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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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29.08.2017 09:22 Das Schlegelsonett von James Blond
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Stimmgabel hat Folgendes geschrieben: | -
hier mal ein Schlegelsonett :
[...]
Das Sonett
Zwei Reime heiß' ich viermal kehren wieder,
Und stelle sie, getheilt, in gleiche Reihen,
Daß hier und dort zwei eingefaßt von zweien
Im Doppelchore schweben auf und nieder.
Dann schlingt des Gleichlauts Kette durch zwei Glieder
Sich freier wechselnd, jegliches von dreien.
In solcher Ordnung, solcher Zahl gedeihen
Die zartesten und stolzesten der Lieder.
Den werd' ich nie mit meinen Zeilen kränzen,
Dem eitle Spielerei mein Wesen dünket,
Und Eigensinn die künstlichen Gesetze.
Doch, wem in mir geheimer Zauber winket,
Dem leih' ich Hoheit, Füll' in engen Gränzen.
Und reines Ebenmaß der Gegensätze.
Sieht irgendwie ebbes anders aus im Reimschema als deins, und lustigerweise ein Sonett über das Sonett, hi hi ...
http://www.zeno.org/Literatur/M/Schlegel,+August+Wilhelm/Gedichte/Sonette/Das+Sonett
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Lieber Stimmgabel,
das oft zitierte Schlegelsonett ("Das Sonett") stammt von August Wilhelm Schlegel und folgt selbst dem Schema "abba abba cde dce", stimmt insofern nicht genau mit dem vorliegenden Schema "abba baab cdc dcd" überein. Richtig.
Allerdings verfasste jener Schlegel eine ganze Reihe von Sonetten mit Reimvarianten in den Terzetten, die häufig "cde cde" oder auch "cdc dcd" hinausliefen. Noch wüster trieb es (nicht nur mit dem Reimschema) allerdings sein Bruder Friedrich in den erotischen Sonetten, in denen es inhaltlich recht saftig zur Sache geht. Friedrich verwendet in den Quartetten grundsätzlich das "abba baab" Schema und variiert ebenfalls in den Terzetten. Und dort findet sich des Öfteren auch das von mir verwendete Schema.
Die eigentümliche Reimform des Schlegelsonetts ist, wie in den Quartetten beschrieben, festgelegt:
Das Sonett, Q1 hat Folgendes geschrieben: |
Zwei Reime heiß’ ich viermal kehren wieder,
Und stelle sie, getheilt, in gleiche Reihen,
Daß hier und dort zwei eingefaßt von zweien
Im Doppelchore schweben auf und nieder.
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Dies trifft für beide Varianten zu: "abba abba" und "abba baab". Für die Terzette wird lediglich ein schnellerer Reimwechsel gefordert:
Das Sonett, Q2 hat Folgendes geschrieben: |
Dann schlingt des Gleichlauts Kette durch zwei Glieder
Sich freier wechselnd, jegliches von dreien.
In solcher Ordnung, solcher Zahl gedeihen
Die zartesten und stolzesten der Lieder.
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Diese Bedingungen erfüllen zahlreiche Varianten, wie "cde cde", "cdc dcd", "cde dce", "cde edc", "ccd eed" ...
Die Reimform des Schlegelsonett beinhaltet demnach bereits einige Varianten und stellt selbst doch nur einen kleinen Teil aller existierenden Sonettreimvarianten.
Gruß
JB
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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29.08.2017 10:05 Nebenbetonung von James Blond
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Stimmgabel hat Folgendes geschrieben: |
Dann zu deiner kühnen Behauptung, dass eine Nebenbetonung auf "na" zu sig na lisieren läge / mal ehrlich, dass ist doch Quark mit Soße / ebenso deine begründende Anlehnung an das Nomen "Signal";
wenn überhaupt eine pseudo_Halbbetonung auf signalisieren liegt, dann ja wohl bei der ersten Silbe "sig", da das 'g' wie ein 'k' gesprochen wird.
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Die richtige Betonung der Wörter ist im Deutschen keine leichte Sache. Neben lokalen Sprachunterschieden spielt auch die konkrete Situation eine Rolle: Was soll hervorgehoben werden? Häufig gibt es daher auch mehrere Möglichkeiten, ein Wort "richtig" zu betonen. In der Lyrik gilt dazu der abgeleitete Grundsatz "in dubio pro metrum": Wenn dazu die Möglichkeit besteht, sollte metrumkonform betont werden.
