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Wie lange braucht ein Verlag wirklich, um ein Manuskript zu prüfen? Hier die Insider-Antwort:

 
 
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WolfgangStock
Erklärbär
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Beiträge: 2
Wohnort: München


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Beitrag26.03.2023 16:32
Wie lange braucht ein Verlag wirklich, um ein Manuskript zu prüfen? Hier die Insider-Antwort:
von WolfgangStock
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wie viel Zeit braucht ein gutes Verlagshaus, um ein unaufgefordert eingesandtes Manuskript zu prüfen? Sollten Sie nach 3 Monaten nichts von uns gehört haben, so passt Ihr Buchmanuskript leider nicht in unser Programm. So, oder so ähnlich, liest man auf mancher Homepage der Verlage. Leider können wir wegen der Vielzahl der Einsendungen keine Manuskripte zurücksenden oder individuelle Einschätzung mitteilen.

So weit, so gut. Drei Monate, uff! Der Verweis der Verlage auf die Monatsfristen suggeriert ein wenig, dass man sich intensiv mit den vielen Manuskripten befassen müsse, deshalb die lange Zeitspanne. Doch Hand aufs Herz, wie lange brauchen die Lektorate in den großen Verlagshäusern tatsächlich, um die Qualität eines Titel zu beurteilen?

Versuchen wir es einmal mit mathematischer Logik. Wir haben damals im Verlag rund 20 Vorschläge am Tag erhalten. Wenn man – sagen wir mal – pro Manuskript eine Stunde Prüfzeit ansetzt, dann benötigt man für die Manuskripte eines Tages 20 Stunden Prüfzeit. Bei 8 Stunden Arbeitszeit wären also 2 bis 3 Lektoren damit ausgelastet, von morgens bis abends Manuskripte zu prüfen. Sie merken schon, es wird kurios.

Ein Lektor hat vielfältige Aufgaben: Er muss Programme zusammenstellen, Verlagsautoren betreuen, die Novitäten lektorieren, Herstellung anleiern, Marketing koordinieren, mit dem Controlling im Clinch liegen, Pressearbeit anstossen, Messen besuchen, mit Journalisten sprechen, sich weiterbilden. Für die Beurteilung von unaufgeforderten Neulings-Projekten bleibt so gut wie keine Zeit. Sagen wir sehr großzügig: 5 Prozent der Arbeitszeit eines Lektors bleiben für die Begutachtung von Einsendungen.

Um das eingangs genannte Beispiel aufzugreifen: Einem Lektor blieben also pro Tag 24 Minuten Zeit für die Prüfung von 20 Manuskripten. Und dazu muss man wissen, dass Verlagslektorate sehr schmal besetzt sind. Da laufen keine fünf Lektoren für ein Fachgebiet rum, höchstens einer, allenfalls zwei. So sieht die Rechnung aus, und die Wirklichkeit nicht viel anders.

Die Vorstellung, ein Lektor würde sich eine Stunde in die Prüfung eines unaufgefordert zugeschickten Manuskriptes reinbeißen, ist weltfremd. Ein Lektor schaut sich bestenfalls ein Kurz-Exposé an, beim Manuskript die Gliederung, liest vorne, in der Mitte und am Schluß ein wenig, schaut auf die Vita des Autors – und hat dann sein Urteil. So läuft es ab. Bestenfalls. Um nicht zu sagen, die Ausnahme.

Denn ein Lektor im Verlag ist eine Fachperson mit Erfahrung. Ähnlich einem Musik-Experten, der schon nach den ersten Takten merkt, ob jemand wirklich Klavier spielen kann. Genauso gut erkennt ein versierter Lektor, ob ein Manuskript etwas taugt oder nicht. Ob es von Stil und Aufbau gut ist, oder nicht. Ob es ins Programm passt, oder nicht.

