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Longo
Geschlecht:männlichKlammeraffe
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Alter: 34
Beiträge: 890



L
Beitrag11.04.2008 19:57
"Weiter geht's."
von Longo
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Sven blickte kurz auf die Schreibtischuhr.
“18 Uhr.”
Er atmete tief durch.
“Los geht’s.”

Er packte aus seinem links neben dem Schreibtisch befindlichen Schulranzen seine Heftmappe und Schulbücher aus, legte alles auf den Schreibtisch und kramte seinen Füller aus dem wohlgeordneten Schlampermäppchen. Nun führte er eine kurze Kontrolle durch, ob die Tinte tatsächlich für die Hausaufgaben reichen würde.

Sven wechselte die Patrone aus, denn seiner Meinung nach hätte diese Patrone, die bei genauerem Hinsehen noch halb voll mit Tinte gefüllt war, nicht für die Aufgaben gereicht und die ordentliche Handschrift zusätzlich durch die eventuell fehlende Farbtiefe an Ausgewogenheit verloren.

Nun konnte es aber auch losgehen, denn Sven war heute spät dran mit den Hausaufgaben.

Aufgehalten durch seine Oma, die den Jungen besucht und einen ordentlichen Plausch mit ihm vollführt hatte, konnte Sven erst zu abendlicher Stunde mit den Aufgaben anfangen.

Zusätzlich zu den zu erledigenden Aufgaben gehörte noch die tägliche Wiederholung des Unterrichtstoffs, die Repetitio, wie Sven es auch immer bei seinen nicht vorhandenen Freunden genannt hätte, und das Studium, der Vorarbeit, um durch die Qualität seiner mündlichen Meldungen die erstrebten fünfzehn Punkte in vielen seiner Fächer zu halten.

Und nun kämpfte er sich durch die gestellten Aufgaben, zuerst durch die Mathematik, die mit dem logistischen Wachstum ein nur kleineres Problem für ihn darstellte, da er - er liebte dieses Fach - diesen Themenbereich in den Sommerferien seiner Meinung nach schon mit sehr gutem Erfolg durchgearbeitet hatte.
Es wurde großflächig in dem karierten Oxfordheft gearbeitet und der Tintenkiller, dessen englischen Bestandteil Sven aufgrund der negativen Assoziationen, die er damit verband, nicht mochte, nur in Notfällen benutzt.
 
Sven saß in einer recht geräumigen Stube, dessen Mobiliar seinen festen Platz schon seit Jahren inne hatte und dessen metallene Bestandteile durch ihre Sauberkeit im relativ starken Licht der Zimmerlampe glänzten.

Der Versuch, beispielsweise der Mutter, die in dreißig Minuten das Abendessen bereiten wollte, eben jenes auf einem Teller fertig kreiertes Mahl dem Sohn zu bringen, war zum Scheitern verurteilt, denn der Sohn hatte, aufgrund von möglichen Störungsgründen, sein Zimmer abgeschlossen, um den höchstmöglichen Konzentrationseffekt an diesem schon recht späten Abend zu erreichen.

Während Sven seine Hausaufgaben machte, verabschiedete sich die Sonne hinter den hohen Bergen von Oberstdorf und erste Sterne erschienen am klaren Himmel dieses Novemberabends.

Doch davon konnte Sven nichts mitbekommen, denn wenn er aus dem Fenster geblickt hätte, wären ihm lediglich die nach unten gelassenen Jalousien aufgefallen, die durch das Zimmerlicht grau erschienen und nicht den Ausblick zu dem sich verdunkelnden Firmament freigaben.

Es mag nicht verwundern, dass sich das Bild auf diesen sich vorn über den Schreibtisch gebeugten Siebzehnjährigen eine längere Zeit nicht veränderte und man, hätte man sich den Zutritt in dieses Zimmer verschafft, um mit ihm ein Gespräch über seine Probleme zu führen, nur ein kurzes Brummen, eine Armbewegung in Richtung Treppe, vielleicht noch ein weiteres Brummen vernommen und danach das Zimmer aus Verständnis wieder verlassen hätte.

Während das derweil fertig auf einen im Flur befindlichen Tisch servierte Essen vor sich hinvegetierte, konnte man, war man nah genug an die verschlossene Tür herangerückt, das leise Fluchen Svens hören.

