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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Auszüge aus "Andere Welt"


 
 
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Deez Nutz
Geschlecht:männlichErklärbär

Alter: 24
Beiträge: 2
Wohnort: Berlin


Beitrag14.05.2023 23:32
Auszüge aus "Andere Welt"
von Deez Nutz
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vor einem Jahr habe ich aktiv an diesem Drama gearbeitet. Seitdem saß ich aber kaum daran. Vom Setting her ist es eher trashy. Die Handlung dreht sich um den Protagonisten, der in eine Parallelwelt transportiert wird und versucht, sie mithilfe von Kung Fu und Magie zu einem besseren Ort zu machen. Allerdings hab ich mich beim Schreiben viel in Liebesbeziehungen verfahren. Also ein paar ernstere Momente gibt es auch und die sind eigentlich sogar meine Liebsten. Ich würde nur gern wissen, ob ich da an was dran bin - ob es gut ist. Und ob ich gut bin oder jemals das Zeug hab, das zu werden. Meine Meinung ändert sich ständig.

WILSON-HAUS

Sally auf und ab gehend, während Julia auf der Couch sitzt.


SALLY. Ich kann’s nicht glauben. Als ich ihn erst sah, dachte ich, er wäre nur ein Blender. Aber jetzt weiß ich es, er ist wirklich etwas besonderes. Ich weiß nicht genau, was an ihm ist, aber etwas ist da. Er lernt so schnell. Schon bald wird er mich sogar übertreffen. Aber ach, darum geht es mir nicht mal; was zählt, ist dass er die richtige Idee hat. Mal auf jemanden zu treffen, der so denkt wie ich und der von mir lernt wie ich von ihm… In meinem Alter auch noch. Nicht schon verblödet von allem, was man uns zuwirft, unsere junge Generation, die erzogen wird zu Konsumenten und zu sein wie eine Verzerrung dreier Affen. Wie es von einem Tag zum nächsten ging, schlug mein Gemüt sich um. Gleichgültigkeit, Interesse, Wertschätzung, und gar noch mehr. Ich kann nicht an ihn denken, ohne diese Bauchschmerzen zu bekommen.
JULIA. Das jugendliche Feuer der Hingabe lodert in dir. Sei nah dran und es schenkt dir die gemütlichste Wärme. Nur komm ihm nicht zu nahe, denn so eh du dich versiehst, ist dein Herz im Brennen und du sollst Markierungen tragen bis ans Ende deiner Tage. Was ich sage ist nicht originell, aber wahr ganz gleich.
SALLY. Vielleicht ist es dir mal so ergangen, aber ich werde mich nicht verbrennen. Er wird mich nicht enttäuschen, das seh ich ihm nicht an.
JULIA. Redest du von ihm oder von dem Bild, das sich dir in Gedanken zeigt und dich verrückt macht? Die Natur zeigt ihre Schadenfreude damit, die leichtfertigsten Menschen den größten Gefahren auszusetzen. So wie ich mit Freude und Reue auf alte Tage rückblicke, so wird dich gleiches ereilen, genau wie jedem vor uns und jedem nach uns.
SALLY. Wo ich ohnehin verdammt bin, soll ich nun auf dich hören oder dich ignorieren?
JULIA. Kommt darauf an, welche Art von Reue du bevorzugst.
SALLY. Dann soll ich mich zeigen und ihn lassen, mich glücklich oder traurig zu machen.
JULIA. Die Konsequenzen darüber sei dir lieber bewusst, denn ich sage es besser gleich: Gefallen gefunden habe ich an ihm auch. Mindestens für einen Tag und eine Nacht soll er mein sein. Du darfst mich dafür hassen oder es als eine Art Test betrachten. Gibt er sich mir hin, dann hast du den Beweis über eingebildete Seelenverwandtschaft.
SALLY. Wie froh bin ich, an dich gewöhnt zu sein. Sag und mach, was dir beliebt. Mich wird es nicht berühren und Pierre genau so wenig.


