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Kinoabend


 
 
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Rheinsberg
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Bronzenes Messer


Beitrag17.01.2008 12:18
Kinoabend
von Rheinsberg
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

„Kommst du heute abend mit ins Kino, Martin? Es gibt Dinopark.“
„Jo, klasse, Mann, um halb acht an der großen Kreuzung?“ – „Okay.“

Martin sah Sven noch kurz nach, wie der in die Straße abbog, an dessen Ende er mit seinen Eltern in einem der Mehrfamilienhäuser wohnte, und machte sich dann auch auf den Heimweg. Gute Idee von Sven, ins Kino zu gehen – überhaupt gut, hier schon einen Freund gefunden zu haben, nachdem seine Mutter vor einigen Monaten in diese brandenburgische Kleinstadt versetzt worden war. Mannheim war das echt nicht hier – nicht, dass er unbedingt die Stadt gebraucht hätte, Kneipen und Discos waren so gar nicht sein Ding, aber die Jungs in seiner Klasse – nicht nur, dass sie im Deutschunterricht offen, ja mit Stolz, zugaben, außer dem von der Lehrerin verlangten Buch noch nie eins gelesen zu haben, nein, das, was da an Denkweise durchschimmerte, war ihm völlig unbegreiflich.
Sven war anders – der hatte zumindest eine Vorstellung, dass das Schwarze auf der Seite die Buchstaben waren, und nölte auch nicht so blöde rum. Außerdem hatten seine Eltern ein kleines Bootshaus und ein Ruderboot, von dem aus man angeln konnte – der See war schon toll, bei gutem Wetter ließ es sich hier prima leben.
Nur – die anderen… Martin schüttelte ihm Gehen den Kopf und versuchte lieber, an etwas anderes zu denken. Bis um halb acht blieb ihm noch viel Zeit, zum Glück war Freitag, erst Montag wieder Schule – und in seinem Zimmer wartete ein neues Buch.

Es wurde schon recht früh dunkel. Als die beiden Freunde kurz vor acht vor dem Kino eintrafen, war es dort merkwürdig leer – hatten sie sich im Tag geirrt, kein Film heute?
„Doch“, erklärte die Frau an der Kasse. „Aber dieser Film hat Überlänge, daher hat er schon um halb acht angefangen – und ich kann euch nicht mehr reinlassen, tut mir leid, kommt doch morgen wieder, da läuft er noch mal, und seid einfach früher da.“
Enttäuscht zogen die beiden ab.
„Was nun?“ fragte Martin. So richtig Lust, nach Hause zu gehen, hatte er nicht, er war reichlich sauer, dass die Frau ihnen den Einlass verwehrt hatte – in einem Großstadtkino gab es das nicht.
„Gehen wir noch zu mir“, meinte Sven. „Vielleicht haben wir noch was auf Video, was du nicht kennst.“
Der Vorschlag war nicht schlecht, die Sammlung von Svens Vater war riesig, und Martin hatte sich mit dessen Geschmack an Action- und Historienfilmen schnell angefreundet. Sowieso ein netter Haushalt, wo er inzwischen ein gern gesehener Gast war und immer eine Cola und eine Tüte Chips aufzutreiben waren.

