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Liebesroman 'Sieben Jahre' - Kapitel 1


 
 
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AmandaLovedale
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 36



Beitrag01.06.2023 10:15
Liebesroman 'Sieben Jahre' - Kapitel 1
von AmandaLovedale
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1
Cameron

«Ich nehme die da.» Brian lehnt neben mir an der Theke und zeigt auf die Blonde am Billardtisch, als würde er sie bei einem Kellner bestellen.

«Na, das ist ja eine Überraschung», sage ich gelangweilt, während ich sie flüchtig mustere. Brians Beuteschema ist dermaßen eng gesteckt, dass ein Phantomzeichner nur eine einzige Skizze für alle seine verflossenen Bettgefährtinnen anfertigen müsste. Sie sind alle groß, sonnengebräunt (selbst im tiefsten Winter), haben lange, blonde Haare (bevorzugt offen), schlanke Beine und einen ordentlichen Vorbau. Nicht falsch verstehen: Ich kritisiere nicht seinen Geschmack, aber ich könnte seine nächste Gespielin zielsicher aus Tausenden auswählen. Es ist halt etwas vorhersehbar! «Hattest du die nicht schon?»

«Was?» Brian betrachtet die Kleine genauer. «Nein … das wüsste ich.» Er schaut mich leicht verunsichert an. «Meinst du?» Ich versuche, nicht zu lachen. Er schaut noch einmal zu ihr hinüber, während sie nach ihrem Glas greift. «Nein. Du musst sie verwechseln!»

Jetzt muss ich doch loslachen. «Junge, wenn man sich nicht sicher ist, ob man eine Frau schon mal im Bett hatte, sollte man dringend seinen Speiseplan erweitern.»

«Du bist ein Arschloch!»

«Nun komm, im Ernst: Die Frauen, die du vögelst, sehen alle gleich aus.»

Brian verzieht das Gesicht, als höre er diese Anschuldigung zum ersten Mal. «Ach, du hast keine Ahnung! Sie sehen überhaupt nicht gleich aus.»

«Und deshalb warst du dir gerade unsicher, ob du diese schon mal hattest? Junge, erweitere mal die Farbpalette.»

Er schüttelt den Kopf. «Und die da auslassen? Willst du mir ernsthaft behaupten, dass sie nicht heiß ist?»

Ohne sie ein weiteres Mal anzusehen, sage ich: «Nein, das will ich nicht. Ich frage mich nur, ob dir die Typauswahl nicht irgendwann langweilig wird.»

«Jetzt tu nicht so, als würdest du nicht auch immer wieder bei dem gleichen Typ Frau landen», sagt er, als wäre das offensichtlich.

Doch ich habe keine Vorstellung, wovon er spricht: «Ich hatte allein in den vergangenen Wochen eine Rothaarige, eine Asiatin und eine mit schwarzen Dreadlocks.»

Er nickt zustimmend. «Das meine ich auch nicht. Keine Frage, dein Schwanz ist nicht voreingenommen, was die Optik angeht. Aber eins haben die Frauen in deinem Bett trotzdem alle gemeinsam. Du, mein Freund, stehst auf die Hungrigen.»

Ich grinse. Ja, das kann ich nicht leugnen. Eine Frau, die vor mir kniet und mir willig ihren Arsch entgegenschiebt, damit ich sie endlich vögle … Das ist genau mein Ding. Ich will eine Frau nicht ewig verführen. Ich will eine Frau, die darum bettelt. «Da ist was dran. Aber welcher Mann bei Verstand tut das nicht?»

Ich nehme einen Schluck von meinem Bier und lasse den Blick durch die Bar schweifen. Brians Blick hängt bereits wieder an der Blondine, die sich jetzt mit dem Queue in der Hand über den Billardtisch beugt. «Los, hau schon ab». Ich schicke ihn mit einem Kopfnicken in ihre Richtung auf die Jagd. «Viel Erfolg.»

«Danke.» Er nimmt sein Glas und schlägt mir auf die Schulter, bevor er sich ins Getümmel stürzt: «Dir auch.»

Ich lehne mich zurück und stütze mich mit den Ellbogen auf dem alten Holz-Tresen ab, an dem ich meine halbe Jugend verbracht habe. Wie vermutlich zahllose Generationen vor mir. Das Holz ist über die vielen Jahre von den Händen der Besucher ganz glatt und glänzend geworden. Im Gegensatz zu Brian begebe ich mich nicht von mir aus ins Geschehen und becirce Frauen mit überzeugenden Anmachsprüchen. Ich beobachte. Ich warte. Für einen Typen, der es darauf anlegt, jedes Wochenende im Bett einer anderen Frau zu landen, scheint das eine waghalsige Taktik, aber der Erfolg gibt mir recht. Ich bin kein Jäger – ich lasse mich jagen. Mein Motto: 'Lasset die Weiber zu mir kommen.' Steht schon so in der Bibel. Oder wenigstens so ähnlich.

«Na, hat Ken sich schon seine Barbie für den heutigen Abend ausgewählt?» Die Barkeeperin lacht, während sie Brian hinterher sieht.

«Wie bitte? Ken?»

Jane lehnt sich neben mir auf die Bar und stützt ihr Gesicht auf beiden Händen ab. «Ist dir das wirklich noch nie aufgefallen?», fragt sie zweifelnd. «Schau dir die Mädels an, die er hier Woche für Woche abschleppt. Schlank, blond und mit hohem Plastikanteil. Es sind Barbies. Eine genau wie die andere.» Sie nickt in Richtung des Billardtisches. «Und dann sieht dir deinen Freund daneben an. Den Sonnyboy. Blonde Föhnfrisur, trainierter Oberkörper, das weiße T-Shirt über der beigefarbenen Cargo-Shorts. Das ist Ken.» Sie stößt sich vom Tresen ab und schnappt sich ein Geschirrtuch. «Sag mir nicht, dass du es nicht sehen kannst.»
 
Ich muss grinsen. Oh Gott, sie hat recht. Mein bester Freund sieht aus wie Ken! Wie konnte mir das all die Jahre entgehen? Kurz frage ich mich, ob es auch eine dunkelhaarige Variante von Ken gibt, und ob ich … Nein. Ich bin anders! Denn auch wenn ich durchaus etwas für mein Aussehen tue, macht mich das nicht zu einer durchtrainierten Plastikfigur. Wer will das schon? «Lass ihn das nicht hören, Jane. Ich weiß nicht, ob sein Ego es verkraftet, mit einer geschlechtslosen Puppe verglichen zu werden.» Sie lacht. «Gibst du mir noch eins?» Ich deute auf mein leeres Glas und sie wendet sich wieder ihrer Arbeit zu. Während ich mich meiner Aufgabe widme.

Schauen wir also mal, was heute Abend im Angebot ist. Die Auswahl an Frauen ist an solchen Freitagabenden in einer Studentenkneipe wie dem Black Swan verlässlich gut. Sie kommen in Grüppchen zum Dart oder Billard spielen, zum Quatschen oder Feiern. Und fast alle kommen zum Trinken und Flirten. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Natürlich könnte ich es mir einfach machen und mich zu 'Ken' an den Billardtisch gesellen. Die Körpersprache der Blonden sagt mir jetzt schon, dass sie in ein paar Minuten völlig in seinen blauen Augen versunken sein wird. Was immer er da genau tut: Man muss sagen, er hat es drauf! Es ist abzusehen, dass ihre Freundin in Kürze jemanden Neues zum Pool spielen braucht. Das könnte mein Einsatz sein. Ich schaue sie mir genauer an: Hässlich ist sie nicht. Und der schwarze Leder-Mini setzt ihren Arsch beim Spielen durchaus in Szene. Aber so richtig heiß macht sie mich nicht.

