Spiegel-Artikel: "Von Beruf Lektor"

[spinat.ist.was.anderes]

Heute im Spiegel: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/lektor-hobby-schriftsteller-haben-kaum-chance-auf-vertrag-a-1042434.html
Die Kommentare darunter sind interessanter, als der Artikel selbst

[spinat.ist.was.anderes]

Merope hat es in "Dies und das" parallel mit mir gepostet: http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=53302&highlight=
(könnt das hier löschen, wenn ihr wollt, liebe Admins)

[Nina]

Habe den Artikel gerade gelesen. Schlecht ist er nicht. Es ist aus der Sicht eben eines Menschen geschrieben, der damit konfrontiert ist, Texte zu lesen, über die es unterschiedliche Einschätzungen und Meinungen gibt, was den "Wert" betrifft. Es gibt immer die Möglichkeit, mit einem guten Manuskript "Erfolg" zu haben, das heißt, veröffentlicht zu werden. Dazu ist aber eine gewisse Qualität notwendig und auch ein gewisses Maß an Originalität. Die Einschätzung des eigenen Geschriebenen. Und nicht die Einschätzung dessen, was gefragt sein könnte.

[Alien78]

Auch wenn manche "Hobbyautoren" das nicht wahrhaben wollen - den Kommentaren unter dem Artikel nach zu urteilen -, aber im Prinzip sagt der Artikel doch nur das aus, was wir alle schon längst wissen. Man hat es als No-Name-Autor nun einmal schwer, einen Verlag zu finden. Originalität und ein gewisses Mass an Qualität spielen dabei eine grosse Rolle. Das mehrere Lektoren unterschiedliche Meinungen zu einem Text haben können ist nachvollziehbar, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

[Bananenfischin]

Nur zur Info: Der zweite Thread mit gleichem Thema wurde gelöscht, um die Diskussion an einem Ort zu halten.

[Jack Burns]

Für mich ist die Darstellung nachvollziehbar.  Es ist schade, dass aus den dort genannten Gründen keine Begründungen für Absagen geliefert werden. Aber aus meiner Tätigkeit als Konzert-Veranstalter kann ich das nur bestätigen: Manche Künstler leiden an unfassbarer Selbstüberschätzung und nerven gewaltig. Das kann so weit gehen, dass sie abwertende Kommentare über den Klub oder Veranstalter auf ihrem blog oder in Foren posten.
Immer wieder lese ich hier im Forum Auszüge von grottenschlechten  Manuskripten - nachdem sie bereits an Agenturen geschickt wurden. Da kann man sich natürlich mit dem falschen Geschmack der Lektoren trösten.  
Ein Nebeneffekt der Überflutung mit minderwertigen Manuskripten ist leider, dass auch einzelne Perlen übersehen werden. Es wäre zu begrüßen, wenn angehende Autoren sich angewöhnten, eine distanzierte Selbsteinschätzung zu treffen und so die Lektoren zu entlasten.

Wir hatten damals ein Demoband von Rammstein nach 5 Minuten in die "geht gar nicht" Kiste sortiert.   Na ja. Die haben's ja trotzdem geschafft.

[Alien78]

[spinat.ist.was.anderes]

Das hier fand ich süß:

Es gibt Tage, an denen ich gerührt bin angesichts all der Menschen, die Manuskripte einschicken und dann keine Chance auf Veröffentlichung haben. Da verschanzt sich einer jahrelang in seinem Kämmerlein - und am Ende wird das Werk doch nicht erscheinen. Das muss wehtun, denn Schreiben ist ja kein normales Hobby wie Sport.

Aber ich glaube schon, dass Schreiben für viele ein Hobby ist. Man macht es doch nicht nur, um zu veröffentlichen ...
Wenn nicht ein bisschen Spaß dabei wäre, würde niemand einen ganzen Roman durchhalten.

Aber ich kann andersherum nicht verstehen, was für einen Spaß man dabei hat, Marathon zu laufen

[type]

Wie Alien schon gesagt hat, für uns erzählt er ja nichts Neues, der Abend-Leser.
Aber zwischen den Zeilen schätze ich ihn ein, als würde er ein neues "Parfum" übersehen.

"Schreibwerkstätten, Publikationen, Preise und Empfehlungen."
Ich denke nicht, dass dieser Mensch jemals einen Schriftsteller "entdecken" wird.
Das übernehmen Andere.

[Stern]

[Fjodor]

"Schreibwerkstätten, Publikationen, Preise und Empfehlungen."

Ich glaube, an dieser Stelle ist Ironie im Spiel, die aber einige der ersten Kommentatoren bei "spiegel" schon mal nicht verstanden haben.

Schon die Zahl der Kommentare unterstreicht ja gewisse Botschaften, die in dem Artikel stecken. Und die Tatsache, dass es heute viele Wege gibt, die Instanz des kritischen Verlagslektorats zu umgehen, verschiebt das Problem einfach an eine andere Stelle.
Es gibt einfach zu viele, die ein Buch veröffentlichen (wollen) und daher ein Gerangel, das allerdings auch nicht automatisch zu einer wirklichen Besten-Auslese führen kann ... wir drohen einfach im Überfluss zu ersticken.

