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Der König im Schneckenhaus, Kapitel I

 
 
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Charlotte
Leseratte
C


Beiträge: 104



C
Beitrag13.05.2008 19:59
Der König im Schneckenhaus, Kapitel I, Tl. 1
von Charlotte
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Ich weiß noch nicht, ob ich die Kapitel numeriere oder mit Titel versehe, deshalb setze ich mal den möglichen Titel in Klammern.
Hier bringe ich gleich den Protagonisten ins Spiel, der dann auch bald - am Ende des Kapitels - überraschenderweise stirbt...



(Wie der Tod einmal kam   Tl.1)

Joshua nahm aus dem zerknitterten Päckchen eine Zigarette und zündete sie umständlich an. Vorsichtig zog er sich in das Halbdunkel der Bäume zurück und kauerte sich auf den Boden.
Er grinste. Wenn sie ihn erwischten, war ihm eine saftige Strafe sicher, vielleicht sogar die Abschiebung ins Erziehungsheim?
Ach, scheiß drauf. Sein Großvater hatte auch geraucht, und der war immerhin der Prophet Elias.

Durch das Blätterdach drangen glitzernde Sonnenstrahlen und hinterließen auf der gebräunten Haut des Jungen ein vages Spiel von Licht. Insekten schwirrten um seinen Kopf, in immer gleichen Bahnen, wie nach den Regeln eines uralten, geheimnisvollen Tanzes. In der Ferne verlor sich langsam das leise Plätschern eines Helikopters.
Für einen Moment schloß er die Lider und zog bedächtig die Luft durch seine spitze Nase, genoß den Duft von frischgemähtem Gras. Kinderlachen zog an ihm vorüber, getragen vom leichten Wind.
Aufmerksam blickte er sich um, zuckte aber resigniert mit den Schultern und lehnte sich zurück auf das trockene Moos.
Er dachte an Maria und ein eigenartiges Gefühl durchdrang ihn. Nicht, daß es unangenehm war, doch es schmerzte und es schien keine Möglichkeit zu geben, etwas dagegen zu tun.
Maria. Überall und an jedem Ort schien sie gegenwärtig zu sein. Gleich, was er tat und wo er auch war, er fühlte ihren Atem, hörte ihr Lachen und spürte ihre Wärme.
Ein wenig fürchtete er sie, wußte aber nicht warum. Tief in seinem Innern fühlte er jedoch, daß sie mehr für ihn war als irgendwas sonst auf der Welt. Rätselhaft und fremd war sie ihm, aber zugleich auch so vertraut, wie sein eigener Pulsschlag.

Stimmen drangen durch die Bäume. Abrupt setzte er sich auf und lauschte. Das mußten sie sein. Schnell sprang er empor und drückte auf dem Boden die Zigarette aus.
Sie waren spät dran. Hoffentlich hatte Maria am geheimen Treffpunkt lange genug ausgeharrt. Er blickte er auf seine Uhr.
Sie war klein und zierlich, eine Damenuhr, die ein wenig altertümlich  wirkte. Aber sie war auch so unglaublich kostbar, denn tief in ihrem Innern, verborgen in ihrem feinen Werk, lag ein Geheimnis, das nur er verstand, ein Geheimnis, das ihm ein wenig von seinem Schmerz nahm.
Sie war das einzige, das ihm geblieben war und ihn an das verlorene Leben erinnerte, das nun in der Zeit verloren schien. Diese Uhr gab ihm die Gewißheit, daß all das nicht nur ein Spuk war, denn es war die Uhr seiner Mutter.
Voller Trauer dachte er an diesen Tag zurück. Es war im Winter, grau und schmutzig und kalt. Halb verborgen im Nebel schwebte über ihm ein sanftes Gesicht mit Spuren von Tränen, und er mußte ihr versprechen, nicht zu weinen. Er versuchte sie zu halten, doch was blieb, war nur diese Uhr. Noch immer verstand er nicht, was da passierte.
Angespannt blickte er zu dem kleinen, halbzerfallenen Turm, der auf einer leichten Anhöhe stand und zwischen den Bäumen gerade noch zu erkennen war. Noch unschlüssig, was er tun sollte, lief er langsam auf ihn zu.

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Felix
Geschlecht:männlichEselsohr
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Alter: 36
Beiträge: 338



F
Beitrag13.05.2008 21:03

von Felix
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Hi Charlotte,

Hab wirklich nichts auszusetzen an deiner Geschichte. Dass du nicht erst seit Gestern schreibst merkt man, der Text liest sich flüssig und kommt atmosphärisch gut rüber.

Ich gehe mal davon aus, dass du Joshua mit seinem Tod noch nicht aufgibst oder? Sonst wärst du nicht so fies gewesen und hättest es gleich verraten  Wink

Ansonsten hab ich nur ne Kleinigkeit:

Zitat:
In der Ferne verlor sich langsam das leise Plätschern eines Helikopters.


Das Wort Plätschern passt nicht wirklich, um die Geräusche eines Helikopters zu beschreiben. Ist das nicht eher ein Summen oder Rattern? Schwierig zu sagen.

Bin gespannt, wie es weiter geht. Bisher kann man die weitere Story ja höchstens erahnen.

LG

Felix


_________________
-Show me a hero and I will write you a tragedy-

F.S. Fitzgerald
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Charlotte
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Beiträge: 104



C
Beitrag13.05.2008 21:42

von Charlotte
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Hallo Felix,
kommt darauf an, was "Gestern" ist. Jedenfalls ist dies mein erstes literarisches Werk.
Aber ich lese viel, und ich schätze, ich bin in erster Linie von amerikanischen Autoren beeinflußt worden (merkt man das eigentlich?).