Mittlerweile war es später Abend geworden und Sven, der das Lateinvokabular für den nächsten Tag, vielleicht für die nächste Arbeit nach den Ferien, das vierte Mal wiederholte - denn das Kleeblatt besitzt, hat man Glück, eben vier Blätter - war sichtlich genervt, die aus vierzig Vokabeln bestehende Liste mit allerlei Sonderformen nicht richtig auswendig wiederholen zu können.
Sven verkrampfte nun über seinem Schreibtisch und ihm wäre - hätte er freien Blick auf den Himmel gehabt - eine Gemeinsamkeit mit der Sichel des Mondes und seinem mit Anspannung gefüllten Körper aufgefallen.

Sven blickte nun kurz auf die Schreibtischuhr.
“22.44 Uhr.”
Er atmete tief durch.
“Weiter geht’s.”



MFG Longo

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Rheinsberg
Geschlecht:weiblichécrivaine émigrée

Alter: 64
Beiträge: 2251
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Wohnort: Amman
Bronzenes Messer


Beitrag13.04.2008 08:01

von Rheinsberg
Antworten mit Zitat

Hm. Mein erster Gedanke: armes Kind. Mir fehlt  jeglicher Einblick in die Gedankenwelt Svens, er hat für mich etwas Roboterhaftes. Wenn das die Absicht war, ist es gut rausgekommen.

Zitat:
Aufgehalten durch seine Oma, die den Jungen besucht und einen ordentlichen Plausch mit ihm vollführt hatte, konnte Sven erst zu abendlicher Stunde mit den Aufgaben anfangen.

Über diesen Satz bin ich jedesmal gestolpert. Ich denke, diese Information könnte anders eingebracht werden. Auch der Ausdruck "einen ordentlichen Plausch mit ihm vollführt" passt für mich nicht gut zum sonstigen Stil.

Zitat:
Der Versuch, beispielsweise der Mutter, die in dreißig Minuten das Abendessen bereiten wollte, eben jenes auf einem Teller fertig kreiertes Mahl dem Sohn zu bringen, war zum Scheitern verurteilt, denn der Sohn hatte, aufgrund von möglichen Störungsgründen, sein Zimmer abgeschlossen, um den höchstmöglichen Konzentrationseffekt an diesem schon recht späten Abend zu erreichen.

Ein Bandwurmsatz. Und warum "beispielsweise"? Ich denke, wenn du Svens volle Konzentration bebildern möchtest, müsstest du hier die Reihenfolge eventuell umdrehen, und diesen Absatz etwas weiter nach hinten rücken.
Farbige Wortwahl mag ich, aber mit dem "auf einem Teller fertig kreierten Mahl" habe ich etwas Probleme.

Insgesamt gefällt mir die Beschreibung, aber ganz zu begeistern vermag mich der Text nicht.


_________________
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"Books are written with blood, tears, laughter and kisses. " - Isabel Allende

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Gast







Beitrag13.04.2008 10:01
Re: "Weiter geht's."
von Gast
Antworten mit Zitat

Du willst einen Streber beschreiben. Aber ich habe den Eindruck, Du weißt nicht, wie ein Streber denkt. Du beschreibst das sehr von außen. Du kannst Dich nicht wirklich in seine Gedankenwelt versetzen.

Dennoch hast Du einige gute Einfälle in dem Text, z.B. das mit der Tintenpatrone. Das zeigt, daß er nicht nur ein Streber, sondern auch ein Pedant ist (das ist nicht dasselbe, auch wenn das viele denken). Allerdings bezweifle ich, daß jemand, der so viel lernen muß, um in der Schule gut zu sein, in vielen Fächern 15 Punkte erreichen kann, denn an der Intelligenz scheint es zu hapern. Leute, die überall an der Spitze stehen, müssen nicht so viel lernen, die können das von selbst.

Mir scheint, Du kennst so eine Person und diese Person erscheint Dir sehr fremd. Das spiegelt sich in Deinem Text wider. Du versuchst Dir vorzustellen, wie sein Leben aussieht, aber das kommt nicht beim Leser an.

Diese verschachtelten Sätze sollen zeigen, wie verquer er denkt, aber denkt er wirklich so? Streber haben - denke ich - eine fürchterliche Angst zu versagen. Diese Angst spüre ich nicht, obwohl Du viele Einzelheiten beschreibst, die den Jungen belasten. Er möchte in der Schule überall der Beste sein, aber er ist nicht intelligent genug, um das ohne großen Aufwand zu erreichen. Er ist aber durchaus intelligent genug, um zu wissen, daß er eigentlich kein Einserkandidat ist. Das muß ihn verrückt machen.

Diese Gefühlsebene, dieser psychologische Hintergrund fehlt mir in Deiner Geschichte. Deshalb ergreift die Geschichte den Leser nicht.