Konkret ging es hier um die Frage, ob "sig-na-li-sie-ren" jambisch betont werden kann, oder nicht. Die Deutsche Grammatik zählt den Suffix "-sieren" zu den "betonten Ableitungssuffixen", d.h., dass diese Endung die Betonung auf sich zieht: Aus Signal wird signalisieren. (Entsprechendes gilt z.B. auch für "kanalisieren", "legalisieren"). Allerdings sind die drei Silben vor dem Suffix ("sig-na-li") nicht gleichwertig unbetont, die erste oder die zweite können eine Nebenbetonung erhalten.
Nebenbetonungen entstehen in der Musik durch das Zusammenfassen zweier Takte: Aus zwei 2/4 entsteht ein 4/4, wobei der 1. Schlag die Hauptbetonung, der 3. Schlag eine Nebenbetonung übernimmt. In ähnlicher Weise ergibt sich eine Nebenbetonung durch das Zusammenbinden zweier Wörter. Die entstandenen Komposita enthalten danach Haupt- und Nebenbetonung: Dorf + Trottel =Dorftrottel, "trot" erhält eine Nebenbetonung.
Entsprechend lassen sich auch für "kanalisieren", "legalisieren" und "signalisieren die Nebenbetonungen setzen. Wohlgemerkt: lassen - nicht müssen. Ich würde niemanden davon abhalten, "signalisieren zu betonen, denn es ist auch möglich. Aber niemand sollte mir erzählen "signalisieren" ließe sich nicht jambisch betonen. Jedenfalls jetzt nicht mehr.
Grüße
JB
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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29.08.2017 10:24 Matapher von James Blond
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Stimmgabel hat Folgendes geschrieben: |
James Blond hat Folgendes geschrieben: |
Hier wird, auch im Gegensatz zu konventioneller Lyrik, ganz auf Metaphern verzichtet,
. |
Sind es doch auch deine Erklärungen im Faden zum Gral-Bild, die eine metaphorische Wirkung ausgezeichnet bedeuten, mMn in Wort wie auch in deinem gemeinten Inhalt; warum also deine Aussage, dass dieses Sonett ohne Metaphern auskäme?
Sehe ich genauso in dem kontextal eingebetteten "Lippenschwarz" wie auch in dem "Zungenschlag" deutlich eine metaphorische [ assoziative ] Absicht .... und sicherlich nicht einzig Worte, Bilder, die nur in ihrerselbst Bedeutung gesetzt sind.
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Stimmt: Doch nur der "Gral" ist hier in der Tat eine Metapher. Er ist allerdings auch ganz zuletzt hier hinein geraten. Ein "Saal moderner Glätte" wäre schon keine Metapher mehr und auch die anderen Begriffe sind es nicht, auch wenn sie hier tiefere, übertragene Bedeutungen erlangen können, das gilt ebenso für die Toilettenkette, den Handgriff, den Irokesenkamm. Es kam mir aber darauf an, dass alle Begriffe zugleich auf eine konkrete Wirklichkeit verweisen, dass sie zunächst etwas Konkretes belegen, bevor man sich in Deutungen verliert. Dies möchte ich dem Leser überlassen, nachdem ich ihn mit assoziativen Begriffen gefüttert habe.
Gruß
JB
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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29.08.2017 11:35 Nachtrag von James Blond
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JB hat Folgendes geschrieben: | Noch wüster trieb es (nicht nur mit dem Reimschema) allerdings sein Bruder Friedrich in den erotischen Sonetten, in denen es inhaltlich recht saftig zur Sache geht. Friedrich verwendet in den Quartetten grundsätzlich das "abba baab" Schema und variiert ebenfalls in den Terzetten. Und dort findet sich des Öfteren auch das von mir verwendete Schema. |
Anmerkung:
Was ich bisher nur ahnte:
Die zitierten 10 erotischen Sonette wurden zwar Friedrich Schlegel zugeschrieben, stammen jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Feder eines anderen Flegels.
Der Form nach sind sie aber dennoch "Schlegelsonette".
Gruß
JB
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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29.08.2017 12:12
von Stimmgabel
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Hallo James Blond,
zu 1 / nun, um mehr ging es mir ja auch nicht. Das z. B. Schlegelsonett gibt es nicht! egal welcher Schlegel
Varianten, Variationen zum Reimschema, aber klar; und du hast dir für dein Sonett deine Variante ausgesucht ... und letztlich so wurscht, ob angelehnt an Schlegel oder Lieschen Müller oder oder ... oder nicht!
