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Der Sagenkreis


 
 
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LeviathanII
Geschlecht:männlichEselsohr
L


Beiträge: 297



L
Beitrag29.03.2017 01:31
Der Sagenkreis
von LeviathanII
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Im Goldauland in einstigen Tagen zogen Weiden des Flusses Ufer, die waren hoch und grün und bargen, mit ihrem traurig hängendem Astwerk, die Wesen des Waldes beim Trinken vorm Licht.
 Da kam ein Sänger, vom Volk der Sänger, der fürchtete weder dies Licht, noch gesehen zu werden und watete in den Fluss, schwamm bis in des Stromes Mitte. Dort trieb er manche Zeit, auf dem Rücken liegend und froh über den Sonnenschein der ihm ins Gesicht fiel: Bis die eisige Kälte des Wassers nach seinem Herzen zu tasten begann und ihm die Brust schmerzte und schwer wurde. So schwamm er ruhigen Zuges ans Ostufer, entwatete dem kaltem Strom und begann sogleich trockenes Holz und Laub zu sammeln, es aufzuschichten und ein Feuer zu entfachen. Bald brannte es vor des Sängers Knien, warf seinen hellen Schein auf des Dichters eisblaues Gesicht, entzog ihm langsam das Zittern aus den Gliedern und während er den Sonnenuntergang über dem Westufer betrachtete, schwand aller Kälte Schmerz und Erinnerung, bis er schließlich einschlief.
Dies war Lundgi. ein Ritter aus Gandland.
 Am Ende der Nacht aber, als der Morgen noch eine ferne Erhellung war, da wandelte eine junge Frau am Ufer, sprang leicht- und barfüßig über Äste und Stämme, von Stein zu Stein, bis sie ein fernes, schwaches Licht erblickte, einen leicht glühenden Feuerrest. Diese Tochter der Nebelwälder, das Mädchen von den Vollmondfesten, die Tänzerin aus Reigenkreisen fürchtete nicht Feuer noch fremdes Anlitz. So ging sie hin und sah hinab auf den Schlummernden, seine dünne, fast hagere Gestalt, sein schmales, gequält wirkendes Gesicht und setzte sich daneben, hielt ihre Füße in die wohltuend warme Asche und blickte nach fern, über den breiten Strom hinweg und auf den Himmel darüber – Einfach nur stumm und still auf das Sonnenlicht wartend.
 Es erreichte die Ruhenden spät, weckte den Sänger. Der war freilich mehr als verwundert, erschreckt, traute kaum den schlafmüden Augen, als er inmitten der Wildnis das schöne Mädchen neben sich sitzen sah – Das liebe Mädchen, das plötzlich da war und still und stumm in die Ferne blickte. Er setzte sich langsam auf, hob den schmerzenden Leib und starrte ihr ins Antlitz: Schön war sie und jung, blickte ernst und mit leichter Traurigkeit in die Ferne, über den Fluss. Er fragte nicht, leichte Traurigkeit umgab sie, er fragte nicht danach, er drehte den Kopf, bewegte den steifgefrorenen Hals, blickte gleich ihr zum Westufer. Er blickte zurück zu ihr, nach einigen Momenten: Ihre Augen waren blau und klar, glitzerten im Licht der Sonne – Er wagte es nicht zu fragen, wagte nicht zu raten, fragte etwas Anderes, fragte es leise, mit schwacher Stimme: „Hast du Hunger?“
Sie wandte sich zu ihm, ihre Augen wanderten von fern zu nah, betrachteten ihn mit leichtem Spott, lagen fragend auf dem selbst gepäcklosen Fremdling mit durchnässten Schuhen: Eine Augenbraue hob sich, zeigte stumm alle Zweifel. „Ich könnte einen Fisch fangen.“ - Aber sie schüttelte den Kopf, sprach in ihrer zierlich leisen Stimme, dass sie keinen Hunger hätte und wandte sich, mit schwindendem Spottlächeln, wieder zum Westufer. Zumindest hatte sich aber die Traurigkeit etwas gelichtet, wenn sie auch eher zurückgezogen als verschwunden war, lag derselbe Schleier, der gleiche Nebel doch über allem Land und seinen Wesen. Lundgi seufzte unhörbar, schloss sich ihr an, blickte stumm über den Fluss und in den Fluss und in den Himmel darüber.
