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Wie wirkt diese Landschaftsbeschreibung auf Euch?


 
 
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BerndHH
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Beitrag29.03.2024 06:29

von BerndHH
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Guten Morgen,

Hier mal der Versuch, den Text besser zu gliedern und verständlicher zu machen. Aber für meinen Geschmack geht es ohne überbordende Landschaftsbilder überhaupt nicht. Man denke nur, die Familie Bontade hat einen luxuriösen und vorzeigbaren Ausnahmegarten und auch ihr Landsitz der Fondo Magliocco soll eine Perle unter all den schönen Landvillen sein. Also ein Haus im Dorf als Familiensitz und ein Landhaus mit allem Drum und Dran: Rasen, Obst, Gemüse, kleine Wiederkäuer: Schafe, Ziegen … Stefano Bontade hat nun mal sehr viel Geld und das sollen auch alle anderen sehen. Oder ist das nicht nachvollziehbar?

Einen schönen Karfreitag wünsche ich


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BerndHH
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Beitrag29.03.2024 06:31

von BerndHH
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Der letzte Tag im Leben des Stefano Bontade

23. April 1981

07:00 Sonnenaufgang in Villagrazia.  Sonniges Wetter, Morgendliche Temperatur ~ +10°C; es werden Tageshöchsttemperaturen von +15°C erwartet. Stefano Bontade  erwacht, geht aus dem Schlafzimmer auf die Dachterrasse der Villa Bontade  und stellt sich nackt an die Brüstung, das ganze Panorama von Villagrazia  im Blick. Er ist müde und hat die ganze Nacht lang nicht geschlafen. Stefano begrüßt den phänomenalen Frühlingsmorgen mit einer Marlboro, die er bis auf den Filter herunterraucht und von der Brüstung schnippt. Die Kippe fällt beinahe in den Nacken des Gärtner Brunos, der gerade den Rasen und den Hibiskus mit einem Gartenschlauch wässert. Die Haushälterin Estela legt großen Wert darauf, daß der Garten stets tiefgrün und im Schuss ist. [Ehefrau Margherita wollte ursprünglich einen englischen Garten haben, doch dann haben sie sich für subtropisch/tropische Pflanzen entschieden, um der Gemeinde Villagrazia ihren Wohlstand zu demonstrieren. Im Garten stehen Würgefeigen, Palmyrapalmen, Flamboyant und andere Johannisbrotgewächse, Indischer Goldregen u.a.m.]  Stefano spricht ein paar Worte mit dem Gärtner Bruno. „Guten Morgen, Patrono, ich wünsche Euch vom ganzen Herzen ein gesegnetes Geburtstagsfest.“, „Danke Bruno, übrigens der Hibiskus sieht großartig aus. Mein Kompliment. Grüße an den kleinen Antonino. Der hat ja bald seine Erstkommunion, oder?“, „Ja, Danke, Danke, Patrono. Ihr seid natürlich herzlich eingeladen.“, „Mal sehen, ob ich es schaffe, Bruno.“, „Ich verstehe, Patrono. Ihr seid ein vielbeschäftigter Mann.“ , „Oh ja, das bin ich wohl.“   Da stellt Stefano fest, daß er immer noch nackt ist. „Es ist mein verdammtes Haus und ich kann hier nackt herumlaufen, wann immer es mir passt.“, denkt er grimmig, geht wieder ins Haus und ruft, „Esteeela, bring mir den Kaffee bitte!“  Haushälterin Estela, die treue und verschwiegene Seele des Hauses, bringt ihm einen doppelten Espresso und eine Wasserkaraffe.

07:30 Kaffeezeit.  Während Stefano den beinahe kochend heißen Kaffee schlürft, klingelt es an der Tür. „Esteeela, mach mal auf!“  Doch die hört nicht, weil sie gerade Wäsche macht. Wütend zieht sich Stefano die Unterhose an. Es ist ein Bote. Luftpost aus New York. Absender: Giancarlo Gambino.  Eine Platte. „Dirty Mind“. „Dirty Mind“ – schmutzige Phantasie gefällt Stefano. Mit persönlicher Widmung vom Künstler: „Schönen Geburtstag, Motherfucker! Yours truly, Prince.“  Die Songs „Do it all night“, „Gotta broken heart again“, „Uptown“ u. „Partyup“, die er auf seiner potenten Stereoanlage abspielt, gefallen Stefano über alle Maßen gut. Vor allem der fetzige wie tanzbare Song „Uptown“ begleitet ihn den ganzen Tag über. Als Estela aus der Waschküche kommt, lässt er sich von ihr einen neuen Kaffee zubereiten. Dabei bewundert er ihren schwingenden Hintern (er taxiert sie als selbsterklärter Frauenkenner: alt und verlebt aber ihr Hintern ist noch top in Schuß. Warum hat sie eigentlich keine Kinder? Stimmt vielleicht etwas nicht mit ihr?) und denkt dabei an die schöne Liebesnacht mit seiner Frau Margherita, geborene Teresi. Sie hatten seit langem wieder miteinander geschlafen. Es war schön gewesen, doch Stefano ist sich sicher, daß sie ihm den Orgasmus nur vorgetäuscht hatte. Margherita konnte nach dem Höhepunkt einschlafen. Stefano hingegen nicht, er war die ganze Nacht lang wach gewesen, was in letzter Zeit häufiger vorkommt. Margherita hatte Alpträume. „Stefano, Stefano, Nein, Nein!“  ruft sie schweißgebadet. Er nimmt sie in den Arm und tröstet sie mechanisch. „Morgen wird etwas Schlimmes passieren, ich weiß das. Blasen wir die Feier ab und bleiben wir zuhause.“  „Nein, nein, auf gar keinen Fall. Du hast schlecht geträumt. Schlaf wieder. Morgen wird ein anstrengender und langer Tag.“
Stefano und Margherita haben Eheprobleme. Er gibt ihr indirekt die Schuld dafür, einen behinderten Sohn geboren zu haben. Der kleine Francesco Paulo (* 1974 – 6 Jahre) hat Kinderlähmung und wird wahrscheinlich nie richtig laufen können. Stefano will ihn bald zu den Gambinos nach New York schicken, damit sich dort Spezialisten um ihn kümmern können.

07:45 Die Geliebte Antonella.  Während seine Frau gerade in der Dusche ist, ruft Stefano aus einer abhörsicheren Leitung im Schlafzimmer seine Geliebte Antonella Della Croce  im Strandbad Cefalú an. Cefalú und Antonella sind die Fluchtpunkte in Stefanos Leben – immer wenn Geschäft und Familie zu viel werden, kann er dort für einen kurzen Moment aussteigen. Er verspürt starke Sehnsucht nach ihr und ist sich ziemlich sicher, daß ihre Leidenschaft und v.a. ihre intensiven Orgasmen echt sind. Stefano Bontade hält sich selbst für einen mittelprächtigen Playboy im mittleren Alter, der es jedoch im Gegensatz zu seinem Geschäftspartner Salvatore Inzerillo  nicht nötig hat, sich Frauen kaufen zu müssen. Seine Wirkung rechnet er seinem Charme, seinem guten und gepflegten Aussehen und seinem Modegeschmack zu. Stefano unterhält aktuell insgesamt sechs Geliebte (Francesca, Giovanna, Marianna  u.a.) im Umland von Palermo, die er regelmäßig unter momentan besonders hohen Sicherheitsvorkehrungen an meist anonymen Orten besucht. Gefühle empfindet Stefano nur für seine ungewöhnlich schöne und sinnliche Antonella, die anderen fünf Geliebte hält er sich nur aus Prestigegründen. Er sagt Antonella heute ab, da seine Geburtstagsfeier keine Gelegenheit bietet, heute ins 70km entfernte Cefalú zu fahren, denn heute gehört der ganze Tag ganz allein der Familie. Antonella ist enttäuscht. Sie empfindet möglicherweise Wut und starke Eifersucht gegenüber Margherita Teresi, die möglicherweise auch in eine Affekttat umschlagen könnte. Warum ist diese gottverdammte Hure wichtiger als ich?