Ich schaue also erstmal weiter, aber es schadet nie, einen Plan B in der Hinterhand zu haben. An einem Ecktisch zu meiner Linken quiekt eine Horde angetrunkener Frauen, die schon hier waren, als wir vorhin angekommen sind und irgendetwas zu feiern scheinen. Sie sitzen eng aneinander gedrängt auf der dunklen Holzbank, die den Tisch an drei Seiten umschließt und gackern lautstark. Inzwischen haben sie schon mindestens zwei Flaschen Champagner geleert. Eine Blonde, Mitte zwanzig (ja, ich kann auch mal blond) mit rotem Lippenstift nippt an ihrem Glas und schaut zu mir rüber. Sie mustert mich ausgiebig, bis sich unsere Blicke treffen. Ich lächle sie wissend an und ihre Wangen röten sich. Oh, ja, das ist definitiv nicht ihr erstes Glas Champagner! Sie beißt sich verlegen auf die Unterlippe und wendet sich dann wieder ihren Freundinnen zu. Gut. Das ist nur eine Frage der Geduld. Zeit und Champagner arbeiten für mich. Eine weitere Option für meine imaginäre Liste.

Ich drehe mich um und nehme das neue Bier, das Jane mir hingestellt hat, während sie einen Strich dafür auf meinen Bierdeckel macht. «Danke.»

Zwei Plätze neben mir steht nun eine hübsche Rothaarige und schaut sich suchend um. Als ihr Blick auf mich fällt, lächle ich und sie lächelt zurück. Es ist ein etwas verlegendes Lächeln, aber ich interpretiere es als interessiert. Vielversprechend. Ich warte einen Moment, ob sie zu mir herüberkommt, doch dann höre ich eine Stimme direkt neben mir.

«Hey, Carol, da bist du ja.» Mit diesen Worten schiebt sich der große Typ an mir vorbei und zieht die Rothaarige in seine Arme. Sie reagiert nicht gerade überrascht und ich muss eingestehen, dass das Lächeln, das jetzt ihre Lippen umspielt, nichts mit dem offenbar höflichen Lächeln zu tun hat, das sie mir vor wenigen Sekunden geschenkt hat. Tja … Der folgende Kuss ist für meinen Geschmack etwas übertrieben. Zumal der Typ wirklich nicht in ihrer Liga spielt. Aber was solls? Glück für ihn. Ich wende mich ab. So sehr freue ich mich dann doch nicht für ihn, als dass ich mir das Ganze unnötig lang ansehen müsste.

Aber zum Glück gibt es hier verlockendere Anblicke. Zum Beispiel am Ende der Theke, wo eine Brünette mit tiefem Ausschnitt gerade mit der Hand wedelt, um Janes Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie scheint drei, vier Jahre älter als ich zu sein. Vielleicht 24 oder 25. Und sie ist gut in Form. Als Jane bei ihr ankommt, beugt sich die Frau über den Tresen, um ihr ihre Bestellung zuzurufen und präsentiert mir – und dem Rest der Bar – dabei ihre Möpse, die sich gerade noch an der Spitzenkante ihres BHs festhalten können. Man könnte ihre Aufmachung vielleicht 'billig' nennen, ich finde sie jedoch eher 'informativ'. Auch der Rest ihres Outfits lässt keine Fragen offen. Die Hotpants, die sie trägt, schreien 'Fick mich' und das frivole Lächeln, das die Trägerin mir schenkt, stimmt mich zuversichtlich, dass sie das Gleiche in Kürze unter mir schreien wird. Dieses Mal irre ich mich sicherlich nicht. Ich tippe auf meinen Bierdeckel und gebe Jane so wortlos ein Zeichen, dass sie den Drink der 'Dame' auf meine Rechnung setzen soll. Die Brünette schenkt mir dafür ein stimmloses 'Danke'. Ihr Blick ist dabei so zweideutig, dass sie sich stattdessen hätte die Lippen lecken können. Ja, es besteht kein Zweifel. Sie nimmt das Glas von Jane entgegen, wirft das offene Haar mit der anderen Hand über ihre Schulter und kommt zu mir rüber.

Meine Damen und Herren, wir haben eine Gewinnerin!


Herzlichen Dank, dass du meinen Text gelesen hast. Es gibt an diesem Kapitel soooo viel zu diskutieren, aber ich möchte dich mit meinen Fragen nicht beeinflussen und freue mich einfach, wenn ich ein Feedback von dir bekomme. Liebe Grüße
Amanda

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MrsTeacup
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Beitrag01.06.2023 13:09

von MrsTeacup
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Liebe Amanda,

ich habe deinen Text schon auf deiner Homepage gelesen, und finde ihn gut Daumen hoch Flüssig, viel Dialog, gerade am Anfang finde ich klasse, um in die Geschichte und in die Charaktere reinzukommen.
Einzig zwei Dinge sind mir aufgefallen
- Du startest mit dem POV des Mannes, und manchmal liest man, dass man gerade bei LiRos zuerst das Kapitel aus Sicht der Protagonistin starten soll. Zwecks Zielgruppe Frauen und gleich Identifizierung mit der Protagonistin. Nur ein Gedanke.
- So richtig sympathisch kommen mir die beiden Männer nicht rüber Sich kaputt lachen Aber vielleicht ist das so gewollt, ich kenne mich in dem Genre (erotischer Liebesroman?) nicht aus. Zurück zu Punkt 1, eine sympathische Protagonistin zu Beginn ändert vielleicht die Sichtweise.

Liebe Grüße,
Mel
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AmandaLovedale
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 36



Beitrag01.06.2023 13:26

von AmandaLovedale
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Liebe Mel,

herzlichen Dank für deine Rückmeldung! Mir gefällt an diesem Kapitel so einiges nicht und genau deshalb bin ich auf eure Hilfe angewiesen.

Was die Sympathie betrifft: Wir starten ja im ersten Kapitel an einem Zeitpunkt vor dem auslösenden Ereignis und ich möchte eine Basis für die Entwicklung des Charakters setzen. Wir haben hier einen männlichen Protagonisten, der aufgrund seiner Familiengeschichte nichts von Liebe und Beziehung hält (bzw. Angst davor hat) und darum Frauen auf Abstand hält. Sein Schicksal ist es jedoch, sich in die kleine Schwester seines besten Freundes Brian zu verlieben. Ich muss also einen Mittelweg finden - zwischen einem offensichtlichen Aufreißer und einem sympathischen Kerl. Und so recht will es mir nicht gelingen. Kannst du in Worte fassen, was genau ihn unsympathisch macht?

Den Gedanken, das erste Kapitel aus Sicht der Protagonistin zu schreiben, finde ich durchaus nachvollziehbar. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, aber ... Ich finde keinen passenden Start!

