerker unter den Künstlern kopiert in Perfektion. Seinem Handwerk sieht man die Mühe seines Lernens nicht mehr an. Daher meinen Leute, die von Lernprozessen nichts verstehen, dass der Meister das "einfach so kann". Der Künstler erschafft sein Eigenes aus der Kopie.

Aber jeder Kunst ist das Meistern das Handwerks unabdingbare Voraussetzung.

Dieses Grundprinzip der Kreativität hat sein Ebenbild in der Wissenschaft. Wenn du Forscher werden willst, muss du das Bekannte erst meistern, d.h. verstehen lernen. Nur dann kannst du als Wissenschaftler an der vordersten Front des Wissens stehen. Alle anderen sind Scharlatane.


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wallenstein
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Beitrag10.06.2009 00:22

von wallenstein
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Hallo Bobbi,

zu blöd, mir fehlen die Worte, eben das auszudrücken, was ich mit "Kunst" meine. Blöd deswegen, weil mir eigentlich nie die Worte fehlen.

Ich denke an ein Stück, eine Geschichte, und es hat auch eine Seele. Wenn deine Sekretärin am Frühstückstisch sitzt und ungeachtet der Tatsache, ob sie das Frühstück überlebt oder nicht, gemütlich isst, transportierst du nicht nur Charakter+Handlung=Spannungsbogen, sondern auch etwas zwischen den Zeilen. Ich nenne es die Seele, aber wie für die Seele üblich, lässt sie sich nicht greifen.

Der Hüter der Schwelle ist vielleicht der Subtext, hier kann der Autor noch eingreifen, zum Beispiel Doppeldeutigkeit in einen Dialog legen oder "unterirdisch" Stimmung schüren, wenn es "oberirdisch" bereits feste brodelt. Suspense und das Retardierende Moment (so, wie du es verstehst), gehören sicher auch dazu.

Aber danach verlässt du die technische Ebene und der Text fängt an, beim Leser zu wirken. Sagen wir, der Protagonist hat deinen Leser beim Lesen aufgebaut und er geht fortan gut gelaunt in den Tag (hier verweise ich gerne auf die "Wilden Kerle"-Bücher, die sind ein Paradebeispiel, wie sich großspurig durch Lesen Selbstbewusstsein anfuttern lässt). Oder Herr Mankell hat uns mit seiner Depressions-Figur heruntergezogen und wir fühlen uns nach der Lektüre tumb - wie an einem nebligen Tag im November.

Hast du einmal wegen eines Buchs etwas gemacht, das du "so" nie getan hättest? Ich habe nach Connie Palmens "Die Freundin" mich von meiner Freundinnen getrennt. Das aber nur am Rande.

Zurück zur Kunst. Wir haben das Alphabet, wir haben die Wörter, die Sätze, die Absätze, Kapitel und das Buch. Wir haben das Schreiben gelernt, wir haben Buchstabieren gelernt, wir lesen nun und wir sind betroffen, denn die Wörter, die Sätze, transportieren Inhalte!

Und hier komme ich auf dich zurück. Du sitzt an deiner "Maschine" hackst Texte in deinen PC und meinst, du erzähltest eine Geschichte über Prot "XY", von A nach B. -- Ist so  aber nicht. "Unterirdisch" lauern die Leser darauf, dass du ihnen ein Weltbild lieferst, das dem ihrem überlegen ist (es gab einmal eine Feldstudie, dernach der Mensch sich nicht aufgrund von Äußerlichkeiten verliebt, sondern aufgrund spiritueller "Höherstellung" -- nur so am Rande), stell dir also vor, wie die Leser  dich als Autor taxieren: bringt er mich weiter, sprengt er ja auch meinen Erlebnishorizont?

Ja, ja, ja, denn, wer will schon lesen, was man tagtäglich erlebt?

