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Geschichten (in) einer historischen Stadt


 
 
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scraping-micha
Erklärbär


Beiträge: 2



Beitrag23.05.2008 05:54
Geschichten (in) einer historischen Stadt
von scraping-micha
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Freunde der QWERTZ-Tastaturlayout geneigten Literatentätigkeiten....hust...Rolling Eyeswinklol2

folgendes: die einzige Schreiberfahrung die ich habe, ist ein Scifi-Kurzhöspiel, welches ich erdacht und mit ein paar Leuten übers Internetz umgesetzt habe. Da is das Ende nicht wirklich der Hit, der Rest ist aber recht nett gelungen...fürs erste mal zumindest, denk ich. Naja. Ansonsten schreibe ich Songtexte und vertone diese. Reggaekrams im Singjaystyle, falls es jemanden interessiert, hat aber mit der Sache hier ja nüscht zu tun...

Jedenfalls bin ich gestern, auf der eintönigen Fahrt zur Arbeit, auf die Idee gekommen, doch endlich mal ne Geschichte anzufangen. Da ich seit Jahren historische Romane verschlinge, zuletzt den neuesten Follet, und ich in einer historisch actionreichen Stadt und Gegend wohne ists auch das Gebiet in dem ich ich schreibtechnisch tummeln möchte, im Mittelalter.

So, bevor ich nun anfange, mir Fakten zu sammeln, das Stadtarchiv zu durchforsten und Schauplätze aufzusuchen, Protagonisten  zu erdenken und mit Fakten zu verweben, dacht ich mir, ich geb einfach mal die ersten  paar Absätze Leuten zum zerreissen und guck ma, ob andere mich überhaupt lesen können..wink..also obs taugt, ansatzweise. Klar hab ich da heute abend dann dran rumgefeilt und weiterprobiert.

Mir ist klar, daß ich kein Follet werden kann und wie bei meiner Musik hab ich keinerlei kommerzielle Ambitionen, jedoch würd ich gerne herausfinden, ob ich lesenswert formulieren, beschreiben kann, auch wenns das erste Mal ist, quasi.

Dann hätte ich gerne ne Literaturempfehlung, wo ich gute Techniken zum schreiben von Romanen oder zusammenhängenden Geschichten erlernen kann. Das Netz erschlägt einen mit englischer Literatur dazu und die deutschsprachigen sind scheinbar auch alle die besten...winksmile... freu mich über jeden Tip.

Also: Ich weiss nicht ob Roman oder     Fortsetzungsgeschichte im "Lokal-Krimi-Style", es gibt noch keinen roten Faden, ich hab kein wirkliches Konzept, alles was da steht kam mir mehr oder minder beim schreiben, Grundidee war "Frau auf dem Weg zum Grafen, viele Meilen entfernt von der kleinen Heimatstadt".
Lange Rede kurzer Sinn: hier sind meine ersten Zeilen:

wer rechtschreibfehler findet, darf sie nochbehalten...
#############
Maria wartete bis kurz vor Morgengrauen ehe sie sich aufmachte Richtung Stadttor. Sie trat aus der Hütte und zog langsam die Tür hinter sich zu, damit sie nicht knarrte und blieb einige Minuten regungslos stehen. Im Haus hatte niemand gemerkt, daß sie die Bettstatt im hinteren Raum gar nicht erst aufgesucht hatte. Zu viel Starkbier war geflossen und Starkbier war eine zu seltene Labsal, als das man zuließe ein anderer würde dieses Genusses zuteil kommen.
Sie verbarg ihre schwarzen Locken und ihr Gesicht tief unter der Kapuze ihres grauen Wollumhangs und schlich den Weg hinunter. Es war Neumond und wegen der Wolken war es so dunkel, daß sie ihre Hand vor Augen nicht erkennen konnte. Dennoch war sie sich jeder ihrer Schritte sicher, kannte sie doch jeden Winkel der Straßen zum östlichen Tor der Stadt. In dieser vollkommenen Dunkelheit war sie in ihrem Umhang  der bis zum Boden reichte und dem braunen, grob gewebten wollenen Kleid nicht zu sehen, dennoch blieb sie alle paar Schritte stehen und lauschte, den Kopf drehend, in die Finsternis.

