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Chee Schneckenpost
Beiträge: 14
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02.03.2017 13:46 Auf der Suche nach dem Talent von Chee
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Also dann wage ich es mal und poste mein erstes Werk. Ich bin im Fantasybereich angesiedelt, traue mich offen gestanden aber noch nicht etwas zu posten woran mein Herzblut hängt.
Von daher als Einstand erstmal nichts besonderes. Über Feedback und Kritik jeder Art freue ich mich natürlich trotzdem.
Auf der Suche nach dem Talent
Einst lebte in einem kleinen Dorf ein junger und von Wehmut geplagter Straßenfeger. Trübsal blasend blickte er eines Tages, wie nur allzu oft, aus seinem Fenster und beobachtete das Treiben der Menschen die da durch die Gassen liefen. Als er sah, wie glücklich und zufrieden sie lachten und sich unterhielten, stieg der Kummer in ihm auf.
Nichts kann ich, niemandem nütze ich und keiner braucht mich.
Seine bedrückenden Gedanken nagten förmlich ein Loch in sein trauerndes Herz.
Von allem ein bisschen, doch nichts Ganzes. Wieso nur ist mir das Talent vergönnt, das doch ein jeder zu Besitzen scheint?
Des Frustes überdrüssig beschloss er dann, sich auf die Suche nach seinem Talent zu machen. So zog er seinen Mantel an, packte seinen Hut und begab sich aus seiner Tür, hinaus in das Dorf.
Nach einigen Schritten traf er auf einen Bäcker, der das köstlichste Gebäck zu schaffen vermochte und er fragte ihn: „Woher nehmt Ihr bloß Euer Talent, solch wohlschmeckendes Gebäck zuzubereiten?“ und der Bäcker antwortete: „Es ist ganz leicht, es kommt nur auf die Feinheiten im Geschmack an. Hier, probiert ein Stück dieser beiden Brote. Das eine aus Weizen- und das Andere aus Roggenmehl.“ Nachdem der Straßenfeger aber von den Broten kostete, erwiderte er traurig: „Es tut mir Leid, ich kann den Unterschied nicht schmecken. Ihr seid wahrlich begnadet mit Eurem Talent, doch ist es leider nicht das Meine.“ So ging er seines Weges und der Bäcker erfreute sich an der Anerkennung des Straßenfegers.
Später begegnete er dann einem Künstler, der die schönsten Motive auf seinen Leinwänden verewigte und er fragte ihn: „Woher nehmt Ihr bloß Euer Talent, solch atemberaubende Gemälde aus dem Nichts zu zaubern?“ und der Künstler antwortete: „Es ist ganz leicht, es kommt nur auf das Bild in eurem Inneren an. Hier, nehmt den Pinsel und probiert es selbst. Ihr müsst euch das Bild nur vorstellen und eure Gedanken auf der Leinwand verewigen.“ Nachdem der Straßenfeger sich aber ein Bild vorzustellen versuchte und sein Bestes gab, es wiederzugeben, erwiderte er abermals traurig: „Es tut mir Leid, selbst wenn sich ein Bild in meinem Kopfe formt, so verschwimmt es noch ehe ich den ersten Pinselstrich auf die Leinwand setze. Ihr seid wahrlich begnadet mit Eurem Talent, doch ist es leider nicht das Meine.“ So ging er erneut, jedoch mit schwindender Hoffnung, weiter seines Weges und auch der Künstler erfreute sich an der Anerkennung des Straßenfegers.
Als er dann auf einen Gelehrten stieß, der grübelnd über seinen Notizen voll von Zahlen und Formeln saß, fragte er auch diesen: „Woher nehmt Ihr bloß Euer Talent, solch komplizierte Formeln zu lösen?“ und der Gelehrte antwortete: „Es ist ganz leicht, es kommt nur darauf an Ordnung in das Chaos zu bringen. Hier, seht Euch diese Gleichung an. Ihr müsst nur die Zahlen in die richtige Form bringen.“ Nachdem der Straßenfeger sich aber vergebens anstrengte, das Gewirr aus Zahlen in Einklang zu bringen, erwiderte er zum dritten Mal an diesem Tage traurig: „Es tut mir Leid, doch statt Ordnung entsteht nur noch größeres Chaos in meinem Kopf. Ihr seid wahrlich begnadet mit Eurem Talent, doch ist es leider nicht das Meine.“ So ging der Talentlose, seiner letzten Hoffnung beraubt, weiter seines Weges und selbst der Gelehrte erfreute sich an der Anerkennung des Straßenfegers.
Als es nun zu Dämmern begann, beschloss er wieder kehrt zu machen und begab sich auf den Heimweg. Dieser führte ihn erneut an den drei Begnadeten vorbei und ein jeder von ihnen winkte ihm freudig zu und dankte ihm für seine Worte. Da erkannte er endlich sein Talent, das da war, das Talent der Anderen zum Vorschein zu bringen. Zuhause angekommen, schloss er glücklich und zufrieden hinter sich die Tür, hängte seinen Mantel und seinen Hut auf und setzte sich in dem Bewusstsein, dass er sehr wohl von Nutzen war, lächelnd und ohne Kummer an sein Fenster und beobachtete das Treiben der Menschen.
