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drhilbert Gänsefüßchen
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Beiträge: 15
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D 13.10.2017 04:15 Die Technik (des Schreibens) von drhilbert
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Hallo Forum!
Ich bin 30 Jahre alt, Mathematiker und ein Möchtegern-Autor, der hier auf Rat hofft. Das Interesse am Schreiben begleitet mich schon seit meiner Jugend. Dabei haben sich Kurzgeschichten, begonnene Fragmente usw. mit der Zeit auf meinem Computer angesammelt. Jedoch habe ich es nie so richtig geschafft meine Sprache so zu finden, dass ich mit dem Endprodukt wirklich zufrieden sein könnte. Ich denke mir fehlt es weder an guten Ideen worüber ich schreiben sollte, noch an der Fantasie oder der nötigen Kreativität. Vielleicht nicht einmal am richtigen Stil. Jedoch mangelt es an der richtigen konsistenten Technik. Womit ich die üblichen Techniken von Schriftstellern meine das was sie ausdrücken wollen in einer Form auszudrücken, die lesbar und interessant zugleich ist. Dieser Punkt fällt mir oft schwer. Ich habe das Gefühl zuviel nachdenken zu müssen, wenn ich eine Situation beschreiben möchte, die Szene setzen will etc.. In der Mathematik ist es ja auch so, dass der Mathematiker beim Aufstellen eines Beweises über jahrelange Übung verfügt und einige Schritte quasi automatisch ausführt, weil er die Techniken für das Aufstellen von Beweisen alle beherrscht. Das macht ihn noch nicht zu einem guten Mathematiker, denn dazu benötigt man Fantasie, Kreativität etc., aber es ist das Standard-Knowhow. Ich hoffe diese Analogie verdeutlicht vielleicht mein Problem beim Schreiben. Vielleicht hat hier jemand Rat wie ich die nötigen "Standard-Techniken" des Schreibens von fiktionalen Texten erlernen kann. Ich interessiere mich vorallem für die Frage wie ich durch das Lesen anderer Autoren am besten für mich die nötigen Techniken extrahieren kann. Denn das ist ein Punkt, der mir absolut nicht klar ist. Denn man hört ja oft, dass man das Schreiben zu gutem Teil durch Lesen anderer Autoren erlernt. Wenn ich einmal an diesem Punkt angelangt bin, dann kann ich mir ja immernoch überlegen, ob ich überhaupt dazu geneigt wäre etwas zu veröffentlichen. Denn mir ist schon etwas unwohl beim Gedanken Geschichten zu veröffentlichen, von anderen lesen und kritisieren zu lassen. Vorallem, weil man beim Schreiben soviel von sich selbst zwangsläufig in die Öffentlichkeit bringt. Beim Veröffentlichen von mathematischen Fachartikeln gibt man hingegen nichts von sich selbst preis, weil das ist abstrakte Theorie, die nur fünf andere Leute auf der Welt überhaupt verstehen können. Da ist mir schon wohler dabei! Ich schreibe jedenfalls in meiner Freizeit gerne Kurzgeschichten, welche Themen behandelt aus der Science Fiction, Satire, Philosophie, die Abgründe der menschlichen Psyche, Introspektion, Existenzialismus, menschliche Triebe und Impulse etc.. recht schwer das genau zu beschreiben. Daher ende ich meinen Einführungspost mal hier. Ich freue mich auf interessante Diskussionen!
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5104 Wohnort: Schlüchtern
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13.10.2017 09:00
von Harald
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Hallo drhilbert,
Willkommen im Forum.
Wenn ich deinen Eingansbeitrag auf dem roten Teppich lese, dann möchte ich zuerst mal wissen, wie viel Bücher Du denn schon gelesen hast?
Denn etwas, was man bein Lesen eigentlich lernt, vermisse ich bei deinenZeilen schmerzlich:
Absätze und Umbrüche.
Man sollte dem Leser "Halteplätze" bieten zum Innehalten, Nachdenken, sich sammeln - und seien es quasi "Nothaltebuchten", also einmal "Enter" und dann den folgenden Satz wieder linksbündig anfangen lassen …
Dieses war der erste Tipp!
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1735
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13.10.2017 10:54
von Stefanie
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Perfektionismus ist Mist. Kein Buch ist je perfekt und wer an seinem Buch feilt, bis es perfekt ist, wird es nie herausbringen. Irgendwann muss man sich trauen loszulassen und es anderen zu zeigen.