Leise glitt sie durch die Nacht. Extra wählte sie den längeren Weg, anstatt durchs Fischertor am westlichen Ende zu gehen. Sie wollte auf keinen Fall, daß sie jemand bemerkt oder erfährt, wohin ihr Weg sie führen würde. Sie könnte den Wachen sagen, daß sie auf dem Weg nach Lipperdorf wäre, falls sie ihr Fragen stellen würden. Sie hoffte aber, sie würden nicht fragen. Sie bog von der Kreuzstraße in die Brandstraße ein und als sie diese halb durchschritten hatte,sie passierte gerade das Melatenhaus , vernahm sie hinter sich aus einem der Häuser den angsterfüllten, gellenden Schrei einer Frau, danach ein Poltern und es ihr fuhr der Schreck tief in die Glieder. Dann war es einige Sekunden vollkommen ruhig. Sie zitterte.

Als der Schrei erklang blieb sie wie erstarrt stehen, besann sich schnell darauf und ging schnell einige Schritte weiter, um sich dann in eine Nische zwischen zwei Häusern zu kauern. Sie durfte unter gar keinen Umständen entdeckt werden.
Weiter weg fing ein Hund an zu bellen um sofort darauf wieder zu verstummen und dann öffnete sich mit einer Wucht die Tür eines Hauses ein Stück weiter und ein Mann stürzte hinaus und sah nach links und rechts und konnte sich offenbar im ersten Moment nicht entscheiden, welche Richtung er einschlagen sollte. Er zögerte nur kurz und wandte sich dann nach Osten und rannte los. Die Person rannte die Straße herunter, querte die Straße und hielt nun genau auf sie zu. Es war noch zu dunkel, als daß sie Gefahr lief in ihrem Versteck gesehen zu werden, aber der Mann suchte nun ebenfalls nach einer Möglichkeit der Situation zu entkommen. Angst keimte in ihr auf, denn der Mann verlangsamte seinen Lauf , als er sie passierte.  Sie erschrak abermals, als sie unter der Kapuze schemenhaft das das markante Gesicht von Simon Walker erkannte. Würde er sie entdecken - verraten? Er sah zu der Nische in der sie sich versteckte und dachte wohl darüber nach, ebenfalls Deckung darin zu suchen, sah sich nochmals um und erkannte dann aber, daß es ein sinnloses Unterfangen war und zog das Tempo wieder an und verschwand in der Nacht.

Wieder waren Geräusche zu vernehmen, ein Nachbar des Hauses aus der der Schrei die Nacht unterbrach öffnete seine Tür und rief in die Nacht: "Wer da? Wer da? Witwe Schuster, seid ihr Wohlauf?" Sie erkannte Theodorus' Stimme. Dann schloss sich die Türe wieder. In der kurzen Zwischenzeit öffneten sich noch weitere Türen einiger Nachbarhäuser und sie hörte weitere Stimmen. "Er ist da lang, die Straße herunter", hörte sie jemanden rufen. Einige Männer kamen nun auf der Straße zusammen, einer davon Trug eine Fackel in deren Schein Maria die Gesichter von Mark  Kürschner und Stefan, seinem Gesellen erkannte. Sie berieten sich, rührten sich aber nicht vom Fleck.
Kurz darauf wurde Theodorus' Tür  wieder aufgestoßen und er kam mit einem hölzernen Knüppel bewaffnet wieder hinaus. Ohne Umschweife und ohne noch einmal zu rufen ging er hinüber zu Witwe Schusters Haus, zögerte kurz und betrat es dann ohne vorher anzuklopfen.
Offensichtlich war ein Dieb oder Räuber auf frischer Tat ertappt worden. Allem Anschein nach, war Witwe Schuster Opfer eines heimtückischen Überfalls. Theodorus kam wieder aus dem Haus gelaufen und rief den Männern, die sich vorm Haus versammelt hatten zu, sie sollen nach dem Bader schicken und dem Büttel Meldung erteilen.
Kein Priester wird hinzugezogen - zumindest ist Simon kein Mörder, dachte sie, als sie die Anweisungen in ihrem Versteck vernahm.

