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Was bedeutet Dir Sprache?

 
 
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag01.03.2024 21:04
Was bedeutet Dir Sprache?
von Nina
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Leute,

jeden Tag ein neues Wort lernen - die Idee finde ich super. Wenn man mal eine Fremdsprache gelernt hat, weiß man, wie wichtig es ist, den Wortschatz stetig zu erneuern, auszuweiten und so weiter.
Wir sind hier in einem Schriftstellerforum, schreiben alle (mehr oder weniger) und haben dauernd mit Sprache zu tun. Wie ist es mit der eigenen, der Muttersprache? Braucht es das da nicht auch, die Erweiterung des Sprach-und Wortschatzes? Pflegt Ihr (Eure) Sprache?
Was bedeutet Dir (Deine) Sprache?
Hast Du das Gefühl eine persönliche und emotionale Bindung daran/dazu zu haben? Ist sie nur Mittel zum Zweck? Ein lästiges, widerborstiges Werkzeug? Ist sie Dir eigentlich egal? Was ist sie für Dich?

Bin auf Eure Antworten und ggf. Diskussionen gespannt.

Liebe Grüße
Nina


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Liebe tut der Seele gut.
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fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 612



Beitrag02.03.2024 01:45

von fabian
Antworten mit Zitat

Während ich gerade feststelle, dass ich mich und meine Sprache, mein Sprechen auch, denn das ist noch nal was anderes (vom Denken will ich gar nicht erst reden) nicht so wirklich nebeneinander zu stellen vermag, damit der eine mit dem anderen pfleglich umginge, kommt mir der Gedanke, das Bild von der Haut wäre vielleicht ganz passend, in der ich mich zeige, die mir mal zu eng wird, dann wieder schlaff, alles mögliche, aber immer auch ich.

Insofern: Ja, ziemlich bedeutend.
Und –  gerade in den letzten Jahren bemerkt – wie emotional die Reaktion, wenn Sprache zu Sprachen wird.

Kein Werkzeug – obwohl doch so nützlich.



[Ehrlich gesagt antworte ich nicht gerne auf Stöckchenfragen, aber in diesem Falle bin ich doch neugierig darauf, was Du da wohl so anstoßen könntest.]


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Wer an einem aufgeräumten Schreibtisch sitzt, wer das schafft, kennt keine Gnade.
Terézia Mora im Interview mit Klaus Siblewski (in: TEXT+KRITIK 221)
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abentroth
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 257



Beitrag02.03.2024 10:49
Re: Was bedeutet Dir Sprache?
von abentroth
Antworten mit Zitat

Nina hat Folgendes geschrieben:
Was bedeutet Dir (Deine) Sprache?

Mir ist bewusst, dass ich ohne sie ein Problem hätte. Mit ihr aber mitunter auch. Dennoch schätze ich sie sehr.

Gruß,
abentroth
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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6413
Wohnort: 50189 Elsdorf
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Beitrag02.03.2024 10:53

von Ralphie
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Sprache ist mein ein und alles. Mir wurde bewusst, dass ich mich besser schriftlich als mündlich ausdrücken kann, und ich lerne auch mit 71 noch jeden Tag hinzu.
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Charlie Brokenwood
Eselsohr


Beiträge: 208



Beitrag02.03.2024 11:16

von Charlie Brokenwood
Antworten mit Zitat

Also - ich halte es ja immer eher schlicht (weil ich einfach gestrickt bin? oder mir das Einfache besser gefällt? hmm....), deswegen:

zur Frage: Was bedeutet dir Sprache?
fällt mir nur ein:
ungefähr soviel wie mein rechtes Auge oder mein linker Fuß: ich könnte ohne leben, aber das Leben wäre anders.

Sprache dient ja (sofern man nicht hier im Forum liest und schreibt) hauptsächlich der Verständigung - und da gibt es durchaus andere Möglichkeiten, die sind allerdings eher beschränkt, also ist Sprache wichtig, sie bietet aber auch sehr viele Möglichkeiten für Verwirrung, Missverständnisse, Streit - und dient zur Unterscheidung von Gruppen (Jugendsprache, Slang, Dialekt, Sprache der verschiedenen Wissenschaften). Das kann jemanden darin hindern, in eine andere Gruppe aufgenommen zu werden - ich nenne da jetzt mal Pygmalion als Beispiel (obwohl das Buch schon älter ist, aber ich denke, das gilt heute noch genauso) - und wie gut man in einem anderssprachigen Land integriert ist, hat sehr viel damit zu tun, wie gut man die Fremdsprache beherrscht.

Sprache kann verbinden aber auch trennen.

Zur Frage: was bedeutet dir deine Sprache?