Die Szene spielt in den 70ern, und ich habe den Verdacht, daß die heutige Helikoptertechnik ein anderes Geräusch verursacht.
Plätschern wirkt als Wort wirklich etwas doof, aber kennst du den Helikopter von Pink Floyd auf dem Album "The Wall"? Ich finde, es klingt ähnlich wie so manches U-Boot, das mit seiner Schiffsschraube durchs Wasser zieht. Ich glaube, daß dieses Geräusch durch Wellen-Interferenzen der Schraubenkonstruktion entsteht o.ä. - aber ich hätte auch gern ein besseres Wort, vielleicht patschen?

s.l.
Charlotte
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8666
Wohnort: Bayern
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Beitrag13.05.2008 22:30

von Merlinor
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Hallo Charlotte

Hmm... alte 70er Jahre Hubschrauber „plätschern“ ganz sicher nur bei Pink Floyd.
In Wirklichkeit sind sie sehr rumorig. Sie rumpeln, plattern oder rattern und wenn sie schon mit Turbinen angetrieben sind, dann pfeifen sie nebenher noch ganz erbärmlich, ansonsten stampfen da mächtige Kolbenmotoren.
Kurz: Die alten Kästen machen einen Höllenlärm und der klingt gar nicht gut.  ohh

Ansonsten finde ich Deine Schreibe wieder sehr schön, allerdings zieht mich dieser Abschnitt noch nicht ganz so in seinen Bann, wie Dein „Prolog“. (Grrr ich mag den Begriff nicht. Wenn Du ohnehin vorhast, in den Zeitaltern rumzuhüpfen, dann mach doch Kapitel draus ... ähem)
Aber das mag natürlich auch daran liegen, dass die eigentliche Aktion ja jetzt erst kommen wird.
In jedem Fall schreibst Du auch hier wieder sehr lebendig und fesselnd. Man kann sich in Situation wie Protagonist gut hineinversetzen.
Nur seine „spitze Nase“ irritiert mich ein bischen: „Spitze Nasen“ haben doch irgendwie immer nur – Klischee, Klischee! – abgehärmte alte „Jungfern“ ... *wegduck*

Das alles soll keine ernsthafte Kritik sein. Dafür fällt mir einfach nichts Gravierendes ein.
Ich mag den Text und bin gespannt auf mehr.
Man merkt sehr deutlich, dass Du Dir viele Gedanken gemacht hast und Deine Sprache sehr bewusst und sorgfältig setzt. Kompliment.

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor
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stormcloud
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Beitrag14.05.2008 08:42

von stormcloud
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Charlotte hat Folgendes geschrieben:
Hallo Felix,
kommt darauf an, was "Gestern" ist. Jedenfalls ist dies mein erstes literarisches Werk.
Aber ich lese viel, und ich schätze, ich bin in erster Linie von amerikanischen Autoren beeinflußt worden (merkt man das eigentlich?).

Die Szene spielt in den 70ern, und ich habe den Verdacht, daß die heutige Helikoptertechnik ein anderes Geräusch verursacht.
Plätschern wirkt als Wort wirklich etwas doof, aber kennst du den Helikopter von Pink Floyd auf dem Album "The Wall"? Ich finde, es klingt ähnlich wie so manches U-Boot, das mit seiner Schiffsschraube durchs Wasser zieht. Ich glaube, daß dieses Geräusch durch Wellen-Interferenzen der Schraubenkonstruktion entsteht o.ä. - aber ich hätte auch gern ein besseres Wort, vielleicht patschen?

s.l.
Charlotte



Hallo,

in der Tat sind heutige Hubschrauber mit mehreren Rotorblättern wesentlich leiser.
Die alten Kisten in den 70ern hatten meist nur zwei Rotorblätter und deren Spitzen erreichten die Schallgeschwindigkeit - daher das laute Geräusch.
Statt "Plätschern" könntest du durchaus "Hämmern", "Pochen" oder "Knattern" schreiben....

U-Boote klingen wieder anders- sie "Pulsieren" durch die Kavitation der Schrauben....


Hoffe, ich konnte dir helfen... Rolling Eyes



Viele Grüße von Josef
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Charlotte
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C


Beiträge: 104



C
Beitrag14.05.2008 14:04
Der König im Schneckenhaus, Kapitel I, Tl.2
von Charlotte
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Nun kommt auch der Antagonist ins Spiel, nur ganz kurz und vage, doch ich denke, man kann es schon ahnen
(Wie der Tod einmal kam,  Tl.2)

Die drei Knaben kamen schwitzend näher. Maria erwartete sie im Schatten der alten Mauern. Sie sprang auf. “Hey Kalle!” aufgeregt fuchtelte sie mit den  Armen, “Kommt ihr endlich? Hast du es dabei?”
“Klar doch!”
„Dann zeig es mir, verdammte Hurenkacke!“
Kalle versuchte ein Grinsen.
Mit erhitzten Wangen standen die Knaben vor dem Mädchen. Abwartend sahen sie Maria an. Ihr Gesicht war mit zarten Sommersprossen übersät und über ihre Schultern fielen zwei lange Zöpfe nach vorn. Sie wirkte ein wenig reifer, schien ein oder zwei Jahre älter.
Kalle, fest davon überzeugt, aus eigenem Antrieb dieses Treffen eingefädelt zu haben, trat einen Schritt vor.
Sie lächelte und unschlüssig blieb er stehen, schaute sie stumm an. Sie blickte zurück und sah die Schweißperlen auf seiner Stirn, bemerkte das flackernde Leuchten in seinen Augen und registrierte ein wenig mitleidig seine schmalen Lippen, die er fest zusammen presste. Gerade so, als wolle er verhindern, laut aufzuschluchzen.
Endlich wurde eine Hand vorgeschoben, das Mädchen griff danach und ein kleiner Gegenstand wechselte den Besitzer. Ohne ihn anzuschauen schob sie ihn grinsend in die rote, herzförmige Tasche ihres Kleides.
Plötzlich drehte sie sich wild herum und lief laut lachend in den Turm. Zögernd folgten ihr die Jungen, blieben stehen, als sie sich ihnen im Halbdunkel des Turmes stellte.
“Gut”, sagte sie, “aber jeder nur einmal!”
Kalle trat vor, mehr von den Freunden geschoben, als aus eigener Kraft, und versuchte ein wenig ungeschickt das Mädchen zu umarmen. Sie kicherte und empört trat er einen Schritt zurück. “Das war nicht abgemacht!”