###

Die Schwanenburg des Grafen von Cleve lag etwa drei Tagesmärsche Stromabwärts des Rheins. Seit über 300 Jahren befand sich dort der Sitz des Grafen und jetzt, Ende März des Jahres 1347, würde sie ihr Weg mit 26 Jahren zum ersten Mal dorthin führen. Sie hatte auf dem Markt zufällig ein Gespräch zwischen einem Junker und einem Ritter mitangehört und dabei erfahren, daß der Graf in Begriff ist, nach dem Osterfest am nächsten Sonntag nach Flandern aufzubrechen. Der Graf war alt. Der Junker redete leise davon, daß vom Hofstaat niemand ernsthaft damit rechnete, daß Graf Dietrich VII lebend von seiner Reise zurückkehrte. Es hieß er bräche auf, ein letztes wichtiges Bündnis zu besiegeln. Es war ihre einzige und letzte Gelegenheit. In vier Tagen wäre er fort.

Der Strom führte zu dieser Jahreszeit, wie gewöhnlich, Hochwasser. Maria hätte sich für wenig Geld in der Morgendämmerung von einem bekannten Fährmann auf die andere Rheinseite übersetzen lassen können, aber was, wenn sie kamen um die Fischer und Fährleute am Steg zu befragen. Was, wenn sie heraus bekämen, welches Ziel hinter ihrem plötzlichen Verschwinden stand? Sie verdrängte schnell den bösen Gedanken, bekreuzigte sich und versuchte sich auf die kommende Aufgabe zu konzentrieren. Sie war immer noch unsicher, ob es das richtige war, was sie tat - die Konsequenzen könnten fürchterlich sein. Doch die Verzweiflung und die Hoffnung trieben sie an den Weg zu gehen. Sie war entschlossen.

Ein gesunder Mann würde für die Strecke normalerweise eineinhalb Tage marschieren, aber seit Marias Unfall vor 4 Jahren fiel ihr das gehen auf unbefestigten Wegen schwer. Ihre  Hüfte schmerzte und ihr Knie pochte mit jedem Schritt den sie tat. Sie hatte ihren Proviant in eine Ledertasche gepackt und einen gefüllten Weinschlauch in den sie Dünnbier gefüllt hatte umgehängt. An der Hüfte, im Gurt ihres Kleides trug sie eine Klinge, die sie nicht nur zum schneiden des Brotes verwenden würde, falls es notwendig sein würde. Auch wegen ihres Umhangs kam sie nur sehr langsam voran.
Sie ging abseits der Straße, im Unterholz, parallel dazu. Sobald sie Anzeichen bemerkte, daß Reisende oder Händler ihr entgegenkamen oder sie überholten, schlug sie sich weiter in den Wald hinein und stellte sich hinter einen dicken Baum oder legte sich hinter ein Gebüsch, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Angst bereitete ihr auch der Gedanke in die Hände rücksichtsloser Wegelagerer und ungesetzlicher zu fallen, von denen sie schon in ihrer Kindheit die schrecklichsten Geschichten gehört hatte. Alle paar Schritte fuhr ihre Hand an ihren Gürtel, ein Strick, in dem ihr Messer steckte, zeitweise hielt sie es fest in der Hand.
Hinzu kam die Sorge, wie sie die bevorstehende Überfahrt bewerkstelligen sollte. Um die Residenz des Grafen zu erreichen, musste sie den Rhein queren. Wäre es Sommer und sie fünf Jahre jünger hätte sie nicht gezögert. Sie hätte an einer der vielen uneinsehbaren Buchten ihre Kleider ausgezogen und zusammengebunden, ein Stoßgebet gemurmelt und sich in den Strom gestürzt und ihn durchschwommen wie ein Fisch, wie sie es als Jugendliche so oft getan hatte. Sie hätte sich einige Meilen  in der starken Strömung mittreiben lassen, hätte die seichten Strudel umschwommen um dann, kurz vor den starken Wirbeln das Wasser am linken Ufer zu verlassen. Sie wäre zwei Meilen weiter gelaufen und hätte dann weitere 5 Meilen Fußmarsch gespart, um sich danach in der Sonne ihre Kleider, Haut und Haare trocknen zu lassen.
Nun aber war es noch zu früh im Jahr, auch wenn die Sonne schon kräftig schien und auf den Gesichtern der Kinder fröhliche Sommersprossen hinterließ. Das Wasser war zu kalt. Und seit ihrem Unfall war ihr das Schwimmen selbst in seichten Gewässern schwer gefallen. Wie sollte sie nun den Wellen und der Strömung trotzen? Sie musste laufen. und sie würde hinter der Bergerfurth oder besser noch weiter nördlich einen der Fischer bitten müssen, sie gegen einen Obolus über zusetzen. Sie hatte ihre gesamten Ersparnisse für die Reise  mitgenommen.