Wie cool, dass du auf meiner Seite warst und die Leseprobe gelesen hast. Es ist noch eine etwas ältere Variante, da ich gerade mitten in der inhaltlichen und sprachlichen Überarbeitung stecke. Als ich sie online gestellt habe, war ich noch der Meinung, dass ich auch so einen Verlag finden würde Sich kaputt lachen
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Hamliey
Gänsefüßchen
H


Beiträge: 17



H
Beitrag01.06.2023 17:18

von Hamliey
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Weil du speziell danach fragst, werde ich Kritik üben. Sonst bin ich geübter, die stärken herauszustreichen.

Punkt 1:

Der Dialog zwischen den zwei klingt mehr nach einer vermutung wie Männer miteinander sprechen, als wie sie wirklich miteinander sprechen.  

Punkt 2:

Die "erotische" Spannung kommt rüber ist aber total überzeichnet. Weniger, dafür an den richtigen Stellen, ist mehr.

Stell dir die Frage, ob du immer noch für deinen Mann schreibst oder für ein breiteres Publikum.

Was ich stark fand: Das abstossen von der Theke, das stumme "Danke" und noch ein paar kleine andere Dinge.
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AmandaLovedale
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 36



Beitrag01.06.2023 18:18

von AmandaLovedale
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Hallo Hamliey!

Hamliey hat Folgendes geschrieben:
Weil du speziell danach fragst, werde ich Kritik üben. Sonst bin ich geübter, die stärken herauszustreichen.


Danke, dass du deine Komfortzone für mich verlässt. Versteh mich nicht falsch: Ich habe nichts gegen Lob, aber dafür bin ich nicht hier. Ich finde das Kapitel ehrlich gesagt nicht so besonders. Es ist das schlechteste des Buches. Und das ausgerechnet bei dem entscheidenden ersten Kapitel. Ich brauche euch dringend, damit ich herausbekomme, was hier nicht passt!

Hamliey hat Folgendes geschrieben:

Punkt 1:

Der Dialog zwischen den zwei klingt mehr nach einer vermutung wie Männer miteinander sprechen, als wie sie wirklich miteinander sprechen.  



Exakt so etwas muss ich wissen. Ich habe zwar zwei männliche Testleser daran gehabt, aber ich bin nun mal eine Frau über 40 und kein Kerl von 21!

Hamliey hat Folgendes geschrieben:


Punkt 2:

Die "erotische" Spannung kommt rüber ist aber total überzeichnet. Weniger, dafür an den richtigen Stellen, ist mehr.


Ja, das Gefühl hatte ich auch schon ... Okay, streichen und ändern!

Hamliey hat Folgendes geschrieben:


Stell dir die Frage, ob du immer noch für deinen Mann schreibst oder für ein breiteres Publikum.


Gute Frage! Beim zweiten und dritten Teil der Reihe würde ich, ohne mit der Wimper zu zucken, behaupten, dass ich meine weibliche Zielgruppe im Blick hatte. Aber am Anfang dieses Manuskripts? Begründeter Gedankenanstoß!
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WSK
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Beitrag01.06.2023 20:50

von WSK
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Hi Amanda,
schön, dass du dich mit dem Text ins Forum traust. Liebesroman-Autorinnen trifft man hier viel zu selten. ^^

Nachdem du speziell nach ehrlicher Kritik gefragt hast, schreibe ich dir meine Meinung als passionierte Liebesroman-Leserin.
Zunächst mal ist der Schreibstil super und lebendig. Die Handlung erscheint mir dicht, sodass keine Langweile aufkommt, und die Sprache klingt modern und liest sich locker.

Ich schließe mich dem Vorschlag von MelThiele an, dass du den Roman besser aus Sicht der weiblichen Heldin beginnen solltest. Wenn dir dafür nichts einfällt, würde ich die "12 Lösungen"-Methode probieren. Schreib dir mindestens 12 Möglichkeiten auf, mit welcher Handlung du starten könntest. Beispiel: (1) Die Heldin wird vom Pitbull des späteren Love Interests überfallen und steckt sich bei ihm mit Tetanus an. (2) Die Heldin übt für einen Gesangswettbewerb, wobei sie von ihrem Musiklehrer zusammengestaucht wird, weil sie nicht singen kann. (3) ...
Dabei taucht eigentlich immer eine passable Lösung auf bzw. du kannst am Ende die Beste auswählen.

Jetzt zum Inhalt des Kapitels:

Zu Beginn wird mir die Info zu oft wiederholt, dass der Kumpel immer dieselben Frauen flachlegt. Im Prinzip wissen wir das schon nach dem ersten Erklär-Absatz, aber du wiederholst die Info in dem folgenden Dialog noch 3x. Ich würde den Erklär-Absatz weglassen und die Info im Dialog rauskommen lassen (aber dort auch nicht zu oft wiederholen). Etwa so:
Zitat:
«Ich nehme die da.» Brian lehnt neben mir an der Theke und zeigt auf die Blonde am Billardtisch, als würde er sie bei einem Kellner bestellen.

«Na, das ist ja eine Überraschung», sage ich gelangweilt, während ich sie flüchtig mustere. Brians Beuteschema ist dermaßen eng gesteckt, dass ein Phantomzeichner nur eine einzige Skizze für alle seine verflossenen Bettgefährtinnen anfertigen müsste. Sie sind alle groß, sonnengebräunt (selbst im tiefsten Winter), haben lange, blonde Haare (bevorzugt offen), schlanke Beine und einen ordentlichen Vorbau. Nicht falsch verstehen: Ich kritisiere nicht seinen Geschmack, aber ich könnte seine nächste Gespielin zielsicher aus Tausenden auswählen. Es ist halt etwas vorhersehbar! «Hattest du die nicht schon?»

«Was?» Brian betrachtet die Kleine genauer. «Nein … das wüsste ich.» Er schaut mich leicht verunsichert an. «Meinst du?» Ich versuche, nicht zu lachen. Er schaut noch einmal zu ihr hinüber, während sie nach ihrem Glas greift. «Nein. Du musst sie verwechseln!»

Jetzt muss ich doch loslachen. «Junge, wenn man sich nicht sicher ist, ob man eine Frau schon mal im Bett hatte, sollte man dringend seinen Speiseplan erweitern.»

«Du bist ein Arschloch!»

«Nun komm, im Ernst: Die Frauen, die du vögelst, sehen alle gleich aus.»

Brian verzieht das Gesicht, als höre er diese Anschuldigung zum ersten Mal. «Ach, du hast keine Ahnung! Sie sehen überhaupt nicht gleich aus.»

«Und deshalb warst du dir gerade unsicher, ob du diese schon mal hattest? Junge, erweitere mal die Farbpalette.»

Er schüttelt den Kopf. «Und die da auslassen? Willst du mir ernsthaft behaupten, dass sie nicht heiß ist?»

Ohne sie ein weiteres Mal anzusehen, sage ich: «Nein, das will ich nicht. Ich frage mich nur, ob dir die Typauswahl nicht irgendwann langweilig wird.»


Zum Rest des Kapitels. Ich muss sagen, dass mich der Inhalt ziemlich schockt, weil es durchgängig nur darum zu gehen scheint, Frauen fürs Bett zu benutzen. Die Frauen werden sozusagen wie auf dem Viehmarkt rein nach dem Äußeren beurteilt und als Sexobjekte degradiert. Sowas lese ich als Frau wirklich nicht gerne. Und einen Mann, der so denkt, möchte ich nicht geschenkt haben, selbst wenn er sich während der Handlung noch wandeln sollte.