Da fällt mir zuerst vor allem die gesprochene Sprache ein - und da wieder der Dialekt / die Umgangssprache, in meinem Fall das Wienerische. Und das bedeutet: ein Gefühl von Heimat. Ich liebe ja (manche) Stimmen, es gibt bestimmte Stimmen, die fühle ich im Körper wie ein Vibrieren (Tim Foust z.B.) und es gibt Stimmen, die mich auch beim Sprechen faszinieren. Meine zwei Lieblinge der (Wiener) Sprache sind Josef Meinrad und Peter Alexander. Selbst wenn sie "hochdeutsch" gesprochen / gesungen haben, war da dieses Weiche, das dem Wienerischen zu eigen ist, herauszuhören, und das liebe ich einfach. Den Dialekt am Würstelstand erkenne ich auch als Heimatsprache, mag ihn aber nicht ganz so gerne (Heast du Oasch, schupf ma de Semml ume.)  Wink

Und jetzt komme ich zu dem, Nina, was du (vermute ich) hauptsächlich gemeint hast: Sprache in schriftlicher Form

Ich mag es nicht, wenn ich etwas fühle / erkären will und mir die passenden Worte dazu nicht einfallen - besonders schriftlich, weil man mündlich immer noch mal gefragt werden kann

Ich liebe Texte, die mich mitnehmen, bei denen ich mich in die beschriebenen Handlungen / Personen / Gefühle "hineinfallen" lassen kann ohne dass ich über die Worte nachdenken muss. Am besten fühle ich mich, wenn mir die einzelnen Wörter nicht mal auffallen, sondern nur das Gefühl durchkommt, dann ist es für mich "flüssig" und ein guter Text (betrifft jetzt hauptsächlich die Belletristik).

Andererseits mag ich das Spiel mit den Wörtern auch, wie es hier im Forum öfter vorkommt, vor allem bei den Lyrikern, wo jedes Wort so lange "herumgedreht" und "herumgeschoben" wird, bis es perfekt passt. Allerdings: Wörter herumschieben, wenn sich mir der Inhalt nicht erschließt (also sozusagen: Kunst) mag ich nicht so gerne.

Ich bin auch beim Design immer der Ansicht: form follows function - wenn etwas geplant wird, nur weil es "besonders" sein soll und die Kreativität des Architekten zeigen, sich aber niemand in dem Haus wohl fühlt, dann finde ich das Schwachsinn und eine übersteigerte Selbstwahrnehmung des Architekten (wobei Gedichte da weniger "gefährlich" sind als Pläne).

Was ich besonders mag sind Lieder, in denen die Sprache eine wichtige Rolle spielt.
Ich liebe die Texte von Reinhard Mey (Nina: ist das schon Lyrik?), z.B. der Bär, der ein Bär bleiben wollte oder Menschenjunges oder Gute Nacht, Freunde oder Sommermorgen (das ganz besonders).
Aber auch bei modernen Liedern gibt es gute Beispiele: "Lieder" von Adel Tawil hat einen wahnsinnig guten Text, der mit Worten und Botschaften spielt.

Bin mir jetzt nur nicht sicher, ob meine Ansichten das sind, was du dir als Gedanken zu diesem Thema erwartet hast.

Edit: eines noch: ich find´s immer witzig, wenn Leute übersetzte Bücher als besonders stilvoll / sprachlich gut bezeichnen. Die einzige Fremdsprache, die ich gut genug beherrsche, um darin belletristische Texte zu lesen ist Englisch. Aber auch da ist das Lesen zu mühsam, um in diesen "Flow" zu kommen, den ich gerne beim Lesen empfinde, deswegen lese ich es zuerst meist in der deutschen Übersetzung. Wenn es mir sehr gut gefällt, dann kaufe ich es mir oft im Original nochmals, weil das einfach nochmal eine Stufe "besser" ist, viel näher an dem dran, was der Autor sagen wollte (eben selbst geschrieben hat), weil eine Übersetzung immer etwas abweicht.


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And those who were seen dancing were thought to be insane by those who could not hear the music. (...)
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Levo
Klammeraffe
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Beiträge: 869



L
Beitrag02.03.2024 12:10

von Levo
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Sprache ist Werkzeug und Kunst, beides soll mir helfen, präzise zu sein. Als Werkzeug im Alltag unverzichtbar, in der Kunst schwer zu bändigen.
Sprache ist mehr als Worte, weshalb das Schreiben nie vollständig sein kann. Show don't tell wird schnell zu einem Problem, wenn man übertreibt, im Leben wie in der Kunst.
Sprache verbindet und ist doch gefährlich, ein Übersetzungsfehler und die Raketen fliegen.
Ich habe ziemlich Respekt vor der Sprache.
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8667
Wohnort: Bayern
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Beitrag02.03.2024 13:10

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo Leute

Egal ob geschrieben oder gesprochen, ich liebe Sprache. Ob meine Muttersprache oder die Fremdsprachen, die ich mir im Laufe meines Lebens aneignen durfte, ich liebe sie alle und es hat kein Ende: Trotz meines fortgeschrittenen Alters lerne ich sprachlich jeden Tag dazu und das mit großer Freude,
Früher dachte ich einmal, die bildenden Künste, besonders die Malerei, wären mein primäres Ausdrucksmittel, doch im Grunde meine Herzens war mir immer klar, dass es die Sprache ist und die hat sich im Laufe der Jahre dann auch durchgesetzt.

