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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Wie findet ihr meinen untypischen Prolog? (16 Jahre alt)


 
 
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Constantin.t
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Alter: 17
Beiträge: 13
Wohnort: Österreich


Beitrag06.09.2023 16:45
Wie findet ihr meinen untypischen Prolog? (16 Jahre alt)
von Constantin.t
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

Ich schreibe derzeit an meinem ersten Buch und mein Prolog verschafft mir Gedanken der Unsicherheit. Er ist verwirrend, was durchaus beabsichtigt ist und soll anfangs Fragen aufwerfen, die in den ersten paar Kapiteln gut geklärt werden. Sollte man den Prolog dann ein zweites Mal lesen, würde man zum Aha-Moment kommen. Übrigens bin ich 16 Jahre alt. Ich bevorzuge es eher auf den Stil und die Erzählweise meines Textes hingewiesen zu werden als auf die Grammatik und falsche Kommasetzung, etc.

ICH HABE NUR EINEN TEIL DES PROLOGS HOCHGELADEN, NICHT ALLES[b]

Ich meinte, ich wäre ein Walfisch. Ich meinte, ich wäre geboren. Aber das war ich nicht. Ich war Claude Filthmore, und im Magen meiner Mutter. Man hatte mich im Herbst gezeugt, und nicht im Frühling, oder zu den Festlichkeiten der Sonnenwendfeier, aber ich möchte mich gewiss nicht beklagen, und erst recht nicht meinen Eltern dafür Zorn zollen. Der Herbst ist eine kalte Zeit, und in solcher geht man gerne unter Decken, und mit den Armen in Polsterüberzüge, und das ernährt die Lust mit Zitronenblüten, und kleinen Kuchen, hatte mir Tante Lolette (Anemone)  erklärt, als ich noch ein Kind war. Warme Untergründe, und warme Schultern, und heiße Körperteile regen an, meinte sie, und mir blieb nichts anderes übrig als ihr zu glauben, und mich damit abzufinden, im November gezeugt worden zu sein – natürlich wäre ich viel lieber im Frühling, oder zu den Festlichkeiten der Sonnenwendfeier gezeugt worden. Es sei eine Sünde, sagte sie, dabei schleckte sie sich die Lippen, das tat sie immer. Es sei eine Sünde, über die Zeugung herzuziehen, und nach passenderen Daten, wann es hätte geschehen sollen, zu suchen. Danach dachte ich nie wieder an den Frühling, oder die Sonnenwendfeier. Ich begann die Bibel zu lesen. In unserem Haus hatten wir eine Marienstatue aus Venedig, die mir leid tat, weil sie Blut weinte, und weil ihr Sohn gestorben war. Einmal musste ich sogar weinen, aber nur ein bisschen, weil Trauer als Einwand für Trägheit eine Sünde ist. Ich komme in den dritten Kreis der Hölle, sagte Onkel Aredith (Meerbrasse). Damit musste ich mich wohl abfinden. Damit musst du dich wohl abfinden, stimmte er zu. Wir waren nur selten einer Meinung. Derselbe Onkel erzählte mir ein anderes Mal, dass das Leben das heiligste Sakrament sei, und dass man nur durch die Geburt einen Einblick in das Nachleben erhält. Daraufhin dachte ich an meine Geburt. Ich konnte mich nicht erinnern. Daraufhin machte ich meinem Onkel Aredith klar, dass das Leben gar kein Sakrament sei. Die Bibel spreche die Wahrheit, und er eine Lüge. Daraufhin schlug er mich, und riss mir an den Haaren. Amen.
An den ersten Teil meines Lebens, unmittelbar nach meiner Geburt, kann ich mich nur mehr schemenhaft erinnern. Es gab einen Moment im Innersten meiner Mutter, neben Gedärmen, und über ihren Ausscheidungen, ein Dazwischen, und eine Zeit, an die ich mich ganz deutlich erinnern kann, und die bis heute andauert. Das Dazwischen kann ich mir in etwa so vorstellen: Ich werde auf einen Tisch gehoben, sachte, aber nicht liebevoll, nie geschieht etwas liebevoll. Ich werde nach Hautverfärbungen, und Auffälligkeiten untersucht, und als sie etwas finden muss ich aufschreien, weil sie das Gefundene genauer betrachten wollen. Doch kreische ich auch, weil ich