Als Joshua sich dem Turm näherte, bemerkte ihn einer der Knaben, die gerade herauskamen. Es war Kalle.
“He, schaut mal wer da kommt!” rief er, “Der Kasper mit der langen Nase! Was willst du denn hier?”
Der Junge zuckte mit den Schultern und entgegnete: “Das geht dich nichts an! Ist Maria auch da?”
Kalle fuhr sich mit den Fingern durch das strähnige blonde Haar und schnaubte verächtlich: “Phh, sieh doch selber nach!”
Er folgte seinen beiden Kameraden, wandte sich aber noch einmal um und rief: “Paß auf, daß du sie nicht stichst, mit deiner spitzen Nase! Wäre doch schade.” Hämisch fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen.

Joshua ignorierte ihn und betrachtete den alten Turm. Er war nicht sehr hoch, seine Wände brüchig und rissig. Lange würde er der Zeit nicht mehr trotzen. Aber er liebte ihn, wie einen Freund und beinahe zärtlich. Hierher zog er sich zurück, wenn er allein sein wollte.
Langsam ging er hinein. Aus einem dunklen Winkel hörte er ein leises Schluchzen. Es war das Mädchen. Er wandte sich ihr zu und setzte sich neben ihr auf den Boden.
“Diese Kanaillen!”, schimpfte sie, “Sie haben sich nicht an die Abmachung gehalten. Doch ich schwöre bei meiner verdammten Jungfräulichkeit: das werde ich ihnen heimzahlen!”
Joshua grinste verstohlen. Er wußte, daß es sehr unangenehm sein konnte, Maria zur Feindin zu haben.  
Sie begann schon wieder zu lächeln: “Schau, ich habe es!” Ihre Hand hielt einen kleinen Gegenstand umklammert. “Sie wollten es mir wieder fortnehmen, doch das habe ich verhindert. Diese...”
“Zeig es mir!” drängte der Junge.
Sie öffnete ihre Hand und reichte ihm das Schmuckstück. “Er sagte, sein Vater hätte es aus dem Krieg mitgebracht”, ihre Augen leuchteten plötzlich, “es sieht wunderschön aus.”
Joshua nahm es und ging damit an ein großes Loch in der Mauer, um es im Licht besser betrachten zu können.
Maria folgte ihm und blickte über seine Schulter. “Was ist das eigentlich? Ist es ein Glücksbringer oder so was?”
Der Junge überhörte ihre Frage, da fuhr sie fort: “Du kannst es haben, doch mußt du mir dafür etwas anderes geben!”
Er nickte, während er es in seiner Hand drehte und die Strahlen der Sonne darüber gleiten ließ. Es funkelte, und dem Jungen schien es, als würden kleine Flammen auf dem Kleinod tanzen. Leise stöhnte er auf. Er hatte sich nicht getäuscht. Es war der richtige Stein. Seit Jahrtausenden auf der Reise von Hand zu Hand. Komprimierte Zeit, die nur darauf wartete, daß jemand das Siegel brach.
Wie aus der Ferne drang die Stimme Marias an sein Ohr: “Dort ist eine Inschrift, die ich aber nicht verstehe - und schau, hier ist ein kleines geflügeltes Herz. Leider führt ein feiner Riß hindurch, wenn man es genau betrachtet.”
Der Junge sah das Herz und erstarrte.
“Au scheiße, scheiße...” Er zuckte, wollte fortlaufen, doch seine Knie knickten ein und er spürte einen heftigen Schmerz, wie ein Blitz, der ihn von oben nach unten durchbohrte. Voller Entsetzen drückte er die Hände auf seine Brust, versuchte sich zu schützen und schrie auf, voller Angst.
“Nein! Nicht! Ich möchte nicht sterben. Oh, lieber Gott, ich möchte nicht sterben!”
Er wimmerte, taumelte, suchte einen Halt, voller Panik, fühlte, wie ihn etwas packte, einem Feuer gleich und aus der Tiefe der Zeit hervorbrechend. Irgend etwas, seit Ewigkeiten gegenwärtig, doch verdrängt und vergessen.
Und er spürte wie es verschwand, mit ihm, mit seinem Leben und all dem, das er zu sein glaubte. In diese unfaßbare Dunkelheit hinein.
Nur ein letzter, verzweifelter Schrei formte sich noch in seiner Kehle, fand nicht mehr heraus und fiel zurück in die Unendlichkeit, zusammen mit dem Jungen.
Keine Welt gab es da mehr, und dort, wo er eben noch gewesen war, brauste nur noch der kalte Wind durch ein verlorenes Nichts.  


