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Vivi Erklärbär
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Beiträge: 1
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V 27.09.2017 01:50 Einer oder mehrere Protagonisten? von Vivi
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Wie viele Protagonisten sollte ein Roman haben?
Die Frage stelle ich mir in letzter Zeit öfter.
Die meisten Bücher, die ich gelesen habe, haben sich immer auf einen oder zwei Hauptfiguren beschränkt.
Nun schreibe ich zur Zeit aber eine Geschichte (Fantasy), die aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Die einzelnen Kapitel behandeln abwechselnd die verschiedenen Figuren. Jedes dieser Kapitel halte ich für notwendig, um die Geschichte, die ich erzählen möchte, zu verstehen. Das Reduzieren der Protagonisten würde dazu führen, dass am Ende offene Fragen bleiben oder die Welt meiner Meinung nach nur oberflächlich beleuchtet wird.
Aber wie viele Protagonisten kann eine Geschichte ertragen, ohne den Leser unnötig zu verwirren?
Aktzeptieren Verlage Geschichten mit mehreren Protagonisten überhaupt? Ich habe nun schon ein paar Mal gelesen, dass man sich doch bitte auf einen Protagonisten konzentrieren sollte. (Das war allerdings keine Angabe eines Verlages)
Natürlich gibt es nicht die eine richtige Antwort auf meine Frage, aber ich würde gerne eure Meinungen hören
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IQ Dino Alter Ego
I Alter: 62 Beiträge: 516 Wohnort: MG
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I 27.09.2017 07:17
von IQ Dino
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Meine Meinung dazu:
Ein Leser sollte sich nicht nur auf einen oder mehrere Protagonisten konzentrieren sondern vor allem mit ihm identifizieren können.
Springen zwischen Personenschwerpunkten kann Gift für eine flüssige Handlung und den Aufbau von Emotionen für den Protagonisten sein, da sich der Leser jedes Mal umorientieren und neu identifizieren muss.
Das kann nur funktionieren, wenn weitere Protagonisten so verdammt spannend gestaltet sind, dass dem Leser ein Wechsel der Perspektive jedes Mal weh tut weil er sich gar nicht trennen will.
Und selbst dann liest er mit einer gewissen Wehmut weiter, weil er lieber alle Protagonisten gleichzeitig lesen würde.
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Mika Schachtelkönig
Alter: 42 Beiträge: 1046 Wohnort: NRW
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28.09.2017 14:28
von Mika
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Ich hab - in meinem Debüt - sechs Protas und einen Antagonisten. Im Nachfolgeband sind's noch etwas mehr, fürchte ich - bzw da ist das jetzt etwas schwieriger, zu differenzieren.
Als ich hier im DSFO ankam und naiv und blauäugig alles gelesen hab, was hier so geschrieben stand, hab ich zunächst gedacht, ich könnte mein damals ca 900-Normseiten-Manuskript direkt in die Tonne treten, weil NIEMAND SO VIELE PROTAGONISTEN ERTRAGEN KANN, OHNE DASS DER KOPF PLATZT!!!
... Bullshit.
Da waren glaube bisher 1-2 Testleser, die anfangs verwirrt waren.
"Hä? Wer ist denn die Hauptperson...?"
Sucht sie euch aus, mir egal.
Die "Mich verwirren die Namen"-Rufe verhallten so ab dem zweiten Kapitel und kamen dann auch nie wieder zur Sprache.
Momentan warte ich auf das Ergebnis des ersten richtigen Verlagslektorats und weil ich da im Kontakt mit der Lektorin stehe, weiß ich, dass sie bisher (letzter Stand: Sie ist ca bei 50%) ein paar Kleinigkeiten bemängelt hat (wie zB zu alte Telefone *harhar*), die ich in zwei Sätzen umschreiben kann, und einige Dinge, die das Setting betreffen - aber bisher noch nicht ansatzweise, dass ich zu viele Protagonisten hab. [Wäre auch etwas schlecht jetzt, weil ich niemanden davon löschen kann, da die Story dann nicht mehr funktioniert.]
Was mir wieder mal bestätigt: Meine Güte, wieso hab ich mir darüber damals so nen Kopf gemacht?! - Das war alles sowas von nicht nötig!
Es gibt kein Rezept. Es gibt keine Regel, die etwas verbietet, wenn's funktioniert. Guck dir GoT an, das Lied von Eis und Feuer. Ich habs nicht gelesen, aber soweit ich weiß, wimmelt es da nur von Protagonisten.