mich in meinem Unwissen bedroht fühle, ich habe keine Ahnung von dem, was um mich passiert. Ich bin neugeboren, und habe Angst. Ich liebe meine Mutter, und ich liebe den Ort, den sie mir für neun Monate, eigentlich acht, ich bin eine Frühgeburt, gewährt hat. Dafür bin ich ihr sehr dankbar, und überhaupt bin ich sehr dankbar, ein gesundes Kind zu sein. Mein Cousin zweiten Grades ist von Scharlach gepeinigt, und seine Schwester bei der Geburt verstorben. Gott stehe ihnen bei. Eine Lupe wird über mein Gesicht gehoben, und mein Bein scheint aufgeschnitten als wolle man mich zuerst aushöhlen wie eine Gans, dann auffüllen wie eine Gans, genau wie die Weihnachtsgans, die unser Koch zu Weihnachten 1879 zubereitet hatte. Er starb an Tuberkulose. Gott stehe ihm bei. Die Forscher schließen ein Fazit, und schallendes Jubeln bricht aus. Ich bin nicht schlecht verwundert. Eine Tante packt mich, und schreit mir dermaßen in das Ohr, dass ich befürchte, mein Gehör zu verlieren. Wahrscheinlich aus Freude, ihr dickes Gesicht, und ihr dickes Lächeln lassen nur darauf schließen, aber freudiger macht mich dies auch nicht, wenn man nur meinen Gehörsturz bedenkt. Eigentlich bin ich überhaupt nicht erfreut. Man ruft Begriffe, Walfisch, und Walkind, die mir fremd sind, und die ich nicht kenne, immerhin bin ich soeben erst geboren. Gott stehe mir bei. Das Ganze nimmt an Fahrt zu, denn immer mehr, und mehr Familienmitglieder, Tanten, und Vettern, und Cousinen, und die Brüder solcher, und die Väter solcher, sammeln sich um mich, und greifen nach meinen Ärmchen, und Beinchen. Wenn das so weiter geht, und ich schätze nicht, dass diese Prozedur bald ein Ende nehmen wird, werde ich in einzelne Stücke zerfallen, man wird meinen Körper von allen Seiten aufreißen, und ich werde nie in Erfahrung bringen können, warum, aus welcher Aufregung hergeführt, man mich mit einem mal so liebgewonnen hatte. Ich würde mehr als nur die Unterstützung von Gott gebrauchen. Christus stehe mir bei. Wie ich Jahre später herausfand war die Euphorie, die von mir ausgelöst wurde, und mein damaliges Selbst schlimm verstört haben musste, eine selbstverständliche, und von vielen vorausgesetzte Reaktion. Mein Onkel Peadot sagte, dass ich nicht anders reagiert hätte, wenn mein Neffe, mein Großonkel, meine Tochter, oder meine Adoptivschwester zu einem Walfisch erklärt worden wäre. Es sei das erste Mal seit einer schrecklich langen Zeit gewesen, dass unsere Familie mit einem ansehnlichen Geschöpf beglückt wurde. Die Ernte der letzten Jahrzehnte sei spärlich ausgefallen, man hatte Kabeljaue (Großonkel Keith, und seine Nichte), und Maifische(meine liebe Mutter, und zwei Großcousins), und Austern (Cousinchen Amelie, und Hektor), und meine Großcousine, eine Languste, bekommen, aber keine Walfische. Es sei gewesen als hätte man einen Bauer zum Landvogt geschlagen, und ihm ein Schloss aus Stein geschenkt mit Wachen in Leibeingenschaft, und überhaupt die Leibeigenschaft über das ganze Land, soweit es sich bis zu den Bergen streckt. Dann gab er mir einen Klaps, denn kurz nach meiner Geburt wurde ich krank.
Etwas war umhergegangen, ein Virus, eine Seuche, und obgleich ich die genauen Umstände in meinem Gedächtnis nie mehr aufrufen werden kann, ist es doch nicht schwer, sich genau vorzustellen, dass die Krankheit in ihrem Ausmaß stark genug gewesen sein musste, um einen gesamten Walfisch in Ungnade zu stürzen. Ich bekam es mit schweren Fiebern zu tun, und verlor an Gewicht, und obwohl ich mich nach meiner Geburt so tapfer gegeben hatte, war es unumgänglich, dass ich von denselben Beschwerden eingeholt werden würde, die auch meine Cousins, und Cousinen ertragen mussten, und die so viele Kinder in ihren ersten Zeiten foltern. Ich musste zittern. Ich musste schlottern, und mitansehen, wie man