Das ist ein ewiger Lernprozess.
Was deine Angst angeht, zu persönliche Dinge zu veröffentlichen, so kannst du dich ja hinter einem Pseudonym verstecken.
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drhilbert Gänsefüßchen
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Beiträge: 15
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D 13.10.2017 14:36
von drhilbert
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Ein Pseudonym ist vielleicht eine gute Idee. Auch, wenn es schon Fälle gab, in denen man den wahren Autor später herausgefunden hat.
Sorry für die mangelnden Absätze. Ich bin es gewohnt viel Text in LaTeX zu schreiben und da sind Absätze seltener angebracht. Es gibt sicher mehr dieser Sachen zu kritisieren, wie miserable Interpunktion, aber ich würde mich wie gesagt mehr über Ratschläge in die Richtung "Schreib-Technik" freuen.
Wie lernt ihr beim Lesen anderer Autoren eure Schreibtechnik zu verbessern? Erstellt ihr Listen oder Diagramme, übt ihr auf bestimmte Art das Schreiben? Das würde mich interessieren.
Ich lese querbeet. Jetzt aber mal abgesehen von Fachartikeln, Fachbüchern über diverse Grenzwissenschaften und theoretische Abhandlungen, die den Großteil meiner Lektüre ausmachen, lese ich sicher zu wenig fiktionale Texte, höchstens Kurzgeschichten. Von Autoren wie Jorges Luis Borges (sämtliche gesammelten Kurzgeschichten), Albert Camus und Paul Auster habe ich ziemlich alles gelesen. Natürlich habe ich in meiner Jugend auch Klassiker der Weltliteratur gelesen wie Moby Dick, Robinson Crusoe und sowas.
Tendenziell lese ich nur ungern Romane. Mein Lieblingsautor ist der ungarische Schriftsteller Frigyes Karinthy. Ich habe alle Kurzgeschichten von ihm gelesen.
Einige kann man per google finden.
Ich konnte in einem Antiquariat eine Kopie von Capillaria und Faremido ergattern. Mein unbestrittenes Lieblingsbuch. Er schreibt mit einer Mischung aus Satire, sehr subtilem Humor auf hohem Level, Elementen aus Science Fiction, Gesellschaftskritik etc.
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Christof Lais Sperl Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 944 Wohnort: Hangover
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13.10.2017 14:40 Tip von Christof Lais Sperl
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Zum Finden einer eigenen Sprache sollte man sich die eigenen Texte laut vorlesen.
_________________ Lais |
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Tocco82 Leseratte
T
Beiträge: 160
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T 13.10.2017 18:53
von Tocco82
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Für die richtige Technik immer noch eins der besten Werke: „Über das Schreiben“ von Sol Stein.
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azareon35 Eselsohr
Beiträge: 292 Wohnort: Hessen
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13.10.2017 20:53
von azareon35
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drhilbert hat Folgendes geschrieben: | Ich interessiere mich vorallem für die Frage wie ich durch das Lesen anderer Autoren am besten für mich die nötigen Techniken extrahieren kann. Denn das ist ein Punkt, der mir absolut nicht klar ist. Denn man hört ja oft, dass man das Schreiben zu gutem Teil durch Lesen anderer Autoren erlernt. |
Es ist eine Form von Osmose. Als würdest du dir einen Dialekt aneignen, wenn du längere Zeit in einer bestimmten Region lebst.
Zum bewussten Finden einer eigenen Sprache solltest du den Stil deiner Lieblingsautoren zu imitieren versuchen. Es wird (sehr wahrscheinlich) nicht gelingen, aber du wirst dadurch einiges über deine eigene Ausdrucksweise lernen und solche Erfahrungen sind von unschätzbarem Wert
drhilbert hat Folgendes geschrieben: | Denn mir ist schon etwas unwohl beim Gedanken Geschichten zu veröffentlichen, von anderen lesen und kritisieren zu lassen. Vorallem, weil man beim Schreiben soviel von sich selbst zwangsläufig in die Öffentlichkeit bringt. |
Was auch immer die Leser von dir erfahren ist nur das, was du ihnen mitteilst. Nicht mehr und nicht weniger.
drhilbert hat Folgendes geschrieben: |
Ich lese querbeet. Jetzt aber mal abgesehen von Fachartikeln, Fachbüchern über diverse Grenzwissenschaften und theoretische Abhandlungen, die den Großteil meiner Lektüre ausmachen, lese ich sicher zu wenig fiktionale Texte, höchstens Kurzgeschichten. Von Autoren wie Jorges Luis Borges (sämtliche gesammelten Kurzgeschichten), Albert Camus und Paul Auster habe ich ziemlich alles gelesen. Natürlich habe ich in meiner Jugend auch Klassiker der Weltliteratur gelesen wie Moby Dick, Robinson Crusoe und sowas.