Zitat:
Ich grinse. Ja, das kann ich nicht leugnen. Eine Frau, die vor mir kniet und mir willig ihren Arsch entgegenschiebt, damit ich sie endlich vögle … Das ist genau mein Ding. Ich will eine Frau nicht ewig verführen. Ich will eine Frau, die darum bettelt. «Da ist was dran. Aber welcher Mann bei Verstand tut das nicht?»

Spätestens hier ist der Kerl bei mir unten durch.

Zitat:
Hässlich ist sie nicht. Und der schwarze Leder-Mini setzt ihren Arsch beim Spielen durchaus in Szene. Aber so richtig heiß macht sie mich nicht.

Daraus spricht so viel Arroganz und Geringschätzung gegenüber Frauen.

Zitat:
Die Hotpants, die sie trägt, schreien 'Fick mich' und das frivole Lächeln, das die Trägerin mir schenkt, stimmt mich zuversichtlich, dass sie das Gleiche in Kürze unter mir schreien wird.

Die Stelle fand ich am schlimmsten.

Ist das so eine Art Bad-Boy-Romance? In solchen Sparten kenne ich mich nicht aus. In den Liebesromanen, die ich lese, haben die Love Interests mehr Respekt gegenüber Frauen. Auch wenn es immer mal Love Interests gibt, die sich durch die Betten schlafen, läuft das weitaus mehr auf Augenhöhe ab, nicht so beliebig und "primitiv". Entsprechend würde ich deinen Roman nach diesem Einstieg wohl nicht weiterlesen, obwohl du vom Schreibstil her definitiv viel Potential hast. ^^
Hoffentlich kannst du mit meiner Kritik was anfangen. Natürlich ist das nur meine Meinung und andere können es ganz anders sehen.
LG Anna
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AmandaLovedale
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 36



Beitrag01.06.2023 21:44

von AmandaLovedale
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Liebe Anna,

herzlichen Dank für deine ausführliche und ehrliche Kritik. Das ist genau das, was ich brauche!

Der erste Teil des Kürzens ist natürlich schnell erledigt und sicher sinnvoll. Es wiederholt sich in der Tat unnötig.

Was den für mich wichtigeren Part angeht, hast du mir viele gute Hinweise gegeben. Ja, die "Jungs" betrachten Sex definitiv mehr als Sport. Wie du dir vielleicht denken kannst, haben beide ihre Gründe dafür. (Die von Brian erfährt der Leser im zweiten Teil der Reihe, in der er die männliche Hauptrolle spielt.) Aber natürlich sollen sie nicht als rücksichtslose Arschlöcher rüberkommen! Zumal sie Frauen durchaus respektvoll behandeln - im Schlafzimmer. Ich habe versucht, diese zurzeit vorherrschende Herangehensweise an Sex - wie sie häufig im Gebrauch von Daten-Apps und Co durchscheint - darzustellen, bin aber offensichtlich total übers Ziel hinausgeschossen. Und vermutlich ist das genau der Punkt, der mich selbst stört!

Cameron ist nicht so, wie er hier offenbar rüberkommt. Er hat One-Night-Stands, weil er keine Beziehung zu Frauen eingehen möchte, aber er betrachtet sie definitiv nicht als Vieh.

Aber, gut, wir sind einen Schritt weiter! Ich weiß, wo das Problem liegt.

Was das Thema "1. Kapitel - weibliche POV" angeht, fällt mir die Lösung schwerer: Da ich die ganze Geschichte schon kenne und die beiden Protagonisten praktisch eine 17 Jahre andauernde gemeinsame Vergangenheit haben (Cameron und Brian kennen sich seit dem Kindergarten - Brians kleine Schwester Samantha steht auf Cameron - sie will von ihm aus Frau wahrgenommen werden und verführt ihn auf einer Party ...), brauche ich praktisch den Status Quo, um der Story einen Sinn zu geben ... Mist!

Ich muss denken ...
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HansGlogger
Geschlecht:männlichKlammeraffe
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Alter: 65
Beiträge: 606
Wohnort: Bayern


H
Beitrag01.06.2023 22:13

von HansGlogger
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Kurz, hart und ohne Gesäusel.
Die Figuren sind so was von klischeehaft, dass ich zu Beginn meinte, den gelungenen Einstieg zu einer Satire/Karikatur vor mir zu haben. Dann habe ich aufgehört zu lesen.
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AmandaLovedale
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 36



Beitrag01.06.2023 22:23

von AmandaLovedale
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HansGlogger hat Folgendes geschrieben:
Kurz, hart und ohne Gesäusel.


Ganz nach meinem Geschmack!

Ich könnte es jetzt mit einer Rechtfertigung versuchen, dass die Charaktere absichtlich so gewählt sind, um zu zeigen, dass Menschen nicht immer so sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen, aber das würde nicht helfen, da die Klischeehaftigkeit offensichtlich dazu führt, dass die Leser es nie erfahren ... Weil sie nicht weiterlesen!

Damn it!

Ich danke dir dennoch für deine Rückmeldung.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag01.06.2023 23:56

von Jenni
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Huhu, ich stelle mich mal unauffällig mit in die Reihe derer, die hier deinen Stil sehr unterhaltsam zu lesen finden, aber aufgrund der auf diese Strecke recht eindimensionalen und äußerst unerträglichen Männerfiguren (Gründe wurden schon genannt) nicht weiterlesen würden. Und weil ich keine Liebesromane lese. Wobei ich kürzlich  doch mal einen gelesen habe (oder je länger ich darüber nachdenke auch fünf oder sieben), und der war ein Beispiel, wie ein männlicher Charakter, der aus Gründen nur One-Night-Stands hat, sympathischer eingeführt werden kann. Von Jennifer Benkau nämlich „A reason to stay“. Auch mit abwechselnden POV, sie zuerst.
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Hamliey
Gänsefüßchen
H


Beiträge: 17



H
Beitrag02.06.2023 08:12

von Hamliey
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HansGlogger hat Folgendes geschrieben:
Kurz, hart und ohne Gesäusel.


Ähnlich der Einstellung der Romanfiguren😊.

Ansonsten noch ein Nachtrag von mir:

Obwohl ich nach wie vor finde das der Dialog zwischen den "Männern" nicht authentisch ist, möchte ich eine Differenzierung zu den anderen Kritiken anbringen, die den Inhalt der Gespräche als krass frauenverachtend werten.

Ich denke nur ein ganz kleiner Bruchteil der Männer die in einem solchen oder ähnlichen Tonfall über Frauen sprechen sind tatsächliche Sexisten. Vielmehr ist es die Sprache die sich nach Geschlecht unterscheidet. Meinen tun aber alle das gleiche.

Um den den Kreis zu schliessen: Bitte kippe nicht in das andere Extrem einer romantisierten Säuselsprache. Kurz, hart und ohne Gesäusel kann sehr geil sein.

Ansonsten finde ich die angebrachte Kritik mega gut.
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Minerva
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Beiträge: 1150
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Beitrag02.06.2023 09:26

von Minerva
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OK.
Es gibt eine Zielgruppe für dies und eine für das und eine für jenes.
Deswegen würde ich vor allem eins nicht tun: Den Text und die Typen weichspülen und damit dann deine Zielgruppe langweilen.
Ich bin zwar nicht die große Romance-Leserin, aber wenn, dann bitte Bad Boys 😏
Der Reiz besteht ja gerade darin, den weichen Kern unter der rauen Schale freizulegen.