 Schweigsam vergingen Stunden, schließlich wurde es Abend und eine rote Sonne lag, leicht versetzt, über dem Wald auf der anderen Seite. Kühler Wind wehte den Flusslauf entlang, von Süd nach Nord dem Wasser entgegen und ließ es kleine Wellen werfen, während er selbst das windstille Dickicht, die undurchdringbaren Wälder zu beiden Seiten passierte. Lundgi fragte, etwas fröstelnd, ob er ein Feuer machen sollte; Aber das Mädchen schwieg, nach oben starrend, bis sie schließlich sprach: „Mach nur“ und witzelte: „Wenn dir das bisschen kühle Luft schon durch Haut und Knochen fährt und die Zähne klappern lässt.“ Und der junge Sänger fühlte sich albern in seiner warmen Jacke, seinen schweren Schuhen, trug das Mädchen, nun im Frühling, doch ein leichtes Kleid: Und er hatte das Feuer vergessen.
 Noch mehr Zeit verging, in der die Sonne tiefer im Astmeer der anderen Seite versank, bis das Mädchen „Sieh nun.“ sagte und in den Himmel zeigte. Und dort oben und im Uferwasser erwidert waren schon die Sterne zu sehen: Denn damals waren sie noch heller und klarer und kaum fahl geworden. Und sie sprach: „Nun bin ich froh, dass ich dich  hinderte ein Feuer zu machen und ich hoffe du bist es auch, denn alles Licht würde das Sternenlicht trüben und ich misste es schon viel zu lange.“ Und er war froh darum und fühlte Verständnis für das Mädchen, denn auch er wusste nicht mehr, wann er das letzte mal den Sternen Beachtung geschenkt hatte und seine Gedanken wanderten in frühere Tage zurück.
 Still und stumm saßen sie da, vom gleicher Traurigkeit umgeben und blickten in den Sternenhimmel hinauf oder in den Fluss hinein und sahen Licht um Licht erwachen.
 Es war die Nachtgesippin, die Mondin, selber Weberin von manchen Zaubern, die diesen brach, als sie um Mitternacht herum ihr Haupt über die Baumwipfel hob und im Fluss erschien und am Himmel die ruhigen Sterne überleuchtete und ihr grelles Licht auf die Ruhenden warf. Da sprach Lundgi mit brüchiger Stimme: „Willst du nun gehen, da die Sterne überstrahlt sind und die Finsternis ihr Ende fand und die Ruhe auch, da nun die Eulensonne zum Wolfsmorgen weckt und jener Tag beginnt, der uns Schlafnacht heißt?“
Ihr seufzen hatte ihn das fragen lassen, aber als sie sich herumdrehte, da lag ein Lächeln auf ihrem Gesicht und sie sprach mit müden Augen, müdem Antlitz: „Heute nicht, mir sind die Beine schwer und ich will nur ruhen, bis sie leichter werden.“
Und er nickte und war froh darum.
 Eine kurze Weile verging, sie wirkte unstet, blickte hierhin und dorthin, es war noch Mitternacht und er sprach schließlich: „Sitzen ist schön, Sterne zu bestaunen noch schöner, aber zu warten ist langweilig.“ Und schon wusste der der unerfahrene Sänger seine Worte so zu betonen, seine Mimik so zu gestalten, dass sie Abwechslung von der Langeweile, Unruhe versprach. Sie wandte sich ihm zu und fragte lächelnd, was denn nicht langweilig sei. Da sah er selbst zurück und sah nur Krieg und Kriege und antwortete zähnefletschend: Lachen, tanzen, singen. Aber sie schüttelte den Kopf, meinte, dass nichts auf Dauer langweiliger wäre und er ahnte, dass sie recht hat. Und Lundgi sah zurück und sah Langeweile nach dem Krieg und vor dem Krieg und im Krieg selbst auch, sah die Welt grau auf grau sich erschaffen und unglaublich schwer werden und nicht ein fernes Hoffen darin – Und doch, da war etwas, er sprach: „Zu erzählen. Zu erzählen und zu hören, Geschichten sind nicht langweilig.“
Und sie flüsterte zurück: „Zu erzählen ist furchtbar, doch zu hören ist schön – Und wo nichts wichtig ist, da können Geschichten es sein.“
Er hob den schweren Kopf, Leichtigkeit befiel ihn, sie lächelte, nickend, ermutigend, leichte Traurigkeit lag über ihnen, aber noch fragte er mit brüchiger Stimme: „Was soll ich denn erzählen?“
„Von dort, von dir, von was auch immer.“, antwortete sie, über den Fluss blickend. Sie zog die Beine an, legte ihre Arme darum, blicke aber dann auf seinen Mund und seinen Mund allein.