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Nina
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Beitrag03.03.2024 13:57

von Nina
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hallo fabian,

danke für deine gedanken!

fabian hat Folgendes geschrieben:
Während ich gerade feststelle, dass ich mich und meine Sprache, mein Sprechen auch, denn das ist noch nal was anderes (vom Denken will ich gar nicht erst reden) nicht so wirklich nebeneinander zu stellen vermag, damit der eine mit dem anderen pfleglich umginge, kommt mir der Gedanke, das Bild von der Haut wäre vielleicht ganz passend, in der ich mich zeige, die mir mal zu eng wird, dann wieder schlaff, alles mögliche, aber immer auch ich.

interessant!
zu ähnlichen ergebnissen kam ich auch. ich stellte fest, dass es innerhalb meiner sprache (hier: meine "muttersprache") unterschiedliche ... ich weiß gar nicht, wie ich es nennen soll. wertigkeiten? und rubriken gibt. d.h. dass meine sprache sich unterteilt in gesprochene, geschriebene sprache, dann noch mal erneut unterteilt in lyrische sprache und sprache der prosa.
hinsichtlich der "wertigkeit" (als vorübergehend gewählten begriff, den ich vielleicht noch ändern werde), dass ich den lyrischen teil meiner sprache, als wortschatz empfinde, im doppelten sinne, d.h. im direkten und übertragenen sinne. das ist mein wort-schatz. reich an möglichkeiten.

und ich kam auch zu dem schluß: nicht nur die anwendung und verwendung ist unterschiedlich, sondern auch die annäherung und das denken "darin" und davor. das alles (bislang) unbewusst. dann kam die frage: was organisiert die sprache in mir? was trifft diese unterscheidung?

wie würdest du das beantworten?

ich denke, es ist ein geflecht, das da innerlich wirkt. und wieder: was beeinflusst was und wie? und was/wie regelt sich dieses innere "zentrum der sprache"? ist das nicht spannend? ich finde schon! was da quasi unbeobachtet von uns selbst in uns bzw. unserem "sprachzentrum" stattfindet!

was mir außerdem aufgefallen ist, dass die annäherung an z.b. die lyrische sprache eine andere ist, als die an die sog. "alltagssprache". es ist nicht nur intellektuell, sondern auch emotional eine andere annäherung.
wie erlebst du das, wenn ich fragen darf?

und wenn du auf deine fremdsprachen schaust - verhält es sich da ebenso?

fabian hat Folgendes geschrieben:
Insofern: Ja, ziemlich bedeutend.

ich stimme dir zu 100 % zu.

fabian hat Folgendes geschrieben:
Und –  gerade in den letzten Jahren bemerkt – wie emotional die Reaktion, wenn Sprache zu Sprachen wird.

auch hier stimme ich dir 100 % zu und möchte darum bitten, bestimmte diskussionen dessen, was hier angedeutet ist, bitte nicht ausdiskutiert wird (gendern). dafür gibt es andere fäden. ich danke!

fabian hat Folgendes geschrieben:
Kein Werkzeug – obwohl doch so nützlich.

jein. es ist werkzeug, ja, aber wird allenfalls im "alltäglichen sprechen" als solches (von mir) empfunden. um mich verständlich zu machen, verwende ich "das werkzeug" sprache. ich könnte dasselbe auch über gesten, augenklimpern oder trommeln versuchen. aber das per sprache zu erledigen, hat sich doch irgendwie durchgesetzt. *g*

fabian hat Folgendes geschrieben:
Ehrlich gesagt antworte ich nicht gerne auf Stöckchenfragen, aber in diesem Falle bin ich doch neugierig darauf, was Du da wohl so anstoßen könntest.

vielen dank fürs kompliment!

ich empfinde die frage hier übrigens nicht als stöckchenfrage, da ich nicht mal weiß, was eine stöckchenfrage überhaupt ist. jedenfalls habe ich mich sehr gefreut, dass du als erster geantwortet und deine gedanken dazu aufgeschrieben hast, und damit auch andere ermuntert hast, sich ebenfalls zu äußern. da ich dich als freigeist empfinde, die hier im forum eindeutig in der unterzahl sind, hat es mich ganz besonders gefreut. ich danke dir.

lg
nina

p.s.: noch ein gedankenanstoß (für alle!) zum schluß zum thema:

wie wäre es, würde man dir verbieten in deiner sprache zu sprechen, zu denken und/oder zu schreiben?


