Nur ein Wurm

[Tayfun]

Nur ein Wurm

Heute tötete ich.
Einen Wurm im Regen.
Er hatte sich in meinen Weg gelegt.
Ich dachte: ein Ast.
Er knackte nicht.
Ich überfuhr ihn mittig.

Heute tötete ich.
Eine Fliege am Fenster.
Sie hatte ihren Schiss aufs Glas gelegt.
Ich dachte: ein Flatschen
Sie knackte und spritzte.
Ich putzte sie weg.

Heute tötete ich.
Eine Spinne an der Wand.
Sie hatte ein Netz gezurrt über mein Bild.
Ich dachte: ein Ekel.
Sie lief in die falsche Richtung.
Ich zerquetschte sie völlig.

Gestern wurde ich getötet.
Ein Krebs in meiner Brust.
Ich hatte die Zukunft im Eilzug überholt.
Der Zufall dachte wohl: ein Wurm
Ich knackte dran.   
Das Schicksal überfuhr mich lässig.

[SylviaB]

Liebe Tayfun,

das ist Sarkasmus pur. Ich hatte dir ja schonmal geschrieben, dass diese Themen ungern bis gar nicht kritisiert oder kommentiert werden. Schade eigentlichtlich, denn ich finde genau hier sollte man in jedem Fall ansetzen.

Der Inhalt ist der Hammer! Und ich finde ihn sehr stimmig. Es graust mich bei der letzten Strophe aber ich verstehe die Intention hinter dem Ganzen.

Es ist Sarksmus dem Leben (nicht mal dem Tod) gegenüber. Und er zeigt einem schmerzlich, wie schnell das Leben vergehen kann.
Einer drückt mit dem Finger drauf und zack...

Ich finde auch von der Form her keine Fehler. Positiv finde ich, dass es nicht gereimt ist. Das kommt mir zu häufig kitschig daher. Es ist passend. Sehr passend...

Toll  

[Tayfun]

[Egopus]

Brillant!!!!!!!!



Michael

[Tayfun]

Mann, dieses doppelte Lob und das Egopus-Brilliant gehen runter wie Öl. Und ich war mir so unsicher beim Schreiben, ob ich da nicht gegen irgendwelche guten Lyriksitten verstoße. Ich glaube, die "dichterische Freiheit" fängt an mir sehr zu gefallen. So viel zu entdecken, eine aufregende, neue Welt!
DANKE.

[Egopus]

Verschoben.
Weil es nicht in die Talentschmiede gehört


Michael

[Nina]

Spitzenmässig!

Erinnert mich an die Lehre des Buddhismus. Und Karma und überhaupt.

9 Federn!