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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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28.03.2023 22:47 Re: andacht von Constantine
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Hallo poetnick
ich mag deinen verträumten Fuchs, der lieber die Sterne betrachtet als auf Gänsejagd zu gehen. Diese verhöhen ihn und er scheint dies als Schmach zu empfinden (nach dem erzählenden LI zu urteilen), doch der große Wagen und was davor ist, scheint den Fuchs mehr zu faszinieren. Bis zur Dämmerung, wenn die Sterne verblassen und die schnatternden Gänse in der Ferne sich ihres Lebens freuen und wohl weiterhin den Fuchs verhöhnen.
Den Titel "andacht" verstehe ich mit innerer Ruhe und eher introvertierter Verfassung. Da geht es um jemanden, der in sich gekehrt ist und sich nicht ablenken lässt, nicht durch seinen Jagdinstikt oder Jagdtrieb, nicht durch Hunger, nicht durch Hohn, sondern lieber die Nacht und Stenenbilder betrachtet.
Soweit mein Verständnis.
Dein Gedicht an sich überzeugt mich in manchen Punkten leider nicht: Die gereimte Form empfinde ich als nicht gelungen und obwohl als Basis ein Prosagedicht mit Brüchen vorliegt, spüre ich keinen "Flow".
Ich markiere dir im Gedicht die Passagen, an den ich hängen bleibe.
poetnick hat Folgendes geschrieben: | ,
andacht
der fuchs ergriff
in sternumrankter nacht:
den himmel,
vergaß sich ganz
und selbst das jagen
den hohn der gänse, seinen schmacht
denn was war das,
vor diesem großen wagen?
die dämmerung
verrieb das bild der sterne
und näher als der wagen,
ein schnattern aus der ferne.
, |
Z.B. den ersten Vers könnte ich mir so vorstellen:
Zitat: | der fuchs vergaß
in klarer nacht
sich
- und selbst das jagen |
Warum "den hohn der gänse", Akkusativ? Was bedeutet "seinen schmacht"? Sollte es nicht eher "seine schmach" lauten? Ist dies bedingt durch den erzwungenen Reim? Würde ich überdenken.
Derletzte Vers mit der Endzeile:
Anstelle "verrieb" fände ich "vertrieb" passender, und beim "bild der sterne" kannst du kürzen, da du bereits mit den "großen wagen" ein Sternbild hast, könntest das "bild" sparen, da dies mMn klar ist.
Zitat: | die dämmerung
vertrieb die sterne
und näher als der wagen
schnatterte es aus der ferne |
Ich mag den Kontrast des nahen Wagens und des Schnattern aus der Ferne.
Soweit meine Eindrücke und vielleicht ist etwas hilfreiches dabei.
Deinen verträumten Fuchs mag ich.
LG Constantine
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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30.03.2023 21:29
von poetnick
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Hallo Constantine,
danke für diese eingehende Rückmeldung zu Stimmung, Story
und Gestalt des Gedichts. Freut mich, dass Geschichte und Gefühlslage dich angesprochen haben.
Für mich wertvoll zu hören, an welchen Stellen,
(und es sind einige), der Text für dich hakt, so dass kein rechter 'Flow' aufkommen mag.
Zitat: | Die gereimte Form empfinde ich als nicht gelungen | Von der Reimfom möchte ich mich hier nicht verabschieden; sie bettet die Stimmung für mich am besten ein.
Doch mich interessiert natürlich der Fokus, der sie für Dich als nicht gelungen auffassen lässt.
der ist nicht nur reimgeschuldet, obwohl willkommen - bezeichnet auch keine Schmach, die hier füchsig gar nicht vorliegt,
sondern den Hunger in der Nacht.
Zitat: | verrieb das bild der sterne |
über diese Stelle habe ich auch länger nachgedacht. Das 'vertrieb' bot sich an,
allerdings ist die Dämmerung kein rasant ablaufender Vorgang,
doch eher ein Schleichender, der die Sterne verblassen lässt.
Habe in der neuen Version 'zerrieb' eingesetzt. Das spricht auch etwas die allmähliche Ernüchterung von Reineke an.
Weiter habe ich Umstellungen vorgenommen; es lässt sich ja prima experimentieren.
So weit mal zu Deinen Anmerkungen und Anregungen - darauf hin eine neue Version.
Liebe Grüße - Poetnick
andacht
der fuchs besah
in sternumrankter nacht:
den himmel,
vergaß den Hunger
und das jagen
den hohn der gänse, seinen schmacht
vor einem großen wagen?
die dämmerung
zerrieb das bild der sterne
und näher als der wagen,
schnattern aus der ferne.
