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Venus und Hund


 
 
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Taugenichts
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 38
Beiträge: 1201



Beitrag23.04.2008 22:39
Venus und Hund
von Taugenichts
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Venus und Hund

Mein Hund
hat schon mein Leben lang
Freunde, Familie und Geliebte
verbellt, angesprungen,
besabbert und gebissen.

Eines Tages verliebte ich mich,
in ein Mädchen,
mit dem Lächeln
einer gesteinigten Madonna
und den Augen
einer karamellisierten Venus

und als ich zurückkehrte
an den Ofen der Feuer
und Qualen
meiner Jugend,
sollte auch sie sich
den Prüfungen
meiner weiss gestromten
Sphinx stellen müssen.

Ich ging vor ihr in die Wohnung
setzte mich auf die alte
Erbsensuppengrüne Couch
und klopfte mit ernster Miene
neben mich.
Er näherte sich vorsichtig
und mit einem kleinen Sprung,
saß der schwarz-weiße Wolf
neben mir.

"Ich habe dir,
etwas ernstes zu sagen,
also pass genau auf."
Er spitzte seine Fledermausohren
und sah mich aus seinen
tiefen, braunen Augen an.
"Gleich wirst du
ein Mädchen kennenlernen ,"
sagte ich
"dass ich mehr liebe
als ich je für möglich gehalten hatte
und wenn du nicht nett zu ihr bist,
muss ich dir das Fell
über die Ohren ziehen, mein Guter."
Er sah mich ängstlich an,
erkannte den Ernst
in meiner Stimme
und legte seinen großen,
schweren Kopf
auf meinen Schoss.

Als ich sie hineinbat,
schoss er auf sie zu,
wie die ägyptische Dunkelheit
der Einsamkeit,
ümsprüht von seinen
weissen, zornigen Funken,
sprang an ihr empor,
dass sie fiel,
wie die Sünde selbst
und biss ihr
in den Finger.

Das verdammte
Drecksvieh.



_________________
Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage.
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Brynhilda
Felix Aestheticus

Alter: 44
Beiträge: 7760
Wohnort: Oderint, dum probent.


Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag25.04.2008 17:23

von Brynhilda
Antworten mit Zitat

Hallo Fred!

Erst einmal: Ich finde das Gedicht sehr gelungen. Du tänzelst über den schmalen Grad zwischen Prosa und Lyrik, und du hältst vollkommen dein Gleichgewicht.
Dabei finde ich es sehr lobenswert, daß du auf die Reime verzichtest.

Auch die Geschichte berührt mich.
Ich habe lange über das Bild des Hundes nachgedacht. Meine Interpretation desselben ist, daß der Hund, eine Wachhund, für das Lyrische Ich da ist und es gewissermaßen vor der Nähe anderer Menschen beschützt. Das Lyrische Ich hat Angst vor der Liebe. Vielleicht fürchtet es, verletzt zu werden. Aber der Hund sorgt dafür, daß es unversehrt bleibt.
Auch die eigenartige Beschreibung der Frau als "gesteinigte Madonna" mit "den Augen einer karamellisierten Venus" zeigt ja, daß es sich nicht um einen echten Menschen handelt, oder daß das Lyrische Ich nicht in der Lage ist, die Frau als Mensch wahrzunehmen. So lange das Lyrische Ich die Frau nicht als Mensch sehen muß, kann es sich die Liebe einreden.
Der Hund ist gewissermaßen das Alter Ego des Lyrischen Ichs.

Eigentlich ist es das Lyrische Ich selbst, daß immer wieder potentielle Geliebte "wegbeißt", und somit ist die Ansprache an den Hund eher ein Selbstgespräch.

Ich weiß nicht, ob du das intendiert hast, als du das Gedicht geschrieben hast.
Aber ich lese es eben heraus. Und ich finde es spannend. Weil das Gedicht irgendwie das Psychogram der selbstgewählten Einsamkeit in sich trägt.

Ein paar weniger schöne Punkte will ich noch erwähnen.
Die "karamelisierten Augen" sind sonderbar. Mir fällt es schwer, daß mit einem Bild zu binden. Ich denke dabei an verbrannte Augen. Vielleicht findest du da noch etwas, daß eine Nuance besser sitzt.
Dann diese Stelle: "wie die ägyptische Dunkelheit der Einsamkeit" Die ist ansich wunderschön. Aber die zwei Substantive mit der Endung -keit so kurz hintereinander klingen nicht schön. Mach doch aus der Dunkelheit einfach das Dunkel. Dann wäre diese Redewendung nahezu überirdisch.

Aber ich habe das Gedicht sehr gern gelesen.

Viele Grüße,
Ilka
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Gine
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 43
Beiträge: 494
Wohnort: Berlin
DSFo-Sponsor


Beitrag25.04.2008 18:02

von Gine
Antworten mit Zitat

hmm

 smile


 lol

 cry

 lol  lol  lol


_________________
'Manchmal zweifle ich daran, dass ich überhaupt existiere.'
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'Wie meinst du das?'
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Epos65
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 58
Beiträge: 62
Wohnort: Freilassing


Beitrag25.04.2008 20:59

von Epos65
Antworten mit Zitat

Erschießen den Köter, erschießen!

Die Augen sind doch nicht karamellisiert, oder? Sondern die Venus, zu der die Augen gehören. Klingt nach Schokoladenbodycover, was Süßes zum Runterschmusen halt.

Nachdenklich stimmt mich die gesteinigte Madonna, die lächelt. Klingt nach Stephanus, der bei seiner Steinigung den Himmel offen sah, und die anderen haben ein Strahlen auf seinem Gesicht wahrgenommen.

Zitat:
und als ich zurückkehrte
an den Ofen der Feuer
und Qualen
meiner Jugend,

Lange nix gelaufen, oder was heißt das?  Razz

Zitat:
Erbsensuppengrüne Couch
und klopfte mit ernster Miene
neben mich.

"erbsensuppengrün" muss hier klein sein, und wie klopft man neben sich? Rolling Eyes

Deine weiß gestromte Sphinx ist ein er?

"Als ich sie hereinbat", oder?

Finde deine poetische Kurzgeschichte erfrischend!

Alles Liebe
Tina


_________________
Übertreibung ist der Übergang vom Leben zur Kunst.
G.K. Chesterton
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Elvis Brucelee
Klammeraffe
E

Alter: 53
Beiträge: 743



E
Beitrag25.04.2008 21:16

von Elvis Brucelee
Antworten mit Zitat

Ich mag diese Geschichte, sehr sogar, aber kleines Offtopic: kann mir mal jemand erklären, warum das hier ein Gedicht ist? Für mich ist das eindeutig anspruchsvollere Prosa und keine Lyrik.
Allerdings kenne ich mich mit Gedichten nicht sonderlich gut aus.
Was macht ein Gedicht aus?
Was an dieser Geschichte lässt auf ein Gedicht schließen?
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Hektograf
Eselsohr


Beiträge: 221



Beitrag25.04.2008 23:05

von Hektograf
Antworten mit Zitat

Ich glaube das Gedicht ist als Scherz gemeint und soll die Gedichtsform auf die Schippe nehmen, die hier symbolisiert wird durch:

Zitat:
den Ernst
in meiner Stimme
Wink

Desweiteren Symbolisiert das Mädchen den Leser und

Die Reaktion des Hundes, den unzügelbaren Trieb der Prosa, immer an die Oberfläche zu kommen.

Brynhilda, die Ärmste, war zum Glücke die einzige hier, die den Finger verlor.

Gruß
H
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