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Ein Tag zu zweit allein


 
 
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bonvivant
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
B

Alter: 65
Beiträge: 22
Wohnort: Püttlingen


B
Beitrag24.05.2008 10:08
Ein Tag zu zweit allein
von bonvivant
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zuweilen gibt es Träume, die gehen in Erfüllung. Einem Blitzschlag gleich schlägt das Glück mitten in das Herz hinein, es funkt und sprüht und auf einmal ist das Leben nicht mehr so, wie es bis zu diesem Augenblick war.

Seit dem Tod meiner Frau habe ich mich verkrochen. Das Leben war nie einfach für uns gewesen, irgendwo drückte uns immer eine Last. Einmal waren es die Finanzen, dann wieder unsere beiden Kinder. Das Leben der meisten Paare mit Nachwuchs, Haus und Hund dürfte wohl in vielen Punkten ähnlich verlaufen. Das es läuft wie am Schnürchen und immer eitel Sonnenschein herrscht, glaube ich nicht.
Es gibt nicht umsonst den Spruch: Unter jedem Dach ein Ach!
Irgendwann sind die Kinder groß, um endlich auf zwei eigenen Füssen zu laufen. Einige unserer Bekannten haben diesen Weg nicht gepackt, sie haben sich getrennt.
Wir hingegen glaubten endlich unsere Freiheit zu haben. Ich hatte es endlich geschafft als Autor meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Meine Frau hatte Erfolg als Malerin und sie schien glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben.
Der Schein trug, nach einer ärztlichen Untersuchung stand fest, sie hatte Krebs in einem fortgeschrittenen Stadium. Es bestand keine Chance mehr auf  Gesundung.
An einem regnerischen Frühlingstag schloss sie die Augen für immer.
Die Beisetzung der Urne nahm ich eigentlich nicht wirklich wahr, es war für mich nicht fassbar.
In den nächsten Tagen und Wochen kapselte ich mich immer mehr von dem Leben vor meiner Tür ab. Einige Monate später lebte ich wie ein Eremit und zwei Jahre nach ihrem Tod war ich selbst ein lebender Toter.
Es gab keinen Ausweg mehr aus dieser Isolation die ich scheinbar um mich geschaffen hatte. In dieser Zeit arbeitete ich sozusagen Tag und Nacht. Ich schrieb in meiner Besessenheit zwei Bestseller und bekam es selber nicht einmal mit. Ich lehnte jegliche Öffentlichkeit ab, Interviews gab ich grundsätzlich keine mehr.
Wäre meine Tochter nicht gewesen, die mich mit Lebensmittel und Getränken versorgte, ich wäre wahrscheinlich an meinem Computer sitzend verstorben.
Claudia, hingegen sprach ständig auf mich ein. Ich solle doch endlich die Vergangenheit begraben.
Begraben? Wie begräbt man einen Menschen, der ständig noch anwesend ist?
Ja, meine Frau war ständig anwesend, im Atelier standen halbfertige Bilder herum und an unseren Wänden hingen überall ihre Werke, die noch nicht verkauft waren.
Jedes Bild hatte eine Geschichte und ich kannte sie. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre so ein Mensch, der eine Mülltonne holt und alles einfach entsorgt.
Kann ein Künstler einfach so Kunst entsorgen?
Ich, nicht!
So schleppte ich mich durch unser Haus und mit jedem neuen Tag wurden meine Schritte schwerer.
Irgendwann, ich weiß beim besten Willen nicht wann es genau war, beschloss ich mich nicht mehr von meinem Bett zu erheben. Ich aß nicht mehr und ich trank nicht mehr.
Tja und dann platzte Claudia wohl endgültig der Kragen, sie fragte mich nicht. Sie besorgte mir einen Platz in einer Privatklinik.
Dreimal darf geraten werden, welcher Typ Klinik dies war.
Genau! Eine vornehme und ebenso  teuere Unterbringung für Durchgeknallte mit entsprechendem Vermögen.
Ich war schneller wieder auf den Beinen, als meine liebe Verwandtschaft glaubte. Meine Entlassung führte ich in einem Gespräch mit dem Chefarzt schnell herbei.
Meine Frau und ich hatten, noch kurz vor dem Ausbruch ihrer Krankheit einen Teil unseres Geldes, übrigens legal, in der Schweiz angelegt. Wir hatten nicht nur ein Bankkonto, sondern auch ein kleines Haus in den Bergen erworben.
Aus einem unerklärlichen Grund hatten wir diese Tatsache zu unserem persönlichen Geheimnis gemacht.

Ich packte zu Hause meine Koffer und reichte meiner verduzten Tochter zum Abschied die Hand.
„Pass auf das Haus auf, ich mache jetzt erst einmal einen langen Urlaub.“
„Urlaub? Du, machst Urlaub!“
„Claudia, mache dir wegen mir keine Sorgen, ich finde mich schon zurecht.“
„Papa, du bist doch unfähig allein zu sein. Du kommst in der Welt nicht mehr klar.“