mich in Watte stopfte, und mit Essenzen, die süßlich rochen, und bitter schmeckten, vollpumpte. Nach meiner Untersuchung, und nach meinem Krankwerden musste das endliche Gesundwerden folgen, was mich einen Schritt näher an den Untergang führte. Viele Dinge sind vom Lauf der Zeit, und meiner eigenen Vergesslichkeit verschluckt, aber wenn es etwas gibt, an das ich mich mit ziemlicher Sicherheit für immer erinnern werde, dann ist es die Erleichterung, die sich über mir ergoss, nachdem ich für wieder gesund erklärt war. Es war der Tag der Verwandlung. Ich wurde auf einen Tisch gehoben, sachte, aber nicht liebevoll, nie geschah etwas liebevoll. Ein Mann in Livree beugte sich über mich. Seine Haltung rührte davon, dass er sich in seinem Kostüm nur mit viel Mühe bewegen konnte, seine Schultern schienen mir zu breit, und der Bart zu lang, dass ich mich förmlich darin hätte verfangen können. Es war mein Vater, und im Allgemeinen war er mir zu viel. Eine Frau war zu seiner Seite gestellt, und mir war sofort nach Saugen, denn, so beschämt ich mich auch fühlen mochte, blieb es mir unmöglich, von meiner Menschlichkeit, und so dem Verlangen nach mütterlicher Zuneigung, abzulassen. Ich liebte meine Mutter, und ich liebte die Sicherheit, die von ihr wie eine eigene Sonne strahlte. Ich liebte ihre Brust, und im Übrigen bin ich der Überzeugung, dass die männliche Anziehung für eine Frau mit dieser ersten Liebe – die Liebe für die Mutter, und das Vertrauen in diese – beginnt. In jeder Hinsicht bin ich Mutter, und Vater zugleich. Ich bin mein Vater in Größe, und Sturheit. Legt man ein Vergrößerungsglas über eine seiner Brauen, so findet man mich zusammengekauert hinter den Haaren. Ich sitze in seinem Hals, und hinter seinen Lippen, und krempelt man die Haut von seinem Körper, füllen weder Knochen noch Fleisch die nächsten, daruntergelegenen Schichten, sondern ich. Vielleicht würde der Übergang von ihm zu mir gar nicht auffallen, man würde nicht bemerken, dass die erste Haut, seine, sich bereits zu den beiden Seiten über den Boden legt, man würde kratzen, und unter Anstrengungen schnauben, und sich fragen, warum die Haut so zäh zum Abbekommen sei, nicht wissend, dass man schon längst an mir werkt, weil wir uns so ähnlich sind.
Ich bin meine Mutter in Weiblichkeit, und Leben. Manchmal muss ich weinen, weil sie mir so leid tut. Viele Männer nehmen ihre jüngeren Cousinen zur Frau, und schwängern diese. Es gibt Dinge, die sich in meinem Claude-Kopf nie mit Sinn vermischen, und Geheimnisse, in ihrem Aufbau, und Vonstattengehen, bleiben. Ich zähle die Nächte, in denen Frauen zum ersten Mal bluten, und ein Kind in sich aufnehmen, dazu.  Ich denke an die Metamorphosen, die sich wie von Magie entfachen, und die Frauen verändert lassen, und sehe mich nach Glück hungernd, denn aus dem nichts heraus entstanden bin ich todtraurig. Ich bin zu sensibel für einen Mann, das weiß jeder. Als sie in die Räume kehren, die sie ihr lebelang kennen, ist es ihnen ganz neu, denn nun sind sie Mütter, und mit den Ungetümen in ihren Mägen verändern sich alle Tapeten, und Stühle, und Anrichten, und alles Bekannte wird fremd. Während ihr Embryo wächst, schwindet all Freude als würde er davon fressen. Grundsätzlich bin ich aber nur ein Mann, eine Theorie in die Welt gesetzt, wie es so viele Männer tun. Dennoch würde ich sterben, einzig um eine Frage durch meinen Hals zu würgen: Mutter, wer warst du vor mir? Wenn ich dir nicht das Glück in den Tagen der Schwangerschaft genommen habe, dann in meiner, und deiner, und Vaters, und des ganzen Komplexes dunkelster Stunde. Das sind meine Eltern, und ich würde sie schrecklich enttäuschen.
