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Im Auftrag der IF


 
 
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three.little.pigs
Geschlecht:männlichErklärbär

Alter: 48
Beiträge: 4



Beitrag20.03.2008 19:50
Im Auftag der IF
von three.little.pigs
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Im Auftrag der IF. (Erster Teil)




1


Hallo und guten Tag.
Ich möchte euch zu einer kleinen Geschichte aus meiner Heimat einladen und ich hoffe, sie wird gefallen.
Doch zuvor ein kurzes Wort zu mir, dem weit gereisten Erzähler dieser kosmischen Episode. Denn eine sehr, sehr lange Reise, die habe ich nun wirklich hinter mir. Von so weit weg komme ich her, dass man mich mit Fug und Recht als einen intergalaktischen Touristen bezeichnen könnte.
Bin fast einmal quer durch das gesamte Universum geflogen, nur um euch hier und heute diese Geschichte zu erzählen.
Selbstverständlich bin ich wohl gut darüber informiert, dass bei euch die gesamte Raumfahrt noch in ihren Kinderschuhen steckt. Viel weiter als bis zu eurem Hausmond, diesem treuen Trabanten seid ihr ja wohl noch nicht gekommen. Und wenig wisst ihr von den Möglichkeiten, den Gefahren und der Verantwortung, die das kosmische Reisen mit sich bringt.
Und auch ahnt ihr bislang kaum etwas von der Vielzahl der Lebensformen und von den mannigfaltigen Abenteuern, die da in den Tiefen des Alls auf einen warten können.
Bei mir daheim ist dies offensichtlich ein wenig anders. Wir, die Leute vom Planten Sundhul, wir  reisen schon seit Jahren und Jahrzehnten in auch noch so weit entfernte Galaxien. Das Besuchen von anderen Planeten ist bei uns in gewisser Weise schon beinahe zu etwas Alltäglichem geworden. Und genau wie wir, so kreuzen auch die Bewohner von vielen weiteren Planeten und Planetensystemen durch das schier unendliche Universum. Und wie das eben im Leben so ist, reisen manche mit solchen und andere mit jenen  Absichten durch Raum und Zeit. Ja, bei genauerer Betrachtung herrscht da oben ganz schön viel Verkehr. Und ihn in sicheren Bahnen zu lenken, ist wirklich nicht die leichteste Aufgabe.

Doch gute oder schlechte Absichten und technologische Fähigkeiten hin oder her, euch hier auf Schovia besuchen zu dürfen bedeutet mir wirklich außerordentlich viel. Und nicht viele von uns Sternenreisenden bekommen dazu überhaupt je die Gelegenheit. Denn glaubt mir, eine offizielle Landegenehmigung für einen Planeten wie den euren zu erhalten, ist eine absolute Rarität. Ich möchte fast sagen, dass ich hier auf Schovia völlig legal landen durfte, grenzt schon fast an ein Wunder.
In der Regel ist es ganz einfach verboten in Welten aufzutauchen, die selbst noch nicht Mitglied im Club der kosmisch Reisenden sind. Ja, es bedarf wirklich vieler besonderer Umstände, aber vor allem bedarf es einer offiziellen Genehmigung, um solche Reisen unternehmen zu dürfen. Und glaubt mir, die entsprechenden Genehmigungen werden von der Interstellaren Föderation, der IF , nur für äußerst spezielle Missionen vergeben. Denn so bald es um Reisen nach außerhalb geht, da versteht die IF wirklich keinen Spaß. All die Gesetze und Regeln zum Schutz des Lebens, zur Gewährleistung der freien Entwicklung und zur Wahrung des galaktischen Friedens machen es eigentlich unmöglich. Nur innerhalb der Föderation, da können wir  problemlos von hier nach dort flitzen und uns gegenseitig so oft besuchen, wie wir es wollen und wie wir es uns eben leisten können.
Aber was heißt hier „nur“? Bei den gewaltigen Dimension des Universums und der Vielzahl von akkreditierten Planentensystemen sollten wir Sternenflieger uns wahrlich nicht über eine mangelnde Auswahl beklagen.
Dennoch freut sich ein Mann wie ich, der das Reisen so sehr liebt, ungemein darüber hier bei euch auf Schovia gelandet zu sein. Denn ich muss gestehen, dass selbst wenn das Erzählen meiner Geschichte klar an erster Stelle steht, so werde ich es mir bestimmt nicht nehmen lassen, bei euch auch für ein paar Tage den Touristen zu spielen. Nur um mal zu sehen, ob das alte Gerücht denn auch stimmt. Denn in der IF erzählt man sich schon seit langem, dass es sich bei dem eurem Planeten um ein besonders schönes Exemplar handeln soll.