Ich hörte ihr nicht mehr zu und warf meine Sachen in den Kofferraum meines Mercedes und fuhr los in die Schweiz.
Jeder Kilometer Autobahn machte mich ein Stück freier, ich bekam wieder richtig Luft und fühlte mich so wohl wie schon lange nicht mehr in meinem Leben.
Ich hatte nicht einmal mehr Gewissensbisse, weder wegen meiner Tochter noch wegen meiner verstorbenen Frau.
Ich denke im nachhinein, auf dieser Fahrt habe ich sie endgültig begraben und losgelassen.
Jawohl, losgelassen, ich war es, der sie versuchte immer noch festzuhalten.
Abschied nehmen will gelernt sein und dazu gehört vor allem die Bereitschaft schnell loslassen zu können. Gestern ist nun einmal vorbei, es zählt das Heute und was die Zukunft bringt.
In der Schweiz hatte ich in den nächsten Wochen viel zu tun. Das Haus war leer.
Eigentlich normal, in ein Haus gehörten nun einmal Möbel. Ein Haus in den Bergen zu möblieren, bedeutet weite Wege fahren.
Das störte mich keineswegs, verbrachte ich die Zeit doch aus meiner Sicht sehr sinnvoll.
Ich machte mein Haus wohnlich und ich füllte die Vorratskammern. Das könnte durchaus mit dem Leben eines Eichhörnchens verglichen werden, welches beizeiten seinen Wintervorrat anlegt.
Wollte ich in den Bergen überwintern?
Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es war sogar möglich ich würde ganz in den Bergen bleiben.
Im Grunde war ich ein Eroberer, ein verwegener Abenteurer.
Das ich auch ein Greenhorn war, bekam ich wenige Tage später auf höchst unangenehme Weise zu spüren. Trotzdem hatte ich mehr Glück als Verstand.
In den Bergen war nun einmal nicht immer Sonnenschein, jeder wusste so etwas, nur ich in meinem Leichtsinn nicht.
Am Samstagmorgen schien noch die Sonne und ich war mit dem Wagen in das Tal gefahren um mich mit einigen frischen Lebensmitteln für das bevorstehende Wochenende  einzudecken. Beim Bäcker kaufte ich Brot und einen Streuselkuchen, beim Metzger ein paar Steaks.
Auf dem Parkplatz spürte ich die ersten Regentropfen im Nacken. Natürlich habe ich mir dabei wenig gedacht.
Die Strasse hinauf zum Berg endete irgendwann und dann ging es auf einem besseren Feldweg weiter. Linkerhand lag die Hangseite hinab und rechts führte es nach oben.
Ein Graben verlief entlang des Weges, er sollte wohl das Regenwasser auffangen.
Der Regen hatte deutlich zugelegt und die Scheibenwischer packten kaum das Wasser beiseite zu schieben.
Für die Bergwelt war mein Mercedes nicht geschaffen, ich würde hier einen Allradantrieb benötigen.
Während ich bereits die Anschaffung überlegte, regelte sich die Entscheidung von selbst. Mein schöner, alter Benz landete im Graben.
Ich hatte eine Kurve zu schnell angefahren und dann war der Wagen einfach ausgebrochen und mit dem Hinterteil im Graben gelandet.
Glücklicherweise stand der Wagen auf der rechten Seite im Graben und war nicht nach links ausgebrochen, Richtung talwärts.
Im strömenden Regen stand ich hinter meinem Wagen, um mir die Situation anzuschauen. Ohne fremde Hilfe war hier nichts mehr zu machen.
Verärgert stellte ich fest, nicht einmal einen Regenschirm hatte ich im Fahrzeug.
Oben am Berg sah ich ein Haus und dort gab es sicher ein Telefon und Hilfe. Telefon?
Ja, ich hatte ein Handy, leider mit einem leeren  Akku und somit der Gebrauch als Kommunikationsmittel nicht mehr möglich.
Ich quälte mich den Berg hinauf. Mehrfach kam ich dank meiner Ledersohlen zu Fall.
Eine Unterscheidung zum Schwein war wahrscheinlich nur noch durch den aufrechten Gang möglich.
Zumindest muss die Frau so gedacht haben, die mich oben am Haus in Empfang nahm.
Es verwunderte nicht sehr, sie konnte ein Lachen  bei meinem Anblick nicht vermeiden.
Ich hingegen verzieh ihr schlagartig. Ihre Augen strahlten, ihre Gesichtszüge waren die einer reifen Frau. Überhaupt gefiel mir diese Frau auf den ersten Blick.
Natürlich lebte sie nicht allein, sie war sicher verheiratet.
Deshalb ließ ich mir auch keine persönlichen Gefühle anmerken, zudem mein Aussehen war mir schon peinlich.
Sie hingegen betrachtete mich ungeniert.
„Wollen Sie hier Wurzeln schlagen unter der Türschwelle?“
„Nein! Ich meine nur.“
„Jetzt kommen sie erst einmal in die gute Stube, dann werden wir schon weitersehen.“
Ich zog meine Schuhe aus und folgte ihr auf Strümpfen, während sie gleich einem Engel voranschwebte.
Mag sein, ich betrachtete zum ersten Mal nach langer Zeit wieder eine Frau mit den Augen eines Mannes.
Für sie war ich wohl eher ein dämlicher Tourist.
In ihrer guten Stube brannte der Kaminofen.
„Wieso haben sie schon den Ofen an?“
„Warum nicht? Die Nächte können um diese Jahreszeit bereits kalt werden.“
Dazu fiel mir ein.
„Ich habe noch gar nicht mit Brennholz vorgesorgt.“
„Haben Sie eine Hütte hier oben in den Bergen?“
„Ja! Nicht weit von der Ihrigen. Ich habe dieses Haus jetzt zum ersten Mal entdeckt.“
„Wollen Sie nicht endlich ihre Sachen ausziehen?“
„Meine Sachen!“
„Sie holen sich eine Lungenentzündung in den nassen Kleidern. Also, runter damit.“