Sie drehten dem Kino den Rücken, und unter Rangeleien und Frotzeleien bogen sie in die Allee stadteinwärts ein. Unter den Buchen war es schon stockdunkel, das orangegelbe Licht der Straßenlaternen erhellte immer nur kleine Bereiche im Lichtkegel. Sie hatten die Straße schon überquert und liefen auf dem Bürgersteig, der am Rande des Wäldchens entlangführte.Es war nicht viel los, das Kino lag relativ weit draußen, Fußgänger sah man gar nicht, ab und zu fuhr ein Auto vorbei, so wie der rote Golf, der da stadteinwärts preschte.
„Hast du gesehen, Martin, fünf leuchtende Glatzen drin!“
„Jau – kein Wunder, dass die nur Müll labern, das Gehirn muss denen doch erfrieren“ grinste Martin.
Sven lachte auch – stoppte aber sehr plötzlich, als er sah, wie in einiger Entfernung die Bremslichter des Golfs aufleuchteten und der Golf auf der Fahrbahn ein Wendemanöver begann.
„Au, Scheiße – los, Martin, weg hier!“
„Wieso? Was ist denn los?“
„Die haben uns gesehen, die kommen zurück!“
„Na und? – ich kenne die nicht, ich hab kein Problem mit denen, die sind auch nicht von unserer Schule, die sind doch schon älter.“ Martin verstand Svens Panik so gar nicht.
„Hör auf zu Quatschen, los, renn, hier in den Schwarzen Weg!“ Sven zog Martin am Ärmel mit sich in einen unbeleuchteten Waldweg. Martin, von der offensichtlichen Angst seines Freundes angesteckt, rannte neben ihm her. Hinter sich auf der Allee hörten sie Bremsen quietschen, dann das Aufheulen des Motors, als das Auto über den Bürgersteig in den Waldweg gezwungen wurde. Der bestand zwar nur aus zwei Fahrrinnen, aber das war dem Golffahrer offensichtlich egal.
Noch bevor die Scheinwerfer des Wagens den Weg erhellen konnten, riß Sven seinen Freund durch das Gebüsch am Rand und hinter den nächsten Baumstamm.
Trotz ihres Keuchens konnten sie das Rattern des Autos hören, Scheinwerfergelb sickerte durch das Gebüsch, wurde heller, verschwand zusammen mit dem Protest des gequälten Autos.
„Los, weiter, die drehen gleich wieder um, wenn sie merken, dass wir nicht gradeaus gerannt sind!“ Sven war schon wieder auf den Füßen und fand trotz der Schwärze einen Weg zwischen den Bäumen zur nächsten Straße. Martin erkannte sie wieder, es war die Straße, die von der Allee zum See abbog, parallel zu dem Schwarzen Weg, der eigentlich als Straße nicht zählte. Wenn sie hier bis zum See liefen, könnten sie dann hinten herum zu Sven nach Hause kommen.
Am Ende der Straße tauchten runde Lichter auf – Scheinwerfer, der eine etwas schief, genau so wie bei dem roten Golf. Sven schubste Martin auf die Straße, sie rannten durch einen Hofeingang, überkletterten einen Zaun, noch einen – und fanden sich auf einem Garagenhof wieder, wie es hier viele gab, zehn Garagen rechts, zehn Garagen links, manchmal in zwei Reihen, manchmal im Karree.
„Rein hier!“ Sven hatte mit fliegenden Händen das Vorhängeschloss an einem der Garagentore aufgeschlossen, hängte es wieder ein und schaffte es, es durch den Spalt zwischen den beiden Holzflügeln zu verschließen, so dass die Garage genauso verschlossen aussah, wie vor zwei Minuten.
„Sven, was soll der Mist?“ japste Martin, sich an die Garagenwand lehnend.
„Ich hab den Wagen erkannt, der gehört Maik, dem Bruder von Timo – du kennst doch den Idioten aus der Parallelklasse? Der dich so gerne hat und immer so nett zu dir ist?“
Den kannte Martin. Sehr gerne hatte der ihn – nannte ihn Zecke, schwule Sau, oder was sonst noch in seinem begrenzten Vokabular zur Verfügung stand. Grund? Nun ja… Martin kraulte sich den Kopf – der Stein des Anstoßes. Gerade, um nicht mit den hiesigen rechten Spinnern verwechselt zu werden, hatte er seit dem Umzug seine Haare entgegen seinen früheren Gewohnheiten wachsen lassen, und trug nun einen Pferdeschwanz, nur die Seiten waren ausrasiert. Sven wiederum hatte einen netten Pagenkopf – wie seine Mutter das nannte. Sie fielen damit beide auf, klar, aber die Schimpfworte juckten ihn eher wenig, die Kerle waren zu doof. Was sollte aber das hier?
„Okay, die Kerle sind Idioten – aber was soll die Panik?“
„Mensch, du bist so was von naiv – die sind zu fünft, alle wohl schon gut besoffen, und wir sind das perfekte Freitagabendvergnügen für ihre Langeweile! Was glaubst du wohl, was die mit uns vorhatten? Hoffentlich haben wir sie abgehängt!“
Als ob das das Stichwort gewesen wäre, knirschten Reifen auf Kies und glitten gelbe Streifen Lichts durch die Lücken des Tors. Die Jungs sprangen in die hinterste Ecke der Garage, versteckten sich hinter dem Trabbi. Er war rückwärts eingeparkt, Martin roch den Gestank des Auspuffs.
Der Golf kam zum Stehen, Türen knallten, Schritte, Schläge an die Garagentore.
„Meinst du, die haben sich hier verkrochen, die Ratten?“
„Ich kenn’ den Kleinen, mit dem Mädchenkopp, dem sein Alter hat seine Schrottkiste hier irgendwo. Bis zu seinen Alten können sie nicht gelaufen sein, da hätten wir sie erwischt. Hey, ihr Zecken, kommt raus, wir wissen, dass ihr hier seid!“ Gegröhle. Die Jungen hörten, wie die Reihe der Garagen rauf und runter an den Toren gerüttelt, geschlagen und getreten wurde. Bierflaschen poppten auf, schlugen aneinander, flogen dann gegen die Wände. Splitter kamen auch durch den Spalt des alten Holztors, das Svens Eltern noch nicht durch ein neues Metallgaragentor hatten ersetzen lassen. Svens Vater meinte immer, seinen Trabbi wollte bestimmt keiner klauen, und wer es versuchte, müsste ihn ja erst mal starten…
Wie erstarrt kauerten die Freunde zwischen dem alten Auto und der Rückwand der Garage. Im Hof wurde das Gegröhle lauter. Auch an dem von Sven glücklicherweise wieder verschlossenen Riegel wurde gerüttelt.
„Wenn ihr nicht bald rauskommt, könnte ihr was erleben, das Fell ziehen wir euch über die Ohren, meint wohl, ihr wärt was besseres, ihr Schwuchteln, aber nicht mal den Mumm, eure Nase hier rauszustecken!“
„Wenn ich euch erwische, den Arsch reiße ich euch auf, den Skalp schneid ich euch runter, damit ihr mal ausseht wie Männer, so was wie ihr ist ja schlimmer wie die Kanaken!“
Martin war übel. Er hatte in der Schule und auf der Straße schon einiges zu hören gekriegt, aber das hier war noch anders. Der blanke Hass, gepaart mit zunehmender Betrunkenheit. Er hatte Angst.
Die Bande hatte sich direkt vor ihrer Garage niedergelassen. Hilfe? Die Eltern vermuteten sie im Kino, vor zehn Uhr wurden sie auf keinen Fall zurück erwartet. Sie konnten nur hoffen, dass die Meute irgendwann wieder abzog.
„Los, reißen wir einfach die Riegel ab, irgendwo müssen sich die beiden kleinen Scheißkerle doch verkrochen haben!“
Das hörte sich gefährlich an. Wenn wenigstens einer der Nachbarn mit dem Wagen auf den Hof käme – obwohl, was sollte da ein einzelner Mann schon tun, und wenn es eine von den Frauen wäre, besser nicht.
Kräftige Tritte gegen das Tor der Nachbargarage. Es gab nach. Metall kreischte, Gegenstände flogen gegen Wände und Auto, offensichtlich wurde das unterste zuoberst gekehrt.
„Scheiße, Mann, alles voll staubig“ , lautes Husten von draußen.
„Hier sind die nicht!“
„Kacke, das Bier ist alle!“
„Nix mehr im Kofferraum?“
„Nee, alles leer – Scheiße!“
„Mann, los, lass uns abhaun, ich will noch was saufen, und dann suchen wir uns ein paar andere Zecken zum Klatschen!“
Die Wagentüren knallten, der Motor heulte auf, der Kies spritzte an die Tore – es wurde still und dunkel.
Martin merkte, dass er zitterte.
„Gehen wir heim.“ Sven zog ihn hoch.