Was ich mir vorstellen würde, wäre, daß Sven der kalte Schweiß ausbricht, wenn er daran denkt, daß er die Hausaufgaben vielleicht nicht schaffen könnte, daß seine Hände zittern und vielleicht eine krakelige Schrift erzeugen, woraufhin er mit der ganzen Aufgabe wieder von vorn anfängt, weil ja alles sauber und korrekt aussehen soll.

So ein bißchen "Show, don't tell" würde das Ganze lebendiger gestalten. Sven muß menschlicher werden, auch wenn er das in Deinen Augen nicht ist. Er hat einen Grund, warum er sich so verhält, wie er sich verhält, und dieser Grund müßte in der Geschichte klar herauskommen, sonst bleibt sie tot und inhaltsleer.

Sprachlich spielst Du mir etwas zu viel herum. Es scheint Dir oft eher um die Formulierung als um den Inhalt zu gehen. Beschränk Dich mehr auf das Wesentliche, und das Wesentliche ist Sven und seine Gemütsverfassung.

Du weißt, daß Du schreiben kannst, das brauche ich Dir nicht zu sagen Wink, aber mach einfach mehr draus. Du hast die Möglichkeiten.

Liebe Grüße
Angela
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Longo
Geschlecht:männlichKlammeraffe
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Alter: 34
Beiträge: 890



L
Beitrag13.04.2008 12:16

von Longo
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Da ich ansonsten relative kurze, oft mit parataktischen Sätzen ausgestattete Texte schreibe, habe ich nun ein schon bearbeitetes Thema erneut aufgegriffen: http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=2438 .

@Rheinsberg:
Aufgehalten durch seine Oma, die den Jungen besucht und einen ordentlichen Plausch mit ihm vollführt hatte, konnte Sven erst zu abendlicher Stunde mit den Aufgaben anfangen.
Der Streber muss, um bei den Bekannten beliebt zu sein und um später mögliche (auch finanzielle) Unterstützung zu erhalten,  nach dem Motto: "Der gude Jong"...

@Angela:
Du willst einen Streber beschreiben. Aber ich habe den Eindruck, Du weißt nicht, wie ein Streber denkt. Du beschreibst das sehr von außen. Du kannst Dich nicht wirklich in seine Gedankenwelt versetzen.
Der letzte Satz ist korrekt. Da ich aber meinen hier zugegeben verschachtelten Stil behalten wollte und die Hineinversetzung in die Gedanken und Gefühle für mich in kürzere, verschiedene Aspekte ergreifende Sätze führen würde, habe ich mich dagegen entschieden, da ich mich in einem Stilbruch möglicherweise verlieren könnte, der Text seine Form verlöre, die ich im Ganzen erreichen und zeigen wollte. Der Text diente auch, das sagst du unten auch noch, als Teil auch als Schreibübung, aber das sind ja alle Texte: Arbeiten mit Wörtern, Akzentuierung etc.
Ich weiß leider wie ein Streber denkt, denn oft habe ich mich selber in den Anfangsstadien solcher Zwängen aufgehalten, die dann wieder abgestellt wurden. Der Stress führt dazu. Das haben viele.
Allerdings bezweifle ich, daß jemand, der so viel lernen muß, um in der Schule gut zu sein, in vielen Fächern 15 Punkte erreichen kann, denn an der Intelligenz scheint es zu hapern. Leute, die überall an der Spitze stehen, müssen nicht so viel lernen, die können das von selbst.
Es geht. Wenn man will, ehrgeizig, zielstrebig ist, geht alles. Wenn man sich jede Minute Freizeit raubt, sich für eine Arbeit dreißig Stunden vorbereitet, dann ist das möglich. Und diese Schüler, die das alles von selbst können, die sind doch erst recht der Anreiz, alles zu geben. Und solche Menschen haben noch Glück.
Diese verschachtelten Sätze sollen zeigen, wie verquer er denkt, aber denkt er wirklich so? Streber haben - denke ich - eine fürchterliche Angst zu versagen.
Ein Streber denkt klar, denkt: "15 Punkte." und nach dem Abitur: "Jura, Richter." Der Rest, ob Freunde, ob Familie, die, je nachdem sie in ihrem Wesen ist (es gibt auch "streberische Familien"), unwichtig werden, bleiben vor der inneren verschlossenen Tür.
Du kannst dir ja oben den Text (Link) durchlesen, das ist das genaue Gegenteil zu Verschachtelung etc.
Diese Gefühlsebene, dieser psychologische Hintergrund fehlt mir in Deiner Geschichte. Deshalb ergreift die Geschichte den Leser nicht.
Der Erzähler wirkt hier auch als möglicher Protagonist, in dem er beispielsweise mit Sven über seine Probleme gesprochen hätte. Und dieser Erzähler hat eher eine ironische Stellung, er beschreibt deutlich verschiedene Aspekte, greift aber nicht ein. Er macht sich indirekt sogar ein Spaß draus, anstatt die Probleme zu nennen oder in welcher Form auch immer, die Probleme zu lösen.
Was ich mir vorstellen würde, wäre, daß Sven der kalte Schweiß ausbricht, wenn er daran denkt, daß er die Hausaufgaben vielleicht nicht schaffen könnte, daß seine Hände zittern und vielleicht eine krakelige Schrift erzeugen, woraufhin er mit der ganzen Aufgabe wieder von vorn anfängt, weil ja alles sauber und korrekt aussehen soll.
Das ist ja die typische Reaktion, die einem sofort einfällt, wenn man an Streber und Pedanterie denkt. Ich hatte diese "klassische" Facette auch im Fokus, habe mich dann aber entschieden, es offen zu lassen. Aus dem Text geht nicht hervor, ob er Zettel nicht neu geschrieben hat. Und wenn dies der Fall wäre, würde man es als Betrachter, der bspw. Sven von einem bestimmten Blickwinkel aus betrachtet, nicht merken. Erst am späten Abend, beim Lernen der Lateinvokabeln, dort erst bricht menschliche Emotion
hervor.
Du weißt, daß Du schreiben kannst, das brauche ich Dir nicht zu sagen , aber mach einfach mehr draus. Du hast die Möglichkeiten.
Ich pendle beim Schreiben zwischen Minimalismus und Verschachtelung, wie man sieht.

