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Rollenverteilung in Jagd- und Sammelkulturen


 
 
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Nina C
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 36
Beiträge: 992
Wohnort: Op dr\' Jück


Beitrag17.07.2023 22:38

von Nina C
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@Haro
Dass Kinder getragen wurden, steht glaube ich nicht so infrage (die Hüftentwicklung menschlicher Kinder zeigt schon, dass wir „Traglinge“ sind), allerdings ist die Frage, ob die zusätzliche Last bei der Jagd nicht störend wäre, denn breitere Hüften sorgen aufgrund des veränderten Winkels zu den Beinen ohnehin für eine etwas schlechtere Fähigkeit zum Laufen (deswegen sind die Hüften evolutionär nicht mehr breiter geworden, obwohl der Beckendruchtritt die kritischste Phase der Geburt ist und eine breitere Hüfte hier von Vorteil wäre). Aber das würde eben nur für eine Nichtbeteiligung in einer bestimmten Phase sprechen, nicht im Allgemeinen.
Totlaufen bezog sich auf Maunzillas allgemeines Inzweifelziehen dieser Fähigkeit, also auf die Neuzeit. Smile
Als Fleischaufbewahrung wäre ansonsten sehr dünn schneiden und trocknen geeignet, wahlweise in der Sonne oder am Feuer. Smile

Liebe Grüße
Nina


_________________
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Günter Wendt
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2865



Beitrag18.07.2023 09:29

von Günter Wendt
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Nina C hat Folgendes geschrieben:
allerdings ist die Frage, ob die zusätzliche Last bei der Jagd nicht störend wäre, denn breitere Hüften sorgen aufgrund des veränderten Winkels zu den Beinen ohnehin für eine etwas schlechtere Fähigkeit zum Laufen


Nein. Wäre sie nicht. Den „Jagd“ bedeutet nicht automatisch „hinterherflitzen“, sondern Pirsch.
Klar sind Kleinkinder und Neugeborene auf der Pirsch hinderlich. Nicht wegen des Gewichtes, sondern wegen der notwendigen Stille.
Übrigens kann man auch heute noch beobachten wie native Völker ihre Kinder tragen. Am Bauch oder Rücken mit einer Art „Rucksack“.
Seltsam übrigens, dass du die evolutionäre Skelettstruktur als Folge des „Kindherumtragens“ auf der Hüfte siehst.
 Auch halte ich es für ein Vorurteil, dass breite Hüften für die Jagd oder schnelles Laufen ungeeignet sind.
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5457
Wohnort: OWL


Beitrag18.07.2023 11:32

von Willebroer
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Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:

Seltsam übrigens, dass du die evolutionäre Skelettstruktur als Folge des „Kindherumtragens“ auf der Hüfte siehst.

Kinder werden auch vor der Geburt schon herumgetragen. Ohne sie zwischendurch mal absetzen zu können.
Günter Wendt hat Folgendes geschrieben:
Auch halte ich es für ein Vorurteil, dass breite Hüften für die Jagd oder schnelles Laufen ungeeignet sind.


Was sagt denn die Sportwissenschaft dazu?

Außerdem geht es nicht darum, ob etwas "möglich" ist, sondern ob es gut genug ist, um einen Wettbewerbs-/Evolutionsvorteil zu bieten. Auch wer laufen kann, hat gar nichts davon, wenn ein Konkurrent oder ein Beutegreifer nur etwas schneller ist.
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Nina C
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 36
Beiträge: 992
Wohnort: Op dr\' Jück


Beitrag24.07.2023 01:23

von Nina C
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@Günter Wendt

Das ist das, was ich sagte: Kleinstkinder sind auf der Jagd hinderlich.

Sehe nicht ich persönlich so, ergibt die Forschung (z. B. Graham 2015), genauer, die Häufigkeit der Hüftfehlstellung je nach Art des Tragens von Kleinkindern in verschiedenen Kulturen. Am seltensten sind Hüftfehlstellungen bei Kleinkindern, wenn auf der elterlichen Hüfte oder mit angewinkelten Beinen auf dem Rücken getragen wird (Anhock-Spreiz-Haltung), am häufigsten, wenn Kinder auf ein Brett o. ä. geschnallt transportiert werden, wie bei anderen Kulturen übliche, bei uns liegt es so dazwischen.