Es gibt wirklich Leute/Leser, die damit nicht klarkommen, natürlich. Gibt auch Leute, die lieber Tagebuch-Style lesen oder Biografien oder was weiß ich. Man kann sowieso kein Buch schreiben, was ausnahmslos jeder toll findet. Aber ich hab die Erfahrung gemacht, dass bisher wirklich so gut wie niemand ein Problem mit vielen Protas hatte; im Gegenteil. Und wenn doch, gibts ja zum Glück ganz viele andere Bücher, die man lesen kann.
_________________ "If you don't know it's impossible it's easier to do."
- Neil Gaiman |
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VickieLinn Wortedrechsler
Beiträge: 81 NaNoWriMo: 61650 Wohnort: Berlin
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28.09.2017 14:58
von VickieLinn
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Nach der literaturwissenschaftlichen Definition von Protagonist: 1 Geschichte hat 1 Protagonisten.
Manche Autoren erzählen von funktionieren Romanen, die angeblich viele Protas haben. Diese stellen sich aber als Perspektivfigur oder Deuteragonist, Tritagonist heraus; auch Personengruppen können als Protagonist fungieren, wenn sie gemeinsam handeln und ein gemeinsames Ziel haben. Das doppelte Lottchen, die fünf Freunde, die drei Fragezeichen …
Es gibt also keine Allgemeinantwort. Der Plot und die Funktion der Figuren müssen betrachtet werden. Unterstützen die Neben- und Subplots die Hauptgeschichte? Bringen die vielen wichtigen Rollen Komplexibilität die Geschichte voran oder behindern sie die Dramaturgie?
GoT wird immer wieder herangezogen, um zu rechtfertigen, dass man viele wichtige Figuren hat. Aber wie viele Geschichten funktionieren, weil sie eben nur eine Geschichte mit einer Hauptfigur behandeln? Kann man von sich selbst behaupten, dass man von der Erfahrung und vom Handwerk her mit Martin mithalten kann?
Es gibt Autoren, die viele Perspektiven und "Hauptfiguren" für ihren Plot nutzen können. Es gibt aber auch Autoren, die viele Figuren und Perspektiven haben, weil sie sich nicht anders ausdrücken können.
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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28.09.2017 19:18
von Murmel
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VickieLinn hat Folgendes geschrieben: | Nach der literaturwissenschaftlichen Definition von Protagonist: 1 Geschichte hat 1 Protagonisten. |
Es wird gerne der Perspektivträger mit dem Protagonisten verwechselt. Nicht jeder, der eine Perspektive hat, ist ein Protagonist. Das ist schon einmal der erste Denkfehler, den viele haben, wenn sie die Figuren zählen. Der Protagonist ist die Leitfigur, um die sich die Geschichte dreht. Der Spannungsbogen der Geschichte wird durch die Handlungen einer Figur bestimmt.
Hast du zwei Leitfiguren, oftmals im Liebesroman 2, dann hast du genau besehen2 Geschichten, die zusammen die eine Story ergeben. Im Liebesroman geht es darum, wie zwei ihre inneren Konflikte, die der Liebe entgegenstehen, bewältigen.
VickieLinn hat Folgendes geschrieben: | GoT wird immer wieder herangezogen, um zu rechtfertigen, dass man viele wichtige Figuren hat. Aber wie viele Geschichten funktionieren, weil sie eben nur eine Geschichte mit einer Hauptfigur behandeln? Kann man von sich selbst behaupten, dass man von der Erfahrung und vom Handwerk her mit Martin mithalten kann? |
GoT ist komplizierter, denn es gibt ein Leitthema, was Game of Thrones heißt. Diesem Leitthema sind die Storylines der Figuren untergeordnet. Daher liegt der Spannungsbogen nicht auf einer einzelnen Figur, sondern in der Frage, wie dieses Spiel gespielt wird und wie es zu gewinnen ist.
So verstehe ich das.
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IQ Dino Alter Ego
I Alter: 62 Beiträge: 516 Wohnort: MG
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I 28.09.2017 20:47
von IQ Dino
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teile ich vollkommen
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VickieLinn Wortedrechsler
Beiträge: 81 NaNoWriMo: 61650 Wohnort: Berlin
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28.09.2017 20:48
von VickieLinn
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@Murmel
So sehe ich es auch.