08:00 Frühstück mit der Ehefrau. Margherita erscheint im Morgenmantel und jagt Estela aus der Küche. „Heute gehört er mir ganz allein“  Sie lässt es sich nicht nehmen, ihrem Mann persönlich ein großartiges Frühstück zuzubereiten. Dann setzt sie sich auf seinen Schoß und füttert ihn wie ein kleines Kind. Sie gibt alles, um heute an seinem Ehrentag gute Stimmung zu verbreiten.

08:15 Mimmos Besuch. Es klingelt an der Tür. Estela öffnet. Es ist Girolamo „Mimmo“ Teresi. Margheritas Bruder und Stefanos Schwager. „Mimmo“ ist der Unterboss der Santa Maria di Gesù-Familie zusammen und mit dem Consigliere Francesco Sorci die Nummer Zwei in der Organisation. „Mimmo“ ist mit Frau und Kindern erschienen, um ihrem Boss ganz persönlich zu gratulieren. Die Kinder sagen alberne Gedichte auf, die nur Margherita gefallen. Stefano fragt „Mimmo“ kurz nach der aktuellen Sicherheitslage ab („Alles okay, Don Stefano. Es ist alles ruhig, wir haben alles unter Kontrolle. Genieß Deinen Geburtstag“) und schickt ihn daraufhin zum Landsitz Fondo Magliocco, Via Valenza #38 in Falsomiele (ca. 5km v. Villagrazia entfernt), wo ab 10:00 die große Geburtstagsfeier stattfinden soll. Stefano und Margherita haben die Gästelisten, Tischkarten, etc. persönlich zusammengestellt und sich dabei die größte Mühe gegeben. Es soll ein großer und stilvoller Tag werden.      

09:00 Geburtstagsgrüße per Telefon. Das Telefon steht nicht mehr still. Alle wollen Don Stefano beglückwünschen. Die nervigen Gambinos aus New York rufen an „Hallo Motherfucker, hast Du unser Geschenk bekommen?“, was Stefano jedoch schnell abwiegelt. Er beschließt mit seinem Partner Inzerillo ein ernstes Wort über dessen Gambino-Cousins in New York zu sprechen, sie sollen sich in Zukunft etwas respektvoller ihm gegenüber verhalt-en. Geschäft hin oder her.

09:30 Die Party beginnt. Die Familie Bontade fährt mit mehreren Autos zum Fondo Magliocco in den Zitronenhainen von Falsomiele, einer landschaftlichen Idylle. Estela und Gianbattista Pullará (Meisterkoch und Mafiosi aus der momentan noch alliierten aber nicht unbedingt wohlwollenden Greco-Familie)  kümmern sich um das Essen. Etliche Bedienstete haben die Tafel und das Ambiente festlich und dem Anlaß entsprechend geschmückt. Margherita prüft dies mit ihrem Kennerblick und tadelt das Personal bei den kleinsten Nachlässigkeiten. Sie ist die Frau eines Capomafia und weiß sehr wohl zu befehlen.

10:00 Die Gäste kommen.  Die ersten Gäste erscheinen für sizilianische Verhältnisse sehr früh. Es sind hochrangige Mitglieder/Vertreter aus der Inzerillo-  u. Badalamenti-Familie aus Cinisi (ca. 40km entfernt). Gastgeber Stefano ist schwer enttäuscht, daß es insgesamt so wenige sind. Außerdem fehlen wichtige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft u. Kunst. Arturo Cassina, Alessandro Vanni Calvello di San Vincenzo  und Marianello Gutierrez Spatafora  kommen z. B. nicht. Stefano vermisst u.a. seinen guten Freund, den Komiker Franco Franchi  (vom berühmten TV-Komikerduo „Franco & Ciccio“) und viele andere mehr. Das Nichterscheinen auf seinem Geburtstag deutet Stefano Bontade als Missachtung seiner Person und Autorität.

13:00 Das Festmahl.  Meisterkoch Pullará hat sich mit einem Gedicht aus Lamm, Zicklein und Hammel selbst übertroffen. Nach dem Essen gibt es Musik von einer lokalen Kapelle, die zum Tanz einlädt. Die traditonellen Tarantellas finden weniger Anklang beim Publikum und werden ausgebuht. Die Jugend verlangt nach moderner Discomusik und Stefano, der selber dabei ist, gerade Prince-Fan zu werden, gibt dieser Bitte nach. Stefanos Cousine Giulia Allegra Bontade  erscheint. Sie ist unfrisiert, trägt ein enges schwarzes Kleid und hält ihre Stilettos in der Hand. Giulia Allegra hat zuvor in einem mondänen Nachtclub (XXX vom Grafen XXX im Strandbad XXX)  gefeiert und durchgetanzt. Sie ist durch Restalkohol immer noch stark enthemmt. Obwohl sie im Nachtclub auf der Toilette Sex mit unbekannten Männern hatte, ist ihr sexueller Appetit immer noch nicht gestillt. Giulia Allegra macht Stefano Bontade ganz offen sexuelle Avanzen. Auf dem Weg ins Badezimmer greift ihrem Cousin angeblich aus „Versehen“ in den Schritt.

14:00 Catfight.  Es kommt zu einer handfesten Szene zwischen Margherita und diesem „Miststück“ („Cagna/Puttana“)  Giulia Allegra. Entweder nur verbal oder in einer richtigen Schlägerei zwischen zwei Frauen, die sich am Boden umherwälzen und sich gegenseitig die Haare ausreißen. [Einschub: Margherita u. Giulia Allegra sind keine vulgären Zigeunerweiber, v.a. Margherita entstammt einer angesehenen Familie Palermos. Sitte, Anstand u. gutes Benehmen hat für sie große Bedeutung]

15:00 Anruf vom Teufel.  Unerwartet ruft Stefanos Erzfeind Salvatore „Totó“ Riina an. Aus diesem „Dreckskaff“  Corleone, denkt Bontade. Dabei hat „Totó“, dieser „Bastard“  u. „Eselficker“, unbemerkt seinen „Kommandostand“ aus den Bergen im Hinterland an die Vororte von Palermo vorverlegt. „Totó“ der „Kurze“ befindet sich momentan in Borgo Molara, nicht weit vom Fondo Magliocco  entfernt. Der „Kurze“ hat seine Leute überall, sogar auf der Geburtstagsfeier des „Falken“. Er hat die Telefonleitungen in der Villa Bontade und auf dem Fondo Magliocco verwanzen lassen. Doch das ahnt Bontade nicht. Riina wünscht Stefano per Telefon alles Gute und außerdem ein langes Leben. Außerdem eine versteckte Botschaft „XXX“, welche Stefano die ganze Zeit lang grübeln lässt.