Aber zuerst kommt die Pflicht!
Und dazu gehört es sich, dass ich eine Sache unbedingt klarstelle:
Denn die folgende Erzählung, sie ist nicht die meine! Nicht ich bin es gewesen, der sie sich einst ausdachte und in die Weiten des Alls setzte.
Ich kenne die Geschichte zwar sehr gut, das schon, aber deren Urheber, das bin ich nicht.
Viel mehr war es so, dass sie eines Tages und vor langer, langer Zeit einfach bei uns daheim auf Sundhul auftauchte. Plötzlich war die Geschichte da, ohne dass auch nur irgendjemand von uns hätte sagen können, woher sie eigentlich kam. Und von wem sie kam, dass wusste auch keiner. Nur dass sie da war, das war das Einzige, was meine Vorfahren mit Sicherheit sagen konnten. Ja, schnell machte sie die Runde. Und bald war sie in aller Munde, bis schließlich ein jeder die Geschichte kannte.
Zu Beginn brachten die Leute meines Planeten ihren Worten großes Misstrauen entgegen. Man munkelte, sie sei aus einem finsteren Sternensystem gekommen, nur um uns zu verstören und um uns in die Irre zu führen. Man sprach davon, dass sie nichts weiter sei als eine geschickte Lüge, gesandt von einem trickreichen Magier oder von einer unheimlichen Macht, auf dass die Geschichte Zwietracht unter uns stifte. Ja, manche sagten gar, sie sei gekommen, um uns die eigene Identität zu stehlen! Und dieses Gerede sorgte bei einigen für große Angst. So große Angst, dass sie die ganze Geschichte am liebsten gleich verbrannt hätten.
Ja, so war das damals bei uns daheim.
Aber sie wurde nicht verbrannt!
Ich meine, natürlich war es war tatsächlich so, dass sich viele Sundhulianer von der Geschichte provoziert fühlten und ihrem Inhalt keinen Glauben schenken wollten. Und so wurde die Geschichte durchaus auch zum Auslöser von kontroversen Diskussionen und einigen Streitereien. Aber nach und nach setzte sich dann doch eine recht einheitliche Meinung durch:
Man glaubte schließlich und endlich erkannt zu haben, dass in der Geschichte viel Wahres steckte und dazu noch eine ordentliche Portion Weisheit. Ja, dass sie von Dingen sprach, die im Endeffekt das Leben nur leichter, logischer und angenehmer machten. Weniger kompliziert, aber dafür umso befreiender. Und man erkannte schließlich, dass sie für unser Volk sogar sehr nützlich seien könnte.

Und so zankt sich heute keiner mehr wegen ihr. Ganz im Gegenteil. Wir sind glücklich darüber, dass sie einst den Weg zu uns fand. Denn was schließlich auf ihr Eintreffen folgen sollte, war fast zu gut, um wirklich wahr zu sein. Der Streit auf Sundhul legte sich und wir traten nach und nach ein in eine wundervolle Epoche der Harmonie und der Entwicklung. Eine Entwicklung, die eigentlich bis heute anhält und die mich schlussendlich auch irgendwie bis hierher zu euch geführt hat.
Und wenn ich heute auf die Geschichte unseres Planeten zurückblicke, dann kann man insgesamt schon sagen, dass unser Volk seit jener Zeit viele Fortschritte in allen möglichen Bereichen durchlief. Die Technologie zum Beispiel erlebte einen unglaublichen Aufschwung. Eine technologische Entwicklung, die uns so gar bis in die Mitte der Interstellaren Föderation trug. Und von außen betrachtet mögen die Wunder der Technik vielleicht ja der offensichtlichste Fortschritt sein, aber ich glaube sagen zu können:
Bestimmt nicht der Wichtigste!
Denn auch das gemeinschaftliche Zusammenleben aller Lebewesen auf Sundhul wurde besser und besser. Und mir scheint doch, dass eine glückliche Gemeinschaft, die einen Weg gefunden hat in Harmonie zu leben, am Ende das wirklich Entscheidende ist.  
Und wenn ihr Menschen des Planeten Schovia jetzt spöttisch denkt, dass dies aber reichlich viel Wirkung für nur eine einzige Geschichte ist, dann habt ihr absolut Recht! Denn natürlich kam damals eins zum anderen und bei vielem dieser Ereignisse spielte unsere kleine Geschichte wirklich keine Rolle. Aber sie half uns einige Dinge in einem neuen Licht zu sehen. Und irgendwie war sie eben auch so etwas wie ein Startsignal hin zu etwas Neuem.
Doch, doch rückblickend kann man das durchaus so sehen.

Nun denn. Als meine Vorfahren irgendwann im Laufe der Zeit die Bedeutung dieser Geschichte erkannten, da kamen sie auch zu dem Schluss, dass dieses Werk nicht nur uns gehören könne. Handelt es doch eigentlich von Dingen, die jeder einmal gehört haben sollte. Und insbesondere jene Bewohner von Planeten, die sich gerade in einer Phase befinden, in der sie beginnen die unendlichen Weiten des Universums zu berühren.
Eben genau solch ein Volk, wie auch ihr es seid!
Und so haben wir Sundhulianer uns genau diesen kosmischen Botendienst eines Tages zur heiligen Aufgabe gemacht. Und gehen eben dann und wann mit unserer kleinen Geschichte auf weite Reisen. Fliegen zu dem ein oder anderen Planeten außerhalb der IF, geben die Geschichte weiter und kommen so der von unseren Vorvätern ins Leben gerufenen Verantwortung nach.
Glaubt mir, dies war am Anfang bestimmt nicht so einfach, wie sich das vielleicht jetzt anhören mag! Denn wir konnten ja nicht einfach wild darauf los fliegen und überall darauf los plappern, so wie wir es gerade wollten. Nein, das ging natürlich nicht!
Und zwar vor allem deswegen nicht, weil es sich ja offensichtlich bei unseren Zielplaneten in der Regel um solche handeln würde, die noch keine offiziellen Mitglieder der IF waren. Und wer kein Mitgliedsstatus hat, der wird bis zum heutigen Tag von der IF durch eine sehr sinnvolle kosmische Kontaktsperre geschützt!
Zuweilen gibt es meinetwegen hier und da inoffizielle Kontakte oder der ein oder andere Planet steht unter einer besonderen Form der Beobachtung, aber das ist es dann auch schon.
Und da wir Sundhulianer die Kontaktsperre nicht einfach illegal durchbrechen wollten, sondern eine amtliche Genehmigung anstrebten, taten meine Vorfahren das einzig Mögliche. Sie präsentierten ihre Idee der Interstellaren Föderation und dem  Interstellaren Rat, dem IR, und unterwarfen sich dem dazugehörigen Genehmigungsverfahren.
Und das dauert.
Und wieder kam es zu Diskussionen. Vielen Diskussionen.
Wann macht es Sinn in die Entwicklung eines Planeten einzugreifen und wann nicht?
Und macht es überhaupt Sinn?
Und ist unsere kleine Geschichte denn dafür auch geeignet?
Und wie soll sich der Besuch dann konkret abspielen?
Und Und Und.
Also, wie ihr seht, tausend Fragen und noch mehr Antworten.
Dann gab es Gutachten und Gegengutachten. Und auch das dauerte und dauerte. Bis zu dem einen schönen Tag, an dem die Sonne lachte und die Vögel in den Bäumen tanzten, denn da wurde ein fertiger Entwurf zur Abstimmung im IR frei gegeben.
Und siehe da:
Man entschied sich dafür. Wir würden unsere offizielle Genehmigung erhalten. Zwar zunächst nur auf Probe, um erst mal zu überprüfen, welche Wirkung denn das Projekt auf die ausgewählten Planeten und deren Bevölkerungen haben würde. Denn ganz so sicher war man sich im IR dann wohl doch nicht gewesen, um uns gleich einen Freischein zu erteilen. Aber egal. Denn es stellte sich schon bald heraus, dass das Projekt die Erwartungen mehr als erfüllte. Und seitdem ist es ein fester Bestandteil in der Kultur von uns Sundhulianern diese kosmischen Lesereisen mit großem Engagement und großer Freude durchzuführen.
Selbstverständlich werden die Planetenkandidaten weiterhin von der IF sorgfältig ausgewählt. Jede Reise wird genau überprüft. Und dann sind da immer noch die vielen Regeln, an die wir uns halten müssen. Aber es läuft. Am Ende erhalten wir von der Bürokratie schließlich die amtliche Landegenehmigung und los geht es!

