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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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11.01.2024 10:48 Formulierung in den 40ern- Hilfe gesucht von Thomas74
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Ich stehe gerade vor folgendem Problem:
"Ihr ist deutlich anzumerken, wie sehr es sie wurmt, gerade dieses Detail über ihr Idol nicht gewusst zu haben."
Sagte man damals schon Idol? Oder welcher Begriff ist für einen angehimmelten Prominenten passender?
Ort der Handlung ist Deutschland 1944.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Dyrnberg Klammeraffe
Beiträge: 569 Wohnort: Wien
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11.01.2024 11:03
von Dyrnberg
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Laut Google Book Trends war "Idol" damals durchaus üblich - https://books.google.com/ngrams/graph?content=Idol&year_start=1900&year_end=2019&corpus=de-2019&smoothing=3
_________________ Ein Roadtrip durch die Philosophie: "Die Nacht der Fragen und der Morgen danach" (Roman) |
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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11.01.2024 11:07
von Thomas74
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Vielen Dank.
Alle anderen Synonyme passen nämlich nicht so 100%tig.
Gerade, weil die Germanisierung der deutschen Sprache zu der Zeit bizarre Züge annahm. (Zerknalltreibling statt Explosionsmotor usw.)
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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abentroth Eselsohr
Beiträge: 257
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11.01.2024 11:08 Re: Formulierung in den 40ern- Hilfe gesucht von abentroth
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Thomas74 hat Folgendes geschrieben: | Sagte man damals schon Idol? (Deutschland 1944) | Genutzt wurde es im Deutschen schon vor 1944, ob allerdings im heutigen Bedeutungssinn weiß ich nicht. Du könntest das, falls niemand mehr dazu sagen kann, auch umschiffen:
"Ihr ist deutlich anzumerken, wie sehr es sie wurmt (ärgert?), gerade dieses Detail über ihr (großes/vergöttertes/...) Vorbild nicht gewusst zu haben."
Gruß,
abentroth
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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11.01.2024 11:14
von Thomas74
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Es soll unterschwellig abschätzig herüberkommen. Die betroffene Person nervt ihre Mitmenschen ein wenig mit ihrem Heldenkult. Und wenn Idol nicht völlig ungebräuchlich war, umschreibt es die verehrte Person mMn am treffensden.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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BrianG Klammeraffe
Alter: 47 Beiträge: 714
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11.01.2024 12:03
von BrianG
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Warum nicht den Begriff verwenden, den du (indirekt) bereits selbst nutzt? Heldenkult --> Held.
"Ihr ist deutlich anzumerken, wie sehr es sie wurmt, gerade dieses Detail über ihren Helden nicht gewusst zu haben."
_________________ Aus dem Chaos sprach die Stimme: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh.
Und es kam schlimmer. |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5448 Wohnort: OWL
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11.01.2024 12:10
von Willebroer
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Nur das Poppidol war damals noch unbekannt. Auch nicht als Mundwasser.
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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11.01.2024 12:11
von Thomas74
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Weil Held mMn nicht zu 100% passt.
Bzw. "Held" damals anders konnotiert war.
"Helden" standen damals an der Front, das Ritterkreuz um den Hals.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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11.01.2024 12:12
von Thomas74
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Willebroer hat Folgendes geschrieben: | das Popp .... |
Nein, "poppen" sagte man damals schon.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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11.01.2024 12:16
von Thomas74
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Das Schwierige ist, selbst Zeitzeugen verwenden im Rückblick moderne Sprache. Und auch bei zeitgenössischer Literatur muss der jeweilige Autor dieses Wort ja erstmal im Kontext verwendet haben. Da ist die Nadel im Heuhaufen zu finden eher eine Entspannungsübung dagegen.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2840
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11.01.2024 14:31
von Maunzilla
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Man darf auch nicht vergessen, daß es zwischen Propaganda-Neusprech in den Medien und dem wie die Menschen tatsächlich sprachen, es auch damals schon einen mindestens ebenso großen Unterschied gab, wie heutzutage.
"Idol" paßt m.E. durchaus.
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6413 Wohnort: 50189 Elsdorf
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11.01.2024 14:38
von Ralphie
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Idol wird schon passen. Aber ich glaube mich zu erinnern, als das Wort "wurmt" aufkam.