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Beitrag17.01.2008 14:36

von Pausback
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Geil!  Very Happy

Perfekt, also ich habe an den Text nichts, aber auch garnichts auszusetzen. Im Gegenteil! Ich komme selbst aus einer Kleinstadt in Brandenburg und kann dein Thema da sehr gut nachvollziehen! Auch wenn mir in der Art und Weise so etwas noch nicht zugestoßen ist.

Du hast perfekt die Spannung aufgebaut. Man rechnet mit nichts Schlimmen und auf einmal: Zack! Verfolgungsjagd!

Besser gehts nicht! Danke für diesen schönen Beitrag!  Very Happy
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Beitrag19.01.2008 15:38

von Rheinsberg
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Ich bin aber immer noch nicht zufrieden. Vielleicht kann ja mal einer der jüngeren Leser hier mir sagen, ob ich das Vokabular der fünf Glatzen halbwegs getroffen habe - mir kommen sie zu zahm rüber.
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Pausback
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Beitrag19.01.2008 16:11

von Pausback
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Ne das Vokabular haut schon hin. Nur eins hat mich ein wenig gestört: "den Skalp schneid ich euch runter"... Ist schon zutreffend, aber hab ich persönlich noch nie von jemanden gehört, außer im film smile

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Beitrag19.01.2008 16:17

von Rheinsberg
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Da hast du völlig recht - fällt dir was dazu ein? Ich wollte das gerne umformulieren, aber es sollte sich auf die Haare beziehen, die ja die beiden Jungs im Gegensatz zu den fünf Golffahrern haben.
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Beitrag19.01.2008 16:46

von Gast
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Ich hab schon mal gehört: "Hippiematratze", weiß aber nicht, ob das hier zutrifft.

Gut geschrieben, nur am Anfang stört mich ein bißchen, daß Du mehrere Informationen in einen Satz zu packen versuchst, das dauert ein bißchen, bis man das gelesen und verstanden hat. Vielleicht mal zwischendurch einen Punkt machen. Es gibt weitaus Schlimmeres hier im Forum Smile, es ist nicht wirklich falsch, aber kürzere Sätze, weniger Einschübe und Nebensätze – das liest sich halt besser.

