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"Die Liebe Ter" - Auszug.


 
 
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Delatio
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 34
Beiträge: 28
Wohnort: Leipzig


Beitrag09.05.2008 19:40
"Die Liebe Ter" - Auszug.
von Delatio
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich möchte einen kurzen Auszug aus meinem Buch zur Präsentation geben,
um ein wenig Feedback zum allgemeinen Schreibstil und der Umsetzung
der Charakterbeschreibung zu bekommen. Es ist ein Teil des ersten Kapitels,
in dem vorerst natürlich der Hauptcharakter vorgestellt wird.
Selbstredend hört das Kennenlernen des Charakters nicht mit diesem
Auszug auf, es kommen Stück für Stück weitere Macken und Eigenschaften hinzu.

Ich würde mich freuen, wenn es komplett gelesen werden würde, selbst,
wenn es somit Etwas länger ist. Habt Dank.

:: Auszug ::

Langsam bahnte sich ein dünner Streifen des Sonnenlichtes durch den winzigen Spalt, den das verdunkelte Fenster, welches vom nächtlichen Regen genässt war mit letzter Kraft noch offen halten konnte.  Er suchte sich seinen Weg zum Boden hin, erhellte das gelb bräunliche Laminat des Raumes, und brach sich von dieser Stelle aus in alle Richtungen, flutete durch das winzige Apartment eines jungen Mannes, der all dies‘ bunte Treiben im Schlafe nicht wahrnehmen konnte. Und trotz der Mühe, die sich der kleine Streifen Licht geben konnte, war er letztendlich immer noch nur das winzige Überbleibsel der Masse, die sich mit vollendeter Entschlossenheit gegen das Sonnendach des Fensters stemmte. Hätte sie je gewusst, dass das Licht nicht Imstande ist, Materie zu verändern, so hätte sie diesem einfältigen Treiben wohl ein Ende bereitet.
Der kleine Spalt, der immer noch Müheselig versuchte, das Zimmer in vollem Ganze zu erhellen, erreichte nun nach langem Strecken die Augen des Mannes, der schläfrig in seinem Bett ruhte, kurzerhand aufwachte und mit einem gewaltigen Murren die Decke von seinem Körper warf, ohne Atempause aufstand und zum Fenster stürmte. Er riss hastig an dem Band, das das Sonnendach hielt, zog es auf, öffnete die verschlafenen Augen so weit er konnte und ließ die komplette Masse des Lichtes auf seinen Körper wie seine Augen fallen, seufzte tief, atmete auf, presste sich die Hand an die Stirn und blinzelte gegen das Sonnenlicht.
Als er die Hand wieder von dieser Stirn nahm, begann er, sich selbst zu betrachten. Von oben bis unten, zuerst die Hände, dann die Füße, immer abwechselnd oben und unten von Außen nach Innen. Er legte die Hand flach auf seine linke Brust, seufzte ein weiteres Mal und blickte nun wehleidig in Richtung der Sonne, die inzwischen von einer  groben Wolke verdeckt wurde. Er öffnete das Fenster ganz, um die kühle Luft an sein Herz zu lassen. Ein wenig nachdenklich schmierte er mit dem rechten Zeigefinger auf der nassen Außenseite des Fensters umher, malte kleine Zeichen, Zahlen und letztendlich seinen Namen. „Eric.“ las er es leise vor. Erneut entrann ihm ein Murren. „Eric. Ja. Fürwahr..“ grummelte er, drehte sich zur Seite um seinen langen Mantel anzuwerfen, zog eine Schachtel Zigaretten aus dessen Seitentasche hervor und öffnete sie. Die Ummantelung aus Plastik riss er lieblos ab und warf sie zu Boden, schob dann mit einem Finger den Deckel der Schachtel so grob auf, dass sie fast zerriss und entfernte den Rest des Papiers, um eine Zigarette zu nehmen und sie ohne Verschwendung von Zeit anzuzünden. Er ließ sich nach hinten auf sein Bett fallen, setzte sich auf und rauchte..