Wenn Sonett, dann Sonett.
zu 2 / "siganalisieren" ist in seiner inneren Betonung eindeutig definiert, die Hebungswucht liegt einzig auf: siganalisieren, also dreimal unbetont, einmal betont, dann ausklingend unbetont,
zudem ist die Silbe "na" im Wort Silben_umbettet und bleibt also unbetont [ egal, welche metrische Betonung um das Wort liegt ]; hat außerdem nix mit der Betonung zu Signal zu tun.
eine jambische Auslegung, wie du es siehst, ist dann einzig eine gewaltsame Silbenbeugung; ich kann ja nix dafür ... und diese Aussage/Grundsatz existiert aber auch einzig nur in deiner Vorstellung: "in dubio pro metrum" hi hi ...
zu 3 / Dass das singuläre Wort "Gral" für sich schon eine Metapher sein soll, meinst du aber nicht wirklich ... denn worauf sollte es mataphorisren als einzig auf seinen Eigenwert, hi hi ...
James Blond hat Folgendes geschrieben: |
Stimmt: Doch nur der "Gral" ist hier in der Tat eine Metapher.
. |
Wenn überhaupt Metapher [ so meine Meinung ], dann die gesamte Figur: Gral moderner Glätte
Gruß Stimmgabel ...
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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29.08.2017 14:20
von James Blond
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Liebe Stimmgabel,
nun habe ich zu allen Punkten meine Argumente vorgebracht, deine überzeugen mich nicht - und dies gilt auch vice versa.
Wie sagt man in solchem Falle um nervenden Endlosschleifen zu entgehen:
We agree to disagree.
Aber schön, dass wir uns zuletzt einigermaßen verträglich darüber unterhalten konnten.
Grüße
JB
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 31.08.2017 19:15
von Aranka
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Hallo JamesBlond,
es ist schon fast zu viel gesagt worden und ich habe auch nicht vor, weitere kluge Worte anzuhängen.
Mir gefällt das WIE und WAS ich lese, ich klicke immer mal wieder rein, nur um zu lesen und mich zu erfreuen. Und siehe da, es hält stand. Das ist vielleicht kein qualifizierter Kommentar, aber ein Kompliment an den Text.
Werde mein Gefallen noch ein wenig ausschmücken und bleibe dabei in der Genießerpose:
Zitat: | So lässig steht sie da, leicht angelehnt,
als wär der Ort Kalkül und jene Stätte
weit mehr als nur ein Gral moderner Glätte,
die sie mit müder Nonchalance begähnt. |
Da öffnet sich ein Bild: ganz langsam, klangvoll und genüsslich. Und was für Worte: Kalkül und Nonchalance. Das macht doch Lust sie auszusprechen. Und neben dem Genuss der sicheren Textmelodie und des Vokalspiels setzt der Text Denk- Akzente und führt mit einem „als wär“ über den Text hinaus. Jede Zeile öffnet das in mir Entstehende weiter, addiert etwas hinzu.
„Gral moderner Glätte“ ist für mich einer dieser sauber gesprungenen Drahtseilakte. Sprachlich und inhaltlich für mich klasse.
Zitat: | Ihr Lippenschwarz betont die Zigarette,
das Dekolleté empfängt weit ausgedehnt
des Fremden Blick, doch was er sich ersehnt,
versperrt ein Handgriff der Toilettenkette. |
Es geht gleich ganz stark weiter. „Lippenschwarz“. Welch ein Wort! Welch ein Bild! Diese Punkerin ist längst die Punkerin dieses Textes geworden, selbstbewusst, schrill, provokant, lockend und spielend. Das JA, das NEIN, sie gehören ihr. Eine Königin der Straße. Sie empfängt. Und sie versperrt. Die Toilettenkette, ein Schlussakkord: unmissverständlich in Klang und Aussage. Super Einfall.
Wie weich und blass (ganz passend zum fremden Gaffer) fließen dagegen diese Zeilen:
Zitat: | … weit ausgedehnt
des Fremden Blick, doch was er sich ersehnt, |
Zitat: | Der Irokesenkamm soll jene locken,
die leuchtend rotes Haupthaar motiviert,
doch wenden sich die Gäste meist erschrocken,
sobald ein Zungenschlag signalisiert,
ihr Mündchen ist gepierct, voll spitzer Pocken -
was nur der echte Kenner honoriert. |
Hier treibt der Text arg zielstrebig einem Ende zu und zum ersten Mal drängt sich mir das Sonett mit seinem inneren Bauplan in den Vordergrund. Den Strophen fehlt das Stehenbleiben um eines Wortes willen, mir der Genuss und die Brillianz der Quartette.
Zuviel logisches Vorantreiben mit „doch“ und „sobald“. Da hätte ich es fast überlesen:
„das München gepierct, voll spitzer Pocken“ .