Sie war einige wenige Meilen weit gekommen, als die Mittagssonne hoch über ihr stand und das kommen des nahen Sommers mit ihrer Hitze ankündigte. Dabei war es erst Mitte April. Sie beschloss eine Rast auf einer kleinen Lichtung einzulegen. Sie band ihren Umhang los, legte ihn zu Füßen der stattlichen Eiche die am nördlichen Rand der Lichtung stand, setzte sich darauf und lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm. Nachdem sie ein wenig hartes Brot und einige Schlücke Dünnbier zu sich genommen hatte, das sie als Wegzehrung mitgenommen hatte, schloss sie die Augen und genoss die Wärme auf ihren Wangen.
Ihr war trotzdem nicht wohl und dann hörte sie sie.


__



#############

was meint ihr dazu? weitermachen? zwei gänge zurückschalten und klitzeklein anfangen und üben üben üben...?? oder doch lieber sein lassen und weiter songs krähen üben??wink seid ehrlich...


danke fürs lesen,

micha



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scraping-micha
Erklärbär


Beiträge: 2



Beitrag23.05.2008 06:04

von scraping-micha
pdf-Datei Antworten mit Zitat

ach ich merk gerade selbst datse erst nix sieht und dann das Gesicht erkennt...ich schreib gerade um und editiere dann..^^

neue Version:

##################
Maria wartete bis eine Stunde vor Morgengrauen ehe sie sich aufmachte Richtung Stadttor. Sie trat aus der Hütte und zog langsam die Tür hinter sich zu, damit sie nicht knarrte und blieb einige Minuten regungslos stehen. Im Haus hatte niemand gemerkt, daß sie die Bettstatt im hinteren Raum gar nicht erst aufgesucht hatte. Zu viel Starkbier war geflossen und Starkbier war eine zu seltene Labsal, als das man zuließe ein anderer Würde dieses Genusses zuteil kommen.
Sie verbarg ihre schwarzen Locken und ihr Gesicht tief unter der Kapuze ihres grauen Wollumhangs und schlich den Weg hinunter. Es war Neumond und wegen der Wolken war es noch so dunkel, daß sie ihre Hand vor Augen nicht erkennen konnte. Dennoch war sie sich jeder ihrer Schritte sicher, kannte sie doch jeden Winkel der Straßen zum östlichen Tor der Stadt. In dieser vollkommenen Dunkelheit war sie in ihrem Umhang  der bis zum Boden reichte und dem braunen, grob gewebten wollenen Kleid nicht zu sehen, dennoch blieb sie alle paar Schritte stehen und lauschte, den Kopf drehend, in die Finsternis.

Leise glitt sie durch die Nacht. Extra wählte sie den längeren Weg, anstatt durchs Fischertor am westlichen Ende zu gehen. Sie wollte auf keinen Fall, daß sie jemand bemerkt oder erfährt, wohin ihr Weg sie führen würde. Sie könnte den Wachen sagen, daß sie auf dem Weg nach Lipperdorf wäre, falls sie ihr Fragen stellen würden. Sie hoffte aber, sie würden nicht fragen. Der Wind frischte auf und von Minute zu Minute strahlten mehr und mehr Sterne vom Himmel. Während sie von der Kreuzstraße in die Brandstraße einbog sah sie das erste Schimmer des neuen Tages in der Ferne.  Als sie die Strasse halb durchschritten hatte, sie passierte gerade das Melatenhaus, vernahm sie hinter sich aus einem der Häuser den angsterfüllten, gellenden Schrei einer Frau, danach ein Poltern und es ihr fuhr der Schreck tief in die Glieder. Dann war es einige Sekunden vollkommen ruhig. Sie zitterte.