Tendenziell lese ich nur ungern Romane. |
Versteh das nicht als Angriff, aber deine Worte haben einen leicht snobistischen Beiklang. Gerade aus Genres, die einem nicht so liegen, bzw. "Schundliteratur" oder Groschenromanen kann man eine ganze Menge lernen. Ich persönlich empfehle Provinzkrimis.
Hat noch jemand andere Vorschläge?
Mein bevorzugter Schreibratgeber: How NOT to write a novel
_________________ Nemo me impune lacessit.
"If you don't read my bleedin' text, you don't get to talk down about my bleedin' text!" |
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5104 Wohnort: Schlüchtern
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13.10.2017 21:18
von Harald
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Es hört sich ziemlich banal an, aber hier mitlesen, mitschreiben und auch eigene Beiträge sezieren lassen, das hat mir mehr gebracht, als irgendwelche Ratgeber, die ich mir interessehalber auch angeschaut habe …
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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14.10.2017 00:15
von Tjana
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Obwohl Harald auch recht hat Harald hat Folgendes geschrieben: | ... hier mitlesen, mitschreiben und auch eigene Beiträge sezieren lassen, das hat mir mehr gebracht, als irgendwelche Ratgeber, die ich mir interessehalber auch angeschaut habe …
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kann ich das unbedingt unterschreiben:
Tocco82 hat Folgendes geschrieben: | Für die richtige Technik immer noch eins der besten Werke: „Über das Schreiben“ von Sol Stein. |
Zu diesem und seinem Aufzucht und Pflege eines Romans greife ich immer mal wieder, wenn was hakt.
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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drhilbert Gänsefüßchen
D
Beiträge: 15
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D 14.10.2017 17:04
von drhilbert
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Danke für die hilfreichen Tipps an alle. Dieses Buch klingt sehr interessant, werde es mir bei nächster Gelegenheit bestellen. Gibt es eigentlich ein gutes deutsches Analogon zu "The elements of style" von Strunk? Für die, die es nicht kennen, es ist eine Anleitung zu richtigem Schreibstil in amerikanischem Englisch. Naja, aber das führt jetzt auch ein bisschen am Thema "Technik" vorbei.
Zitat: | Versteh das nicht als Angriff, aber deine Worte haben einen leicht snobistischen Beiklang. Gerade aus Genres, die einem nicht so liegen, bzw. "Schundliteratur" oder Groschenromanen kann man eine ganze Menge lernen. Ich persönlich empfehle Provinzkrimis.
Hat noch jemand andere Vorschläge? |
Keine Sorge, vielleicht kommt das so rüber oder ist sogar unbewusst so, dass ich etwas snobistisch eingestellt bin oder chauvinistisch trifft es vielleicht eher, wenn man chauvinistisch in seiner ursprünglichen weitergefassten Bedeutung nimmt.
Danke für den Tipp... darauf wäre ich jetzt niemals gekommen sowas zu lesen (klingt wieder snobistisch? ). Aber ich versuche es mal.
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kioto Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 442 Wohnort: Rendsburg
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14.10.2017 19:16
von kioto
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Hallo drhilbert.
du schriebst Zitat: | Vorallem, weil man beim Schreiben soviel von sich selbst zwangsläufig in die Öffentlichkeit bringt. |
Aber das ist doch der eigentliche Sinn des Schreibens, dass du kommunizierst, ähnlich wie beim Reden oder im Gespräch.
Natürlich kommt es auch auf das Genre an, aber wenn du nicht gerade eine Autobiographie erstellst, wird es ja nicht soviel sein. Aber ohne Leidenschaft wird es nicht gehen.
Jeder große Autor hat sich selbst entblößt, wenn er wirkliche Literatur erstellte, z.B. Hesse im Steppenwolf. Wenn du Texte anonym, ohne Persönlichkeit verfasst, wird das den Leser kaum ansprechen und du kannst es eigentlich lassen.
Gruß Werner.
_________________ Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.
Gruß, Werner am NO-Kanal |
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