Dabei ist die Zeile so gut. Hier habe ich mich gefragt, muss es ein Sonett sein.
Hier beende ich meinen Lese-Genuss-Kommentar. Und der ist mir immer der wichtigste.
Ich habe all das genießen dürfen, was du an metrischen und andere Raffinessen da hinein gezaubert hast, ganz ohne das Handwerk zu bemerken. Es liest sich wunderbar.
Ob das nun ein Sonett sein muss, das ist des Autors Entscheidung und auch des Autors Herausforderung. Für mich zählt das Endprodukt und wie es mich erreicht.
Ein Zeile möchte ich benennen.
sobald ein Zungenschlag signalisiert, (meine Betonung / rot halb betont)
ihr Mündchen ist gepierct, voll spitzer Pocken -
was nur der echte Kenner honoriert.
Nein, es ist nicht „der Zungenschlag signalisiert“. Mir ist da das Metrum wurscht und ich denke auch nicht über Jamben nach und lasse mich auch nicht in ein Auf und Ab zwingen. Mir erlauben die ersten drei unbetonten Silben des Wortes „signalisiert“ ganz wunderbar eine natürliche Betonung auf den Takt zu legen.
Es ist die letzte Zeile:
Sowohl der „echte Kenner“ als auch das „honoriert“ hat bildlich und sprachlich etwas „Gestriges“. Kannst mich jetzt ruhig köpfen, aber ich sehe hier den Herrn mit Frack und Hut, womöglich noch mit Monokel. Das ist für mich so eine nichtssagende Schlusszeile nach so einem starken Stück.. Aber es muss ja in zwei Terzetten an ein Ende.
Ein wenig Ironie als Gewürz, das klappt meistens und keiner wird es merken. Mich überzeugt der Schluss jedch weder tonal noch inhaltlich.
James, es ist meine ganz eigener Umgang mit Gedichten. Banausenhaft!? Vielleicht.
Nimm es wie ein echter Kenner. Ohne Frack und Hut.
Mit viel Freude gelesen. Liebe Grüße. Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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04.09.2017 08:59
von James Blond
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Aranka hat Folgendes geschrieben: |
James, es ist meine ganz eigener Umgang mit Gedichten. Banausenhaft!? Vielleicht.
Nimm es wie ein echter Kenner. Ohne Frack und Hut.
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Liebe Aranka,
du gehst mit den Texten so behutsam um, respektvoll und besonnen, dass ich dir selbst beim schlechtesten Willen kein Banausentum bescheinigen könnte. Ich schätze deine Art, dich ausgiebig auf einen Text einzulassen und was du zu Tage förderst, kann sich sehen lassen. Sanft nimmst du den Leser mit auf deine Entdeckungstour, vermeidest Aufdringliches oder Phantasien, entwickelst deine Überlegungen am Text und begründest so deine Eindrücke. Das macht den Text zu einem großartigen Lesegenuss, den man sich gern auf der Zunge zergehen lässt, zumal er nach so vielen langen Beiträgen noch Neues zu berichten weiß. Dafür bin ich dir außerordentlich dankbar.
Dankeschön auch für deine Erwähnung der letzten Zeile, dessen stilbrechende Wirkung du gekonnt herausgearbeitet hast und der ich absolut nicht widersprechen möchte. In der Tat zerstört die Pointe am Ende vieles von dem, was zuvor aufgebaut wurde und der monokelte Gourmet aus dem vorletzten Jahrhundert raubt der Königin des Punk einiges an Charme und Würde, indem er auf die Szene ein 'etwas anderes' Licht wirft.
Warum habe ich das getan? Dazu muss ich bekennen, dass dieses Sonett als eine satirische Antwort auf eine Reihe von Edelsonetten eines anderen Autors gedacht war, in denen nach rilkescher Manier hübsche Römerinnen oder griechische Göttinnen bedichtet wurden, deren Alabasterblässe er mit erhabenen, wohltemperierten Worten feierte. Nach dem dritten oder vierten Sonett hat es mich dann gehörig gejuckt, dem etwas Entsprechendes - mit neuzeitlich kräftigeren Farbtönen und einer Ladung Frechheit versehen - entgegenzusetzen. Soviel zur Inspiration. Doch sollte dieser Entstehungsanlass nicht unbedingt die benötigte Schablone zum Verständnis liefern - eher eine kleine nachgereichte Entschuldigung: Es ist beabsichtigt, dass dich die Schlusspointe etwas grob 'raus haut'. Sorry dafür.
Grüße
JB
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