Was Verbesserungen angeht:

1. Ich sehe kein Problem darin, mit dem Typen zu beginnen, wenn du nicht mit der Prota anfangen kannst, weil der Roman jetzt eben so ist wie er ist. Solltest du damit anfangen wollen, dann eher durch das Umstellen der schon vorhandenen Szenen, sonst besteht die Gefahr, dass du irgendeinen laschen Einstieg bringst.

2. Inhalt logischer gestalten: Erst spricht der Prota über die Optik der Frauen, dann geht es aber darum, dass sie gewisse Typen sind, die betteln. Dann würde ich das so machen, dass der Prota das auch anfangs mit wahrnimmt.

3. Dialogstraffung. Wiederholendes raus wie z.B. Speiseplan vs. Farbpalette. Jeder Dialog sollte überlegt sein und mir eine neue Info bringen, inhaltlich oder über die Figuren. Das tut es in dem Fall nicht.

4. Die Unterscheidung zwischen Prota und Kumpel scheint mir nicht so recht zu gelingen. Der eine will, dass sie betteln, der andere will gejagt werden. So viel Unterschied sehe ich da nicht. Außer natürlich, wenn die später auftretende Prota einen Scheiß tut und ihm keinesfalls hinterherrennt, sodass er gezwungen ist, aktiv zu werden.

5. Der Kumpel ist ein bisschen überrepräsentiert gegenüber dem Prota. Das würde ich ein bisschen einkürzen und mehr auf den Prota fokussieren. Ich meine, er hat das schon zig mal gesehen, wenn sein Kumpel herumbaggert. Das wäre nur interessant, wenn er selbst nie oder kaum eine abbekäme.

(6. Genrell fände ich es interessanter, wenn es so aufgebaut wäre, dass der Prota krasser rüberkommt als der Kumpel. Wenn der Kumpel also die Willigen wählt, die betteln, dann müsste Prota sich auf die einschießen, die schwer zu knacken sind. Das würde erstens den richtigen Kontrast zwischen den beiden Kumpels herstellen (so wie jetzt sind sie sich zu ähnlich) und zweitens den Prota soveräner wirken lassen. Natürlich lässt er alle Frauen danach fallen. Das dürfte aber jetzt mit deinem Plot und Roman nicht zusammenpassen, also kannst du den Tipp hier auch ignorieren. Grundsätzlich ist es aber gut, zu bedenken, dass die Nebenfiguren immer etwas deutlich Kontrast zu den Protas bieten. Das sehe ich bei: a)beide schleppen ab b)gleiches Frauenbild c) gleiche optische Liga d)betteln vs. anmachen lassen - nicht so stark.)


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
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AmandaLovedale
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 36



Beitrag02.06.2023 10:13

von AmandaLovedale
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für die weiteren Rückmeldungen!

@Hamliey
Ich glaube, die Gefahr, dass ich zu schnulzig werde, besteht eher nicht Wink

@Minerva

Wow, das war ausführlich. Ich bemühe mich, auf alles einzugehen.
Und ich starte mit 4. bzw. 6., da mir das am meisten auf den Nägeln brennt: Denn da ist irgendwas total durcheinander geraten. Die Eigenschaften der beiden kamen bei dir falsch an. Zur Klarstellung:
Der Prota steht auf die Willigen und lässt sich jagen. Sein Kumpel ist ein klassischer Aufreißer, der Mädels anquatscht.
Der Prota ist optisch sehr flexibel, während sein Kumpel ausschließlich Blondinen abschleppt.
Offenbar ist das bei dir nicht so angekommen. Ich schaue, ob ich das bei der Überarbeitung mehr rausstellen kann.

Und jetzt der Reihe nach:

1. Ja, die Gefahr sehe ich auch. Wobei ich gestern Abend tatsächlich noch ein paar Worte geschrieben habe, die eine Anfangsszene aus Sicht der Protagonistin werden könnten. Ich weiß noch nicht, wohin es mich trägt und ob es genug Potenzial hat, aber das werden wir sehen.

2. Stimmt. Ich habe bei der Überarbeitung versucht, darauf mehr hinzuweisen.

3. Schon gestrichen Wink

5. Auch das dürfte durch die Kürzung und Überarbeitung besser geworden sein.



Ich danke euch allen für die tollen Tipps. Ich habe bereits mit der Überarbeitung begonnen. Auch wenn aktuell nicht sicher ist, ob es nun das erste Kapitel bleibt oder noch eine Szene davorkommt. So oder so werde ich euch die Änderungen in Kürze vorstellen!
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MrsTeacup
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Alter: 32
Beiträge: 162
Wohnort: Österreich


Beitrag02.06.2023 10:14

von MrsTeacup
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AmandaLovedale hat Folgendes geschrieben:
Liebe Mel,

herzlichen Dank für deine Rückmeldung! Mir gefällt an diesem Kapitel so einiges nicht und genau deshalb bin ich auf eure Hilfe angewiesen.

Was die Sympathie betrifft: Wir starten ja im ersten Kapitel an einem Zeitpunkt vor dem auslösenden Ereignis und ich möchte eine Basis für die Entwicklung des Charakters setzen. Wir haben hier einen männlichen Protagonisten, der aufgrund seiner Familiengeschichte nichts von Liebe und Beziehung hält (bzw. Angst davor hat) und darum Frauen auf Abstand hält. Sein Schicksal ist es jedoch, sich in die kleine Schwester seines besten Freundes Brian zu verlieben. Ich muss also einen Mittelweg finden - zwischen einem offensichtlichen Aufreißer und einem sympathischen Kerl. Und so recht will es mir nicht gelingen. Kannst du in Worte fassen, was genau ihn unsympathisch macht?

Den Gedanken, das erste Kapitel aus Sicht der Protagonistin zu schreiben, finde ich durchaus nachvollziehbar. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, aber ... Ich finde keinen passenden Start!

Wie cool, dass du auf meiner Seite warst und die Leseprobe gelesen hast. Es ist noch eine etwas ältere Variante, da ich gerade mitten in der inhaltlichen und sprachlichen Überarbeitung stecke. Als ich sie online gestellt habe, war ich noch der Meinung, dass ich auch so einen Verlag finden würde Sich kaputt lachen


Also ich habe ähnliche Gedanken wie WSK bezüglich Sympathie der Männer smile

Ich finde es nicht schlimm, dass dein Protagonist ein Player ist, aber ich denke, du solltest einen Weg finden, ihn so darzustellen, dass er Frauen respektvoll behandelt (=um ihn für die Zielgruppe sympathisch zu machen). Du sagtest ja schon, dass er im Bett genau so ist - das würde ich nun auch gerne in seinen Gedanken lesen. Du könntest ihn eventuell gegen seinen Kumpel kontrastieren - also dass der Kumpel so eine Meinung von Frauen hat, aber dein Protagonist eben nicht?
Hach ja, ich glaube das ist nicht einfach^^ Das letzte Buch mit einem sympathischen Protagonisten, der vorher mit mehreren Frauen schäft, bevor er zu seinem LI kommt, das ich gelesen habe, war Karen Swan - The Christmas Postcards (der deutsche Titel kommt glaub' ich erst dieses Jahr). Vielleicht kannst du wirklich bei anderen Autoren nachvollziehen, wie die das schaffen.
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Minerva
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Beitrag02.06.2023 10:31

von Minerva
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Zitat:
Denn da ist irgendwas total durcheinander geraten. Die Eigenschaften der beiden kamen bei dir falsch an.

