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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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18.04.2008 17:21 Bitte stirb rasch von jim-knopf
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Bitte stirb rasch
Wann ist vorbei
was früh begann?
Ich blase Schatten
in dein Gesicht.
Noch hab ich keinen
Mord begangen.
Wer weiß,
ob ich´s jemals kann?
Noch trägst du mich.
Noch spür ich dich.
Und manchmal
verzehrt es mich
nach dir und mir zugleich.
Und die Luft ist so mild,
dass ich morden möchte.
Doch Verzweiflung geht unter
in deinem Gesicht.
Aus dem ich nun wieder
Die Schatten wische.
Bitte stirb rasch,
dass von Schmerz und Erinnerung
wenig bleibt.
Denn es ist eine gute Zeit
Wenn die Sonne scheint
Und die Berge
so nah erscheinen.
Weitere Werke von jim-knopf:
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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18.04.2008 18:11
von Enfant Terrible
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Ich muss ehrlich sagen: Während mir deine anderen Gedichte noch ein wenig klischeehaft und unausgegoren vorkommen, gefällt mir dieser hier richtig gut, am besten von deinen bisherigen Gedichten!
Hier schaffst du es in meinen Augen sehr gut, Emotion und Lebenserfahrung in ehrliche, gefühlvolle Verse einzubringen, ohne Klischee und ohne die Lyrik der Zeilen zu vernachlässigen. Es berührt mich durch die aufrichtige, gleichzeitig Unheil verkündende und schmerzvolle Art ganz tief im Herzen und löst beim Lesen so unheimlich vieles aus.
Unglaublich dynamisch, wie du hier eine tragische Beziehung - am ehesten wohl ihr Ende - beschrieben hast! Es schwingt Können und echte Lebenserfahrung in deinen Zeilen mit, auch das erreicht den Leser.
Mir gefällt die Wortwahl auch sehr gut, da sie so gut wie nirgends übertrieben, klischeehaft oder sonst irgendwie unpassend wirkt. Ich hätte vielleicht ein paar Stellen umgeschrieben, damit das Gedicht nicht mehr ganz so umgangssprachlich wirkt. Beispielsweise:
Zitat: | Noch hab ich keinen
Mord begangen.
Wer weiß,
ob ich´s jemals kann? |
Noch habe ich keinen Mord begangen.
Wer weiß, ob ich es jemals kann?
Zitat: | Noch trägst du mich.
Noch spür ich dich |
Noch spüre ich dich
Zitat: | Doch Verzweiflung geht unter
in deinem Gesicht.
Aus dem ich nun wieder
Die Schatten wische. |
Hier würde ich rein formell die Großschreibung am Zeilenanfang und die Zeichensetzung ein wenig ändern, damit es sich vollends geschmeidig liest.
Doch Verzweiflung geht
unter in deinem Gesicht,
aus dem ich einmal mehr
die Schatten wische.
("nun wieder" habe ich auch ersetzt, weil es sich zu sehr nach Füllwörtern liest und die starke Aussage ein wenig abschwächt - muss nicht sein)
Was ich auch nicht ganz verstehe, aber vermute, dass es so gewollt ist: Erst pustet das LI dem Gegenüber Schatten ins Gesicht, dann wischt es sie wieder weg?
Zitat: | Bitte stirb rasch,
dass von Schmerz und Erinnerung
wenig bleibt. |
Da diese Zeilen offenbar der Kern deines Gedichts sind, würde ich an deiner Stelle hier besonders präzise ansetzen, um sie so deutlich und eindrucksvoll wie möglich zu machen. Denn noch ist die Ausdrucksform hier nicht optimal, das "wenig bleibt" wirkt ein wenig unbeholfen am Schluss.
Nur ein spontaner Vorschlag von mir, aber was hältst du von
Bitte stirb rasch und
nimm alles mit dir,
den Schmerz, die Erinnerung.
Zitat: | Denn es ist eine gute Zeit
Wenn die Sonne scheint
Und die Berge
so nah erscheinen. |
Hier wirkt das "Denn" im kausalen Zusammenhang für mich nicht ganz verständlich. Warum ist die gute Zeit eine Begründung für das vorhergehende "bitte stirb rasch" usw.? Ich würde mich über deine Erklärung freuen, rate auf jeden Fall dazu, auch diese Stelle des Schlusses noch einmal zu überdenken und ggf. umzuschreiben.
Es liegt an dir, ob du meine kleinen Änderungen annehmen magst, insgesamt muss ich aber sagen, dass mich das Gedicht sehr beeindruckt hat! Ein wirklich einzigartiges Werk mit sehr natürlichen Metaphern, von denen es mir diese hier
Zitat: | Ich blase Schatten
in dein Gesicht. |
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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19.04.2008 14:06
von jim-knopf
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es ist wunderbar, wenn man sieht, dass sich leute mit seinen Texten beschäftigen, das kannte ich bisher kaum bis gar nicht. Eine tolle Erfahrung. Dank dir also Krümelchen.