„Ich kann mich doch nicht ausziehen! Meinen Sie, etwa ganz, also wirklich alles?“
„Ja, was denken Sie sich eigentlich. Natürlich alles! Ich werde ihnen frische Sachen geben von meinem verstorbenen Vater.“
Sie handelte vollkommen richtig, ich wusste auch, so konnte ich nicht herumlaufen.
Ich war gerade damit beschäftigt mich meiner Kleidung zu entledigen, da flog durch die Tür trockene Kleidung herein.
Nackt wie Gott mich erschaffen hatte, stand ich vor dem Kachelofen und mir wurde warm.
Die Kleidung gefiel mir hingegen weniger. Die Unterwäsche war etwas zu eng, die Strümpfe ellenlang. Die Gemeinheit aber war, eine zu kurzgeratene Oberbekleidung.
Die Hemdärmel waren zu kurz, die Knöpfe mussten geöffnet bleiben, damit das Hemd überhaupt anzuziehen war. Die Katastrophe war die Hose, der Ausdruck Hochwasser, war an der Stelle eine niedliche Umschreibung der Tatsachen. Der liebe Gott hatte wohl ein Einsehen mit mir, wenigstens der Gürtel war groß genug um die Hose bequem, zugegeben den Reißverschluss des Hosenschlitzes halb offen, oben zu halten.
Wie sah ich wohl aus, leider gab es keinen Spiegel in dem Raum, ich wäre sicher vor Scham durch die Holzdielen versunken.
Dieses sah die Frau ganz anders. Sie lächelte mich, unter dem Türrahmen stehend, freundlich und zuvorkommend an.
Ich spürte richtig wie sich eine gewisse Röte auf mein Gesicht legte.
Viel schwerer wog für mich die Erkenntnis, ich fühlte mich von dieser Frau magisch angezogen.
Wie konnte so etwas sein? Was passierte mit mir?
„Sie sehen jetzt aus wie ein lustiges Männlein.“
Ich nickte, selber wissend, wie komisch ich aussah.
„Ich kann nach Hause gehen und mich umziehen.“
Sie hob den Zeigefinger zum Tadel an.
„Oh nein! Sie bleiben schön hier. Es gießt in Strömen und es wird wohl auch nicht besser werden an diesem heutigen Samstag. Wir werden wohl das Beste aus unserer Situation machen müssen.“
Ich schluckte, ein Tag zu zweit allein, wie würden diese Stunden wohl verlaufen.
„Ich habe in meinem Wagen Brot, Streuselkuchen und Steaks. Im Kofferraum muss noch eine Kiste Rotwein liegen. Ich könnte... .“
„Sie können gar nichts, sie bleiben hier. Ich stelle fest, ein Steak ist verlockend, ich habe hier oben noch nie ein Steak gegessen. Ich kann mit Kuhmilch und Käse aufwarten. Gut!
Ich gehe an den Wagen und bringe die Sachen hoch.“
Ich schaute sie verlegen an.
„Sie werden auch noch naß!“
„Im Gegensatz zu ihnen bin ich ein Kind der Berge. Hier droben gibt es kein schlechtes Wetter, allenfalls schlechte Kleidung und Menschen die hier nicht her gehören. So einer wie Sie!“
„Danke für die Blumen.“
„Das meine ich mit vollem Ernst! Sie latschen hier rum wie in der Großstadt. Kein passendes Schuhwerk und keine passende Kleidung. Nicht einmal einen Regenschirm hat der Herr von Welt dabei. Ich will auch nicht wissen mit welchem untauglichen Fahrzeug sie unterwegs sind, wahrscheinlich haben sie auch noch abgefahrene Reifen.“
Sie drehte sich um und verließ den Raum und das Haus.
Ich wurde das Gefühl nicht los, diese Frau sollte vielleicht mein Schicksal sein. Die Wende hin zu einem neuen Leben.
Obschon in meinem Gehirn, dort mehrten sich die offenen Fragen.
Ich ging zum Fenster und blickte der Person nach. Sie war auf jeden Fall für dieses Wetter gekleidet, keine Frage.
Keine Sekunde ließ ich sie aus den Augen, sah ihr zu, wie sie sich mit dem Proviant aus meinem Wagen geschickt den Berg hinauf bewegte. Im Gegensatz zu meinem Aufstieg als Großstadtdepp, machte sie ihre Sache mit Stil.
Ich war von ihr angetan und sie erschien mir vor meinem innerlichen Auge als gute Fee, als Prinzessin aus einem wunderschönen Traumland.
Träumen am helllichten Tag?
Mein Ausflug in das Land der Träume endete jäh. Eine zarte Frauenhand berührte meine Stirn und rief mich zurück auf den Dielenboden.
Ich sah in ihre Augen und am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen, ihr einen Kuss gegeben.
Stattdessen pure Ernüchterung.
„Sie haben auf meine Worte nicht reagiert, ich musste  fühlen ob sie Fieber haben.“
Aus ihrem Gesicht empfing mich bei diesen Worten, das schönste Strahlen auf Erden und ich hob bereits ab zu einem neuen Flug auf Wolke sieben.
„Sie sollten hier unten bleiben, sonst stoßen sie sich noch den Kopf an. Sind sie ein Träumer?“
„Nein, ich bin ein Autor.“
„Wie heißen Sie?“
„Sie werden mich sicher nicht kennen. Ich heiße Wolfgang Bellinghausen.“
„Mein Gott, sie sind der Bellinghausen, der die Geschichte von seiner todkranken Frau geschrieben hat?“
„Woher wissen sie von meiner Frau?“
„Ja leben sie den hinter dem Mond, das ist doch ein Bestseller. Das Buch wird doch gerade verfilmt.“
„Das Buch muss ich wohl in einem anderen Leben geschrieben habe. Ich versuche gerade meinen Lebensweg neu auszurichten.“
„Sie sollen angeblich ein komischer Kauz sein, schreiben zumindest die Zeitungen.“
„Haben Sie auch einen Namen?“
„Lenken Sie, immer vom Thema ab. Ich bin die Heidelinde
Wachsneer, die Tochter vom alten Herbert Wachsneer. Der Herr habe ihn selig.“