Durch die Berichte meiner geliebten Familie kann ich mir die Sekunden vor meinem Sprung gut vorstellen. Ich zapple, aber das soll normal sein, weshalb man sich nicht die Mühe macht, mich zu beruhigen. Mein Körper verkrampft sich, und mein rechter Augapfel nimmt eine walfischähnliche Größe an. Eine Gruppe von Verwandten sammelt sich um mein Kinderbett. Sowas will man sich nicht entgehen lassen. Was als nächstes geschieht meuchelt meine gesamte Verwandtschaft.
Ich verwandle mich, und die Offenbarung kostet meiner Tante das Leben, meinem Onkel den Glauben, und meinem Vater fast den Verstand. Im Allgemeinen übergibt sich ein Cousinchen, und eine andere verlässt kreischend, und unter Tränen das Zimmer. Ich hatte mein Schicksal versiegelt, und vielleicht hätte ich mich bekreuzigen sollen, um mir Gottes Beistand zu sichern. Er wäre mir von unbeschreiblicher Nütze gewesen. Was vor ihnen liegt ist ein zermatschtes Ding. Nichts daran deutet auf einen Walfisch, und jeder, der mit Ernsthaftigkeit behandelt werden möchte, nennt ihn auch nicht so. Seine beiden Enden, Kopf, und Schweif, scheinen keinen Bezug auf die Mitte, den Rumpf, zu nehmen als wären sie völlig fehl am Platz, und würden eigentlich zu einem anderen Lebewesen gehören. (Man könnte sogar meinen, er wäre aus Reststücken, und Fetzten zusammengebaut.) Mit seinen Schwanzflossen begonnen, die nicht tun wie ihnen befohlen, sein Körper, welcher mehr dünn als kräftig ist, sodass man sogar die Knochen unter der Haut sich schieben sehen kann, geendet in dem detailreichen Ding von einem Kopf, gesprenkelt mit dutzenden Hautverfärbungen und einem Paar ungleich großer Augen. Sein Buckel ist flach gedrückt und seine Finne etwas zu kurz geraten.
Ich bin jener Walfisch.
So muss sich ein Herzstillstand anfühlen.
Mein Gesundziehen war von jeder Bedeutungslosigkeit geworden, nachdem ich mein miserables Auftreten preisgegeben hatte, dass meine Familie glaubte, es wäre das Beste gewesen, hätte man mich meinem todkranken selbst überlassen, ohne viel Eingriff zu nehmen. Dabei war ich doch auf dem Weg der Besserung gewesen. Alle Male hätte ich ein kräftiger Walfisch werden können. Vielleicht hätte man mein Kranksein als dunkles Omen nehmen sollen. Eine heimliche Vorwarnung, die ihnen zu verstehen gab, den Walfisch loszuwerden, solange es möglich war. Es war ein aussichtsloses Dilemma. Meine Statur zeugte von Peinlichkeit, und beschmutzte den Ruf des Hauses wie mit Kot in großen Scharen. Das schlimmste daran musste die Unmöglichkeit gewesen sein, etwas zu verändern, weder durch Gewichte, die ich in den langen Morgenstunden hätte schleppen müssen, noch durch Therapien, und Heilbäder. Meine Anwesenheit bereitete ab nun nur mehr Schmerz, und Trauer, und leitete eine Ära ein, in der sich die Menschen um mich, aus Scham, und Schande für mein Sein, am liebsten eine Kugel durch den Kopf geschossen hätten. Vor allem für meine Großmutter soll ich unerträglich gewesen sein, was daher kommt, da sie sich so über einen Walfisch für das Anwesen, und den Ruf dessen gefreut hat. Sie sperrte sich in ihren Zimmern ein, und muss mit der Erkenntnis gestorben sein, dass ein Wesen nicht weniger nebensächlich als ein weiterer Bartwurm, oder Falterfisch sein kann, wenn es ein Walfisch ist, und Claude Filthmore heißt. Ich sollte mich noch oft genug fragen, was an einem einzigen Walfisch, der nun eben nicht so war wie man es sich vorgestellt hatte, derart verkehrt sein konnte. Schließlich hatte ich keineswegs beabsichtigt, irgendjemanden mit meiner Präsenz zu verstören, geschweige denn an erster Stelle ein schwacher Walfisch zu werden. Könnt ihr mich denn nicht einfach lieben? Warum wendet ihr euch alle von mir ab, Mutter, und Vater, Vetter Clarence, Großonkel Keith, und Patentante Patfay? Warum redet ihr nur mit mir, wenn das Gespräch von größter Dringlichkeit ist, und dann voller Abscheu in euren Wörtern?
Ich begriff die Wirkung der Sache nicht.