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Nina
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Beitrag03.03.2024 14:02
Re: Was bedeutet Dir Sprache?
von Nina
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abentroth hat Folgendes geschrieben:
Nina hat Folgendes geschrieben:
Was bedeutet Dir (Deine) Sprache?

Mir ist bewusst, dass ich ohne sie ein Problem hätte. Mit ihr aber mitunter auch. Dennoch schätze ich sie sehr.

liest sich wie eine sehr distanzierte haltung. und eher nach werkzeug, als nach was anderem (was ja okay ist und so bei dir sein kann und darf). was meinst du mit "ohne sie ein problem hätte? es bliebe, bliebe die stimme aus, ja noch die geschriebene sprache, und andere möglichkeiten, nicht? als gedankenanstoß: was, wenn du sie nicht mehr sprechen dürftest?


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Beitrag03.03.2024 14:10

von Nina
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Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Sprache ist mein ein und alles. Mir wurde bewusst, dass ich mich besser schriftlich als mündlich ausdrücken kann, und ich lerne auch mit 71 noch jeden Tag hinzu.

eine sehr sympathische einstellung und haltung. ich liebe die sprache auch!

was denkst du ist der grund, dass das schreiben als leichter empfunden wird, als das mündliche sprechen? woran liegt das?

das ist natürlich von mensch zu mensch unterschiedlich. manche finden das schreiben ja als sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, haben aber im mündlichen ausdruck keine probleme.

wobei natürlich noch mal weiter unterschieden werden muss/müsste zwischen: literarischem schreiben und schreiben "im alltag".
beim literarischen schreiben ist man ja i.d.r. nur auf den text/die geschichte konzentriert und denkt sich maximal einen leser oder eine leserin, oder auch nicht und man schreibt erst mal nur für und in sich sozusagen.
beim alltäglichen schreiben ist dann definitiv ein konkretes gegenüber da und das schreiben ist auch ein anderes, als das literarische, wenn man einen brief schreibt (kann aber ineinander fließend sein).

lg
nina


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Beitrag03.03.2024 14:30

von Nina
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Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
Zur Frage: was bedeutet dir deine Sprache?

[...]ein Gefühl von Heimat. [...]

ja, das klingt wichtig und bedeutsam.

Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
es gibt bestimmte Stimmen, die fühle ich im Körper wie ein Vibrieren (Tim Foust z.B.) und es gibt Stimmen, die mich auch beim Sprechen faszinieren.  

ich meine mal gelesen zu haben, dass z.b. frauen tiefere stimmen bei männern mögen, weil sie sich dann geborgen fühlen.

Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
[...]das dem Wienerischen zu eigen ist, herauszuhören, und das liebe ich einfach.


ja, es hat so einen schönen klang.

Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
Und jetzt komme ich zu dem, Nina, was du (vermute ich) hauptsächlich gemeint hast:

ich habe es allgemein und persönlich sozusagen gefragt, was bedeutet dir (deine) sprache.

Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
Sprache in schriftlicher Form
Ich mag es nicht, wenn ich etwas fühle / erkären will und mir die passenden Worte dazu nicht einfallen - besonders schriftlich, weil man mündlich immer noch mal gefragt werden kann

was genau daran magst du nicht? (nur mal so als gedankenanstoß: musst du öffentlich nicht beantworten)

Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
Ich liebe Texte, die mich mitnehmen, bei denen ich mich in die beschriebenen Handlungen / Personen / Gefühle "hineinfallen" lassen kann ohne dass ich über die Worte nachdenken muss. Am besten fühle ich mich, wenn mir die einzelnen Wörter nicht mal auffallen, sondern nur das Gefühl durchkommt, dann ist es für mich "flüssig" und ein guter Text (betrifft jetzt hauptsächlich die Belletristik).

ja, das geht mir auch so.

Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
Andererseits mag ich das Spiel mit den Wörtern auch, wie es hier im Forum öfter vorkommt, vor allem bei den Lyrikern, wo jedes Wort so lange "herumgedreht" und "herumgeschoben" wird, bis es perfekt passt. Allerdings: Wörter herumschieben, wenn sich mir der Inhalt nicht erschließt (also sozusagen: Kunst) mag ich nicht so gerne.

ich verstehe dich.   

Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
Was ich besonders mag sind Lieder, in denen die Sprache eine wichtige Rolle spielt.
Ich liebe die Texte von Reinhard Mey (Nina: ist das schon Lyrik?)

lyrics und lyrik sind miteinander verwandt. *g*
und ja, zum teil sind lyrics auch lyrik (z.b. bei john watts von fischer z).

Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
[...]Beispiele: "Lieder" von Adel Tawil hat einen wahnsinnig guten Text, der mit Worten und Botschaften spielt.

ich liebe dieses hier zum beispiel (lyrics werden eingeblendet):
https://www.youtube.com/watch?v=VyPaQDMWjDo

Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
Bin mir jetzt nur nicht sicher, ob meine Ansichten das sind, was du dir als Gedanken zu diesem Thema erwartet hast.

ich habe überhaupt nichts erwartet.

Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
Aber auch da ist das Lesen zu mühsam, um in diesen "Flow" zu kommen, den ich gerne beim Lesen empfinde, deswegen lese ich es zuerst meist in der deutschen Übersetzung.

geht mir ähnlich. ich lese zum beispiel auch englische lyrik, aber es ist ein anderes lesen als das lesen von übersetzter oder deutschsprachiger lyrik. ich finde das interessant. weil es so ist, dass die sprache einen, d.h. mich, "anders erreicht". ich muss mich noch mal tiefer drauf einlassen auf diesen gedanken, um mehr darüber sagen zu können. es müßte doch bedeuten, dass erkenntnis und sprache unterschiedlich im innern ankommen. interessant die frage: warum ist das so? es ist doch dasselbe verstehen, dasselbe erkennen. aber doch anders.

liebe grüße
nina


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F.J.G.
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Beitrag03.03.2024 14:33

von F.J.G.
Antworten mit Zitat

Für mich ist Sprache das Tor zur Welt.
Nur durch Sprache kann unser Bewusstsein mit der Umgebung kommunizieren.

Ja, natürlich versuche ich jeden Tag dazuzulernen. Das ist unabdingbar für einen Schriftsteller, egal ob etabliert oder "aspirierend". Meist lerne ich aus dem Schreibstil erfolgreicher Schriftsteller dazu.

Dieses Dazulernen funktioniert mündlich wie schriftlich gleichermaßen. Wer sich mit mir verbal unterhält, lernt immer wieder einen Sheldon-Cooper-Verschnitt kennen. Natürlich rede ich nicht immer wie Angela Merkel. Die soll ja das Duzen so anbieten:

"Ich beabsichtige, zur Intensivierung der interpersonellen Beziehungen eine neue Ebene bilateraler Kommunikation auf Grundlage der zweiten Person Singular zu etablieren."

Ich kann aber auch ganz anders. Locker-flockig, clownisch-hampelig oder einfach nur absurd.

Meine Frau: "Wann ist Essen fertig?"
Ich: "Das ist … soweit ich weiß, ist das … sofort. Unverzüglich."


Warum ich das aufzähle?
Wer sich mündlich vielzeitig ausdrücken kann, kann viel bessere, mannigfaltig zu beschreibende Charaktere und deren Dialoge entwickeln.

Ich denke an Karl May. Ganz ohne Inquits weiß man dort, ob gerade Winnetou, Old Shatterhand, Apahatschi oder Hadschi Halef Omar spricht. Auf Grundlage der Ausdrucksweise dieser Charaktere.

Long story short: Schriftsteller sollten sich so intensiv wie irgend möglich in ihre Charaktere hineinversetzen können, um sie dreidimensional, glaubhaft und (Achtung) mit der rechten Sprache zu etablieren.

Ständiges Dazulernen im Bereich Sprache ist nicht nur vorteilhaft. Will man wirklich erfolgreich sein, ist es unabdingbar.


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Nina
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Beitrag03.03.2024 14:35

von Nina
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Levo hat Folgendes geschrieben:
Sprache ist Werkzeug und Kunst, beides soll mir helfen, präzise zu sein.

der gedanke/anspruch der präzision ist mir auch sehr wichtig.

Levo hat Folgendes geschrieben:
in der Kunst schwer zu bändigen.

was macht die schwierigkeit (für dich) aus?

Levo hat Folgendes geschrieben:
Sprache ist mehr als Worte,

definitiv!

Levo hat Folgendes geschrieben:
weshalb das Schreiben nie vollständig sein kann.

magst du den gedanken der "unvollständigkeit" mal ausführen, damit ich verstehe, was du damit meinst?

Levo hat Folgendes geschrieben:
Sprache verbindet und ist doch gefährlich, ein Übersetzungsfehler und die Raketen fliegen.

ein sehr wichtiger gedanke.

Levo hat Folgendes geschrieben:
Ich habe ziemlich Respekt vor der Sprache.

bezieht sich das auf die geschriebene sprache? die gesprochene? die bestimmter leute/menschen? oder im allgemeinen? und woher rührt der respekt, wenn ich fragen darf?

lg
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Beitrag03.03.2024 14:39

von Nina
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Merlinor hat Folgendes geschrieben:
Egal ob geschrieben oder gesprochen, ich liebe Sprache.

ich auch!

Merlinor hat Folgendes geschrieben:
Ob meine Muttersprache oder die Fremdsprachen, die ich mir im Laufe meines Lebens aneignen durfte, ich liebe sie alle und es hat kein Ende

ich auch! *g*
was genau ist es, was dich begeistert?