Wenn nur das Nichts bliebe, gäbe es da nichts mehr zu schreiben, aber es gibt ja noch rätselhafte Zusammenhänge im Realitätsgefüge und - last, but not least - die entzückende Jungfrau Maria...
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Charlotte
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Beitrag14.05.2008 14:36

von Charlotte
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Hallo,

danke für den Rat. Ich habe es nun geändert, der Helikopter knattert nun (leise).
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Charlotte
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C
Beitrag16.05.2008 19:44

von Charlotte
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Nun, Kapitel I ist ja nicht so gut angekommen, doch das macht fast gar nichts, denn ich bin ja hier, um etwas zu lernen. Buch
Ich bin mir jetzt sicher, daß ich hier eine Menge ändern muß. Ich überspringe also Kapitel II, da es die Fortsetzung von Kap. I ist und beginne gleich mit dem 3. Kap., in welchem der zweite Handlungsstrang beginnt:


Kapitel III,  Tl.1

So plötzlich, wie er begonnen hatte, war der Regen auch schon vorüber, doch von den Ästen fielen schwere Tropfen auf die feuchte Erde. Kahle, dunkle Bäume reckten sich zwischen den Nebelschleiern in die Höhe.
Punaise duckte sich und prüfte die Umgebung. Irgend etwas war hier faul. Noch konnte er nicht sagen, was es war, doch instinktiv witterte er die Gefahr. Schaudernd zog er sich zusammen und schmiegte sich in das Dunkel des kleinen Waldes. Wenn nur endlich dieser elende Kerl auftauchen würde! Aufmerksam spähte er durch die herabhängenden Äste.
Was sein triefendes Auge in die vom Wein aufgeweichte Masse hinter seiner Stirn weiterleitete, war jedoch bei weitem nicht genug, um auch nur irgend einen anderen Menschen zufrieden stellen zu können, doch sein Hirn gab sich alle Mühe, daraus etwas zusammen zu puzzeln, was so ein Kerl wie Punaise akzeptieren konnte. Es war nicht leicht, denn das eine Auge, oder vielmehr der traurige Rest von dem, das dieser versoffene Arzt unter seinem Messer hatte, war schließlich völlig unbrauchbar unter einer schwarzen Augenklappe verborgen.
Nun, wenigstens sorgte Punaise dafür, daß diese verpfuschte Arbeit die letzte im Leben dieses armseligen Doktors war. Nicht, daß er ihn um seinen vereinbarten Lohn prellen wollte, oh nein! Bevor er ihn in die fosse d'aisances* warf, gab er ihm den halben Golddukaten. Doch steckte er ihn dorthin, wo ihn der Medikus bestimmt nicht haben wollte.
Der Nebel verzog sich ein wenig und er konnte nun besser sehen. Er schniefte, denn aus der Nase lief ihm der kalte Rotz in seinen spärlichen Oberlippenbart. Mit einem schmatzenden Geräusch wischte er ihn ab und schmierte es an den ledernen Rock.
Genau dessen verdächtigte ihn auch Lady Babcock, die sich in Rouen breitgemacht hatte und seine störrische Kleidung einstmals genau musterte. Strickt bestand sie schließlich darauf, daß er niemals mehr in ihre Nähe geriet.
Und das ihm, dem raffiniertesten und treuesten Spion der englischen Herren. Ja, er war eitel, wenn auch auf seine verschlagene Art, denn er war sehr darauf bedacht, daß ihn all diese verdammten Hurensöhne, die ihm über den Weg liefen, für einen ausgekochten und gefährlichen Kerl hielten.
Natürlich kam er nicht auf den Gedanken, daß sie in ihm lediglich so etwas wie ein Schwein sahen, umgeben von bestialischem Gestank, der einen mehr Angst einjagen konnte, als die schwarze Pest. Er schien ernsthaft daran zu glauben, daß die besondere Aufmerksamkeit, die seine Mitmenschen ihm etwas zurückhaltend zollten, eine spezielle Art von Bewunderung darstellte.
Er grunzte verhalten, denn er hatte ihn entdeckt. Grinsend rieb er sich die Nase. Der Narr ist uns tatsächlich auf den Leim gegangen. Der gehörte wohl zu jener Sorte von Idioten, die sich den Hintern abfrieren, während sie brav darauf warten, daß man sie ins Jenseits beförderte.
Höhnisch und mit kaum zu zügelnder Erregung kauerte er noch immer im feuchten Unterholz und beobachtete jede Bewegung des jungen Anjou.
Kaum dazu fähig, dieses armselige und schmierige Etwas zu reflektieren, das sich Punaise nannte, entbrannte Mordlust in seinem Herzen und ließ ein vages, jedoch schier unheimliches Gefühl von Macht in ihm entstehen.
Gierig fletschte er die Zähne. Warum warten, es machte ihm keine allzu große Mühe, diesen unerfahrenen Esel allein und jetzt gleich zu erledigen. Dann müßte er nur mit dem Hauptmann die Belohnung teilen.
Er grinste und nahm seine Armbrust. Vorsichtig, jedes verräterische Geräusch vermeidend, spannte er sie. Bedächtig legte er einen Pfeil hinein und hob sie an. Ruhig, ein kaltes Glitzern in seinem gesunden Auge, zielte er auf den jungen Mann. Angespannt hielt er den Atem an.
Er zögerte noch, schien nicht zufrieden zu sein. Prüfend hob er den Kopf und legte ihn in den Wind.
Nein! Enttäuscht ließ er die Armbrust sinken. Es war zu riskant von dieser Stelle aus, der Bursche stand zu weit entfernt. Hastig blickte er sich um, prüfte das Gelände.