„Wieder einmal.. Und ich kann es mir nicht erklären. Dieses Gefühl..“ dachte er. „Ich sollte mir keine Gedanken mehr darüber machen. Ich schätze, ich habe wichtigeres zu tun. Obwohl.. Eigentlich auch nicht. Ich weiß nur noch, das ich gestern wohl meinen Job losgeworden bin.. War es das..? .. Ohje. Ich glaube, ich hätte sonst keinen Grund gehabt, mich so barbarisch zu betrinken..“ Er musterte den Boden um sein Bett herum, hob eine Braue und stützte den Kopf auf eine Hand. Gefüllt von Flaschen, leeren Fastfood-Schachteln und Spuren von Drogendelikten umrahmte das teure aber inzwischen völlig zerschabte Laminat Erics Bett, und sollte man den Blick von diesem Bett aus durch das komplette Apartment schweifen lassen, so wird es auch nach mehreren Metern Entfernung nicht besser. Allgemein hat man nicht viel Freiheit in der Betrachtung des Raumes, sodass man nach wenigen Metern bereits die Wand betrachtet; Vielleicht vier oder fünf in alle Richtungen. Es war nicht groß, aber es genügte, um zumindest nach längeren Nächten zu übernachten, vielleicht noch den ein oder anderen Joint ziehen zu lassen und in den besten Fällen über eine Frau herzufallen, die nach dem zwölften Caipirinha kaum mehr ihre Zigarette halten kann. Erics Leben war von Vielseitigkeit geprägt, hatte aber Etwas denkwürdiges an sich. Man könnte meinen, dass er sich um nichts Sorgen macht, selbst den größten Absturz und die totale Finanzielle Enthaltung mit offenen Armen annehmen würde, doch schafft er es trotz all der Zeitverschwendung, die er mit Drogen und Frauen so treibt, sein Leben gut im Griff zu halten.
Zu einem gewissen Teil zumindest.

„.. Mmh.. Ein ungutes Gefühl. Ich habe drei Jahre in diesem Loch gearbeitet, und nun flieg‘ ich ‚raus..“ sinnierte er und schnipste rücksichtslos an das Mundstück seiner Zigarette, um zielgerecht auf das Laminat seiner Wohnung zu aschen.
„Herrjeh, in den eigenartigsten Situationen kommen mir dann manchmal doch die merkwürdigsten Situationen noch hinzu. Ich könnt‘ kotzen.“ Er schluckte kurz, und sah schon fast so aus, als würde er seine Aussage gleich in die Tat umsetzen, besann sich dann aber kurzerhand wieder, zog an der Zigarette, hustete sich folglich die komplette Lunge aus der Brust und saß immer noch auf seinem Bett, rauchte, und kam in seinen Gedanken zu keinem weiteren Ergebnis, als dass er es schlichtweg nicht verstand.
Trotz seiner vielen und gesundheitlich eher extremen Verhältnisse sah‘ Eric in seinem Erscheinen immer noch erfreulich gut aus. Er war gepflegt, trug‘ ausschließlich Jacketts und Mäntel und war gut darin, seine fast verlorene Jugend nur noch mit Turnschuhen und modisch geschnittenen Jeans zu erhalten. In vollem Aufzuge und mit kurzen Haaren erinnerte er auf der Straße sowohl an Kriminalität, Bankangestellte, Mörder, als auch  an einen sympathischen Jungen Herren, der lebendig und erfolgreich um beide Ohren zu strahlen vermag. Er hatte ein unglaubliches Talent zum Theater, konnte mit seinen Blicken begeistern, drohen oder zum Lachen bringen; Menschen überzeugen oder verführen. Es scheint sich fast so weit zu Entwickeln, dass er genau weiß, wie er bekommt, was er möchte, allein ob seiner Gabe, sich exakt so zu verhalten, wie es seinen Gegenüber faszinieren würde.
Er hatte tatsächlich eine ungemeine Ausstrahlung, weshalb es ihm auch nie sonderlich schwer viel, sich in Gruppen zu behaupten und Anerkennung zu gewinnen. Und doch war er tatsächlich Klug genug, um zu all der Faszination noch mit einem so gütigen und vielseitigem Charakter zu glänzen.
Auf den ersten Blick war Eric wahrhaftig ein Wunderwerk. Doch auf den zweiten ein wahnsinniges Wrack. Er hatte zuviel erlebt in seinem Leben, zu viele Dinge, die er nie verstehen konnte, und hatte nach all der Zeit keine Kraft mehr, um sich intensiv zum Aufstehen zu zwingen. Er machte sich nun nur noch Sorgen um sein äußeres Auftreten, alles was in ihm lauern könnte, war ihm egal. Ärzte werden gemieden, wahrscheinlich weil er sich des Schadens in seinem Körper in irgendeiner Art und Weise bewusst ist, und so könnte ihm das Herz stehen bleiben, solange er in einem liebevollen Lächeln verharrt, wäre es ihm angenehm.