[...]

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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1735



Beitrag29.03.2017 11:42
Re: Der Sagenkreis
von Stefanie
Antworten mit Zitat

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:
Im Goldauland in einstigen Tagen zogen Weiden des Flusses Ufer, die waren hoch und grün und bargen, mit ihrem traurig hängendem Astwerk, die Wesen des Waldes beim Trinken vorm Licht.
 Da kam ein Sänger, vom Volk der Sänger, der fürchtete weder dies Licht Warum sollte sich vor Licht fürchten?, noch gesehen zu werden und watete in den Fluss, schwamm bis in des Stromes Mitte. Dort trieb er manche Zeit, Damit entfernt er sich von der Stelle, wo er seine Kleidung abgelegt hat. auf dem Rücken liegend und froh über den Sonnenschein der ihm ins Gesicht fiel: Bis die eisige Kälte des Wassers nach seinem Herzen zu tasten begann und ihm die Brust schmerzte und schwer wurde. So schwamm er ruhigen Zuges ans Ostufer Von welchem Ufer kam er denn? , entwatete dem kaltem Strom und begann sogleich trockenes Holz und Laub zu sammeln, es aufzuschichten und ein Feuer zu entfachen. Bald brannte es vor des Sängers Knien, warf seinen hellen Schein auf des Dichters eisblaues Gesicht, entzog ihm langsam das Zittern aus den Gliedern und während er den Sonnenuntergang über dem Westufer betrachtete, schwand aller Kälte Schmerz und Erinnerung, bis er schließlich einschlief.
Dies war Lundgi. ein Ritter aus Gandland.
 

Hat offensichtlich keine Angst vor einer Lungenentzündung. Warum er nicht zu seiner Kleidung zurückgeht und sich erstmal was Warmes anzieht, verstehe ich nicht. Die junge Dame, die später dazukommt, scheint sich auch nicht an seiner Nacktheit zu stören.
Wieso er erst als Sänger vom Volk der Sänger vorgestellt wird und dann als Ritter, verstehe ich auch nicht. Was denn nun?

Auf die blumige altmodische Sprache gehe ich hier nicht ein. Auch wenn es mythisch wirken soll, wäre ein bisschen mehr Logik wünschenswert. So wirkt es eher verworren. Ich habe jetzt nur den ersten Teil im Detail angeschaut, aber im Rest wird es nicht besser.
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Gaukli
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag29.03.2017 18:54
Re: Der Sagenkreis
von Gaukli
Antworten mit Zitat

Lieber Leviathan,

zugegebenermaßen tue ich mich schwer mit deinem Text. Der Stil packt mich nicht. Das ist zum Großteil gewiss eine persönlich Vorliebe: Ich mag diesen märchenhaft-mythischen Duktus grundsätzlich nicht so gerne. Aber jenseits von persönlichen Vorlieben ist mein Eindruck, dass das stilistisch noch nicht passt.

Der Erzähler wirkt auf mich, als wolle er eine Ausdrucksweise imitieren, die er gar nicht richtig kennt. Deswegen klingt er nicht authentisch: An einigen Stellen übersteuert er, an anderen Stellen tut er zu wenig und manchmal nutzt er ein ganz anderes Register.

Zunächst zum ersten Punkt - dem Zu viel.