Erschöpft lehnte sich René an den Megalithen. Seine linke Hand lag auf seiner rechten Brust unter den pelzbesetzten Rock geschoben. Fest drückte er sie auf sein wild pochendes Herz. Er fühlte sich elend, wirkte abgekämpft und übernächtigt. Ein grauer Schatten zierte seine hohlen Wangen und seine Augenlider waren zur Hälfte geschlossen, sanken ihm immer wieder herab. Sein Brauner schnaubte und er schrak auf. Schuldbewußt lief er zu ihm hinüber und lockerte den Gurt. Er gab dem Tier einen leichten Klaps und ließ es laufen.
Er brauchte Schlaf und hätte sich dafür auch an Ort und Stelle hingelegt. Doch eine unbestimmte Kraft, eine fiebernde Spannung, die ihn zum Handeln zwingen wollte, schien ihn zu erfüllen und aufrecht zu halten. Es war wie eine Art funkensprühender Elektrizität eines erhitzten, aufgeladenen Sommertages.
Noch immer war er fassungslos. Die Botschaft hatte ihn geradewegs hierher geführt, an diese Stelle! Es war hier, an diesem Ort, wo er diese Begegnung hatte. All die Jahre hatte er nicht mehr daran gedacht, doch nun sah er es vor sich, als wäre es erst gestern gewesen.
Er war noch ein kleines Kind, damals, vielleicht fünf Jahre alt, da sah er diese Frau. Sie kam auf ihn zu und lächelte. Ihr Gewand war blau und golden, grad, wie auf den Bildern der heiligen Jungfrau. Doch diese Frau war aus Fleisch und Blut und sie nahm ihn an ihre Hand.
Warum hatte er es nur vergessen? Sicher, er war noch sehr jung, aber eine solch vollständige Löschung jeglicher Erinnerung war tatsächlich rätselhaft. Dahinter, das wurde ihm klar, mußte sich ein Geheimnis verbergen.
Als wäre sein Gedächtnis absichtlich blockiert und durch die Rückkehr an diesen Ort wieder befreit worden. Wer aber hatte daran ein Interesse?
Es war tatsächlich verblüffend, denn er glaubte fast, er könne ihr Lächeln wieder sehen, wieder hören, was sie ihm versprochen hatte.
“Denk daran”, hatte sie gesagt, “ich werde für immer bei Dir sein, so, wie es auch schon immer gewesen ist. Ich werde auf deinen Wegen sein, und wenn es notwendig ist, werde ich dich bis hinab in den Kerker begleiten!” Er fragte sich, warum ihm das zu jener Zeit so beruhigend erschien.
“Sieh mich an.” Er glaubte wieder ihre Stimme zu hören und blickte unwillkürlich auf. Sie war wunderschön und er erinnerte sich, daß ein wunderbarer Duft von ihr ausging.
“Vertraue mir,” fuhr sie damals fort, “auch, wenn du mich jetzt noch nicht verstehen kannst, es gibt Licht, und es gibt Finsternis, doch das Licht liegt verborgen in der Finsternis.” Tastend griff er sich an die Brust. Unter seinem Rock hing der schwarze Stein, den er einst von ihr erhalten hatte. Auch dies war ihm entfallen, doch nun erinnerte er sich wieder daran.


*fosse d'aisances:  ungef. Grube zur Erleichterung Rolling Eyes
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sleepless_lives
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Beitrag17.05.2008 11:55

von sleepless_lives
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Hallo Charlotte,
ich bin kein Fan von Mystery, Fantasy und ähnlichem, aber die Schreibweise im Prolog war so vielversprechend, dass ich trotzdem weitergelesen habe. Am Ende vom ersten Ausschnitt aus Kapitel I war dann der Punkt erreicht, wo ich das Buch weglegen würde. Deswegen werde ich jetzt auch nicht viel kommentieren, denn ich gehöre einfach nicht zum Zielpublikum (umso weniger als wieder mal um die Rettung der Welt geht), sondern möchte nur zwei Sachen als Fragen in den Raum stellen.

(1) Erzählperspektive: Du wechselt sehr häufig die Perspektive. Zum Beispiel: in Kap. I, Teil 1,  sehen wir die Welt aus der Sicht von Joshua. Am Anfang von Teil 2 scheinen wir diese Sichtweise verlassen zu haben, obwohl Joshua immer noch einer der Protagonisten ist, einen Abschnitt später sind wir wieder bei Joshua. In Kap III ist es ähnlich. Faktisch verwendest du eine auktoriale Erzählperspektive. Das kann man machen, auch wenn ich es nicht für eine glückliche Wahl halte, aber du solltest dir dessen bewusst sein. Es hat den Vorteil, das dir in Kap. III sehr elegante Verbindungen zwischen Situationen/Leuten gelingen, Verbindungen, die von der Sprache getragen werden, und nicht von irgendwelchen Filmkonzepten. Es hat den Nachteil, dass du speziell in Kap. I unter dem leidest, was ich nach der gleichnamigen TV-Serie als Lost-Syndrom bezeichnen würde: der Versuch, Spannung zu erzeugen, indem du dem Leser Information vorenthältst (z.B. die ganze Geschichte um den magischen Gegenstand). In einer personalen Erzählperspektive wär das kein Problem, denn die Protagonisten wissen ja auch nicht mehr. In der auktorialen Erzählperspektive fühle ich mich manipuliert und hab keine Lust weiterzulesen (das mag anderen anders ergehen, denn 'Lost' war ja sehr erfolgreich, obwohl das natürlich auch ein 'trotz' sein kann und kein 'weil').
.
(2) Erzählzeiten: Speziell im ersten Abschnitt von Kap III wechselt du ein paar mal für einzelne Sätze in die Vergangenheit relativ zur aktuellen Szene. Dabei benutzt du nicht das Plusquamperfekt. Wenn das Absicht ist, muss ich sagen, funktioniert es nicht. Stiftet nur Verwirrung ohne etwas zur Geschichte beizutragen. Oder willst du damit andeuten, dass Punaise Gegenwart und Vergangenheit nicht auseinander halten kann? Selbst wenn, in der auktorialen Erzählweise geht das nicht, denn die Erzählerin (nicht dasselbe wie die Autorin) steht ja außerhalb. Wenn es keine Absicht ist, solltest du es korrigieren. Übergange wie dieser
Zitat:
Mit einem schmatzenden Geräusch wischte er ihn ab und schmierte es an den ledernen Rock.
Genau dessen verdächtigte ihn auch Lady Babcock, die sich in Rouen breitgemacht hatte und seine störrische Kleidung einstmals genau musterte.
werden nicht zerstört dadurch. Das ist auch wichtig, denn oben zitierte ist sehr schön, wenn auch sprachlich nicht gerade optimal.