Dass er nun gefeuert wurde, war ihm nicht wirklich zugänglich. In Erics Leben lief bisher alles, was sich auf Schule und Beruf bezog, nahezu perfekt: Zwar war er nie das Glanzstück der Strebsamkeit, aber allein durch seinen klugen Kopf und sein Auftreten schaffte er es doch immer, sich irgendwie durchzusetzen. Nun vor einem Punkt zu stehen, der ihn in seiner Sicherheit sämtliche Mittel aus den Händen schlägt, war immer noch neu für Eric. Zwar spielte er mit dem Gedanken, sich schlichtweg schnellstmöglich neu zu bewerben, aber  er war in diesem Moment so zerrüttet, dass er den Glauben daran, beruflich weiter zu kommen fast schon verloren hatte. Und er war sich sogar der Tatsache bewusst, dass er sich seine momentane Hilflosigkeit nur einredete, aber dennoch pochte er vehement auf sein Selbstmitleid. Es waren jedoch auch allgemein schwierige Zeiten für Eric, so lief zurzeit nahezu alles ebenso gut wie sein Job. Eine Freundin hatte er seit langem nicht mehr, zumindest keine, die sich länger als zwei Wochen bei ihm halten konnte, bevor er sie aus Überdruss an Unzufriedenheit vor die Tür setzte. Er war allgemein unzufrieden. Mit sich selbst, mit den Menschen um sich herum.. Geplagt vom ständigen Drang danach, nach oben zu streben.

Er stand langsam von seinem Bett auf, als er die Zigarette zu Ende geraucht hatte, schnipste sie im großen Bogen aus dem Fenster und sah sich in seinem Zimmer um. Er kratzte sich kurz am Hinterkopf, hob eine Braue und taumelte dann leicht mühselig in sein Badezimmer, um sich dort unter die Dusche zu werfen; Und ja, es erinnerte fast an ein Werfen, zumal er sich vor Erschöpfung gegen die Wand lehnte, den Mantel nur abschob, dass er auf den halbnassen Boden fiel, nur um dann in der wohl theatralischsten Haltung zu Duschen, die er konnte, völlig ausgelaugt, verwahrlost und selbstredend nicht einmal mehr kräftig genug, um aufrecht zu stehen; Um letztendlich ebenso elegant aus der Dusche zu stürzen, sich abzutrocknen, seinen Mantel überzuwerfen und kurz seine Haare zu kämmen. Auf große Badtouren hatte Eric heute keine Laune. Er schlich sich zurück in sein Wohnzimmer, zündete sich die nächste Zigarette an, schnappte sich seine Fernbedienung und erweckte seinen verstaubten Fernseher zu seinem ebenso täglichen Leben. Der Fernseher machte eigenartige Geräusche, murrte und grummelte - Man könnte meinen, er wäre grantig, sei‘ er doch viel zu früh geweckt worden, wo Eric doch sonst um solche Uhrzeiten auf Arbeit gewesen wäre.

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MosesBob
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Beitrag09.05.2008 22:28
Re: "Die Liebe Ter" - Auszug.
von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo Delatio!

Delatio hat Folgendes geschrieben:
Langsam bahnte sich ein dünner Streifen des Sonnenlichtes durch den winzigen Spalt, den das verdunkelte Fenster, welches vom nächtlichen Regen genässt war mit letzter Kraft noch offen halten konnte.