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@Jack Burns: Es gibt ja diesen als Depp verschrienen Menschen einer Plattenfirma, der seinerseits die Beatles abgeleht und sich für Brian Poole & The Tremeloes entschieden hat. Aus meiner Sicht lag er zu seiner Zeit gar nicht falsch, denn zu diesem Zeitpunkt schienen letztere Gruppe eindeutig aus den besseren Musikern zu bestehen. Erst später schlug bei den Beatles durch, was in ihnen steckte

Im Fall Rammstein ist hingegen bis heute nicht erwiesen, dass ihr falsch
 lagt

[Merope]

Mal ein paar weitere Lektoren-Interviews:

http://lillithkorn.de/interview-mit-einem-lektor-michael-lohmann/

http://www.mainwunder.de/ein-pauschales-alles-ist-wunderbar-bringt-autoren-nicht-weiter/

http://www.haz.de/Nachrichten/Kultur/Buecher/Klaus-Siblewski-spricht-im-Interview-ueber-die-Zukunft-der-Lektoren

http://fudder.de/artikel/2007/08/16/wie-werde-ich-lektor-10/

http://www.verlagederzukunft.de/das-lektorat-der-zukunft-interview-mit-walter-greulich-geschaftsfuhrer-und-redakteur-der-wgv-verlagsdienstleistungen/

Was Lektoren sonst so machen:
http://www.lektorenverband.de/neue-blog-rubrik-und-was-machst-du-so/

[Tape Dispenser]

Diese Lektoren!
Ein unqualifiziertes Pack ist das.
Das weiß ich aus eigener Erfahrung zu berichten!
Geschichten erzählen könnte ich euch, da würden sich euch die Nackenhaare zusammenrollen, wie damals bei Oma Käte die Rindsrouladen!
 
Als ich damals mein Manuskript an alle bekannten und unbekannten Verlage verschickt habe, habe ich nur Absagen bekommen. Nur Absagen! Und das noch nicht mal begründet!

Und all das nur, weil diesen arroganten Damen und Herren mein Manuskript nicht gefiel. Nicht gefiel? Sie haben es gar nicht verstanden. Soviel ist mir klar geworden.
Findet ihr es nicht auch erschreckend, dass sich so viel Leute gleichzeitig irren können?
Aber na ja. Oben an der Spitze ist die Luft eben dünn und es ist einsam, wenn mann, so wie ich, hoch oben auf dem Olymp thront und niemand anders scheinbar in der Lage ist, sich auch nur in die Nähe meiner geistigen Höhenflügen aufzuschwingen.

Nicht, dass man mich jemals erreichen könnte, das verlange ich ja noch nicht mal bzw. habe erkannt, dass es den anderen schlichtweg nicht möglich ist, derart hoch zu fliegen.
Aber selbst damit habe ich mich abgefunden.


P.S.
Falls jemand Interesse an meinem Manuskript hat, bitte PN an mich.
Es geht in meiner Tetralogie um Egon Erbse und Mathilde Möhrchen, zwei Gemüsestücke, die, gefangen und doch gleichzeitig vereint, in einem Einmachglas die wildesten Abenteuer erleben. Sie lernen später nicht nur Peter Petersilie kennen, sondern auch Michael Mehlschwitze, Karli Kotelett und Paul Püree.
Zusammen schauen sie über den Tellerrand und erleben im den Folgebänden die wildesten Abenteuer !!!

(Der erste Band ist vielleicht ein bisschen langatmig, da sich Mathilde und Egon nur unterhalten, da sie noch im Glas stecken. Etwas Dialoglastig, gebe ich zu.)

[medizynicus]

[Gerling]

[agu]

[quote="Stern"]

[femme-fatale233]

Wundert uns das? Nein, der Artikel fasst Altbekanntes zusammen. Ich habe eine Bekannte, die bei Bertelsmann eine Ausbildung zur Verlagskauffrau gemacht hat - sie erzählt ähnliche Horrorgeschichten von Manuskripten, die mit selbst bemalten Briefchen und Fotos und weiß ich nicht was allem eingesandt werden.

Aber das größte Problem ist wahrscheinlich Selbstüberschätzung in Kombination mit fehlendem Talent. Wir leben in einer Welt, die uns dazu erzogen hat, ständig Selbstdarsteller unserer eigenen Lebensleistung zu sein. Da kann es schon mal passieren, dass man sich als viel begabter und erfolgreicher ausgibt, als man ist. Unter meinen Künstlerfreunden erlebe ich das des Öfteren. Für andere ist das einfach nur nervig, für einen selbst kann es zum echten Problem werden, weil man irgendwann der Menderes von DSDS ist, dem niemand je gesagt hat, dass er nicht Singen kann. Man täuscht  in erster Linie sich selbst. Und das ist beim Schreiben auch kein Wunder: Wer so viel Zeit in ein Buch gesteckt hat, der will ja auch jemanden, der all diese Arbeit würdigt. Arbeit stiftet einen großen Teil unserer Identität - natürlich möchte man da einen Resonanzraum haben. Das ist beim Schreiben natürlich besonders vertrackt, weil Schreiben ja oft den Anspruch hat "Sinn stiftend" zu sein. Wenn man vielleicht sonst einer Arbeit nachgeht, die einen nicht so erfüllt, klammert man sich umso mehr an das eigene "sinn-volle" Werk in der Hoffnung, es veröffentlicht zu finden.

[Tape Dispenser]

[agu]

Ja, der Dunning-Kruger-Effekt ist eine super Sache

[Klemens_Fitte]

[Tape Dispenser]

Die fünf Minuten sind aber schon lange um...

[Katharina Münz]

Rita Falk hat im Nachwort zu ihrem aktuellen Buch "Zwetschgendatschikomplott" unter der Überschrift "Mein ganz persönliches Märchen" ihre Erfahrungen als unbekannte Autorin sehr warmherzig und durchaus amüsant zusammengefasst.

Ist netterweise in der "Blick ins Buch"-Vorschau enthalten, für diejenigen, die das Buch nicht haben.
http://www.amazon.de/Zwetschgendatschikomplott-Ein-Provinzkrimi-Rita-Falk/dp/3423260440