Zitat:
Martin sah Sven noch kurz nach, wie der in die Straße abbog, an dessen Ende er mit seinen Eltern in einem der Mehrfamilienhäuser wohnte, und machte sich dann auch auf den Heimweg.

Martin schaute Sven nach, wie er zum Haus seiner Eltern ging. Es lag am Ende der Straße. Es war schön, daß er hier einen Freund gefunden hatte, in diesem gottverlassenen Nest. Er machte sich endlich auch auf den Heimweg.

Du kannst es natürlich ganz anders schreiben, nur so als Vorschlag. Am Anfang sind ein paar so lange Sätze, später dann wird es kürzer und flüssiger.
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Rheinsberg
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Beitrag19.01.2008 16:52

von Rheinsberg
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Scheint mein Dauerfehler zu sein, danke für den Korrekturvorschlag.
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Beitrag19.01.2008 17:19

von Gast
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Das ist der Dauerfehler von vielen. Soll ich Dir mal die seitenlangen Sätze zeigen, die ich früher geschrieben habe? Wink

Nein, es ist wirklich nicht so schlimm, ich finde nur, daß dadurch der Anfang des Textes schlechter zu lesen ist als der Rest, das ist das einzige, was wichtig ist. Denn am Anfang will man den Leser ja in den Text reinziehen. Der Anfang muß knackig sein. Wenn der Leser dann mitgeht, kannst Du später ruhig ein paar längere Sätze machen. Aber wenn der Leser den Anfang zu langatmig findet, geht er nicht mit und liest den Rest nicht mehr. Das wäre schade, denn der Text ist wirklich gut.

Ich glaube auch nicht, daß das anderen so aufgefallen ist. Wie gesagt: Es gibt weit, weit Schlimmeres hier im Forum. Du schreibst sehr gut.
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Rheinsberg
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Beitrag19.01.2008 17:25

von Rheinsberg
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Na ja, Gabi hatte bei meinem anderen Text hier fast das gleiche moniert - mein Problem, ich schreibe, wie ich denke, und ich fürchte, diese üble Gewohnheit ist Berufskrankheit.... Laughing
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Beitrag19.01.2008 17:30

von Gast
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Dann aber von vielen Berufen.  Very Happy Nein, ich denke einfach, daß es unsere normale Art ist, so zu schreiben wie wir denken. Und erst durch die Beschäftigung mit dem Handwerk des Schreibens gewöhnt man sich das ab und denkt mehr an den Leser als an sich selbst. So war es jedenfalls bei mir.

Ich mußte knallharte Übungen machen. 7 Wörter schreiben. Punkt. 7 Wörter schreiben. Punkt. Wirklich. Aber das Geschriebene wirkt dadurch lebendiger, die Leser sind schneller in der Geschichte drin, und das ist die Hauptsache.
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Pausback
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Beitrag19.01.2008 17:53

von Pausback
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Zitat:
Da hast du völlig recht - fällt dir was dazu ein? Ich wollte das gerne umformulieren, aber es sollte sich auf die Haare beziehen, die ja die beiden Jungs im Gegensatz zu den fünf Golffahrern haben.


Also, da ich ja auch aus dem Brandeburgischen Raum komme... bei uns, ich vermute aber in ganz Deutschland, ist das Wort "Mecke" für Haare sehr "beliebt". Kannst ja auch einfach sowas schreiben wie in etwa:

,,Wenn wir euch finden rasieren wir euch eure verkrüppelten Schädel kahl!"


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Beitrag19.01.2008 18:00

von Rheinsberg
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Pausback, genau - das wars.
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Beitrag19.01.2008 18:01

von Pausback
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Freut mich wenn ich dir weiterhelfen konnte! smile

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Rheinsberg
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Beitrag01.02.2008 12:39

von Rheinsberg
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So, mit Dank an die Kommentatoren, eine verbesserte Version:

Kinoabend

„Kommst du heute abend mit ins Kino, Martin? Es gibt Dinopark.“
„Jo, klasse, Mann, um halb acht an der großen Kreuzung?“ – „Okay.“

Martin sah Sven noch kurz nach, wie der in die Straße abbog, an dessen Ende er mit seinen Eltern in einem der Plattenbauten wohnte. Gute Idee von Sven, ins Kino zu gehen. Überhaupt gut, dass er hier schon einen Freund gefunden hatte, nachdem seine Mutter vor einigen Monaten in diese brandenburgische Kleinstadt versetzt worden war. Mannheim war das echt nicht hier – nicht, dass er unbedingt die Stadt gebraucht hätte. Kneipen und Discos waren so gar nicht sein Ding, aber die Jungs in seiner Klasse – nicht nur, dass sie im Deutschunterricht offen, ja mit Stolz, zugaben, außer dem von der Lehrerin verlangten Buch noch nie eins gelesen zu haben, nein, das, was da an Denkweise durchschimmerte, war ihm völlig unbegreiflich.