Ja sorry, war mein Fehler. Ich habe recht schnell gelesen.


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AmandaLovedale
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Beitrag02.06.2023 10:45
Neue Version
von AmandaLovedale
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So, bevor wir uns noch lange mit den Dingen beschäftigen, mit denen ihr total recht habt und die ich längst einsehe, hier mal die ersten Änderungen. Ich habe einiges gekürzt und umformuliert. Mich würde interessieren, ob die Tendenz stimmt. Wirkt der Protagonist so sympathischer?


Cameron


«Ich nehme die da.» Brian lehnt neben mir an der Theke und zeigt auf die Blonde am Billardtisch, als würde er sie bei einem Kellner bestellen.

«Na, das ist ja eine Überraschung», sage ich gelangweilt, während ich sie flüchtig mustere. «Hattest du die nicht schon?»

«Was?» Brian betrachtet die Kleine genauer. «Nein … das wüsste ich.» Er sieht mich leicht verunsichert an. «Meinst du?» Ich versuche, nicht zu lachen. Er schaut noch einmal zu ihr hinüber, während sie nach ihrem Glas greift. «Nein. Du musst sie verwechseln.»

Jetzt muss ich doch loslachen. «Junge, wenn man sich nicht sicher ist, ob man eine Frau schon mal im Bett hatte, sollte man dringend seinen Speiseplan erweitern.»

«Du bist ein Arschloch!»

«Nun komm, im Ernst: Die Frauen, die du vögelst, sehen alle gleich aus.»

Brian verzieht das Gesicht, als höre er diese Anschuldigung zum ersten Mal. «Ach, du hast keine Ahnung. Sie sehen überhaupt nicht gleich aus. Und tu nicht so, als würdest du nicht auch immer wieder bei dem gleichen Typ Frau landen», sagt er, als wäre das offensichtlich.

Doch ich habe keine Vorstellung, wovon er spricht: «Ich hatte allein in den vergangenen Wochen eine Asiatin und eine mit schwarzen Dreadlocks.»

Er nickt zustimmend. «Das meine ich auch nicht. Keine Frage, du bist nicht voreingenommen, was die Optik angeht. Aber eins haben die Frauen in deinem Bett trotzdem alle gemeinsam. Du, mein Freund, stehst auf die Hungrigen.»

Ich grinse. Ja, das kann ich nicht leugnen. Ich mag es, wenn eine Frau zeigt, was sie will. Besonders, wenn ich das Glück habe, genau das zu sein. «Da ist was dran. Aber welcher Mann bei Verstand tut das nicht?»

Ich nehme einen Schluck von meinem Bier und lasse den Blick durch die Bar schweifen. Brians Blick hängt indes wieder an der Blondine, die sich jetzt mit dem Queue in der Hand über den Billardtisch beugt. «Los, hau schon ab». Ich schicke ihn mit einem Kopfnicken in ihre Richtung auf die Jagd. «Viel Erfolg.»

«Danke.» Er nimmt sein Glas und schlägt mir auf die Schulter, bevor er sich ins Getümmel stürzt: «Dir auch.»

Ich lehne mich zurück und stütze mich mit den Ellbogen auf dem alten Holz-Tresen ab, an dem ich meine halbe Jugend verbracht habe. Wie vermutlich zahllose Generationen vor mir. Das Holz ist über die vielen Jahre von den Händen der Besucher ganz glatt und glänzend geworden. Im Gegensatz zu Brian begebe ich mich nicht von mir aus ins Geschehen und becirce Frauen mit überzeugenden Anmachsprüchen. Ich beobachte. Ich warte. Für einen Typen, der es darauf anlegt, jedes Wochenende im Bett einer anderen Frau zu landen, scheint das eine waghalsige Taktik, aber der Erfolg gibt mir überraschend oft recht. Ich bin kein Jäger – ich lasse mich jagen. Mein Motto: 'Lasset die Weiber zu mir kommen.' Steht schon so in der Bibel. Oder wenigstens so ähnlich.

«Na, hat Ken sich schon seine Barbie für den heutigen Abend ausgewählt?» Die Barkeeperin lacht, während sie Brian hinterher sieht.

«Wie bitte? Ken?»

Jane lehnt sich neben mir auf die Bar und stützt ihr Gesicht auf beiden Händen ab. «Ist dir das wirklich noch nie aufgefallen?», fragt sie zweifelnd. «Schau dir die Mädels an, die er hier Woche für Woche abschleppt. Schlank, blond und mit hohem Plastikanteil. Es sind Barbies. Eine genau wie die andere.» Sie nickt in Richtung des Billardtisches. «Und dann sieht dir deinen Freund daneben an. Den Sonnyboy. Blonde Föhnfrisur, trainierter Oberkörper, das weiße T-Shirt über der beigefarbenen Cargo-Shorts. Das ist Ken.» Sie stößt sich vom Tresen ab und schnappt sich ein Geschirrtuch. «Sag mir nicht, dass du es nicht sehen kannst.»
 
Ich muss grinsen. Oh Gott, sie hat recht. Mein bester Freund sieht aus wie Ken! Wie konnte mir das all die Jahre entgehen? Kurz frage ich mich, ob es auch eine dunkelhaarige Variante von Ken gibt, und ob ich … Nein. Brian spielt mit der Klischee-Liste eines Sportstudenten Bingo - und gewinnt. Ich bin anders. Denn auch wenn ich durchaus etwas für meinen Körper tue, sehe ich nicht aus wie eine durchtrainierte Plastikfigur. Wer will das schon? «Lass ihn das nicht hören, Jane. Ich weiß nicht, ob sein Ego es verkraftet, mit einer geschlechtslosen Puppe verglichen zu werden.» Sie lacht. «Gibst du mir noch eins?» Ich deute auf mein leeres Glas und sie wendet sich wieder ihrer Arbeit zu. Während ich mich meiner Aufgabe widme.

Schauen wir also mal, was der Abend zu bieten hat. Die Auswahl an Frauen ist an solchen Freitagabenden in einer Studentenkneipe wie dem Black Swan verlässlich gut. Sie kommen in Grüppchen zum Dart oder Billard spielen, zum Quatschen oder Feiern. Und fast alle kommen zum Trinken und Flirten. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Natürlich könnte ich es mir einfach machen und mich zu 'Ken' an den Billardtisch gesellen. Die Körpersprache der Blonden sagt mir jetzt schon, dass sie in ein paar Minuten völlig in seinen blauen Augen versunken sein wird. Was immer er da genau tut: Man muss sagen, er hat es drauf! Es ist abzusehen, dass ihre Freundin in Kürze jemanden Neues zum Pool spielen braucht. Vielleicht hätte ich eine Chance. Ich schaue sie mir genauer an: Sie sieht nicht schlecht aus, aber es fehlt das gewisse Etwas, das ich suche.