SCHLAFZIMMER


PIERRE. O Hena, was ist es nur, das so mich zu dir zieht? Ist es die Neugier, eine Neigung geerbt von Eva? Ist es deine Weisheit und Reife, deine Erfahrung und die Geborgenheit, die du mir gibst? Unsere gemeinsame Herkunft, so wie wir die Einzigen sind, übergeschwappt von der anderen Seite? Nur du verstehst mich, kennst dasselbe wie ich und viel mehr. Wir haben einzig und allein einander. Ist es doch, dass Schicksal unsere Wege hat kreuzen lassen. Wie schön es wär’, jeden Moment mit dir zu verbringen, doch die Welt wird was wir haben niemals verstehen. Sie haben ihre Menschlichkeit abgelegt und lassen sich vorschreiben, wie sie zu leben haben. Kann es so falsch sein, wenn sich nichts jemals richtiger anfühlte? Ich weiß, wir gingen andere Wege, machten andere Erfahrungen... Und doch wenn ich hier mit dir bin und deinen Herzschlag spüre und in deine Augen sehe, dann verbrennt alles Weltliche zu Asche und übrig bleiben zwei Seelen, die im großen Chaos des Lebens zueinander gefunden haben.


EINFAHRT


PIERRE. Ich sollte sie nicht mehr sehen, nicht mehr mit ihr sein auf diese Art. Ich fühl mich schlecht dabei, aber es muss sein. Sonst fühl ich mich noch schlechter. Ich habe mehr abgebissen als ich kauen kann. Ich mochte es, aber so kann es nicht weitergehen. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Wir mögen eine wahre Verbindung zueinander haben, aber diese Angelegenheit ist nicht gut für uns. Wir müssen es beenden. Das Höchste der Gefühle kann sie mir nicht mehr geben und ich ihr auch nicht. Nun bin ich lieber wieder auf mich allein gestellt. Daran gewöhnt bin ich sowieso und ein bisschen sehne ich mich wieder danach. Gerade scheint mir ein leeres Leben voller als dieses; eins mit Höhen und noch mehr Tiefen. Zu leben ist zu fühlen, aber man braucht auch Pausen. Ich weiß, was ich tun muss und ich tue es, so schwer es mir auch fällt. Aller Wärme, die sie mir entgegenbringt, begegne ich nun mit Kälte.


WINTERTAG


Helene und Pierre spazieren händchenhaltend durch einen Park.


PIERRE. Ist die Sonne nicht schön? Kaum zu glauben, dass du sie nicht aus Kindheitstagen erkennst.
HELENE. Sie scheint so stark. Ich werde sie ganz sicher kein zweites Mal vergessen. Auch nicht deinen Anblick, so wie du jetzt gerade aussiehst. Viel glücklicher aus als noch auf dem Mars. Ich bin so froh, dass wir hier sind. Denkst du, es kann Schicksal sein, dass wir aufeinandergetroffen sind?
PIERRE. Ja, ich glaube schon. Unser Begegnung kann kein Zufall gewesen sein. Denn zum ersten Mal fühle ich mich endlich, als wäre ich angekommen. In meinem Leben lief nicht alles perfekt und immer hab ich mich gefragt, wo es nur hinführen soll. Jetzt weiß ich, der Weg führt mich hierher. Plötzlich macht alles einen Sinn und all die Strapazen der Vergangenheit berühren mich nicht mehr. Es war alles wert. Helene, darf ich dir eine Geschichte erzählen?
HELENE. Ja, erzähl sie mir bitte.
PIERRE. Von wo ich herkomme, da ist ein Mythos seit Jahrtausenden weit verbreitet. Er besagt, wir Menschen sollen einst kugelförmig gewesen sein. Wir hatten zwei Gesichter, vier Arme und vier Beine. Wir waren stark und wagemutig. Eines Tages wollten die Kugelmenschen sich einen Weg zum Himmel bahnen und so haben die Götter die Menschheit bestraft. Man hat uns in zwei geteilt und seitdem wandern wir Menschen sehnsüchtig herum auf der Suche nach unser anderen Hälfte. Doch hier spazieren wir beide nun, Hand in Hand, und unsere Suche ist endlich beendet.


NACHT. SALLYS ZIMMER

Sally sitzt am Schreibtisch mit Tischlampe. Ein Band Uralter Zauberpapyri vor ihr, sowie zwei Wachsfiguren, weiblich und männlich, etwas Zauberstoff, ein Stift und 6 eherne Nadeln. Julia schaut zu.


