Darf ich einer Uni Fächer unterjubeln, die dort nicht unterrichtet werden?

[Bunt Speck]

[Abifiz]

Das Copyright dazu überlasse ich dem Willigen für läppsche 70 Buxtehude-Pfennig jährlich!

Zugreifen ist das Gebot der Stunde!

[Yvo]

Moin,

Abifiz hat schon viel Sinnvolles zu der Frage geschrieben.
Auch mich interessiert das Thema ziemlich. Schließlich war "Fiktionstheorie" auch eines meiner Prüfungsthemen in meinem Studium.

Kurz zur Ausgangsfrage:
Ja, man darf in einem Roman schreiben, dass in Zürich Zoologie unterrichtet wird.
Ob das gut ist, ist keine Beurteilungs- sondern eine Bewertungsfrage, ist also vom persönlichen Geschmack des Lesers (oder auch Schreibers) abhängig.

Es ist davon abhängig, mit welcher Erwartungshaltung der Leser an einen Roman geht. Bei einem historischen Roman erwarte ich, dass sich der Autor in der Zeitepoche auskennt. Spielt der Roman im Zweiten Weltkrieg, dieser endet dort aber 1951, weil es halt besser zur Story passt, wäre es ein Problem für mich.
Andererseits habe ich ziemlich gerne den Roman "Per Anhalter durch die Galaxis" gelesen, in welchem zu Beginn die Erde zerstört wird, weil eine intergalaktische Schnellstraße gebaut werden soll. Dort hatte ich mit dem absurdesten Ideen keinerlei Problem, weil meine Erwartungshaltung eine andere ist.

Wenn jemand einen Roman liest, weiß er, dass er "belogen" wird. Er lässt sich aber auf diese "Lüge" ein, weil er meint zu wissen, an welchen Stellen der Autor "lügt" (bzw. was fiktiv ist) und an welchen Stellen er die "Wahrheit" sagt (bzw. was eine Entsprechung in der realen Welt hat). In einen normalen Roman erwartet man, dass Figuren und Handlung fiktiv, physikalische Gesetze, Städtenamen, Jahreszahlen (etc.) aber nicht-fiktiv sind. Glaubwürdigkeit bedeutet insofern, dass der Leser es in dieser Art Parallelwelt für möglich hält, es also passiert sein "könnte".

Was den Fall "Zoologie in Zürich" angeht, so würde ich persönlich das einfach überlesen. Würde in dem Roman allerdings eine Person auftauchen, die in Bremen Medizin studiert hat, wäre das ärgerlich. Einfach, weil ich in Bremen lebe und weiß, dass man dies hier nicht studieren kann. Immer, wenn die Figuren in ein Medizin-Seminar gehen oder ähnliches, würde ich aus der Romanwelt gerissen werden, weil mein Gehirn ein "ist nicht möglich!" dazwischen rufen würde.

Insofern ist der Fall "Zoologie in Zürich" wohl 98% der Leser völlig egal... ...aber alle Züricher (oder zumindest Züricher Studenten) haben aber evtl. weniger gefallen daran, weil es sie "rausbringt".
Ich würde es somit vermeiden, falls es möglich ist.

Yvo