„Darf ich sie Heidelinde nennen?“
„Sie dürfen mich Heidi rufen, wenn ich sie im Gegenzug Wolfgang nennen darf.“
„Selbstverständlich, ich bin froh wieder meinen Vornamen zu hören.“
„Das hört sich aus deinem Mund merkwürdig an. Deine Frau ist doch gestorben und nicht du.“
„Heidi, ich war ein lebender Toter, gefangen in einem Meer der Vergangenheit. Erschlagen jeden Tritt und Augenblick in meinem Haus, ständig und überall, von der Gegenwart meiner toten Frau. Ich war nicht fähig loszulassen.“
Heidi sah ihn erstaunt an.
„Glaubst du wirklich du bist frei? Frei, für eine neue Beziehung.“
„Ja! Ich bin endlich frei, mein Leben gehört wieder mir.“
„Wie steht es mit dir, Heidi?“
„Mit mir? Ich lebe schon lange in der Einsamkeit. Meine Mutter ist früh gestorben, für ein Mädel in den Bergen, gibt es nichts schlechteres. Du musst von einem Tag auf den  anderen, erwachsen werden. Diese Bürde drückt ganz schön, du wirst als vollwertige Kraft angesehen, obwohl du noch ein Kind bist. Mein Vater hat mich machen lassen. Nachdem Tod der Mutter war ihm sowieso alles egal. Ich war die treibende Kraft, sonst wäre unser Hof unten im Tal und das hier droben, längst unter dem Hammer gelandet.“
„Wenn du unten einen Hof hast, warum lebst du hier oben?“
„Ich habe alles verkauft im Tal, ich habe richtig viel Geld dafür bekommen. Ich habe keine Geldsorgen und genieße endlich das Leben so gut es geht.“
„Wie steht es mit den Männern?“
„Ah geh! Männer! Weißt du, wie sie mitgekriegt haben, dass ich eine vermögende Frau bin, haben sie mir die Tür eingerannt. Die jungen wie die alten Deppen, als wenn ich zu blöde wäre, zu wissen was sie wirklich von mir wollten. Ich hätte schon gern eine Beziehung, nur der Mann müsste mich auch wirklich wollen und nicht das Geld.“
Ich saß am Küchentisch und hörte ihr zu, alle ihre Worte waren für mich wie ein Segen.
Wir aßen zusammen am Tisch und tranken von dem guten Rotwein.
Ich war immer der Meinung vertrauen wächst nur langsam, an jenem Samstag war ich mir da nicht mehr so sicher.
Jede Minute und jeder Blick führte uns einander näher. Zum ersten Mal hatte ich wieder das Gefühl einen Menschen getroffen zu haben, mit dem ich eins sein könnte.
In meinen Gedanken, in meiner Liebe und sogar in der Umarmung.
Am späten Nachmittag waren wir wohl beide soweit, wir küssten uns ungeniert. Ich spürte in mir das große Glück und diese unbeschreiblich schöne Leichtigkeit  der Verliebtheit.
Ich begann also doch wieder den Weg in ein normales Leben zu finden.
Zu später Stunde saßen wir am Kachelofen und scherzten miteinander. Unsere Hände berührten sich rein zufällig und wir ließen gegenseitig erste Liebkosungen zu. Streichelten uns gegenseitig, rochen die Haut des Anderen und inhalierten den Duft wie ein edles Parfüm.
Viel später spielte ich mit ihren langen Haaren und wir küssten uns stürmisch und innig.
Wir spürten nicht wie die Zeit verging, für uns war sie einfach stehen geblieben. Wir bewegten uns irgendwo zwischen Nacht und Tag.
Im ersten zarte Lichtschein des kommenden Sonntagmorgens stand Heidi am Fenster und blickte hinab in das ferne Tal. Leise sagte sie verträumt.
„Ein Tag zu zweit allein.“
Das war als hätte sie mich wachgeküsst. In meinen Gedanken formten sich die Worte zu Sätzen, um gleich wieder eingestampft zu werden.
Wie sollte ich meine Liebe gestehen, den Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft?
Vielleicht ergriff sie, wie das Wild, die Flucht.
Heidi hauchte hingegen die Worte erneut in den heranbrechenden Tag hinein.
„Ein Tag zu zweit allein.“
Ich vergaß alle meine Bedenken und Ängste und stand auf.
Meine Beine trugen mich zu ihr an das Fenster und ich nahm sie zärtlich in den Arm. Unsere Lippen trafen sich zu einem endlos langen Kuss.
Dann erst fand ich die passenden Worte.
„Mein Schatz, wenn du willst: Ein Tag zu zweit allein. Das kannst du von mir immer haben.“
Sie legte ihren Finger auf meine Lippen.
„Mache nicht alles kaputt, du Stadtmensch. Wetten du hast mich am Nachmittag schon wieder vergessen.“
„Nein! Ich bleibe hier bei dir und zwar für immer. Wir lassen es langsam angehen, ich wohne in meiner Hütte und wir sehen uns jeden Tag.“
Auf Heidis Gesicht lag ein zartes Lachen, fast amüsiert meinte sie zu diesem Vorschlag.
„So habe ich mir das nicht gedacht. Wenn ich einen Mann abkriege, dann richtig oder gar nicht. Halbe Sachen sind verlorene Sachen. Am Ende will ich noch bemerken: Ein Tag zu zweit allein, sieht für mich eben nach Zweisamkeit aus. Allein war ich lange genug in meinem Leben.“
Was sollte ich dazu entgegen, sie sprach doch eigentlich die selbe Sprache wie ich.
Wir haben keine halben Sachen gemacht, bei uns hat es so richtig gefunkt und geglüht. Wir haben uns verwandelt in verliebte Teenager, trotz oder gerade wegen unseres Alters.
Ich lebe endlich wieder. Jeden Tag den ich an der Seite dieser Frau erwache, wird mir bewusst welch großes Geschenk die Liebe eines Menschen ist. Es ist schön zu zweit allein zu sein, jeden Tag auf ein Neues.