Ich schaue also weiter. An einem Ecktisch zu meiner Linken quiekt eine Horde angetrunkener Frauen, die schon hier waren, als wir vorhin angekommen sind und irgendetwas zu feiern scheinen. Sie sitzen eng aneinander gedrängt auf der dunklen Holzbank, die den Tisch an drei Seiten umschließt und gackern lautstark. Inzwischen haben sie schon mindestens zwei Flaschen Champagner geleert. Eine Blonde, Anfang zwanzig (ja, ich kann auch mal blond) mit rotem Lippenstift nippt an ihrem Glas und schaut zu mir rüber. Sie mustert mich ausgiebig, bis sich unsere Blicke treffen. Ihre Augen haben dieses verräterische Glimmen. Ich lächle sie wissend an und ihre Wangen röten sich. Oh, ja, das ist definitiv nicht ihr erstes Glas Champagner. Sie beißt sich verlegen auf die Unterlippe und wendet sich dann wieder ihren Freundinnen zu. Gut. Das ist nur eine Frage der Geduld. Zeit und Champagner arbeiten für mich und wenn sie sich entscheidet, heute Abend noch etwas Dummes zu tun, bin ich da.

Ich drehe mich um und nehme das neue Bier, das Jane mir hingestellt hat, während sie einen Strich dafür auf meinen Bierdeckel macht. «Danke.»

Zwei Plätze neben mir steht nun eine hübsche Rothaarige und schaut sich suchend um. Als ihr Blick auf mich fällt, lächle ich und sie lächelt zurück. Es ist ein etwas verlegendes Lächeln, aber ich interpretiere es als interessiert. Vielversprechend. Ich warte einen Moment, ob von ihr etwas kommt, doch dann höre ich eine Stimme direkt neben mir.

«Hey, Carol, da bist du ja.» Mit diesen Worten schiebt sich der große Typ an mir vorbei und zieht die Rothaarige in seine Arme. Sie reagiert nicht gerade überrascht und ich muss eingestehen, dass das Lächeln, das jetzt ihre Lippen umspielt, nichts mit dem offenbar höflichen Lächeln zu tun hat, das sie mir vor wenigen Sekunden geschenkt hat. Tja … Der folgende Kuss ist für meinen Geschmack etwas übertrieben. Zumal der Typ wirklich nicht in ihrer Liga spielt. Aber was solls? Glück für ihn. Ich wende mich ab. So sehr freue ich mich dann doch nicht für ihn, als dass ich mir das Ganze unnötig lang ansehen müsste.

Aber zum Glück gibt es hier verlockendere Anblicke. Zum Beispiel am Ende der Theke, wo eine Brünette mit tiefem Ausschnitt gerade mit der Hand wedelt, um Janes Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie scheint drei, vier Jahre älter als ich zu sein. Vielleicht 24 oder 25. Und sie ist gut in Form. Als Jane bei ihr ankommt, beugt sich die Frau über den Tresen, um ihr ihre Bestellung zuzurufen und präsentiert mir – und dem Rest der Bar – dabei ihre Möpse, die sich gerade noch an der Spitzenkante ihres BHs festhalten können. Man könnte ihre Aufmachung vielleicht 'billig' nennen, ich finde sie jedoch eher 'informativ'. Auch der Rest ihres Outfits spricht Bände. Sie hat definitiv nicht vor, allein nach Hause zu gehen und das frivole Lächeln, das sie mir schenkt, stimmt mich zuversichtlich, dass ich ihre Begleitung sein könnte. Dieses Mal irre ich mich sicherlich nicht. Ich tippe auf meinen Bierdeckel und gebe Jane so wortlos ein Zeichen, dass sie den Drink der 'Dame' auf meine Rechnung setzen soll. Die Brünette schenkt mir dafür ein stimmloses 'Danke'. Ihr Blick ist dabei so zweideutig, dass sie sich stattdessen hätte die Lippen lecken können. Ja, es besteht kein Zweifel. Sie nimmt das Glas von Jane entgegen, wirft das offene Haar mit der anderen Hand über ihre Schulter und kommt zu mir rüber.

Meine Damen und Herren, wir haben eine Gewinnerin!
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Hamliey
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Beitrag02.06.2023 11:11

von Hamliey
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AmandaLovedale hat Folgendes geschrieben:
Danke für die weiteren Rückmeldungen!

@Hamliey
Ich glaube, die Gefahr, dass ich zu schnulzig werde, besteht eher nicht Wink


Dann bin ich glücklich smile
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Minerva
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Beitrag02.06.2023 15:04

von Minerva
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Ich finde es viel stimmiger jetzt, hätte aber Folgendes am Anfang drin gelassen, zumindest teilweise:

Zitat:
Brians Beuteschema ist dermaßen eng gesteckt, dass ein Phantomzeichner nur eine einzige Skizze für alle seine verflossenen Bettgefährtinnen anfertigen müsste. Sie sind alle groß, sonnengebräunt (selbst im tiefsten Winter), haben lange, blonde Haare (bevorzugt offen), schlanke Beine und einen ordentlichen Vorbau


Der Rest fehlt mir eigentlich nicht

Liebe Grüße!


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WSK
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Beitrag02.06.2023 23:44

von WSK
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Ja, die Änderungen verbessern den Text definitiv. Er kommt jetzt respektvoller gegenüber Frauen rüber, dadurch, dass du die Formulierungen entschärft hast. Dennoch bleibt es inhaltlich so, dass er eben das ganze Kapitel über eine Frau sucht, mit der er schlafen kann, und dabei sehr schnell zwischen den möglichen Kandidatinnen hin und herspringt. Es wirkt relativ beliebig - sprich, die Frauen sind für ihn austauschbar. Das wertet die Frauen insofern ab, dass er sie wirklich nur fürs Bett braucht.
Wenn du daran etwas ändern willst, könntest du ihn weniger Frauen abchecken lassen (vielleicht fasst er sogar nur eine Frau ins Auge). Er könnte sich auch mit der Kandidatin unterhalten, dann würde er nicht nur am Aussehen, sondern auch am Charakter interessiert wirken. Wenn er auch Bock hätte, eine attraktive/sympathische Frau kennenzulernen, wäre das Ganze nicht so rein auf die Fleischeslust reduziert. Sex darf natürlich trotzdem sein Endziel sein, aber es muss ja nicht der einzige Inhalt seiner Gedanken sein - er darf sich auch für die Person interessieren. ^^

Zitat:
Für einen Typen, der es darauf anlegt, jedes Wochenende im Bett einer anderen Frau zu landen, scheint das eine waghalsige Taktik, aber der Erfolg gibt mir recht.

Ich würde die Aussage mit dem wöchentlichen Rhythmus weglassen. Es hat etwas Zwanghaftes, wenn er unbedingt jedes Wochenende eine Frau flachlegen muss. Lass es ihn doch einfach tun, weil er gerade Lust drauf hat. Der Leser muss hier nicht erfahren, wie oft er das macht, weil wir durch sein entspanntes Abchecken der Frauen ja eh schon merken, dass er darin Routine hat.

Zitat:
Eine Blonde, Anfang zwanzig (ja, ich kann auch mal blond) mit rotem Lippenstift nippt an ihrem Glas und schaut zu mir rüber.

Die Klammer würde ich weglassen, das klingt abwertend, als würde er sich zu einer Blonden "herablassen".

Zitat:
Zeit und Champagner arbeiten für mich und wenn sie sich entscheidet, heute Abend noch etwas Dummes zu tun, bin ich da.