Ein erfahrener Lektor, das Manuskript vor sich, weiß schon nach Lesen der ersten Seite, wie der Hase läuft. Ich behaupte mal ganz frech, schon nach dem ersten Satz kann man beurteilen, in welche Richtung ein Manuskript kippt. Und deshalb läuft es genau so in den Lektoraten. Prüfzeit für die allermeisten Manuskripte: minutenschnell, bisweilen sekundenschnell. Das ist nicht weiter schlimm. Es ist professionell.

Das Drama liegt woanders. Schlimm ist, dass Autor oder Autorin – voller Hoffnung und Bangen – monatelang auf eine Antwort des Verlages warten. Falls überhaupt eine kommt.
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3221
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Beitrag26.03.2023 17:28

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Danke für deine Ausführung. Das bestätigt, was hier und da zu lesen ist: Hat ein Verlag (oder eine Agentur) Interesse, melden sie sich innerhalb relativ kurzer Zeit. Ausnahmen gibt es immer wieder, dass einige Wochen nach dem Einsenden doch nach dem Gesamtmanuskript gefragt wird - und darauf hoffen viele, warten daraufhin, ihr Glück woanders zu versuchen.

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Lyro
Geschlecht:männlichLeseratte

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Beiträge: 128
Wohnort: Deutschland


Beitrag26.03.2023 18:02

von Lyro
Antworten mit Zitat

Vielen Dank für den Einblick hinter die Kulissen.

Irgendwie ist es traurig, aber irgendwie auch verständlich.

Vor allem schreibst du:

"Ein erfahrener Lektor, das Manuskript vor sich, weiß schon nach Lesen der ersten Seite, wie der Hase läuft. Ich behaupte mal ganz frech, schon nach dem ersten Satz kann man beurteilen, in welche Richtung ein Manuskript kippt. Und deshalb läuft es genau so in den Lektoraten. Prüfzeit für die allermeisten Manuskripte: minutenschnell, bisweilen sekundenschnell. Das ist nicht weiter schlimm. Es ist professionell."

Es ist nicht nur professionell, es deckt sich eben auch mit der Realität.
Als potentieller Käufer gehe ich in den Buchladen und entscheide auch innerhalb von Minuten oder Sekunden, was mich anspricht und was nicht.
Gefällt mir Titel und Cover, schaue ich den Klappentext an. Dann die erste Seite, den ersten Satz. Ich kann im Laden ja nicht erstmal 5 Seiten lesen, ich habe ja noch anderes zu tun.
Wenn mich etwas anspricht, schaue ich später im Internet nach genaueren Infos, schaue nach Rezensionen etc.

Ich denke, der Käufer wird strengere Anforderungen stellen, weil er nun mal Geld zahlen muss und in den meisten Fällen nicht gerade wenig.
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Gerling
Geschlecht:männlichExposéadler
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Alter: 59
Beiträge: 2365
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Beitrag26.03.2023 18:13

von Gerling
Antworten mit Zitat

Es ist aber auch so, dass man Sachbücher und Belletristik nicht in einen Topf werfen kann. Darüber hinaus werden unverlangt eingesandte Manuskripte bei den großen Publikumsverlagen nicht von Lektoren geprüft, sondern von Praktikanten bzw. Volontären. Sollten die der Meinung sein, eine Perle entdeckt zu haben, landet diese dann auf dem Schreibtisch eines Lektors.

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Willebroer
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Wohnort: OWL


Beitrag26.03.2023 19:14

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Lyro hat Folgendes geschrieben:

Als potentieller Käufer gehe ich in den Buchladen und entscheide auch innerhalb von Minuten oder Sekunden, was mich anspricht und was nicht.


Also Bücher, die eigentlich schon alle Hürden überwunden haben und vielleicht sogar (potenzielle) Besteller sind. Als Lektor hat man dann vielleicht doch ein leichtes Bauchgrummeln, wenn man es abgelehnt oder (noch schlimmer) gar nicht richtig angeschaut hat.

Manchmal hat man allerdings das Gefühl, als ob jeder Bestseller eine solche Geschichte hinter sich hat. Vielleicht ist es ja verkaufsfördernd...

