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SFX Gänsefüßchen
S Alter: 49 Beiträge: 19 Wohnort: Stuttgart
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S 26.02.2008 23:47 Das Wunschforum (2. Teil) von SFX
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Hier gab es den ersten Teil.
Weiter geht es.
Ich bin gespannt auf eure Meinung.
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Die folgende Woche lenkte sich Andreas erfolgreich mit Arbeit, zweimal Squash, einem Buch über den letzten Papst und diversen Fernsehfilmen ab. Doch am nächsten Wochenende verdüsterte sich seine Stimmung erneut wie der Sommerhimmel vor einem Gewitter. Wieder flüchtete er in die virtuelle Welt und durchstreifte das Internet. Plötzlich durchschoss ihn eine Frage:
„Was wünschen sich eigentlich die ganzen anderen Menschen im Wunschforum?“
Neugierig las er einen Wunsch nach dem anderen. Er las von Corinna, die mit ihrem Mann schon seit zwei Jahren verzweifelt versuchte ein Kind in die Welt zu setzen und sich nichts sehnlicher wünschte. Er las von Dieter, einem ehemaligen Werftarbeiter aus Bremerhaven, der einfach nur wieder einen Job haben wollte. Er las von Gabriele, die sich in einem Altersheim in Isernhagen wünschte, dass ihr Sohn sich wieder bei ihr melden würde, egal ob er noch mit dieser unmöglichen Frau zusammen wäre oder nicht.
Und dann las Andreas von Kevin. Dieser dreizehnjährige Junge aus Stuttgart wollte mit seiner Mutter ins Automuseum nach Sinsheim. Ein so einfacher Wunsch, fand Andreas, warum erfüllt seine Mutter ihn nicht? Er wurde neugierig und schrieb dem Jungen über das Forum eine Nachricht. Ungeduldig wie ein Hund vor Herrchens Rückkehr wartete er auf die Antwort. Tatsächlich blinkte sein Postfach schon nach zwei Stunden mit einer neuen Nachricht. Gespannt klickte Andreas auf „Öffnen“ und widmete sich den Zeilen des Jungen. Laut Kevin verfügte seine Mama nicht über ein Auto. Es gebe noch den Zug, schrieb er weiter, aber das sei zu teuer. Und er würde doch so gerne die ganzen tollen Autos dort sehen, die Lancias, Ferraris, Lamborghinis und Bentleys. Andreas sinnierte einen Moment über die ungerechte Verteilung von Geld in dieser Welt. So teuer war das doch gar nicht und doch war es Kevins Mutter finanziell nicht möglich, ihrem Sohn diesen kleinen Traum zu erfüllen. Dann überkam ihn der Tatendrang. Erneut tippte er eine Mitteilung für den Jungen, diesmal mit der Botschaft, dass er demnächst ohnehin nach Sinsheim fahren wolle und ob Kevin und seine Mutter nicht einfach mitkommen wollten.
Die Nachrichten gingen noch etwas hin und her, dann hatte Andreas die Telefonnummer der Familie Brendle. Er telefonierte mit der Mutter und brauchte sein ganzes Verhandlungsgeschick um sie von der Idee zu überzeugen. Doch es gelang.
Ein Wochenende später saßen sie zu dritt bei strahlendem Sonnenschein in seiner Mercedes C-Klasse und fuhren auf der A81 dem Museum entgegen. Kevins Mutter Sabine stellte sich als einfache aber herzliche Frau heraus. Sie hielt die beiden nach der Trennung von ihrem Mann, einem Alkoholiker, mit Aushilfejobs über Wasser. Es wurde ein schöner Tag: Michael stand wie ein kleiner Junge mit großen Augen vor jedem Sportwagen und Kevin nahm ihn mit in eine Welt der Höchstgeschwindigkeiten, Rekorde und abenteuerlichen Rennfahrern. Und Sabine schien einfach einen Tag fern ab von den Sorgen des Alltags zu genießen.