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Hugin_Hrabnaz (N)Ich-Erzähler
Alter: 48 Beiträge: 248 Wohnort: Ulm
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11.01.2024 14:42
von Hugin_Hrabnaz
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Ich zitiere mal das Goethe Wörterbuch. Der Goethe war zwar deutlich vor den 1940ern, aber gleichwohl nutzt auch er das Wort schon, wobei der Schwerpunkt der Bedeutung seinerzeit sicherlich noch im religiösen Bereich war, als Objekt götzenhafter oder götzengleicher Verehrung, aber auch schon bildlich auf reale Menschen bezogen wird (siehe 2: für den Alten Fritz).
Daher denke ich, dass es so weit nach Goethe sicher inhaltlich so erfasst wurde, wobei je älter die Quelle ist, so eher schwingt der religiöse Charakter mit.
Zitat: |
Idol
1 (Trug-)Bild, Vorspiegelung, wiederholt als magische Erscheinung im ‘Faust’, auch im Hinblick auf die Idolenlehre FBacons [Meph zu Faust, üb Erscheinung Gretchens auf dem Blocksberg] Es ist ein Zauberbild, ist leblos, ein I. | Ihm zu begegnen ist nicht gut; | Vom starren Blick erstarrt des Menschen Blut, | .. Von der Meduse hast du ja gehört FE WA 14,210 Faust I 4190 [Helena, mBez auf Achill:] Ich als I., ihm dem I. verband ich mich. | Es war ein Traum .. | Ich schwinde hin und werde selbst mir ein I. FE WA 151,192 Faust II 8879u8881 Er [FBacon] suchte sich daher diejenigen Vorstellungen deutlich zu machen, die den Menschen hindern, in der Erkenntniß des Wahren vorwärts zu schreiten .. I-e, Wahnbilder, Götzen WA N52,263,27 FlH Plp WA N52,261,7 ebd WA 152,200 Helena Plp 1,51 uö als unwillkürl Bildeindruck iSv Nachbild [in Betrachtung der bildKunst] man sieht .. was es heißen wolle, daß Dichter und alle eigentliche Künstler geboren sein müssen. Es muß nämlich ihre innere productive Kraft jene Nachbilder, die im Organ, in der Erinnerung, in der Einbildungskraft zurückgebliebenen I-e freiwillig ohne Vorsatz und Wollen lebendig hervorthun WA N11,283,19 Purkinje,Sehen subj WA N11,283,24u26 ebd
2 (bewundertes) Vorbild, Abgott Friedrich der Zweite[vPreußen] als I. WA 40,370,23 Üb:Bekenntn schönSeele
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Goethe-Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23,
https://woerterbuchnetz.de/?sigle=GWB&lemid=I00081
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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11.01.2024 14:48
von Thomas74
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Danke, passt, denke ich.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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11.01.2024 14:50
von Thomas74
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Ralphie hat Folgendes geschrieben: | Idol wird schon passen. Aber ich glaube mich zu erinnern, als das Wort "wurmt" aufkam. |
"Wurmt" hat das entsprechende Alter. Da hab ich Referenzen zu.
Ich habe es gezielt verwandt, weil es damals ein Modewort war. Genau wie "eine Wucht".
Übrigens kommen solche Begriffe immer mal wieder hoch.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2293 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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11.01.2024 15:11
von Pickman
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"Idol" passt. "Vorbild", "Abgott" etc. gingen vielleicht auch.
_________________ Tempus fugit. |
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Hugin_Hrabnaz (N)Ich-Erzähler
Alter: 48 Beiträge: 248 Wohnort: Ulm
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11.01.2024 17:30
von Hugin_Hrabnaz
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Thomas74 hat Folgendes geschrieben: | Ralphie hat Folgendes geschrieben: | Idol wird schon passen. Aber ich glaube mich zu erinnern, als das Wort "wurmt" aufkam. |
"Wurmt" hat das entsprechende Alter. Da hab ich Referenzen zu.
Ich habe es gezielt verwandt, weil es damals ein Modewort war. Genau wie "eine Wucht".
Übrigens kommen solche Begriffe immer mal wieder hoch. |
Zum "wurmen": Das ist mir in dem Kontext auch gleich aufgefallen, so dass ich direkt nachgeschaut habe. Es kam beispielsweise schon anno 1860 in einer Kretzschmar-Übersetzung des Julia-Kavanagh-Werkes "Sieben Jahre" vor:
Zitat: | „Somit endete dieses Ungemach in Frieden, aber in einem unter so schimpflichen Bedingungen erkauften Frieden, daß sie Theophil's Gemüth wurmten.“ |
Mit umgangssprachlichen Floskeln oder Wendungen ist das bisweilen echt interessant. Wenn man die heute noch verwendet, und auch von jungen Leuten hört, dann ertappt man sich manchmal dabei, dass man denkt: "Das haben die früher bestimmt nicht so gesagt!" - Oft ist die Erkenntnis dann: "Doch, haben sie!"