Ihr Männer habt es einfach, denn ihr müsst nur ein wenig: "Ich, OOAAAHHH TIGER = ICH Kampf in der Überlebniswüste" bringen, und das Konzept geht auf. Oder --> <Vorsicht> tradiert.

Du kannst also völlig altmodisch einen Action-Plot auf dem Reißbrett entwerfen, aber du kannst nicht deinem Alltag auch nur die Spur einer Originalität abverlangen, und das unterstelle ich dir jetzt  -- sorry -- und bin mir sicher: die Leser spüren das!

Ich schreibe das, weil ich eben diese Erfahrung mit dem e-Bay-Krimi gemacht habe. Da war alles am Reißbrett entworfen, durchgeplottet, nachgestellt und 1:1 auch so geschrieben worden. Ich fand mich (es) gut, dachte, ich kann das, aber ähhhhh ... sie wollten es nicht!

Man hat halt die Beine breit gemacht, aber rein aus Kalkül. -- Das mögen die Verleger nicht, das wittern sie und sie nehmen lieber einen, der von der Straße kommt, aber der authentisch ist -- als einen wie dich. Bin sicher.

Dies ist deine große Chance, dich mit Literatur einmal fernab aller Ratgeber auseinander auszusetzen, wie ich meine. Ich ging auf die Pirsch nahm Sprache streng nach Wortzauber.

... und landete an der Bettkante meines Sohnes. Meinem Sohn habe ich die besten Kinderbücher vorgelesen und war auch immer in Gedanken aufmerksam. Ich sah, wie James Krüss und Peter Härtling ähnlich Spannung erzeugten, nämlich geschickt und sprachlich. Da muss man hinsehen! Und das hat mich erstaunt. In den Kinderbüchern passiert nämlich eigentlich nicht viel, aber die Satzstruktur ist so spannungsgeladen, dass ich meine, da herrscht eine kleine Mikrokultur fernab ...

... und wenn ich die an den Hammelbeinen zu packen bekomme, uuhhh, dann sage ich, gute Nacht. DAS ist Kunst!

Womit unsere Diskussion (wie ich fühle) im Keime erstickt ist.

Gute Nacht,
wünscht wallenstein
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Gast







Beitrag10.06.2009 20:14

von Gast
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Hallo Wallenstein,
ich denke, dass sich all deine Gedanken zur „Kunst“ auf die Atmosphäre beziehen, die der Autor schaffen muss. Also eine Umwelt, in die er die Leser hinein ziehen kann. Aber sie entsteht aus vielen kleinen Details und setzt sich Satz um Satz zum ganzen Zusammen.  Sie bestimmt ob der Leser dir in die Welt der Geschichte folgt, sollte der Auto zu allererst spüren. OK, das zu schaffen könnte man als Kunst bezeichnen.

Übrigens beziehen sich meine Worte weniger auf Ratgeber und so weiter, sondern auf meine Erfahrungen. Ich gebe wieder, wie ich die Erfahrungen am effektivsten umgesetzt bekam und schrieb es schon. Ich halte mich keinesfalls für ein Naturtalent, wenn man von der Gabe, aus wenig eine Geschichte zu spinnen, einmal absieht. Was immer ich verinnerlicht habe, musste ich mir mit viel Geduld und Akribie erarbeiten, meinen Horizont also erheblich erweitern, um zu verstehen.

