[KGe] Vorstellungsstory vom platten Land

[fischli]

Hi, ich heiße Petra, werde demnächst 43 (oder doch erst 34? *grins*) und stell' mich mal zur Vereinfachung mit einer kurzen Story vor:



Da ist es wieder … dieses mich vorantreibende, mich fordernde Gefühl. Es treibt mich von meinem Nachmittagskaffee auf. Es lässt mich Kind und Kegel in zweiter und dritter Reihe stellen. Es ist der Welt der „heutigen Frau“ völlig fremd!!!

B Ü G E L N !   I C H   M U S S   B Ü G E L N !

Man reiche mir körbeweise Wäschestapel!
Oberhemden! Unterhemden! Ja, ich nehm’ sogar Unterhosen, Fein- oder auch Doppelripp! Egal.
Hauptsache, der Leser schweigt darüber.
Hauptsache, ich hab’ was zum Bügeln!

Man reiche mir Berge, riesige Berge von Wäschestapeln.
Ich bügle alles, was mir unter mein heißes Eisen kommt.

Wie - heute keine Wäsche??? – He, das geht nicht!
Wie - alles schon fertig??? – He, ich bin dagegen!
Wie - alle eure Sachen sind sauber und gebügelt und hängen im Schrank???
Und der Inhalt eurer Wäschetonne? Irgendeine Gammelklamotte wird doch da wohl vor sich hinmiefen! Waschen, trocknen und dann endlich bügeln! Das war so abgemacht, dass eure Klamotten den Weg zur Waschmaschine ganz alleine finden!
Nein!? Die Tonne ist leer? Ganz leer??

… Hallo, Mama! Hast du noch Bügelwäsche? - Ja, ernsthaft. - Wie meinst du das? Ach, heute ist Mittwoch, Bügeln war Dienstag, weil Montag Waschtag war! Das darf doch nicht wahr sein! Du gehst auf die siebzig zu. Lass mir was von deiner Bügelwäsche übrig!

… Mein liebstes Schwesterherz! Deine ständig kötzelnden Zwillinge haben doch bestimmt schon wieder einen netten Stapel … nein? Schade.

Was ist eigentlich mit der alten Nachbarin? Mit 85 sollte man so etwas Gefährliches wie ein heißes Bügeleisen gar nicht mehr betreiben!! Hmh. Alles zur Wäscherei gebracht…

I C H   B R A U C H E   B Ü G E L W Ä S C H E ! ! !

Ich drehe sonst durch!
Herr oder wer im Himmel auch immer – hilf!

Rrrring, rrrring. Nicht jeder Anruf ist von einem Call-Center – eine Freundin mit „Bügelallergie“ erlöst mich endlich von meinen Qualen. Sie lädt mich zu ihrer Bügelparty ein. Yeah!! Ich kann bügeln! BÜGELN! Endlich! Mein Puls beruhigt sich. Mein Herz hört auf zu stolpern.
Aber mein Bügelbrett und mein Eisen möge ich bitte mitbringen. – Wie soll das denn gehen? Ich hab nur ein Fahrrad! Es ist zum Haare ausraufen!

Egal wie, ich muss da hin.

Schwesterherz, leih’ mir doch mal dein Auto,
Mama, leih’ mir mal ein bisschen Spritgeld –

I C H   M U S S   B Ü G E L N!

Meinem Verlangen nachgeben. Ja, endlich meine Sucht befriedigen.

Hauptsache, mich erwartet wäschekörbeweise Bügelwäsche. Am Besten eignen sich die billigsten, übelst zerknautschten Oberhemden, die vor Wochen schon gewaschen und auf der Wäscheleine bretthart sonnengetrocknet wurden, die mit anderen vielfach zerknitterten T-Shirts, Blusen und Hosen in einen viel zu kleinen Wäschekorb gestopft wurden und auf den heutigen Sankt Nimmerleinstag, genannt Bügelparty, warten.

Ja, solche Wäsche DAS ist meine Bügelwäsche, meine Herausforderung; das ist es, was ich brauche.  

Warum?

Ich schreibe kurze und lange, lustige und seltsame Geschichten und ich habe meine Ideen dafür ---- immer nur beim Bügeln.

Wie dieser Text entstand? Das glaubt ihr mir sowieso nicht, ihr werdet echt geplättet sein …


LG, Petra

[Ralphie]

Wo wohnst du? Ich hab stapelweise zu bügeln. *dahinschmelz*

 






Und der Text ist klasse.    

[Boro]

Hallo Petra,

Willkommen in der DSFo.de Community   Deinen Aufnahmetest hast Du mit Bravour gelöst, Dein Text gefällt mir und ich freue mich auf mehr Geschichten aus Deiner Feder. Hoffentlich gibt's noch viel zu bügeln..

Viel Spaß im DSFo.de!

cu

Boro

[nantik]

Liebe Petra,

auch von mir ein herzliches Willkommen. *Begrüßungscocktail in die Hand drück*

Jetzt weiß ich auch endlich wieder, warum ich mir seit Jahren knitterfreie Kleidung kaufe und meinen Männern nie die Hemden bügel.  