Nach diesem ersten Satz hatte ich mich eigentlich schon wieder aus dem Thread verabschiedet. Warum so umständlich geschwollen? Das Sonnenlicht braucht nicht im Genitiv zu stehen; der Genitiv verkompliziert den Lesefluss. Das Relativpronomen „welche“ ist übelstes Beamtendeutsch und hier nicht erforderlich, weil klar ist, dass vom Fenster die Rede ist. Relativpronomen sollten immer mit Vorsicht verwendet werden; sie zeugen nicht von schriftstellerischer Raffinesse. Das Verb „genässt“ klingt ungeschickt. Und warum das verdunkelte Fenster den Spalt „mit letzter Kraft“ offen halten konnte, bleibt wohl dein persönliches Geheimnis. Den Grund erfahre ich jedenfalls nicht. Wenn man diesem Satzmutanten den Finger in den Hals steckt, kommt eine wunderbar abgespeckte Version dabei heraus. Und lass das Adjektiv "langsam" weg. Mehr dazu hier:

Delatio hat Folgendes geschrieben:
Er suchte sich seinen Weg zum Boden hin, erhellte das gelb bräunliche Laminat des Raumes, und brach sich von dieser Stelle aus in alle Richtungen, flutete durch das winzige Apartment eines jungen Mannes, der all dies‘ bunte Treiben im Schlafe nicht wahrnehmen konnte.

Zweiter Satz, zweiter Rausschmeißer: Der Lichtstrahl „sucht“ sich seinen Weg zum Boden hin – metaphorisch funktioniert das Verb durchaus, aber nicht hier. Wir sprechen hier von einem Lichtstrahl – also von Lichtgeschwindigkeit! Ich erfahre nicht, warum der Lichtstrahl sich seinen Weg sucht. Kann er denken? Ich würde es akzeptieren, wenn Staubpartikel in der Luft schweben würden oder andere Hindernisse im Weg wären, aber in der hiesigen Form klingt das leider unbeholfen. Nächster Punkt: Der Lichtstrahl, der durch einen winzigen Fensterspalt (!) fällt und sich in alle Richtungen bricht, flutet durch das ganze Apartment des Mannes? Ist das Apartment eine Einzimmerwohnung ohne Wände oder ein Glaspalast? Flutet das Licht um Ecken? Wie geht das physikalisch? Punkt drei: Der Mann bekommt nichts von „diesem bunten Treiben“ mit. Ja, von welchem bunten Treiben ist denn hier die Rede?

Delatio hat Folgendes geschrieben:
Und trotz der Mühe, die sich der kleine Streifen Licht geben konnte, war er letztendlich immer noch nur das winzige Überbleibsel der Masse, die sich mit vollendeter Entschlossenheit gegen das Sonnendach des Fensters stemmte. Hätte sie je gewusst, dass das Licht nicht Imstande ist, Materie zu verändern, so hätte sie diesem einfältigen Treiben wohl ein Ende bereitet.

Ein kleiner Ausflug in den Physikunterricht. Wer ist „sie“? Die Masse? Ich würde den kompletten Part streichen. Er wiederholt nur das, was du vorher schon mit anderen Worten beschrieben hast, allerdings mit dem Unterschied, dass du den Vorgang hier physikalisch zu erklären suchst und ihn sogar personifizierst.

Delatio hat Folgendes geschrieben:
Der kleine Spalt, der immer noch Müheselig versuchte, das Zimmer in vollem Ganze zu erhellen, erreichte nun nach langem Strecken die Augen des Mannes, der schläfrig in seinem Bett ruhte, kurzerhand aufwachte und mit einem gewaltigen Murren die Decke von seinem Körper warf, ohne Atempause aufstand und zum Fenster stürmte.

Das hatten wir schon: Der Lichtstrahl (nicht der Spalt!) flutete durch das Apartment des Mannes. Vor seinen Augen wird er nicht Halt gemacht haben. Und warum erreichte er die Augen des Mannes "nun"? Lichtgeschwindigkeit!