Habe schon oft gemerkt, dass ich beim Versuch einer zeit- und settinggerechten Formulierung das Alter von Floskeln und die "Kolloquialität der Ahnen" gerne mal unterschätze. Eine ganze Menge vom heutigen Umgangston ist viel älter als man denken mag.
Wiktionary ist da in Sachen Quellenrecherche oft super hilfreich.
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nicolailevin Eselsohr
Beiträge: 260 Wohnort: Süddeutschland
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12.01.2024 10:44
von nicolailevin
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Ihr Schwarm?
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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12.01.2024 10:53
von Thomas74
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nicolailevin hat Folgendes geschrieben: | Ihr Schwarm? |
Neee...
Eher völlig unkritisches Anhimmeln einer idealisiert wahrgenommenen Persönlichkeit.
Hier noch der Kontext, vielleicht hilft das.
Die Person, ein ca. 17jähriges Mädchen, weiß bis dato nicht, dass der von ihr verehrte Führer Vegetarier ist. (War er zwar historisch gesehen nicht wirklich, es wurde aber teilweise in den damaligen Medien so vermittelt. Er ernährte sich aufgrund gesundheitlicher Probleme von fleischloser Diätkost, es wurde aber wegen der Darstellung in der Öffentlichkeit so vermittelt, dass er kerngesund sei und freiwillig auf Fleisch verzichte)
Die Erzählerin steht dem Führer ihrerseits kritisch gegenüber. Daher das leicht spöttische "Idol"--oder das von mir gesuchte bessere Wort dafür.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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nicolailevin Eselsohr
Beiträge: 260 Wohnort: Süddeutschland
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12.01.2024 11:23
von nicolailevin
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Okay, dann passt Schwarm nicht. Aber was hindert dich, "den Führer" zu nehmen? Das ist m.E. im Zeitkontext viel stärker, weil der Begriff damals allgegenwärtig war und auch geradezu erlöserhaft konnotiert war. Ich finde "Idol" für die Anbetung, die Hitler damals bei vielen Frauen erfahren hat, fast ein wenig zu schwach, aber ich weiß natürlich nicht, wie stark deine Figur von der Hitleritis infiziert ist ...
VG
Nico.
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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12.01.2024 11:26
von Thomas74
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nicolailevin hat Folgendes geschrieben: | Okay, dann passt Schwarm nicht. Aber was hindert dich, "den Führer" zu nehmen? Das ist m.E. im Zeitkontext viel stärker, weil der Begriff damals allgegenwärtig war und auch geradezu erlöserhaft konnotiert war. Ich finde "Idol" für die Anbetung, die Hitler damals bei vielen Frauen erfahren hat, fast ein wenig zu schwach, aber ich weiß natürlich nicht, wie stark deine Figur von der Hitleritis infiziert ist ...
VG
Nico. |
Kurz: ich suche ein Synonym, um eine Wortwiederholung zu vermeiden.
Hier der komplette Absatz:
"Ja, das stimmt", kommt mir Marlies zur Hilfe. "Der Führer ist Vegetarier. Sag bloß, das wusstest du nicht."
Gitte starrt finster auf ihren Teller.
Ihr ist deutlich anzumerken, wie sehr es sie wurmt, gerade dieses Detail über ihr Idol nicht gewusst zu haben.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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BrianG Klammeraffe
Alter: 47 Beiträge: 714
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12.01.2024 12:05
von BrianG
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Wenn's um Wortwiederholungen geht, hast du hier, neben der Verwendung des Begriffs "Führer" mit "wusstest" und "gewusst" gleich noch eine Quasi-Wiederholung.
Wenn ich einen Vorschlag machen darf, der beides vermeidet:
Ihr war deutlich anzumerken, wie sehr es sie wurmte, dass [ggf. Synonym für Marlies] damit genau ins Schwarze getroffen hatte.
Wobei ich natürlich hoffe, dass "ins Schwarze treffen" in die Zeit passt - wovon ich aber ausgehen würde.
_________________ Aus dem Chaos sprach die Stimme: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh.
Und es kam schlimmer. |
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