© Bernard Bonvivant, Mai 2008
    Autor des Romans  « Das Chaos »



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Maria
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Beitrag01.06.2008 14:46

von Maria
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Servus Bonvivant,

ein völlig jungfräulicher Text. Ist wohl für viele zu lang gewesen.
Und auch ich muss gestehen, dass ich es nicht bis zum Ende geschafft hab. Sorry.

Ich komm beim besten Willen nicht in das Leben des Herrn Bellinghausen.
Sprachlich ist der Text einwandfrei, Du verkomplizierst nichts. Es liest sich für mich allerdings recht monoton, fast gefühlsfrei. Dabei gäbe das Thema eine Menge her. Herr B. leidet schreckliche Qualen, aber das beschreibst Du eben nur an der Oberfläche, zeigst es nicht.
 
Auch beim Treffen auf Heidelinde kommt mir seine Annahme, es sei eine Schicksalsfügung zu sachlich rüber. Liest sich wie: ah eine Frau die mit mir spricht, sich stilvoll bewegt - die nehm ich^^
Nicht dass Du hier kitschige Klischees bemühen solltest, ich nenn nur mal Beispiele: macht sein Bauch vielleicht mal was, sein Schoß, sein Herz? Dieses Gefühl des "der ists" ist mir schon bekannt, aber ich weiß eben nicht, worauf er diese plötzliche Anziehungskraft bei Heidi begründet. Weil er ausgehungert ist, lange einsam war oder ist sie DIE Person. Eine sinnliche Herangehensweise wäre überflüssig, wenn z.B. klar wäre, dass er sich einfach nur aufgrund seines langen Eremitendaseins in die nächste Wärme purzelt. Aber auch das sehe ich nicht. Schwierig.

Wie gesagt, mir gibt der Text leider nicht viel. Tut mir leid. Bin eben so ein Frickelfrollein...
Aber - hab ich ja schon erwähnt. Du führst den Stift sicher und schön klar. Ich finde eben nur die Gefühlsebene nicht. Vielleicht nicht Dein Anliegen, dann bin ich eben nicht die Zielgruppe  Very Happy

Nix für ungut
VG, Maria


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stormcloud
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Beitrag01.06.2008 17:44

von stormcloud
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Hallo,

vom Textfluss einwandfrei und stilistisch recht ausgefeilt. Daran gibt es nichts zu beanstanden...

Aber es ist leider sehr steril geschildert.

Bis auf den Tod der Frau, der in ähnlicher Art tausendfach jeden Tag geschieht, ist mir alles einfach zu perfekt:

Bestseller, die sogar verfilmt werden, Mercedes, Haus in den Schweizer Bergen, offenbar endlose Freizeit und finanzielle Unabhängigkeit, die erste bewusste Begegnung mit einer Frau führt zu Liebkosungen und Küssen...

Die Lebensumstände sind einfach zu schön, wenn man mal von der langen Trauerphase absieht... Rolling Eyes

Schöne Welt der (Erfolg-) Reichen...
(Glaube nicht, dass sich z.B. allein erziehende Leserinnen oder Hartz IV-Empfänger davon irgendwie beeindruckt zeigen).

Es fehlen einfach die Emotionen:
Da kam weder Sympathie noch Mitgefühl auf und der Text hat mich trotz der tragischen oder erotischen Ereignisse nicht berührt.

Eine gut formulierte Aneinanderreihung von Begebenheiten!
Wo sind die "Ecken und Kanten" des Protagonisten?

Du / Er handelt die Notwendigkeiten wie eine Checkliste ab - Abschied? Gelernt! Gestern? Vorbei!
Haus unmöbliert? Möbel kaufen!

Sorry, der Text hat mir überhaupt nicht gefallen  Embarassed

Und das ist eigentlich sehr schade, denn dein routinierter Umgang mit Worten ist hervorragend, wenn ich vom Inhalt absehe.
Du kannst gewiss hervorragende Kapitel schreiben, wenn es dir gelingt, etwas "Feuer" in diese Geschichte zu bringen... Wink

Tut mir leid, dass ich deine Erzählung so hart kritisiere - aber ich denke, du möchtest hier ehrliche Antworten lesen... Rolling Eyes  Wink




Viele Grüße von Josef
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Merlinor
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Beitrag01.06.2008 18:52

von Merlinor
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Hallo bonvivant

Ich muss meinen Vorrednern leider zustimmen: „Die wahre Liebe im Schnelldurchgang.“
Mehr ist das bedauerlicherweise nicht.
Da fehlt jede Spannung und Dramatik.

Schade. Denn sprachlich sollte es Dir leicht fallen, das besser zu machen.
Schreiben kannst Du ja ...

