Alter Film, neue Synchro?

[Epiker]

In diesem Thread wende ich mich an die Liebhaber speziell alter Filme (1955 und älter) unter euch und das Thema „neu Synchronisationen“ dazu.

Ich hatte nämlich jetzt wieder so einen Fall. Kürzlich sah ich zum 1. Mal den Film „Im Westen nichts Neues“ von 1930 auf DVD, die dort verwendete Synchro war die Version von 2005. Klanglich und sprachlich war an der auch alles in Ordnung, aber es war eben gewöhnungsbedürftig das Bildmaterial eines offensichtlich uralten Schwarz-Weißfilms und dazu eine (technisch) saubere moderne Tonspur vor einem zu haben. Beides disharmoniert für mich einfach, jedoch im Falle von „Im Westen nichts Neues“ ging es noch und man konnte den Film bis zum Ende sehen.

Ich habe jedoch auch schon ein extremes Negativbeispiel gesehen und zwar eine DVD-Version von Abott & Costellos „Jack und die Bohnenranke“ von 1952. Die Bildqualität des Films war nicht gut (aber anscheinend gibt es von diesem Film auch allgemein keine gute Bildqualität mehr, auch nicht auf den englischen), alles sehr blaß und verwaschen und dann darüber eine super moderne Tonspur. Das hat Null harmoniert, ja der Gegensatz war sogar so groß, dass sich die Tonspur vom Bildmaterial „abgeschält“ hat und man sie die ganze Zeit als „darübergelegte, vom Bild losgelöste Fremdschicht“ wahrgenommen hat. Also das schlimmste was einem mit einer Filmtonspur passieren kann, falls verständlich wird was ich meine. Denn normalerweise sollte ja beides ein Ganzes ergeben.

Im Falle von alten Filmen heißt das für mich, dass man sehen und hören muss, dass beides, Ton und Bild, aus der gleichen Zeit kommen, der Ton muss also ein wenig knarzig und blechern sein, damit es passt.

Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich jedoch auch noch einmal von einem Positivbeispiel in Sachen „Bild alt/Ton neu“ erzählen und zwar James Whales „Das Haus des Grauens“ von 1932. Bei diesem merkte ich anfangs gar nicht, dass es eine moderne Synchronisation ist (bzw. von 1988), die Tonspur fügte sich harmonisch in den Film ein, dabei klang sie ganz normal, sie war also nicht künstlich auf alt getrimmt oder so. Und trotzdem passte es in diesem Falle, neben dem Schreiben habe ich gerade noch einmal den Film aufgedreht als Vergleich für mich selbst. Ich kann wirklich nicht sagen warum es bei „Jack und die Bohnenranke“ so schlimm misslungen ist, man es bei „Im Westen nichts Neues“ zwar heraushört, es aber erträglich ist und es bei „Das Haus des Grauens“ perfekt mit dem Bild harmoniert. Vllt. weil ein 1988 aufgenommener Ton doch anders klingt als einer von 2005? Besonders erheiternd, wenn dann auch noch bekannte Synchronstimmen zum Einsatz kommen, im Falle von „Das Haus des Grauens“ z.B. die deutsche Synchronstimme von Sylvia Fine aus der 90er-Sitcom „Die Nanny“ und die erste deutsche Stimme von Albus Dumbledore aus Harry Potter und trotzdem harmoniert es, ja fügt dem Film sogar eine Note bei, die z.B. dem englischen Original fehlt.

Wie ist das für euch so, habt ihr auch Probleme einen alten Film mit einer modernen Synchro zu sehen? Wenn ja, was stört euch so daran? Oder gefällt es euch so rum vllt. sogar besser?

Und bitte lasst in euren Posts den Satz „Dann eben im Original schauen“ zuhause, immerhin geht es hier ja speziell um Synchronisationen.

[ell]

Nur weil sich sonst niemand meldet, wollte nur sagen dass ich die Hill/Spencer-Synchronisierungen, die anscheinend teilweise den Inhalt völlig änderten, sehr faszinierend finde. Ein spannendes Thema. Ich schaue die Tage aber wenig synchronisiertes, bin deswegen ein bisschen aus den Entwicklungen dazu draußen.

[Selanna]

Was mir dazu einfällt: Ich habe vor einiger Zeit einmal wieder "Eins, zwei, drei" von Billy Wilder angeschaut. Die Synchronisation ist dort so undeutlich (obwohl alle so furchtbar schnell sprechen), dass eine Neusynchronisation dringend angebracht wäre.

[Ralphie]

Am besten wäre das Original mit Untertiteln, wie es in der Schweiz gehandhabt wird.

[Epiker]

Wobei so ein Lösungsansatz in der Hinsicht „umständlich“ ist, dass man dann nur noch mit dem Lesen der Untertitel beschäftigt ist und das gezeigte Bewegtbild nicht mehr voll genießen kann.

Von einigen Filmen die nie auf Deutsch bzw. für Europa erschienen sind, habe ich auch eine rein englische US-DVD zuhause, dabei habe ich schon mehrfach erlebt, dass die komplett ohne Untertitel daherkommen, nicht einmal mit englischen.