Und genau mit so einer amtlichen Landegenehmigung der IF bin ich gerade gestern Nacht hier bei euch auf Schovia eingetroffen. Euer Planet wurde vorgeschlagen, geprüft und genehmigt. Und jetzt bin ich hier. Stehe als Repräsentant der Sundhulianer und der IF vor euch, versehen mit der großen Ehre euch ein kleines Stück kosmisches Denken zu überbringen.
Sicher fragt ihr euch jetzt, wo ihr mich nun vor euch stehen seht, wie man wohl ausgerechnet auf die Idee kam, einen so unscheinbaren und betagten Kerl wie mich für diese besondere Reise auszuwählen. Nun ja, eine berechtigte Frage, auf die ich euch auch gerne antworten will. Also, in meiner geliebten Heimat, auf jenem wunderbaren Planeten Sundhul, im Planetensystem Revold, da war ich zunächst viele, viele Jahre in einer Firma beschäftigt, die Regierungen diverser Länder bei der Reduzierung und Vereinfachung von politischen Organen und Prozessen unterstützt.
Einer Aufgabe, der in großen Teilen des Universums eine sehr große Bedeutung zugesprochen wird und der ich mit rechter Leidenschaft folgte. Doch in letzter Zeit durfte ich dann nicht mehr so recht, wie ich es wohl gerne noch gewollt hätte.
Es kam, wie es kommen musste.
Auch an mir ging der Zahn der Zeit nicht spurlos vorbei. Habe graue Haare bekommen, der Bart wurde lang und länger, der Bauch dick und dicker und die Brille stärker. Mit anderen Worten, dank meines Alters war es schließlich an der Zeit, mich von meiner bisherigen Aufgabe zu lösen und mich vom Tagesgeschäft in meiner Firma zu verabschieden. Nur heißt das bei uns nicht gleich Sonnenhut, Sonnencreme und ab mit der monatlichen Rente auf eine warme Insel.
Nein, ganz und gar nicht.
Ab und an helfe ich sogar noch meinen ehemaligen Kollegen im Büro, eben dann wenn sie mal wirklich nicht mehr weiter wissen. Aber dies tue ich eigentlich nur zu einem sehr kleinen Teil.
Vielmehr habe ich mit dem Aufhören angefangen, mich um die Erziehung der kleinsten Sundhulhianer zu kümmern. So wie es eben bei uns gute Sitte ist. Die wichtige Aufgabe der Erziehung liegt auf Sundhul in den Händen der älteren Mitgliedern unserer Gemeinschaft. Leuten wie mir.
Man spricht davon, dass wir die dafür wohl notwendige Ruhe und Weisheit mitbringen würden. Und was soll ich euch schon groß sagen, wie die meisten Menschen meines Alters hatte auch ich schon bald viel Freude und Spaß bei der Arbeit mit den kleinen Krümeln.
Ja, es kam sogar soweit, dass man ein Talent in meinem erzieherischem Tun ausmachte. Und es war wohl genau dieses Lob, welches mir dann die Ehre einbrachte als Repräsentant meines Volkes die heutige Reise zu vollführen. Und dafür möchte ich allen, die dies ermöglicht haben, danken. Und will unsere Geschichte so gut es geht an euch Leute weitergeben.