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor
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Nachthimmel
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Beitrag01.06.2008 18:59

von Nachthimmel
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Hallo,
auch ich habe es nicht geschafft, die Geschichte zu Ende zu lesen. Ich denke, es liegt daran, dass du zu viel erzählst, und nicht genug zeigst (Show, don't tell).
Nehmen wir als Beispiel diesen Satz:
"Das Leben war nie einfach für uns gewesen, irgendwo drückte uns immer eine Last."
Dies ist eine reine Erzählung. Du sagst uns einen Umstand deines Lebens, aber du zeigst uns damit nichts. Diese Art Sätze sind gut, wenn sie nur zwischendurch vorkommen, nicht aber, wenn ein Satz nach dem anderen auf diese Weise so aufgebaut ist. Der Leser wird nicht zum "Ich" des Protagonisten, sondern nichts weiter, als sein Zuhörer. Bis zu den Dialogen liest sich alles, wie ein Tagebucheintrag von jemand, der gleich zu Beginn sein Herz ausschüttet. Aber wie kann der Leser mit dem Protagonisten mitfühlen, wenn er noch nicht einmal die Zeit dazu bekam, ihn kennenzulernen? Das ist so, also würdest du in ein Café gehen, dich hinsetzen, einen Kaffee bestellen, und plötzlich setzt sich da einer zu dir, den du noch nie zuvor gesehen hast, und fängt an, dir über das Leid seines Lebens zu berichten! Mal ehrlich, er würde dir schon irgendwie leid tun, aber richtig Nahe gehen würde er dir sicherlich nicht. Lass uns den Mann kennenlernen, mit lebendigen Sätzen, die Taten zeigen, nicht nur vergangene Gefühle erzählen.
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Olifant
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Beiträge: 417
Wohnort: München


Beitrag02.06.2008 17:09

von Olifant
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Hallo bonvivant,

zunächst einmal wieder mein Standardtipp: bitte nicht gar so viel Text auf einen Schwung einstellen. Der Effekt ist in der Regel, dass der Text weniger oft bis zum Ende gelesen wird und dass die Kritiken oft nur pauschal erfolgen, ohne ins Detail zu gehen.
Oder aber, wie Du gleich sehen wirst, wird die Kritik saumäßig lang und macht unheimlich Mühe.

Das Resümee gleich mal vorneweg:
Die Einleitung ist von der Ausführlichkeit und Länge fast ein wenig zu kurz. Dadurch wird der Text fast zu einer Art Tagebucheintrag, der viel Leben beschreibt, aber wenig Leben enthält. Auch für den Fall, dass der Text autobiographisch ist, muss der Berichtstil nicht zwanghaft beibehalten werden. Ein bisschen mehr Spannung, Gefühl und Lebendigkeit hätte dem Text nicht geschadet.
Dafür aber ist der Schlussteil zu langatmig. Die Liebesromanze muss nicht vom ersten Kuss bis zum letzten beschrieben werden. Die Dialoge sind in diesem Teil auch ein bisschen zu inhaltsarm. Ein Dialog ist nur dann angebracht, wenn er die Handlung unterstützt oder weiter bringt. Das ist hier nur mit Einschränkung der Fall.
Auch der Schluss hätte einen Schuss mehr Gefühl und weniger Beschreibung vertragen.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Du bist ein anderer aus diesem Forum. Denn Dein Schreibstil ist dem seinen sehr ähnlich. (Das nur am Rande).

Sprachlich finde ich den Text nicht ganz so sicher verfasst, wie es meine Vorkritiker geschrieben haben, aber schlecht finde ich Dein Handwerk dennoch nicht.
Ein paar Deiner Formulierungen hören sich recht konstruiert an. Manchmal kommt es mir so vor, als hättest Du den Text nicht ein einziges Mal laut gelesen. Wenn Du das tust, werden Dir selbst etliche Sätze auffallen, die sich im Ohr des Lesers z.T. antiquiert, holprig oder nur schwer verständlich anhören. Man kann zwar auch so grammatisch korrekt schreiben, aber lesen kann man es nur sehr schwer.
An anderen Stellen ist der Satzbau schlicht und ergreifend verkehrt.

Etliche Komma- und Rechtschreibfehler habe ich ausgelassen, weil es ja dafür einen Lektor gibt. Wenn Du schon ein Buch beim Verlag hast, wirst Du ja hoffentlich einen haben.



bonvivant hat Folgendes geschrieben:
Das Leben war nie einfach für uns gewesen (Das Wort ist meines Erachtens überflüssig. Belässt Du es, muss der nächste Satz folgerichtig ebenfalls im Plusquamperfekt stehen.) , irgendwo drückte uns immer eine Last


Dass es läuft wie am Schnürchen und immer eitel Sonnenschein herrscht, glaube ich nicht.


Irgendwann sind die Kinder groß, um endlich auf zwei eigenen Füssen zu laufen. Einige unserer Bekannten haben diesen Weg nicht gepackt, sie haben sich getrennt. (Der Zusammenhang zwischen den Kindern, die auf eigenen Beinen stehen und der Trennung anderer bekannter ist nicht korrekt. Du nimmst Bezug auf einen „Weg“, den Du aber vorher gar nicht definiert hast.)

Ich hatte es endlich geschafft als Autor meinen Lebensunterhalt zu bestreiten zu können. (Ganz allgemein: “zu können, zu müssen, zu sollen, zu versuchen“ oder ähnliche Satzkonstruktionen sind eher zu vermeiden, weil überflüssig.)


Der Schein trug trog, nach einer ärztlichen Untersuchung stand fest, sie hatte Krebs in einem fortgeschrittenen Stadium. Es bestand keine Chance mehr auf  Gesundung Genesung.


Es gab Ich sah keinen Ausweg mehr aus dieser Isolation, die ich scheinbar (Die Isolation scheint ja echt zu sein. Scheinbar hieße, dass es nur so aussieht, als wäre es eine Isolation.) um mich geschaffen hatte.