Danke für eure Kommentare!

MFG Longo
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Gast







Beitrag13.04.2008 12:55

von Gast
Antworten mit Zitat

Longo hat Folgendes geschrieben:
@Rheinsberg:
Aufgehalten durch seine Oma, die den Jungen besucht und einen ordentlichen Plausch mit ihm vollführt hatte, konnte Sven erst zu abendlicher Stunde mit den Aufgaben anfangen.
Der Streber muss, um bei den Bekannten beliebt zu sein und um später mögliche (auch finanzielle) Unterstützung zu erhalten,  nach dem Motto: "Der gude Jong"...

Deshalb strebt ein Streber aber nicht. Ein Streber strebt, weil er streben will. Sonst hält er das nicht lange durch.

Longo hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß leider wie ein Streber denkt, denn oft habe ich mich selber in den Anfangsstadien solcher Zwängen aufgehalten, die dann wieder abgestellt wurden. Der Stress führt dazu. Das haben viele.

Das sind aber keine Streber. Dasselbe wie oben. Streben hat nichts mit äußeren Zwängen zu tun, es ist ein innerer Zustand. Und den hast Du leider nicht beschrieben, der ist nämlich interessant – vom psychologischen Aspekt her. Es ist eine Zwangsneurose.

Longo hat Folgendes geschrieben:
Es geht. Wenn man will, ehrgeizig, zielstrebig ist, geht alles. Wenn man sich jede Minute Freizeit raubt, sich für eine Arbeit dreißig Stunden vorbereitet, dann ist das möglich. Und diese Schüler, die das alles von selbst können, die sind doch erst recht der Anreiz, alles zu geben. Und solche Menschen haben noch Glück.

Welche? Die Streber oder die, die das nicht machen müssen? Gut, ich erinnere mich. Es gab auch zu meiner Schulzeit Leute, die immer Klassenbeste sein wollten, auch wenn sie nicht die intelligentesten waren. Aber meistens haben sie es dann höchstens in einigen Fächern geschafft, nicht in allen, denn man schreibt ja nicht nur eine Arbeit im Monat, und wenn man sich auf jede solche Arbeit 30 Stunden vorbereiten wollte, wäre die Zeit zu kurz.

Longo hat Folgendes geschrieben:
Ein Streber denkt klar, denkt: "15 Punkte." und nach dem Abitur: "Jura, Richter." Der Rest, ob Freunde, ob Familie, die, je nachdem sie in ihrem Wesen ist (es gibt auch "streberische Familien"), unwichtig werden, bleiben vor der inneren verschlossenen Tür.

Das ist richtig, aber das heißt nicht, daß der Streber nicht leidet und keine Versagensängste hat. Das blendest Du aus. Ich kenne Streber, die sind irgendwann in der Psychiatrie gelandet, obwohl sie alles super geschafft hatten. Die Belastung ist zu groß. Psychisch. Und das fehlt mir halt in Deinem Text. Du gehst nie auf die Psyche des Strebers ein.