Ach ja, noch eine Kleinigkeit :
Zitat:
schwarze Pest

Obwohl man das gelegentlich liest, ist das, glaube ich, eine zeitgenössische Verwechslung. Es ist entweder der schwarze Tod oder die (Beulen-)Pest. Aber da sollte man vielleicht eine(n) Spezialisten/in fragen. Gibt's sicher im Forum.

Grüße,

- sleepless_lives


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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Charlotte
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C
Beitrag17.05.2008 14:21

von Charlotte
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Hallo sleepless,

ja, ich muß noch viel lernen, vor allem auch, meine Fehler zu finden!
Schwarzer Tod ist korrekt, und es stimmt, daß ich mit dem Wechsel der Perspektive Verwirrung erzeuge. Vieles geht daruf zurück, daß ich, noch völlig unerfahren, experimentiert habe.
Dieser Stoff läßt sich nur durch eine auktoriale Erzählperspektive meistern, das erfordert auch schon der mosaikartige Aufbau des Romans.

Zitat:
was ich nach der gleichnamigen TV-Serie als Lost-Syndrom bezeichnen würde: der Versuch, Spannung zu erzeugen, indem du dem Leser Information vorenthältst


Wenn ich allein nur dadurch Spannung erzeugen wollte, wäre es tatsächlich plump. Aber wenn Du es genau prüfst, kannst Du vielleicht feststellen, daß damit nur eine zusätzliche Spannungsebene geschaffen wird, auch der Text selbst erzeugt schon eine erste Spannungsebene. Ob das gut ist, weiß ich natürlich auch noch nicht.


Ich denke, es ist jetzt eigentlich angebracht, eine ausführliche Erklärung abzugeben. Schau, tatsächlich betrachte ich mich nicht wirklich als Autorin. Ich habe vor Jahren angefangen, einige wenige Geschichten zu schreiben. Es gab dafür keinen erkennbaren oder nachvollziehbaren Grund, es passierte einfach.
Die Geschichten sollten vom Charakter und Inhalt her eine Ergänzung zu den surrealen Bildern eines befreundeten Künstlers darstellen. Anfänglich war es nichts weiter, als ein großer Spaß. Ich fuhr fort und entdeckte bald, daß ich diese Geschichten durch die Mosaikbauweise zu einem Roman verbinden könnte, wenn ich nur ein paar Kleinigkeiten ändern würde.
Das war wohl der Zeitpunkt, als es zu einer fixen Idee oder einer Art Besessenheit ausartete.
Bald aber mußte ich erkennen, daß ich mich übernommen hatte. Ideen hatte ich viele - vielleicht auch so etwas, wie eine Begabung - aber die Ausformung gelang mir nicht. Eine befreundete Autorin, deren Werke nicht ganz unbekannt sind, prüfte meine Arbeit.
Das Ergebnis war niederschmetternd, zumindest für mich. Ich sollte besser das ganze Projekt beiseite legen, mich auf Kurzgeschichten konzentrieren und das ganze Handwerk von ganz unten neu erlernen. Es steckt ein Potential in meinem Werk, meinte sie, doch solle ich den künstlerisch/surrealen Aspekt vergessen und, so ihr Vorschlag, erwägen, später einmal einen Thriller daraus machen, denn dieser Stoff eignet sich hervorragend dazu.
Ich und ein Thriller! Aber gut, nach einem anfänglichen Schock versuchte ich mich darin. Versuchte auch zu lernen. Doch bald gab ich es auf. Weit über ein Jahr ließ ich es liegen und hatte eigentlich vor, nie mehr daran zu arbeiten.
Es war darin alles zu wirr, zu konfus und ohne Konzept. Ich hatte zuvor einfach zu viel experimentiert - zu der Zeit, als es noch ein reiner Spaß für mich war - mit der Perspektive, den Zeiten, mit ungewöhnlichen Metaphern etc. etc.
Ich gab es also auf, eigentlich für immer. Aber es ist seltsam, so etwas holt dich immer wieder ein, wie ein Fluch, und so nahm ich es wieder aus der Versenkung.
Was ich jetzt gemacht habe, ist nichts weiter, als zu testen, ob das Werk noch zu retten ist, ich möchte herausfinden, ob es denn überhaupt irgendetwas taugt - und jede ernstgemeinte Kritik ist deshalb für mich unglaublich wertvoll!

Vielen Dank und viele Grüße
Charlotte
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Merlinor
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Beitrag17.05.2008 15:13

von Merlinor
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Hallo Charlotte

Augenblicklich bin ich durch Deinen Text vor allen Dingen einmal verwirrt
Da häufen sich die Protagonisten und von keinem einzigen erfahre ich Näheres.
Der Eine hat ein spitze Nase und verschwindet im nächsten Moment im Orkus.
Der Nächste hat schlechte Manieren und noch Einer Erinnerungslücken.
Ein wenig will ich schon wissen, worum es bei dem Ganzen eigentlich geht.

Nichts gegen ein Mosaik. Aber irgendeinen Zusammenhang musst Du dem Leser schon bieten.
Momentan weiß ich gar nicht, warum ich das überhaupt lese.
Lauter verschiedene Leute, von denen ich nichts Substantielles erfahre ... noch nicht einmal den Ort, an dem sie sich befinden benennst Du.

Auch Deine Sprache wirkt nicht mehr so konzentriert auf mich, wie noch im Prolog.