Ich lehnte jegliche Öffentlichkeit ab (Die Formulierung gefällt mir nicht. Öffentlichkeit ist ein Zustand, der vorhanden ist, oder eben nicht. Besser wäre: Ich vermied es komplett, mich in der Öffentlichkeit zu zeigen), Interviews gab ich grundsätzlich keine mehr.
Wäre meine Tochter nicht gewesen, die mich mit Lebensmitteln und Getränken versorgte, ich wäre wahrscheinlich an meinem Computer sitzend verstorben.
Claudia, hingegen sprach redete ständig auf mich ein. Ich solle doch endlich die Vergangenheit begraben.


Ich packte zu Hause meine Koffer und reichte meiner verduzten verdutzten Tochter zum Abschied die Hand.


Jawohl, losgelassen, ich war es, der sie versuchte immer noch festzuhalten immer noch festhielt. (Siehe oben!)


Abschied nehmen will gelernt sein und dazu gehört vor allem die Bereitschaft schnell loslassen zu können. loszulassen. (Siehe oben!)


Ein Haus in den Bergen zu möblieren, bedeutet, weite Wege zu fahren.


Es war sogar möglich ich würde ganz in den Bergen bleiben. (Satzbau nicht ganz einwandfrei. Das kannst Du selbst besser.)


Linkerhand lag die Hangseite hinab und rechts führte es nach oben. (Das ist schon wieder eine seltsame Satzkonstruktion, die sich holprig liest. Vorschlag: Linker Hand ging es den Hang hinab, auf der rechten Seite stieg eine Felswand/der Hang/eine Abbruchkante steil nach oben.)


Der Regen hatte deutlich zugelegt und die Scheibenwischer packten vermochten kaum das Wasser beiseite zu schieben.


Mein schöner, alter Benz landete im Graben.
Ich hatte eine Kurve zu schnell angefahren und dann war der Wagen einfach ausgebrochen und mit dem Hinterteil im Graben gelandet.
Glücklicherweise stand der Wagen auf der rechten Seite im Graben und war nicht nach links ausgebrochen, Richtung talwärts. (Diese Passage lädt eigentlich dazu ein, ein wenig spannender geschrieben zu werden. So wie es geschrieben ist hat man das komische Gefühl, dass der Unfall, der leicht ganz anders hätte ausgehen können, den Ich-Erzähler völlig kalt lässt.)


Verärgert stellte ich fest, dass ich nicht einmal einen Regenschirm hatte ich im Fahrzeug hatte.


Oben am Berg sah ich ein Haus und dort gab es sicher ein Telefon und Hilfe. Telefon?
Ja, ich hatte ein Handy, leider mit einem leeren  Akku und somit der Gebrauch als Kommunikationsmittel nicht mehr möglich.
Ich quälte mich den Berg hinauf. Mehrfach kam ich dank meiner Ledersohlen zu Fall.
Eine Unterscheidung zum Schwein war wahrscheinlich nur noch durch den aufrechten Gang möglich. (Bei dieser Stelle hatte ich plötzlich das Gefühl, Du möchtest eine komische Komponente einbringen. Da Du das vorher nie getan hast und da sich der Schreibstil an dieser Stelle auf eine etwas seltsame Weise ändert, hält sich die Wirkung beim Leser sehr in Grenzen. Das empfinde vielleicht aber nur ich so.)


Es verwunderte nicht sehr, sie konnte ein Lachen  bei meinem Anblick nicht vermeiden. (Anscheinend vermeidest Du gerne Nebensätze mit „dass“. Allerdings lesen sich die Sätze dann nicht sehr flüssig, weil das Bindeglied zwischen Haupt- und Nebensatz fehlt.)


…. ihre Gesichtszüge waren die einer reifen Frau. Überhaupt gefiel mir diese Frau auf den ersten Blick. (Zwei Mal „Frau“ in zu kurzem Abstand. Im zweiten Satz reicht ein „sie“. Und weil es dann zu viele „sie“ in Folge werden, sollte auch der nächste Satz noch geändert werden.)


Natürlich lebte sie nicht allein, sie und war sicher verheiratet.
Deshalb ließ ich mir auch keine persönlichen Gefühle anmerken, zudem mein Aussehen war mir schon peinlich. (Falscher Satzbau. Besser: „zudem mir mein Aussehen schon peinlich war.“)


Sie hingegen betrachtete mich ungeniert. (“Hingegen“ würde voraussetzen, dass er sie nicht ungeniert betrachtet hat. Hat er aber.)


„Wollen Sie hier Wurzeln schlagen unter der Türschwelle?“
„Nein! Ich meine nur.“ (Was meint er nur? Verstehe ich nicht.)


Ich zog meine Schuhe aus und folgte ihr auf Strümpfen, während sie gleich einem Engel einem Engel gleich voranschwebte.


Mag sein, ich betrachtete zum ersten Mal nach langer Zeit wieder eine Frau mit den Augen eines Mannes. (Hier wäre wieder ein „dass“ angebracht.)


Für sie war ich wohl eher ein dämlicher Tourist. (Besser fände ich: „Auf sie wirkte ich sicherlich wie ein Tourist, der sich in die Berge verirrt hatte.“ Denn das Wort „dämlich“ impliziert, dass die Frau eine gewisse Abneigung gegenüber dem Erzähler zeigt. Aber sie scheint doch im Grunde recht freundlich zu sein, oder?)


„Ich kann mich doch nicht ausziehen! Meinen Sie, etwa ganz, also wirklich alles?“
„Ja, was denken Sie sich eigentlich. denn? Natürlich alles!


Sie handelte vollkommen richtig, ich wusste auch, so konnte ich nicht herumlaufen. (Hier fehlt schon wieder ein Bindeglied zwischen Haupt- und Nebensatz. Falls noch weitere Fälle kommen sollten, werde ich sie ab jetzt nicht mehr kennzeichnen. Du wirst sie sicher beim Überarbeiten selbst bemerken.)


