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blaulicht Schneckenpost
B
Beiträge: 13
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B 10.03.2008 19:20 Das Vergehen von blaulicht
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Das Vergehen
Zum letzten Mal, woher hatten Sie die viele Farbe?
Schwarz, aber ich soll sie nicht hinters Licht führen und endlich unterschreiben.
Zur fraglichen Zeit besagte Tat begangen und an Ort und Stelle gewesen zu sein. Nur bin ich mir längst nicht mehr sicher, irgendwo gewesen zu sein; denn jeden Tag sagt jemand, überall: Du bist ein Nichts.
Ich begann also mit nichts. Mit einem Bild für das Vergessen, an das ich mich erinnern kann, in immer wiederkehrenden Bahnen. Seht ihr nicht, einen Moment nach dem letzten Atemzug, wie die Farben verblassen? In ewigen Runden Schwarz tauchten sie auf, und ich sah ihr Blau, ihr Grün, ihr Braun, und wie das Grau ihrer Augen zu Staub zerfällt, und niemand, kein Mensch, fragt, wohin die unzähligen zarten Lichter treiben, bevor sie erlöschen. Von Fluten aufsteigender Erinnerung verschlungen, und kein Rufen, das sie retten kann.
Wer mir geholfen habe, aber da war sonst niemand! Kälte, kälter als in allen Winternächten zusammen, und ich ließ sie verstreichen. Die Liebe. Gleichmäßig bis auf den letzten Tropfen; denn jemand sagt, ich liebe dich, sonst liebt dich niemand, immerzu, und kein Feuer warnt vor den Untiefen, in die Menschen andere führen.
Hört ihr denn nicht? Wie ihre Stimmen gegen Mauern brechen, wie sie flehen: Bitte nicht, bevor jemand ihnen Farben verpasst: Da hast du es! Willst du noch eine?
Im Fluss dieser Nacht öffneten sich Risse, bahnten sich den Weg, wieder und wieder, und es stiegen die Toten auf, verfolgt vom Groll der Flammen, hoch und höher, und niemand, kein Mensch, half, nicht einmal sie!
Ich sah in ihre Augen, Waldsee, und weil sie fragte, was ich mit all dem Schwarz eigentlich wolle, sagte ich die Wahrheit: Ich will einen Leuchtturm streichen. Warum nicht, lachte sie, aber als ich ihre geschäftigen Hände berührte, sie anflehte, wir dürfen nicht vergessen, verdunkelte sich der Wald; denn es soll kein Mensch Zeugnis ablegen über die tiefsten Wunden, und die Dornen in ihren Blicken wuchen, rissen mich in die Tiefe. Ich erstickte vor fliegenden Gräbern in den Wäldern, Seen, Flüssen und flüchtete zurück, mit Schwarz beladen; aber sie hören ja nicht! Eindeutig, sagen sie. Beschädigung öffentlichen Eigentums. Selbstgefährung, und ich könne von Glück sagen, mit einer Unterkühlung davon gekommen zu sein.
Ich bin doch ertrunken!
Noch ein sehr alter Text von mir... Vielleicht mögt ihr mir dazu eure Meinung sagen? Vielen Dank!
Weitere Werke von blaulicht:
_________________ Alle von mir hier veröffentlichten Texte sind gekürzte/ leicht geänderte Fassungen. |
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6422 Wohnort: 50189 Elsdorf
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13.03.2008 07:01
von Ralphie
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Ziemlich verwirrend.
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Tayfun Eselsohr
T
Beiträge: 357 Wohnort: Ruhrpott
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T 13.03.2008 09:30
von Tayfun
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Lyrikprosa!
Wohin nur mit solch herrlichen Texten wie diesem? Dafür gibt es noch keine Kategorie, oder?
Ich finde dieses doppelbödige Spiel mit dem "Vergehen" grandios:
einerseits der surreal aufgebaute Rahmen eines Verhörs und andererseits der Monolog eines aus Liebesleid Vergehendem und in Verzweiflung Ertrinkendem.
Gefällt mir!
LG Tayfun
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blaulicht Schneckenpost
B
Beiträge: 13
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Gabi Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1216 Wohnort: Köln
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13.03.2008 23:16
von Gabi
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Genau so hatte ich mir das gedacht. Deswegen hab ich auch erst einmal mit meinem Kommentar abgewartet. Ich verstehe es nämlich auch nicht.
Aber gut, dass ich nicht alleine bin.
Ich komme mir vor, als wenn ich vor einem Bild stehe, dass ich nicht deuten kann. Nur Wirrniss vor mir. Ich kann beim besten Willen nichts daraus erkennen. Und dann... Die Betrachter unterhalten sich angeregt. Sehen dies und sehen das. Mich strafen sie mit einem Blick, der nur Kunstbanause schreit. Doch so ist das Leben.
L.G.
Gabi
_________________ "Das hier ist mein Dach und mein Tag!" (Oma Thea macht die Fliege) |
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pna Grauzonenjunkie
Alter: 59 Beiträge: 1603 Wohnort: Wien, Ottakring
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14.03.2008 15:17
von pna
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Au ja: Der Text hat eine Wirkung wie ein Drogenrausch - Prosa auf Yage, um es salopp zu sagen.
Ich hab so für mich entdeckt, dass es gedichte und Kurzprosa gibt, die ich nicht im Gesamtsinn erfassen muss, um sie zu mögen. Dass es sogar Texte gibt, bei denen es mir Spaß macht, mich immer und immer wieder an ihnen zu versuchen, auf die Jagd zu gehen.
Dies hier ist einer davon. Ein bißchen knorke, ein bißchen schräg, ein bißchen wie ertrinken und durch die schwarze Frabe sieht der Ertrinkende den Leuchtturm nicht mehr.
Und jetzt geh ich in die Sauna, dass lyrische Kokain ausschwitzen
lg/Peter
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