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor
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sleepless_lives
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Beitrag17.05.2008 15:28

von sleepless_lives
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Charlotte hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
was ich nach der gleichnamigen TV-Serie als Lost-Syndrom bezeichnen würde: der Versuch, Spannung zu erzeugen, indem du dem Leser Information vorenthältst


Wenn ich allein nur dadurch Spannung erzeugen wollte, wäre es tatsächlich plump. Aber wenn Du es genau prüfst, kannst Du vielleicht feststellen, daß damit nur eine zusätzliche Spannungsebene geschaffen wird, auch der Text selbst erzeugt schon eine erste Spannungsebene. Ob das gut ist, weiß ich natürlich auch noch nicht.

Klar ist das gut. Und mit dem Lost-Syndrom war auch nicht gemeint, dass du ausschließlich dadurch Spannung erzeugst. Sorry, wenn das so rübergekommen ist.

Charlotte hat Folgendes geschrieben:

tatsächlich betrachte ich mich nicht wirklich als Autorin.

Mach dir darüber mal keine Sorgen. Ich hab schon jede Menge Schrott gelesen von Leuten, die sich für weiß-Gott-wie-gute Schriftsteller hielten. Hätte ich das Gefühl gehabt, das du noch Grundsätzliches lernen muss, hätte ich dir geraten, deine Sachen in die Talentschmiede verschieben zu lassen. Aber das ist es nicht. Die Grundlagen sind da. Du musst dir nur im Klaren sein, wo du hin willst, und dir ein paar Dinge bewusst machen, die deine Leser anders sehen als du beim Schreiben (da sie ja nicht die ganze Geschichte kennen).

Charlotte hat Folgendes geschrieben:

Dieser Stoff läßt sich nur durch eine auktoriale Erzählperspektive meistern

Davon bin ich nicht überzeugt, aber ich weiß ja auch nicht was noch kommt. Der Prolog ist fast personal erzählt, Kap I, Teil 1, könnte man aus der Sicht von Joshua erzählen, und der Anfang von Kap III ist fast personal. Aber bleib bei dem, was dir mehr liegt! Definitiv!

Charlotte hat Folgendes geschrieben:

Aber es ist seltsam, so etwas holt dich immer wieder ein, wie ein Fluch,

Das klingt beinahe wie eine Empfehlung. Geschichten, die von sich aus fordern, geschrieben zu werden, werden meist gut.

Grüße,

- sleepless_lives


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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Charlotte
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Beitrag17.05.2008 17:09

von Charlotte
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Hallo,

Merlinor:
Die Konfusion ist natürlich auch darauf zurückzuführen, daß ich ein Kapitel übersprungen habe, denn ich hatte schon halbherzig beschloßen, diesen Thread zu Ende zu führen. Ich wollte nur noch den Beginn des zweiten Handlungstranges prüfen lassen.
Vielleicht könnte das Motiv, hier im Forum eine Geschichte zu lesen, auch einfach nur darin bestehen, unerfahrenen Kollegen und Kolleginnen zu helfen und weiter zu bringen?
Klar, muß natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen, aber Neulinge können nur das weitergeben, was sie in ihrer Entwicklung dazu gewinnen, alles andere wäre Dilettantismus.

Mein Buch ist noch in der Entwicklungsphase und es hätte hier nicht hinein gehört. Ich werde die Moderatoren bitten, diesen Thread zu löschen. Ich denke, daß ich eben doch in die Talentschmiede gehöre. Ein Talent ist eine angeborene Fähigkeit, eine Begabung. Wenn ich eine solche besitze, dann sollte ich sie ordentlich schmieden lassen.
Allen, die mir mit konstruktiver Kritik zur Seite standen, möchte ich herzlich danken, ihr habt mir die Augen geöffnet, aber auch Mut gemacht.

s.l. Charlotte
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Merlinor
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Beitrag17.05.2008 17:39

von Merlinor
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Hallo Charlotte

Tut mir Leid, ich habe mich wohl missverständlich ausgedrückt.
Wenn ich schrieb, dass ich momentan nicht weiß, warum ich das lese, meinte ich sozusagen die „Position des Lesers“, unabhängig von mir.
Hmm...wie erklär ich das jetzt? Also ich lese Deinen Text hier im Forum, weil ich Dir hinterher möglicherweise etwas dazu sagen kann, das Dich weiterbringt.
Ein „Leser“ hingegen hat das Buch gekauft. Nach einigen Seiten findet er sich in der Situation wieder, dass er schlicht nicht weiß, wo das Ganze hinführen soll.
Immer wieder findet er sich mit neuen Figuren konfrontiert und stellt sich irgendwann die Frage, was er da eigentlich liest und warum.
Wenn das zu lange anhält wird er das Buch aus der Hand legen.
Ok, stimmt, Du hast einen Teil weggelassen.
Wenn der dem Leser mehr Klarheit verschafft, worum es in dem Buch gehen soll, dann ist meine Kritik natürlich gegenstandslos.

Eines solltest Du jetzt auf keinen Fall tun: Dich von meiner und anderer Kritik entmutigen lassen und den Text aufgeben.
Du kannst ja gut schreiben und da muss ich sleepless zustimmen: So mancher bekannte Autor hat einen schlechteren Stil als Du.
Nein, denk einfach nochmal über das Konzept nach und versuche es dahingehend zu überarbeiten, dass Du den Leser in deine Geschichte hineinziehst.
Mir ist es mit meinem Roman genauso ergangen.
Nachdem ich mich etwas in die handwerklichen Erfordernisse vor allem des Plottens hineingearbeitet hatte, musste ich viele Sünden erkennen.
Seither steht mein gesamter Roman auf dem Prüfstand und die bereits bestehenden 230 Seiten werden umgeschrieben.

Nochmal Entschuldigung, dass ich mich so ungeschickt ausgedrückt hatte.