Merlinor hat Folgendes geschrieben:
Trotz meines fortgeschrittenen Alters lerne ich sprachlich jeden Tag dazu und das mit großer Freude,

das finde ich sehr schön. ich halte es auch so.

Merlinor hat Folgendes geschrieben:
Früher dachte ich einmal, die bildenden Künste, besonders die Malerei, wären mein primäres Ausdrucksmittel, doch im Grunde meine Herzens war mir immer klar, dass es die Sprache ist und die hat sich im Laufe der Jahre dann auch durchgesetzt.

wodurch ist es dir klar geworden, wenn ich fragen darf?

liebe grüße
nina


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Arminius
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Beitrag03.03.2024 14:47

von Arminius
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Sprache ist wie ein Molekül-Baukasten (heute selbstverständlich digital). Von Methan bis zum komplexen Enzym bekommt man alles gebacken - etwas Kenntnis und Übung vorausgesetzt.

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Nina
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Beitrag03.03.2024 14:51

von Nina
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F.J.G. hat Folgendes geschrieben:
Für mich ist Sprache das Tor zur Welt.

das heißt, wenn du nicht sprechen oder schreiben könntest, würdest du neben das tor schießen? *g* und wo gehst oder gingest du dann hin?

F.J.G. hat Folgendes geschrieben:
Nur durch Sprache kann unser Bewusstsein mit der Umgebung kommunizieren.

ich denke nicht, dass es (immer, sondern tatsächlich seltener) das bewusstsein ist, das spricht.
vielmehr ist es der mensch, der bewusste und unbewusste inhalte in sich trägt und kommuniziert, manches wissentlich und willentlich, anderes nicht.

F.J.G. hat Folgendes geschrieben:
Wer sich mündlich vielzeitig ausdrücken kann, kann viel bessere, mannigfaltig zu beschreibende Charaktere und deren Dialoge entwickeln.

das heißt, jemand der nicht sprechen kann, kann das niemals oder nicht so gut oder niemals so gut?

wozu du gar nichts geschrieben hast - hast du eine emotionale bindung an deine (ich meine hier die deutsche) sprache? und, du bist nicht deutsch, oder? ist das, was du der deutschen sprache gegenüber empfindest und in dir erlebst dasselbe wie in deiner (eigentlichen) muttersprache?

lg
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F.J.G.
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Beitrag03.03.2024 15:01

von F.J.G.
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Worüber du dich amüsierst, ist von mir völlig ernst gemeint und dazu stehe ich.

Der spöttische Ton hätte wirklich nicht sein müssen, Nina.


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Nina
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Beitrag03.03.2024 15:09

von Nina
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F.J.G. hat Folgendes geschrieben:
Worüber du dich amüsierst, ist von mir völlig ernst gemeint und dazu stehe ich.
Der spöttische Ton hätte wirklich nicht sein müssen, Nina.

schade, dass du meinen spielerischen umgang mit der sprache nicht verstehst und dich angegriffen fühlst, obwohl du nicht angegriffen wirst. ich habe nichts, aber auch gar nichts lächerlich gemacht oder angezweifelt, sondern lediglich weiter gefragt. meine fragen waren ebenso ernst gemeint, wenn ich auch dazu gelächelt habe.


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Ralphie
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Beitrag03.03.2024 15:52

von Ralphie
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Nina hat Folgendes geschrieben:
was denkst du ist der grund, dass das schreiben als leichter empfunden wird, als das mündliche sprechen? woran liegt das?


Das liegt daran, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist.
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fabian
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Beitrag03.03.2024 16:50

von fabian
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Nina hat Folgendes geschrieben:
p.s.: noch ein gedankenanstoß (für alle!) zum schluß zum thema:

wie wäre es, würde man dir verbieten in deiner sprache zu sprechen, zu denken und/oder zu schreiben?


Wenn ich ehrlich bin, kann ich mit der Frage nicht viel anfangen. Ich müsste ihr erstmal einen Sinn zuschreiben, also: sie in einem von mir gesetzten Sinne begreifen.

Ich glaube, mein zentraler Ansatz in Bezug auf Deine Frage wäre, dass eine solche Instanz (ein solcher Zustand) nicht vom Himmel fallen würde.
Vielmehr findet doch ein ständiger konkreter Prozess der Auseinandersetzung statt, der unter Umständen auch eine Tendenz in der von Dir angedeuteten Richtung haben könnte. Jedenfalls verwandelt sich in diesem Prozess meine Sprache, mein Sprechen, mein Denken und auch mein Handeln (wie das aller anderen beteiligten Menschen auch) als etwas Fluides, Abhängiges. Und damit auch der soziale Ort an dem ich mich im Verhältnis zu anderen Beteiligten befinde. Es würde ein anderer Sprach- und Handlungsraum entstehen (wie wir es ja ständig bemerken können). Vielleicht geriete ich in eine Position des Außenseitertums – eine unangenehme Vorstellung – vielleicht wäre das aber auch ein Ort, mit dem ich mich arrangieren könnte. Ginge es in Richtung einer starken, womöglich autoritären Kontrolle kämen unter Umständen sogar widerständige Handlungen in Frage ;-).