Davon abgesehen, kauft man ja auch nicht gleich alles, was einen zunächst anspricht.
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2832



Beitrag26.03.2023 20:25

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Im Durchschnitt mag das stimmen. In der Realität fallen die unterschiedlichen Aufgaben aber sehr unregelmäßig an. Es gibt Phasen, wo es viel Arbeit im Verlag gibt. Da werden wenig oder keine Manuskripte geprüft, und andere, wo weniger los ist, und mehr Zeit dafür bleibt. Insofern kann es durchaus mehrere Wochen bis Monate dauern, bis ein Manuskript tatsächlich überhaupt in die Hand genommen wird. Auch denke ich, daß nicht jedes Manuskript die selbe Prüfung durchläuft. Bücher, die allein schon vom Thema oder der Zielgruppe nicht in Betracht kommen, werden schon aufgrund des Exposés abgelehnt, bevor noch überhaupt ein Blick in den Text selbst geworfen wurde. Mitunter reicht auch schon ein Blick auf die Seitenzahl. Das braucht kaum eine Minute. Wodurch dann für die grundsätzlich Infragekommenden mehr Zeit bleibt.

Daß Verlage spätere Bestseller ablehnen, sollte einen nicht verwundern. Schließlich würden nur noch Bestseller produziert, wenn man selbige zuverlässig im Voraus erkennen könnte. Ich denke aber nicht, daß sich die Verleger oder Lektoren über eine solche verpaßte Gelegenheit grämen, denn sie erfahren es seltenst. Wer ein Buch fünf Minuten angelesen hat, erinnert sich ein Jahr und 6000 Manuskripte später nicht mehr daran, wenn es dann anderswo mit anderem Titel erscheint und ggf. Furore macht. Es sei denn, der Autor gäbe in einem Interview bekannt, welcher prominente Verlag seinen Weltbestseller nicht hatte kaufen wollen. smile


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Lyro
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Wohnort: Deutschland


Beitrag26.03.2023 20:49

von Lyro
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[quote="Willebroer"][quote="Lyro"]
Manchmal hat man allerdings das Gefühl, als ob jeder Bestseller eine solche Geschichte hinter sich hat. Vielleicht ist es ja verkaufsfördernd...

Das denke ich mir auch manchmal.
Wobei ich mich dann auch frage, weswegen das Buch denn nun zum Bestseller geworden ist? Wenn ich an 50 Shades denke, da wird das Manuskript ja zurecht abgelehnt worden sein.
Letztendlich war es einfach der richtige Zeitpunkt und viel Mundpropaganda.
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LaraMarieke
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

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Beitrag26.03.2023 21:38

von LaraMarieke
Antworten mit Zitat

Bzgl. Beststellern : zu den Erfolgsfaktoren kommen noch Algorithmen von Amazon... und bestimmt noch soziale Medien und ähnliches.

John Green hat auf Youtube eine lustige Geschichte zu seinem Buch "The Anthroposcene reviewed", in der er erklärt wie es bei älteren Leuten erfolgreich geworden ist. Reiner Algorithmen-Zufall.
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Maunzilla
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Beiträge: 2832



Beitrag26.03.2023 23:17

von Maunzilla
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Ein Bestseller muß nicht unbedingt ein gutes Buch sein. Schließlich kaufen es die Leute, bevor sie es lesen. (Und wie mehrere Untersuchungen beweisen, werden viele gekaufte Bücher gar nicht, oder nicht zu Ende gelesen.)

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Magpie
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Beitrag27.03.2023 09:44