[Was passiert in der Zeit zwischen 15:00 bis 22:30? In über sieben Stunden. Die Geburtstagsgäste betrinken sich hemmungslos und Giulia Allegra macht was?]

22:30 Die Geburtstagsfeier ist vorbei.  Dann muss irgendetwas passieren, was Stefano Bontade isoliert. Was es sein könnte, das weiß ich noch nicht. Die Gäste fahren getrennt nach Hause. Bontades Familie ebenso. Am Ende bleibt ihm nur noch ein Leibwächter. Auch sein Unterboss „Mimmo“ ist nicht mehr da. Könnte das vielleicht etwas mit Giulia Allegra zu tun haben? Wollte sie ihren Cousin vielleicht irgendwo zu einem Schäferstündchen einladen?

Stefano verlässt mit seiner kugelsicheren Alfa Romeo Giulietta 2000 sein Landhaus und fährt in der Nacht zur Villa Bontade nach Villagrazia zurück.

Gemäß Polizeibericht wurde Stefano Bontade gegen 23:30 an der Kreuzung Via Aloi / Via delle Regione Siciliana von einem Motorradbeifahrer mit Schüssen aus einem AK-47 Sturmgewehr u. Schrotflinte getötet. Dabei wurde sein Gesicht zur Hälfte weggeschossen. Es gibt Ungereimtheiten über den Verbleib seiner Leibwächter. Das Schicksal des Fahrers Giuseppe „Pino“ di Franco  ist der Polizei derzeit noch unbekannt. Im Autoradio der Alfa Romeo Giulietta 2000 läuft noch eine Kassette mit Umberto Tozzi „Gloria“ in Dauerschleife und voller Lautstärke. Ermittler befürchten, daß dies einen Mafiakrieg von noch unbekannter Größe auslösen könnte. Nicht nur auf Sizilien sondern auch bei den Geschäftspartnern in den USA. Es wird befürchtet, daß eine noch unbekannte Macht damit begonnen hat, die bestehende Weltordnung der Cosa Nostra radikal zu verändern.


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Christof Lais Sperl
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Beitrag29.03.2024 07:27

von Christof Lais Sperl
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Ich finde, der Text ist gut lesbar, finde aber nur recht wenig Landschaftsbeschreibung.Der Garten ist "in" Schuss. Nicht "im". Das ist sicherlich spannend und Handwerklich gut gemacht, allerdings ist zu sehr spürbar,  dass sich hier jemand mit Italien auskennt. Der Italien-Infodump ist zu schrill. Stell dir vor, ich schreibe über Bankgok: Da sah Supawut Udomwattakul den Hang am Prasat am Ufer des Chao Prya mit den vielen Salas und dem goldenen Dach des Wat Arun. Am Himmel erschien ein Flugzeug,  dass am Suvarnabumi-Airport gestartet war. Pranee Hinmalay wartete auf ihn in der Suttisarn,  er musste sich beeilen. Mister Rot würde ihn mit dem Toyota Fortuner abholen, bei DIN Däng nach Pinklao vorbeirasen.

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BerndHH
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Beitrag29.03.2024 07:55

von BerndHH
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Hallo Christof,
Danke für Deinen Take. Ja da muss ich Dir natürlich recht geben.
Es ist vielleicht wirklich übertrieben aber irgendwie kann ich nicht anders. Okay, ich habe den Text erst einmal schwarz geschrieben, rein als Aneinanderreihung von Fakten aber das wirkt dann so wie alkoholfreies Bier. Oder wie "mit Pariser bumsen" wie der Volksmund so schön sagt.
Wenn man nur die Fakten aneinanderreiht, dann ist die Handlung ja x-beliebig in jedes Land der Welt verschiebbar. Aber ich muss Dir recht geben, weniger ist mit Sicherheit mehr. Gar keine Frage. Das fällt mir nur unfassbar schwer.

Die Landschaftsbeschreibung habe ich erst einmal rausgenommen.


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Christof Lais Sperl
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Beitrag29.03.2024 08:16

von Christof Lais Sperl
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Der Text ist es auf jeden Fall wert,  weiter bearbeitet zu werden! Er hat was!

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BerndHH
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Beitrag29.03.2024 09:07

von BerndHH
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Hallo Christof,

Danke Dir! Okay, ich habe die Botschaft verstanden, denke ich. Weniger Sizilien, weniger Stereotypen, weniger Überzeichnung mehr Handlung, nehme ich an.

Stefano Bontade lebt im April 1981 sicherlich nicht mehr so gut, denn seine Widersacher haben ihn ganz ja klar angezählt.

Die neue Ordnung steht ja schon und dazu müssen die alten Familien radikal ausradiert werden - samt Söhnen, Onkeln, Cousins, Schwippschwagern, radikal alle, die in der Lage wären, mit der Waffe in der Hand Vendetta zu üben. Nur vor den Frauen, vor denen würden die Corleonesi vielleicht noch Halt machen.
Nicht vor den Kindern, wenn sie männlichen Geschlechts sind.

Also für mich sind die Frage, die sich Stefano an diesem Tag stellt, absolut folgerichtig. Wen kann ich überhaupt noch trauen? Muss ich meine Sexbesessenheit endgültig sein lassen und mich nur noch um meine Frau kümmern? Alles, was solche Eskapaden angeht, ist generell ein potenzielles Risiko. Wo kann ich überhaupt noch hingehen? Muss ich mich zu Hause verschanzen und die Geschäfte ausschließlich noch per Telefon führen?
Wer also heute nicht zu meinem Geburtstag erscheint, hat vielleicht schon die Seite gewechselt? Der Gärtner, die Haushälterin, wie loyal sind die eigentlich? Stefano hat ja auch seine Schwachpunkte. Wenn er seinen Sohn in die USA schickt, um ihn dort behandeln zu lassen, können diese unkultivierten Gambinos überhaupt für seine Sicherheit sorgen? Warum sollten sie? Sie sind die Cousins von meinem Geschäftspartner Salvatore Inzerillo und nicht meine. Die Bontades haben keine Depdendance in den USA.

Na ja, vielleicht in der Art ...


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BerndHH
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Beitrag30.03.2024 05:23

von BerndHH
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Zitat:
14:00 Catfight.  Es kommt zu einer handfesten Szene zwischen Margherita und diesem „Miststück“ („Cagna/Puttana“)  Giulia Allegra. Entweder nur verbal oder in einer richtigen Schlägerei zwischen zwei Frauen, die sich am Boden umherwälzen und sich gegenseitig die Haare ausreißen. [Einschub: Margherita u. Giulia Allegra sind keine vulgären Zigeunerweiber, v.a. Margherita entstammt einer angesehenen Familie Palermos. Sitte, Anstand u. gutes Benehmen hat für sie große Bedeutung]


Habt Ihr vielleicht eine bessere Lösung, wie man eine solche Szene "auflösen" könnte.
Die Frau eines vornehmen Capomafia und erfolgreichen Geschäftsmannes, sie selber kommt ja aus einem vornehmen Hause, in einer Schlägerei mit dessen Cousine - das passt nicht. Oder wie seht Ihr das?
Wie könnte sie das eleganter lösen? Sie hasst und verachtet diese Cousine aber wie soll sie mit dieser Schmach umgehen, die ihr in ihrem eigenen Hause (sie ist ja die Ehefrau also ist es ja auch ihr Haus) abgetan wird?
Kleine psychische Sticheleien, das ist mir aber auch zu wenig.
Sie sagt ihrem Bruder, er möge dieses kleine billige Flittchen umlegen, geht auch nicht oder? Zumindest nicht vor aller Augen.