Nähme ich Deine Frage aber wörtlich, wäre es also möglich, ein solches Verbot gegen mich und alle anderen Beteiligten, die wir einen Sprachraum miteinander teilen, durchzusetzen, dann würden wir wohl eine andere Sprache lernen, es geht ja nicht ohne.

Und da komme ich dann noch zu einem Punkt, der hier eigenartigerweise zwar manchmal im Nebengedanken mit anklingt, nach dessen Bedeutung aber nie so ganz klar gefragt wird:
Was soll das überhaupt sein: meine Sprache.
Nach meinem Gefühl existiert meine Sprache nur in der Vorstellung eines Austausches mit anderen Sprechern. Sie ist etwas individuell und etwas sozial Geformtes zugleich.


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Charlie Brokenwood
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Beitrag03.03.2024 17:35

von Charlie Brokenwood
Antworten mit Zitat

Nina hat Folgendes geschrieben:
Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
Zur Frage: was bedeutet dir deine Sprache? [...]ein Gefühl von Heimat. [...]

ja, das klingt wichtig und bedeutsam.

Dann war´s schlecht ausgedrückt. Bedeutsam sollte es nicht klingen. Das "bedeutsam" hat da so einen gewissen Ton...
Ich würde es gerne als Zugehörigkeitsgefühl verstanden wissen: zur Landschaft, der Umgebung, den Menschen und ihren Eigenarten (dieses "Grantln", das man den Wienern nachsagt und auch dieses leicht Makabere, der Humor). Mehr so wie Heimat bei Peter Rosegger oder K.H. Waggerl. Also lieber: einfach vorhanden (also: immer schon da gewesen - eine ruhige Gewissheit und Sicherheit) als wichtig und bedeutsam.

Nina hat Folgendes geschrieben:
Charlie Brokenwood hat Folgendes geschrieben:
Sprache in schriftlicher Form
Ich mag es nicht, wenn ich etwas fühle / erkären will und mir die passenden Worte dazu nicht einfallen - besonders schriftlich, weil man mündlich immer noch mal gefragt werden kann

was genau daran magst du nicht?

Wenn ich in einem Dialog bin und ich das Gefühl habe, die andere versteht mich nicht richtig (siehe oben), das mag ich nicht. Dann meine ich immer, ich hätte bessere Worte finden müssen, mich auszudrücken und es ärgert mich, dass sie in dem Moment nicht da waren (oder wenn ich´s schon beim Schreiben bemerke: da sind). Auch weil ich oft meine, dass sie mir später noch einfallen würden (was sie auch wirklich manchmal tun - aber meist erst, wenn es zu spät ist). Und ich möchte schon, dass meine Worte beim Gegenüber "richtig" ankommen, also dass das Gegenüber es so versteht, wie ich will, dass es verstanden wird. (es ausgedrückt hätte).
Was nichts damit zu tun hat, ob das Gegenüber der gleichen Meinung ist.

Nina hat Folgendes geschrieben:

ich liebe dieses hier zum beispiel (lyrics werden eingeblendet):
https://www.youtube.com/watch?v=VyPaQDMWjDo

Wow, ja, da ist (gedanklich) viel los. Da wird mir schwindelig, weil das gar nicht alles auf einmal zu erfassen ist. Aber ich singe auch ganz gerne mit, das würde mir hier schwerfallen.

Nina hat Folgendes geschrieben:
geht mir ähnlich. ich lese zum beispiel auch englische lyrik, aber es ist ein anderes lesen als das lesen von übersetzter oder deutschsprachiger lyrik. ich finde das interessant. weil es so ist, dass die sprache einen, d.h. mich, "anders erreicht". ich muss mich noch mal tiefer drauf einlassen auf diesen gedanken, um mehr darüber sagen zu können. es müßte doch bedeuten, dass erkenntnis und sprache unterschiedlich im innern ankommen. interessant die frage: warum ist das so? es ist doch dasselbe verstehen, dasselbe erkennen. aber doch anders.


Das versteh ich wieder gut (also dein Gefühl).
Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass die Beziehung von Wort und Aussage fließend ist?
(jetzt hadere ich gerade wieder mit meiner Ausdrucksweise, aber ich versuch´s). Es ist ja auch im Deutschen so, dass ein Synonym ein anderes nicht völlig gedankengleich ersetzt. Wenn man nach einem Synonym sucht, dann passen z.B. 3 oder 4 Wörter gar nicht und dann kommt eines, wo man denkt: das, das nehme ich, das passt sogar noch besser zu dem, was ich ausdrücken wollte. Beim Gedicht-Lesen in der Muttersprache sind alle Bedeutungen, die im Wort noch mitschwingen könnten, im Kopf immer "dabei".