Die Katastrophe war die Hose, der Ausdruck Hochwasser, war an der Stelle eine niedliche Umschreibung der Tatsachen. Der liebe Gott hatte wohl ein Einsehen mit mir, wenigstens der Gürtel war groß genug um die Hose bequem, zugegeben den Reißverschluss des Hosenschlitzes halb offen, oben zu halten. (In diesem Absatz und auch danach wurden Sätze aus unerfindlichen Gründen nur mit Kommas getrennt. Das verursacht seltsame Satzkonstruktionen, wie das genannte Beispiel, und liest sich nicht gut. Außerdem scheint die Wortreihenfolge im ersten Satz irgendwie durcheinander geraten zu sein.)


Dieses Das sah die Frau ganz anders. Sie lächelte mich, unter dem Türrahmen stehend, freundlich und zuvorkommend an.


Sie hob den Zeigefinger zum Tadel an. (Hört sich ziemlich antiquiert an. Besser: Sie hob tadelnd den Zeigefinger.)


„Sie können gar nichts, sie bleiben hier. Ich stelle fest, ein Steak ist verlockend, ich habe hier oben noch nie ein Steak gegessen. Ich kann mit Kuhmilch und Käse aufwarten. Gut!
Ich gehe an den Wagen und bringe die Sachen hoch.“ (Kann es sein, dass Du hier ein paar Gänsefüßchen vergessen hast? Ist das ein Dialog, oder wird der Satz tatsächlich von nur einer Person so gesagt? Im zweiten Fall würde ich ihn nicht verstehen.)


„Im Gegensatz zu ihnen bin ich ein Kind der Berge. Hier droben gibt es kein schlechtes Wetter, allenfalls schlechte Kleidung und Menschen die hier nicht her gehören. So einer wie Sie!“
„Danke für die Blumen.“
„Das meine ich mit vollem Ernst! Sie latschen hier rum wie in der Großstadt. Kein passendes Schuhwerk und keine passende Kleidung. Nicht einmal einen Regenschirm hat der Herr von Welt dabei. Ich will auch nicht wissen mit welchem untauglichen Fahrzeug sie unterwegs sind, wahrscheinlich haben sie auch noch abgefahrene Reifen.“
Sie drehte sich um und verließ den Raum und das Haus.
Ich wurde das Gefühl nicht los, diese Frau sollte vielleicht mein Schicksal sein. Die Wende hin zu einem neuen Leben. (Die Schlussfolgerung des Ich-Erzählers ist an dieser Stelle nicht nachvollziehbar. Dazu ist der vorangegangene Wortwechsel viel zu lapidar.)


Obschon in meinem Gehirn, dort mehrten sich die offenen Fragen. (Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Formulierung nicht durchgeht. Obschon heißt soviel wie „obwohl“. Dazu gehört ein adäquater Nebensatz.)


Keine Sekunde ließ ich sie aus den Augen, sah ihr zu, wie sie sich mit dem Proviant aus meinem Wagen geschickt den Berg hinauf bewegte. Im Gegensatz zu meinem Aufstieg als Großstadtdepp, machte sie ihre Sache mit Stil.
Ich war von ihr angetan und sie erschien mir vor meinem innerlichen Auge als gute Fee, als Prinzessin aus einem wunderschönen Traumland.
Träumen am helllichten Tag?
Mein Ausflug in das Land der Träume endete jäh. Eine zarte Frauenhand berührte meine Stirn und rief mich zurück auf den Dielenboden. (Dass er überrascht wird ist irgendwie unlogisch, da Du schreibst, dass er sie keine Sekunde aus den Augen ließ.)


Ich bin die Heidelinde Wachsneer, die Tochter vom alten Herbert Wachsneer. (Wachsner würde sich ein wenig mehr nach Schweiz anhören. Das Doppel-e bei Familiennamen gehört mehr nach Norddeutschland.)


„Heidi, ich war ein lebender Toter, gefangen in einem Meer der Vergangenheit. Erschlagen jeden Tritt und Augenblick in meinem Haus, ständig und überall, von der Gegenwart meiner toten Frau. Ich war nicht fähig loszulassen.“ (In direkter Rede ist dieser Satzbau sogar für einen schrulligen Autor viel zu pompös. So spricht einfach niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat. Was hier noch fehlt, um die nachfolgende Frage von Heidi sinnvoll zu machen, ist eine Erklärung, dass der Erzähler sich aber jetzt wieder frei fühlt.)


Leise sagte sie verträumt. (Eines der beiden adjektive reicht.)


„So habe ich mir das nicht gedacht. Wenn ich einen Mann abkriege, dann richtig oder gar nicht. Halbe Sachen sind verlorene Sachen. Am Ende will ich noch bemerken: Ein Tag zu zweit allein, sieht für mich eben nach Zweisamkeit aus. Allein war ich lange genug in meinem Leben
Was sollte ich dazu entgegen, sie sprach doch eigentlich die selbe Sprache wie ich.

Wir haben keine halben Sachen gemacht, bei uns hat es so richtig gefunkt und geglüht. Wir haben uns verwandelt in verliebte Teenager, trotz oder gerade wegen unseres Alters. .“ (Die Logik erschließt sich mir nicht ganz. Daher empfehle ich, den fett gedruckten Part komplett wegzulassen. Die Schlusssätze stehen plötzlich im Perfekt und hören sich dadurch ein bisschen kindlich an. Es gibt auch keinen triftigen Grund, die Geschichte nicht im Imperfekt zu Ende zu bringen.)


_________________
Liebe Grüße,

Olifant
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