Delatio hat Folgendes geschrieben:
Er riss hastig an dem Band, das das Sonnendach hielt, zog es auf, öffnete die verschlafenen Augen so weit er konnte und ließ die komplette Masse des Lichtes auf seinen Körper wie seine Augen fallen, seufzte tief, atmete auf, presste sich die Hand an die Stirn und blinzelte gegen das Sonnenlicht.

Wenn er die komplette Lichtmasse auf seinen Körper fallen lässt, schließt das die Augen mit ein – damit kann auch die lästige Wortwiederholung vermieden werden („Augen – Augen“).
 
Delatio hat Folgendes geschrieben:
Als er die Hand wieder von dieser Stirn nahm, begann er, sich selbst zu betrachten.

Von welcher Stirn sonst?




Ich breche die Einzelkritik an dieser Stelle ab. Tut mir leid, Delatio, aber ich finde deinen Text ganz und gar unleserlich. Du verwinkelst deine Sätze auf schreckliche Weise und überlastest sie mit allerhand Informationen, die sich der Leser denken kann. Du kommst bei deinen Beschreibungen vom Hundertste ins Tausendste, die Bewegungen des Mannes wirken unkoordiniert und der Schreibstil unheimlich verkrampft und so sachlich-nüchtern, dass ich den Eindruck habe, eine Betriebsanleitung zu lesen. Da steckt keinerlei Leben drin! Wo ist deine Lockerheit, die einen souveränen Erzählfluss erzeugt? Mindestens 50% von dem, was du dem Leser beschreibst, kann er sich denken, achwo, das denkt er sich ganz automatisch! Du lässt der Fantasie und dem Kopfkino keinerlei Freiheit, sich zu entfalten, weil du alles haarklein erklären möchtest. Dadurch wirken deine Sätze überladen (Füllwörter, überall Füllwörter!), sie platzen aus allen Nähten. Versuch mal, dich auf das Nötigste zu beschränken.

Hast du dir schon mal Ralphies Schreibwerkstatt durchgelesen? Mach das bitte. Sie wird dir dabei helfen, deine Sätze zu komprimieren und auf den Punkt zu kommen. Ich habe nichts gegen das Fabulieren und ausschweifende Erklärungen und überschwengliche Metaphorik an den richtigen Stellen. Aber in der Art und Weise, wie du sie hier zelebrierst, wirkt sie regelrecht erdrückend und leider alles andere als gekonnt.

Der Text ist eigentlich ein Fall für die Talentschmiede.

Beste Grüße,

Martin


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Locard
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Wohnort: Münster


Beitrag09.05.2008 23:57

von Locard
Antworten mit Zitat

Nabend Delatio Wink

Der Text erinnert mich irgendwie an meine ersten Gehversuche - zumindest was den schriftstellerischen Bereich betrifft. Ich neigte auch dazu, alles haarkleinst zu beschreiben. Jede Bewegung musste irgendwie gebannt und dem Leser deutlich gemacht werden. Nichts durfte verloren gehen. Schließlich durfte der Leser doch nichts missverstehen! Er sollte doch das sehen, was ich als Autor sehe! Er soll den selben Film sich anschauen dürfen! Jaja, der Film. Vierundzwanzig Bilder ergeben da eine Sekunde, nur leider sind es bei uns keine vierundzwanzig Seiten  Rolling Eyes

Dein Auszug ist so unbeweglich wie ein Kuscheltier der Marke Steiff! Er lässt keinen Platz zum Atmen, schränkt ungemein in der Bewegung ein. So stelle ich mir ein zu eng geschnürtes Korsett vor! Lass dem Leser mehr Spielraum, sich selbst Gedanken zu machen!

Zitat:
Als er die Hand wieder von dieser Stirn nahm, begann er, sich selbst zu betrachten. Von oben bis unten, zuerst die Hände, dann die Füße, immer abwechselnd oben und unten von Außen nach Innen. Er legte die Hand flach auf seine linke Brust, seufzte ein weiteres Mal und blickte nun wehleidig in Richtung der Sonne, die inzwischen von einer groben Wolke verdeckt wurde.

Hier riecht es vollkommen, wenn du beschreibst, dass Eric sich betrachtet, sich mustert. Dabei ist es doch unwichtig, in welcher Reihenfolge das tut. Sowas darf der Leser selbst in seiner Phantasie entwickeln.