[Robert I. Black]

Hallo Petra  
Was ist Bügeln???     
kenn ich irgendwie nicht das wort, kann man das essen?? grr  

Willkommen im Club!

[fischli]

Erst mal ganz herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme!!

@ Ralphie und Robert:

Büüüügeln – ja was ist das: Ganz einfach – Du montierst die Beine deines Garten-Klapptisches ab und schraubst sie sorgfältig unter dein Surfboard – nein, das Segel brauchst zu nicht!!! Kannste wieder einrollen. Dann suchst du in der hintersten Ecke deiner Rumpelkammer nach diesem kleinen handlichen Schlitten, den dir deine Mutter damals beim Auszug mit diesem komisch breiten Grinsen überreicht hat.

Dieser Schlitten wird aktiviert, indem man das Leitungsende (Stecker) in eine Steckdose steckt. Die Leitung dieses Handschlittens ist nicht besonders lang, extra deswegen, damit der Strom schneller durchfließen kann. Also suche man sich eine Steckdose in der Nähe des Surfboards. Wichtig dabei ist, den Schlitten auf’s breite Hinterteil zu stellen, so dass die glänzende (oder auch edle matte; noch edler: mit Nadelstreifen) zu sehen ist. Für Unkundige: Dieser kleine Handschlitten heizt sich an der Unterseite auf. Bei teureren Modellen finden sich an dieser Unterseite sogar noch kleine systematisch angeordnete Löcher, aus denen es manchmal faucht (Keine Sorge: Dies ist weder der Aufenthaltsort einer eingeschlossenen Katze noch von verlorenen dressierten Taschendrachen). Diese teuren Modelle sind vorher mithilfe eines Trichters mit einer Flüssigkeit zu füllen, die recht günstig in jedem halbwegs sortierten Haushalt zu finden ist: Wasser!

Nachdem man einmal geprüft hat, ob die Unterseite aufgeheizt ist (und Brandsalbe auf den immer neugierigen Zeigefinger aufgetragen hat) nimmt man für den ersten Versuch vorsichtshalber ein Taschentuch (nein, kein Papiertaschentuch!!! Stoff!!!) Falls der Haushalt nicht mit diesem doch etwas vorsintflutlichen Objekt ausgestattet sein sollte, nehme man ein Küchentuch (nein, keines von der Rolle!!! Stoff!!!) – in einigen Gegenden Deutschlands auch bekannt als „Trockentuch“. Dieses richte man parallel zur Kante des Surfbrettes (wir nennen es jetzt Bügelbrett) aus, streiche es glatt und setze den kleinen Handschlitten auf und gleite in gleichmäßigen Bewegungen kreuz und quer über das Tuch, bis alle verknuddelten Stellen geglättet sind.

Vorsicht: Falls eine dringende Telefonseelsorge mit einer grundsätzlich zur falschen Zeit anrufenden Person erforderlich sein sollte, entferne man den heißen Handschlitten (wir nennen es jetzt Bügeleisen) von dem zu glättenden Objekt, stelle es wieder auf's Hinterteil und ziehe den Stecker, da das Objekt ansonsten die Farbe wechselt – was ja nicht unbedingt vonnöten ist. Die Farbenpracht (die exakt die Form des Bügeleisens nachzeichnet) reicht von einem leichten Elfenbeinton auf weißen T-Shirts über schwarze krümelnde, sich auflösende Stellen in der Designer-Bluejeans (auch Herrenhemden sind betroffen) bis hin zu einem lebendigen feuerrot mit anschließendem Wechselzwang der Hausratversicherung …



Leider kann ich meiner Bügelsucht derzeit nicht so recht frönen, da ich mir nach einem Jazzkonzert am vergangenen Freitag in Enschede (Ack van Rooyen!!) einen gründlichen Bänderriss zugezogen habe und ich nun auf meiner Couch (oder wahlweise am PC mit auf dem Schreibtisch liegenden Fuß) „zwangskaserniert“ bin. Außerdem seit gestern noch von einer Rüsselpest befallen, die mir doch etwas die Hirnwindungen verklebt … Aber so’n lecker Cocktail – den hätte ich jetzt 1000 Mal lieber als Salbeibonbons und Nasenspray´.

Viele liebe Grüße aus dem nördlichen Münsterland

Pea

[Ralphie]

Schade, dass dein Beitrag nicht bewertet werden kann. Das beste, was ich bisher im DSFO gelesen habe. Eine glatte 9!!!

[fischli]

Huch!!  

Danke, Ralphie. Auch für die PN.

Äh - wieso bewerten?

LG, Pea

[Ralphie]

Na, dein Bericht über deine Bügelmanie war echte Klasse!

[MosesBob]

Auch von mir nochmal ein herzliches Willkommen! Besser zu spät als nie.

[fischli]

Vielen Dank für die herzlichen Willkommensgrüße  

Bin derzeit ziemlich busy und kann immer nur mal kurz hereinschauen.

Viele Grüße aus dem sonnigen Plattland,

fischli