von Magpie
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Das erinnert mich an ein Beispiel eines "meiner" Verlage: dort wurde ein Buch als Bestseller angepriesen, das wirklich extrem schlechte Rezensionen hatte (aber ein hübsches Cover und einen ansprechenden Klappentext). Als ich aus Neugier mal meinen Ansprechpartner beim Verlag fragte, warum sie denn mit einem Buch werben würden, dass so schlecht ankommt bei den Lesern, und ob das nicht den Verlag in ein schlechtes Bild rücken würde, meinte sie nur, dass der Erstverkauf das Buch als Verlags-Bestseller eingeordnet hatte und es eben weiter so beworben wird. Die Verkäufe sind wohl trotz der schlechten Rezis weiter recht gut.
Es würde wohl auch nicht so auf den Verlag zurückfallen, sondern eher auf den/die Autor:in.
Ein Verlag ist ein gewinnorientiertes Unternehmen. Es geht seltener darum, "gute" Bücher zu verlegen, sondern darum, viele Bücher zu verkaufen.
Das mag etwas frustrierend für diejenigen Autoren sein, die ihr Buch als das besonders gute sehen (was wir ja alle insgeheim tun!), aber es ist absolut verständlich aus Sicht des Unternehmens. Der Verkauf zählt mehr, als eine gute Bewertung.
Natürlich hilft Mundpropaganda von begeisterten Lesern auch, den Verkauf zu steigern, aber dafür muss ein Buch schon extrem den Zeitgeist treffen und herausragen.
Ansonsten ist es, wie Maunzilla sagt: viele Bücher sind Spontankäufe wegen Cover/KT ... und werden oft nie gelesen.
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schollek
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Beitrag27.03.2023 11:42

von schollek
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Gerade habe ich den " Top Thriller" BIEST von Jenk Saborwski, erschienen 23 im Piper Verlag, nach 24 gelesenen Seiten in den Papierkorb geschmissen. Dort steht zu lesen, wie der Profikiller eine Minderjährige ertränkt, weil sie ihm nicht richtig einen geblasen hat. So etwas ist für mich nicht lesbar und ich wundere mich, wieso ein Verlag diesen Mist druckt. Hatte der Lektor wirklich keine Zeit, sich mit dem Inhalt zu befassen?
Zum eigentlichen Thema:
Wenn ich nach Monaten, vielleicht Jahren mein Manuskript beendet und an Verlag geschickt habe, muss ich mit einer Absage rechnen. Völlig unakzeptabel ist aber, wenn diese ohne jede wirkliche Überprüfung durch das Lektorat erfolgt sondern vom Urteil einer z. B. Praktikantin abhängt, die unbeleckt von jeder Sachkenntnis ablehnt, was vielleicht ihrem Geschmack gerade nicht entspricht. Dafür habe ich mir die Arbeit nicht gemacht.
Mein Trost ist dann, dass ich letztlich für mich schreibe.
Meine beiden letzten Romane wurden mit Standartfloskeln abgelehnt. Ich habe daraufhin erst einmal mehrere Jahre das Schreiben eingestellt.
Jetzt habe ich es wieder aufgenommen, weil die Inhalte entweder autobiografisch sind oder zumindest eine autobiografische Tendenz haben. Das in Arbeit befindliche Manuskript ist für meine Familie gedacht, wenn es sonst keiner lesen will. (Nein, es ist keine Erotik sondern die Geschichte des Dorfes in den Jahren von 1900 bis 2000, all das, was ich aus Erzählungen usw. kenne). Das sei mein Trost und mein Antrieb zum Weitermachen.
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Magpie
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 48
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Wohnort: NRW


Beitrag27.03.2023 12:33

von Magpie
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schollek hat Folgendes geschrieben:

Wenn ich nach Monaten, vielleicht Jahren mein Manuskript beendet und an Verlag geschickt habe, muss ich mit einer Absage rechnen. Völlig unakzeptabel ist aber, wenn diese ohne jede wirkliche Überprüfung durch das Lektorat erfolgt sondern vom Urteil einer z. B. Praktikantin abhängt, die unbeleckt von jeder Sachkenntnis ablehnt, was vielleicht ihrem Geschmack gerade nicht entspricht. Dafür habe ich mir die Arbeit nicht gemacht.