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5447 Wohnort: OWL
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28.09.2017 21:33 Re: Einer oder mehrere Protagonisten? von Willebroer
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Womit noch zu klären bliebe, ob die Ursprungsfrage Vivi hat Folgendes geschrieben: | Wie viele Protagonisten sollte ein Roman haben? |
wirklich so schlicht gemeint war. Und ob sie mit einer reinen Definition beantwortet ist.
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J_Fab84 Gänsefüßchen
J Alter: 40 Beiträge: 42 Wohnort: Oesterreich/Wien
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Mika Schachtelkönig
Alter: 42 Beiträge: 1046 Wohnort: NRW
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05.10.2017 15:26
von Mika
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Hoffentlich nicht ganz so OT, aber mir fiel grade ein aktuelles anderes Beispiel ein (ua auch deswegen, weil ichs zuletzt gelesen hab):
"ES" von Stephen King.
Handlung: 7 Kinder/später Erwachsene kämpfen gegen ES/Pennywise/Das Böse.
Ohne jetzt King mit mir zu vergleichen bzw umgekehrt (*im Staub robb*), dürfte das so von der Prota-Dynamik meinem "Werk" recht ähnlich sein in diesem Zusammenhang. Gibt es denn bei "ES" eine Hauptperson?
Gut, der Club der Verlierer hat einen Anführer, aber ist Bill Denbrough wirklich die Hauptperson der Geschichte?
Ich seh ihn eher als gleichberechtigten Mosaikstein in der komplexen Handlung, demnach... für mich funktionieren mehrere Protas sehr gut, ich mag sowas. Ich betrachte Dinge aber auch gern aus unterschiedlichen Perspektiven.
_________________ "If you don't know it's impossible it's easier to do."
- Neil Gaiman |
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lengulins Gänsefüßchen
L
Beiträge: 33
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L 05.10.2017 17:16
von lengulins
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Hallo,
Um noch einmal auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Wie viel Protagonisten verkraftet eine Geschichte?
Nun, eine ganze Menge, würde ich behaupten, wenn der Stil passt. Das Problem ist, sie alle so vorzustellen, das die Flut an Personen den Leser nicht zermürbt. Um noch einmal auf GoT zurückzukommen. Zu Beginn werden sowohl im Buch, als auch im Film wahnsinnig viele Leute vorgestellt. Wer davon Handlungsträger ist und wer unwichtig, fällt auf den ersten Blick nicht auf. Manchmal musste ich zurückblättern, manchmal in den Personenindex schauen, um mich zurechtzufinden.
Spätestens, wenn es soweit ist, muss mich die Story hundertprozentig überzeugen, damit ich dranbleibe und das Buch nicht aus den Händen lege.
Also mein Tipp, die wichtigen Personen zeitlich gestaffelt einführen, jeden seinen Auftritt lassen und auch jedem wesentliche Züge geben. Wenn Zwei sich gleichen, ähnliche Namen haben oder gleich agieren, erschwert es den Leser die Personen zu differenzieren.
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Aslindor Gänsefüßchen
Beiträge: 43 Wohnort: Leipzig
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05.10.2017 17:37
von Aslindor
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Ich denke das ist auch maßgeblich davon abhängig in welchem Bereich man arbeitet und welches Publikum man anspricht und würde dabei mal mutig die Regel ins Feld führen, je jünger der Leser, desto weniger Protagonisten sollte die Geschichte haben.
Soll heißen, gerade Kinder- & Jugendbücher sollten nicht mit Hauptcharakteren überfrachtet sein, damit die Leserschaft die Chance hat, alle zu behalten und einordnen zu können.
Des Weiteren ist es meiner Meinung nach auch davon abhängig, ob der Plot handlungs- oder charaktergetrieben ist.
Außerdem muss man sich die Frage stellen wie viel Seiten muss man dafür aufwenden um alle authentisch darzustellen, wenn man sich vornimmt 10 Hauptcharaktere zu haben, die alle eine wichtige Rolle spielen im Roman. Ich glaube mir wäre das zu viel, weil ich dann auch schnell das Gefühl hätte meinen Charakteren nicht genug Zeit widmen zu können.
Meine Devise also bei solchen Fragestellungen; weniger ist mehr. Lieber nur eine knappe Handvoll ausgereifter authentischer Charaktere, als solche, die hinterher blaß aussehen.
_________________ Es war unvermeidbar: der Geruch von bitteren Mandeln ließ ihn stets an das Schicksal verhinderter Liebe denken.
- Gabriel Garcia Marquez, Die Liebe in den Zeiten der Cholera - |
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