Fragen zur Inhaltsangabe für ein zweiseitiges Exposé

[Kruselia]

Hallo allerseits!

Ich arbeite derzeit an einem Manuskript und Exposé für mein Fantasy-Kinderbuch (Textprobe siehe Einstand). Damit möchte ich mich demnächst bei Agenturen bewerben. Da es sich um meine erste Bewerbung bei Verlagen oder Agenturen handelt, bin ich mir beim Exposé recht unsicher.

Häufig wird ein Exposé verlangt, das etwa zwei Seiten lang ist.
1) Wie viel Platz sollte da in etwa die Inhaltsangabe einnehmen und wie viel der Rest? Arbeitstitel, Umfang, Genre, Zielgruppe usw brauchen ja nicht viele Zeilen, aber eventuell eine Figurenübersicht? Da ist schnell einmal eine weitere halbe Seite weg.
2) Obwohl ich grundsätzlich weiß, wie die Inhaltsangabe aussehen soll, bin ich mir unsicher, wie ich es konkret angehen soll.
Klar ist:
- im Präsens verfasst, nur das Wichtigste, der gesamte Inhalt inkl. Auflösung am Ende, keine Nebenhandlungen
Unklar ist:
- Wie genau muss ich die Haupthandlung zusammenfassen, damit klar ist, dass die Handlung durchdacht ist?
- Bei mir gibt’s einen Nebenhandlungsstrang, der parallel/gegenläufig zum Hauptplot passiert. Das heißt: Während sich die eine Sache positiv entwickelt, wird die andere immer schlechter. Das soll ich schon erwähnen, oder?
- Soll ich nur die Handlung Schritt für Schritt beschreiben oder sie interpretierend zusammenfassen? Zur letzten Frage habe ich zwei Beispiele (Entwürfe, da wird noch herumgedoktert):

Variante 1: interpretierende Zusammenfassung

Der Zix, ein Wiesenwichtel, vergiftet sich an einem neuartigen Hitzepilz. Dieser ist in einer Gewitternacht vom Grubengroll, dem personifizierten Klimawandel, gepflanzt worden.
Die potentiellen Folgen ähneln einer Mischung aus Demenz und Trotzphase: Wenn der Zix nicht noch vor Sonnenuntergang einen Heiltrank erhält, wird er seine Identität vergessen und sich in ein impulsives, zorniges Wesen verwandeln.

In vier Abenteuern mit Klimawandel-Anspielungen besorgen seine Elfenfreundin Finnja und sein bester Wichtelfreund Pippoc die Zutaten für den Trank. Die immerzu reimende Kräuterhexe Kruselia unterstützt sie dabei.
Zix‘ Heilung wird mit Fortschreiten der Handlung immer wahrscheinlicher, doch ein zweites Problem tritt auf: Kruselias altersschwacher Hexenbesen startet nicht mehr. Die Abenteurergruppe trennt sich, damit die Kräuterhexe ihren Besen heilen kann.
Schließlich wird […]

Variante 2: etwas ausführlichere Inhaltsangabe ohne Interpretation:

Ein Wichtel namens Zix vergiftet sich an einem neuartigen Hitzepilz. Seine Freund*innen, die Elfe Finnja und der Waldwichtel Pippoc, wollen ihn heilen. Zum Glück ist die Kräuterhexe Kruselia zur Hilfe bereit. Nach der Erstversorgung haben sie nur noch bis Sonnenuntergang Zeit, um vier Zutaten zu finden und einen Heiltrank zu brauen.
Am Vormittag führt sie der Weg ins Reich der Buntbienen. Der kostbare Regenbogenhonig wird von den Wächterinnen auf Leben und Tod verteidigt, aber die drei Abenteurer*innen erreichen die Königin. Diese erzählt von einer großen Futterkrise und ist zu Verhandlungen bereit. Finnja bietet ihr Blumenbeet als neue Heimat an und sie erhalten im Austausch den benötigten Honig.
Die zweite Zutat ist die Große Goldene Lebensblume aus einem Naturschutzgebiet. Seit die Menschen dort in der Nähe mit Baumaschinen ihr Unwesen treiben, hat der gefährliche Grubengroll sich ausgebreitet und die Natur zerstört. Die Abenteurer*innen fliehen vor seinen Späherspinnen und können schließlich doch noch eine der selten gewordenen Lebensblumen ergattern.
Der Weckwurz wächst […]

Was meint ihr: Welche Art von Inhaltsangabe ist normalerweise gewünscht? Gehört vielleicht manches davon eher ins Anschreiben oder in einen Pitch?

LG,
Kruselia

[Günter Wendt]

Variante 2
Aber
Ein Exposé sollte nüchtern verfasst sein. Möglichst ohne Adjektive. Möglichst.
Die Agentur will wissen womit sie es zu tun hat. Interpretationen will sie auch nicht.
Ein Exposé soll übersichtlich, schnell lesbar sein.
Um was geht’s? Grobe Handlung. Auflösung. Zielgruppe.
Prinzipiell kann ein Exposé wie ein ausführlicher Pitch aufgefasst werden.