Wenn man das vermeiden möchte, muss man sich an eine Agentur wenden.
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Taranisa
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Beitrag27.03.2023 12:50

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Zuerst wird "normalerweise" das Anschreiben in der Mail gelesen, in dem die allerwichtigsten Infos zum Manuskript enthalten sind. Passt das Genre nicht, dauert es keine zwei Minuten, um in eine Antwort-Mail zu schreiben: Dieses Genre wird von (Publikums-)Verlagen derzeit nicht nachgefragt und von uns daher nicht angenommen.
Auch nach Ansehen des Exposés reicht ein kurzer Satz als Anhaltspunkt (Thema ausgelutscht, zu wenig / keine Spannungskurve erkennbar, Schreibstil gefällt nicht...). Wenn ich nicht einmal ansatzweise weiß, warum mein Projekt abgelehnt wurde, weiß ich auch nicht, wo ich mich verbessern kann oder etwas ändern muss.
Ich prüfe vorab, ob die Agentur bezüglich Genre in Frage kommt, stelle die Unterlagen wie auf deren Homepage verlangt zusammen, gebe mir für das Anschreiben redlich Mühe. Auch, wenn Agenturen viel zu tun haben, eine kurze Rückmeldung, wenn die Mail eh geöffnet ist und sich Gedanken gemacht wurde, hilft mMn beiden Seiten. Weiß ich z.B., dass das Genre derzeit nicht angenommen wird, wende ich mich eher an (spezialisierte) Kleinverlage, statt weiter Agenturen anzuschreiben. Liegt es an etwas anderem, setze ich mich erst mit meinem Manuskript, Schreibstil usw. noch einmal ausgiebig auseinander, ehe ich es weiter anbiete. Und ich bin sicher, manche fragen doch bei den Agenturen nach dem Grund, sodass dort wieder eine Mail geöffnet, gelesen und in Ablage P verschoben werden muss.


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Arminius
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Wohnort: An der Elbe


Beitrag27.03.2023 12:50

von Arminius
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schollek hat Folgendes geschrieben:
die Geschichte des Dorfes in den Jahren von 1900 bis 2000, all das, was ich aus Erzählungen usw. kenne).


So ist "Buddenbrooks" entstanden (später Literaturnobelpreis). Na, wenn das kein Ansporn zum Weitermachen ist...


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schollek
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Beitrag27.03.2023 14:13

von schollek
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Genau darauf ziele ich ab. Und drunter werde ich es nicht tun.
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Fistandantilus
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Beitrag27.03.2023 14:22

von Fistandantilus
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@ Taranisa: Keine Frage, so wäre das wirklich wünschenswert. Meine Erfahrung in zwei Jahren Bewerbungen zeigt, dass mir etwa 20% der angeschriebenen Agenturen und Verlage absagen, beim Rest herrscht das übliche Schweigen. Absagen wiederum sind Standardmails, nur in den allerwenigsten Fällen finden sich ein paar Sätze tatsächlich zu Leseprobe bzw. Exposé. Das ist nicht schön, aber damit müssen wir wohl leben. Für mich bleibt es daher nach wie vor leider ein Stochern im Trüben.
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Gerling
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Beitrag27.03.2023 14:48

von Gerling
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Meine jüngsten Erfahrungen zeigen mir, dass die Grundidee des Projektes von entscheidender Bedeutung ist.
Ende 2022 habe ich mich von meiner Agentur getrennt. Im Dezember 22 hatte ich die Idee für ein neues Projekt. Im Januar 23 habe ich das Exposè geschrieben. Sehr umfangreich, da es von vornherein um drei Teile, sprich drei Bücher ging. Die Handlung erstreckt sich über mehr als 40 Jahre. Dann habe ich angefangen zu schreiben. Anfang Februar fragte ich mich, ob es nicht doch sinnvoller wäre, wieder eine Agentur zu suchen. Erneut stieß ich auf die üblichen Verdächtigen. Unter anderem die Verlagsagentur Kolf und die Agentur Gaeb. Beiden schickte ich das Exposè, keine Leseprobe, dafür aber eine Mail, in der ich das Projekt beschrieb. Und am Ende der Nachricht die Bitte um Rückruf. Rausgeschickt habe ich das alles am 27. Februar. Am 28. Februar rief mich Lianne Kolf an und gratulierte mir zu der ausgezeichneten Idee. Am 03. März hatte ich den unterschriebenen Vertrag im Briefkasten. Am 09. März sendete ich Frau Kolf die Leseprobe und den von mir unterschriebenen Vertrag. Zehn Tage später schrieb sie mir, dass sie die Leseprobe mit großer Begeisterung gelesen hat und bat um ein Telefongespräch. In diesem Gespräch haben wir die Strategie festgelegt. Wir bieten das Projekt zuerst exklusiv Rowohlt an, da ich dort unter Vertrag bin. Am 21. März rief sie mich erneut an, um mir mitzuteilen, dass die Abteilung Filmrechte ihrer Agentur von meinem Projekt total begeistert seien und sie versuchen wollen, die Filmrechte schon jetzt zu optionieren. Noch ist zwar nichts passiert, aber ich finde diese Entwicklung erwähnenswert. Ich schreibe jetzt seit siebzehn Jahren, habe vierzehn Bücher veröffentlicht, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.