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20.03.08

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three.little.pigs
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Beitrag31.03.2008 20:54
Im Auftrag der IF (2. Teil)
von three.little.pigs
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Im Auftrag der IF  (2.Teil)


2


Nun denn. Die Geschichte.
Sie handelt an einem ganz besonderem Ort und sie spielt zu einer ganz besonderen Zeit. Es ist ein Ort, und eine Zeit voll von eigentümlichen Eigentümlichkeiten. Beginnt sie doch dort, wo alle Worte, Orte und Zeiten enden. Wartet hinter einem unsichtbaren Vorhang und ist sich ganz ein eigen Reich. Und was sonst überall im Universum gang und gäbe ist, das suchst du hier vergebens. Nein, hier sind keine kleinen Kinder, die eines Tages von irgendwelchen verrückten Hormonen in Erwachsene verwandelt werden. Nein, so was gibt es hier nicht! Hier kriegt niemand einen fetten Pickel oder eine dicke Wampe. Alles Fehlanzeige. Denn wahrlich wir befinden uns in einer Welt ganz ohne bunte Bauklötze und ganz ohne Aufräumen. Hier ist nichts so, wie du es aus deinem Leben kennst:                                                                                                                 
Keine Brötchen zum Frühstück, kein Mittag in der Mensa und kein Abendessen aus der Mikrowelle. Und natürlich hat es hier weder Wurst oder Käse. Was diesen Ort ohne Orte und diese Zeit ohne Zeiten zwar recht sonderbar macht, aber überhaupt nicht daran hindert, ein Land voller Leben und Lebendigkeit zu sein. Ganz im Gegenteil! In gewisser Weise ist es gar das reine Leben selbst, welches hier zu Hause ist.
Und jeder, der hier lebt, liebt und schätzt seine Heimat mehr als alles andere auf der Welt.
Freilich gibt es hier keine kleinen Dörfer. Und auch von pulsierenden Städten mit Menschen aus aller Herren Länder fehlt hier jede Spur. Nirgendwo ist ein Supermarkt mit Sonderangeboten. Kein Stadium, in dem die Heimmannschaft gerade verliert. Nicht einmal der Wind trägt den frischen Duft vom Meer über das Land. Und nirgendwo ist ein Boot, das über das offene Wasser schaukeln würde.
Aber was es hier gibt, ist ein großes Gefühl der Vollkommenheit. Harmonie hält hier Hof. Tagein, tagaus. Hier wütet kein Krieg. Nicht mal ein ganz kleiner. Keiner kämpft um Land oder Wasser. Hier nicht. Hier besitzt niemand eine Pistole oder hat in seinem Keller eine Leiche.
Alle erfreuen sich an einem Leben völlig frei von Nötigung und Gewalt. Keine Menschenseele lebt in Angst. Und dieser Friede ist bei weitem nicht der einzige Grund, warum dies so ein beliebtes Reich.
Nun gut, es gibt hier zwar keine Sesamstraße und keine Modeschauen. Aber dennoch...




3


Und ich sage euch, es gibt dort keinen Mann, der seine Frau schlägt. Niemanden, der lügt, betrügt und erpresst.  
Und ich sage euch, es gibt dort keinen Mann, der ein Haus baut. Eins für sich und seine Familie.
Kein Vater pflanzt einen Baum für seine kleine Tochter, damit sie gemeinsam wachsen können. Und nicht eine Mutter backt einen Kuchen für ihre Söhne.
Nein, hier verliebt sich kein Mädchen in den Jungen von nebenan. Und kein Herzensbrecher schreibt ein Gedicht für die Auserwählte.
Es ist die Abwesenheit. Die Abwesenheit des Einen wie des Anderen. Ja, es ist die komplette Abwesenheit aller Dinge und aller Erfahrungen, die wir bei uns doch für so selbstverständlich nehmen. Denn was wir betrachten, ist das himmlisch Seiende. Eine Welt ohne Abstände, ohne Entfernungen. Hier ist dort. Oben ist unten.
Alles existiert in einem Moment der Gleichzeitigkeit. Eine jede ist augenblicklich dort, wo immer sie seien will. Und ein jeder ist immer genau das, was er zu seien gedenkt.
Es ist ein Reich beseelt von dem einen Jetzt und Hier.
Gefühl ist Wissen ist Gefühl.
Hier kommt das Leben zu neuen Höhen und nur sie, unsere geliebte körperliche Erfahrung, sie muss draußen bleiben. Kein Laufen und kein Gehen. Kein Hü und kein Hott. Kein hoher Berg und keine leckere Torte. Und keine Fußspuren im warmen, weichen Sand.
Und so heiße ich euch alle Willkommen in einem Land, das betört und besticht durch einzigartige Andersartigkeit und andersartige Einzigartigkeit. Denn wir reiten ein in eine Welt ohne Telefon. Ohne Fernseher und ohne Radio. Hier werden keine Elfmeter vergeben und keine Eigentore geschossen. Es gibt kein Hipp-Hipp-Hurra und kein Olé. Und da sind keine Schmetterlinge in der Luft und keine Schweine im Garten.
Wir sagen „Hallo“ zu Tagen ohne Yoga am Morgen und ohne Bier am Abend. Und niemals wirst du sehen, wie sich Hund und Katze jagen.  



4


Ich nenne diese Welt schlicht Nirvana.
Ich weiß, es gibt auch andere Namen für diese Dimension, aber mir ist dieser nun mal am liebsten. Er macht die Dinge einfach.
Wie? Was?
Du kennst ihn nicht, diesen Ort? Hast noch nie von ihm gehört?
Sagst, sogar dass es ihn gar nicht gibt?                  
Na dann: Vorhang auf! Manege frei! Lasst sie rein die Clowns und die Akrobaten!
Denn ich habe eine Geschichte zu erzählen.
Und diese nimmt, wie könnte es auch anders sein, ihren Anfang mit dem Tod eines Mannes.
Denn ins Nirvana geht es nun mal nicht mit einem noch pochenden Herzen. Und der Mann, um den es geht, er verübte Selbstmord. Sein Leben, das beendete er auf einem fernen Planeten, der sich die Erde nennt. Ein kleiner, blauer Planet irgendwo in der Galaxie der Milchstraße.
Nun denn dieser Mann auf der Erde, er schluckte Gift. Und er tat so in einer Stadt namens Berlin, in einem Land namens Deutschland.
Und dieser Mensch, er war nicht irgendwer. Nein, ganz bestimmt nicht. Gerade noch war er als das Oberhaupt seines Landes in einen fürchterlichen Krieg verwickelt. Und bis zu seinem letztem Atemzug war er überall nur als „der Führer" bekannt. Sein eigentlicher Name lautete allerdings: A.H. Doch niemand sagte zu ihm: „Herr H." oder etwa „A.". Alle nannten ihn nur: „Den Führer".
  