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Rainer Prem Reißwolf
R Alter: 66 Beiträge: 1270 Wohnort: Wiesbaden
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R 03.03.2017 09:04
von Rainer Prem
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Hallo,
ein sehr schönes Märchen mit einer Moral, und auch der Stil und die Redeweise der Figuren ist sehr passend.
Auch hast du, abgesehen von wenigen Groß-/Kleinschreibungsfehlern die von der normalen Rechtschreibprüfung nicht gefunden werden ("begann zu dämmern") keinerlei Rechtschreib- oder Grammatikfehler, die mir aufgefallen wären - und ich bin da schon sehr pingelig. *)
Allerdings hätte mich alten Erbsenzähler der erste Satz beinahe abgehalten, den Rest zu lesen. In einem Dorf der Märchenzeit gibt es keinen Straßenfeger, der eine Erfindung der Moderne und von großen Städten ist. Ersetze ihn einfach durch einen passenderen ungelernten Beruf (Knecht, Tagelöhner) und alles ist gut.
Grüße
Rainer
*) Es ist eigentlich schade, dass man eine solche Textqualität, die beweist, dass du dir mit diesem Text Mühe gegeben und ihn nicht einfach hingeschludert hast, hier im Einstand überhaupt erwähnen muss. Da aber tatsächlich Leute in letzter Zeit geschrieben haben "Ist mir unterwegs eingefallen, habe ich dann auf dem Handy eingetippt und gleich gepostet", denke ich, dass man das tatsächlich lobend erwähnen sollte.
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Chee Schneckenpost
Beiträge: 14
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03.03.2017 14:30
von Chee
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Hey Rainer! Danke für dein Feedback. Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat.
Der Tipp mit dem Tagelöhner ist pures Gold für mich. Anfangs hatte ich den Straßenfeger lediglich "Den Talentlosen" gennant, weil mir einfach kein passender Beruf einfallen wollte. Gerade fällt mir auf, dass ich an einer Stelle sogar vergessen hatte diesen zu ersetzen. Aber du hast absolut recht, Tagelöhner, das ist es.
Wird auf jedenfall ausgetauscht und die restlichten Rechtschreibfehler werden auch noch ausgemerzt.
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Socki Gänsefüßchen
Alter: 37 Beiträge: 33
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03.03.2017 15:58
von Socki
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Zitat: | Von daher als Einstand erstmal nichts besonderes |
Dem muss ich widersprechen. Ich finde sehr wohl, dass der Text etwas Besonderes ist.
Ich kann Rainer nur zustimmen. Ein wirklich schönes Märchen und dazu noch ein so passender Schreibstil. Da fühlte ich mich glatt in meine Kindheit zurück versetzt (ich war schon immer ein Fan von Märchen-Kurzgeschichten).
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Yaouoay Eselsohr
Alter: 22 Beiträge: 232 Wohnort: Berlin
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03.03.2017 19:31
von Yaouoay
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Chee hat Folgendes geschrieben: | Von daher als Einstand erstmal nichts besonderes. |
Wenn das nichts Besonderes ist, würde ich gerne deine besonderen Werke lesen!
Ich finde deinen Einstand sehr schön und habe ihn sehr gerne gelesen.
Du hast den Stil eines Märchens gut getroffen und konsequent eingehalten.
Liebe Grüße und lass von dir lesen
Yaouoay
_________________ In Liebe – das Leben
(Erzählung) |
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Chee Schneckenpost
Beiträge: 14
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04.03.2017 09:29
von Chee
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Danke euch Beiden! Ihr macht mich ja ganz verlegen..
Aber zugegeben, vielleicht habe ich das Wort etwas unglücklich gewählt. Habe natürlich Liebe und Mühe in die kleine Geschichte gesteckt, nichts besonderes klingt in dem Fall vermutlich tatsächlich etwas zu abwertend. Meinte dann wohl eher "nichts Großes", aber man will ja bescheiden bleiben.
Freue mich auf jedenfall darüber, dass es euch gefallen hat!
@Socki, genau das wollte ich erreichen. Ein kleines Märchen ganz in klassischer Art und Atmosphäre. Schön, dass es funktioniert hat.
@Yao, werde ich bestimmt. Sobald ich mich dazu durchringen kann, vielleicht mal einen Teil meiner angehenden Geschichte mit euch zu teilen. Stehe da noch ziemlich am Anfang aber mal sehen..
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Tim Weber Schneckenpost
T
Beiträge: 6
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T 04.03.2017 13:42
von Tim Weber
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Hallo Chee,
deine ursprüngliche Idee deine Figur nur den "Tatenlosen" zu nennen, finde ich eigentlich ausgezeichnet. Das regt mehr die Fantasy an, und mit dem abstrakten Begriff kann man auch mehr spielen. Falls du die Geschichte weiter auszubauen willst, könntest du dann auch problemlos mit beruflichen Stationen jonglieren, bzw. von ihnen erzählen.
Grüße,
tim
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