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

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Beitrag17.05.2008 17:57

von Charlotte
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Hallo Merlinor,

ich danke Dir für Deine nette Antwort. Einmal muß ich aber konsequent bleiben. Ich habe die Löschung schon beantragt, und es schmerzt mich außerordentlich, daß dadurch auch all Eure wirklich gut gemeinten Antworten und Kritiken verloren gehen. Bitte verzeiht mir das!  Crying or Very sad
Schade war nur, daß Ihr das zweite Kapitel nicht habt lesen können, denn es ist das beste (meiner Ansicht nach) und der Schlüssel zum ganzen Roman.
Aber es ist ja nicht das Ende. Ich übe und überarbeite, und vielleicht kann ich schon bald mit einer viel besseren Variante aufwarten. (Ich habe schon ein paar tolle Ideen.
Vielleicht schaust Du mal in den Anfängerforen vorbei, da finden sich dann in den nächsten Wochen hin und wieder Texte von mir.

Viele liebe Grüße von Charlotte
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Beitrag17.05.2008 20:32

von Merlinor
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Hallo Charlotte

Nicht löschen bitte liebe Charlotte!

Mach das bitte rückgängig.
Du kannst den Thread ja auch in die Talentschmiede verschieben lassen.
Dann geht nichts verloren und Du kannst weiter daran tüfteln.

Wobei ich schon glaube, dass der Text hier in Belletristik richtig ist.


Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor
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Beitrag17.05.2008 21:28

von Charlotte
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Hallo Merlinor

Wenn die Moderatoren (ich hatte den Martin darum gebeten) einverstanden sind, wäre vielleicht noch eine andere Lösung möglich.
Ich beginne einfach nur den zweiten Thread nochmal neu. Ich baue ihn dann ganz langsam auf und berücksichtige dabei meine neuen Ideen (die ich durch Eure Anregungen fand).
Gleichzeitig versuche ich mich in der Schreibwerkstatt, um ein paar Experimente durchzuführen und dabei vielleicht neue Techniken zu finden.
Es kann nie schaden, besser zu werden.

Was meinst Du dazu?

Charlotte
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Beitrag17.05.2008 22:28

von Merlinor
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Hallo Charlotte

Sorry, erst jetzt gelesen.
Klar doch, was immer Du willst. Nur bitte lösch Deinen Text nicht einfach hier raus.
Du schreibst gut! Und Du stellst Text doch deswegen ein, um Kritik zu erfahren.
Jetzt geht’s ums Verbessern und Erweitern.

Das ist doch der Sinn dieses Forums. *erleichtert den Schweiß aus Stirn wisch*
Puh... da hatte ich doch schon große Sorge, eine gute Schreiberin wie Du würde hier frustriert das Handtuch werfen.

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor
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Charlotte
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Beitrag17.05.2008 23:34

von Charlotte
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Hallo Merlinor,
ich möchte Dir jetzt verraten, warum ich wohl ein wenig in Panik geraten bin. Ich hatte das Gefühl, daß ihr von mir zu viel erwartet habt, und ich Euch leider enttäuschen muß.
Wie soll ich es nur sagen - Ich dachte, daß meine Arbeit (und ich glaube es noch immer) sehr rudimetär und unausgereift ist, doch zu meiner Überraschung und großen Freude, gab es dann so viel gute und durchdachte Kommentare, die aber bei den folgenden Texten ausblieben. Ich merkte, daß ich, ohne es zu wollen, die Erwartungen zu hoch geschraubt hatte, Erwartungen, die ich wahrscheinlich nicht erfüllen kann. Deshalb die Panik, verstehst Du?
Als Du geschrieben hast, Du wüßtest nicht, warum Du diesen Text lesen tust, war ich sehr traurig und dachte, daß ich es mal wieder ordentlich verbockt hätte (weil es genau in meine eigenen Zweifel hinein traf).
Es war ein Missverständnis, doch hat es viele Gedanken in mir ausgelöst. Ich weiß jetzt aber, daß ich, wenn ich kritisiere oder kommentiere, sehr vorsichtig sein muß, weil ich niemanden verletzen möchte.

Gut, wenn die Erwartungen jetzt wieder auf ein normales Maß gefallen sind, werde ich es noch mal versuchen, aber vielleicht wirklich von von Anfang an, d.h., vom (neuen) ersten Kapitel an - oder eben das zweite, wenn ich jetzt das Prolog zum ersten mache. Kompliziert das Ganze. Wink

Ich danke Dir wirklich für Dein Engagement
Alles Gute
Charlotte
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Merlinor
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Beitrag17.05.2008 23:47

von Merlinor
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Hallo Charlotte

Der Fehler lag doch bei mir und meiner dummen Formulierung.
Bin froh, dass Du weiter bei uns bleibst.

Und nein: Ich denke eben gerade nicht, dass Deine Arbeit rudimentär und unausgereift ist.
Im Gegenteil ... Du schreibst gut!
Aber sie braucht Überarbeitung, Umbruch und Verbesserung. Mir geht es doch auch nicht anders.  Embarassed
Hey ...  

Mach bitte sone spontanen Frustaktionen nicht mehr  Shocked

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor
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Beitrag18.05.2008 00:31

von stormcloud
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Charlotte,

Zweifel an dir selbst sind wirklich nicht angebracht!
Vertrau mir einfach....

Lass dich nicht beirren und schreib einfach drauflos...

Du kannst nachträglich noch viel verbessern, wenn du glaubst, es ist nicht gut so...



Liebe Grüße von Josef
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Charlotte
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Beitrag18.05.2008 00:34

von Charlotte
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Gut,
ich werde den alten Gaul meines Großvaters aus dem Stall holen, mich auf ihn schwingen, wie einst Jeanne d'Arc, stolz ihren Banner tragen und mich in den Kampf stürzen, für die Freiheit Frankreichs!  Very Happy
Habt Mut, heißt es doch, auch dort, wo ihr keinen Mut habt, habt dennoch Mut!
Und der, der es sagte, wußte immer, wovon er sprach.
Ich danke Dir
Charlotte
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