Wenn ich jetzt den englischen Text lese, dann habe ich dazu viel weniger Synonyme / alternative Wörter, aber auch alternative Aussagen im Kopf. Das macht das Lesen eben "anders" weil es eingeschränkter ist und das Gehirn nicht auf eine große Menge anderer Möglichkeiten zurückgreifen kann. Das Bewusstsein kann gar nicht alle Bedeutungen erfassen, die das Wort haben könnte, weil es sie nicht kennt. (ist eben eine "Fremd"-Sprache und einem damit nicht so nahe wie die "Mutter"-Sprache).
War das jetzt verständlich?


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And those who were seen dancing were thought to be insane by those who could not hear the music. (...)
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Nina
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Beitrag03.03.2024 18:43

von Nina
pdf-Datei Antworten mit Zitat

fabian hat Folgendes geschrieben:
Nina hat Folgendes geschrieben:
p.s.: noch ein gedankenanstoß (für alle!) zum schluß zum thema:
wie wäre es, würde man dir verbieten in deiner sprache zu sprechen, zu denken und/oder zu schreiben?


Wenn ich ehrlich bin, kann ich mit der Frage nicht viel anfangen. Ich müsste ihr erstmal einen Sinn zuschreiben, also: sie in einem von mir gesetzten Sinne begreifen.

soweit ich mich erinnere, hat es das schon gegeben - nicht in deutschland, aber in anderen ländern, dass eine bestimmte sprache nicht mehr gesprochen werden durfte, dafür aber nur eine andere. so war die frage auch gemeint. was, wenn man dich sozusagen deiner sprache berauben würde.

fabian hat Folgendes geschrieben:
Jedenfalls verwandelt sich in diesem Prozess meine Sprache, mein Sprechen, mein Denken und auch mein Handeln (wie das aller anderen beteiligten Menschen auch) als etwas Fluides, Abhängiges. Und damit auch der soziale Ort an dem ich mich im Verhältnis zu anderen Beteiligten befinde. Es würde ein anderer Sprach- und Handlungsraum entstehen (wie wir es ja ständig bemerken können).

das verstehe ich mal als den versuch einer antwort, auch wenn du anfangs meine frage nicht einordnen konntest.

was ich daran interessant finde ist, dass du vermutest, es würden andere handlungsräume entstehen. nun weiß ich nicht, ob ich dich richtig verstehe. meinst du, dass eine andere, neue sprache dein handeln beeinflussen würde? oder ist es anders gemeint?

fabian hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht geriete ich in eine Position des Außenseitertums – eine unangenehme Vorstellung – vielleicht wäre das aber auch ein Ort, mit dem ich mich arrangieren könnte. Ginge es in Richtung einer starken, womöglich autoritären Kontrolle kämen unter Umständen sogar widerständige Handlungen in Frage Wink.

ja, davon würde ich ausgehen, dass es dann ein ver-drängen in außenseiterpositionen wäre. ein ort, mit einem möglichen weg in die innere immigration.
hier schreibst du nun von widerständigen handlungen - ist es das, was du oben angedeutet hast? ("handlungsräume" die entstehen?)

fabian hat Folgendes geschrieben:
Nähme ich Deine Frage aber wörtlich, wäre es also möglich, ein solches Verbot gegen mich und alle anderen Beteiligten, die wir einen Sprachraum miteinander teilen, durchzusetzen, dann würden wir wohl eine andere Sprache lernen, es geht ja nicht ohne.

ich hatte diese frage aus o.g. grund (beispiel) erwähnt und um "den wert" einer sprache vielleicht noch besser fühlen bzw. einordnen zu können.
was die andere sprache angeht, die wäre dann lernen zu müssen sozusagen, um sich in einer gesellschaft bewegen zu können (einkaufen, arbeiten, interaktion usw.)

fabian hat Folgendes geschrieben:
Und da komme ich dann noch zu einem Punkt, der hier eigenartigerweise zwar manchmal im Nebengedanken mit anklingt, nach dessen Bedeutung aber nie so ganz klar gefragt wird:
Was soll das überhaupt sein: meine Sprache.
Nach meinem Gefühl existiert meine Sprache nur in der Vorstellung eines Austausches mit anderen Sprechern. Sie ist etwas individuell und etwas sozial Geformtes zugleich.

du meinst, du hast keine sprache mehr, wenn alle gegenübers nicht mehr da sind? das bezweifle ich.
"meine sprache" bzw. "deine sprache" ist all das, was du in dir an worten hast. nicht im sinne von: von dir "erfunden", aber im sinne von einem (wort-)schatz, den du selbst ausbaust, einschränkst, erweiterst etcpp.
und ja, das kann in gemeinschaft sein oder für dich allein.

lg
nina


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