|
|
Autor |
Nachricht |
Schreibmöwe Wortedrechsler
Alter: 42 Beiträge: 75 Wohnort: Detmold
|
30.08.2023 10:56 Gedanken beschreiben mit oder ohne Anführungszeichen von Schreibmöwe
|
|
|
Moin zusammen,
ich befasse mich gerade mit der Frage, wie Gedanken einer Romanfigur richtig geschrieben werden:
2 Beispiele:
1: "Noch ein Wort von Gerald, und ich bringe ihn um.", dachte sich Paul.
2: Noch ein Wort von Gerald, und ich bringe ihn um. , dachte sich Paul.
Was ist hier nun die richtige Schreibweise?
LG Die Schreibmöwe
P.S: Ich fände es nett, wenn ihr mir noch weitere Beispiele geben könntet, sofern meine Varianten falsch sind.
_________________ Nicht das Laute, Blendende und allzu Deutliche dringt in uns ein, sondern das Kleine, Unscheinbare ist dazu ausersehen, uns zum Erlebnis zu werden.
- Otto Gillen - |
|
Nach oben |
|
|
Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6418 Wohnort: 50189 Elsdorf
|
30.08.2023 10:59
von Ralphie
|
|
|
Laut Duden wird es mit Gänsefüßchen geschrieben, aber in den meisten Romanen, die ich gelesen habe, ohne.
|
|
Nach oben |
|
|
Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5454 Wohnort: OWL
|
30.08.2023 10:59
von Willebroer
|
|
|
Version 2 ist die traditionelle, aber ohne den Punkt.
Da der heutige Leser aber in der Regel etwas doof ist, erleichtert man ihm das Verständnis gerne mit Kursivschrift. Von allen anderen Varianten würde ich eher abraten.
|
|
Nach oben |
|
|
Schreibmöwe Wortedrechsler
Alter: 42 Beiträge: 75 Wohnort: Detmold
|
30.08.2023 11:06
von Schreibmöwe
|
|
|
Willebroer hat Folgendes geschrieben: | 2: Noch ein Wort von Gerald, und ich bringe ihn um, dachte sich Paul. |
Also dann so?
Und ja, das mit der Kursivschrift kenne ich auch aus Romanen. Danke
_________________ Nicht das Laute, Blendende und allzu Deutliche dringt in uns ein, sondern das Kleine, Unscheinbare ist dazu ausersehen, uns zum Erlebnis zu werden.
- Otto Gillen - |
|
Nach oben |
|
|
HansGlogger Klammeraffe
H Alter: 65 Beiträge: 614 Wohnort: Bayern
|
H 30.08.2023 12:13
von HansGlogger
|
|
|
Es gibt auch die einfachen Guillemets ›‹ und für Rede die doppelten. Beispiel:
»Und was hast du dir dabei gedacht? Nichts, wie immer?«
›Noch ein Wort von ihm, und ich bringe ihn um.‹
»Halt' s Maul oder es passiert was!«, antwortete Paul.
Das "dachte Paul" kann entfallen, wenn klar ist wer da denkt. Dass es Gedanken sind zeigen die einfachen Guillemets.
Vor dem Problem der Kennzeichnung von Gedanken stehe ich auch. Vor allem, wenn Beobachtungen des Prota und Gedanken hin und her wechseln, finde ich alles, was Gedanken kennzeichnet, störend.
Beispiel
1 Die ersten Blätter an den Bäumen waren schon braun. 2 Bald kommen Herbst und Winter. 3 Werde ich das Frühjahr noch erleben? 4 Ein Eichhörnchen sammelte Nüsse. 5 Vielleicht ist es am besten nicht zu viel an die Zukunft zu denken, sondern das zu tun, was jetzt wichtig ist. 6 Ich sprang hoch.
Den Text habe ich gerade ad hoc geschrieben, ohne viel Anprüche. Es soll ein Hin- und Her zwischen den Gedanken und der Wahrnehmung des Prota zeigen.
2,3 und 5 sind Gedanken.
Kursivschrift oder Anführungszeichen würden da den Lesefluss stören.
Momentan neige ich dazu die Gedanken nur über den Tempus zu kennzeichnen. Oder wie empfindet Ihr das beim Lesen?
_________________ Wenn keiner ja sagt, sollt ihr's sagen.
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben.
Wenn alle mittun, steht allein.
Lothar Zenetti, Was keiner wagt |
|
Nach oben |
|
|
Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5454 Wohnort: OWL
|
30.08.2023 12:36
von Willebroer
|
|
|
Schreibmöwe hat Folgendes geschrieben: | Willebroer hat Folgendes geschrieben: | 2: Noch ein Wort von Gerald, und ich bringe ihn um, dachte sich Paul. |
Also dann so?