Zitat:
Es war nicht groß, aber es genügte, um zumindest nach längeren Nächten zu übernachten, vielleicht noch den ein oder anderen Joint ziehen zu lassen und in den besten Fällen über eine Frau herzufallen, die nach dem zwölften Caipirinha kaum mehr ihre Zigarette halten kann

Solche Monster tauchen immer wieder in deinem Auszug auf! Solche Sätze töten jegliche Atmosphäre! Sie sind das FCKW der Schriftstellerei! Es ist nicht immer einfach, einen Punkt zu setzen oder des Pudels Kern nach außen zu arbeiten. Übe dich daran und du wirst sehen, dass es fruchtet Wink

Die Präsentation des Charakters ist meiner Meinung nach auch ein wenig merkwürdig. Selbstgespräche halte ich persönlich für eher schwierig, um wirklich glaubhaft zu wirken. Und in dieses Fettnäpfchen bist du auch getreten. Ich kaufe Eric es nicht ab, dass er auf dem Bett sitzt und über sein Leben sinniert. Du könntest der Szene wesentlich mehr Pepp in den Po blasen, wenn er sich beispielsweise mit der wilden Hilde (Anm. d. Red.: einer Gummipuppe) im Wohnzimmer unterhält. Das allein würde schon vieles über Erics Charakter sagen. Dann kannst du immer noch einen Dialog zwischen den beiden aufbauen, in dem du dem Leser ein wenig Erics Leid näher bringen kannst - die Saufereien, die Arbeitslosigkeit etc.

Ich spiele momentan in einem Theaterstück einen Ex-Knacki in einem Altenheim. Er sinniert auch ein wenig über die sich und die Frauen:
Manchmal wasche ich mich auch nur für 'ne Frau, der ich vielleicht begegnen könnte, denke, wer weiß, vielleicht steht irgendwo 'ne Frau vor ihrem Waschbecken, denkt, heute wasch ich mich nur für 'nen Mann, dem ich begegnen könnte
So etwas hätte ich mir hier gewünscht. Ein viel subtileres Vorgehen, Interpretationsmöglichkeiten für den Leser und nicht das platte herunterrasseln der wichtigen Punkte und Charakteristika.

Ich kann dir auch nur Ralphies Werkstatt empfehlen. Arbeite dich da durch und versuche, die grandiosen Tipps auf deine Geschichte zu übertragen. In der Talentschmiede wird dir sicherlich besser unter die Arme gegriffen als hier.

Lass dich nicht entmutigen, arbeite an dir und du wirst sehen, dass es Früchte tragen wird Wink

Locard


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MosesBob
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Beitrag10.05.2008 07:32

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Locard hat Folgendes geschrieben:
Der Text erinnert mich irgendwie an meine ersten Gehversuche - zumindest was den schriftstellerischen Bereich betrifft.

Au ja, das kenne ich! Ich, der Martin, mit dem Zaubersack an Adjektiven: Der Vorrat ist unerschöpflich, auch wenn ich jedes Adjektiv nur einmal verwenden würde. Notfalls erfinde ich neue, die der Duden dann huldigend in seine Werke übernehmen muss. Da passt immer noch eins rein. Durchlesen. Ein Füllwort stünde dem Satz gut zu Gesicht! Warum? Weil der Satz sich dann flüssiger lesen lässt! Nochmal durchlesen. Der Satz klingt viel zu salopp! Der muss mehr ausgebaut werden. - Alles Quatsch. Aber die Erfahrung muss man erst mal machen. Mit dieser selbstgefälligen Einstellung habe ich damals einen Schulaufsatz versemmelt, und irgend wann ist mir aufgefallen, dass kein Mensch so schreibt wie ich - und, was viel wichtiger ist, dass es so auch keine Sau freiwillig lesen würde! Wenn man es genau nimmt, habe ich nicht versucht, das Blatt zu beschriften, sondern verbal darauf zu onanieren. Und das will wirklich keiner sehen ... und lesen konnten es wohl auch nur Psychoanalytiker und Psychiater mit Grundkenntnissen im Rorschach-Test ...  Confused


