Einatmen des Rauches bei einem Brand - wie gefährlich?

[Wolkenflügel]

Hallo liebe DSFOler,

ich hätte da eine Frage an euch.
Wenn man völlig ohne Schutz in ein brennendes Gebäude rennt und dort für eine Weile bleibt (aus welchem Grund auch immer, Rettung, Suche nach Personen usw.), wie gefährlich ist es dann, wenn man den Rauch einatmet? Fängt man sich in jedem Fall eine Rauchvergiftung ein oder ist es auch möglich, dass man nur viel Rauch einatmet, aber keine Vergiftung erleidet und nur mit viel Husten davon kommt?

Ich hoffe, keiner musste das je erleben, aber ich brauche in diesem Punkt Hilfe, weil es sehr wichtig für mein aktuelles Projekt ist.

Schon mal ganz lieben Dank!

Wolkenflügel

[kskreativ]

http://de.wikipedia.org/wiki/Rauchgasvergiftung

[artemisia]

Also sagen wir es mal so: wenn man an seinem Leben hängt, dann rennt man schon noch rechtzeitig aus dem Haus, weil man merkt, dass man keine Luft mehr bekommt. Bleibt man länger, bleibt es nicht nur bei Husten. Mal davon abgesehen, herrscht selbst dann meist akuter Sauerstoffmangel (-> Hämoglobin) im Blut, was zu massiven Unwohlsein führt. Mein Untermieter hat sich so umgebracht (Grill im geschlossenen Raum). Hat'ne halbe Stunde gedauert. Psychopath, der er war, hat er bis zum Schluss alles notiert, was mit ihm passierte. Leider war ich damals so von der Rolle, dass ich das Schriftstück nicht kopiert habe und es jetzt noch irgendwo bei der Polizei in Xberg vor sich hin schimmelt.
Zu dem Selbstmord muss ich sagen, dass derjenige zunächst den gröbsten Rauch wieder entweichen ließ. Ansonsten wäre das gleiche passiert wie einem brennenden Haus. Rauch, Husten, Erstickungsanfälle...Flucht. Tödlich ist letztlich das CO und das gibt es bekanntlich auch ohne offensichtlichen Rauch.

Liebe Grüße und nicht nachmachen! artemisia

[Harald]

Ein ehemaliger Fahrgast von mir ist beim Brand seines Hauses ums Lebenn gekommen. Der Brand entstand wohl wegen eines technischen Defektes bzw. durch Umstoßen eines älteren Heizlüfters ohne Standsicherungsautomatik.
Nach Erzählung seiner Tochter und der Feuerwehrleute hat er es noch bis zur Hasutüre geschafft, war aber vor dem Öffnen der Tür offensichtlich durch die Rauchgase ohnmächtig geworden und schlussendlich erstickt…

[Wolkenflügel]

artemisia, oh, das klingt auf jeden Fall nicht schön . Nein, ich werde es definitiv nicht nachmachen, ich brauche es nur für meine Geschichte. Ganz lieben Dank für deine Antwort!

Harald: Oh man, nach deiner Beschreibung hält man es also nicht lange im Feuer aus. Mal sehen, wie ich das verarbeiten kann. Auch dir danke für die Antwort!

[Harald]

Noch ein Erfahrungsbericht - und eine Hommage an die Rauchmelder …

Bekannte von uns wurden - es ist Jahre her - am zweiten Weihnachtsfeiertag im frühen Morgen durch Rauchmelder geweckt und haben inclusive Besuch alle Hausbewohner ins Freie geschafft, als die letzten im unteren Treppenhaus waren explodierte weiter oben die Glastür zum Wohnzimmer, dem Brandherd,  und ab diesem Zeitpunkt hätte niemand in den oberen Räumen eine Chance gehabt, zu überleben, die Rauchgase und die Hitze im Treppenhaus machten dies unpassierbar! Das Haus brannte völlig ab!

***

Nur als Hinweis für die Story: Bei Feuer hilft nur, so schnell wie möglich weg!

Bewohner, Tiere, evtl wichtigste Papiere schnappen und RAUS!

[holg]

Glaube mich daran erinnern zu können, dass drei bis fünf tiefe Atemzüge mit Rauchgasen belasteter Luft für eine schwere Rauchgasvergiftung reichen können, die je nach Konstitution unbehandelt tödlich wirken kann.

Das habe ich aus einer Evakuierungsschulung (Flugzeuge), konnte das jetzt aber auf die Schnelle nicht recherchemäßig bestätigen.

holg

EDIT: vielleicht hilft die lokale Feuerwehr bei der Frage ...

[Wolkenflügel]

Harald - dankeschön. Also nur das Nötigste schnappen und dann raus.

holg - wow, nur so wenige? Dann hat man nicht lange Zeit. Das mit der Feuerwehr ist eine gute Idee. Danke!

[Harald]

[Dr. Fusselpulli]

Da die Frage noch nicht hinreichend beantwortet ist, ich aber Feuerwehrmann bin: Rauchgas ist sehr gefährlich. Es kommt aber auch darauf an, was brennt. Die Kunststoffe, Farben und Materialien in modernen Wohnungen sind in der Regel hochgiftig.
Auch Wollstoffe sind sehr giftig und entwickeln tödliche Gifte.

Was holg sagt stimmt. 3-5 Atemzüge Rauchgas können reichen um eine Person das Bewusstsein verlieren zu lassen. Wenn sie dann nicht schnell gefunden und von der Feuerwehr da raus geholt wird, stirbt sie.

Wer ohne Atemschutzgerät in ein brennendes Gebäude rennt, kommt in der Regel nicht mehr heraus. Das ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr.

Der Trick mit dem Nassen Handtuch vor der Nase hilft nicht. Es filtert nur die groben Staubpartikel, nicht aber die giftigen Gase heraus.
Gasmasken mit Filter sind für den Einsatz in Gebäuden auch nicht zu empfehlen, und können sich innerhalb kürzester Zeit zusetzen. Deswegen sind sie nur für die Flucht als sogenannte Fluchthauben zu gebrauchen (mit den Dingern holt die Feuerwehr die Leute dann durch die verqualmten Treppenhäuser raus.)

Das Feuer selbst ist nicht die große Gefahr, auch wenn es extrem heiß werden kann, ein ausgewachsener Zimmerbrand, der sich innerhalb von 3-5 Minuten entwickeln kann liegt je nach Materialien zwischen 800° und 1200°C
Das sorgt dafür, dass sämtliche Gegenstände im Raus ausgasen, und diese Gase brennen dann. Kontakt zum Feuer ist nicht notwendig, es fängt alles von selbst an zu brennen.

Die sicherste Methode sich fort zu bewegen ist entweder auf dem Boden zu kriechen, oder der sogenannte Seitenkriechgang. Und dann immer mit einer Hand an der Wand entlang.

Beim Seitenkriechgang robbt man auf einem Knie durch die Gegend, während man ein Bein nach vorne ausstreckt. Das ist anstrengender, als auf allen Vieren zu kriechen, doch der Brandrauch kann so dicht sein, dass man praktisch Blind ist, auf allen Vieren zu kriechen bedeutet, dass das Körpergewicht weit vorne liegt. Ein plötzlich auftauchender Treppenabgang wird so blind zur tödlichen Falle.