SALLY (nimmt die männliche Figur, befestigt ihr den Zauberstoff am Kopf und beschriftet sie an allen möglichen Stellen).
JULIA. Das soll also ‘Wunderbarer Liebeszwang’ sein. Da bin ich mal gespannt.
SALLY (steckt der Figur Nadeln durch). Ich durchbohre dir, Pierre Melnik, das Hirn, damit du an niemanden denkst außer an mich, Sally Wilson. Ich durchbohre deine Augen, damit du sie nur für mich hast. Ich durchbohre deine Ohren, damit du nur noch meine Stimme hören willst. (Hält die letzte Nadel.) Und schlussendlich durchbohre ich dein Herz, damit es nur noch für mich...
(Pause.)


JULIA. Worauf wartest du?
SALLY (seufzt). Ich kann’s nicht. Es ist nicht richtig.
JULIA. Was ist schon richtig und was falsch? Hast du eine Ahnung, wie viele Menschen sich wünschten, sie könnten jeden kriegen?
SALLY. Viele natürlich. Denn Menschen sind leider nicht perfekt. Wir sind fehlerhaft und selbstsüchtig.
JULIA. Wir sind nicht fehlerhaft, wir sind zielgerichtet. Und du bist es auch, wenn du es willst. Du hast mir stolz davon berichtet, dass Pierre denkt, Eileen hätte ihn verpfiffen, dabei hast du es ihr gesteckt. Er schämt sich so sehr, er konnte mir nicht einmal die Wahrheit sagen. Du bist so weit gekommen... Möchtest du nun endlich glücklich sein, oder willst du es nicht?
SALLY. Doch, will ich. Deswegen kann ich es nicht tun. Es wäre eine Lüge. Du kannst dir Puzzle-Teile zurechtschneiden wie du willst, aber das richtige Bild wirst du nicht sehen. Er soll mich lieben von ganzem Herzen, so ehrlich wie’s nur geht. Und wenn er es nicht tut, dann soll er eben mit jemandem sein, der ihn glücklich macht. Ich bereue, was ich getan habe.
JULIA. Dann ist es besser, du vergisst ihn. Für dein Wohl. Du musst dich von ihm lossagen und wieder du selbst werden. Du wirst jemand neues finden. Jemand, der dich zu schätzen weiß.
SALLY. Ich will niemand anderen! Nur ihn. Ich wünschte, ich könnte weiterziehen, aber ich weiß, dass ich immer in ihn verliebt sein werde. Er kann nichts falsch machen. Egal, was er tut. Egal, wie sehr er mich ignoriert. Egal, wie oft ich ihn mit einer anderen sehe. Will der Schaden auch noch so groß sein, den er mir verursacht - ich werde immer zu ihm zurückkommen. Allein schmerzt es mir, an diese Vorstellung festzuhalten, dass wir eines Tages zusammenfinden. Doch ich kann nicht anders. Ich werde immer darauf hoffen. Ich werde immer bei ihm sein wollen.

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Arminius
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1226
Wohnort: An der Elbe


Beitrag15.05.2023 10:49

von Arminius
Antworten mit Zitat

Wirklich schön geschrieben. Fast schon druckreif. Nur mit den Beziehungen zwischen den vielen Namen komme ich noch nicht klar. Gerne mehr!

_________________
A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
Information is not knowledge. Knowledge is not wisdom. Wisdom is not truth. Truth is not beauty. Beauty is not love. Love is not music. Music is the best (Frank Zappa)
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Günter Wendt
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2861



Beitrag15.05.2023 11:13

von Günter Wendt
Antworten mit Zitat

Wenn das ein Theaterstück sein soll, das real aufgeführt werden soll, sehe ich ein großes Potential, an dem du unbedingt arbeiten solltest.

Vielleicht noch kurze Erklärungen einfügen. Wirklich nur kurze.
Der reine Dialog muss das erklären, was man nicht sehen kann. Wenn das für einen Dialog zu viel ist, kurz, sehr kurz, mit zwei bis drei Worten skizzieren.
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