Die Sache mit den Twists, oder: Es geht nie nach Plan

[Pickman]

[Taranisa]

[Andreas53]

Hallo!

Das nervt mich auch immer. Einmal sagte jemand: "Ich kann doch gar nicht der Mörder sein!" "Warum nicht?" "Weil wir erst in der Mitte des Krimis sind."

Meine Lösung: Wenn eine Figur einen Plan hat, verrate ich dem Leser diesen Plan nicht.

Grüße

Andreas

[Zimu]

Hat jemand hier vielleicht gute Tipps fuer wirkungsvolle Twists? Ich tue mich da generell schwer mit.

[Jürgen Sorko]

Ich glaube, es ist schwer, einen konkreten Tipp abzugeben, ohne etwas über die Geschichte zu wissen. Ich kann aber zumindest sagen, was bei mir als Leser gut funktioniert und wie ich vorgehen würde, wenn ich nicht wüsste, wie ich es einbaue.

• Einen Weg vorzeichnen, wie es vermutlich weitergeht. Nicht zu konkret, sonst kann es schnell platt werden. Idealerweise so, dass ich mich als Leser schlau fühle, dass ich vorherahne, wie es weitergehen wird. Und dann eben nicht diesen Weg folgen. Wichtig ist, dass auch die neue eingeschlagene Richtung plausibel ist.
• Etwas geschehen lassen, das zwar immer gewissermaßen möglich wäre, aber für den Leser als unverstellbar/zu groß/zu bedeutend wirkt, als dass es wirklich eintritt. Und dann die Bombe platzen lassen. Hierfür kenne ich sogar ein extrem gutes Beispiel aus The Expanse, Buch fünf (Serie Ende Staffel 4, Anfang Staffel 5):
  Die Antagonisten werfen mit Asteroiden auf die Erde. Das hat natürlich katastrophale Auswirkungen und verändert den Verlauf einer Teilgeschichte komplett in eine unerwartete Richtung. Das ist eine Aktion, die man einfach nicht erwartet, da der Angriff natürlich verheerend ist.
• Etwas ist plötzlich wesentlich einfacher und somit gibt es Raum für Neues. Zum Beispiel muss eine Abenteurergruppe ein Rätsel lösen. Sie bereiten sich darauf vor, sie planen ein, eine ganze Zeit lang damit beschäftigt zu sein und als es dann soweit ist, liegt die Lösung schon vor. Hier würde ich darauf achten, dass alles, was danach kommt, auch wirklich Spannung aufbaut und Fragen aufwirft. Z.B. warum das Rätsel schon gelöst ist, etc.
• Der Klassiker ist natürlich ein unerwarteter äußerer Einfluss. Ein Autounfall, ein Gehörsturz, der unerwartete Verlust einer Person. Alles, was den Protagonisten aus der Bahn werden kann. Hier ist es jedoch wiederum wichtig, es nicht zu stumpf zu machen.

Würde ich beim Schreiben an eine Stelle gelangen, wo meiner Meinung nach ein Plottwist oder zumindest etwas Unerwartetes passiert, würde ich meine Geschichte bis dahin mehreren Leuten zu lesen geben oder zumindest recht detailliert erzählen, um dann zu fragen, wie sie glauben, dass es weitergehen könnte. Dann hast du zumindest schonmal einen Anhaltspunkt, was der Leser erwartet.

lg Jürgen