Das „Beine breit machen“, kann nun mal nicht gut gehen. Da laufen wir konform. Dein E-Bay –Roman wäre m.E.  anders ankommen, wenn du ihm aus dem Genre „Krimi“ gelöst hättest. Damit würdest du ein Versprechen umgehen, dass das Stück selbst eh nicht erfüllt, wenn ich mich Recht entsinne. Krimi ist nun mal ein Genre, an das bestimmte Erwartungen gestellt werden. Und da schließt sich der Kreis. Ich käme nicht auf die Idee ein Stück zu schreiben, weil ich es für aktuell halte. Die Idee muss mich überzeugen, mich packen und inspirieren. Und das tut es am ehesten, wenn es Bilder in mir erzeugt. Wenn es eine Aura ausstrahlt, wie es Brynhildas aktuelles Projekt tat. Ich könnte aus dem Stand eine Zeichnung der Umwelt, und sogar einzelner Räumlichkeiten anfertigen. Dass und die Fähigkeit, die Bilder zu transportieren, gilt es sich anzueignen. Und diese Atmosphäre setzt sich im Wesentlichen aus der tatsächlichen Umwelt, den Charakteren, deren Verhältnis sowie der Kernhandlung und den damit verbundenen Erwartungen zusammen. Ja, im Schlussgang ist es Kunst, aber der Weg führt über das Handwerk und jeder, mit den oft genannten Voraussetzungen kann es erlernen.

Den Weg zur „Kunst“, wenn wir es denn so nennen wollen, würde ich Reifeprozess nennen mögen. Allerdings verlieren viele Nachwuchsautoren nur all zu rasch aus den Augen, dass die Atmosphäre nicht auf den ersten zehn Seiten entsehen muss. Dort findet sich lediglich die Erwartung.


Grüße

Bobbi
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wallenstein
Eselsohr
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Beitrag11.06.2009 10:02

von wallenstein
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Guten Morgen Bobbi,

du bist mit allem was du sagst, wieder "nur" bei der Technik und nicht bei der Kunst, wie ich meine. Na ja, es ist auch schwierig Nicht-Greifbares zu greifen und die Kunst entzieht sich, sobald man sie zu packen bekommt.

Vielleicht ist "Kunst" eng mit dem Lebenslauf des Künstlers verknüpft, vielleicht ist sie seine ureigene Sicht auf die Dinge, gepaart natürlich mit der Hoffnung, dass er Gehör finden werde. Es gibt so viele Menschen, die meinen, sie müssten schreiben, die aber schlichtweg nichts zu sagen haben. Ich meine nicht Kinder, die zu jung sind, um ihren Erlebnishorizont vor den Augen anderer auszubreiten, sondern besonders an "normal Traumatisierte", wie ich sie nenne, die sich aus irgendwelchen Gründen stärker reflektieren als andere und dann meinen, ihre Überlegungen zu Papier bringen zu müssen.

Das soll nicht böse klingen und es ist nicht auf dich gemünzt (ich kenne dich nicht!), es ist nur das literarische Klima, in dem ich mich befinde: es wird zu viel geschwafelt und erst in zweiter Linie produziert und dann immer noch mehr produziert als gelesen. Das kann nur zu einem führen, nämlich zu Selektion. Und wenn die vielen Menschen im zweiten Anlauf lernen, sinnleere Inhalte auch noch technisch ansprechend zu verpacken, wird dadurch nicht gleich mehr Qualität produziert und mehr gelesen, im Gegenteil, eine weitere Selektion wird stattfinden. Das sehe ich deutlich: zum einen wird die Literatur anspruchsvoller, "hoch"geistiger, zum anderen die Zahl der guten Autoren weniger.

... und jetzt habe ich einige Meuterer wieder an die Tastatur gerufen, hihi.

Ich würde mit meiner Schreibschule gerne schnell wegkommen vom klassischen Show don't tell. Nein, nicht richtig. Ich würde diese Basics gerne schnell abfrühstücken und das Thema Dramaturgie auch und die Trickkiste Kniffe und Techniken ebenfalls und dann würde ich gerne die richtigen KünstlerInnen fördern. Die, die mit Sprache umzugehen verstehen. Die wissen, was Metrik ist, die von der Mikrostruktur bis zum großen Plot organisieren können, dann aber sehr dicht und atmosphärisch schreiben. Dabei denke ich eben nicht an alles Repetierbare, sondern rein auf "künstlerischer" Ebene.

Ist ne große Vision Mr. Green

Okay, ich will dich nicht länger aufhalten, würde aber gerne etwas von dir lesen. Außer-postingmäßig, versteht sich. Vllt. per PM?