Was also könnte Margherita Teresi tun, um ihre Ehre wiederherzustellen und Giulia Allegra eine gewaschene Lektion zu erteilen? Vielleicht etwas maliziöses und abgrundtief bösartiges?


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Murnockerl
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Beitrag30.03.2024 07:55

von Murnockerl
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Hallo!

Ich lese schon eine Weile mit, da ich die Frage, was kürzen und was nicht, sehr spannend und auch immer schwierig finde. Du hast jetzt ja schon einiges an gutem Feedback bekommen.

Ein Punkt, der für mich noch offen ist, und mMn auch der Schlüssel zu dieser Frage (unter anderem):

Zitat:
Habt Ihr vielleicht eine bessere Lösung, wie man eine solche Szene "auflösen" könnte.
Die Frau eines vornehmen Capomafia und erfolgreichen Geschäftsmannes, sie selber kommt ja aus einem vornehmen Hause, in einer Schlägerei mit dessen Cousine - das passt nicht. Oder wie seht Ihr das?
Wie könnte sie das eleganter lösen? Sie hasst und verachtet diese Cousine aber wie soll sie mit dieser Schmach umgehen, die ihr in ihrem eigenen Hause (sie ist ja die Ehefrau also ist es ja auch ihr Haus) abgetan wird?
Kleine psychische Sticheleien, das ist mir aber auch zu wenig.
Sie sagt ihrem Bruder, er möge dieses kleine billige Flittchen umlegen, geht auch nicht oder? Zumindest nicht vor aller Augen.


Wohin willst du denn eigentlich mit der Geschichte? Was ist der Kern, der Rote Faden deiner Handlung? Oder die Prämisse - falls du dir eine solche ausgedacht hast?

Stefano wird ja bald ermordet, zugleich sagst du, dass der Text nicht der Einstieg zu deinem Roman ist, sondern es zumindest ein Kapitel davor gibt. Da frage ich mich: Ist Stefano die Hauptfigur? Befindet sich die Ermordung am Ende, in der Mitte oder eher am Anfang des Romans? Welche Rolle wird sie für den weiteren Verlauf der Geschichte spielen?

Erst, wenn das klar ist, kann man mMn wirklich sagen, was wichtig ist und was gekürzt werden darf. Spielt z.B. Margherita später keine große Rolle mehr, ist fraglich, ob es die Eifersuchtsszene überhaupt braucht. Auch Gärtner Bruno, Haushälterin Estela oder die exakten Details, wie Stefano als Mafiaboss zu so viel Reichtum gekommen ist, müssen eventuell (noch) nicht erwähnt werden, sondern können - so sie wichtig sind - auch später aus Sicht der tatsächlichen Hauptfiguren (Erben? Sich bekriegende Mafialeute?) behandelt werden. Dann hättest du den Vorteil, dass du dein Publikum ohne viel Drumherum gleich an die interessante Stelle führst: Nämlich den Ereignissen rund um die Ermordung. Aber dafür müssen wir - wie gesagt - erstmal wissen, wohin die Geschichte führen und welche Funktion die Ermordungsszene erfüllen soll.
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BerndHH
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Beitrag30.03.2024 16:07

von BerndHH
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Hallo Murnockerl,

vielen Dank für Deinen netten Kommentar!

Es ist das 13. Kapitel auf S. 190, spielt sich also im Hauptteil statt. Ich habe es mal hier reingeschnitten, weil ich es für stark verbesserungswürdig erachte.
Es ist schon sehr viel passiert und geht jetzt erst richtig in die Vollen.

Historisch gesehen, hat die Eliminierung von Bontade im Frühjahr '81 den Zweiten Großen Mafiakrieg (1981-83) ausgelöst.
Für die Geschichte ist es nicht das Hauptereignis.

Die eigentliche Story dreht sich um die schwedische Polizeireporterin Linnea Sundquist, die von ihrer Redaktion in Malmö ins "Herz der Finsternis" nach Palermo geschickt wird. [Ich hatte schon einmal einen Faden hier reingestellt, ihn aber wegen der Fotos wieder löschen lassen]
Linnea und ihr Kollege, der Fotoreporter Bengt Olafsson, sind die schwedischen Journalisten, die an der internationalen Großoperation gegen die PIZZA CONNECTION teilnehmen.

Meine Heldin, blutjung, super sexy, ihre Mutter ist Sizilianerin, erlebt auf Sizilien zahlreiche wilde, erotische und gefährliche Abenteuer.
Als Bontade ermordet wird und das die große Schlächterei auslöst, hat sie sich schon mit den Ermittlern überworfen und ist ausgestiegen. Bengt wurde während eines Schäferstündchens mit einer extrem rassigen Frau und Tochter eines Mafiabosses getötet.

Linnea lebt jetzt aberwitzigerweise im Hause der Mafiafamilie der Maquese und ermittelt immer noch verdeckt, halb-privat. Sie sammelt für ihre Investigativrecherche Informationen von erster Hand. Sie weiß noch gar nicht, hat sie jetzt die Seiten gewechselt oder nicht ...

Was will ich?
Mit "Der letzte Tag im Leben des Stefano Bontade" möchte ich einen gut lesbaren und interessanten Text über diese kurze Zeitspanne von Sonnenaufgang bis Ermordung kurz vor Mitternacht, überwiegend von seinem POV schreiben.
Über seine Geburtstagsfeier, seine Alliierten, Geschäftspartner, Abhänige, seine Familie, seine Ehefrau, der behinderte Sohn und seine zahlreichen Liebschaften.
Sein Reichtum beruht auf Geschäften mit der PIZZA CONNECTION - die amerikanischen Käufer "scheißen" ihn buchstäblich mit Dollars zu.
Und auf der anderen Seite steht der Verrat und die Gier - v.a. bei diesen astronomischen Gewinnen.  

Prämisse der Manuskriptes soll das ganz große dreckige Geld sein - und das ist noch überhaupt nicht rausgekommen.

Und ein Teil davon ist halt seine letzte Geburtstagsfeier.


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Beitrag30.03.2024 16:29

von Ralphie
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Hallo, Bernd!

Das klingt superspannend!
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BerndHH
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Beitrag30.03.2024 16:46

von BerndHH
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Danke Dir!

Die nächste Version kommt demnächst. Wink


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Beitrag30.03.2024 17:11

von Ralphie
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Und schreib nicht in der Gegenwartsform. Das stößt ältere Leute vom Lesen ab.
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Beitrag30.03.2024 19:50

von Murnockerl
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Hallo!