Auch das andere ist kein „Vorurteil“, sondern eine wissenschaftliche Hypothese, nennt sich „Geburtsdilemma“, findest du im Zweifelsfall sogar bei Wiki. Natürlich kann es da immer neue Erkenntnisse aus der Forschung geben, die alte umwerfen – aber wenn du solche hast, teile sie doch einfach. Smile

Liebe Grüße

Nina


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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag28.08.2023 14:09

von holg
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Ich hab den Artikel zuerst in einem anderen Thread verlinkt, aber hier passt er auch ganz gut. Er handelt unter anderem von der Schwierigkeit, gesellschaftliche Strukturen aus prähistorischen Grabfunden zu interpretieren.
https://www.volksverpetzer.de/analyse/patriarachat-wie-lange-gibt-es-das/ (Volksverpetzer ist jetzt nicht DIE Quelle für Archäologie, das hier ist aber ein Gastbeitrag einer Archäologin).

Zwei Auszüge:

Zitat:
Die Gegenstände können natürlich stellvertretend für Aufgaben stehen, die Personen eines bestimmten Geschlechts regulär ausgeführt haben. Aber selbst wenn wir es als gegeben hinnehmen, dass diese Tätigkeiten ausschließlich von dieser einen Gruppe ausgeführt worden sind, statt anzunehmen, dass sie meistens von Mitgliedern dieser Gruppe ausgeführt wurden, aber auch von Mitgliedern anderer Gruppen ausgeführt werden konnten, gibt uns das nur einen sehr begrenzten Einblick in die Tätigkeitsverteilung. Denn bestimmte Gegenstände eignen sich einfach denkbar schlecht, um sie mit ins Grab zu legen. Pflüge etwa, die sind ziemlich groß und sperrig und außerdem braucht man die.


Zitat:
… Und auch keine Argumentation, dass Frauen ja schließlich schwanger werden und deshalb gar nicht auf dem Feld arbeiten können. Das ist lächerlich, schwangere Frauen auf der ganzen Welt tun das bis heute, sogar in Deutschland, und nicht nur in Bürojobs. Die nennt man Bäuerinnen.


Ist ein langer Text, bietet aber mE ein paar interessante Erkenntnisse.


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Why so testerical?
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zwischenpause
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 102
Wohnort: Brandenburg


Beitrag25.10.2023 12:51

von zwischenpause
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Anderson A, Chilczuk S, Nelson K, Ruther R, Wall-Scheffler C (2023) The Myth of Man the Hunter: Women’s contribution to the hunt across ethnographic contexts. :
Zitat:

Data were compiled from literature on sixty-three different foraging societies across the globe. These included nineteen different foraging societies from North America, six from South America, twelve from Africa, fifteen from Australia, five from Asia and six from the Oceanic region (Fig 1 & Table 1). Of the 63 different foraging societies, 50 (79%) of the groups had documentation on women hunting. Of the 50 societies that had documentation on women hunting, 41 societies had data on whether women hunting was intentional or opportunistic. Of the latter, 36 (87%) of the foraging societies described women’s hunting as intentional, as opposed to the 5 (12%) societies that described hunting as opportunistic. In societies where hunting is considered the most important subsistence activity, women actively participated in hunting 100% of the time.

The type of game women hunted was variable based on the society. Of the 50 foraging societies that have documentation on women hunting, 45 (90%) societies had data on the size of game that women hunted. Of these, 21 (46%) hunt small game, 7 (15%) hunt medium game, 15 (33%) hunt large game and 2 (4%) of these societies hunt game of all sizes. In societies where women only hunted opportunistically, small game was hunted 100% of the time. In societies where women were hunting intentionally, all sizes of game were hunted, with large game pursued the most. Of the 36 foraging societies that had documentation of women purposefully hunting, 5 (13%) reported women hunting with dogs and 18 (50%) of the societies included data on women (purposefully) hunting with children. Women hunting with dogs and children also occurred in opportunistic situations as well.


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fwagner
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Beiträge: 60



F
Beitrag23.11.2023 23:35

von fwagner
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Vielleicht fällt es deshalb so schwer, gesellschaftliche Strukturen festzumachen, weil es die damals so gar nicht gab?
Unbewusst suchen wir mit unserer heutigen Erfahrung, dass alles in Hierarchien und feste Rollen-/Arbeitsverteilungen organisiert ist, immer nach genau diesen Mustern. Dabei ist es vermutlich eher so, dass diese Rollenverteilungen erst mit der Sesshaftigkeit eingesetzt haben. Davor könnte es so gewesen sein, dass es keine festen Strukturen gab, sondern diese sich ständig geändert haben, je nachdem was gerade pragmatisch nützlich war...
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