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:
Im Goldauland in einstigen Tagen zogen Weiden des Flusses Ufer, die waren hoch und grün und bargen, mit ihrem traurig hängendem Astwerk, die Wesen des Waldes beim Trinken vorm Licht.
 Da kam ein Sänger, vom Volk der Sänger, der fürchtete weder dies Licht, noch gesehen zu werden und watete in den Fluss, schwamm bis in des Stromes Mitte. Dort trieb er manche Zeit, auf dem Rücken liegend und froh über den Sonnenschein der ihm ins Gesicht fiel: Bis die eisige Kälte des Wassers nach seinem Herzen zu tasten begann und ihm die Brust schmerzte und schwer wurde.


Ich habe mal die Genetivkonstruktionen hervorgehoben. Mir sind das einfach zu viele. Vielleicht klingt ein Genetiv besonders erhaben-poetisch - aber wenn ich damit überhäuft werde, wirkt das für mich gezwungen. Etwas Ähnliches passiert mit Einschüben und Verschachtelungen: In der Masse strengt mich das an.

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

Im Goldauland in einstigen Tagen zogen Weiden des Flusses Ufer, die waren hoch und grün und bargen, mit ihrem traurig hängendem Astwerk, die Wesen des Waldes beim Trinken vorm Licht.  


Den ersten Satz möchte ich gerne noch einmal gesondert hervorheben. Ich habe den häufig lesen müssen, um überhaupt zu verstehen, wie der zu lesen ist. Abgesehen von der verschachtelten Konstruktion, ist es insbesondere das Verb "zogen". So wie ich mir das zusammenreime, bedeutet das hier so etwas wie "säumten". In jedem Fall ist mir das zu herausfordernd geschrieben. Falls das so sein soll, wäre das meinem Empfinden nach ein Text für einen sehr elitären Leserkreis.

Auch andere Wendungen wie  "in einstigen Tagen" oder "entwatete" klingen in meinen Ohren nicht poetisch, sondern falsch. Die verbauen mir den Weg in die schwebende Stimmung, die anderen Stellen erzeugt wird.

Das Zu wenig sehe ich an Stellen wie:

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

..., als er inmitten der Wildnis das schöne Mädchen neben sich sitzen sah – Das liebe Mädchen, das plötzlich da war und still und stumm in die Ferne blickte. Er setzte sich langsam auf, hob den schmerzenden Leib und starrte ihr ins Antlitz: Schön war sie und jung, ...


"Liebe", "jung" und "schön" - das sind schwache Adjektive für einen Text, der sonst so barock erzählt.


LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

Er wagte es nicht zu fragen, wagte nicht zu raten, fragte etwas Anderes, fragte es leise, mit schwacher Stimme: „Hast du Hunger?“


"Hast du Hunger?" - das ist für mich eine zu triviale Formulierung in diesem fordernden Text. ("Ich könnte einen Fisch fangen" in der Folge ebenso.)

Mein dritter Punkt betrifft den Wechsel in ein ganz anderes Register.

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:
... „Mach nur“ und witzelte: „Wenn dir das bisschen kühle Luft schon durch Haut und Knochen fährt und die Zähne klappern lässt.“ Und der junge Sänger fühlte sich albern ...


"witzig" und "albern" gehören einer anderen Sprache an. Auch dieses flapsige "Mach nur" und das provokante "das bisschen" sind für mich ein Bruch.

Neben diesen stilistischen Anmerkungen möchte ich gern auch kurz noch etwas zum Inhalt sagen. Die Charakterisierung als "traurig", "spöttisch" und "müde" leuchtet mir nicht ein. Insbesondere spöttisch wirkt völlig fehl am Platz. Und bei der Trauer hätte ich gern eine Andeutung, wo das Gefühl herkommt.

Wenn dann die Rede davon ist, sie seien "von gleicher Traurigkeit umgeben", dann wird dadurch nichts klarer, sondern eher noch mysteriöser.

Am Ende kommt dann plötzlich dieses Kriegsmotiv ins Spiel. Für mich zu unvermittelt und gequält - so als solle nun irgendein starker Gegenpol zu der geschilderten Idylle aufgebaut werden. Aber einfach nur das Wort "Krieg" ist da zu kurz gegriffen.