Von deiner Beschreibung her, frage ich mich zB, was hat die gekränkte Ehefrau mit der Protagonistin / der größeren Handlung zu tun? Warum darüber eine Szene einbauen?

Versteh mich nicht falsch, so etwas ist sicherlich Geschmacksfrage. Wenn du gern ausschweifende Romane liest, wo von historischen Details über den Alltag von Nebenfiguren alles haarklein beschrieben wird, dann spricht absolut nichts dagegen, auch so etwas zu schreiben. Aber ich glaube, manchmal verliert man vor lauter Recherchieren und Eifer am Schreiben den Überblick, was eigentlich zur Geschichte gehören sollte und was nicht, und dann hilft es, einen Blick auf den Roten Faden zu werfen und sich zu fragen, ob gewisse Szenen den Roman überhaupt verbessern. Wenn nicht, würde ich den Rotstift ansetzen.

LG
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Beitrag31.03.2024 04:02

von BerndHH
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Hallo Murnockerl,

ja, streng genommen, gehört das Bontade-Kapitel nicht in die Geschichte der Linnea. Linnea und Margherita werden sich wohl nie begegnen. Es sei denn im Leichenschauhaus.
Linnea und der forensische Mediziner stehen auf einer Seite und auf der anderen die Witwe Margherita, ihre Schwester Raffaela, dann Giulia Allegra, Antonella, Francesca, Giovanna, Marianna, Cintia, etc. aber natürlich auch die Familienmitglieder, der Unterboss und, und, und ...

Nichtsdestotrotz der Bontade-Faden macht Laune und daher kommt etwas mehr.


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Beitrag31.03.2024 04:51

von BerndHH
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Ich habe große Probleme mit Schachtelsätzen wie

Zitat:
Mit federndem Schritt, Stefano spielte Tennis in seiner knapp bemessenen Freizeit, ging er durch das riesige leicht futuristisch eingerichtete Wohnzimmer und nahm sich die volle Marlboroschachtel, die auf dem Plattencover von Santa Esmeralda „Don't Let Me Be Misunderstood“ lag. Dort angekommen, streckte er sich noch einmal wohlig, schob er am Ende des Raumes die gläserne Verandatür auf und durchschritt bei morgendlicher Frische die Dachterasse bis zur Brüstung, von der er aus einen hervorragenden Blick auf seinen Garten und die Borgata Villagrazia hat. An der Steinbrüstung standen einer bestimmten Ordnung griechische Amphoren, die einst schon sein Vater gesammelt hatte.


Und weiß nicht, wie ich die besser auflösen kann. Bewegungsabläufe … das kann ich überhaupt nicht gut. Maschinengewehrartige Stakkatosätze Subjekt – Prädikat – Objekt sind aber auch net so dolle, oder?

Hier der gesamte Text:


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Beitrag31.03.2024 04:54

von BerndHH
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Version vom 30.03.24

Der letzte Tag im Leben des Stefano Bontade

Jetzt im Frühjahr wurde es gegen sieben Uhr schon hell.
Die große Erleichterung nach dem Winter, der auf der Insel allerdings meist nicht allzu kalt war. Nicht hier an der Nordküste. Das Hygrometer zeigte 10°C. Es wurde sonniges Wetter bei Tageshöchsttemperaturen von 15°C erwartet. Im Süden bei Gela, Ragusa und so weiter aber eventuell deutlich höher. Und die Luft fühlte sich schon beinahe so samt und seidig an wie die Haut einer schönen Frau.

Stefano Bontade hatte sich aus seinem Bett erhoben, Arme und Beine erst gedehnt und dann gestreckt und für eine Weile seine schlafende Frau betrachtet. Beide schliefen nicht nur in den brütend heißen Sommermonaten nackt – das sei hygienischer so – und der Hausherr hatte keine Lust, sich die seidenden Boxershorts mit dem New York Giants Emblem anzuziehen, die ihn die Gambinos letzte Weihnachten geschenkt hatten.  
Ich bin Sizilianer Ihr Hurensöhne!
Mit federndem Schritt, Stefano spielte Tennis in seiner knapp bemessenen Freizeit, ging er durch das riesige leicht futuristisch eingerichtete Wohnzimmer und nahm sich die volle Marlboroschachtel, die auf dem Plattencover von Santa Esmeralda „Don't Let Me Be Misunderstood“ lag. Dort angekommen, streckte er sich noch einmal wohlig, schob er am Ende des Raumes die gläserne Verandatür auf und durchschritt bei morgendlicher Frische die Dachterasse bis zur Brüstung, von der er aus einen hervorragenden Blick auf seinen Garten und die Borgata Villagrazia hat. An der Steinbrüstung standen einer bestimmten Ordnung griechische Amphoren, die einst schon sein Vater gesammelt hatte.

Er, den man ja nicht ohne Grund den „Fürsten von Villagrazia“ nannte, konnte nicht ohne Stolz und Genugtuung auf dieses weltweit vielleicht einzigartige Panorama blicken.
Das da unten – das war sein Reich!
Stefano Bontade klopfte sich eine Filterzigarette aus der Schachtel und zündete sich diese mit seinem Zippo-Sturmfeuerzeug theatralisch an. Obwohl er keinen Feldstecher dabei hatte,
schweiften seine Augen von links nach rechts. Im leicht diesigen Frühnebel erkannte er die Orte Monreale und Molara, dazwischen das tief eingeschnittene Tal des Flusses Oreto, der in der regenreichen Jahreszeit von Schilf völlig überwuchert war, in der Mitte dann sein Villagrazia und zur Rechten im Osten den Monte Grifone, Falsomiele und der namensgebende Ort seiner Familie: Santa Maria di Gesù.

Stefano schnippte seine Zigarettenkippe die drei Stockwerke seines Hauses hinunter, was dort unten mit einem lauten „Cazzo! Figlio de Puttana! Scheiße! Hurensohn“ quittiert wurde. Es war das zornrote Gesicht des Gärtners Bruno, der gerade dabei war, den Rasen und den Hibiskus mit dem Gartenschlauch zu bewässern und sich jetzt, wie von der Biene gestochen, die Glut aus dem Kragen seines Overalls klopfen musste. Dann wurde er vor Scham noch röter, als er plötzlich die Silhouette seines Patrons oben auf der Dachterrasse erkannte. „Scheiße! Oh Patrono. Es tut mir … leid …“
„Einen wundervollen Guten Morgen, Bruno.“, lachte Stefano von oben hinunter. Er hatte Champagnerlaune und er wollte, daß es seinen Mitarbeitern ebenfalls gut ging.
„Den wünsche ich Euch auch.“, antwortete der Gärtner, überlegte eine Weile und schickte gleich beflissentlich hinterher, „Patrono, ich wünsche Euch vom ganzen Herzen ein gesegnetes Geburtstagsfest! Und das ist mein voller Ernst.“
„Danke Bruno, übrigens der Hibiskus sieht großartig aus. Mein Kompliment. Grüße an den kleinen Antonino. Der hat ja bald seine Erstkommunion, oder?“
„Ja, Danke, Danke, Patrono. Ihr seid natürlich herzlich eingeladen.“
„Mal sehen, ob ich es schaffe, Bruno.“, brummte der Hausherr und er wusste, daß er niemals kommen würde. Dafür war der Gärtner einfach auch viel zu unwichtig.
„Ich verstehe, Patrono. Ihr seid ein vielbeschäftigter Mann.“
Stefano wurde wieder ernst, als er an die Geschehnisse der letzten Zeit dachte, „Oh ja, das bin ich wohl.“
Dann widmete sich der Gärtner wieder seiner Arbeit. Es gab noch viel zu tun, denn der Garten, beziehungsweise die gesamte Anlage des Grundstücks, war verdammt groß. Die Hausherrin Margherita und ihre Haushälterin Estela legten sehr großen Wert auf einen akkurates Erscheinungsbild. Die Rosen, die Sträucher mussten regelmäßig zurückgeschnitten werden, die Bewässerung musste den aktuellen Niederschlagsereignissen angepasst werden und man musste der Grünanlage das ganze Jahr über ansehen, daß sich jemand intensiv darum kümmerte. Estela hatte im Laufe der Jahre dafür gesorgt, daß Indischer Goldregen, Würgefeigen, Palmyrapalmen, Flamboyant und andere Johannisbrotgewächse die Gartenanlage schmückten und sie damit der Pracht des Botanischen Gartens von Palermo gleichkam. Geld gab es im Hause Bontade jedenfalls mehr als genug und daher sollte demnächst eine Sprinkleranlage nach den neusten Standards, so wie sie englische Rasenkünstler verwendeten, angeschafft werden, um alle Pflanzen regelmäßig zu wässern. Grün war nun mal Leben und danach sollte die Villa Bontade auch aussehen.