Er war ein Politiker, wie ihn die Erde noch nicht gesehen hatte. Ein rechter Demagoge. Zwar kam er durch reguläre Wahlen an die Spitze des Parlaments, doch mit der Demokratie hatte A.H. nicht viel am Hut. Vielmehr entmachtete er in Windeseile ihre Institutionen und zerstörte ohne Skrupel die ach noch so junge, deutsche Volksherrschaft.
A.H. und die von ihm geführte Partei der Nationalsozialisten übernahmen die totale Kontrolle. Und so wandelte sich die Nation innerhalb weniger Jahre von einer Monarchie in eine Demokratie und dann in eine Diktatur. Mit ihm, A.H., dem Führer an der Spitze.
Sein Wort war Gesetz, er war die absolute Nummer Eins im Staate. Und in den Jahren seines Regiments sollte er bei weitem nicht nur das Schicksal seiner Untergebenen in eine unvorstellbare Richtung lenken. Verwickelte er doch den ganzen Planeten in einen gewaltigen Krieg und brachte damit die arme Erde zum Brennen!
Nur sein Ziel von einem riesigen deutschen Reich, das sollte er nicht erreichen. Nicht würde er die Welt unterjochen, sondern den Krieg, den würde er verlieren.
Er, der Führer, er hatte sich verspekuliert. Sein Land war nur noch eins aus Schutt und Asche und vor ihm stand jetzt der siegreiche Gegner. Und wo sein Treiben so offensichtlich aus und vorbei war, da entzog er sich der weltlichen Verantwortung. In seinem Bunker nahm er sich das Leben.
Doch was dann?
War es damit aus und vorbei? War die Akte A.H. damit geschlossen? Oder kam da etwa noch was?
Es kam!
Seine Reise hatte erst gerade begonnen.





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31.3.08


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Locard
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Wohnort: Münster


Beitrag03.04.2008 12:24

von Locard
Antworten mit Zitat

Hallo three.little.pigs!

Mein Gott! Was hast du uns da bloß für einen Brocken hingeworfen?! Ich habe ihn jetzt mehrmals gelesen und schaffe es partout nicht, mir eine gefestigte Meinung zu bilden. Trotzdem möchte ich dir gerne etwas zu deinem Text sagen.
Meiner Meinung nach ist er weder Müll, noch kann ich ihn in den Himmel loben. Die Argumente, die das eine bekräftigen, bekräftigen aber gleichzeitig auch das andere  Rolling Eyes Ein sehr wirrer Gedanke, dass muss ich zugeben.
Was ich meine, lässt sich beispielsweise an der Sprache festmachen. Du stehst sicher auf den Beinen, so dass ich den Text recht flüssig lesen konnte. Daher kann ich die Sprache/ den Stil nicht als schlecht bezeichnen. Allerdings ist mir der Stil/ die Sprache zu kindlich, zu einfach, als dass sie mich wirklich fesselt und vom Hocker fegt. Die ständigen Anreden an den Leser gingen mir irgendwann wirklich auf die Nerven! Es ist so, als versuchtest du mich an bestimmten Stellen wieder aufzuwecken, zu sagen "Hey! Ich rede mit dir!". So etwas bin ich sonst bloß von Politikern gewohnt.
Genauso verfährt es sich mit der Aufzählung in 2. Du erzählst und erzählst, aber ich habe den Eindruck, dass man als Leser so rein gar nicht von der Stelle kommt. Zeitweise habe ich mich gefragt, wie lange du noch nach diesem Schema arbeiten willst. Ich glaube, du könntest zig Seiten damit füllen. Trotz allem, finde ich die Aufzählung eine gute Idee.

Zitat:
Wie? Was?
Du kennst ihn nicht, diesen Ort? Hast noch nie von ihm gehört?
Sagst, sogar dass es ihn gar nicht gibt?

Diese Textstelle gefällt mir rein gar nicht. Du unterstellst dem Leser, dass er nicht an etwas wie das Paradies/ Nirvana glaubt. Warum?

Zitat:
Na dann: Vorhang auf! Manege frei! Lasst sie rein die Clowns und die Akrobaten!
Denn ich habe eine Geschichte zu erzählen.

Hier musste ich mir an den Kopf packen. Die Aufzählungen: okay, aber das hier geht meiner Meinung nach gar nicht. Es tropft schon förmlich vor Kitsch.
Die Geschichte erzählst du schon seit dem Anfang von 2.

Zitat:
Sein Leben, das beendete er auf einem fernen Planeten, der sich die Erde nennt. Ein kleiner, blauer Planet irgendwo in der Galaxie der Milchstraße.

Befindet sich der Erzähler nicht auf unserem Planeten? So habe ich es in deinem ersten Teil interpretiert.

Ich finde es interessant, welche Rolle wohl Herr H. für das Nirvana gespielt haben soll. Allerdings stehe ich seiner Reise auch skeptisch gegenüber. Ich denke nicht, dass ich hier lange und großartig ausführen muss, welche Art Mensch er war - das wissen wir alle zu genüge. Doch lässt sich an dieser Stelle deines Textes die Befürchtung hegen, dass eben die Grausamkeiten und er selbst zu positiv wegkommen. Eine Reise voller Unbeschwertheit - so unterstelle ich dir das jetzt einmal -, die Herrn H. menschlich, greifbar und sympathisch macht. Du versuchst einen großen Spagat, ja, evtl. einen zu großen. Denn nicht immer ist es einfach, dem Anspruch seiner Geschichte und dem der Kriegsopfer gerecht zu werden.

