den nordstern im blick

[Perry]

manchmal hilft es rauszufahren aufs meer das feste
unter den füßen gegen schwankendes zu tauschen
um dem gefunkel der sterne wieder zu vertrauen

ab und an beruhigt es ins tiefe abzusinken dem gesang
der wale zu lauschen nach luft schnappend wieder
aufzutauchen um im heulen des winds ein lied zu hören

mag sein dass ferne weiten und unerreichbare tiefen
nur schemen sind sie geben uns trotzdem das gefühl
auf dem sicheren boden des tatsächlichen zu stehen

[stuffi]

Hallo Perry,

ich bin neu hier, aber ich versuche mich mal an konstruktiver Kritik.

Bei dem Wort "Schemen" gerate ich ins Stocken.
In der ersten Strophe sprichst du weitestgehend von einer horizontalen Bewegung, in der zweiten von einer vertikalen. Das greifst du schön mit der Synthese der "weiten und... tiefen" in der dritten Strophe wieder auf, und das Gefühl der Tatsächlichkeit erschließt sich mir durchaus. Es scheint mir allerdings, dass es weniger aufgrund der (aufgehobenen?) Schemenhaftigkeit der Konzepte ist.
Was Ferne und Tiefe gewissermaßen unerreichbar macht, ist die Relativität zum "Hier" des LI. Sie existieren sozusagen nur in der Kontrafaktizität. Bei Erreichen sind sie wieder "hier" und bilden ein neues "dort hinten" oder "dort unten/oben". "Schemen" ist mir zu vage, diesen Umstand zu benennen. Ich möchte allerdings auch diesbezüglich keine anderen Vorschläge machen. Das Gedicht gehört dir.

Wo ich allerdings einen Vorschlag mache, ist bei den Sternen und dem Wind. Jene scheinen mir eher in die vertikale Bewegung der zweiten, dieser in die horizontale der ersten zu passen.

Ich hoffe das hilft. Es ist natürlich nur die Perspektive eines Lesers mit seinem persönlichen Geschmack.

[Perry]

herzlich willkommen in der Lyrikwerkstatt.
Mit konstruktiven Anmerkung liegst Du hier genau richtig, denn es geht darum aus den "Wortbildern" möglichst das Optimale rauszuholen.
Was Du zu den Blickrichtungen sagst kann ich das nur begrenzt nachvollziehen, denn ich hatte eigentlich nur das Hoch und Tief (Oben und Unten) im Sinn. Im Übertragenen dann reflektiert an der Realität. Als Alternativen zu "Schemen" könnte ich mir eventuell Trugbilder, Illusionen etc. vorstellen.
Ich werde mit etwas Abstand nochmal den Text auf den Prüfstand stellen, vielleicht habe ich ja noch einen Geistesblitz dazu.
Danke fürs Interesse und LG
Perry

[stuffi]

Das Bild, was sich mir aufdrängte beim "rausfahren" und dem Wechsel der Beschaffenheit "unter den füßen", war das eines Bootes. Daher die Horizontale. Da du am Ende von "Ferne" und "Weite" sprichst, die ja ebenfalls waagerecht konnotiert sind, fand ich meine Assoziation bestätigt.
food for thought