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sleepless_lives
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Beitrag10.05.2008 07:45

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Hi Delatio,
MosesBob und Locard haben die wichtigsten Punkte schon erwähnt. Bleibt vielleicht noch das Folgende hinzuzufügen:
- Achte mehr auf Groß- und Kleinschreibung.
- 'Show, don't tell!' Obwohl ich kein Anhänger des quasi-religiösen 'Zeigen, statt Beschreiben' bin, zeigt dein Text (leider als Negativbeispiel), warum das Zeigen so viel besser funktioniert als das Beschreiben. Absatz 2-4 beschreiben den Protagonisten und das ist mühsam und langatmig. All das dort Gesagte, sollte durch Handlung und in seinen Handlungen klar werden. Du versuchst es mit dem Trick, dass die Hauptfigur über ihr bisheriges Leben nachsinnt. Vergiss das: nur in schlechten Romanen denkt die Hauptfigur am Anfang in aller Klarheit über ihr Leben nach und fängt dann mit dem Leben an. Das Selbstgespräch hilft auch nicht weiter (wir sind nicht im Theater, wo die Figuren laut reden müssen, wenn sie allein sind und denken). Es könnte eine Macke deines Helden sein, aber dann musst du dringend an der Qualität deiner Monologe arbeiten. Niemand sagt zu sich selbst
Zitat:
„.. Mmh.. Ein ungutes Gefühl
Das Gefühl hat man und braucht darüber nicht mit sich selbst reden. Nur ein Beispiel.
- auktoriale Erzählperspektive (allwissende Erzähler): lass das lieber sein und erzähl aus der Perspektive deines Helden. Wenn er schläft, kriegt er auch nichts mit. Der Anfang würde sowieso viel besser funktionieren, wenn der Leser zusammen mit dem Protagonisten aufwacht.
- Meintest du nicht eher im ersten Absatz, dass der Lichtstrahl langsam weiterwandert aufgrund der Sonnenstellung? Oder nicht?
- Frag dich bei jedem Absatz, was du sagen willst. Was bringen zum Beispiel die ganzen Ausführungen über das personifizierte Licht für deine Geschichte?
- Monstersätze: Anders als meine Vorposter hab ich grundsätzlich nichts dagegen. Wenn sie motiviert sind. Entweder von Sprachrhythmus her oder von dem her, was du beschreibst, d.h., wenn die sequentielle Anordnung von kurzen Sätzen eine falsche sequentielle Anordnung der beschriebenen Sachverhalte implizieren würde. Sprich sie aber immer laut und achte darauf, wie sie sich anhören.

Das sprachliche Potential hast du, jetzt musst du nur noch lernen, es richtig einzusetzen. Sollte dir nicht allzu schwer fallen.

Grüsse,

- sleepless_lives    

@MosesBob
Dass du mir hier das wunderschöne Relativpronomen 'welche' diffamierst  Wink kann ich ja gar nicht haben. Das Wort hat dir nichts getan und das Label 'leicht veraltet' würd ich vielleicht noch akzeptieren, aber 'Beamtendeutsch'. Armes Wort.


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MosesBob
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Beitrag10.05.2008 08:04

von MosesBob
Antworten mit Zitat

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
@MosesBob
Dass du mir hier das wunderschöne Relativpronomen 'welche' diffamierst  Wink kann ich ja gar nicht haben. Das Wort hat dir nichts getan und das Label 'leicht veraltet' würd ich vielleicht noch akzeptieren, aber 'Beamtendeutsch'. Armes Wort.

lol

Ich habe hier vor gar nicht allzu langer Zeit ein ganz böses Negativ-Beispiel für die Verwendung von Relativpronomen gelesen: Warte ... warte ... da: *klick* Das ging gar nicht.


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Beitrag10.05.2008 08:32

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

MosesBob hat Folgendes geschrieben:
Ich habe hier vor gar nicht allzu langer Zeit ein ganz böses Negativ-Beispiel für die Verwendung von Relativpronomen gelesen: Warte ... warte ... da: *klick* Das ging gar nicht.

Point taken!


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