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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30.03.2023 23:10 Re: andacht von anuphti
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poetnick hat Folgendes geschrieben: | ,
andacht
der fuchs ergriff
in sternumrankter nacht: (vielleicht sternbestäubter?)
den himmel,
vergaß sich ganz (statt ganz, hier das selbst)
und selbst das jagen (und hier dann statt selbst vielleicht auch)
den hohn der gänse, seinen schmacht (mit schmacht habe ich kein Problem, das ist völlig klar!)
denn was war das,
vor diesem großen wagen?
die dämmerung
verrieb das bild der sterne (vielleicht verscheucht?)
und näher als der wagen,
ein schnattern aus der ferne. (sehr fein!)
, |
Lieber poetnick,
mir gefällt gerade der Fluss des Gedichtes mit den sparsamen Reimen, dem Fuchs, den Sternen und den Gänsen.
Und ich finde Version Eins tatsächlich runder, als Version Zwei.
Sehr gerne gelesen.
Reduzier es bitte nicht zu sehr!
Liebe Grüße
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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31.03.2023 12:00
von Constantine
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Hallo poetnick
Danke für deine hilfreiche Rückmeldung.
poetnick hat Folgendes geschrieben: |
der ist nicht nur reimgeschuldet, obwohl willkommen - bezeichnet auch keine Schmach, die hier füchsig gar nicht vorliegt,
sondern den Hunger in der Nacht. |
Jetzt ist auch hier der Groschen bei mir gefallen
https://www.dwds.de/wb/Schmacht
Wieder was gelernt. Danke.
LG Constantine
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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31.03.2023 12:41
von poetnick
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Hallo Constantine,
Constantine hat folgendes geschrieben:
Zitat: | Danke für deine hilfreiche Rückmeldung. |
gut konnte sich das sonst schiefe Bild dadurch erklären.
Habe gesehen, dass meine zweite Version ziemlich vermurkst war, bspw. durch die Dopplung Hunger/Schmacht.
Bin jetzt in einer sternklaren Nacht dem Fuchs nochmal auf die Spur gekommen. Version folgt.
Danke für deine Anmerkungen.
Liebe Grüße - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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31.03.2023 13:02
von poetnick
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Hallo Nuff,
danke auch dir, dass du dem Fuchs etwas Gesellschaft leisten konntest und einige Überlegungen für seinen Aufenthalt mitgebracht hast.
Über die gefühlige Annahme der Geschichte habe ich mich gefreut.
Den Vorschlägen von dir bin ich in der folgenden Version teilweise nachgegangen.
Mal schauen, wie es morgen wirkt.
Liebe Grüße - Poetnick
andacht
der fuchs ergriff
in sternbestäubter nacht:
den himmel,
vergaß sich selbst
und auch das jagen
den hohn der gänse, seinen schmacht
denn was war das,
vor diesem großen wagen?
die dämmerung
zerbrach das bild der sterne
und näher als der wagen,
ein schnattern aus der ferne.
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4943 Wohnort: unter Wasser
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31.03.2023 13:45 Re: andacht von gold
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poetnick hat Folgendes geschrieben: | ,
andacht
der fuchs ergriff
in sternumrankter nacht:
den himmel,
vergaß sich ganz
und selbst das jagen
den hohn der gänse, seinen schmacht
denn was war das,
vor diesem großen wagen?
die dämmerung
verrieb das bild der sterne
und näher als der wagen,
ein schnattern aus der ferne.
, |
deine Urversion gefällt mir, lieber Poetnick, denn sie zeigt Originalität:
anstelle von sternbestäubt.... sternumrankt (die Bilder, die die Sterne bilden, z.B. der große Wagen haben für mich durchaus etwas von einem Umranken), auch das (dynamische) Bildverreiben durch die Dämmerung gefällt mir. Und den Hit bildet natürlich das (nahe) Schnattern in der Ferne.
Zum Formalen: Die asymmetrische Form besticht mich ebenfalls.
Dein andächtiger Fuchs, dessen Andacht (leider?) bald beendet sein wird, ist mir sehr sympathisch, eine gewisse Vorliebe mich mit ihm zu identifizieren, hab ich gleich beim ersten Lesen entdeckt.