Da stellte Stefano fest, daß er immer noch nackt war.
„Es ist mein verdammtes Haus und ich kann hier nackt herumlaufen, wann immer es mir passt.“, dachte er grimmig, ging wieder ins Haus zurück und rief, „Esteeela, bring mir den Kaffee bitte!“ hinein.
Haushälterin Estela, die treue und verschwiegene Seele des Hauses, brachte ihm einen doppelten Espresso und eine Wasserkaraffe. Über die Tatsache, daß sie ihren Herren in seiner ganzen Männlichkeit sehen konnte, vollzog sie keine Miene. Wer hier arbeitete, der musste über so manches hinwegsehen, wenn er nicht auf der Straße landen wollte. Übrigens waren sizilianische Frauen dazu erzogen worden, in vielen Situationen eben nicht den Mund aufzumachen und den Blick devot zu Boden zu richten.
Stefano Bontade stand mit Espresso und zweiter Morgenzigarette im Wohnzimmer und blickte nachdenklich auf die Platte, auf der die Zigarettenschachtel lag. Das Coverbild auf dem Santa Esmeralda-Album symbolisierte sein Leben oder zumindest so wie er sich selber sehen wollte. Drei rassigen Zigeunerbräute außer Rand und Band, mit aufreizend süßen Pos, die dem armen Sänger Leroy Gomez gerade plakativ an die Wäsche wollen. Auch die zweite Seite von „Don't Let Me Be Misunderstood“ – „Gloria“ – mochte er gerne hören, obwohl Umberto Tozzi die bessere Version von „Gloria“ konnte.

Ein Blick auf die Armbanduhr zeigte jetzt 07 Uhr 30.
Kaffeezeit war immer. In Italien konnte man gar nicht genug Kaffee trinken. Vor allem um diese Uhrzeit. Während Stefano den beinahe kochend heißen Kaffee schlürfte und Zigarettenrauch in die Gegend pustete, klingelte es auf einmal an der Tür.
„Esteeela, mach mal auf!“
Doch die hörte nicht, weil sie gerade im Keller Wäsche machte. Missmutig zog sich Stefano die albernen NYG-Boxershorts an. Auf der Überwachungskamera konnte er einen uniformierten Boten erkennen. Luftpost aus New York vom Absender: Giancarlo Gambino. Nicht besonders interessiert machte Stefano das Päckchen auf und eine Platte des afro-amerikanischen Künstlers Prince mit dem Titel „Dirty Mind“ kam zum Vorschein. „Dirty Mind – schmutzige Phantasie“, allein das gefiel Stefano schon mal ganz gut. Aber es war mehr als nur eine LP, denn sie trug die persönliche Widmung vom Künstler: „Schönen Geburtstag, Motherfucker! Yours truly, Prince.“
„Prince? Nie gehört? Was für ein Hurensohn soll das denn sein?“
 Egal! Er legte sie in seine brandneue Marantz-Stereoanlage, steuerte mit geübten Fingern die Bässe für die Tieftöner-Boxen aus und lauschte nacheiander den Songs „Do it all night“, „Gotta broken heart again“, „Uptown“ und „Partyup“. Vor allem die Beats des fetzigen „Uptown“ gefiel dem Geburtstagskind sehr gut. Ein Knaller auf jeder Tanzfläche, der Stefanos Körper inspirierte und neuen Schwung in seinen Tagesablauf brachte. „Uptown, Got my body hot. Get down. I don't want to stop, no.“ Stefano hatte eine jesuitische Schule besucht, er besaß sehr gute Latein- und Altgriechischkenntnisse, im Englischen war er nicht so bewandert. Den Ausdruck „Body hot“ verstand er aber auf alle Fälle. Er war sich ziemlich sicher, daß er das Lied heute noch öfter hören würde.

Als Estela aus der Waschküche zurückkam, setzte sie ungefragt eine frische Tasse unter die silbern glänzende La Marzocco-Siebträgermaschine. Ihr Herr brauchte ständig Nachschub an frischem Kaffee und ein wirklich guter Tag konnte nur mit röstfrischem Aroma beginnen. Dabei bewunderte er ihren schwingenden Hintern, denn als selbsterklärter Frauenkenner musste er seine Haushälterin taxieren.
Das gute Mädchen ist zwar alt und verlebt, doch ihr Hintern ist noch top in Schuß! Warum hat sie eigentlich keine Kinder? Stimmt vielleicht etwas nicht mit ihr?
Eigentlich hätte er von Estela ein Kompliment für seinen gut trainierten Körper erwartet. Das hingegen hatte er von seiner Frau Margherita, geborene Teresi, bekommen. Sie hatten eine schöne Liebesnacht miteinander verbracht. Die ehelichen Pflichten! Sie hatten seit langem wieder miteinander geschlafen, vielleicht weil er Geburtstag hatte, vielleicht aber auch aus Nostalgie auf ihre wilden Tage, als sie sich noch jung, ungebunden und frei gefühlt hatten. Ja, es war durchaus schön gewesen, doch Stefano war sich sicher, daß sie ihm den Orgasmus nur vorgetäuscht hatte. Ein Verkrallen ihrer blutrot lackierten Fingernägel, ein Erstarren ihres Körpers, der langsam aber gnadenlos in die Breite ging und ein betont lautes Aufstöhnen. Das war’s! Pflicht erfüllt! Erlöst! Zumindest hatte sich Margherita nach dem Höhepunkt sofort zusammengerollt und wie ein Baby einschlafen können. Stefano hingegen nicht, er blieb die ganze Nacht lang wach, was in letzter Zeit häufiger vorkommt.
Daher bekam er alles mit, was im Ehebett sonst noch so passierte. Er drehte sich um, schloß die Augen und wartete auf das Tageslicht. Mit friedlichem Schlaf war es nicht allzu weit her, denn Margherita bekam etwa gegen 2 Uhr morgens einen heftigen Alptraum.
„Stefano, Stefano, Nein, Nein!“ rief sie schweißgebadet. Daraufhin nahm er sie in den Arm und tröstete sie mechanisch.
„Morgen wird etwas Schlimmes passieren, ich weiß das. Blasen wir die Feier ab und bleiben wir zuhause.“, jappste sie und ihre Augen hatten diesen beunruhigenden milchigen Glanz bekommen.  „Nein, nein, auf gar keinen Fall. Du hast schlecht geträumt. Schlaf wieder. Morgen wird ein anstrengender und langer Tag.“, antwortete Stefano und dann kehrte scheinbar wieder Ruhe ein.
Stefano und Margherita hatten Eheprobleme. Das hatte sogar Estela mitbekommen, wahrscheinlich sogar der Gärtner. Er hatte ihr indirekt die Schuld dafür gegeben, einen behinderten Sohn geboren zu haben. Ihr kleiner Francesco Paulo hatte Kinderlähmung und würde mit seinen verkrüppelten Beinen wahrscheinlich nie richtig laufen können. Stefano hatte sich vorgenommen, ihn bald zu den Gambinos nach New York zu schicken, damit sich Spezialisten dort um ihn kümmern konnten.