Im Großen und Ganzen finde ich es okay, würde aber sicherlich niemals ein Buch sein, welches ich mir kaufen würde. Dafür ist mir der Stil zu pathetisch. Als Kinderbuch sicherlich geeigneter, wenn nicht Bezug auf einen der grausamsten Menschen genommen werden würde.

Locard  Wink


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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beitrag03.04.2008 13:23

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

gehe mit locard völlig überein. kann mich noch nicht entschließen eine meinung zu haben. hängt ab, ob es ein politischer roman wird, oder eine erzählung. (ein roman würde mich sehr erfreuen, da die ausgangsposition sehr gut ist) aus der stille des lebens taucht der tod auf, urplötzlich. aber die größe der einleitung muss rapid gekürzt werden.

später mehr dazu.

hardy
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Lore
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Beiträge: 932
Wohnort: Düsseldorf


Code Philomele
Frauenschicksale in einer Großstadt
Beitrag03.04.2008 13:50

von Lore
Antworten mit Zitat

2


Zitat:
Nun denn. Die Geschichte.
Sie handelt an einem ganz besonderem Ort und sie spielt zu einer ganz besonderen Zeit. Es ist ein Ort, und eine Zeit voll von eigentümlichen Eigentümlichkeiten.


eigentümliche Eigentümlichkeiten liest sich konfus, da sollte doch eine andere Wortwahl den Doppeleffekt leicht vermeiden lassen.


Zitat:
Beginnt sie doch dort, wo alle Worte, Orte und Zeiten enden. Wartet hinter einem unsichtbaren Vorhang und ist sich ganz ein eigen Reich.


Beginnt sich???...Nee.


Zitat:
Und was sonst überall im Universum gang und gäbe ist, das suchst du hier vergebens. Nein, hier sind keine kleinen Kinder, die eines Tages von irgendwelchen verrückten Hormonen in Erwachsene verwandelt werden. Nein, so was gibt es hier nicht!


Etwas unlogisch, denn es sterben ja auch Kinder und Babies.
Aber seis drum.


Zitat:
Hier kriegt niemand einen fetten Pickel oder eine dicke Wampe. Alles Fehlanzeige. Denn wahrlich wir befinden uns in einer Welt ganz ohne bunte Bauklötze und ganz ohne Aufräumen. Hier ist nichts so, wie du es aus deinem Leben kennst:



Der Passus legt die Vermutung nahe, als sei der Autor selber ein Jugendlicher, oder er wendet sich an diese.


Zitat:
Keine Brötchen zum Frühstück, kein Mittag in der Mensa und kein Abendessen aus der Mikrowelle. Und natürlich hat es hier weder Wurst oder Käse. Was diesen Ort ohne Orte und diese Zeit ohne Zeiten zwar recht sonderbar macht, aber überhaupt nicht daran hindert, ein Land voller Leben und Lebendigkeit zu sein. Ganz im Gegenteil! In gewisser Weise ist es gar das reine Leben selbst, welches hier zu Hause ist.
Und jeder, der hier lebt, liebt und schätzt seine Heimat mehr als alles andere auf der Welt.


Bis hierher ist dann jedem Leser klar, was alles dieses Land  
N I C H T  ist
Das bedeutet, es wird Zeit, zu erzählen, was es stattdessen ist, sonst wird die Einleitung nervig lang. Du könntest also diese Aufzählung entscheidend kürzen.

Zitat:
Aber was es hier gibt, ist ein großes Gefühl der Vollkommenheit. Harmonie hält hier Hof. Tagein, tagaus. Hier wütet kein Krieg. Nicht mal ein ganz kleiner. Keiner kämpft um Land oder Wasser. Hier nicht. Hier besitzt niemand eine Pistole oder hat in seinem Keller eine Leiche.
Alle erfreuen sich an einem Leben völlig frei von Nötigung und Gewalt. Keine Menschenseele lebt in Angst. Und dieser Friede ist bei weitem nicht der einzige Grund, warum dies so ein beliebtes Reich.
Nun gut, es gibt hier zwar keine Sesamstraße und keine Modeschauen. Aber dennoch...


Gut, jetzt wissen wir also, es ist...ja was? Ein bisschen steril, langweilig?? Ich bin noch nicht sicher.


3


Zitat:
Und ich sage euch, es gibt dort keinen Mann, der seine Frau schlägt. Niemanden, der lügt, betrügt und erpresst.
Und ich sage euch, es gibt dort keinen Mann, der ein Haus baut. Eins für sich und seine Familie.
Kein Vater pflanzt einen Baum für seine kleine Tochter, damit sie gemeinsam wachsen können. Und nicht eine Mutter backt einen Kuchen für ihre Söhne.
Nein, hier verliebt sich kein Mädchen in den Jungen von nebenan. Und kein Herzensbrecher schreibt ein Gedicht für die Auserwählte.


Schade, also all die Sachen, die ein Leben erst lebenswert machen, gibts auch nicht.
Zitat:

Es ist die Abwesenheit. Die Abwesenheit des Einen wie des Anderen. Ja, es ist die komplette Abwesenheit aller Dinge und aller Erfahrungen, die wir bei uns doch für so selbstverständlich nehmen. Denn was wir betrachten, ist das himmlisch Seiende. Eine Welt ohne Abstände, ohne Entfernungen. Hier ist dort. Oben ist unten.
Alles existiert in einem Moment der Gleichzeitigkeit. Eine jede ist augenblicklich dort, wo immer sie seien will. Und ein jeder ist immer genau das, was er zu seien gedenkt.


Aha, dann sage nicht seien, sondern ein Jeder ist das, was er sein will.