Und ja, das mit der Kursivschrift kenne ich auch aus Romanen. Danke |
Mit "... dachte sich Paul" ist eine weitere Kennzeichnung eigentlich nicht mehr nötig. Ich halte auch die Kursivversion für unnötig, aber bei einigen Texten habe ich das trotzdem so gemacht, weil es manchmal nötig war und manchmal nicht. Da wollte ich nicht ständig wechseln.
Allerdings gibt es nicht immer eine klare Trennung zwischen Gedanken des Autors und des Protas. Erstere gehören zur Erzählebene und müssen nicht extra gekennzeichnet werden.
Und schließlich sind Gedanken mehr als nur wörtliche Rede, werden auch nicht unbedingt als (druckreife) ganze Sätze formuliert, sondern sind eine Art Übersetzung oder Zusammenfassung des Autors. Es können auch vage Ideen, Wertungen oder Empfindungen sein. Deshalb ist es problematisch, sie quasi als wörtliche Zitate auszugeben.
|
|
Nach oben |
|
|
BrianG Klammeraffe
Alter: 47 Beiträge: 714
|
30.08.2023 12:53
von BrianG
|
|
|
Da auch andere Beispiele gewünscht wurden:
Die Darstellung von Gedanken kann auch von der Erzählperspektive abhängen. Insbesondere beim personalen Erzähler, wenn du ohnehin im Kopf eines Charakters "sitzt", lassen sich die Gedanken auch ohne "dachte er/sie" in die Erzählung einbetten:
POV-Charakter hat Folgendes geschrieben: |
Gerald sagte <hier böse Dinge einfügen>.
Während Paul zähneknirschend lauschte, wuchs in ihm der Entschluss, das nicht so hinzunehmen. Noch Wort mehr, und der Kerl würde ein vorzeitiges Ende finden. |
_________________ Aus dem Chaos sprach die Stimme: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh.
Und es kam schlimmer. |
|
Nach oben |
|
|
Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2865
|
30.08.2023 15:42 Re: Gedanken beschreiben mit oder ohne Anführungszeichen von Günter Wendt
|
|
|
Schreibmöwe hat Folgendes geschrieben: | 1: "Noch ein Wort von Gerald, und ich bringe ihn um.", dachte sich Paul. |
Das wäre direkte Rede.
Besser
Noch ein Wort von Gerald, und ich bringe ihn um, dachte sich Paul.
|
|
Nach oben |
|
|
Pet17 Gänsefüßchen
P Alter: 60 Beiträge: 17 Wohnort: Bocholt
|
P 03.09.2023 20:56
von Pet17
|
|
|
Ich benutze Anführungszeichen grundsätzlich nur für wörtliche Rede. Gedanken stelle ich kursiv dar.
|
|
Nach oben |
|
|
Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10312 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
|
06.09.2023 13:59
von Pütchen
|
|
|
Meine Lektorin (Lübbe) hat es folgendermaßen gehandhabt:
Wenn "dachte" dahintersteht, dann wird es nicht kursiv geschrieben (und keine Anführungszeichen).
Also folgendermaßen:
Noch ein Wort von Gerald, und ich bringe ihn um, dachte sich Paul.
Aber wie Willebroer schreibt, ist dieses "dachte" nicht zwingend erforderlich im personalen Erzähler und macht den Text externer.
Besser ist es, es in die Handlung einzubauen:
Paul knirschte mit den Zähnen (o.ä.). Noch ein Wort, und ich bringe ihn um.
Dann sind die Gedanken kursiv.
_________________ ****************************************************************
"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
**************************************************************** |
|
Nach oben |
|
|
Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6418 Wohnort: 50189 Elsdorf
|
06.09.2023 15:44
von Ralphie
|
|
|
Wenn du in einem Roman viele solche Gedanken in Kursiv setzt, ergibt das ein uneinheitliches Schriftbild. Und wer entscheidet, dass die Gedanken zu Ende sind und der normale Text anfängt? Der Leser, der Autor oder der Lektor?
|
|
Nach oben |
|
|
Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5454 Wohnort: OWL
|
06.09.2023 17:28
von Willebroer
|
|
|
Ralphie hat Folgendes geschrieben: | Wenn du in einem Roman viele solche Gedanken in Kursiv setzt, ergibt das ein uneinheitliches Schriftbild. Und wer entscheidet, dass die Gedanken zu Ende sind und der normale Text anfängt? Der Leser, der Autor oder der Lektor? |
Da wären wir vielleicht beim Übergang von der Mechanik zur Kunst angelangt. Statt Regeln braucht man dann Urteilsvermögen.
|
|
Nach oben |
|
|
Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3227 Wohnort: Frankenberg/Eder
|
18.04.2024 15:51
von Taranisa
|
|
|
Gestern erhielt ich die lektorierte Fassung meines aktuellen Projekts und starte heute die Überarbeitung. Perspektive ist Deep-Point-of-View. Beim schnellen drüber schauen viel mir auf, dass die Lektorin die Kursivschrift bei Gedanken wohl bevorzugt - im Gegensatz zu mir. Aufgrund der Perspektive schrieb ich bewusst alles nicht-kursiv. Ich bin ja ständig im Kopf der Perspektivfigur.