Einen schönen Feiertag,
wünscht wallenstein
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Beitrag11.06.2009 12:31

von Gast
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Hallo Wallenstein,

weil es Techniken sind, die den Autor formen. So schlicht es doch nun mal. Wie stellst du dir das Formen von Künstlern denn vor? Sie erlenen alle Techniken und dann geht’s in den Feinschliff? Das ist doch nichts anderes, als der Reifeprozess. Und der ist so im Ablauf und Zeit so individuell wie der Ausgangspunkt des Autors. Es brauch Jahre und mehr, um einiger Maßen rund und routiniert rüber zu kommen.

Wie stellst du dir diesen „After-Kunst-Formungsprozess“ in der Praxis vor? Liefe es nicht einzig darauf hinaus, dass begabte Autoren am Ende lediglich so schreiben und formulieren müssten, wie es DEINER Vorstellung von „Kunst“ entspräche? Du schreibst, es wäre Kunst ein völlig alltägliches und langweiliges Geschehen interessant zu erzählen. Aber ganz und gar nicht! Es ist eine unabdingbare Voraussetzung für Autoren mit ernsten Absichten. Dieses Ziel gehört zum Grundwissen aller Autoren und stellt das wichtigste Ziel des Reifeprozesses. Mal gelingt es auf Anhieb, mal braucht es x-fache Überarbeitung und mal flutscht es einfach nicht. Da müssen wir durch. Bei aller Begeisterung, die uns nach dem Schlusspunkt über die geistige „Hochleistung“ überkommen kann, bleibt es immer auch eine Frage des Geschmacks. Was mir gefällt, kann bei dir gnadenlos durchfallen, und umgekehrt. Zehn Leser, zehn Meinungen.

Das schließt selbst Goethe und Konsorten nicht aus. Jedes Genre fordert seine Sprache. Möglichst authentisch, spannend, lebhaft und möglichst „fehlerfrei“. Das allein sind schon Ziele genug und für viele eine unüberwindbare Hürden.

Du wünscht dir eine intensivere Marktselektion. Darauf kannst du als Lehrerin keinen Einfluss nehmen. Das macht der Markt, also die Leserschaft. Zudem schaffen es abertausende aus unterschiedlichen Gründen eh nicht auf den Markt. Insofern kann ich diesen Wunsch nicht nachvollziehen. Bücher verlegen ist nun mal nichts weiter als ein Geschäft. Autoren, die nichts zu erzählen haben, verlieren von selbst das Interesse und Geschichten, für die es keinen Markt gibt, enden im Papierkorb der Lektoren.

Ich kann deinen Wunsch, in der Schreibschule mehr als das Standard-Programm runter zu spulen, gut verstehen. Was hält dich ab? Es liegt doch an dir den Lehrplan zu gestalten. Ich würde aber eher zum Begriff „Feinschliff“ raten. Kunst wäre mir da zu verbindlich. Denn man kann nie wissen, in wie weit der Autor noch formbar ist. Einiges muss halt die Zeit bringen und auch den begnadetsten Autoren kann der Erfolg am Ende nicht garantiert werden.

Grüße

Bobbi
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Murmel
Geschlecht:weiblichSchlichter und Stänker

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Beitrag11.06.2009 15:54

von Murmel
Antworten mit Zitat

wallenstein hat Folgendes geschrieben:
... und jetzt habe ich einige Meuterer wieder an die Tastatur gerufen, hihi.


Nein, denn ihr unterhaltet euch eh nur mit euch selbst.


_________________
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wallenstein
Eselsohr
W

Alter: 61
Beiträge: 331
Wohnort: Duisburg


W
Beitrag11.06.2009 22:10

von wallenstein
Antworten mit Zitat

Genau, und das ist das Unterhaltsame dabei.
Hier wird sich zum Thema Schreiben unterhalten Wink
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