Gesprungen. Und was gibt's sonst Neues?

[Enfant Terrible]

Ich habe diesen Text zu einem realen Anlass geschrieben. Der Dialog ist der Mitschnitt eines echten Telefonats

Ich kannte deinen Namen nicht,
und musste nicht um dich trauern.

Am Telefon erhieltest du ein Requiem:
"Und, was gibt es sonst Neues?"
"In der K13 hat sich am Wochenende einer umgebracht. Er ist gesprungen"
"Echt jetzt? Warum?"
"Wiss' ma nich. Eigentlich hatt' er alles: Freunde, in der Familie alles okay, gute Noten..."
"Das is ja echt schlimm. Wer ist das denn?"
"Wir kenn' ihn nich."
"Oh. Furchtbar, sowas. Achso, und was hatten wir in Mathe auf?"
"Seite 92, Nummer eins, zwei und drei."

Die Erde drehte sich weiter, als du sprangst.
Ließ deinen Körper ein letztes Mal Karussel fahren,
während das "Warum?" in Gelächter untergring
Und am nächsten Tag scherzten und tratschten wir weiter.

Auch die, die deinen Namen kannten,
trauerten nicht. Das wäre gegen das Leben.

[satias]

Muss zugeben, dass ich den Inhalt besser finde als die Umsetzung, stimmt  aber in jedem Fall nachdenklich. Den Schlusssatz mag ich, der reißts eigentlich sogar raus. Aber was ich vor allem an dieser Stelle mal loslasen will, is, dass deine Titel echt immer dermaßen bestens gewählt sind. Oh mein Gott. Ich schreib tatsächlich schon automatisch Schlusssatz mit drei s - jetzt gehts zuende... lass dir mal wieder nen Gruß da!

[Enfant Terrible]

Herzlichen Dank für deinen Kommentar, es freut mich, dass du dem DSFo wieder einen Besuch abstattest - wir haben dich vermisst.

Weshalb findest du die Umsetzung denn ungelungen? Es ist zwar keine Ausrede, aber dieser oberflächliche Stil, vor allem im Dialog, war gewollt; als Kontrast zur Schlussstrophe und zum Inhalt.

[Gast]

Ich habe vorhin schon Deinen Eintrag im Meldethread gelesen und war sehr betroffen. Und dennoch geht das Leben weiter. Es sterben Tausende Menschen jeden Tag auf der Welt. Was zählt da dieser eine? Es wäre auch fatal, sich ständig nur von Betroffenheit lenken zu lassen. Und doch schämt man sich auch, daß man einfach so weitermacht.

Ich finde die Umsetzung gelungen, denn dieses Telefongespräch bringt es einfach auf den Punkt. Sicherlich hätte man auch eine andere Form wählen können, aber ob das dann gelungener wäre? Das ist künstlerische Freiheit.

Liebe Grüße
Angela

[satias]

Nichts spezielles, mein Eindruck war nur der, dass mich nicht die sprachliche Umsetzung berührt hat, sondern das Thema an sich. Hat gar nichts mit dem oberflächlichen Stil zu tun, den find ich sogar richtig richtig:)
Ein paar Dinge wären höchstens:

[Enfant Terrible]

Vielen Dank für deine Hinweise, sie helfen mir wirklich weiter.
Ich weiß, dass der Telefondialog gekürzt werden könnte; mein Anliegen war es jedoch, ihn möglichst authentisch klingen zu lassen. Wenn man sich mit Freunden am Telefon unterhält, dann benutzt man oft Füllwörter, schwafelt, redet drumherum, anstatt sich kurz zu fassen.