Sven war anders – der hatte zumindest eine Vorstellung, dass das Schwarze auf der Seite die Buchstaben waren, und nölte auch nicht so blöde rum. Außerdem hatten seine Eltern ein kleines Bootshaus und ein Ruderboot, von dem aus man angeln konnte. Der See war schon toll, bei gutem Wetter ließ es sich hier prima leben.
Nur – die anderen… Martin schüttelte ihm Gehen den Kopf und versuchte lieber, an etwas anderes zu denken. Bis um halb acht blieb ihm noch viel Zeit, zum Glück war Freitag, erst Montag wieder Schule.

Es wurde schon recht früh dunkel. Als die beiden Freunde kurz vor acht vor dem Kino eintrafen, war es dort merkwürdig leer – hatten sie sich im Tag geirrt, kein Film heute?
„Doch“, erklärte die Frau an der Kasse. „Aber dieser Film hat Überlänge, daher hat er schon um halb acht angefangen. Ich kann euch nicht mehr reinlassen, tut mir leid, kommt doch morgen wieder, da läuft er noch mal, und seid einfach früher da.“
Enttäuscht zogen die beiden ab.

„Was nun?“ fragte Martin. So richtig Lust, nach Hause zu gehen, hatte er nicht, er war reichlich sauer, dass die Frau ihnen den Einlass verwehrt hatte. In einem Großstadtkino gab es das nicht.
„Gehen wir noch zu mir“, meinte Sven. „Vielleicht haben wir noch was auf Video, was du nicht kennst.“
Der Vorschlag war nicht schlecht, die Sammlung von Svens Vater war riesig. Martin hatte sich mit dessen Geschmack an Action- und Historienfilmen schnell angefreundet. Sowieso ein netter Haushalt, wo er inzwischen ein gern gesehener Gast war und immer eine Cola und eine Tüte Chips aufzutreiben waren.

Sie drehten dem Kino den Rücken, und unter Rangeleien und Frotzeleien bogen sie in die Allee stadteinwärts ein. Unter den Buchen war es schon stockdunkel, das orangegelbe Licht der Straßenlaternen erhellte immer nur kleine Bereiche im Lichtkegel. Sie hatten die Straße schon überquert und liefen auf dem Bürgersteig, der am Rande des Wäldchens entlang führte. Es war nicht viel los, das Kino lag relativ weit draußen, Fußgänger sah man gar nicht, ab und zu fuhr ein Auto vorbei, so wie der rote Golf, der da stadteinwärts preschte.
„Hast du gesehen, Martin, fünf leuchtende Glatzen drin!“
„Jau – kein Wunder, dass die nur Müll labern, das Gehirn muss denen doch erfrieren“ grinste Martin.
Sven lachte auch – stoppte aber sehr plötzlich, als er sah, wie in einiger Entfernung die Bremslichter des Golfs aufleuchteten und der Golf auf der Fahrbahn ein Wendemanöver begann.
„Au, Scheiße – los, Martin, weg hier!“
„Wieso? Was ist denn los?“
„Die haben uns gesehen, die kommen zurück!“
„Na und? – ich kenne die nicht, ich hab kein Problem mit denen, die sind auch nicht von unserer Schule, die sind doch schon älter.“ Martin verstand Svens Panik so gar nicht.
„Hör auf zu Quatschen, los, renn, hier in den Schwarzen Weg!“ Sven zog Martin am Ärmel mit sich in einen unbeleuchteten Waldweg. Martin, von der offensichtlichen Angst seines Freundes angesteckt, rannte neben ihm her. Hinter sich auf der Allee hörten sie Bremsen quietschen, dann das Aufheulen des Motors, als das Auto über den Bürgersteig in den Waldweg gezwungen wurde. Der bestand zwar nur aus zwei Fahrrinnen, aber das war dem Golffahrer offensichtlich egal.

Noch bevor die Scheinwerfer des Wagens den Weg erhellen konnten, riß Sven seinen Freund durch das Gebüsch am Rand und hinter den nächsten Baumstamm.
Trotz ihres Keuchens konnten sie das Rattern des Autos hören, Scheinwerfergelb sickerte durch das Gebüsch, wurde heller, verschwand zusammen mit dem Protest des gequälten Autos.
„Los, weiter, die drehen gleich wieder um, wenn sie merken, dass wir nicht geradeaus gerannt sind!“ Sven war schon wieder auf den Füßen und fand trotz der Schwärze einen Weg zwischen den Bäumen zur nächsten Straße. Martin erkannte sie wieder, es war die Straße, die von der Allee zum See abbog, parallel zu dem Schwarzen Weg, der eigentlich als Straße nicht zählte. Wenn sie hier bis zum See liefen, könnten sie dann hinten herum zu Sven nach Hause kommen.