Von nun an bekamen Andreas Wochenenden eine eigene Dynamik. Am Sonntag Abend saß er vor dem Computer und studierte das Wunschforum. Andreas staunte, wie viele einfache Wünsche es doch gleich neben seiner Haustür gab. Dann verbrachte er die bisher mit Fernsehen gefüllten Abende der Woche mit der Planung. Er verwendete jetzt jedes Wochenende auf die Verwirklichung eines fremden Wunsches. So schenke er Marion seine ohnehin kaum genutzte Digitale Spiegelreflexkamera, schob Ursula im Rollstuhl durch die Wilhelma und begleitete Abasi zum Gewerbeamt. Andreas fühlte sich lebendig wie eine Frosch im Regen und dachte auch nicht mehr über das immer näher rückende Weihnachtsfest nach.
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Uenff Klammeraffe
Alter: 31 Beiträge: 952 Wohnort: Berlin
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18.03.2008 13:21
von Uenff
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Hi SFX,
Deine Geschichte gefällt mir, auch weil ich keine Schreibfehler entdecken konnte!
Aber das beste an der Geschichte : Sie hat eine positive Botschaft, ein Statement.
Nur eine Kleinigkeit:
Zitat: | schon nach zwei Stunden |
Zwei Stunden können eine lange Zeit sein, wenn man auf eine Nachricht wartet^^
Du könntest vielleicht noch anhängen, was er in der Wartezeit gemacht hat.
Mfg,
Uenff
_________________ --No offense--
Molon labe
Become the madness you want to see in the world.
After enlightenment, the laundry.
Freiheit liegt in der Zerstörung des Ichs. Hat halt Karl gesagt. |
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Gast
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10.04.2008 09:16 Re: Das Wunschforum (2. Teil) von Gast
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So weit, so gut, und daß Du "Show, don't tell" einsetzt, gefällt mir. Aber ehrlich gesagt wirkt das "Show, don't tell" sehr aufgesetzt.
SFX hat Folgendes geschrieben: | Doch am nächsten Wochenende verdüsterte sich seine Stimmung erneut wie der Sommerhimmel vor einem Gewitter. |
Das wirkt arg übertrieben. So etwas kann man in einem anderen Zusammenhang durchaus einsetzen, aber hier ist es überdimensioniert, finde ich. "Seine Stimmung verdüsterte sich wie immer am Wochenende, wenn die Einsamkeit auf ihn zukam" wäre da mehr dem Zusammenhang angemessen.
SFX hat Folgendes geschrieben: | Ungeduldig wie ein Hund vor Herrchens Rückkehr wartete er auf die Antwort. |
Entschuldige, aber das ist einfach nur unpassend. Es sei denn, Du willst einen Lacher provozieren und das Ganze ins Lächerliche ziehen. "Ungeduldig" reicht völlig.
SFX hat Folgendes geschrieben: | Ein Wochenende später saßen sie zu dritt bei strahlendem Sonnenschein in seiner Mercedes C-Klasse |
Ist es wichtig, daß es ein Mercedes C-Klasse ist? Also mir bringt diese Information nichts. "Sie saßen in seinem Auto" reicht.
SFX hat Folgendes geschrieben: | Von nun an bekamen Andreas Wochenenden eine eigene Dynamik. Am Sonntag Abend saß er vor dem Computer und studierte das Wunschforum. |
Unter "Dynamik" habe ich mir etwas anderes vorgestellt. Aber prinzipiell ist es natürlich in Ordnung. Er muß die Wünsche ja erst mal kennenlernen. Wenn Du aber im ersten Satz "Dynamik" sagst, würde ich ihn im zweiten Satz auch etwas Dynamisches tun lassen, sonst enttäuschst Du die Erwartung des Lesers.
SFX hat Folgendes geschrieben: | Andreas fühlte sich lebendig wie eine Frosch im Regen |
Das ist das dritte Beispiel in diesem Text für m.E. unpassendes, übertriebenes "Show don't tell".
"Nach Jahren fühlte Andreas sich wieder einmal lebendig" wäre genauso aussagekräftig und wirkte weniger aufgesetzt.
Abgesehen von diesen "Show, don't tell"-Elementen beschränkst Du Dich sehr auf "Tell", die Ereignisse werden nur kurz zusammengefaßt. Ebenso wie im ersten Teil: Mehr ein Tagebuch als eine Geschichte. Wenn auch durchaus flüssig geschrieben.
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