Als der Schrei erklang blieb sie wie erstarrt stehen, besann sich schnell darauf und ging schnell einige Schritte weiter, um sich dann in eine Nische zwischen zwei Häusern zu kauern. Sie durfte unter gar keinen Umständen entdeckt werden.
Weiter weg fing ein Hund an zu bellen um sofort darauf wieder zu verstummen und dann öffnete sich mit einer Wucht die Tür eines Hauses ein Stück weiter und ein Mann stürzte hinaus und sah nach links und rechts und konnte sich offenbar im ersten Moment nicht entscheiden, welche Richtung er einschlagen sollte. Er zögerte nur kurz und wandte sich dann nach Osten und rannte los. Die Person rannte die Straße herunter, querte die Straße und hielt nun genau auf sie zu. Es war noch zu dunkel, als daß sie Gefahr lief in ihrem Versteck gesehen zu werden, aber der Mann suchte nun ebenfalls nach einer Möglichkeit der Situation zu entkommen. Angst keimte in ihr auf, denn der Mann verlangsamte seinen Lauf , als er sie passierte.  Sie erschrak abermals, als sie unter der Kapuze schemenhaft das das markante Gesicht von Simon Walker erkannte. Würde er sie entdecken - verraten? Er sah zu der Nische in der sie sich versteckte und dachte wohl darüber nach, ebenfalls Deckung darin zu suchen, sah sich nochmals um und erkannte dann aber, daß es ein sinnloses Unterfangen war und zog das Tempo wieder an und verschwand in der Nacht.

Wieder waren Geräusche zu vernehmen, ein Nachbar des Hauses aus dem der Schrei die Nacht unterbrach öffnete seine Tür und rief in die Nacht: "Wer da? Wer da? Witwe Schuster, seid ihr Wohlauf?" Sie erkannte Theodorus' Stimme. Dann schloss sich die Türe wieder. In der kurzen Zwischenzeit öffneten sich noch weitere Türen einiger Nachbarhäuser und sie hörte weitere Stimmen. "Er ist da lang, die Straße herunter", hörte sie jemanden rufen. Einige Männer kamen nun auf der Straße zusammen, einer davon Trug eine Fackel in deren Schein Maria die Gesichter von Mark  Kürschner und Stefan, seinem Gesellen erkannte. Sie berieten sich, rührten sich aber nicht vom Fleck.
Kurz darauf wurde Theodorus' Tür  wieder aufgestoßen und er kam mit einem hölzernen Knüppel bewaffnet wieder hinaus. Ohne Umschweife und ohne noch einmal zu rufen ging er hinüber zu Witwe Schusters Haus, zögerte kurz und betrat es dann ohne vorher anzuklopfen.
Offensichtlich war ein Dieb oder Räuber auf frischer Tat ertappt worden. Allem Anschein nach, war Witwe Schuster Opfer eines heimtückischen Überfalls. Theodorus kam wieder aus dem Haus gelaufen und rief den Männern, die sich vorm Haus versammelt hatten zu, sie sollen nach dem Bader schicken und dem Büttel Meldung erteilen.
Kein Priester wird hinzugezogen - zumindest ist Simon kein Mörder, dachte sie, als sie die Anweisungen in ihrem Versteck vernahm.

###

Die Schwanenburg des Grafen von Cleve lag etwa drei Tagesmärsche Stromabwärts des Rheins. Seit über 300 Jahren befand sich dort der Sitz des Grafen und jetzt, Ende März des Jahres 1347, würde sie ihr Weg mit 26 Jahren zum ersten Mal dorthin führen. Sie hatte auf dem Markt zufällig ein Gespräch zwischen einem Junker und einem Ritter mitangehört und dabei erfahren, daß der Graf in Begriff ist, nach dem Osterfest am nächsten Sonntag nach Flandern aufzubrechen. Der Graf war alt. Der Junker redete leise davon, daß vom Hofstaat niemand ernsthaft damit rechnete, daß Graf Dietrich VII lebend von seiner Reise zurückkehrte. Es hieß er bräche auf, ein letztes wichtiges Bündnis zu besiegeln. Es war ihre einzige und letzte Gelegenheit. In vier Tagen wäre er fort.