Am Ende der Straße tauchten runde Lichter auf – Scheinwerfer, der eine etwas schief, genau so wie bei dem roten Golf. Sven schubste Martin auf die Straße, sie rannten durch einen Hofeingang, überkletterten einen Zaun, noch einen – und fanden sich auf einem Garagenhof wieder, wie es hier viele gab, zehn Garagen rechts, zehn Garagen links, manchmal in zwei Reihen, manchmal im Karree.
„Rein hier!“ Sven hatte mit fliegenden Händen das Vorhängeschloss an einem der Garagentore aufgeschlossen, hängte es wieder ein und schaffte es, es durch den Spalt zwischen den beiden Holzflügeln zu verschließen, so dass die Garage von außen genauso verschlossen aussah, wie vor zwei Minuten.

„Sven, was soll der Mist?“ japste Martin, sich an die Garagenwand lehnend.
„Ich hab den Wagen erkannt, der gehört Maik, dem Bruder von Timo – du kennst doch den Idioten aus der Parallelklasse? Der dich so gerne hat und immer so nett zu dir ist?“
Den kannte Martin. Sehr gerne hatte der ihn – nannte ihn Zecke, schwule Sau, oder was sonst noch in seinem begrenzten Vokabular zur Verfügung stand. Grund? Nun ja… Martin kraulte sich den Kopf – der Stein des Anstoßes. Gerade, um nicht mit den hiesigen rechten Spinnern verwechselt zu werden, hatte er seit dem Umzug seine Haare entgegen seinen früheren Gewohnheiten wachsen lassen, und trug nun einen Pferdeschwanz, nur die Seiten waren ausrasiert. Sven wiederum hatte einen netten Pagenkopf – wie seine Mutter das nannte. Sie fielen damit beide auf, klar, aber die Schimpfworte juckten ihn eher wenig, die Kerle waren zu doof. Was sollte aber das hier?
„Okay, die Kerle sind Idioten – aber was soll die Panik?“
„Mensch, du bist so was von naiv – die sind zu fünft, alle wohl schon gut besoffen, und wir sind das perfekte Freitagabendvergnügen für ihre Langeweile! Was glaubst du wohl, was die mit uns vorhatten? Hoffentlich haben wir sie abgehängt!“

Als ob das das Stichwort gewesen wäre, knirschten Reifen auf Kies und glitten gelbe Streifen Lichts durch die Lücken des Tors. Die Jungs sprangen in die hinterste Ecke der Garage, versteckten sich hinter dem Trabbi. Er war rückwärts eingeparkt, Martin roch den Gestank des Auspuffs.
Der Golf kam zum Stehen, Türen knallten, Schritte, Schläge an die Garagentore.
„Meinst du, die haben sich hier verkrochen, die Ratten?“
„Ich kenn’ den Kleinen, mit dem Mädchenkopp, dem sein Alter hat seine Schrottkiste hier irgendwo. Bis zu seinen Alten können sie nicht gelaufen sein, da hätten wir sie erwischt. Hey, ihr Zecken, kommt raus, wir wissen, dass ihr hier seid!“ Gegröle. Die Jungen hörten, wie die Reihe der Garagen rauf und runter an den Toren gerüttelt, geschlagen und getreten wurde. Bierflaschen poppten auf, schlugen aneinander, flogen dann gegen die Wände. Splitter kamen auch durch den Spalt des alten Holztors, das Svens Eltern noch nicht durch ein neues Metallgaragentor hatten ersetzen lassen. Svens Vater meinte immer, seinen Trabbi wollte bestimmt keiner klauen, und wer es versuchte, müsste ihn ja erst mal starten…
Wie erstarrt kauerten die Freunde zwischen dem alten Auto und der Rückwand der Garage. Im Hof wurde das Gegröle lauter. Auch an dem von Sven glücklicherweise wieder verschlossenen Riegel wurde gerüttelt.