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fabian
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Beiträge: 615



Beitrag06.09.2023 21:11

von fabian
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Hallo. Constantin.t
Ich habe Deinen ganzen Text gelesen, jawohl, vom Anfang bis zum Ende! Das mach ich hier normalerweise nicht, ich meine, ich hab leider eine kleine Aufmerksamkeitsschwäche, und deshalb kann ich einen solch langen Text normalerweise gar nicht erfassen, also, um es nochmal ganz einfach zu sagen: normalerweise meint hier dieses Knirschen zwischen den Ohren, da, wo angeblich die Synapsen sich aufhalten, obwohl ich nicht so genau weiß, was das nun wieder heißt, denn wieso sollten Synapsen knirschen, wo es doch eigentlich funken sollte, aber es funkt eben so selten beim Lesen der [Wort gestrichen, ich sollte nicht immer so lurze Schküsse ziehen von mir und meinem Knirschen zwischen den Ohren auf Anderes hier], ich mein, das ist doch normal, denn kurz geschlossen funkts doch selten, mal so von 16 zu 16 gesagt. Also nicht, dass ich jetzt 16 bin, ich wars halt mal und bins gerne immer wieder (mal). Was ich eigentlich sagen wollte, um sozusagen den wollenen Faden wieder aufzugreifen, der mir wegen der derweitigen Hitze seit Tagen immer wieder so aalglatt zu entgleiten versteht, dass ich dann hinterher immer wieder hinter ihm aufwischen muss scheint ihn nicht zu kümmern, er gibt sich halt gerne unnahbar, weißt Du, als wäre er gar nicht meiner, mein Faden, aber das soll Dich jetzt nicht kümmern, denn Du willst ja wissen, was mir Dein kleiner unvollständiger Prolog bedeutet, wobei ich – ehe ich zum Punkt komme – mich doch schützend vor mich selber stellen muss, denn: ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass Du an Deine salvatorische Clausel dieses kleine niedlich eckklammrige [b] angefügt hast. Ein b wie b, aber was ist ein solches b? Ist es ein anderes b, ein bestimmtes und einzigartiges b? Das ist mir jetzt fast wichtiger als dieser ganze Prolog, und das hat mich dann auch die ganze Zeit beschäftigt, während ich Deinen Text gelesen habe. Und ich habe ihn wirklich gelesen. Und dann habe ich trotz meiner Aufmerksamkeitsschwäche, die ist so etwas ähnliches wie eine – oder besser: wie die – relativ weit verbreitete Rot-Grün-Schwäche unter den biologischen Männern (also nicht unter den sogenannten AWM, die – hier neulich erst wieder erörtert – ja eigentlich gar keine Männer sein müssen, sondern irgendwie alles mögliche sein können, unter anderem eben auch Frauen, weshalb ich mir gerade vorzustellen versuche, dass man sich unter dem Kürzel AWM also eigentlich am besten doch Allgemein Weitzufassendes Menschsein vorzustellen habe, aber ich vermute, das würde man mir nicht durchgehen lassen und im übrigen glitscht mir glaube ich gerade wieder mal der falsche Aal durch die Finger), also noch mal: trotz meiner Aufmerksamkeitsschwäche habe ich beim Lesen – und ich war wirklich fasziniert von Willy Whale bzw. Claude Filthmore und seinem reflektierten Umgang mit seinem von Dir doch wirklich grandios in Szene gesetzten Schicksal – habe ich beim Lesen also wirklich die ganze Zeit noch parallel über dieses kleine b in seinen eckigen(!), nicht runden [!] Klammern nachgedacht – und ich bin bis heute – also innerhalb der letzten 10 Minuten, auch während ich diese meine zutiefst empfundene Würdigung in die Tastatur tippe immer noch zu keinem Ergebnis gekommen. Das ist auch wirklich das einzige, was ich Deinem Text hier vorzuhalten hätte – oder, wie ich gerade feststelle: eigentlich mir vorzuhalten habe: dass ich Deinen Text um meine ganze ungeteilte Aufmerksamkeit betrogen habe! Mit einem kleine b. Na gut, das war jetzt übertrieben. Ich bin nicht allein verantwortlich! Schließlich hast Du das b da hingeschrieben.
Wenn ich also das Wesen Deines Textes mit meinen Worten zusammenfassen darf, voller Bewunderung ob des Genusses, den Du mir bereitet hast: er war wie eine Tasse gut durchgezogenen Tees – ich würde sagen: ein Earl Grey (nicht der billige von ALDI) –, den ich in einem Zug genossen habe.
Und das hast Du mit diesen vielen, so wunderschön gesetzten Worten geschafft.
Ich danke Dir von Herzen.