Wenn ich mir die Sammlung an kritischen Anmerkungen anschaue, dann vermute ich, dass du beim Text andere Leserinnen und Leser im Auge hast. Vielleicht kannst du ja trotzdem etwas mit der ein oder anderen Überlegung anfangen.
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Lillie
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Alter: 59
Beiträge: 41
Wohnort: Welt


L
Beitrag29.03.2017 20:27

von Lillie
Antworten mit Zitat

Mir fehlt wohl auch das Verständnis für solch eine blumige und mysthisch angehauchte Sprache. Das kann durchaus schön klingen, aber ich musste fast jeden Satz mehrmals lesen, bevor mir der Sinn klar wurde. Die sehr häufig gebrauchten Genitive - vielleicht meinst du, dass das zu einer mysthischen Sprache dazu gehört - stören eher.
Wie Gaukli schon geschrieben hat, benutzt du plötzlich Wörter und Wendungen, die nicht zu deinem eigentlich Sprachstil passen. Da solltest du drauf achten.
Alles in allem habe ich, nachdem ich mich durchgekämpft hatte, trotzdem nicht so recht verstanden, um was es eigentlich ging. Abgesehen davon, dass eine Frau und ein Mann aufeinander treffen und reden.
Es gibt sicher Leser, die diese Art der Sprache mögen, mir persönlich wäre es zu anstrengend, ein ganzes Buch in diesem Stil zu lesen.
LG Lillie


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LeviathanII
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Beiträge: 297



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Beitrag29.03.2017 23:02

von LeviathanII
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@Stefanie
Dass sie sich an der Nacktheit nicht stören würde, würde mir zwar passen und dass er keine Furcht hätte vor Krankheit ebenso: Ich hatte aber schlichtweg vergessen, dass er sich überhaupt auszieht, deswegen trägt er ja auch nachher nasse Stiefel. Embarassed
Auf die andere Frage: Er ist Ritter und Sänger vom Volk der Sänger. So wie einer Bäcker und Soldat im ersten Weltkrieg sein konnte - Im Grunde ganz genau so.

@Gaukli
Vielen Dank für deine ehrliche Antwort.
Die Stilfrage ist eine kritische. Im eigentlichem rührt die Eigentümlichkeit aus einer üblen Mischung an Autoren, der Verweigerung mich in die Fesseln einer alten, einer fremden Sprache zu werfen und der absoluten Verweigerung, modern zu schreiben...
(Es sind zu viele Genitivkonstruktionen am Anfang, ich habe sie nachher, auch jenseits dieses Auszuges eingeschränkt, deutlich eingeschränkt und es war wohl nur ein Reflex um in diese Sprache, die keinesfalls imitiert sein soll, Fuß zu fassen.)
Mi den Wortkonstruktionen ist es so eine Sache und ich hatte mich eher wegen der Eulensonne gefürchtet, als wegen dem Entwaten des Flusses.

Was die inhaltlichen Anmerkungen betrifft:
Zur Traurigkeit - Der Sänger stellt die Frage nicht. Trotzdem wird es ein wenig erklärt: Die Begriffe Traurigkeit, Müdigkeit und sogar Langeweile gehören zu einem verwandtem Motiv. Alleine sie sagt diesbezüglich:
-"Sie wandte sich ihm zu und fragte lächelnd, was denn nicht langweilig sei."
- "Lachen, tanzen, singen. Aber sie schüttelte den Kopf, meinte, dass nichts auf Dauer langweiliger wäre [...]"
- "Und wo nichts wichtig ist, da können Geschichten es sein."

Der Spott ist dem entgegengesetzt: Sie springt immerhin leichtfüßig über die Ufersteine.
Der Spott ist immer nah:
- "Sie wandte sich zu ihm, ihre Augen wanderten von fern zu nah, betrachteten ihn mit leichtem Spott"
- "und wandte sich, mit schwindendem Spottlächeln, wieder zum Westufer."
Der Spott ist mit dem Lächeln verwandt, wie Trauer und Langeweile es sind: Sie sind das Gegenmotiv dazu und wirken nicht zuletzt fehl am Platz, weil sie keinesfalls gänzlich ehrlich erscheinen sollen. Nicht vollkommen falsch, aber auch nicht wirklich richtig.