„Wenn ihr nicht bald rauskommt, könnte ihr was erleben, das Fell ziehen wir euch über die Ohren, meint wohl, ihr wärt was besseres, ihr Schwuchteln, aber nicht mal den Mumm, eure Nase hier rauszustecken!“
„Wenn ich euch erwische, den Arsch reiße ich euch auf, eure verkrüppelten Schädel rasiere ich euch kahl, damit ihr mal ausseht wie Männer, so was wie ihr ist ja schlimmer wie die Kanaken!“
Martin war übel. Er hatte in der Schule und auf der Straße schon einiges zu hören gekriegt, aber das hier war noch anders. Der blanke Hass, gepaart mit zunehmender Betrunkenheit. Er hatte Angst.
Die Bande hatte sich direkt vor ihrer Garage niedergelassen. Hilfe? Die Eltern vermuteten sie im Kino, vor zehn Uhr wurden sie auf keinen Fall zurück erwartet. Sie konnten nur hoffen, dass die Meute irgendwann wieder abzog.
„Los, reißen wir einfach die Riegel ab, irgendwo müssen sich die beiden kleinen Scheißkerle doch verkrochen haben!“
Das hörte sich gefährlich an. Wenn wenigstens einer der Nachbarn mit dem Wagen auf den Hof käme – obwohl, was sollte da ein einzelner Mann schon tun, und wenn es eine von den Frauen wäre, besser nicht.
Kräftige Tritte gegen das Tor der Nachbargarage. Es gab nach. Metall kreischte, Gegenstände flogen gegen Wände und Auto, offensichtlich wurde das unterste zuoberst gekehrt.
„Scheiße, Mann, alles voll staubig“, lautes Husten von draußen.
„Hier sind die nicht!“
„Kacke, das Bier ist alle!“
„Nix mehr im Kofferraum?“
„Nee, alles leer – Scheiße!“
„Mann, los, lass uns abhauen, ich will noch was saufen, und dann suchen wir uns ein paar andere Zecken zum Klatschen!“
Die Wagentüren knallten, der Motor heulte auf, der Kies spritzte an die Tore – es wurde still und dunkel.
Martin merkte, dass er zitterte.
„Gehen wir heim.“ Sven zog ihn hoch.


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Eireena
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Beitrag18.02.2008 19:36

von Eireena
Antworten mit Zitat

Hallo Rheinsberg,

ein super Text über sinnlose Gewalt und die Hilflosigkeit, mit der "normale" Menschen ihr ausgesetzt sind. Die Flucht vor den Glatzen, das Verstecken und Abwarten ist sehr spannend geschrieben.

Vor allem im ersten Teil sind mir ein paar Kleinigkeiten aufgefallen. Größtenteils wahrscheinlich Geschmackssachen, aber ich erwähne es trotzdem mal  Wink

Rheinsberg hat Folgendes geschrieben:

Martin sah Sven noch kurz nach, wie der in die Straße abbog, an dessen Ende er mit seinen Eltern in einem der Plattenbauten wohnte.

Das kurz aufeinanderfolgende "der" "die" "dessen" klingt recht geballt. Anstatt "der" könntest Du auch "er" schreiben und der Klang wäre gleich anders.

Im ersten Teil sind sehr viele Gedankenstriche. Vielleicht könntest Du ein paar davon vermeiden und durch einen Punkt ersetzten. Gerade, wenn sie kurz aufeinanderfolgen und auch noch einen Halbsatz mit ähnlichem Aufbau einleiten, dann stört das ein wenig den Lesefluss meiner Meinung:

Zitat:

Mannheim war das echt nicht hier – nicht, dass er unbedingt die Stadt gebraucht hätte.


Zitat:
Kneipen und Discos waren so gar nicht sein Ding, aber die Jungs in seiner Klasse – nicht nur, dass sie im Deutschunterricht offen, ja mit Stolz, zugaben,


Zitat:
das, was da an Denkweise durchschimmerte, war ihm völlig unbegreiflich.

Das klingt ein wenig umständlich und könnte einfacher und/oder aktiver ausgedrückt werden.

Zitat:
Bis um halb acht blieb ihm noch viel Zeit, zum Glück war Freitag, erst Montag wieder Schule.

"erst am Montag war wieder Schule"
oder sollte der so verkürzt sein?

Zitat:
„Doch“, erklärte die Frau an der Kasse. „Aber dieser Film hat Überlänge, daher hat er schon um halb acht angefangen. Ich kann euch nicht mehr reinlassen, tut mir leid, kommt doch morgen wieder, da läuft er noch mal, und seid einfach früher da.“

Die wörtliche Rede kam mir ein wenig unglaubwürdig vor, da die Dame viel zu freunldich schient und alles genau erklärt. So ein wenig schnodderiger oder belehrender, schadenfroher oder vielleicht auch einfach nur kürzer ausgedrückt würde ich es eher nachvollziehen können.

Zitat:

„Na und? ich kenne die nicht,

Könnte z.B. auch ein Punkt stehen.

Zitat:

Noch bevor die Scheinwerfer des Wagens den Weg erhellen konnten, riß Sven

riss  

Bei der Beschreibung der Flucht fällt mir auf, dass ein wenig zu oft das Wort "Straße" auftaucht. Vielleicht könnte man da noch die ein oder andere Wiederholung ausmerzen.

Mein Fazit:  Daumen hoch

LG
Eireena


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Wer A sagt, beherrscht noch lange nicht das ganze Alphabet. © Andreas Marti
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Rheinsberg
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Bronzenes Messer


Beitrag18.02.2008 19:56

von Rheinsberg
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Danke. Werde das wohl nochmal überarbeiten, aber vielleicht nicht nochmal einstellen, es sind ja keine allzu wesentlichen Dinge mehr.