Hier scheint er bereits zu wissen, dass er den Frauen wehtut. Sprich, mit ihm zu schlafen, ist "etwas Dummes". Da klingt er ein wenig wie ein fieser Bösewicht, der weiß, dass er Böses tun wird. Besser wäre es, wenn er davon ausgeht, dass die Frauen bei ihm auch auf ihre Kosten kommen. So nach dem Motto: "Sie bekommt mich zwar nur für eine Nacht, aber diese Nacht wird auch für sie der Hammer" oder "Wenn sie sich für mich entscheidet, wird ihr diese Nacht in atemberaubender Erinnerung bleiben".

Sind natürlich nur Vorschläge, vielleicht hilft dir ja etwas davon weiter ^^
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nebenfluss
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Beitrag03.06.2023 01:49

von nebenfluss
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Ich hoffe, der Faden verträgt (nach Jenni) einen weiteren bekennenden Nicht-Liro-Leser, und hänge mich auch gleich an ihren Kommentar dran.
Jenni hat Folgendes geschrieben:
ich stelle mich mal unauffällig mit in die Reihe derer, die hier deinen Stil sehr unterhaltsam zu lesen finden, aber aufgrund der auf diese Strecke recht eindimensionalen und äußerst unerträglichen Männerfiguren (Gründe wurden schon genannt) nicht weiterlesen würden.

Ich denke, die unerträglichen Männerfiguren wären erträglicher, wenn die Erzählstimme - oder eine agierende Figur - eine ironische Distanz zu ihnen aufbauen würde. Die sehe ich allerdings nicht. Der Prota ist so ein Held, dass er trotz der "waghalsigen Taktik", überhaupt nichts waghalsiges zu tun, sich vielmehr überhaupt nicht anzustrengen, jedes Wochenende eine andere Frau ins Bett bekommt. Das Repertoire seines Kumpels besteht aus "überzeugenden Anmachsprüchen" (bin mir nicht sicher, ob ich dafür Beispiele lesen wollte) und selbst die Barkeeperin findet es offenbar normal, dass er sich "seine Barbie auswählt". Es geht wahrlich zu wie auf dem Fleisch- bzw. Plastikpuppenmarkt.

Eine solche "kritische Stimme" wäre vielleicht gegenüber dem Text die weniger brutale Methode, verglichen mit der weitreichenden Umerziehung, wie sie WSK vorschlägt, denn
Zitat:
Wenn du daran etwas ändern willst, könntest du ihn weniger Frauen abchecken lassen (vielleicht fasst er sogar nur eine Frau ins Auge). Er könnte sich auch mit der Kandidatin unterhalten, dann würde er nicht nur am Aussehen, sondern auch am Charakter interessiert wirken. Wenn er auch Bock hätte, eine attraktive/sympathische Frau kennenzulernen, wäre das Ganze nicht so rein auf die Fleischeslust reduziert. Sex darf natürlich trotzdem sein Endziel sein, aber es muss ja nicht der einzige Inhalt seiner Gedanken sein - er darf sich auch für die Person interessieren. ^^

das wäre doch ein völlig anderer Charakter, oder?


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HansGlogger
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Beitrag03.06.2023 07:41

von HansGlogger
Antworten mit Zitat

Der Ich-Erzähler erscheint mir jetzt sympathischer. Das kommt IMHO durch die Distanz zu "Ken" zustande.

Hier noch ein T-Shirt für die Brünette.

https://www.amazon.de/einzige-Beute-ihrem-J%C3%A4ger-auflauert/dp/B07M7WS77T
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AmandaLovedale
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Beiträge: 36



Beitrag03.06.2023 11:14

von AmandaLovedale
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Frohen Samstag zusammen,

und danke für die Rückmeldungen! Ich lese sie alle mit sehr viel Interesse und möchte viel daraus lernen. Allerdings kann ich es nicht allen recht machen, sondern muss meine Zielgruppe im Auge behalten. Und wie Minerva richtig sagte:

Minerva hat Folgendes geschrieben:
Der Reiz besteht ja gerade darin, den weichen Kern unter der rauen Schale freizulegen.


Cameron von Anfang an zu einem Stubentiger zu machen, der eigentlich jeden Abend verzweifelt nach der großen Liebe sucht, wäre...

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

das wäre doch ein völlig anderer Charakter, oder?


Genau! Und es lässt auch wenig Möglichkeiten zur Entwicklung.

Liebesromane sind gespickt mit Klischees und genau das erwartet die Zielgruppe. Der Protagonist sieht unverschämt gut aus, ist auf eine charmante Weise arrogant und kann jede Frau um den kleinen Finger wickeln. Selbst Sylvia Englert schreit in ihrem Buch "So lektorieren Sie Ihre Texte" in dem Kapitel über Klischees, dass man als Liebesromanautorin den Leserinnen den Spaß nicht verderben soll und diese Klischees bedienen muss.

Und was die "unerträglichen Männerfiguren" betrifft: Ich persönlich finde nichts Verwerfliches daran, wenn zwei Menschen unverbindlichen Sex miteinander haben. Solange beide daran Spaß haben, gibt es für mich kein Problem und die Frauen, die sich hier auf den Protagonisten einlassen, sehen es genauso. In der nächsten Szene wird erwähnt, dass der Prota immer vorher genau artikuliert, was er will. Und macht die Brünette auf euch den Eindruck, dass sie an diesem Abend die Liebe ihres Lebens sucht? Ich hoffe nicht, denn dann hätte ich sie vollkommen falsch gezeichnet.

Wir haben hier einen Typen, der mit der Prämisse lebt, dass Beziehungen zwangsläufig zu Tränen führen. Er hat nicht vor, sich das Herz brechen zu lassen und will das auch keiner Frau antun. Aber er ist 21 und will seinen Spaß. Macht ihn das zu einem Arschloch? Ich finde nicht. Aber das ist natürlich Geschmacksache ...

Die Idee mit der kritischen Stimme gefällt mir sehr gut. Minerva hatte mich auch schon darauf angesprochen, dass eine Art Abfuhr oder Geringschätzung gut wäre, um zu demonstrieren, dass nicht jede Frau auf einen Kerl wie ihn gewartet hat und damit auch zu zeigen, wie er damit umgeht. Ich hatte das für eine spätere Szene geplant, aber ich denke, es wäre gut, das hier direkt zu verwerten.

WSK hat Folgendes geschrieben:
Sprich, mit ihm zu schlafen, ist "etwas Dummes".


Ich finde sehr spannend, dass du diesen Ausdruck offenbar wörtlich nimmst. Denn ich kenne ihn praktisch als Redensart. Etwas Dummes zu tun, heißt für mich nur etwas zu tun, was von der Gesellschaft oder der besseren Vernunft nicht empfohlen wird. Zum Beispiel sich ein drittes Stück Torte zu genehmigen oder mehr zu trinken, als vernünftig wäre. Das macht aber die Torte nicht zum Bösewicht. Es ist also nur ein blöder Spruch, den man so daher sagt. Denn eins steht fest: Eine Nacht mit Cameron wird jeder Frau in atemberaubender Erinnerung bleiben. Sonst wäre es ein ganz beschissener Liebesroman. Wink

Danke für die Anregungen! Ihr seid eine große Hilfe!
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