[EDIT:] Ich meinte natürlich: mit so wunderschön gesetzten Wörtern[/s]


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Dyrnberg
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Beitrag06.09.2023 21:41

von Dyrnberg
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Großartig. Allein die ersten drei Sätze: Wunderbar. Da möchte man sofort weiterlesen.

Ob das einen ganzen Roman trägt? Keine Ahnung. Aber die Art und Weise des Schreibens ist... von Relevanz. Egal, wie das Alter des Autors ist. Sprich: Ich würde das auch schreiben, wenn der Verfasser 50 ist.

Chapeau.


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Constantin.t
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Beitrag06.09.2023 22:12

von Constantin.t
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@Dyrnberg Vielen Dank für das positive Feedback. Viele Leute meinten, die Metaphern, die ich nutze, würden sie zu sehr in Verwirrung bringen. smile

@fabian Auch dir Danke für das Feedback. Das kleine b muss mir wohl untergekommen sein. Ich liebe deinen Schreibstil und hoffe, dass ich noch viele weitere Teetassen zaubern werden kann smile


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fabian
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Beiträge: 615



Beitrag06.09.2023 22:17

von fabian
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und ich danke Dir, dass Du mich auf Edward Carey aufmerksam gemacht hast. Von dem hatte ich bisher noch nie etwas (b)gehört(/b)(b) oder gesehen.

ps
das kleine [b] kommt in den Text, wenn Du bei der Texteingabe in der Formatierungsleiste z.B. einen Doppelklick auf die FETT-Taste B machst. Richtig ist: nur einmal klicken.


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Constantin.t
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Beitrag06.09.2023 22:22

von Constantin.t
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Edward Carey ist genial, vor allem seine Iremonger-Triologie. Die Inspiration für die Familie des Claudes und sein Name allein - Claude - kommt nicht von irgendwoher...

Ja, ist mir vorhin auch schon klar geworden, aber trotzdem danke für das Aufweisen.


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C_Edevane
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Beiträge: 8



Beitrag07.09.2023 21:53

von C_Edevane
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Fantastisch. Definitiv keine leichte Lektüre, wenn es ein ganzes Werk würde, aber unglaublich gut gemacht, wobei "gut" maßlos untertrieben ist. Ich würde auch ein ganzes Buch in dieser Schreibweise lesen.

Mir gab es etwas von Kains Knochen, was den Stil und die Metaphern angeht.  

Es ist der Prolog zu dem du jedoch einen Roman mit anderem Stil verfassen willst? Mich würde dann interessieren, wie sich der Teil des Buches anfühlt.

Wirklich beeindruckend!

VG
C_Edevane
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Constantin.t
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Beitrag07.09.2023 22:17

von Constantin.t
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@C_Edevane

Vielen Dank. Der Rest des Buches wird in der "allwissenden Sicht" geschrieben - "sie gingen", "sie wussten noch nicht". Außerdem möchte ich weniger anspruchsvoll schreiben, aber durchaus gut, nur einfach, damit man allem gut folgen kann und das Ganze nicht zu schnell zu anstregend wird.


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