Was das Kriegsmotiv betrifft: Ich weiß selbst nicht, ob ich es hier nicht rauslassen sollte. In meinen Augen besteht gar keine Idylle, die Mitleidsfrage wurde nicht gestellt und die Traurigkeit überwiegt. Dafür bräuchte ich den Krieg hier nicht. Vielmehr ist der Abschnitt, in dem er erst erwähnt wird aber der Auftakt zu einem Leitfaden des Gesamttextes: Der moralischen hinweg-Entwicklung einer Sippe. In den drei Sätzen, in denen der Krieg zur Sprache kommt, versuche ich eigentlich dies: Sein eigenes Trauma, der Krieg, wird in dem Moment da er begreift, dass dieselbe Langeweile auch jene Dinge umschließt, die er für schön gehalten, so halb eben, überhöht.
Der Krieg wird ein Teil der Langeweile, er ist nicht mehr das herrschende Trauma: "die Welt grau auf grau sich erschaffen", der Kriegsmythos, ein Vernichtungskrieg, der später in der Erzählung zur Blüte kommt, wird hier schon relativiert, still vielleicht und ich weiß noch nicht wie es später wirken wird, wenn die Passage nicht mehr für sich steht der Ursprung eines Handlungsbogens ist, der in der Relativierung der Vernichtung selbst gipfelt.
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Gaukli
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Alter: 46
Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag30.03.2017 22:00

von Gaukli
Antworten mit Zitat

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

Was die inhaltlichen Anmerkungen betrifft:
Zur Traurigkeit - Der Sänger stellt die Frage nicht. Trotzdem wird es ein wenig erklärt: Die Begriffe Traurigkeit, Müdigkeit und sogar Langeweile gehören zu einem verwandtem Motiv. Alleine sie sagt diesbezüglich:
-"Sie wandte sich ihm zu und fragte lächelnd, was denn nicht langweilig sei."
- "Lachen, tanzen, singen. Aber sie schüttelte den Kopf, meinte, dass nichts auf Dauer langweiliger wäre [...]"
- "Und wo nichts wichtig ist, da können Geschichten es sein."


Ich sehe die Bezüge durchaus. Allerdings sind die Anmerkungen ziemlich kryptisch. Mir fällt einfach keine gute Erklärung dafür ein, warum jemand „Lachen, tanzen, singen“ als das auf Dauer Langweiligste ansehen könnte. Vermutlich geht es dir genau um dieses Überraschungsmoment, aber damit das für mich funktioniert, brauche ich ein wenig mehr Plausibilisierung. Ebenso verhält es sich mit der Anmerkung:
LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

Zu erzählen ist furchtbar, doch zu hören ist schön …

Die ist auch überraschend und lädt zum Nachdenken ein (was beides sehr gute Dinge sind). Aber eigentlich ist es natürlich großer Unsinn – und genau deswegen muss man in der Erzählung etwas tun, um es doch in etwas Sinnvolles zu verwandeln. Wenn der überraschende, Neugierde weckende Satz einfach so hingeworfen wird, dann verpufft der Effekt bei mir.

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

Der Spott ist dem entgegengesetzt: Sie springt immerhin leichtfüßig über die Ufersteine.
Der Spott ist immer nah:
- "Sie wandte sich zu ihm, ihre Augen wanderten von fern zu nah, betrachteten ihn mit leichtem Spott"
- "und wandte sich, mit schwindendem Spottlächeln, wieder zum Westufer."
Der Spott ist mit dem Lächeln verwandt, wie Trauer und Langeweile es sind: Sie sind das Gegenmotiv dazu und wirken nicht zuletzt fehl am Platz, weil sie keinesfalls gänzlich ehrlich erscheinen sollen. Nicht vollkommen falsch, aber auch nicht wirklich richtig.


Ok, diese Erklärung verstehe ich nicht ganz. Wenn du sagst, es erscheine tatsächlich fehl am Platz und sei nicht ganz richtig – welche Funktion erfüllt es dann? Wieso soll sie „keinesfalls ganz ehrlich“ erscheinen? Vielleicht ist das ja ein bewusst gesetztes Fragezeichen für den Fortgang. Hat mich allerdings, wie gesagt, eher etwas verwirrt. Und mein Gefühl ist auch, dass man das dann zumindest einmal direkter erzählen könnte, damit das nicht einfach als unsaubere Charakterisierung missverstanden werden kann (Also ohne jetzt deinen Stilvorstellungen nahe zu kommen und völlig ohne Bezug zu deiner Geschichte zum Beispiel so etwas: „Ihre traurigen Augen und ihr spöttisches Lächeln verwandelten ihr Gesicht in ein Geheimnis, das zu ergründen den Sänger um den Verstand bringen würde.“ Wenn ich so etwas sage, weiß der Leser, dass dieses „nicht ganz richtige“ Erscheinen noch wichtig werden wird …)