Ich werde hoffentlich bald noch einmal drüber gehen über das Gedicht und mir dabei auch deine Vorschläge zu Herzen nehmen.
Leider find ich ich dazu im Moment kaum Zeit. Ich bin so im Stress, des könnt ihr euch gar nicht vorstellen.
Fünf Tage hab ich noch um ca. ein Jahr Mathe-Stoff nachzuholen.
In Eile....
Jim
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Firilion Eselsohr
F
Beiträge: 316
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F 19.04.2008 14:20
von Firilion
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jim-knopf1988 hat Folgendes geschrieben: |
Leider find ich ich dazu im Moment kaum Zeit. Ich bin so im Stress, des könnt ihr euch gar nicht vorstellen.
Fünf Tage hab ich noch um ca. ein Jahr Mathe-Stoff nachzuholen.
In Eile....
Jim |
Stress kann eine ungeahnte Kreativität freisetzen. Okay, bei Mathematik nützt das wenig, aber zum Schreiben ist es gut
Das Gedicht, da gebe ich Terrorkrümel Recht, ist Dir wirklich gelungen, es hat nichts mehr von Klischees oder Gehversuchen.
Ich weiß nicht, welchen Sachverhalt dem Zugrunde liegt, aber für mich klingt es nach der puren Verzweiflung eines der beiden Partner, nicht weil er die Beziehung unerträglich findet oder er seinen Partner wirklich morden mag, sondern weil er hilflos daneben stehen muss, wie der Partner stirbt.
Es erinnert mich an jemanden, der sterbenskrank ist, dem man seinen Abschied erleichtern möchte, damit er nicht zu sehr leidet und es doch nicht kann, sich aber die Gedanken nur darum drehen. doch eben genau dieser Mensch ist es, der Hoffnung in dieser Zeit spendet und mehr Mut und Kraft besitzt, als man selbst.
Lediglich an den letzten 4 Zeilen stolpere ich, da ich sie nicht einordnen kann in den Kontext deines Gedichtes. Vielleicht könntest du diese ein wenig näher erläutern.
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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20.04.2008 20:07 Re: Bitte stirb rasch von jim-knopf
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Sodala
Hab mir Krümels Ratschläge zu Herzen genommen und bin noch einmal drüber gegangen. Das meiste habe ich dann aber doch so stehen lassen, nur das mit der Umgangssprache hab ich an einer Stelle verbessert, aus "wenig" wurde "nichts" (wobei ich mir dabei immer noch unschlüssih bin) und an einer Stelle habe ich einen Rechtschreibfehler verbessert (Schande über mich): Bei "die Schatten wische" muss am Zeilenanfang natürlich klein weiter geschrieben werden.
Krümel kommt mit seiner Interpretation dem ganzen schon ein wenig näher als Firilion, aber mehr möchte ich eigentlich gar nicht sagen dazu. Meiner Meinung nach hat ein gutes Gedicht mehrere Interpretationsmöglichkeiten und keine davon ist richtiger oder falscher als die andere. Zwar hat sich der Autor sicherlich etwas dabei gedacht, wenn es aber beim Leser andere Asoziationen hervor ruft, so sind diese keineswegs nicht richtig.
Und daher mag ich es immer nicht so gern, wenn der Autor zu offen da legt, was er mit seinem Gedicht gemeint hat, wie es zu interpretieren ist. Daher werden nämlich die anderen Interpretationen meist nichtig und das Gedicht verliert seine vielschichtigkeeit.
Ach ja, hier noch mal das überarbeitet Gedicht; und nochmal vielen dank für die antworten
Bitte stirb rasch
Wann ist vorbei
was früh begann?
Ich blase Schatten
in dein Gesicht.
Noch hab ich keinen
Mord begangen.
Wer weiß,
ob ich´s jemals kann?
Noch trägst du mich.
Noch spüre ich dich.
Und manchmal
verzehrt es mich
nach dir und mir zugleich.
Und die Luft ist so mild,
dass ich morden möchte.
Doch Verzweiflung geht unter
in deinem Gesicht.
Aus dem ich nun wieder
die Schatten wische.
Bitte stirb rasch,
dass von Schmerz und Erinnerung
nichts bleibt.
Denn es ist eine gute Zeit
Wenn die Sonne scheint
Und die Berge
so nah erscheinen.
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Longo Klammeraffe
L Alter: 34 Beiträge: 890
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L 21.04.2008 21:53
von Longo
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Ich habe mir mal die neue Version durchgelesen (ohne die anderen Kommentare darüber).
Das Gedicht vermittelt eine Atmosphäre.
Vielleicht ist der Titel (ohne den Text gesehen) zu stark, im Vergleich zum Gedicht.
Das finde ich ungewöhnlich: Ich blase Schatten in dein Gesicht.
Aber es hat auch etwas.
Eine andere Sache: Noch trägst du mich.
Ich interpretiere jetzt einfach, das LI will endlich auf eigenen Beinen stehen, will nicht mehr getragen werden. Ansonsten wäre es doch andersrum, also: Noch trage ich dich. (sozusagen als Last)
Insgesamt recht gelungen.
MFG Longo
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