Zitat:
Es ist ein Reich beseelt von dem einen Jetzt und Hier.
Gefühl ist Wissen ist Gefühl.
Hier kommt das Leben zu neuen Höhen und nur sie, unsere geliebte körperliche Erfahrung, sie muss draußen bleiben. Kein Laufen und kein Gehen. Kein Hü und kein Hott. Kein hoher Berg und keine leckere Torte. Und keine Fußspuren im warmen, weichen Sand.
Und so heiße ich euch alle Willkommen in einem Land, das betört und besticht durch einzigartige Andersartigkeit und andersartige Einzigartigkeit. Denn wir reiten ein in eine Welt ohne Telefon. Ohne Fernseher und ohne Radio. Hier werden keine Elfmeter vergeben und keine Eigentore geschossen. Es gibt kein Hipp-Hipp-Hurra und kein Olé. Und da sind keine Schmetterlinge in der Luft und keine Schweine im Garten.


Das war längst klar, zu kurz kommt erneut, was der Bewohner nun mit dem anfängt was er vorfindet.
Ich kann es nur vermuten, dass man nämlich alles, was man je auf Erden nicht war und durch eigene Unzulänglichkeit nicht erreichen konnte, dort sein kann.
Nur...was ist das wert, ohne die dazugehörende körperliche Erfahrung?

4.

Zitat:
Ich nenne diese Welt schlicht Nirvana.
Ich weiß, es gibt auch andere Namen für diese Dimension, aber mir ist dieser nun mal am liebsten. Er macht die Dinge einfach.
Wie? Was?
Du kennst ihn nicht, diesen Ort? Hast noch nie von ihm gehört?


Hier besteht die Bemerkung zu Recht, dass natürlich jeder längst weiss, wovon Du redest, dass die Wahrscheinlichkeit, jemand könne nicht wissen, was Nirwana ist, total unter dem Niveau der Leser liegt.

Zitat:
Sagst, sogar dass es ihn gar nicht gibt?
Na dann: Vorhang auf! Manege frei! Lasst sie rein die Clowns und die Akrobaten!
Denn ich habe eine Geschichte zu erzählen.
Und diese nimmt, wie könnte es auch anders sein, ihren Anfang mit dem Tod eines Mannes.
Denn ins Nirvana geht es nun mal nicht mit einem noch pochenden Herzen. Und der Mann, um den es geht, er verübte Selbstmord. Sein Leben, das beendete er auf einem fernen Planeten, der sich die Erde nennt. Ein kleiner, blauer Planet irgendwo in der Galaxie der Milchstraße.
Nun denn dieser Mann auf der Erde, er schluckte Gift. Und er tat


O nein, nicht der.
Wie willst Du begründen, dass der dort auch noch sein kann, was er hier nicht geschafft hat?

Zitat:
Nur sein Ziel von einem riesigen deutschen Reich, das sollte er nicht erreichen. Nicht würde er die Welt unterjochen, sondern den Krieg, den würde er verlieren.
Er, der Führer, er hatte sich verspekuliert. Sein Land war nur noch eins aus Schutt und Asche und vor ihm stand jetzt der siegreiche Gegner. Und wo sein Treiben so offensichtlich aus und vorbei war, da entzog er sich der weltlichen Verantwortung. In seinem Bunker nahm er sich das Leben.
Doch was dann?
War es damit aus und vorbei? War die Akte A.H. damit geschlossen? Oder kam da etwa noch was?
Es kam!
Seine Reise hatte erst gerade begonnen.


Jetzt bin ich echt gespannt, wie Du Adolf seine Niederlage in D. im Nirwana in reine Freude verwandeln willst, ohne dass die Geschichte völlig aus dem Ruder läuft.

Mal sehen, vielleicht wird Dein Plot ja noch durch völlig neue Gegebenheiten spannend, bis jetzt erscheint er mir etwas wirr.


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Beitrag13.04.2008 10:02
Im Auftrag der IF (3.Teil)
von three.little.pigs
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Im Auftrag der IF   (3.Teil)



5



Nachdem A.H.s Herz aufgehört hatte zu schlagen und sein biologischer Tod eingetreten war, passierte das, was immer passiert, wenn jemand stirbt. Wie bei allen anderen lebendigen Wesen auch starb bei A.H. nur der Körper ab. Aber sein Selbst, das blieb lebendig. Das Selbst, es löste sich von dem nun nicht mehr funktionierenden Körper und trat ein in eine andere Dimension. Und das Leben ging weiter. Nur tat es das dort eben ohne den Körper.   
Sein Geist war im großen Reich des Nirvana angekommen. Und aus dem Selbst wurde eine Seele.
Und befangen blickte sich dort diese Seele A.H.s um und sie dachte:
„Wo bin ich bloß gelandet?
Was soll ich jetzt tun?
Wohin nur gehen?“
A.H. war neu hier, keine Frage. Und ob jetzt körperlos oder nicht, Angst steckte gewissermaßen in seinen nun nicht mehr vorhandenen Knochen. Der ihn umgebende Raum schien ihm grenzenlos. In weiter Ferne sah er ein Licht, ein Leuchten. Dort zog es ihn hin.
Wo sollte er auch sonst hin?
Nur wusste er nicht, wie diesen Weg zu bestreiten. Und vor allem wusste er nicht, ob er überhaupt dorthin dürfe. Unentschlossen stand er da und die Sekunden vergingen, ohne dass in der Zeit ohne Zeiten die Zeiger der Uhren voran geschritten wären.
Aber dann:
„Da war doch was!“
A.H. erschreckte. Er war nicht allein! Seelen umkreisten ihn. Plötzlich und scheinbar aus dem Nichts waren sie aufgetaucht. Eine nach der anderen huschte an ihm vorbei und manche griffen gar nach ihm. Die Seelen tuschelten leise miteinander. Und A.H.s Herz raste. Am liebsten hätte er sich versteckt und verkrochen. Oder besser noch, er wollte zurück in seinen Bunker! Doch irgendwie war auch ihm klar, dass dies nicht mehr gehen würde.
Und da war schon die nächste Berührung! Jemand fasste ihm an seine Schulter. A.H. schauderte es jetzt sehr. So sehr, dass er sich nicht getraute nachzusehen, wer da hinter ihm stand. Doch schon vernahm er eine sonderbare Stimme. Sie war rau, eindringlich und liebevoll zugleich:
„Guten Tag!“ Sagte die Stimme. „Darf ich mich vorstellen? Ich bin die Begleiterin der gerade Verstorbenen. Die Unbewegte Bewegerin hat mich geschickt. Du sollst von mir persönlich abgeholt werden. Und wie es mein Name schon vermuten lässt, ist es meine Aufgabe orientierungslosen Neuankömmlingen wie dir den Weg durch das Nirvana zu weisen.“
Die Begleiterin der gerade Verstorbenen. Es war eine Frau, die mit ihm sprach.
„Entspann dich.“ Sagte sie als nächstes.
„Es ist ganz einfach, du brauchst dich nur an meine Fersen zu heften.“
Und mit diesen Worten setzte sich die Begleiterin der gerade Verstorbenen auch schon in Bewegung.
A.H. zögerte.
Konnte er ihr trauen?
Wo würde sie ihn hinführen?
Er wusste es nicht. Nur, so wie es aussah, hatte er eigentlich auch keine wirkliche Alternative, also folgte er ihr.




