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Hugin_Hrabnaz (N)Ich-Erzähler
Alter: 48 Beiträge: 248 Wohnort: Ulm
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07.02.2024 11:55 Das Dativ-E als Stilmittel? von Hugin_Hrabnaz
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Hallo beisammen.
Eine Geschmacks- und Ästhetikfrage an die Gemeinde:
Der Dativ-Singular stark gebeugter Nomina männlichen oder sächlichen Geschlechts wurde ja klassischerweise seit dem Mittelhochdeutsch mit der Endung -e gebildet:
der Mann
des Mannes
dem Manne
den Mann
Die Form wird heute noch gebraucht, verschwindet jedoch spätestens seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts in der Schriftsprache zunehmend, in der gesprochenen Sprache, speziell in manchen Dialektkontinua ist er noch häufiger anzutreffen, am ehesten bei einsilbigen und endbetonten zweisilbigen Substantiven und Wörtern. Gerne in Liedern und Gedichte, des Versmaßes und der Rhythmik wegen, weil man damit halt in der Regel eine Silbe hinzugewinnt, die nützlich sein kann.
Meine Frage bezieht sich indes auf die Prosa, speziell in einem Fantasy- oder History-Kontext, und dort nicht auf die direkte Rede, sondern auf den Erzähltext der POV-Erzähler-Perspektive. Wenn der Autor bewusst in Kauf nimmt (oder gar anstrebt), auf manchen Leser dadurch ein wenig altertümelnd zu wirken, ist dann das Dativ-E für euch ein Stilelement, das man...
1. trotzdem überhaupt nicht
2. vielleicht gelegentlich als sprachlichen Farbtupfer
3. konsequent immer, wenn möglich
... einsetzen sollte?
Beispielsatz:
Trotzig bleibt sie sitzen und verweigert dem Albe seinen unausgesprochenen Wunsch.
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Arminius Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1239 Wohnort: An der Elbe
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07.02.2024 12:16
von Arminius
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Ich lasse es weg. Klingt mir zu sehr nach "Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles" oder Plattitüden wie "Dem Manne kann geholfen werden".
Nebenbei: auch die Nominative sehr alter, ursprünglich einsilbiger Worte wurden später mit einem E verziert, darunter etliche Organe (Nas, Aug, Lipp, Zung, Nier, Lung...). Vielleicht sind die E-Formen erstarrte Dative wie im Italienischen. Germanisten, wo seid ihr?
_________________ A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
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Information is not knowledge. Knowledge is not wisdom. Wisdom is not truth. Truth is not beauty. Beauty is not love. Love is not music. Music is the best (Frank Zappa) |
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6413 Wohnort: 50189 Elsdorf
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07.02.2024 12:57
von Ralphie
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Heißt das nicht:
[I]Trotzig bleibt sie sitzen und verweigert dem Alben seinen unausgesprochenen Wunsch.[/I]
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Hugin_Hrabnaz (N)Ich-Erzähler
Alter: 48 Beiträge: 248 Wohnort: Ulm
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07.02.2024 13:41
von Hugin_Hrabnaz
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Ralphie hat Folgendes geschrieben: | Heißt das nicht:
[I]Trotzig bleibt sie sitzen und verweigert dem Alben seinen unausgesprochenen Wunsch.[/I] |
Könnte man tatsächlich meinen, ist aber nicht so:
https://www.verbformen.de/deklination/substantive/Alb.htm
Ich habe auch manchmal eine rein gefühlsmäßige Tendenz hin zu "-en"-Endungen im Akkusativ- und Dativ-Singular, die sich dann bei genauerer Betrachtung tatsächlich nur für den Plural als zulässig erweisen.
Zum Beispiel auch bei "Autor". Da will ich schreiben, "Er schickte dem Autoren einen Brief.", aber das ist falsch, es muss heißen, "Er schickte dem Autor einen Brief.":
https://www.verbformen.de/deklination/substantive/Autor.htm
Aber für mich fühlt sich ein Dativ ohne Endung irgendwie verstümmelt an. Muss ich durch...
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2840
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08.02.2024 01:17
von Maunzilla
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Ich verwende das eigentlich immer, weil ich es so gelernt habe und nicht um altertümlich zu wirken. (Gleichwohl ich mir bewußt bin, altertümlich zu sein. ^^" Aber ich gehöre auch noch zu den Wenigen, die des Genitivs zu gebrauchen wissen.)
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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Jojojo Wortedrechsler
J
Beiträge: 55
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J 09.02.2024 12:32
von Jojojo
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Ich würde das nur in einer Figurensprache eines ewiggestrigen Mannes verwenden, der meint die deutsche Sprache dadurch ganz besonders korrekt zu verwenden.
Wenn der ganze Roman in der Zeit spielt, wo das noch gängig war, würde ich es weglassen, denn dann wirkt es artifiziell. In der Zeit gab es auch noch andere Vokabeln, andere Rechtschreibungen, sich da dieses -e rauszugreifen, es der heutigen Sprache aufzunieten und damit ein Anno-Dunnemals-Zeichen zu setzen, erzeugt nur peinlichen Kitsch.
_________________ Jojojo |
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