Oder seht ihr das anders?
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
|
Nach oben |
|
|
Globo85 Klammeraffe
Alter: 38 Beiträge: 744 Wohnort: Saarland
|
18.04.2024 15:55
von Globo85
|
|
|
Nope, sehe ich ähnlich wie du.
Je näher die Perspektive, desto "unsinniger" finde ich die Kursivschreibung. Je nachdem, wie man schreibt, müsste dann ja unter Umständen auch ziemlich viel kursiv werden.
Insofern mache ich es bewusst (auch) nicht, weil ich versuche, eine möglichst nahe Perspektive hinzubekommen.
|
|
Nach oben |
|
|
Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6418 Wohnort: 50189 Elsdorf
|
18.04.2024 16:13
von Ralphie
|
|
|
Lt. Duden schreibt man auch Gedanken in Anführungszeichen. Aber ich benutze keine Anführungszeichen und schreibe die Gedanken auch nicht in Kursiv.
|
|
Nach oben |
|
|
Hugin_Hrabnaz (N)Ich-Erzähler
Alter: 48 Beiträge: 248 Wohnort: Ulm
|
18.04.2024 17:20
von Hugin_Hrabnaz
|
|
|
Hier gibt es eine recht umfangreiche Darstellung der Möglichkeiten zur Gedankenwiedergabe für verschiedene Konstellationen:
https://marcusjohanus.com/2019/05/26/wie-sie-gedanken-schreiben/
Da ich selbst in der Regel den personalen Erzähler in der dritten Person als POV-Perspektive nutze, ist es meistens entbehrlich, Gedanken besonders zu markieren, da die Wahrnehmung der Szene und damit die Gedankenwelt ohnehin perspektivisch klar der POV-Figur der Szene zuzuordnen ist. Beispiel:
Doch Cecile steht nicht der Sinn danach, sich darum zu kümmern, was den alten Pilger in den Tempel geführt haben mag. Ob sein Opfer dem Dank gilt, oder doch eher der Fürbitte? Es ist ihr gleich.
oder
Hat jemand nach ihr gerufen? War es noch im Traum, oder war es draußen im Leben? Cecile öffnet erschrocken die Augen.
Es ist jeweils klar, dass der Erzähler die Gedankenwelt der Protagonistin wiedergibt. Dazu braucht es, so denke ich, keine Kursiva und keine Anführungszeichen, und vor allem auch keine Quasi-Inquits, wie "dachte sie".
|
|
Nach oben |
|
|
Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3227 Wohnort: Frankenberg/Eder
|
18.04.2024 17:45
von Taranisa
|
|
|
Vielen Dank ihr drei für die Bestätigung, dann nehme ich diese Änderungen der Lektorin nicht an.
Die Seite von Marcus Johanus kenne ich und hole mir dort öfters Tipps.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
|
Nach oben |
|
|
Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6418 Wohnort: 50189 Elsdorf
|
18.04.2024 18:25
von Ralphie
|
|
|
Hallo, liebe Taranisa!
Also, die Seite hat mir außer ein paar Allgemeinheiten nichts gebracht.
|
|
Nach oben |
|
|
Chandrian Wortedrechsler
C
Beiträge: 66 Wohnort: Ruhrpöttchen
|
C 18.04.2024 19:00
von Chandrian
|
|
|
Aus Büchern kenne ich es nur so, dass es abhängig von der Perspektive ist. Und da scheint die Formatierung immer dieselbe zu sein.
Ich-Erzähler: niemals kursiv bei Gedanken
Sonst: dann und nur dann kursiv, wenn der Gedanke aus der Ich-Perspektive erzählt wird
Was anderes ist mir als Vielleser noch nie begegnet.
|
|
Nach oben |
|
|
TheRabbit95 Leseratte
T Alter: 28 Beiträge: 172 Wohnort: Zürich
|
T 19.04.2024 09:52
von TheRabbit95
|
|
|
Chandrian hat Folgendes geschrieben: | Aus Büchern kenne ich es nur so, dass es abhängig von der Perspektive ist. Und da scheint die Formatierung immer dieselbe zu sein.
Ich-Erzähler: niemals kursiv bei Gedanken
Sonst: dann und nur dann kursiv, wenn der Gedanke aus der Ich-Perspektive erzählt wird
Was anderes ist mir als Vielleser noch nie begegnet. |
So handhabe ich das auch
|
|
Nach oben |
|
|
Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3227 Wohnort: Frankenberg/Eder
|
19.04.2024 13:53
von Taranisa
|
|
|
Ich tauche zwar tief in die Perspektivfigur ein, aber ich formuliere dabei bzw. bei den konkreten Gedanken keine "ich"-Sätze.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 1 von 1 |
|
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
|
Buch | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Buch | Buch | Empfehlung | Buch | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|