Wenn außer einem Exposé auch einige Seiten verlangt werden, sehen die „was du drauf hast“.

[LupaAura]

Zielgruppe, Umfang, Genre etc. sind wirklich nur Stichpunkte am Anfang des Exposés, über der Inhaltsangabe. Da gibt es online auch viele Vorlagen.
Die Inhaltsangabe selbst sollte nicht länger als eine Normseite sein und so kurz, knapp und nüchtern formuliert wie möglich. Nur die wichtigsten Handlungspunkte, keine Nebenhandlungen, und natürlich muss auch das Ende verraten werden, damit die Agentur weiß, wohin die Geschichte geht. Wenige Adjektive und möglichst keine verschachtelten Sätze, und auch keine Bewertung oder Interpretation.

[Kruselia]

Danke!
Ich hab' jetzt ziemlich genau zwei Normseiten, auf den reinen Inhalt beschränkt und doch so ausführlich, dass Zusammenhänge erkennbar sind. Einige Adjektive habe ich gestrichen. Mal schauen, wie viel ich noch wegkürzen kann.

[finest.fire]

Sehe da noch ein par probleme, das ist nicht schlüssig genug als Exposé...

[Günter Wendt]

@finest.fire

In der zweiten Variante fehlt tatsächlich der „Antrieb/Motivation“ der Hauptperson. Warum macht sie das alles? Was treibt sie an?

[Kruselia]

Danke! Das ist schon einmal sehr hilfreich. Ich sehe schon, dass die erste Fassung zu vage ist. Ich habe die zweite Variante als Basis für das zweiseitige Exposé genommen.

Zur Motivation der Kräuterhexe:

Die Hexe seufzte.
„Seltsam, wen man heute trifft.
Welches Wesen, welches Gift?“
„Ein … ein Zix“, stammelte Finnja. „Das ist … einer von den Wichteln. Er hat einen Pilz gegessen. Schau, so einer war es!“ Sie öffnete ihre Faust. Auf ihrer Handfläche lagen die Überreste. Kruselia hob eine Augenbraue.
Schnell fuhr Finnja fort: „Du bist unsere einzige Hoffnung. Ich habe so lange nach dir gesucht: bin über Flüsse und Felder und Wiesen und Wälder …“
Da huschte ein Lächeln über Kruselias Gesicht und sie lehnte ihren Besen wieder an die Wand. Jetzt sprach sie schon viel freundlicher:
„Die Einzige, die helfen kann?
Dann seh‘ ich mir das eben an.
Vielleicht hilft mir das schlaue Buch.
Ob ich da finde, was ich such‘?“

1) Als Kräuterhexe ist das ihre Berufung, ihr Job,es liegt in ihrer Natur, helfen zu wollen. Sie hatte für diesen Tag zwar andere Pläne, aber:
2) Finnjas Reime motivieren sie (Wobei offen bleiben soll, ob sie absichtlich reimt oder das im Stress zufällig so aus ihr herausrutscht)
2) und die Erinnerung daran, dass sonst niemand helfen kann.

Reicht das als Motivation? Ich weiß halt nicht, wie ich das ins Exposé bringe, weil mehrere Faktoren zusammenkommen.

Warum Kruselia reimt
Ist die Begründung wichtig? Das ist einfach Kruselias Idiolekt. Auf der letzten Seite des Manuskripts wird angedeutet, dass ihr das Wunderwasser beim Reimen hilft, aber das ist nicht eigentliche Ursache.
Soll ich das Reimen vielleicht eher abseits der Inhaltsangabe erwähnen: (Genre, Zielgruppe, Besonderheiten: ...)
Regenbogenhonig
Der Regenbogenhonig ist kostbar, weil er mittlerweile selten ist (siehe Futterkrise) und eben eine wichtige Zutat für Heiltränke. Muss ich für jede der vier Zutaten erklären, welche Eigenschaften sie für den Trank hat? Im Buch bleibt das offen, so genau erkärt die Hexe ihr Rezept ja nicht.

[Günter Wendt]

Ich bin jetzt verwirrt.
Geht es um ein Exposé oder um eine Leseprobe?
Soweit mir bekannt ist, hat ein Exposé keinen Erzähl-Charakter.

[Kruselia]

Es geht ums Exposé, ich habe nur aus dem Manuskript zitiert, um ihre Motivation zu zeigen. Ich habe keine Ahnung, wie ich das kurz und prägnant ins Exposé einfügen soll, weil eben drei Gründe zusammenkommen (Berufung, Finnjas Reime, nicht im Stich lassen wollen).

[Günter Wendt]

[Kruselia]

Interessant, wie naheliegend die Lösung manchmal ist! Danke!

[buecherregalliebe]

Mir wird immer etwas übel, wenn ich an ein exposé denke. Hat jemand die standardtipps für mich?

[Günter Wendt]

[buecherregalliebe]

Danke für die Ratschläge.
Ich sitze am Exposé und denke, dass ich es irgendwie hinbekomme, es gut werden zu lassen.

Mal sehen ...