Liebe Grüße
gold
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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Berthold Wortedrechsler
Beiträge: 58 Wohnort: Schwaben
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31.03.2023 17:46
von Berthold
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Zitat: | andacht
der fuchs ergriff
in sternbestäubter nacht:
den himmel,
vergaß sich selbst
und auch das jagen
den hohn der gänse, seinen schmacht
denn was war das,
vor diesem großen wagen?
die dämmerung
zerbrach das bild der sterne
und näher als der wagen,
ein schnattern aus der ferne. |
Hallo poetnick,
dein Gedicht gefällt mir.
Vom Fuchs, der beim Anblick des Sternenhimmels - Zeit und Gänse vergisst.
Du hast diese 'Andacht' (feiner Titel) mit, wie ich meine, eindrücklichen Bildern und
Gedanken skizziert; nebst 'Schnattern' natürlich.
Das verwendete Metrum unterstützt den Lesefluss, die variable Zahl von Betonungen pro Vers
stört hier mE nicht. Sie spiegelt – nach meiner Lesart – die Selbstvergessenheit des Fuchses bei seiner Andacht.
Das "sternbestäubt" passt nach meinem Empfinden nicht so recht zu diesem Gedicht.
"denn was war das"
Diesen Vers bekomme ich nicht so recht zu fassen; gleichzeitig wirkt er auf mich ein wenig luftig. Sorry.
Die Schlussstrophe und den abschließenden Vers finde ich klasse.
Gern gelesen und gegrübelt.
LG, Berthold
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Peter Hort Klammeraffe
P Alter: 37 Beiträge: 744 Wohnort: Stuttgart
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P 31.03.2023 17:48 Hallo poetnick von Peter Hort
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Schön gemacht!
Beste Grüße
Peter
_________________ Wenn man es besser machen kann, dann soll man`s besser machen. |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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01.04.2023 15:15
von poetnick
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Hallo gold,
deine füchsisch mitschwingende Rückmeldung hat mich sehr gefreut:
gold schrieb:
Zitat: | Dein andächtiger Fuchs, dessen Andacht (leider?) bald beendet sein wird, ist mir sehr sympathisch |
Die Hinweise, die du dazu mitgegeben hast, ließen mich noch mal über einige Stellen nachdenken.
Es ist wie Wellenreiten, verschiedene Perspektiven beachten, das eigene Gleichgewicht halten und schauen, dass,
bevor es über mir zusammenbricht, sicheres Wasser zu erreichen.
Ich surfe noch.
Werde später noch eine neue Version einstellen.
Vielen Dank für deinen Beitrag.
Liebe Grüße - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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01.04.2023 18:03
von poetnick
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Hallo Berthold,
Berthold schrieb:
Zitat: | "denn was war das"
Diesen Vers bekomme ich nicht so recht zu fassen; gleichzeitig wirkt er auf mich ein wenig luftig. Sorry. |
damit hast du mich auf eine weitere Spur gebracht, bin dem mal nachgegangen; das Ergebnis ist in die kommende, neue Version eingeflossen.
Danke für deine Reflexionen und Anmerkung. Es freut mich, dass der Text im Ganzen anklingen konnte.
Liebe Grüße - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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01.04.2023 18:07
von poetnick
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Hallo Peter Hort,
Peter Hort schrieb:
Danke für deine Rückmeldung.
Liebe Grüsse - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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01.04.2023 18:12
von poetnick
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Hier nun die neuste Version - danke allen fürs spüren und einsenken in die
andacht
der fuchs ergriff
in sternumrankter nacht
den himmel,
vergaß sich selbst
und auch das jagen
den hohn der gänse, seinen schmacht
im funkeln fuhr er
diesen grossen wagen
zur dämmerung
verblich das bild der sterne
und näher als der wagen,
ein schnattern aus der ferne.
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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Berthold Wortedrechsler
Beiträge: 58 Wohnort: Schwaben
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01.04.2023 20:08
von Berthold
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Hallo poetnick,
ich meine, dein Gedicht liest sich nunmehr rund, kugelrund. Hut ab.
Zitat: | im funkeln fuhr er
diesen grossen wagen
zur dämmerung
verblich das bild der sterne |
Das Bild vom 'fahrenden Fuchs' – originell und gelungen.
Auch das hier gesetzte Apokoinu finde ich pfiffig.
Als Kurzer war ich ein großer Bewunderer von Füchsen, wusste schon damals, dass sie etwas Besonderes sind; hab Bilder und Bildchen von ihnen gesammelt etc. - Nun, dank deinem Gedicht, weiß ich: ich hatte recht.
Sehr gern gelesen.
LG, Berthold
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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