Der Strom führte zu dieser Jahreszeit, wie gewöhnlich, Hochwasser. Maria hätte sich für wenig Geld in der Morgendämmerung von einem bekannten Fährmann auf die andere Rheinseite übersetzen lassen können, aber was, wenn sie kamen um die Fischer und Fährleute am Steg zu befragen. Was, wenn sie heraus bekämen, welches Ziel hinter ihrem plötzlichen Verschwinden stand? Sie verdrängte schnell den bösen Gedanken, bekreuzigte sich und versuchte sich auf die kommende Aufgabe zu konzentrieren. Sie war immer noch unsicher, ob es das richtige war, was sie tat - die Konsequenzen könnten fürchterlich sein. Doch die Verzweiflung und die Hoffnung trieben sie an den Weg zu gehen. Sie war entschlossen.

Ein gesunder Mann würde für die Strecke normalerweise eineinhalb Tage marschieren, aber seit Marias Unfall vor 4 Jahren fiel ihr das gehen auf unbefestigten Wegen schwer. Ihre  Hüfte schmerzte und ihr Knie pochte mit jedem Schritt den sie tat. Sie hatte ihren Proviant in eine Ledertasche gepackt und einen Weinschlauch, in den sie Dünnbier gefüllt hatte, umgehängt. An der Hüfte, im Gurt ihres Kleides trug sie eine Klinge, die sie nicht nur zum schneiden des Brotes verwenden würde, falls es notwendig sein würde. Auch wegen ihres Umhangs kam sie nur sehr langsam voran.
Sie ging abseits der Straße, im Unterholz, parallel dazu. Sobald sie Anzeichen bemerkte, daß Reisende oder Händler ihr entgegenkamen oder sie überholten, schlug sie sich weiter in den Wald hinein und stellte sich hinter einen dicken Baum oder legte sich hinter ein Gebüsch, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Angst bereitete ihr auch der Gedanke in die Hände rücksichtsloser Wegelagerer und ungesetzlicher zu fallen, von denen sie schon in ihrer Kindheit die schrecklichsten Geschichten gehört hatte. Alle paar Schritte fuhr ihre Hand an ihren Gürtel, ein Strick, in dem ihr Messer steckte, zeitweise hielt sie es fest in der Hand.
Hinzu kam die Sorge, wie sie die bevorstehende Überfahrt bewerkstelligen sollte. Um die Residenz des Grafen zu erreichen, musste sie den Rhein queren. Wäre es Sommer und sie fünf Jahre jünger hätte sie nicht gezögert. Sie hätte an einer der vielen uneinsehbaren Buchten ihre Kleider ausgezogen und zusammengebunden, ein Stoßgebet gemurmelt und sich in den Strom gestürzt und ihn durchschwommen wie ein Fisch, wie sie es als Jugendliche so oft getan hatte. Sie hätte sich einige Meilen  in der starken Strömung mittreiben lassen, hätte die seichten Strudel umschwommen um dann, kurz vor den starken Wirbeln das Wasser am linken Ufer zu verlassen. Sie wäre zwei Meilen weiter gelaufen und hätte dann weitere 5 Meilen Fußmarsch gespart, um sich danach in der Sonne ihre Kleider, Haut und Haare trocknen zu lassen.
Nun aber war es noch zu früh im Jahr, auch wenn die Sonne schon kräftig schien und auf den Gesichtern der Kinder fröhliche Sommersprossen hinterließ. Das Wasser war zu kalt. Und seit ihrem Unfall war ihr das Schwimmen selbst in seichten Gewässern schwer gefallen. Wie sollte sie nun den Wellen und der Strömung trotzen? Sie musste laufen. und sie würde hinter der Bergerfurth oder besser noch weiter nördlich einen der Fischer bitten müssen, sie gegen einen Obolus über zusetzen. Sie hatte ihre gesamten Ersparnisse für die Reise  mitgenommen.

Sie war einige wenige Meilen weit gekommen, als die Mittagssonne hoch über ihr stand und das kommen des nahen Sommers mit ihrer Hitze ankündigte. Dabei war es erst Mitte April. Sie beschloss eine Rast auf einer kleinen Lichtung einzulegen. Sie band ihren Umhang los, legte ihn zu Füßen der stattlichen Eiche die am nördlichen Rand der Lichtung stand, setzte sich darauf und lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm. Nachdem sie ein wenig hartes Brot und einige Schlücke Dünnbier zu sich genommen hatte, das sie als Wegzehrung mitgenommen hatte, schloss sie die Augen und genoss die Wärme auf ihren Wangen.
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