Longo hat Folgendes geschrieben:
dieser Erzähler hat eher eine ironische Stellung

Nein, es ist nicht ironisch. In keiner Weise. Es ist staubtrocken. Tut mir leid.

Longo hat Folgendes geschrieben:
er beschreibt deutlich verschiedene Aspekte

Er beschreibt keine verschiedenen Aspekte, er beschreibt nur einen Aspekt mit verschiedenen Details.

Longo hat Folgendes geschrieben:
Er macht sich indirekt sogar ein Spaß draus

Von Spaß habe ich in diesem Text leider nichts gespürt. Vielleicht macht sich der Erzähler auf unmenschliche, mitleidlose Art über den Streber lustig, aber Spaß ist das nicht. Das ist blutiger Ernst. Wie ein mitleidloses Verprügeln auf dem Schulhof.

Longo hat Folgendes geschrieben:
späten Abend, beim Lernen der Lateinvokabeln, dort erst bricht menschliche Emotion hervor.

Wo? Ich habe keine Emotion gesehen. In dem ganzen Text nicht.

Nein, der Text ist nicht besonders gelungen. Denn es ist ein psychologisches Thema, und das kommt nicht heraus. Wirst Du den Text überarbeiten oder läßt Du ihn so, wie er ist?

Liebe Grüße
Angela
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Longo
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Alter: 34
Beiträge: 890



L
Beitrag13.04.2008 15:02

von Longo
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Streber sind egoistische Menschen. Solche Menschen versuchen ein Umfeld aufzubauen und davon zu profitieren, profitieren, wann immer es geht.
Stress verstärkt den Zwang. Das heißt stärkere Kontrolle usw.
Zu den dreißig Stunden: Wozu hat man die Ferien? Da wird vorgelernt. Wozu hat man das Wochenende? Wenn man jeden Tag zehn Stunden investiert, ist die Dauer möglich. Man muss einen regelmäßigen Plan einhalten, am besten früh aufstehen und abends optimal um acht Uhr ins Bett, um Rituale seit der Kinderzeit einzuhalten. Am besten wird noch die seriöse Tagesschau geguckt, um in PoWi zu punkten.
Versagensängste hat jeder, aber wenn man sich perfekt vorbereitet, bleibt es lediglich bei diesen Ängsten und der Erfolg ist trotzdem vorhanden. Das ist eine mentale Sache. Die Hände sind zwar kalt, der Kopf frisch.
Es gibt im Text einige Hinweise, die auf die nicht vorhandene Stellung des staubtrockenen Erzählstils hinweisen:
z.B.
"dieses Zimmer verschafft, um mit ihm ein Gespräch über seine Probleme zu führen, nur ein kurzes Brummen, eine Armbewegung in Richtung Treppe, vielleicht noch ein weiteres Brummen vernommen und danach das Zimmer aus Verständnis wieder verlassen hätte."
Ich empfinde diesen Satz als nicht staubtrocken. Hier wird das Verhalten Svens beleuchtet. Für mich ist das leicht bitter, aber auch leicht komisch eingefärbt.
oder hier:
"denn das Kleeblatt besitzt, hat man Glück, eben vier Blätter"
Hier wird dem Leser deutlich, dass Sven sehr^^ primitive Rituale verfolgt.
Wie du siehst, werden hier schon zwei Aspekte beschrieben; das Verhalten gegenüber Mitmenschen, ein Teil seiner Rituale. Das kann man auch auf die Psyche beziehen.
Zur Emotion: Am Ende zeigt er menschliche Emotion, auch wenn sie noch am Thema Schule gebunden ist. Wenn man ganz nah an die Tür tritt (eine räumliche Trennung ist noch vorhanden) und dieses leise Fluchen hört, dann gibt es eine Art Kommunikation (ein Ausdruck) zwischen seiner Welt, der abgeschlossenen Stube und der Außenwelt. Das soll der letzte Abschnitt bedeuten.

Ich versuche den Text nicht umzuschreiben, aber man lernt dazu, wie versteht das der Leser, wie der Autor, was kann der Autor tun, damit der Leser es versteht. Neue Texte zu verfassen, altes Gutes dort einzubinden und altes Schlechtes auszusparen oder neu zu entwickeln, dafür brauche ich die Kritik. Ich verbessere die Texte nicht schriftlich, ich transferiere die Kritik in meine neuen Texte. Und dafür ist die Kommunikation hier wichtig.

MFG Longo
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