Du hast mit deinen Anmerkungen recht, das sind so die Dinge, die ich selbst nicht sehe. Die Gedankenstriche sind ein üble Gewohnheit, die ich gerade abzustellen versuche.

Das mit der Straße fiel mir auch auf und ich habe mich schon bemüht, da etwas zu variieren, ebenso bei Garage und Tor, aber da ist es mit den Synonymen nicht so einfach.

Die Freundlichkeit der Dame erklärt sich vielleicht aus der Kleinstadtatmosphäre - da kennt man sich, und das waren ja schließlich zwei von den netten Jungs. Aber vielleicht ändere ich das auch noch.


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Dimebag
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D
Beitrag17.03.2008 23:09

von Dimebag
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Huiuiui, das ist wirklich eine sehr gut geschriebene Geschichte!!!
Respekt, weiter so!
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pna
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Paterson
Beitrag07.05.2008 13:14

von pna
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Servus,

Mir hat die Geschichte als Blitzlicht auf ein Leben gut gefallen. Die Information über das Aussehen der beiden Jungs ist gut plaziert. Es gibt allerdings meiner Meinung nach zu viele Füllworte - ich bin hundsmiserabel beim Zitieren, jedenfalls ließe sich da sehr viel streichen um den Text noch stromlinienförmiger zu gestalten.

Ein Beispiel: Das Kino war relativ weit draußen. Relativ kann raus.

Fußgänger sah man gar nicht, ab und zu fuhr ein Auto vorbei, so wie der rote Golf, der da stadteinwärts preschte.

Folgende Worte könnten raus ohne zu fehlen:
gar, da

Und in der einen Passage wirst Du moralisierend, weil Du aus der Position des Beobachters in die Position des Interpreten schlidderst:

Martin war übel. Er hatte in der Schule und auf der Straße schon einiges zu hören gekriegt, aber das hier war noch anders. Der blanke Hass, gepaart mit zunehmender Betrunkenheit. Er hatte Angst.

"Er hatte Angst" ist eine Behauptung, auch dass "ihm übel ist". Beides kann man zeigen, statt erzählen. Er kann hinter dem Trabbi kauern, seine Unterlippe kann zittern, sein Mund kann trocken sein, Schweiß in den Augen brennen, und er kann krampfhaft versuchen, einen Brechreiz zu unterdrücken. Die Wahrnehmung grobkörnig, die Geräusche viel zu laut, Blut rauscht in den Ohren.

Und weil ich grad am Maunzen bin:
„Wenn ihr nicht bald rauskommt, könnte ihr was erleben, das Fell ziehen wir euch über die Ohren, meint wohl, ihr wärt was besseres, ihr Schwuchteln, aber nicht mal den Mumm, eure Nase hier rauszustecken!“
„Wenn ich euch erwische, den Arsch reiße ich euch auf, eure verkrüppelten Schädel rasiere ich euch kahl, damit ihr mal ausseht wie Männer, so was wie ihr ist ja schlimmer wie die Kanaken!“

Ich finde die Sätze viel zu lang und prosaisch für betrunkene Skins.
Ich würde sie btrunken kichern lassen, feuchtes, glucksendes Kichern. Einer könnte heiser sagen - mehr zu sich selbst: "Prügeln, die Hurenkinder, bis sie wie Mädchen heulen!"
"Jo! Geil!"

Atmosphärisch ist die Geschichte sehr gut; und bewegend. Vor allem hat sie mich dazu gebracht, über folgenden Fakt nachzudenken: Es ist Freitag Nacht. Der nächste Montag kommt bestimmt.
Wie groß kann Martins Angst sein? Würde er sich die Haare abschneiden lassen um aus dem Fokus der Skins zu kommen? Würde er deswegen die Freundschaft mit Sven riskieren?

Du siehst, die geschichte hat genug Schwungkraft, um mich über das Ende hinaus noch zu beschäftigen.
Und jetzt geh ich ein paar Skins verdreschen Twisted Evil


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Rheinsberg
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Bronzenes Messer


Beitrag10.05.2008 13:39

von Rheinsberg
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Danke fürs Ausgraben und die guten Vorschläge.
Bei deiner Idee, die Pöbeleien wortärmer zu machen, bin ich eher zwiespältig. Einerseits hast du recht, andererseits habe ich die Sprüche in ähnlichen Varianten noch fast im Ohr. Und diese Typen hier waren noch nicht so betrunken, dass es mit Gekicher und Einwortsätzen gereicht hätte.

Die Haare blieben im Übrigen dran, die Freundschaft hielt. Die beiden hatten Glück. Allerdings waren sie danach wohl vorsichtiger.

Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, habe ich geschrieben, nachdem ein anderer Junge nicht so viel Glück hatte. Ich las es in der Zeitung, und erst da wurde mir klar, wie knapp sie an einer Katastrophe vorbeigeschrammt waren.


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