Übrigens erinnert mich das Mädchen an das Klischee vom melancholisch-arroganten, leichtfüßig-hübschen Elfen. Da du Klischees gerne umschiffen möchtest, ist das möglicherweise eine wichtige Rückmeldung. Keine Ahnung, ob ich damit alleine dastehe.

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

Was das Kriegsmotiv betrifft: …


Ich sehe, dass du ziemlich viel Konzeption im Hintergrund hast. Das verstehe ich jetzt gerade gar nicht alles. Deswegen nur noch eine Anmerkung, die etwas bereits Gesagtes noch einmal variiert: Einfach zu behaupten, der Krieg sei langweilig, reicht mir nicht aus. Bis ich diese krasse Aussage jemandem abkaufe, muss der mich schon auf eine längere Reise mitnehmen. Abermals erscheint mir der intendierte Effekt zu brachial gesetzt.

Sehr schön finde ich die Passage:
LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

Bis die eisige Kälte des Wassers nach seinem Herzen zu tasten begann …


Hier sind auf geschickte Weise körperliche und seelische Kälte miteinander verbunden.

Auch sehr schön ist das Abschlussbild:
LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

Sie zog die Beine an, legte ihre Arme darum, blicke aber dann auf seinen Mund und seinen Mund allein.


Ihre Sehnsucht nach einer Geschichte durch den Blick auf den Mund auszudrücken – mag ich sehr.
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LeviathanII
Geschlecht:männlichEselsohr
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Beiträge: 297



L
Beitrag31.03.2017 01:03

von LeviathanII
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Das mit dem Klischee war auf jeden Fall wichtig, denn ich habe es zu unreflektiert übernommen (jaja, nichts anderes ist ein Klischee Smile )

Ansonsten bin ich nun aber sogar etwas beruhigter, gerade weil mir nun die Schwächen dieses Auszuges klarer werden und weil die Passagen, die du ansprichst, die hier wirklich nicht zur Blüte kommen und kryptisch bleiben, bis zur Unverständlichkeit, im späterem Verlauf wieder aufgegriffen werden.
Wirklich Klick gemacht hat es bei mir bei deinem Satz bezüglich der hingeworfenen Sätze - Wenn ich ehrlich bin: Hätte ich als Fremder auf diesen Text geblickt, der weder selbst Reputation besitzt, noch sein Autor und hätte all die losen, halb-losen Stellen gelesen, die in diesem Auszug zu nichts zu führen scheinen, dann wäre der Verdacht sehr, sehr nahe gewesen, dass diese Sätze nur um ihrer selbst willen existieren. So wie die Dialoge in Filmen von M. Night Shyamalan - Schauder.
Dabei dient das ganze dritte Kapitel als Beweis dafür, dass nichts langweiliger sei, als lachen, tanzen, singen - Was bringt es aber dem Leser dieser ersten Zeilen? Dasselbe gilt für die Langweiligkeit des Krieges, was sich im Wandel der Ansichten im späterem Verlauf zum Begriffspaar des Kampfes (vom Krieg losgelöst) und der Erschöpfung wandelt.
Ich muss aber auf jeden Fall aufpassen, solche Texte zu schreiben ist auch für mich neu, keine Fäden zu früh zu verlieren, nichts sooo kryptisch zu belassen und enttäuschenderweise im Sande verlaufen zu lassen.

Leserfreundlich ist das alles aber noch nicht.
Nicht zuletzt dein Einwand, dein Vorschlag (ich überlege schon, wie und wo ich ihn einbauen könnte) zeigt das deutlich:
Se ist vollkommen verrätselt für den Anfang, der Sänger ist es halb, aber er folgt ihr noch auf jedes Wort und der Erzähler erzählt nicht gerade einladend...
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