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BerndHH
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Beitrag01.04.2024 05:44

von BerndHH
Antworten mit Zitat

Version vom 31.03.24

„Don’t let me be misunderstood!“, „Body Hot“ und sogar der Pflicht-Sex mit Margherita hatten Stefanos Phantasie auf eine ganz besimmte Art und Weise beflügelt. Hätte ihn jemand gefragt, womit er seine Zeit am liebsten verbringen würde, dann wäre seine offene und ehrliche Antwort „Mit so vielen Frauen wie möglich schlafen“ gewesen.
Laufendes Wasser signalisierte ihm, daß seine Frau wohl aufgewacht war und gerade unter der Dusche stand, um sich den Schlaf aus den Gliedern zu spülen. Er wusste sehr wohl, daß sie jetzt nichts mitbekam, was rund um sie passierte. Stefano Bontade verspürte das dringende Bedürfnis, seine Geliebte Antonella Della Croce in Cefalù anzurufen. Einerseits wusste er, daß es jetzt ein unpassender Moment war, andererseits musste er es tun. Es ging nicht mehr anders. Die Sehnsucht war einfach zu groß.
Allein das Plattencover von Santa Esmeralda hatte ihn erregt und das konnte ein jeder an der Ausbuchtung seiner Boxershorts erkennen. Immerhin war das sein Haus – warum zur Hölle sollte ihm eine Erektion peinlich sein?
ICH BIN DON STEFANO BONTADE VERDAMMT NOCHMAL!

Die Bontades hatten im Schlafzimmer eine abhörsichere Leitung, welche der Hausherr öfter einmal für bestimmte Zwecke nutzte. Und ein Telefonat mit der Geliebten war ein solcher. Stefano wählte die Nummer, die er auswendig konnte, wartete auf das Freizeichen am anderen Ende der Leitung und sprach dann leise mit unterdrückter Stimme.
„Antonella, ich vermisse Dich. Scheiße, ich brauche Dich jetzt, hier und sofort!“
Die Stimme der Frau war nicht hörbar und ihr Monolog zog sich gefühlt über Minuten hin.
Aus dem Badezimmer rauschte noch immer das Wasser. Margherita hatte ein ausgeprägtes Hygienebedürfnis und Stefano konnte sich sehr gut ausmalen, mit welcher Systematik sie ihre Körperregionen Stück für Stück wusch.
„Aaaahhh, come to me, Baby. Come please, Bahahahaby.“, stöhnte Sänger Leroy Gomez von Santa Esmeralda ab Minute 06:40 im 12Inch-Mix übertrieben lasziv. Wahrscheinlich wurde er gerade von den scharfen Zigeuerbräuten überwältigt und konnte sich nicht mehr wehren. Aber es war nur im Kopf von Stefano Bontade hörbar.
„But I'm just a soul who's intentions are good. Oh Lord, please don't let me be misunderstood.“ Missverstehen würde ihn sowieso niemand. Während Antonellas sanfte Jungmädchenstimme auf ihn einrieselte, verglich Stefano ihre Orgasmen mit denen seiner Frau auf poetische Art. Während der eine vergleichbar mit einem schmalen Bach in den sonnendurchglühten Bergen der Insel – und der andere jedoch mit der immensen Kraft des Mittelmeeres bei Cefalù war.

Wie gerne wäre er jetzt bei ihr.
So weit wie möglich weg von Margherita, ihrem behinderten Kind, dieser Luxusvilla, den Bediensten und der verdammten Familie von Santa Maria di Gesù. Nur der ewige Sonnenaufgang von Cefalù, der warm-weiche Körper von Antonella, ihre tiefschwarzen und duftenden Haare, ihre unnachahmlichen Küsse, die nach immer mehr schmeckten, ihre Beine … nackt auf der Terrasse liegen, frisch gefangene Meeresfrüchte essen und immer wenn die Lust sie packte … oh mein Gott, hab Erbarmen!
Die Glastür zur Dachterrasse stand immer noch weit offen, so daß fröhliches Vogelgezwischter aus dem Garten hineinströmen konnte.
Stefanos Stimme war auf einmal glashart geworden. „Nein, ich kann nicht kommen. Akzeptier das bitte und Basta!“ Drüben im Badezimmer war der Wasserstrom versiegt.
„Der Tag gehört heute ganz allein meiner Familie und niemanden sonst! Ich melde mich bei Dir. Leb wohl!“ Ti amo – Ich liebe Dich – wollte er noch hinterherschicken, doch das verkniff er sich just in dem Moment, als die Badezimmertür aufging und Margherita das Schlafzimmer betrat. Sie war nicht nackt, sondern hatte einen sündhaft teuren Morgenmantel um sich geschlungen und ihre nassen Haare in ein Froteehandtuch gewickelt.