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Bananenfischin
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Beitrag27.03.2023 14:57

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Gerling hat Folgendes geschrieben:
Meine jüngsten Erfahrungen zeigen mir, dass die Grundidee des Projektes von entscheidender Bedeutung ist.


Aber ist das nicht etwas, das eher nur für erfahrene, bereits veröffentlichte Autor:innen gilt? Bei dir wissen die Leute (oder lesen es im Anschreiben oder ergoogeln es sich), dass du eine Idee auch passend umsetzen kannst, entsprechend reichte schon das Exposé. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei einem Neuling funktionieren würde, da ist dann doch neben einer interessanten, marktfähigen Geschichte vor allem wichtig, dass die Umsetzung stimmt.

Ansonsten: Glückwunsch an dich zu dieser Entwicklung. smile


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Fistandantilus
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Beitrag27.03.2023 15:00

von Fistandantilus
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Ich wollte eben dasselbe wie Bananenfischin schreiben.
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Gerling
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Beitrag27.03.2023 15:01

von Gerling
Antworten mit Zitat

Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
Gerling hat Folgendes geschrieben:
Meine jüngsten Erfahrungen zeigen mir, dass die Grundidee des Projektes von entscheidender Bedeutung ist.


Aber ist das nicht etwas, das eher nur für erfahrene, bereits veröffentlichte Autor:innen gilt? Bei dir wissen die Leute (oder lesen es im Anschreiben oder ergoogeln es sich), dass du eine Idee auch passend umsetzen kannst, entsprechend reichte schon das Exposé. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei einem Neuling funktionieren würde, da ist dann doch neben einer interessanten, marktfähigen Geschichte vor allem wichtig, dass die Umsetzung stimmt.

Ansonsten: Glückwunsch an dich zu dieser Entwicklung. smile


Ja, das ist sicher ein wichtiger Punkt. Aber ich bin mir sicher, dass die Grundidee sehr wichtig ist. Wahrscheinlich noch wichtiger, als die Vita. Agenturen und Verlage sind auf der Suche nach Projekten, die anders sind. Die haben auch die Schnauze voll vom tausendsten Thriller über eine Serienkiller, der von einem Ermittler mit seelischen Problemen gejagt wird.


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Niederrheiner
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Beitrag27.03.2023 15:02

von Niederrheiner
Antworten mit Zitat

@Gerling: Das klingt super! Daumen hoch²

Jetzt bin ich neugierig, weil wir das Thema schon öfter hatten:
Besteht ihr bei Rowohlt auf Print, oder käme auch das Imprint (Ebook) wieder in Frage?
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Gerling
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Alter: 59
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Beitrag27.03.2023 15:18

von Gerling
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Niederrheiner hat Folgendes geschrieben:
@Gerling: Das klingt super! Daumen hoch²

Jetzt bin ich neugierig, weil wir das Thema schon öfter hatten:
Besteht ihr bei Rowohlt auf Print, oder käme auch das Imprint (Ebook) wieder in Frage?


Nein, dieses Projekt soll als Print erscheinen.


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