6



Es war ein ungleiches Paar, das von nun an gemeinsam durchs Nirvana zog. Die eine lief selbstsicher und gekonnt und der andere stolperte. Dazu waren sie vieles, nur nicht allein. Seit ihrem Aufbruch wurden sie von einer Horde Seelen begleitet.
Natürlich konnte dies der frisch angekommene A.H. nicht wissen. Aber in weiten Teilen des Nirvana gab es mächtig Aufregung ob seiner Ankunft. Viele Seelen hatten geradezu sehnsüchtig auf diesen Tag gewartet. Gewissermaßen war es in den letzten Jahren Teil des alltäglichen Tratsch gewesen zu fragen, ob denn der A.H. schon da sei?
Und als diese Frage heute endlich bejaht wurde, da dauerte es nicht lange und schon wusste es die ganze Gemeinschaft. Die Nachricht ging so schnell um, dass sogar ein wenig Unruhe in die sonst so friedliche Welt des Nirvana einzog. Denn alle wussten, dass es heute noch eine Begegnung der besonderen Art zwischen ihm und der Unbewegten Bewegerin geben würde.
Nur A.H., der ahnte von all dem nichts. Er war verlorener denn je und musste ganze Arbeit leisten, um die Begleiterin der gerade Verstorbenen nicht aus den Augen zu verlieren. So ohne Körper kam er sich und kam ihm die Welt um ihn herum nicht ganz geheuer vor. Leise glitt und litt er vor sich hin.
 
Derweil wurden die Seelen um ihn herum immer lauter. Erst waren es nur vereinzelte Worte, die A.H. aufschnappte, doch bald waren es auch schon ganze Sätze. Doch was er da hörte, das gefiel ihm ganz und gar nicht. A.H. wurde nach allen Regeln der Kunst beschimpft! Sein Magen zog sich zusammen und sein Gang wurde zu einem tief gebückten.
Man rief jetzt mit voller Stimme:
„Du elender Massenmörder!“
„Du verdammter Kriegstreiber!“
Und.
„Du skrupelloser Menschenfeind!“

Fraglos, die Taten dieses Mannes hatten sich bis ins Nirvana herumgesprochen. Und viele Seelen konnten ihre Freude und Genugtuung über seine Ankunft kaum verbergen. Und wollten sie auch gar nicht. Lange genug hatten sie auf ihn gewartet. Jetzt konnten sie endlich, von Angesicht zu Angesicht, ihrem Zorn freien Lauf lassen!
Und schon passierten er und die Begleiterin der gerade Verstorbenen zwei sich äußerst angeregt unterhaltende Seelen. A.H. wünschte sich, er hätte die beiden erst gar nicht gehört. Doch zu spät! Deren Worte waren in seinen Kopf gelangt und tosten dort wie riesige Kettensägen:
„Ich wette mit dir um tausend Kronen,“ hatte die eine Seele zu der anderen gesagt,
„dass die Unbewegte Bewegerin, sobald sie ihn sieht, ihn schnurstracks in die tausendjährige Verbannung schickt!“
Und die Zweite hatte geantwortet:
„Da kann ich dir ja mein Geld auch gleich schenken! Du denkst wohl ich bin ein bisschen blöd, oder was? Sein Ticket ist doch schon längst gelöst. Seinem freudlosen Schicksal wird er nicht entgehen können!“

In die tausendjährige Verbannung?
Oh, weh. War sein Gesicht vorher fahl, jetzt war es bleich. A.H. stand kurz vor einem Herzinfarkt und wäre fast ein zweites Mal gestorben.
In die tausendjährige Verbannung?
Bitte alles nur nicht das!
Glücklicherweise bemerkte die Begleiterin der gerade Verstorbenen den Vorfall und drosselte ihr Tempo. Sie blieb beinahe stehen, um ihren Auftrag nicht zu gefährden, denn der sah vor A.H. direkt zum Thron der Unbewegten Bewegerin zu geleiten. Und nichts anderes!
Wer wetten will, soll wetten, dachte sie sich. Ich habe dafür jetzt aber keine Zeit.





copyright by
alex blattner
13.4.08


_________________
well shitted, is half won.
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