„Mit wem hast Du telefoniert?“, fragte sie mit einem gewissen Argwohn und das nicht ohne Grund.
„Geschäfte, Geschäfte, alles dreht sich nur um diese gottverdammten Geschäfte!“, wiegelte er genervt ab und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. Den Nikotingeschmack spülte er mit einem Glas Chivas Regal hinunter. Stefano Bontade war kein Trinker, doch heute auf der Feier würde noch mehr als genug Alkohol fließen und daher spielte das keine Rolle.
Der Capomafia der Santa Maria di Gesù-Familie hielt sich selbst für einen mittelprächtigen Playboy, der die Vierzig bereits überschritten hatte, aber immer noch eine unwiderstehliche Ausstrahlung  auf das weibliche Geschlecht verströmte. Männlich virile Potenz und Frauenheld zu sein – das spielte in seinem traditionellen Business eine sehr große Rolle. Man erwartete von einem sizilianischen Capo – das galt übrigens nicht nur für die Cosa Nostra, sondern auch für die Führungsetagen von Wirtschaft und Politik – daß er nicht nur seine heilig getraute Ehefrau beschlief, sondern noch so viele Geliebte wie möglich.
Stefano Bontade blickte mit einer gewissen Verachtung auf seinen Geschäftspartner Salvatore Inzerillo herab. Salvatore, der noch nicht einmal vierzig Jahre alt war, galt im Vergleich zu ihm in der Frauenwelt eben nicht als „Hengst“ und musste vor dem Geschlechtsverkehr Unmengen von Mittelchen wie die „Spanische Fliege“ und andere Pharmaka einnehmen, um seinen Mann stehen zu können. Inzerillos berüchtigtes „Bordello di Amanti – Bordell der Geliebten“ war im Grunde genommen so was von lächerlich – warum tut der Vollidiot sich das nur an?
Außerdem musste er sie mit Hartgeld für ihre „Dienste“ bezahlen. Wie beschämend musste es für einen Mann eigentlich sein, für Frauen Geld zu bezahlen? Frauen mit Geldgeschenken zu verwöhnen war eine Sache – sie allerdings für puren Beischlaf zu bezahlen, das passte nicht in die Wertevorstellung eines Stefano Bontade.

Er, der „Fürst von Villagrazia“ konnte sich dieses Spiel aus Prestigegründen durchaus leisten. Mit der Zeit war es organisch so gewachsen – mittlerweile vielleicht schon über seinen Kopf hinaus. Stefano Bontade war ein eifriger Discogänger. Am liebsten ohne seine Ehefrau, die für dergleichen Dinge eh keinen Sinn mehr hatte. Das seien Albernheiten aus der Jugend, ab einem gewissen Alter tat man so etwas nicht mehr, vor allem mit dem Hintern wackeln und so ein Zeugs.
Stefano besaß Charme, ein gepflegtes Äußeres, einen sehr guten Modegeschmack, konnte nett plaudern, sich auf der Tanzfläche sehr gut bewegen und das Ergebnis hieß nun mal Francesca, Giovanna, Marianna, Cintia und so weiter.
Eines war dem „Principe di Villagrazia“ aber auch klar geworden: die Zeiten waren nicht unbedingt besser geworden. Ja, Macht und Wohlstand waren mit den Heroinerlösen exponentiell nach oben gestiegen – aber auch die Gefahr durch die Neider, die nicht nur ein Stück, sondern den Kuchen ganz für sich allein wollten.Viel Geld, insbesondere SEHR viel Geld kehrte grundsätzlich das Schlechte aus dem Menschen hervor.

Stefano Bontade konnte sich das System seiner sechs Geliebten Francesca, Giovanna, Marianna, Cintia, Valentina und Antonella momentan noch sehr gut leisten. Die Frauen waren loyal – obwohl man das bei Frauen ja nie so genau wusste – freuten sich auf seinen Besuch, sie liebten sich und verabschiedeten sich unter leidenschaftlichen Küssen wieder, um irgendwann wieder auf Abruf ein Stelldichein zu haben.
Vieles hatte sich jedoch fundamental geändert. Er konnte sie nicht einfach so im Hotel, Motel oder temporär angemieteter Wohnung treffen, sondern es musste vorab minuziös geplant werden.Wann, wo und vor allem unter welchem Sicherheitsaufwand? Daher brauchte er nun mindestens zwei bewaffnete Leibwächter, die draußen Wache standen, damit niemand den Capomafia nackt im Bett überraschend konnte. Der Genuß war allein schon deswegen nicht mehr derselbe wie früher.

Wenn Stefano einmal ehrlich mit sich selber gewesen wäre: dann würde es für ihn nur noch Antonella geben. Antonella Della Croce, neunzehn Jahre jung, in einem Haus am Meer von Cefalù und keine andere.
Umso schmerzhafter war es gewesen, ihr heute abzusagen. Doch es gab Momente, in denen nun mal die Pflicht und nicht der Genuß überwog. Antonella war eine hochgradig sinnliche wie auch leidenschaftliche Frau und das in jeder Beziehung. Was wäre eigentlich, wenn sie sich dieses Bereitstellen und Abschieben eines Tages nicht mehr bieten lassen würde? Stefano glaubte sehr gut zu wissen, wie Antonella tickte. Ihre Liebe könnte ohne weiteres in rasende Wut und ungezügelte Eifersucht umschlagen. Die Zeitungen waren übrigens voll davon mit schrecklichen Afekttaten, die Frauen verübten, wenn sie sich betrogen, zurückgesetzt oder was auch immer fühlten.    
Warum ist diese gottverdammte Hure wichtiger als ich? – genau das war es, was Antonella über Margherita dachte. Möge Gott verhüten, daß die beiden sich jemals begegnen, dachte Stefano und fühlte sich darin bestätigt, daß er heute eben nicht nach Cefalù fahren würde.  

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Beitrag01.04.2024 08:43

von Ralphie
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BerndHH hat Folgendes geschrieben:
„Don’t let me be misunderstood!“, „Body Hot“


Sind das Lieder?
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BerndHH
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Beitrag01.04.2024 09:03

von BerndHH
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Guten Morgen Ralphie.
Ja ist aus dem Kontext gerissen.

Santa Esmeralda - "Don't let me Be Misunderstood" (1977) kennt eigentlich jeder (spätestens aus Derrick "Steins Tochter" v. 1978)
https://www.youtube.com/watch?v=Lk0UTgtrz94
Prince - "Uptown" (1981) eher weniger:
https://www.youtube.com/watch?v=ZiuSRQHLv88

"Body hot" ist ein Begriff aus dem Prince Song, geht ab wie Frisbee ...


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Beitrag04.04.2024 15:57
13. Kapitel, Kriegserklärung
von NicDinard
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Hallo,
ich will es mal auf meine Person herunterbrechen: Gelungene erste Sätze können mich begeistern (wie auch Agenten, Verleger und Lektoren).
Was du hier bietest, ist leider das genaue Gegenteil. Der Text wird einfach nicht spannend, der Leser nicht neugierig. Im Übrigen stimme ich den kritischen Stimmen meiner Vor-Kommentatoren zu. In der Kürze liegt wirklich die Würze. Die vielen italienischen Namen sind nur etwas für Eigeweihte. Sie ermüden den Leser. Ist jetzt nicht bös gemeint; du kannst es besser.
Gruß Nic
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BerndHH
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Beitrag05.04.2024 04:07

von BerndHH
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Hallo Nic,

vielen Dank für Deinen ehrlichen Kommentar.
Ja, das haben mir in der Tat schon viele gesagt. Tja, ich kann eigentlich gar nicht anders schreiben, weil genau dieser Stil mir große Freude bereitet.
Wenn es niemanden außer mir gefällt, ist das schade aber das muss ich wohl so hinnehmen.

Danke und viele Grüße


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BerndHH
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Beitrag05.04.2024 05:51

von BerndHH
Antworten mit Zitat

Mmh, aber eigentlich hätte ich mir von Lesern gewünscht, daß sie mich darauf stupsen, wo sie denn eigentlich hinwollen.
Wenn die Geographie etc. langweilt, okay geschenkt aber wo sind die Gaps, die schwarzen Löcher, wo ist der Autor schweigsam und wo möchten sie mehr erfahren?
Das wäre dann für mich der Auftrag.


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